7. Spieltag der Fußball-Bundesliga, TSG 1899 Hoffenheim gegen SC Freiburg

Sonntag, 18. September 2022, 19.30 Uhr *

PreZero-Arena, Sinsheim *

TSG 1899 Hoffenheim - SC Freiburg *

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Rückblick auf Piräus:

Wie auf „Wolke 7“ räumte ich nach dem 0:3-Sieg meinen Technikkram in den Rollkoffer und begab ich zur Mixedzone; die ist in Piräus so angelegt, dass man die Spieler erst nach dem Duschen und Umziehen auf dem Weg zum Bus abgreifen kann. Als ich das geschnallt hatte, ging ich zu den - im  Europapokal üblich – getrennten PKs der Trainer. Zuerst sollte eigentlich Christian Streich an die Reihe kommen, hieß es, dann kam aber doch zunächst der Trainer der Griechen, ein nach der Niederlage enorm unter Druck stehender Spanier. Gleich zwei Dolmetscher mussten ran: Eine Dame übersetzte Griechisch-Spanisch-Griechisch, gefolgt von dem Griechisch-Deutsch-Übersetzer. Fragen von deutschen Journalisten an den Olympiacos-Trainer gab es allerdings nicht. Mein Eindruck: Die Luft wird dünn für den Übungsleiter in Piräus… Wegen der Mehrfachübersetzungen zog sich die PK lange hin, dann kam Christian Streich. Es ging deutlich flotter. Sascha Glunk deutete mir, dass wir das übliche Interview in der Mixedzone machen würden. "Weniger Protokoll, weniger UEFA-Kontrolle wegen Maskenpflicht" dachte ich mir und signalisierte Zustimmung. So geschah es dann auch – der Trainer kam in die Mixedzone, stand Rede und Antwort und auch sämtliche Spieler mussten noch durch diese Schleuse, wegen der aktiven Regeneration waren alle noch in der Kabine. So bekam ich auch noch Philipp Lienhart, Vincenzo Grifo und den Doppeltorschützen Michael Gregoritsch vor die „Flinte“.

Ich schickte alle Talks eilig nach Freiburg, wo Moderator Noah Schönberger sie als Audio-Beigabe zu seinem schriftlichen Artikel vom Spiel unter www.baden.fm anfügte und wo sie auch heute noch zu hören sind. Außerdem konnte die Nachrichtenredaktion am nächsten Tag die O-Töne ausschlachten. Dann fuhren wir ins Hotel nach Athen. Ich produzierte noch einen sogenannten Aufsager mit einer wertenden Spielzusammenfassung für die Morningshow und schickte sie an die entsprechenden Empfänger im Funkhaus, dann trotteten wir zu Ellen – also in das nette griechische Restaurant vom Vorabend. Es war noch Betrieb! Und tatsächlich versprach man uns, trotz der vorgerückten Stunde – 23.30 Uhr Ortszeit – noch zu bedienen. Ich orderte als erstes einen Liter Rotwein für uns drei, ansonsten gab es diesmal für alle drei das Gleiche zu essen – original in Griechenland – Gyros. Sehr lecker… Wir genossen den Sieg und den wunderschönen Tag in Athen und Piräus.

Wolfgang machte irgendwann schlapp, war müde vom Sightseeing und vom vierstündigen Stehen in der Gästekurve, wo die Sitzplätze von den Fans zu Stehplätzen umfunktioniert worden waren. Ich war voll Adrenalin vom Reportereinsatz und musste erstmal runterkommen. Uwe ließ sich nicht lumpen, orderte einen weiteren halben Liter Rotwein für uns zwei. Wir – beide Jahrgang 60 – genossen das Erlebnis „Europa League mit dem SC in Griechenland“ besonders. Wir wissen es glaube ich besonders Wert zu schätzen. „Das war wohl der beste Auswärtsauftritt auf internationaler Bühne in all den Jahren“, formulierte ich irgendwie glücklich, als Kommentator dabei gewesen zu sein, es erlebt zu haben. Sicher werde ich noch lange davon zehren und später mal meinen Enkeln davon erzählen; zumindest meiner Enkelin Lara, die es ja schon gibt…

Nach dem Frühstück am Freitag ging es zum Autovermieter und dann im Shuttle zum Flughafen. Uwe flog mit Swiss eine Stunde vor uns anderen, fand aber nette Gesellschaft von anderen Fans aus Deutschland, gut befreundete Geschäftsleute, die wir im Flughafen trafen.

Wolfgang und ich hatten jetzt viel Zeit aber mein junger Freund (35) besitzt eine American Express Platin Card, die ihm und einem Gast, in diesem Fall mir, Zutritt zu einer Lounge im Flughafen verschafft, in der man konstenlos Häppchen und Drinks genießen konnte und irgendwie ganz edel und in gemütlichen Sesseln und Sitzgruppen seine Wartezeit verbringen konnte. „Nicht schlecht, der Specht“, dachte ich.

Am frühen Abend, so gegen 18.30 Uhr MESZ waren wir wieder in Zürich. Ich staunte nicht schlecht über die Parkgebühren im abgelegensten Parkhaus P6 – 115 Euro; teurer als der drei Tage Fiat Doblo in Athen… Die Schweizer sind wahnsinnig, dachte ich.

Wir fuhren noch kurz an der Wohnung meines Sohnes Jérôme vorbei, wo ich am Mittwoch meine EarPods  vergessen hatte, ohne die ich mich irgendwie aufgeschmissen fühle, weil ich mit ihnen, ohne andere zu stören, Musik oder – meistens – Podcasts oder Hörbücher genießen kann; etwa, wenn die Familie etwas im Fernsehen schaut, das mich weniger interessiert, oder wenn meine Frau neben mir schläft.

Gegen 21 Uhr am Freitagabend war die Dienstreise nach Piräus abgeschlossen und ich wieder zu Hause; wohl wissend, dass übermorgen bereits der Kick in Hoffenheim auf die Jungs und auch auf mich warten würde.

Am Samstag war bei Familie Rischmüller auch Fußball angesagt: Saisonstart für Ben und seine Komplizen von der SG Markgräflerland in der C-Junioren-Landesliga. Gegner war der SC Lahr und der Aufsteiger aus Bad Krozingen schlug sich prima und den Gegner mit 3:0.

Ich spürte die ganze Zeit die Reisestrapazen in meinen Knochen und hoffte, dass das mit dem Alter zusammenhängt und dass die SC-Kicker am Sonntag frischer sein würden als der SC-Reporter von baden.fm…

Ich hatte mir für den Sonntag allerdings auch einiges vorgenommen, den „Doppel-Whopper“ sozusagen. Um 13 Uhr besuchte ich zunächst den Drittliga-Kick der U23 im Dreisamstadion gegen den VfL Osnabrück. Ich kommentierte das 1:1 in einem produzierten Vorbericht mit Trainer-O-Ton von Thomas Stamm und vier kurzen Liveeinblendungen während der spannenden 90 Minuten.

Danach musste ich mich sputen und düste in knapp zwei Stunden zur PreZero-Arena nach Sinsheim. Ich war gespannt, wie intensiv Christian Streich am Ende der zweiten Englischen Woche und nach zwei Spielen – gegen Gladbach am Sonntag und in Piräus am Donnerstag – in Sinsheim personell rotieren würde. Da ich frühzeitig vor Ort war und die Technik auf Anhieb funktionierte, hatte ich Zeit und Muße für ein gutes Abendessen im Presseraum. Dan ging ich auf meinen Arbeitsplatz und staunte, dort angekommen, nicht schlecht, als die Mannschaftsaufstellungen verteilt wurden: Es war zum dritten Mal in Folge die gleiche Startelf…

Ich übertrug das Bundesligaspiel TSG 1899 Hoffenheim gegen SC Freiburg live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

Mein 1.064. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

 

Der Kick, eigentlich ein Bundesliga-Spitzenspiel fand vor nur 24.000 Zuschauern statt. Der Gästeblock war voll, klar – der Rest… Plastikclub halt.

Das Spiel endete, genau wie vor einer Woche gegen Mönchengladbach, nach einem munteren, unterhaltsamen Kick, torlos 0:0. Hinten stand der SC bombig; wie (fast) immer, könnte man sagen, denn es war im zehnten Pflichtspiel der Saison bereits das sechste Spiel ohne Gegentor; bemerkenswert!

Vorne fehlte es trotz guter Angriffe und im Ansatz glänzender Möglichkeiten an Präzision beim letzten Pass und an den „richtigen Entscheidungen“. In einigen Szenen wäre ein Querpass besser gewesen als ein Schuss und solche Dinge. „Litz“ Doan, der häufig im Fokus stand, was total für ihn spricht, hatte in solchen Szenen oft das Pech an den Füßen. Etwas mehr Präzision beim Pass auf Gregoritsch, nach toller Balleroberung, gleich in der 1. Minute, hätte dem Spiel früh eine Richtung geben können. Spätere Strafraumszenen, zum Teil glänzend vom Japaner selbst herausgeholt, verliefen im Abschluss ähnlich unglücklich – sonst hätte der SC in Sinsheim, beim Plastikclub TSG Hoffenheim, der auch in der Bundesliga-Spitzengruppe in einem Derby gegen den Tabellendritten aus Südbaden sein Stadion nicht voll bekommt, sogar gewonnen. Das 0:0 ging aber in Ordnung.

 

Das Nachspiel

 

Fortsetzung folgt…