3. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen 1. FC Köln

Samstag, 31. August 2019, 15.30 Uhr *

Schwarzwald-Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - 1. FC Köln *

Das Vorspiel

Heute gab es eine Doppel-, im Grunde sogar eine Triple-Pressekonferenz beim SC Freiburg. Teil eins fand im Zäpfle-Häuschen hinter der Nordtribüne statt. An ein Schwarzwaldhaus erinnernd ist das geräumige Gebäude vor den Heimspielen des SC Freiburg Treffpunkt und Bierausschank für die SC-Fans. Der offizielle Bierpartner des SC Freiburg und der Sport-Club gaben hier heute um 12 Uhr die langfristige Verlängerung des Sponsoring-Vertrages bekannt. Mit dieser Mitteilung wurde aber auch klar, dass Rothaus nicht Namenssponsor des neuen Stadions werden wird, wie sowohl der Rothaus-Boss Christian Rasch als auch SC-Finanzgeschäftsführer Oliver Leki bestätigten. Leki teilte mit, dass zwar noch keine endgültige Entscheidung über die Namensrechte des neuen Stadions gefallen sei, die Gespräche  mit potenziellen Partnern für die Namensrechte am Stadion aber sehr weit gediehen seien, so dass in Kürze mit einer Verkündung zu rechnen sei.

Die zweite kleine Pressekonferenz, speziell für Fernseh- und Radiostationen und deren Vertreter fand im Vorraum des Kabinentraktes statt, wo sich an Spieltagen die Mixed-Zone befindet. Hier stand Luca Waldschidt uns bezüglich seiner erstmaligen Berufung in die A-Nationalmannschaft Rede und Antwort. Diese war zwar, offenbar durch ein Leck beim DFB, schon gestern an die Öffentlichkeit gedrungen, aber erst heute Mittag um 12 Uhr, durch Jogi Löws Bekanntgabe der Nominierten offiziell geworden. Luca erzählte, der Bundestrainer habe ihn gestern angerufen und über die Nominierung in Kenntnis gesetzt. Ausdrücklich dankte er seinem Vereinstrainer Christian Streich und den Mannschaftskameraden, die alle ihren Anteil an dieser Berufung hätten.

Die dritte und letzte PK des heutigen Mittags war dann die offizielle PK vor dem samstäglichen Bundesligaduell mit dem 1. FC Köln. Seine Mannschaft müsse in vielen Bereichen deutlich besser agieren als beim Auswärtsspiel in Paderborn, sonst hätte sie keine Chance, das Spiel zu gewinnen, betonte Christian Streich. Die punktlosen Kölner hatten vor allem bei ihrem Heimspiel gegen Titelanwärter Borussia Dortmund, dass sie erst in der Schlussphase verloren, durch starkes und besonders engagiertes Spiel auf sich aufmerksam gemacht - genauso spielstark und engagiert erwartet Streich die Kölner am Samstag im sowohl in Heim-, wie auch im Gästebereich restlos ausverkauften Schwarzwald-Stadion. 

In der Wartezeit zwischen der Bier-PK und dem Treffen mit Luca Waldschmidt hatte ich, der Bitte von Programmchef Reyk Heyer folgend, für baden.fm die Video-Interviews geführt, die der Sender auf seine HP stellt, der SC am Samstag in O-Tönen über die Videowand im Stadion laufen lässt und aus denen sich auch die Nachrichtenredaktion und der Moderator der baden.fm-Bundesligashow die O-Töne für die Nachrichten und die Vorberichterstttung zum 3. Bundesligaspieltag zieht.  Ich hatte also gut zu tun heute Mittag, zumal mir mit Nicolas Höfler, Christian Günter und Nils Petersen gleich drei Stammkräfte als Interviewpartner zur Verfügung standen. 

Mein Fazit am Ende: Ich trinke weiter Waldhaus-Bier. (Smile)

In der Tat ist Waldhaus ja nicht nur unser Presenting-Sponsor in der baden.fm-Bundesligashow, sondern ich bin auch Fan dieses Gerstensaftes aus dem Hochschwarzwald (am liebsten: Waldhaus ohne Filter). Und weil ich das bin und entsprechend öffentlich kundgetan habe, als Waldhaus noch lange kein Sponsor der Show war, sind sie es dann irgendwann geworden; erst Werbepartner unserer WZO-Zeitungen., dann Presentingsponsor der baden.fm-Bundesligashow. Und schlecht fährt die Brauerei damit scheinbar nicht, hat sie dorch gerade ihr Rekordjahr in Bierausstoß und Umsatz gefeiert. Will sagen: Die Produkte sind top, die Werbestrategie der letzten Jahre aber auch. 

Zurück zum Sportlichen: Der SC hat die ersten drei Pflichtspiele in Pokal und Liga gewonnen, ohne auf'm Platz restlos zu überzeugen. Nur welches Team kann schon so früh in der Saison von sich behaupten, in Topform zu spielen? Keines! Der SC wird noch deutlich bessere Leistungen abliefern als in Magdeburg, gegen Mainz und in in Paderborn, da bin ich sicher. Trotzdem steht er Ende Oktober in der zweiten Pokalrunde gegen Union Berlin und hat in der Bundesliga alle sechs möglichen Punkte eingefahren. Jetzt sollen es möglichst deren neun werden. Ob das Heimspiel gegen den 1. FC Köln ein solches Spektakel wird, wie die letzten beiden Aufeinandertreffen, weiß ich nicht - erinnere mich aber gerne daran. Der SC hat vorletzte Saison jeweils ein Video ins Netz gestellt und mit meinem Radiokommentar unterlegt. Das schaue und höre ich mir immer wieder mal an, denn es waren ganz besondere Spiele. Unter dem Link www.scfreiburg.com/videoscfr/der-sport-club-wuenscht-einen-guten-rutsch kann man das Hinspiel im Schneegestöber noch einmal erleben  und  unter www.facebook.com/watch/ die verrückten Schlusssekunden vom Rückspiel, die dem SC damals den sicheren Klassenerhalt einbrachten. 

Jetzt geht es also in einer deutlich entspannteren Situation für den SC erneut gegen die Kölner. Christian Streich hat in kleinem Kreis nach der PK eine taktische Überraschung angekündigt. Da bin ich mal gespannt. Nahe liegt eine Rückkehr zum 4-4-2 oder 4-3-3. Da Jérôme Gondorf sowohl gegen Mainz als auch in Paderborn nicht komplett überzeugen konnte, könnte er, so meine Interpretation der Streichschen Ankündigung, aus der Startelf herausrotieren. Da Janik Haberer laut Streich noch nicht für einen Startelfeinsatz in Frage kommt, ahne ich, dass der SC im 4-3-3 antreten könnte. Dann braucht es keine Doppelsechs bzw. keinen "Achter" im üblichen Sinne, sondern Höfler wäre zentral alleine vor der Viererkette, hätte aber rechts und links Adjudanten. Rechts vielleicht Frantz, links... schauen wir mal. Samstagnachmittag wissen wir mehr. Soll ich doch noch ein bisschen spinnen? Also links könnte ich mir dann Günter vorstellen, was einen Einsatz von Schlostterbeck als linker Verteidiger in der Viererkette ermöglichen würde. Dann wäre nur noch die Frage, wer neben dem "Hundertprozentmann" Lienhart - er gewann in Paderborn 100 Prozent seiner Zweikämpfe - in der Innenvertdeidigung kickt, Koch oder der ex-Kölner Heintz. Müsste ich wetten, würde ich auf Heintzi setzen, aber mal abwarten... Bei den drei Stürmern wären Petersen und Waldschmidt gesetzt - dazu könnte (wieder) Borrello oder doch schon "King Kwon" eine Rolle spielen, eventuell auch Sallai. Lassen wir uns überraschen - vielleicht war die Ankündigung einer taktischen Überraschung ja auch eine Nebelkerze und der SC spielt nach zwei Siegen nun zum dritten Mal in derselben erfolgreichen Formation. Tendierte ich vor dem Paderborn-Spiel, wie hier im Tagebuch nachzulesen ist,  zur später bestätigten Beibehaltung von Formation und Personalauswahl, rechne ich diesmal eher mit Veränderungen in der Startelf. 

Mein eigenes Vorprogramm ist eher klassisch - Dienst in der WZO-Redaktion, die zurzweit durch Urlaub und längerfristiger Krankeit eher überschaubar ist. So muss ich neben meiner eigentlichen Aufgabe noch Urlaubsvertretung machen und zum Beispiel ganz konkret an unseren ReblandKurier-Ausgaben im Bereich Kaiserstuhl und Tuniberg arbeiten.Ich habe also gut zu tun, bis ich mir Freitagabend ein Fläschchen Wein oder, wenn es wieder so warm wird, ein Waldhaus ohne Filter öffne, bei DAZN das Freitagabendspiel gucke - na ja, vielleicht auch nicht, wg. Leipzig - und dann am Samstag erwartungsfroh ins Stadion fahre. Meinen Schwiegervater aus der Dominikanischen Republik werde ich - Stand jetzt - wieder dabei haben; das Erlebnis in Paderborn hat dem alten Herren, der zuvor noch nie in seinem Leben in einem Fußballstadion war, sichtlich Spaß gemacht. 

 

Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen 1. FC Köln am Samstag ab 15 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 948. SC Livespiel)

 Oh je, ich bin spät dran... Das hat aber weniger mit der ärgerlichen 1:2-Niederlage mit dem Gegentor in der Nachspielzeit zu tun als mit einem durch Krankheit und Urlaub etwas geschrumpften Team bei mir in der WZO-Redaktion und dadurch bedingt einer erhöhten Schlagzahl. Da bleibt kaum noch Zeit und Muße fürs Tagebuch, denn außer einem Zeitfenster muss ja auch der Kopf irgendwie frei sein, um zumindest halbwegs berichten und/oder erzählen zu können. Knapp zwei Wochen nach dem Kick findet sich so ein Moment, da wir aber schon unmittelbar vor Hoffenheim stehen, mache ich es kurz:

Das Spiel gegen Köln war eigentlich ein typischer Remis-Kick. Das begann schon mit dem (zurecht) aberkannten Führungstor der Kölner und der schmeichelhaften Halbzeitführung des SC, begünstigt durch ein Eigentor von Czichos in der 40. Minute. Ein Kopfball von Modeste am Fünfmeterraum brachte sieben Minuten nach Wiederbeginn den Ausgleich und von da an sah es permanent nach einem 1:1 als Resultat eines mäßigen Spiels aus. Bis zur Nachspielzeit, in der Skhiri im Mittelfeld einen Zweikampf gegen Höfler und damit den Ball gewinnt. Höfler verzichtet auf das mögliche taktische Foul, etwa ein Festhalten, wordurch der Kölner ein Solo starten kann, das relativ kurios verlief, weil er einfach nicht angegriffen wurde; selbst in Strafraumnähe nicht, weil der ansonsten tadellos agierende Schlotterbeck auf einen Querpass spekuliert, "was er nicht darf, weil da ja noch zwei von uns sind - wir haben ja zu dem Zeitpunkt Dreierkette gespielt", wie Christian Streich später erklären wird. In jedem Fall lief dieser Skhiri praktisch ungestört (fast) von der Mittellinie bis in den Strafraum und schloss zum 1:2-Siegestreffer der Gäste ab. Unverdient war es nicht - wenn die Partie einen Sieger haben sollte, dann kam dafür eigentlich nur der 1. FC Köln in Frage, doch mit einem Unentschieden hätten die SC-Kicker, ihr Anhang und auch ich als Reporter freilich viel besser leben können.

Das Nachspiel

In den Wochenzeitungen am Oberrhein veröffentlichte ich wenige Tage nach dem Spiel die regelmäßige Kolumne "SC INTEAM" mit folgendem Inhalt:

SC INTEAM

Luca Waldschmidt wurde für die A-Nationalmannschaft nominiert und Alexander Schwolow hat sein Arbeitspapier in Freiburg verlängert. Öffentlich ließ er verlauten: „Ich freue mich sehr, Teil dieses besonderen Vereins zu bleiben (...)“.  Sowohl Waldschmidts  Fortschritte seit er das SC-Trikot trägt und sein  Aufstieg zum (potenziellen) A-Nationalspieler  als auch Schwolows Vertragsverlängerung und sein  Herz erwärmender Kommentar, sind Signale für junge, talentierte Fußballer, dass sich der Traum vom erfolgreichen Profidasein in Freiburg tatsächlich leben lässt, wenn Talent und Einstellung stimmen – den Rest besorgen Cheftrainer Christian Streich und sein Team – die Top-Ausbilder der Bundesliga. So könnte der Fußballhimmel über Freiburg Anfang September 2019 voller Geigen hängen, wäre da nicht dieser verflixte dritte Spieltag gewesen, an dem der SC Mängel in Abwehr und Angriff offenbarte. Lange sah es trotzdem nach einem Remis aus, ehe der Sport-Club, durch individuelles Fehlverhalten des sonst so verlässlichen Strategen Höfler und des sonst so zweikampfstarken Youngsters Schlotterbeck, in der Nachspielzeit das Siegestor der Gäste ermöglichte.  So wurde das Spiel  gegen Wiederaufsteiger 1. FC Köln mit 1:2 „vergeigt“.
 Spätestens mit dem  Abpfiff trat beim SC Freiburg und vor allem im Umfeld des Vereins Ernüchterung ein. Der Abstiegskampf hat begonnen. Für Träumereien ist kein Platz.  Dass beim Versuch, das neue alte Saisonziel zu erreichen, „Last-Minute-Heimkehrer“ Vincenzo Grifo mithelfen wird, ist fraglos großartig. Am letzten Tag der Transferperiode wurde die Rückkehr des italienischen Nationalspielers, der in Freiburg einst zum Star gereift war und nach eher unglücklichen Versuchen in Mönchengladbach und Hoffenheim in der zweiten Hälfte der Vorsaison auf Leihbasis eine große Hilfe für den SC  war,  perfekt gemacht. Äußerungen Grifos in einem Radiointerview bei baden.fm gegen Ende der Vorsaison und die Tatsache, dass er zuletzt nicht mehr im Hoffenheimer Kader aufgetaucht war, hatten eine solche Entwicklung für Insider  erwartbar gemacht. Vincenzo Grifo ist wieder da und das ist gut so, denn in Freiburg hat der Mittelfeldspieler und Standard-Spezialist bislang immer funktioniert.  Während Luca Waldschmidt, Vincenzo Grifo, Philipp Lienhart, Brandon Borrello, Changhoon Kwon, Amir Abrashi, Roland Sallai, Nico Schlotterbeck, Wooyeong Jong, Lino Tempelmann  und Niclas Thiede in   Auswahlmannschaften berufen wurden, tritt  der Rest  am Donnerstag, 5. September, um 16 Uhr in  Rheinfelden gegen den Schweizer Zweitligisten FC Aarau an. Dabei   werden auch Tim Kleindienst (Heidenheim) und Patrick Kammerbauer (Braunschweig) fehlen. Beide wurden am Montag transferiert. 

Man merkt, die Themen haben sich inzwischen halbwegs überlebt; die insgesamt 10 international angeforderten SC-Spieler sind wieder zurück, die A-Nationalspieler Lienhart (Österreich), Waldschmidt (Deutschland) und Grifo (Italien) blieben auf den jeweiligen Auswechselbänken und jetzt steht auch schon der vierte Spieltag vor der Tür.

Allerdings gab es da ja noch den Testkick in Rheinfelden gegen den Schweizer Zweitligisten FC Aarau. Was ich da erlebt habe und wie ich im Wochenblatt (Hochrhein-Ausgabe) darüber berichtet habe, fließt ins Vorspiel auf den Hoffenheim-Kick ein. Und den neuen Tagebuch-Eintrag starte ich sofort...