22. Spieltag der Fußball-Bundesliga, FC Augsburg gegen SC Freiburg

Samstag, 15. Februar 2020, 15.30 Uhr

WWK-Arena, Augsburg

FC Augsburg - SC Freiburg

Das Vorspiel

Denk‘ ich an Augsburg in der Nacht; oder auch am Tag – ist eigentlich egal. Augsburg war meistens ziemlich schlimm. Fakt ist: Der SC Freiburg hat in der ersten Bundesliga noch kein einziges Spiel in Augsburg gewonnen. Schön waren die Kicks eigentlich nie, meistens gab es Kurioses zu erleben in der Fuggerstadt. Aber – das schicke ich jetzt mal vorne weg – dieses ist die Saison, in der der SC mit Negativserien bricht. Vor der Saison hatte der Sport-Club auswärts und auf höchstem nationalem Niveau noch nie in Paderborn, Düsseldorf und Mainz gewonnen – alles pulverisiert… Sieg in Paderborn, Sieg in Düsseldorf und Sieg in Mainz. Warum also bange machen vor dem Auswärtskick beim FCA?

Trotzdem erinnere ich mich natürlich an die bisherigen Auftritte dort und die beiden Spiele aus dem Jahr 2017 sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Im März  musste der SC – wie im Februar der laufenden Saison – nach dem Heimspiel gegen Hoffenheim (1:1) auswärts nach Augsburg (1:1). Damals trug sich zu, dass ich auf der PK vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim so sehr von Schmerzen geplagt wurde, dass ich vom Stadion direkt ins Josefskrankenhaus gefahren bin und wenig später wegen einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse unter ständiger Beobachtung auf einer Art Vorstufe einer Intensivstation lag. Das Heimspiel gegen „Hoffe“ ist in 27 Jahren SC-Reporter, das einzige Bundesligaspiel des SC, das ich verpasst habe. Ich bekam damals gerade eine Magensonde – also einen Schlauch durch die Nase in den Magen geschoben - als der junge Kollege David Zastrow, der heute die Stadionmoderation im Schwarzwaldstadion für baden.fm macht, in meiner Vertretung seine ersten Livereporter-Schritte machte. Ich litt wie ein Hund – nicht wegen David, sondern wegen der unangenehmen Behandlung und weil ich nicht im Stadion sein konnte…

Die Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die auch schon mal tragisch enden kann, habe ich zum Glück überstanden. Und obwohl ich, enorm geschwächt, erst am Donnerstag der Folgewoche und auf eigenen Wunsch wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wollte ich unbedingt am Samstag nach Augsburg und das Spiel übertragen. Ich bin dann auch per Bahn und ohne Umsteigen dahin und war froh als ich am Nachmittag auf meinem Reporterstuhl saß. Dummer Weise hatte der Schlauch der Magensonde – der geneigte Leser erinnert sich – offenbar die Stimmbänder leicht verletzt, jedenfalls bekam ich nach der zweiten oder dritten Liveschalte kaum noch ein Fiepen raus. Zum Glück verlief das Spiel relativ unspektakulär, sodass wir meine Einblendungen selten und kurz hielten…

Als ich das zweite Mal im selben Jahr nach Augsburg kam – diesmal war es Mitte Dezember – strotzte ich vor Gesundheit und nach 90 Minuten auch vor Freude und Zuversicht; der SC führte – nach frühem Rückstand aus der 1. Spielminute - mit 1:3. Wie geil war das denn!?  Tja und dann kam ein gewisser Alfred Finnbogason und machte in Minute 90.+1 und in Minute 90+3 seine Treffer Nummer zwei und drei in dieser Partie und sorgte für den 3:3-Endstand. Wieder kein Sieg für Freiburg in Augsburg…

Seither war ich noch zweimal in Augsburg: Ende 2018 bekam der SC mit 4:1 einen auf die Nuss und im Sommer 2019 war ich mit den damaligen E-Junioren vom FC Bad Krozingen in der Fuggerstadt, wo die Jungs ein international besetztes Jugendturnier als Zweiter abschlossen. Die Bubis spielten ein blitzsauberes Turnier und erreichten ohne Niederlage das Finale, wo sie allerdings gegen ein knallhartes und unfaires Team aus Finnland verloren.

Und jetzt heißt es wieder: Auf nach Augsburg!

Am Samstagmorgen fahre ich Ben zum Treffpunkt seiner (inzwischen) D1, die quasi noch vor dem Frühstück (Treffpunkt ist um 8.15 Uhr…) ein Vorbereitungsspiel in Buggingen bestreiten. Da kann ich dann aber nicht mit hinfahren, muss ich doch meine erste Etappe Richtung Augsburg hinter mich bringen. Ich fahre mit dem baden.fm-Toyota nach Friedrichshafen, wo ich gegen 11 Uhr den Schlüssel für ein Ferienappartement in Empfang nehmen werde, in dem ich abends übernachten möchte.

Gegen 13.30 Uhr müsste ich – passend zur Stadionöffnung an der WWK-Arena ankommen.

Nach dem historisch ersten Bundesligasieg des SCF beim FCA werde ich die üblichen Interviews einfangen und noch bis zum Bodensee Richtung Südbaden fahren. Am nächsten Morgen geht’s dann so zeitig heim, dass ich – wie ich es meiner Trainerin versprochen habe – am Mittag noch im Fitnessstudio trainieren kann, bevor im Fernsehen die Sonntagsspiele der Bundesliga übertragen werden. Köln gegen Bayern und Mainz gegen Schalke, das ist ja durchaus spannend. Wem ich die Daumen drücke ist dann auch abhängig vom Ergebnis in Augsburg. Gewinnt der SC diesmal tatsächlich bei den bayerischen Schwaben, bin ich für Köln und Mainz -ansonsten eher umgekehrt. Klar, der SC steht Samstag in Augsburg und eine Woche später gegen Düsseldorf am Scheideweg, könnte an den Punkt kommen, sich möglicher Weise neue Ziele zu setzen. Das macht die besondere Spannung in dieser Phase der Saison aus.

Was der SC rein sportlich und strategisch in Augsburg auf den Weg bringt, ist schwierig vorauszusagen. Der Einsatz von Robin Koch ist nach der blutenden Kopfwunde vom Hoffenheim-Spiel noch offen. Die Wahrscheinlichkeit seiner Einsatzfähigkeit ist aber groß. Vincenzo Grifo und Janik Haberer sind nach der Grippepause und den Kurzeinsätzen gegen Hoffenheim wieder hundertprozentig fit und wollen genauso kicken wie Amir Abrashi, der es gegen „Hoffe“, abgesehen von einer Szene richtig gut gemacht hat und in der zweiten Hälfte sogar Akzente nach vorne setzen konnte. Trainer Christian Streich hat vor Augsburg personell die Qual der Wahl. Das gilt auch für die Grundformation, Dreier- oder Viererkette. Gegen Hoffenheim hatten beide Versionen der Abwehrorganisation ihre Spielzeit und beide gelangen griffig – hinten stand die Null. Ich bin gespannt auf die Entscheidungen des Trainerteams…

 

Ich übertrage das Bundesligaspiel FC Augsburg gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 968. SC-Pflichtspiel als Livereporter im Radio)

Der SC bot den knapp 27.000 Zuschauern in der architektonisch etwas ungeschickten Augsburger WWK-Arena die fußballerisch beste Leistung seit dem erfolgreichen Rückrundenstart in Mainz. Ob das jetzt „trotz“ oder „wegen“ der personellen Umstellungen so war, ist schwer zu sagen. In jedem Fall hatte Trainer Christian Sreich seine Jungs durch drei namhafte „Verbannungen“ auf die Reservebank wachgerüttelt. In der Abwehr musste, wegen der schnellen Gesundung von Robin Koch und der starken Leistung von Manuel Gulde  als Einwechselspieler gegen Hoffenheim, für viele überraschend Dominique Heintz in Augsburg auf die Bank – trotz seiner heroischen Rettungsgrätsche im Anschluss an den Hoffenheimer Pfostenschuss, durch die der Pfälzer den sicheren Ausgleich verhindert hatte. Da Freiburg in der Grundformation 4-4-2 blieb, also nur zwei Innenverteidiger brauchte, blieb für die anderen Kandidaten – neben Dominique Heintz gibt es ja auch noch den österreichischen A-Nationalspieler Philipp Lienhart und den deutschen U21-Nationalspieler Nico Schlottberbeck – nur die Bank.

Da der im Schweizer Bischofszell geborene albanische Internationale Amir Abrashi seine Sache neben Nicolas Höfler im defensiven Mittelfeld gegen Hoffenheim gut gemacht hatte, blieb er in der Startelf, obwohl der vor seiner Grippeerkrankung neben Höfler „gesetzte“ Janik Haberer wieder fit war. Haberer, dessen Vertrag am Saisonende leider ausläuft und der mutmaßlich dem Ruf des Geldes folgen wird, lief im offensiven Mittelfeld, an Stelle des diesmal auf der Bank sitzenden südkoreanischen Nationalspielers Shanghoon Kwon, auf und bot eine starke Leistung. Kwon war also der zweite SC-Profi, der seinen Startplatz in Augsburg  abgeben musste; der dritte war kein Geringerer als Torjäger und Fan-Idol Nils Petersen, dessen Bemühen zwar immer riesig war, dem zuletzt aber zunehmend die Bälle versprangen, wodurch sein grundsätzliches kleines Manko, die Grundgeschwindigkeit, deutlicher hervortrat und der seiner schlechten Formkurve Tribut zollen musste. In Topform ist Nils für den SC unersetzlich, doch diese Topform hat er zurzeit nicht. So stürmten Lucas Höler und Luca Waldschmidt als Doppelspitze.

Zum Spiel: Der SC dominierte in Augsburg, zeigte feinen Kombinationsfußball mit guten und genauen Pässen. Die Überlegenheit der Gäste war so augenfällig, dass nicht wenige der Augsburger Zuschauer nach 20 Minuten anfingen, ihre Mannschaft auszupfeifen. Bevor das freilich zur allgemeinen Miss-Stimmung mutierte, schickte der FCA in Person von Richter in der 25. Minute einen Weckruf, als der Mannschaftskamerad von Luca Waldschmidt bei der U21-EM 2019 aus dem Nichts heraus zu einer Chance kam und einen 16-Meter-Schuss an den Außenpfosten setzte. Fortan war das Stadion hinter dem FCA und die Augsburger spielten ein bisschen mehr mit als zuvor.

Als Robin Koch, am Samstag nach seiner genähten Kopfwunde vom Hoffenheim-Spiel durch einen textilen Schutzhelm leicht gehandicapt, in der 38. Minute bei einer flachen Hereingabe neben den Ball trat, geschah das Unglaubliche: Augsburg, bis dahin klar unterlegen, ging durch Max mit 1:0 in Führung und lag auch beim Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg vorne. Ärgerlich!

Die Augsburger Führung lag aber nicht nur an dem Tor nach einem persönlichen Fehler eines Freiburgers, sondern vor allem daran, dass der SC erfolglos blieb, dass das gefällige Spiel der Gäste in der Nähe des Strafraums meist sein vorzeitiges Ende in der dicht gestaffelten FCA-Abwehr fand. Trotz (insgesamt) 73 Prozent Ballbesitz – vor der Pause war der Wert sogar noch deutlich höher – konnte der SC Freiburg in den ersten 45 Minuten nur zwei gute Tormöglichkeiten kreieren...

In der 10. Minute hatte Vincenzo Grifo, der auf der linken Außenbahn agierte, mit einem direkten Freistoß aus 30 Metern für Torgefahr gesorgt. Der in Augsburg umstrittene Torhüter Koubek war allerdings mit den Fäusten zur Stelle. In der 23. Minute hatte Jonathan Schmid gefühlvoll geflankt und Lucas Höler beim Kopfball aus acht, neun Metern gezeigt, dass ihm Nils Petersen beim Abschluss sicher überlegen ist. Ansonsten wusste Höler - das soll auch gesagt sein - in Augsburg aber durchaus zu gefallen. Ein Rückstand und nur zwei Chancen in 45 Minuten, das war angesichts der Dominanz des SC in der WWK-Arena keine wirklich gute Zwischenbilanz.

Nur gut, dass mit Janik Haberer dem wohl auffälligsten Freiburger Spieler schon kurz nach der Pause der hoch verdiente Ausgleich gelang. Zunächst holte das Schlitzohr einen Freistoß für sein Team heraus. Diesen schoss Jonathan Schmid an den Pfosten, während Torwart Koubek ins Leere griff. Der Abpraller landete bei Luca Waldschmidt, der die Zentrale mit einem Pass anvisierte. Der Ball prallte zu Haberer und dessen Schuss wurde von Framberger (un)glücklich abgefälscht, sodass Koubek chancenlos war. Schön war es nicht, das Tor, aner erzwungen und mehr als verdient.

In der Folgezeit hatten beide Mannschaften, vor allem aber der SC, Chancen zur Führung. Die Beste hatte wieder Janik Haberer, der einen langen hohen Ball von Robin Koch aus der Tiefe des Raumes direkt weiterleitete, das Ziel aber um Zentimeter verfehlte. Der Spielzug, langer hoher Ball aus dem Mittelfeld in die Zentrale scheint übrigens eine neue einstudierte Variante des SC zu sein. Sie erinnerte an den spektakulären Abschluss von Kwon in Köln. Ging Haberers Ball diesmal extrem knapp daneben, war bei Kwon Torhüter Horn mit einem Reflex zur Stelle. Vielleicht klappt es beim dritten Versuch...

Durch die Einwechslung des flinken und trickreichen Vargas hatte übrigens auch Augsburg noch ein, zwei aufregende Szenen im Strafraum, letztlich blieb es aber beim 1:1.

Angesichts des zwischenzeitlichen Rückstands war das gut für den SC, nimmt man den dominanten Spielverlauf als Betrachtungsgrundlage war der Auswärtszähler aus Freiburger Sicht fast zu wenig. Doch wer ist der SC Freiburg, dass man mit einem Auswärtspunkt in der Bundesliga nicht zufrieden wäre?

Also - alles gut.

 

Das Nachspiel 

1:1, wie im Hinspiel! 1:1 auch wie damals nach meinem Krankenhausaufenthalt, als ich nur noch fiepen konnte. Nur, dass das Spiel des SC diesmal irgendwie besser war. Das Kombinationsspiel hatte mich beeindruckt, die Dominanz; ärgerlich war, dass „im letzten Drittel“, wie alle Befragten in den folgenden Interviews einräumten, zu wenig gelang, kaum Torchancen heraufbeschworen wurden. Dass sei die „Königsdisziplin“, meinte zum Beispiel Janik Haberer, wenn die Räume gegen tief stehende Gegner – und Augsburg stand etwas überraschend extrem tief – immer enger würden, je näher man dem Strafraum käme. Auf dem Weg zur Mixedzone machte ich mir genau darüber Gedanken; und über die WWK-Arena. Vor rund zehn Jahren neu gebaut finde ich sie ziemlich vermurkst. Auf einer Plattform ganz oben ist eine Reihe mit Presseplätzen. Da die nicht ausreichten, wurde eine Bretterkonstruktion errichtet, also eine zweite Reihe auf einem Provisorium mit ständiger Gefahr, sich eine Beule am Kopf zu holen, weil man unter irgendwelchen Stahlträgern hindurch schlupfen muss. Wenn man dann mal sitzt, steht ein Pfeiler im Weg – mit etwas Pech mitten im Tor. In meinem Fall knapp daneben. Trotz der mit einem solchen zudem etwas wackeligen Provisorium erhöhten Sitzkapazität für Berichterstatter, musste BZ-Sportchef René Kübler zum Beispiel in Höhe der Eckfahne sitzen. Ich erzähle über diese Zustände und Begebenheiten, weil ich nach der Pressebesichtigung vom vergangenen Mittwoch im neuen Freiburger Stadion ganz sicher bin, dass es in dem Schmuckkästchen am Wolfswinkel besser werden wird. Keine Pfeiler, die welchem Stadionbesucher auch immer eine eingeschränkte Sicht geben und zudem werden die Presseplätze ganz nah am Spielfeld sein – ähnlich wie in Bremen und (früher) in Nürnberg, wo ich als Radioreporter des Gastvereins inzwischen auch hoch unter das Tribünendach verband wurde. Soll mich aber nicht kümmern, denn der Club spielt eh zweite Liga und mit dem Abstieg kriegt der SC es in dieser Saison jedenfalls nicht mehr zu tun. Da lege ich mich fest.

Ich also in der ob ihrer noch nicht so lange zurückliegenden Bauzeit etwas eigenartigen Augsburger Arena im Lift runter in die Mixedzone. Hier lief, wie häufig bei Renis-Spielen, alles sehr entspannt ab. Mit Koch bekam ich den Freiburger Spieler vor das Mikrofon, der durch einen persönlichen Fehler den Gegentreffer begünstigt hatte, was der mutmaßlich großartigen Karriere des Robin Koch aber sicher nicht im Wege steht. Robin ist eine coole Socke, gestand seinen Fehler natürlich ein und war auf eine ganz angenehme Art und Weise ein netter, natürlicher Gesprächspartner. Außerdem kam mit Janik Haberer der Torschütze des Ausgleichstreffers und einer der Besten im SC-Trikot an diesem Tag zum Gespräch. Auch dieses Gespräch lief locker flockig. Beide spielen mutmaßlich ihre letzte Saison beim SC, Robin wird eine hohe Millionensumme in die SC-Kasse spülen, Janik lässt seinen Vertrag auslaufen und wird dafür von seinem künftigen Club ein hohes Hand- beziehungsweise Zeichnungsgeld kassieren. So läuft halt das Geschäft.

Mein Geschäft beinhaltet immer noch den Besuch der offiziellen PK und das Interview mit Christian Streich. Die kurzen Talks mit Robin, Janik und dem Trainer sind auf der Homepage www.scfreiburg.com nachzuhören. Sie sind neuerdings an den Nachbericht des Clubs angehängt und daher leichter zu finden als bisher.

In Augsburg stieg ich wieder in den Lift und packte auf dem Brettergestell meine Sachen zusammen. Immerhin, die LAN-Verbindung zur Übertragung meiner Kommentare ins Sendestudio nach Freiburg hatte geklappt – das funktioniert in dieser Saison fast störungsfrei. Sogar in Augsburg, wo es eine Reihe von Mankos beim Stadion gibt und sicher das schlechteste Journalisten-Catering der Liga – noch spartanischer als beim SC, wo es immerhin ein Suppenangebot, die leckeren Frikadellen und die Schoki von Schwarzwald-Milch herausreißen. Der LAN-Anschluss hat funktioniert.

Als ich mein Zeug wieder in die Umhängetasche von Hummel gepackt und das Musiktaxi geschultert hatte, machte ich mich auf den Fußweg zum Presseparkplatz. Mit dem Hybrid-Toyota von baden.fm fuhr ich dann über die B17, die direkt am Stadion vorbeiführt Richtung Landsberg am Lech, wo Uli Hoeness eingesessen hatte. Kurz vorm Knast kreuzt die Autobahn, die mich zurück in die Bodenseeregion führte. Gegen 20.15 Uhr übernahm ich in Friedrichshafen den Schlüssel der über Booking.com für kleines Geld gebuchten Ferienwohnung. Im Grunde war es ein Zimmer mit eigener Terrasse (die mich als Nichtraucher nicht interessierte) in einer größeren Wohnung. Ob der tunesische Vermieter da selbst noch drin wohnt oder weitere Zimmer der Wohnung vermietet waren, weiß ich gar nicht. War auch egal. Ich ging schön essen, testete ein bisschen das Friedrichshafener Nachtleben aus und war gegen Mitternacht in meinem sauberen, für 39 Euro gebuchten Bett. Ich schaffte es am nächsten Morgen sekundengenau, um das Testspiel der Krozinger D1 bei SvO Rieselfeld mitzuerleben. Die torlose erste Halbzeit war sehr ansehnlich. Über die zweite Hälfte senke ich mal den Mantel des Schweigens…

Am Sonntagnachmittag schaute ich bei Sky, wie Köln gegen die Bayern verlor, danach galt es wieder mal ein Extrablatt für eine Bürgermeisterwahl zu produzieren und unter die Menschen zu bringen – diesmal in Heitersheim.

Der heutige Montag begann in der WZO-Redaktion wie (fast) immer mit dem Verfassen meiner Zeitungskolumne „SC INTEAM“, die das aktuelle Geschehen rund um den SC journalistisch beleuchtet. Der Text erscheint am Mittwoch in den Wochenzeitungen – heute schon hier im Reporter-Tagebuch:     

 

SC INTEAM

Nach dem 1:1 vor knapp 27.000 Zuschauern in Augsburg gibt es aus Freiburger Sicht drei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Die erste ist die jener SC-Anhänger, die den Kampf um den Klassenerhalt längst abgehakt haben und nun auf das Erreichen eines europäischen Wettbewerbs hoffen. Hier überwiegt die Enttäuschung, dass der SC trotz klarer Überlegenheit nur einen statt der greifbar nahen drei Zähler mit aus der Fuggerstadt gebracht hat.

Die zweite Sichtweise auf das Unentschieden ist ebenfalls ergebnisbezogen, gehört aber den Skeptikern, für die der sichere und möglichst frühe Klassenerhalt noch immer das Maß aller Dinge ist. Diese SC-Anhänger freuen sich über einen Auswärtspunkt, der ja für einen Club wie den SC Freiburg in der Bundesliga längst nicht selbstverständlich ist, und über den Umstand, dass durch die Niederlagen des Trios im Tabellenkeller, Düsseldorf (17 Punkte), Bremen (17 Punkte) und Paderborn (16 Punkte) der Abstand zu den Abstiegsplätzen  auf stattliche 16 beziehungsweise 17 Zähler angewachsen ist.

Beide Sichtweisen sind legitim und in sich schlüssig. Eine dritte Wahrnehmung ist jene, die zum Beispiel im Mannschaftskreis der Freiburger Elitefußballer die größte Bedeutung hat, wie aus den Äußerungen der Profis nach dem Spiel deutlich hervorging. Losgelöst vom Ergebnis wurde – einer seit Jahren gepflegten Freiburger Tradition folgend – allein die Leistung fokussiert und bewertet. Fußballerisch war das in Augsburg Gebotene eindeutig ein Schritt nach vorne. Das Passspiel – 84 Prozent der 658 (!) gespielten Pässe erreichten ihren Adressaten – war sicher und sehr ansehnlich. Die Zweikämpfe wurden zu 59 Prozent gewonnen und somit erfolgreicher gestaltet als etwa 13 Tage zuvor, beim letzten Auswärtsspiel in Köln (46 Prozent). Mit 73 Prozent Ballbesitz war der SC Freiburg das klar dominierende Team auf dem Platz. Selbst beim Sieg gegen Hoffenheim, als der SC in manchen Phasen nervös wirkte und manchen Ballverlust provozierte, hatte die Mannschaft nicht so „beieinander“ und sicher gewirkt wie jetzt in Augsburg. Dass primär in der ersten Halbzeit aus der Dominanz heraus letztlich viel zu wenige Torchancen kreiert wurden, war das Manko. Nach dem Wechsel gelang das bereits eine Spur besser. So fiel zum Beispiel der hoch verdiente Ausgleich durch Janik Haberer.   Demselben Spieler, der in Augsburg zu den Besten gehörte, fehlten bei einer fußballerisch hochwertigen Direktabnahme einer langen Koch-Flanke aus der Tiefe des Raumes nur wenige Zentimeter, um das Spiel  womöglich für den SC zu entscheiden.

Im Wesentlichen scheint Trainer Christian Streich nach der „Mini-Krise“ mit zwei bitteren Niederlagen an den richtigen Stellschrauben gedreht zu haben. Die positive Tendenz will das Team am Samstag durch einen Heimsieg gegen Düsseldorf (live bei Sky und baden.fm) fortsetzen.  (Zitatende)

Augsburg im Rücken – Düsseldorf vor der Brust. Für mich die Möglichkeit mich in Sachen SC Freiburg für ein paar Tage zurückzunehmen. Ich habe ja auch noch andere Dinge zu erledigen – hier im Verlag die redaktionelle Produktion der Wochenzeitungsausgabe Nr. 8 von ReblandKurier und Wochenblatt zu leiten, die Familie zu managen, Freunden und Bekannten gerecht zu werden. Am Donnerstag geht’s dann weiter. Gerade erreichte mich die Einladung zur PK vor dem Düsseldorf-Spiel am Donnerstag um 13.30 Uhr. Bis dahin widme ich mich jetzt den genannten Dingen – und den europäischen Wettbewerben im TV…

Bis demnächst…