2. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Paderborn gegen SC Freiburg

Samstag, 24. August 2019

Benteler-Arena Paderborn

SC Paderborn - SC Freiburg

Das Vorspiel

Es ist Freitag, 11.15 Uhr, der Tag vor dem Spiel. Ich sitze in einem Internet-Café im Bielefelder Bahnhofsviertel, gleich neben dem "Movie", das zu meiner Kinder- und Jugendzeit mal das Vorzeige-Kino der Stadt war, ein "Art-House" sozusagen. Heute hängt da glaube ich nur noch die Leuchtreklame von einst an der Wand. Fakt ist: Ich bin wieder hier, in meinem Revier - mal wieder in meiner Heimatstadt und das Besondere ist, dass das morgige Auswärtsspiel des SC Freiburg nur rund 30 km entfernt von hier stattfindet - na ja, vielleicht sind es auch 40 aber weit ist es nicht. Im Radiospot für unsere Liveübertragung habe ich mir den Spaß gemacht, den SC Paderborn als "unbestrittene Nr. 2 in Ostwestfalen" zu titulieren. Durch die große Tradition und das öffentliche Interesse gebührt die Nr. 1 hier in der Region selbstverständlich der Bielefelder Arminia - meiner Arminia. Das mag ungerecht erscheinen aber wenn man sieht, was zuschauermäßig um meinen Stammverein DSC Arminia Bielefeld, wo ich voller Stolz die einstellige Mitgliedsnummer 7 trage, mit dem vergleicht, was in Paderborn abgeht - dann ist das einfach so. Morgen findet das erste Bundesliga-Heimspiel des SCP, der  mir ansonsten sehr sympathisch ist, nach dem Absturz bis in Liga 4, der Wiedereingliederung am "grünen Tisch" in Liga drei und dem zweifachen Aufstieg im Durchmarsch statt und was passiert? Gestern, zwei Tage vor dem Spiel, gab es noch 800 freie Eintrittskarten im Heimbereich, die wie Sauerbier angeboten werden mussten. Paderborn hat Unglaubliches geleistet, hat einen besonderen Trainer, einen mitreißenden Spielstil, darf jetzt erste Liga spielen und doch ist der SCP für die breite Öffentichkeit scheinbar irgendwie nicht sexy. Wenn du ein Stadion mit 60.000 Plätzen hast, sind 800 Restkarten zwei Tage vor dem Spiel nicht der Rede wert, aber in die kleine, enge Benteler-Arena passen ja nur 15.000 Zuschauer... (Ach ja: 1.000 Auswärtsfans aus Südbaden finde ich jetzt auch nicht so überragend... Das Spiel und der SCF verdienen mehr)

Die Entscheider in Paderborn, etwa Geschäftsführer Martin Hornberger, den ich vor ein paar Jahren mal auf der privaten Feier eines gemeinsamen Bekannten im VIP-Bereich der Schüco-Arena, also der Bielelder Alm, persönlich kennengelernt habe und mit dem ich seitdem immer mal wieder in Kontakt stehe, machen einen guten Job. Als unser SC Freiburg 2016 in der Benteler-Arena den Wiederaufstieg unter Dach und Fach gebracht hat, waren alle Paderborner äußerst angenehme Gastgeber. Das sind dann auch so Erlebnisse - das mit Martin, die Gastfreundschaft beim Freiburger Aufstieg etc. - die dafür sorgen, dass ich, was einem Arminen eigentlich strengstens "verboten" ist, große Sympathien hege für den morgigen Gegner; also im Allgemeinen - aber nicht morgen und nicht in dieser aktuellen Saison, denn da sind Paderborn und Freiburg Konkurrenten um einen der 15 Tabellenplätze, die zum Verbleib in der Bundesliga berechtigen.

Meine Auswärtsreise begann, weil Sommerferien sind und das Spiel in meiner Heimatregion Ostwestfalen stattfindet, bereits am Mittwochmorgen. Ich habe meine Frau, unsere beiden Kinder und sogar meinen Schwiegervater dabei. Ramon Emelido ist 72 und hatte seine karibische Insel bis letzte Woche noch nie im Leben verlassen. Dort lebt mein Schwiegervater tief im Inland quasi im Dschungel und streift üblicher Weise mit der Machete am Gürtel durchs Unterholz. Die Machete musste er selbstredend zuhause lassen, als er unserer Einladung nach Deutschland folgte - aber am Samstag sitz er mit seinem deutschen Enkel Ben im Gästebereich der Benteler-Arena in Paderborn. Ein paar Fußballspiele hat der ältere Herr aus dem Land, in dem Fußball keine-, Baseball aber eine sehr große Rolle spielt, bereits im Fernsehen verfolgt und dabei ein - na sagen wir mal - gewisses Interesse gezeigt. Ich bin mal gespannt, ob das Livespiel im Stadion ihn mitreißen kann. Das hängt natürlich wesentlich vom Spielniveau und Spielverlauf ab...

Vom SC Paderborn weiß man, dass die Mannschaft ziemlich radikal auf Angriff spielt und mit ihrer Beharlichkeit jeden Gegner nervt. Man weiß, dass sie immer weitermachen, egal ob sie 3:0 vorne- oder 3:0 hinten liegen. Die Paderborner verbinden dieses flammende Feuer durchaus auch mit fußballerischer Qualität und erreichten so in der vergangenen Saison, als Aufsteiger aus der 3. Liga, Platz zwei in der zweiten Liga und damit den direkten Aufstieg in die Adelsklasse. Vor ein paar Jahren waren sie da schon einmal, sind dann aber - übrigens gemeinsam mit dem SC Freiburg - (wieder) abgestiegen. Somit gab es schon mal ein Erstligaspiel des SC Freiburg in Paderborn; ich erinnere mich an eine Partie, in der unsere Schwarzwälder auf der Siegerstraße waren, verdient 1:0 führten aber dann, durch einen Riesenbock unseres damaligen Torwarts, Roman Bürki, das 1:1 kassierten und so zwei Punkte liegen ließen. Danach gab es in der zweiten Liga den Freiburger 2:1-Sieg, der zum Aufstieg führte, fußballerisch aber ein richtig schlechter Auftritt unserer Mannschaft war. Aber Fußball ist halt Ergebnissport.

Jetzt also erneut in Paderborn - gegen dieses spezielle, feurige Paderborn mit dem großen, von Trainer Baumgart geprägten Offensivgeist. Ich denke, das Spiel morgen wird über die Haltung entschieden. Wenn es dem SC gelingt, dem Feuer der Paderborner, die in ihrem ersten Heimspiel nach dem Aufstieg natürlich "brennen", sein eigenes Feuer mit ähnlich hohen Flammen entgegenzusetzen, könnte die mutmaßlich bessere fußballerische Qualität des Freiburger Kaders am Ende dazu führen, dass etwas geht für den Sport-Club Freiburg in Paderborn. Die Vorstellung, mit zwei Siegen in die Saison zu starten, lässt mich träumen, sie ist aber gleichzeitig so abstrus, dass ich auch nicht aus den Augen verliere, dass es richtig schief gehen könnte in Paderborn. Vor allem dann, wenn der SC Freiburg dem SC Paderborn nicht mit dem gleichen Feuer begegnet, wie es von den Platzherren zu erwarten ist. Unsere Jungs haben es also in der Hand, ob Ramon Emelido Baez aus der Dominikanischen Republik Fußballfan wird oder nicht (smile).

Pesonell ist vieles denkbar. Christian Streich könnte mit derselben Elf auflaufen wie gegen Mainz - die haben ihre Sache ja gut gemacht. Er könnte aber auch einige Spieler bringen, die beim Saisonauftakt noch nicht im Kader oder nur auf der Bank waren: Heintz, Haberer, Sallai, Jeong oder Kwon könnten in die Startelf rutschen. Ich persönlich glaube aber (anders als der "Kicker") nicht an das ganz große Rotieren. Haberer für Gondorf - eventuell. Aber sonst? Abwarten!

In Ostwestfalen scheint heute die Sonne - 28 Grad sind angekündigt, morgen, am Spieltag, übrigens über 30. Ich denke aber, das sind unsere südbadischen Fußballhelden eher gewohnt als die Ostwestfalen. Mit gedämpftem Optimismus gehe ich als Reporter in den zweiten Bundesligaspieltag. Ein Erfolg an der Pader, dann noch ein Heimsieg gegen Aufsteiger Köln - es wäre ein Traum. Das wäre eine 9-Punkte-Welle auf der unser Sport-Club dann durch die Saison surfen könnte, ohne ganz unten reinzurutschen. Es wäre großartig. Aber die Hürde Paderborn ist deutlich höher als sich das manch ein Freiburg-Fan vorstellen kann. Deshalb erst jubeln, wenn es vorbei und gewonnen ist. Und danach wird dann hier in Bielefeld, im Kult-Restaurant Kreta gefeiert...

Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Padeborn gegen SC Freiburg morgen Nachmittag ab 15 Uhr live bei baden.fm.

 

Das Fußballspiel

(Mein 947. SC-Livespiel)

Auswärtssieg in Paderborn! In einem sehr intensiven Kampfspiel setzte sich der SC Freiburg vor 14.320 zahlenden Zuschauern in der kleinen und engen Benteler-Arena, direkt an der A 33, mit 1:3 durch.

Das Spiel begann für die rund 1.000 SCF-Anhänger im Stadion und auch für mich, als Livekommentator bei baden.fm, wie ein Albtrum. Die schnörkellose Art des Aufsteigers, immer und gegen jeden mit seinen schnellen Außenstürmern auf Angriff zu setzen, war zwar allen bekannt und trotzdem kamen die Platzherren schon in der dritten Minute durch genau so einen Angriff zur 1:0-Führung. Ein Fehler im Freiburger Aufbauspiel brachte Paderborn in die Kontersituation, die sie so lieben - es folgten zwei schnelle Pässe und schon war Mamba auf dem linken Flügel alleine auf weiter Flur unterwegs und schlug Torwart Schwolow mit einem Flachschuss an den Innenpfosten, von wo der Ball ins Tor sprang. Beim SC häuften sich in der Folgezeit die Abspielfehler und nach genau einem solchen tauchte in der 9. Minute erneut Mamba alleine vor Schwolow auf. Nur die Geistesgegenwart und das schnelle und präzise Eingreifen des zurückgeeilten Schlotterbeck verhinderte das 2:0 - Mamba hatte schlicht zu lange gezögert und der junge Schlotterbeck dann alles richtig gemacht. 

Im Gegenzug gab es endlich mal eine Strafraumszene für die Gäste, die bis dahin wie die sicheren Verlierer dieser Paarung ausgesehen hatten: Ein Flanke von Schmid erreicht Petersen, der beim Kopfball aber leicht - und noch im regelgerechten Bereich - gerempelt wurde. Dadurch misslingt der Kopfball aus sieben Metern und geht über das Tor - ich selbst hatte schon zum Torschrei angesetzt, teils auch aus Verzweiflung, weil die ersten zehn Minuten der Partie zu desillusionierend auf mich gewirkt hatten. 

Nun beruhigte sich das Spiel ein wenig. Nach 20 Minuten dann endlich mal wieder ein Erfolg versprechender Angriff der Freiburger: Günters Flanke wird von SCP-Kapitän Strohdiek, der eine Grätsche versucht, klar mit der Hand abgewehrt - der Arm war dabnei weit vom Körper weggestreckt, so dass keine Diskussion aufkam: Elfmeter für Freiburg. Schnell rief ich das Studio, wurde live zugeschaltet und schilderte den baden.fm-Hörern, wie Waldschmidt mit kleinen Schritten anlief und den Ball halbhoch und scharf rechts neben den Pfosten ins Netz hämmerte. Gemessen am bisherigen Spielgeschehen war es allerdings ein äußerst glücklicher Ausgleich. In der Folgezeit häufen sich wieder die Chancen und Beinahe-Chancen für den SC Paderborn. Die Freiburger Abwehr - dieselbe, die gegen Mainz ohne Gegentreffer geblieben war - kommt ein ums andere Mal ins Schwimmen. Gewissen technischen Schwächen der Paderborner ist es zu verdanken, dass nicht mehr passierte. Die größte Möglichkeit, erneut in Führung zu gehen, hatten die Gastgeber in der 39. Minute: Einen Freistoß aus dem Halbfeld zirkelt Oliveira Souza auf den Kopf des aufgerückten Verteidigers Hünemeier - Glück für Freiburg, der Kopfall landet am rechten Pfosten.

Das Remis erscheint zu diesem Zeitpunkt sehr schmeichelhaft für die Gäste, die auf den erwartet engagierten und bissigen Gegner stoßen. Trotzdem hat der SCF dem SCP etwas voraus und zwar die individuelle Klasse einzelner Akteure. Diese wird in der 40. Minute deutlich als ein langer Ball von Lienhart am gegnerischen Strafraum von Petersen so exzellent verarbeitet wird, dass Innenverteidiger Strohdiek wie auch Torwart Huth das Nachsehen haben: Freiburg führt mit 1:2 und auf den Tribünen der Benteler-Arena - abgesehen von den Gästeblöcken - macht sich Ernüchterung breit.

Um ein erneutes Handspiel von Strohdiek im Strafraum geht es unmittelbar vor der Pause. Schiedsrichter Tobias Welz, ein Polizist aus Wiesbaden, der es am Samstagnachmittag nicht leicht hat, schaut sich die Situation nach einem Freiburger Freistoß auf Rat aus dem Kölner Keller noch einmal auf dem Bildschirm an. Dann entscheidet er sich gegen einen erneuten Strafstoß für Freiburg, wohl eine 50:50-Entscheidung, die genauso auch anders hätte fallen können. Ich selbst hatte die Aktion, das gebe ich ofen zu, von der Kommentatorentribüne aus nicht im Detail gesehen. Ich wusste erst gar nicht, was gerade geschah, als Welz zum Monitur lief. Viele Experten urteilten nach Betrachtung der Fernsehbilder, es hätte Elfmeter geben müssen. Mit der 1:2-Führung für den SC Freiburg ging es in die Halbzeitpause.

In der zweiten Hälfte rauften sich die Gäste vor allem in der Defensive zusammen, ließen kaum mehr Durchbrüche der Paderborner zu. Nur einmal noch wurde es richtig gefährlich: Der wendige und schnelle Antwi-Adjej setzte sich über rechts durch und schlug den Ball auf den heranspurtenden Collins, der auch mit der Fußspitze an den Ball kommt. Abgefälscht vom Allerwertesten von Lienhart, geht der Ball knapp am zweiten Pfosten vorbei. Ansonsten hatte der SC Paderborn in der zweiten Halbzeit, trotz vieler Anläufe und entsprechend viel Ballbesitz keine erwähnenswerten Tormöglichkeiten, was die Galerie in Harnisch brachte - fast bei jedem Zweikampf, den der SCF gewann, forderten die SCP-Fans Freistoß und ließem ihren Frust hörbar freien Lauf. 

In der ersten Minute der Nachspielzeit trumpfte ein Abschlag von Schwolow auf dem rechten Flügel auf. Strohdiek - schon wieder dieser Strohdiek - schien die Kugel in Strafraumhöhe sicher zu verarbeiten, der Paderborner Kapitän hatte aber nicht mit dem energisch nachsetzenden Höler gerechnet. Der eingewechselte Stürmer - Matchwinner gegen Mainz, in Paderborn aber zunächst in einigen Szenen "neben der Kappe" - erkämpfte sich den Ball, umkurvte Strohdiek und passte ihn flach zurück zu dem für die letzten fünf Minuten eingewechselten Chang-Hoon Kwon, der keine Mühe hatte, seine Bundesligapremiere mit einem Tor zu krönen. 1:3 für Freiburg, der Käse war gegessen und "King Kwong" war für den SCF geboren.

Verdient war der 1:3-Auswärtssieg aufgrund der Effizienz der Freiburger, die aus vier bis fünf guten Einschussmöglichkeiten drei Treffer machten und wegen der Leistungssteigerung der Defensive in der insgesamt kontrollierten zweiten Halbzeit, nachdem es vor der Pause relativ wild zugegangen war. Dass ein Bekloppter von der Haupttribüne der Benteler-Arena unmittelbar nach dem dritten Treffer der Gäste einen vollen Bierbecher Richtung Christian Streich und Freiburger Ersatzbank warf, sei nur am Rande erwähnt. Der Mann wurde dank Christian Streichs aktiver Mithilfe identifiziert und von den Ordnern aus dem Stadion geführt. Ob er eine Strafe, etwa ein Stadionverbot bekommt, ist bis dato nicht bekannt. Auch nicht, ob es ein Sponsor der Paderborner war, saß er doch auf den eher teuren Plätzen der kleinen Arena.

 

Das Nachspiel

Um schnell in die Interviewzone zu kommen, ließ ich meine Analyse und Spielerbewertung von Moderator Markus Schäfer während in der baden.fm-Bundesligashow der erste Musiktitel nach dem Schlusspfiff lief, aufzeichnen. Dann lief ich in die Mixedzone und kam tatsächlich rechtzeitig an, ließen sich die Jungs doch zunächst von ihren Fans feiern und gaben dann bei den Erst- und Zweitverwertern der  TV-Anstalten ihre Statements ab. Schwolow, Waldschmidt und Koch konnte ich dann fürs Radio und die HP des SC Freiburg befragen - alle Interviews, wie auch jenes mit Christian Streich, finden sich ungeschnitten auf der HP des Vereins unter www.scfreiburg.com. 

Als alles im Kasten war verabschiedet ich mich von einigen ostwestfälischen Kollegen, die mich noch von früher kennen und begab mich zum Presseparkplatz, wo mein Sohn Ben, sein dominikanischer Opa Ramon Emelido und, mit Dr. Stephan Mohrbach aus Soest, wohl einer der bekanntesten (Edel-) Fans des SC Freiburg auf mich warteten. Stephan hatte meinen Kleinen und den alten Herrn bei seiner Fußball-Premiere im Gästeblock kurzerhand etwas betreut - hatte dafür gesorgt, dass sie so lange wie möglich im Schatten und mit guter Sicht saßen, hatte Mineralwasser spendiert und sogar darauf geachtet, dass mein Schwiegervater um 17 Uhr - wie jeden Tag - seine Medikamente nahm. Das fand ich voll nett und wollte unbedingt, dass Stephan, der vor drei Jahren, nach dem Sieg in Paderborn, bei der Aufstiegsfeier im Bielefelder Restaurant Kreta dabei war, auch dieses Mal mit in Bielefelds Fußball-Kult-Restaurant kam, um mich für die informelle Unterstützung revanchieren zu können. So geschah es dann auch. Auf dem kurzen Weg über die A 33 von Paderborn nach Bielefeld rief ich nochmal in Freiburg an und bat Markus Schäfer, mir einen Mitschnitt von Kwons erstem Bundesligator zu schicken. Diesen leitete ich dann an das Team der SC-Presseabteilung weiter, die die Sequenz wiederum an den Torschützen weiterleiten wird. Vielleicht freut er sich ja und schickt sie in seine Heimat. So könnte die baden.fm-Bundesligashow auch mal in Südkorea zu Ehren kommen. 

Auf der Terrasse vom Kreta, wo wir im übrigen von meiner Schwester Elke überrascht wurden, die schon auf uns gewartet hatte, merkte ich erst, wie kaputt ich nach dem aufregenden Reportereinsatz bei großer Hitze in Paderborn war. Wir aßen gut, füllten unseren Flüssigkeitshaushalt auf und beendeten den Abend relativ frühzeitig. Im Haus meiner Mutter zog ich mir noch das Aktuelle Sportstudio rein, dann fielen mir die Augen zu. 3:1 gewonnen. Alles gut.

Die lange Heimreise am Sonntag verlief unspektakulär - Mittagspause in Butzbach, wie so häufig, inklusive.

Der heutige Montagmorgen begann mit dem Fußballtalk bei baden.fm. Im WZO-Verlag verfasste ich dann die allwöchentliche Kolumne "SC INTEAM" für alle Wochenzeitungen unseres Verlags zwischen der Ortenau und der Schweizer Grenze, immerhin knapp 300.000 Zeitungen. Hier - als Vorabveröffentlichung - die Kolumne für die Tagebuch-Leser:

 

SC INTEAM

 Erstmals in seiner vor 26 Jahren begonnenen und 20 Jahre umfassenden Erstligageschichte ist es dem SC Freiburg  gelungen, mit zwei Siegen in eine Saison zu starten. Der Erfolg im DFB-Pokal-Erstrundenspiel  beim 1. FC Magdeburg macht den Top-Start in die Saison 2019/2020 perfekt.  Drei Siege in den ersten drei Pflichtspielen sind jedoch kein Grund, von außen auch nur das Geringste an den grundsätzlichen Ansprüchen und Erwartungen an den  Sport-Club zu ändern: Klassenerhalt und das möglichst früh, das ist und bleibt die Perspektive. Der gute Rat, nicht in Euphorie zu verfallen und der Mannschaft mit Erwartungen zu begegnen, die sie nicht erfüllen könnte, basiert auf mehreren Beobachtungen. Betrachtet man die Gegner der ersten drei Pflichtspiele, Magdeburg, Mainz und Paderborn, kommt man schnell zu dem Schluss, dass Siege gegen diese Teams für den SC Freiburg zwar nicht selbstverständlich sind aber ganz sicher auch keine „Sensationen“. Vor jedem einzelnen Spiel war dem SC ein Sieg zuzutrauen. Dass er diesen jeweils tatsächlich errungen hat ist erfreulich, nicht mehr und nicht weniger. Schaut man auf die jeweiligen Spielverläufe wird deutlich, dass es in jedem der drei Spiele äußerst eng zuging. Bei Drittligist Magdeburg musste der SC in die Verlängerung, gegen Mainz fielen die drei siegbringenden Tore nach zuvor mehr oder weniger  ausgeglichenem Spiel erst in der Schlussphase und in Paderborn ließ der ostwestfälische Aufsteiger nach seiner frühen Führung drei, vier beste Torchancen aus, während der SC aus vier Tormöglichkeiten drei Treffer machte. Die Effizienz gab den Ausschlag, nicht etwa ein besonders starker Auftritt  des späteren Siegers. Zwar ist Paderborn bekannt dafür, sich in jedem Spiel zahlreiche Torchancen zu erarbeiten und viele davon liegen zu lassen – insofern war der Spielverlauf in der kleinen  Benteler-Arena keine Überraschung – Anlass für ausgelassene Triumphgefühle gibt der Auftritt beim Aufsteiger aber auch nicht. Für den SC Freiburg gilt es,  den im Ergebnis außergewöhnlich guten Start mit der gebotenen Demut zu verarbeiten, sonst wird es schwer, die Erfolgsserie am Samstag, 31. August, um 15.30 Uhr gegen den 1. FC Köln (live bei Sky und baden.fm) auszubauen. Wie in den  ersten beiden Bundesliga-Partien der neuen Saison, trifft der Sport-Club, so will es der Spielplan, erneut auf einen Gegner, den man realistisch gesehen  schlagen kann. Aber Achtung! Während der SC nach zwei durchwachsenen Leistungen zwei Siege verzeichnete, ist Köln, trotz guter Leistungen in Wolfsburg und gegen Dortmund noch ohne Punkte. Köln wird mit Wut im Bauch und   mit seinen Topstürmern Cordoba, Modeste und Terodde alles tun, um das Schwarzwald-Stadion zu stürmen. Es wird verdammt schwer... (Zitatende)

So, Freunde, das war es für Spieltag zwei. Ich bin bislang natürlich arg zufrieden - nicht nur von den Ergebnissen her. Die kleinen Defizite und Schwächen der SC-Mannschaft, um die es in den Bewertungen und Spielanalysen geht, sind ganz sicher der frühen Saisonphase geschuldet. Ich bin absolut sicher, die werden noch weitaus besser spielen als bei den drei Siegen zum Start der Saison. "King Kwon" könnte dabei eine große Hilfe sein - ich glaube, der hat einiges drauf, wenn er mal voll ins Team und ins Spiel integriert ist, wird der SC davon profitieren.

Ich bin also, mit Blick auf die Gesamtsaison, weiter sehr optimistisch, dass das gesteckte Ziel, Klassenerhalt, relativ problemlos erreicht wird. Gerne wiederhole ich mich hier sinngemäß: Wenn gegen Köln die Punkte sieben, acht und neun eingefahren werden, befände sich der SC auf einer Welle auf der er durch die Saison surfen könnte, womöglich stets mit einem gewissen Abstand zu den gefährlichen Tabellenplätzen. Vor dem ersten Spiel und auch im "Vorspiel" zum zweiten Spieltag hatte ich das so oder ähnlich formuliert und jetzt scheint es tatsächlich Realität werden zu können... Wenn, ja wenn... aber darum geht es dann Ende der Woche im Köln-Tagebuch.