27. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Spvgg. Greuther Fürth gegen SC Freiburg

Samstag, 19. März 2022, 15.30 Uhr *

Sportpark Ronhof Thomas Sommer *

Spvgg. Greuther Fürth - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Yes, ich hab‘ es geschafft! Unser WZO-Verlag produziert für die Stadt Bad Krozingen eine neue Bürgerbroschüre mit allen Informationen über die Stadt, Funktionsträger und so weiter. Mein Job war es in den vergangenen zwei Monaten, neben der normalen Zeitungs- und Radio-Arbeit, eine Unzahl von Gewerbebetrieben für diese Broschüre redaktionell vorzustellen. Und heute, auf den Punkt genau zum Abgabetermin, habe ich das Ziel erreicht, alle Texte fertig, wenn in einzelnen Einzelfällen auch die Freigaben durch die Unternehmen noch ausstehen – ich bin mit dem Marathon durch… Uff und irgendwie ein Stück Zufriedenheit. Jetzt bereite ich noch ein paar Stunden die nächste Ausgabe vom ReblandKurier vor und dann beginnt auch schon meine nächste Fußballreise: Auswärtsspiel in Fürth steht drauf und eine Hin- und Rückreise mit dem Zwischenziel Stuttgart steckt reisetechnisch drin. Für 17 Uhr bin ich im Funkhaus Freiburg angemeldet, wo ich – wie so oft freitags – den Hybrid-Toyota mit Senderbranding von baden.fm übernehmen werde. Dann geht es in die baden-württembergische Landeshauptstadt, die etwa auf der Hälfte meiner Fahrstrecke nach Führt liegt. Hier habe ich für zwei Nächte ein Zimmer in meinem Stammhaus „Hotel am Wilhelmsplatz“ gebucht. Natürlich habe ich das iPad dabei, damit ich heute Abend bei DAZN die Partie Bochum gegen Mönchengladbach schauen kann. Ich hoffe, dass meine Lieferung Jim Beam/Coke Zero zu Hause eingetroffen ist, dann nehme ich ein paar Döschen mit, damit die Abende in der Schwaben-Metropole nicht zu fad werden. Das nahe Vergnügungsviertel könnte zwar für Zerstreuung sorgen, ist aber irgendwie vom Niveau her grenzwertig. Dafür gibt es einen sehr guten Edel-Italiener direkt am Wilhelmsplatz, den ich bei meinen Aufenthalten dort regelmäßig aufsuche. Heute muss ich mal gucken, weil Bochum gegen Gladbach interessiert mich auch sehr… Vielleicht schaffe ich ja vorher, dort eine Kleinigkeit zu essen.  Danach werde ich dann die Fertigstellung meiner (fast) unzähligen Texte für die Bürgerbroschüre ein bisschen feiern, deshalb hoffe ich inständig, dass mein Spezialgetränk – ganz wichtig ist dabei, wegen der Kalorien, die „zero“ – bis zur Abfahrt von DHL geliefert wurde…

Morgen werde ich dann in aller Ruhe ausschlafen, entspannt frühstücken und dann in rund zwei Stunden ins Frankenland nach Fürth fahren.

Meine sportlichen Erwartungen sind zwiegespalten. Einerseits halte ich einen Freiburger Sieg für naheliegend und unglaublich wertvoll mit Blick auf die durch einen Erfolg zementierte Chance auf die Teilnahme am Europäischen Wettbewerb, andererseits weiß ich, dass das Spiel für den SC, zumal personell gebeutelt, nicht leichter wird als die Spiele gegen Wolfsburg und in Leipzig. Wer glaubt, das sei morgen eine klare Sache, kennt die Bundesliga nicht.

Natürlich hat Fürth gegen Leipzig mit 1:6 so richtig einen aufs Dach bekommen. Klar, aber so etwas passiert schon mal gegen ein Spitzenteam. Nicht zuletzt Christian Streich hat gestern daran erinnert, dass der SC ja auch in Dortmund mit 5:1 verloren hat. Im Folgespiel gab es übrigens einen 1:4-Auswärtssieg in Hoffenheim (Pokal). Fürth wird sich nach der Mega-Heimschlappe gehörig am Riemen reißen und mit Trotz aggressiv und siegeshungrig ins Spiel gehen. Gefühlt ist der Kick gegen den SC ja auch sowas wie die letzte Chance der Franken, vielleicht doch noch den Relegationsplatz zu erreichen… Mit anderen Worten: Das Kleeblatt, wie die Greuther Fürther gerne genannt werden, wird angespitzt sein. Der SC braucht volle Konzentration und mindestens genauso viel Aggressivität und Siegeswillen, um sich durchzusetzen. Wer frohlockend auf das 1:6 von voriger Woche schaut, verbaut sich den Blick für die Heimspielergebnisse der Fürther in den Wochen zuvor: Torlos gegen Stuttgart, 2:1-Sieg gegen Mainz, 2:1-Sieg gegen Hertha, 1:1 gegen Köln. Desolat ist anders… Das wird also eine knallharte Aufgabe, morgen im Frankenland.

Ich kommentiere das Bundesligaspiel Spvgg. Greuther Fürth gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr live vom Ronhof in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.045. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Beim torlosen Remis am Fürther Ronhof fehlten dem SC weiterhin Philipp Lienhart und Wooyeong Jeong, nach einer gerade erst überstandenen Corona-Infektion – neu im Kreis der Corona-Patienten war und ist Nicolas Höfler. Hugo Siquet und Maximilian Eggestein, die sich am Freitag erst wieder freigetestet hatten, waren wieder mit im Kader; Maxi Eggestein musste sogar gleich ran, um „Chico“ Höfler im defensiven Mittelfeld zu ersetzen. Im Übrigen setzte Trainer Christian Streich für das Spiel beim Tabellenschlusslicht auf eine Grundformation mit Viererkette. An der Defensive lag es nicht, dass dem SC ein Sieg in Fürth verwehrt blieb. Hinten ließ der SC nichts anbrennen, im Übrigen war Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, der jetzt in der Länderspielpause, in Sinsheim gegen Israel und/oder in Amsterdam gegen die Niederlande, vor einem ersten Einsatz in der A-Nationalmannschaft steht, bester Mann auf dem Platz. Was auffiel war die Leidenschaft, mit der Greuther Fürth eine Woche nach dem ehrenrührigen 1:6 gegen Leipzig zu Werke ging. Immer wieder bekamen die Fürther ein Bein oder einen Fuß in die Pässe der Gäste, sodass gefälliges Kombinationsspiel seitens des favorisierten SC leider nur selten zum Tragen kam.

Der SC hatte deutlich mehr Spielanteile aber nur wenige gute Einschussmöglichkeiten. Und da war dann auch schon mal Pech im Spiel… Etwa in der 13. Minute, als Roland Sallai aus gut 20 Metern draufhält. Torwart Andreas Linde kommt noch mit den Fingerspitzen an den Ball und lenkt ihn so an den Pfosten – diese Aktion wäre einen Treffer wert gewesen.

Der nächste Aufreger passiert in der 22. Minute. Es gibt Eckball für Freiburg und bei den üblichen Rangeleien im Strafraum geht Nico Schlotterbeck zu Boden. Freiburgs mutmaßlich wertvollster Spieler reklamiert heftig und neben mir auf der Pressetribüne sitzen zwei Kollegen vom ZDF, die die Szene in der Wiederholung auf dem Bildschirm sehen und mir so beschreiben: „Der Schlotterbeck wird geradezu niedergerungen. Wenn der Schiri Elfmeter pfeift, kann sich niemand beschweren.“ Also rechne ich mit einem Elfmeterpfiff, denn die Szene wird vom Kölner Keller überprüft. Aber Pustekuchen – es gibt keinen Elfmeter…

In der 28. Minute taucht der Fürther Tillmann frei vor dem ganz in Oranje angetretenen Mark Flekken auf, im Duell Mann gegen Mann beweist der von van Gaal einmal mehr ins Nationalteam berufene SC-Keeper seine Klasse.

Auf der Gegenseite spielt Roland Sallai Vincenzo Grifo an, der am Fünfmeterraum der Fürther ein Kabinettstückchen zeigt, mit dem linken Fuß draufhält, Keeper Linder kann den Ball aber um den Pfosten lenken. Dann ist Halbzeit. Der SC hat mich nicht voll überzeugt, hatte aber die besseren Chancen, vor allem einen Pfostentreffer, und es hätte vielleicht Elfmeter geben können – schade, das war mehr drin in den ersten 45 Minuten, auch wenn Fürth mit seiner großen Leidenschaft spielt.

Nach Wiederbeginn dauert es etwas, bis das Spiel Fahrt aufnimmt. Nils Petersen kommt für den etwas blass gebliebenen Ermedin Demirovic ins Spiel (58.). In der 66. Minute ist es dann Roland Sallai, der Janik Haberer bedient und der knallt den Ball mit „Schmackes“ an die Querlatte. Freiburgs zweiter Alu-Treffer, ich beginne an ein 0:0 zu glauben; manchmal soll es halt nicht sein…

In der 81. Minute schießt Führts Torhüter Linde bei einer missglückten Abwehraktion Roland Sallai an, von dessen Körper der Ball aber am leeren Tor vorbei geht. Na ja, in der Not hätte ich auch so einen kuriosen Treffer bejubelt… Es ist und bleibt aber ein 0:0-Spiel.

 Oder werde ich zum Propheten? Ich hatte vor dem Spiel gegenüber David Hildebrandt, der seinen Job in der von mir geleiteten Redaktion im WZO-Verlag gelernt hat und dann in die Presseabteilung des SC gewechselt ist, vorausgesagt: „Pass auf, es gibt ein enges Spiel, am Schluss stürmen Nils und Vincent Vermeij als Doppelspitze und der Holländer aus der U23 macht dann das Siegestor.“ In der Tat kommt der holländische Hüne Vincent Vermeij in den Schlussminuten zu seinem ersten Bundesligaeinsatz, stürmt tatsächlich neben Nils Petersen – nur der vorausgesagte Siegestreffer bleibt aus. Schade eigentlich. 0:0 am Ende eine mäßig interessanten Spiels im kalten, windigen und regnerischen Fürth.

 

Das Nachspiel

In Fürth ist nicht alles so gelaufen, wie ich es gerne habe. Das ging schon bei der Ankunft los, als ich einen nummerierten Parkplatz zugewiesen bekam, der warum auch immer einer der Parkplätze auf der großen Parkanlage war, der den weitesten Fußweg zum Haupteingang mit sich brachte. Bei Regen ist das blöd und mit Eintreffen auf dem Parkplatz hatte der Himmel über Fürth seine Schleusen aufgemacht. Ich habe dann erstmal gewartet, bis im Radio mein Vorbericht zum U23-Spiel gelaufen war. Danach habe ich mir meine Puma-Wollmütze aufgesetzt und bin zum Stadion vorgelaufen. Auf der Suche nach der richtigen Akkreditierungskasse schickte mich der Ordnungsdienst von Pontius zu Pilatus. Der erst von mir gefragte Kollege schickte mich zum Haupteingang. Vor dort hieß es, nee, bitte „an Kasse 1 oder 3, also links runter und dann zur Kasse.“ Da stauten sich die Fans, die Kassen waren noch zu – ich konnte es irgendwie nicht glauben, dass ich da richtig sein sollte. Also fragte ich nochmal, verwies auf die zwei unterschiedlichen Hinweise von vorher und wurde an einen mit Funkgerät ausgestatteten Ober-Muffti verwiesen, der meinte, die Akkreditierungskasse für Medienvertreter sei rechts runter. Ich erklärte, dass ich schon am Haupteingang war… ich solle daran vorbeigehen und dann zur Abholkasse gehen, die sei ausgeschildert. Das war sie dann auch, ich atmete auf und erklärte meinen Wunsch. „Nein“, hieß es jetzt, man habe das geändert, Medienvertreter müssten jetzt an Kasse drei ihre Akkreditierungen abholen, auf der anderen Seite vom Stadion. Ich war nahe dran durchzudrehen, blieb aber ruhig und dachte, der SC wird Euch schon sportlich bestrafen für so viel Dilettantismus. Ich lief also einmal mehr die ganze Stadionfront ab und stand schließlich vor Kasse 3, die noch immer geschlossen war. Irgendwann hatte ich dann meine Unterlagen, musste mir noch am Jedermann-Schalter mein Pandemiearmband holen und betrat die noch recht neue Haupttribüne. Die Plätze für uns Berichterstatter von Funk und Fernsehen waren auf halber Höhe – und trotzdem voll im Regen. Die LAN-Verbindung zum Streamen meiner Übertragung – das hatte man mir am Tag zuvor schon kleinlaut per Telefon mitgeteilt – funktionierte tatsächlich nicht aber das passte alles irgendwie ins Bild. Ich richtete meine 1B-Lösung, die berühmte LUCI-App auf meinem iPhone, ein und das funktionierte dann auch recht stabil. Die Übertragung war gesichert.

Trotzdem war alles was ich erlebt hatte irgendwie verkorkst und das Spiel durch die beiden Alu-Treffer, den nicht gegebenen Elfmeter und das 0:0 dann auch.

Trotzdem: „Immerhin ein Auswärtspunkt in der Bundesliga“, sagte ich am Mikrofon und dachte es auch als ich zurück zum baden.fm-Toyota auf der entferntesten Parkbox der riesigen Parkanlage zurückeilte. Es gab auch noch ein bisschen Stau in der Stadt, bis ich wieder auf dem Schnellweg Richtung Nürnberg und dann auf der Autobahn Richtung Heilbronn/Stuttgart war aber das bleibt nicht aus, wenn man – wegen des Wegfalls der Präsenz-PKs nach den Spielen praktisch zeitgleich mit den Zuschauern abfährt.

Um 20.30 Uhr war ich wieder in meinem Hotelzimmer in Stuttgart. Ich gönnte mir zwei mitgebrachte Jim Beam / Coke Zero als Aperitiv und ging ins Il Pomodoro auf dem Wilhelmsplatz.

Am Tisch direkt vor mir saßen zwei VfB-Fans, die so richtig reinhauen wollten. Erst gab es eine normale Portion Spagetti und dann noch eine Pizza. Die schaffte der Bursche mit dem Kalaidzic-Trikot aber nur gut bis zur Hälfte. Im Fortgehen erklärte ich den beiden, das sei typisch VfB Stuttgart: Zuviel wollen, zuviel bezahlen und es dann nicht zu Ende bringen. Sie hatten Humor und lachten kräftig. Wir frotzelten noch ein bisschen, dann zog ich mich in meine Gemächer zurück.

Der Sonntag verlief ruhig, ich schaute mal beim Landesligaspiel des FC Bad Krozingen vorbei – könnte sein, dass ex-SC-Profi Andreas Glockner die doch noch aus der Abstiegszone führt. Sonntag gab es einen verdienten 5:1-Sieg.

Der Rest war Kaffee und Kuchen mit der Familie, ein bisschen TV-Fußball und schon war wieder Wochenanfang und Redaktionsalltag. Das heißt auch: SC-Kolumne für den nächsten ReblandKurier:

 

SC INTEAM

Nach dem 0:0-Remis des SC Freiburg in Fürth enttäuscht abzuwinken, wird dem sportlichen Vergleich nicht gerecht. Da der SC, vor allem bei seinen Offensivaktionen, nicht gespielt hat wie ein Champions-League-Kandidat – wer hätte so etwas auch erwarten können? –  und Greuther Fürth nicht kickte wie ein Absteiger, war es am Ende genau das, was Trainer Christian Streich schon Tage vor dem Spiel am Fürther Ronhof prognostiziert hatte: Ein Bundesligaspiel zweier Mannschaften auf  Augenhöhe. Die Fürther zeigten im Spiel eins nach ihrer 1:6-Klatsche gegen Leipzig große Leidenschaft, warfen sich in jeden Ball und konnten so immer wieder das Freiburger Kombinations- und Passspiel unterbinden. Die zahlreichen Flanken, die dennoch in den fränkischen Strafraum flogen waren meist zu ungenau, sodass am Ende der 90 Minuten nur vier Schüsse der SC-Offensive, die wirklich  auf das Fürther Tor gingen, gezählt werden konnten; davon ging einer,  abgefeuert von  Roland Sallai, an den Pfosten und einer, produziert von Janik Haberer,  endete an der Querlatte. Torannäherungen dieser Qualitätsstufe hatte Greuther Fürth nicht zu bieten. Insofern war Freiburg näher dran am Sieg. Lässt man zudem den coronabedingten Ausfall der absoluten Leistungsträger Philipp Lienhart und Nicolas Höfler sowie das Fehlen weiterer Stammspieler wie Lukas Kübler (verletzt), Wooyeong Jeong (Corona) und Kevin Schade (verletzt) mit in die Beurteilung einfließen, bleibt am Ende kein Grund, dem Team in irgendeiner Form zu grämen. Ein Auswärtspunkt, wie ihn der SC mitgenommen hat,  war zum Beispiel einem  direkten Konkurrenten um die vorderen Tabellenplätze, 1899 Hoffenheim, bei Kellerkind Hertha BSC nicht vergönnt und die punktgleichen Leipziger kamen im Heimspiel gegen Frankfurt auch nicht über ein 0:0 hinaus. Die Bundesliga-Tabelle hat sich am 27. Spieltag also nur unwesentlich verändert.  Eine wiederholte Erfahrung lässt sich freilich   mitnehmen: Aus  der Favoritenbürde heraus und mit mehr Ballbesitz als der Gegner – in Führt waren es 61 Prozent – gestaltet der SC Freiburg eher selten siegreiche Spiele. Vielleicht hilft dieser Dämpfer schon jetzt, die Erwartungshaltung der Fans vor dem DFB-Pokal-Halbfinale am 19. April um 20.45 Uhr beim Zweitligisten Hamburger SV (live in der ARD, bei Sky und bei baden.fm) nicht ausufern zu lassen... (Zitatende)

So, Freunde der Sonne, jetzt ist es Montagabend – ich mache Feierabend. Übernächste Woche geht’s dann gegen die Bayern. Schnelles Umschaltspiel vom SC – da mache ich mir keine Sorgen. Ciao!