26. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Geisterspiel: Leipzig - SC Freiburg

Samstag, 14. März 2020, 15.30 Uhr

Red-Bull-Arena, Leipzig

Leipzig gegen SC Freiburg

Das Vorspiel zum ersten Geisterspiel

 

Montag, 9. März, gegen 19.45 Uhr, Presseraum des früheren Neckarstadions, jetzt (glaube ich) Mercedes-Benz-Arena; ich hatte mir gerade ein Schnitzel reingepfiffen als der neben mir sitzende Kollege Roland Zorn die Nachricht erhält, dass er seinen Trip nach Paris, zum Spiel des BVB bei PSG, knicken kann. Zu unserer aller Irritation findet das CL-Spiel nicht nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, sondern auch unter Ausschluss von Presse und Hörfunk. Nur der oder die Rechte besitzende(n) TV-Sender sind vor Ort.  „Das können sie in Deutschland und in der Bundesliga nicht machen“ äußere ich und erhalte allgemeine Zustimmung.

Am Dienstag, 10. März, 13 Uhr erhalte ich indirekt eine Bestätigung meiner Einschätzung. In der Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem ersten Geisterspiel der Bundesligageschichte gegen den 1. FC Köln erklärt der Pressesprecher, dass üblicher Weise akkreditierte Journalisten, also solche mit Jahresakkreditierungen und so, dabei sein können. Es wird zwar, um jeden Missbrauch zu vermeiden, noch einmal gesiebt und kontrolliert aber die Berichterstatter werden im Stadion sein – und sie waren auch da.

Beim geplanten Geisterspiel Arminia Bielefeld gegen VfL Osnabrück am Freitag soll pro Medium nur ein Journalist zugelassen werden, lese ich im Internet.

 

Coronavirus und kein Ende – Deutschland steht Kopf. Meine Akkreditierung für das SC-Spiel am Samstag in Leipzig liegt vor. Es wird ein Geisterspiel sein, wenn es denn ausgetragen wird. Nachdem gerade eben die spanische „LaLiga“ den Spielbetrieb unterbrochen hat, könnte das ja auch in der Bundesliga noch passieren. Zumindest, wenn Spieler positiv getestet würden. Ansonsten denke ich, wird das mit den Spielen ohne zahlende Zuschauer so durchgezogen – zumindest mal bis zur Länderspielpause. Dann hätte vermutlich jeder Club ein Heim- und ein Auswärtsspiel ohne Zuschauer bestritten und es wäre eine „natürliche“ Pause gegeben.

Terminlich gibt es ja kaum Spielraum für Spieltagsverlegungen – vielleicht könnte man einen auf den Mittwoch zwischen dem 33. Und 34. Spieltag verlegen aber sonst…

Da die Zuschauer bei der Finanzierung der Erstligisten, nach Fernsehen, Sponsoring etc. ohnehin erst an dritter oder vierter Stelle stehen, scheint mir eine Phase von Geisterspielen naheliegend zu sein, solange keine Teams in Quarantäne gesteckt werden müssen. Für mich am Radiomikrofon ist das übrigens kein Problem. Ich werde das oft gefragt – aber erstens habe ich einen Kopfhörer auf, auf dem ich das baden.fm-Programm höre und zweitens bin ich aus meinen Anfangsjahren gewohnt, Spiele mit ganz wenig Zuschauern zu übertragen – von Bezirks- über Landes- bis zur Verbandsliga haben wir live berichtet - und unter anderem auch von den um mich herumsitzenden Leuten genau verstanden zu werden. Für einen Anfänger ist das problematisch. Ich erinnere mich schmunzelnd an Spiele wie Fichte Bielefeld gegen Ahmsen-Biemsen (oder so), wenn die Frau vom Stadionwirt Frikadelle kauend jedes meiner Worte mimisch kommentierte. Das war doch lustig. Also ich als Radiofuzzi kriege Geisterspiele hin…

 

Zwischenzeitlich war ich auf der PK des SC. Business as usual. Streich verwies in allen Corona-Fragen völlig zurecht auf die Experten an den Schalthebeln der Macht. Bock auf Fußball habe er trotz allem.

Sportlich wird die Mannschaft, die sich am Samstag mit den Nagelsmännern von Leipzig messen soll, sehr an die erinnern, die zuletzt in Dortmund und gegen Union Berlin durchaus überzeugen konnte. Wurde letzte Woche der verletzte Janik Haberer erfolgreich durch Robin Koch ersetzt, gilt es in Leipzig den verletzten „Dauerbrenner“ von der linken Bahn, Christian Günter, zu ersetzen, der sich gegen Union nach einem taktischen Foul seines Gegenspielers eine muskuläre Verletzung im Oberschenkel zugezogen hat. Kam gegen Berlin Nico Schlotterbeck für „Günni“ ins Spiel, könnte der U21-Nationalspieler in Leipzig in die Startelf rücken, spielt der doch genau in dieser Position auch in der Auswahl von U21-Coach Stefan Kuntz. Auf Nachfrage erklärte Christian Streich, dass es zwei, maximal drei Wechel geben könnte – das ist allerdings eine häufig gebrauchte Formulierung des Trainers. Ich gehe aus von Schwolow – Heintz, Lienhart, Gulde – Schlotterbeck, Höfler, Koch, Schmid – Grifo, Sallai – Petersen. Lucas Höler und Luca Waldschmidt sind die ersten Kandidaten für eventuelle weitere Wechsel.

…wenn, ja, wenn das Spiel denn ausgetragen wird. Meldungen aus anderen Ländern oder auch von der UEFA lassen vermuten, dass irgendwann auch die Bundesliga den Betrieb vorübergehend ruhen lässt oder die Saison sogar abbricht. Das sind Entscheidungen, die an höherer Stelle getroffen werden, nicht beim Verein. Eine Absage auch schon des bevorstehenden Spieltags wird von Insidern als möglich aber nicht unbedingt als wahrscheinlich eingestuft.

Meine Meinung, bei allem Bedauern über die Nachteile für Fans bei den sogenannten Geisterspielen: Solange keine Bundesligamannschaft in Quarantäne muss und individuell Spiele absagen muss, sollten die Spieltage durchgezogen werden – ohne Zuschauer, klar, das Ansteckungs-Risiko wäre offenbar zu hoch. Wenn man es schaffen würde, zumindest bis zur nominellen Länderspielpause durchzuhalten könnte man den Betrieb für drei Wochen einstellen, ohne die ganz großen terminlichen Probleme zu bekommen, vorausgesetzt, es geht dann in absehbarer Zeit weiter. Wenn man aber zugrunde legt, dass das Problem noch zwei, drei Monate besteht und voraussichtlich schlimmer wird, mit Millionen von Infizierten statt 1.700  oder 2.000 wie jetzt, dann kann das Thema doch nur sein: weiterspielen, weiterspielen, weiterspielen, so lange es eben geht, damit zumindest die wichtigen Entscheidungen, vor allem der existenziell wichtige Auf- und Abstieg, sportlich entschieden werden können und eine ordnungsgemäße Folgesaison gewährleistet ist.

Wenn ich unterstelle, dass der bevorstehende 26. Spieltag noch komplett ausgetragen wird – ich hoffe das sehr – treffen sich am Montag die Vertreter aller Bundesligisten um über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Die werden sich genau diese Szenarien vor Augen halten und beraten. Das wird spannend…

Es ist mir noch wichtig zu sagen, dass auch ich der Meinung bin, dass es letztendlich nur um Fußball geht. Das rechtfertigt keine Akzeptanz von Risiken für Leib und Leben.

Vielleicht ist der Corona-Virus sogar schneller als die DFL-Entscheider… Hannover 96 geht nach zweitem Corona-Fall in Quarantäne und beantragt Spielabsagen. Die erste Bundesliga ist noch nicht betroffen – die Infektionen rücken aber näher.

Dennoch hier mein Reiseplan nach Leipzig:

Nach der TV-Übertragung vom Zweitligaspiel Arminia Bielefeld gegen VfL Osnabrück fahre ich mit dem Auto nach Frankfurt, beziehe ein Zimmer im Stammhotel „Angel“, ganz nahe beim Hauptbahnhof und fahre am nächsten Morgen mit einem ICE ohne Umsteigen nach Leipzig. Nach dem Spiel, das in besonderer Atmosphäre stattfindet und bei dem ich – so die Absprache – auf dem kleinen Dienstweg zu den Interviews für die SC-Homepage und baden.fm komme (eine Mixedzone gibt es nicht), geht es ebenfalls binnen 180 Minuten im ICE direkt nach Frankfurt. Am späteren Abend komme ich da an, übernachte noch einmal im „Angel“ und fahre Sonntagmorgen heim.

So der Plan – ob er zur Ausführung kommt, entscheiden die Experten an den Hebeln der Macht… Wird gespielt, gilt:

Ich übertrage das Bundesligaspiel Leipzig gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 972 SC-Pflichtspiel als Livereporter im Radio)