1. Hauptrunde im DFB-Pokal, SV Oberachern gegen SC Freiburg

Sonntag, 13. August 2023, 15.30 Uhr *

Dreisamstadion, Freiburg *

SV Oberachern - SC Freiburg *

Auswärtssieg! Auswärtssieg! (Big Smile)

Das Vorspiel

Ich glaub‘ es geht schon wieder los… Am Sonntag ist DFB-Pokal, erstes Pflichtspiel für unseren SC. Kleine Besonderheit: Gegner ist der Südbaden-Pokalgewinner SV Oberachern und gespielt wird im restlos ausverkauften Dreisamstadion, „unserer“ Kultspielstätte vergangener Jahrzehnte. Nein, der Abschied sei vollzogen, es sei jetzt aber irgendwie wie heimkommen, hat Christian Streich auf meine Frage geantwortet, ob der SC nun vor vollem Haus formvollendet Abschied nehmen wird, nachdem im letzten Pflichtspiel an der Dreisam, beim 3:0 gegen den FC Augsburg, pandemiebedingt nur 14.000 Zuschauer dabei sein konnten… Ein bisschen wie heimkommen. Ich kann die Worte verstehen, erlebe das aber anders, bin ich doch noch häufig da und habe ich doch erst am vergangenen Sonntag im Dreisamstadion gesessen und das Spiel der U23 gegen den MSV Duisburg kommentiert. Routine ist es trotzdem nicht; ich freue mich natürlich auch wie Bolle, dass wir die kürzeste aller Auswärtsspiel-Anreisen haben, dass die Bude voll ist und dass die Fans mit Sicherheit, mit dem Schalk im Nacken „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ skandieren werden. Die erste Hauptrunde im DFB-Pokal, das ist stets das äußere Zeichen dafür, dass die Saison beginnt, dass es jetzt wieder losgeht mit SC-Spielen im Wochenrhythmus – mindestens…

Und weil nächste Woche Bundesligastart ist, bin ich mal wieder dran mit dem Kommentar zum Weltgeschehen in unserer Wochenzeitung ReblandKurier. Ich lasse Euch gerne an meinem Entwurf teilhaben:

 

Der Kommentar

Die Bundesliga ist zurück

von Frank Rischmüller

Am kommenden Wochenende startet die Fußball-Bundesliga in ihre 61. Saison. Es wäre schlicht gelogen zu schreiben, es sei alles Gold, was da glänze. Die Bundesliga steht im Kreuzfeuer der Kritik: Es gibt Fußballfans, die sehen die deutsche Top-Liga von der europäischen Konkurrenz, etwa der englischen „Premier League“ oder der spanischen „Primera Division“, abgehängt, weil  internationale Investoren, wegen  der  in der Bundesliga geltenden „50+1“-Regel, fern bleiben. So fließt im deutschen Spitzenfußball zwar horrend viel Geld aber noch deutlich weniger als bei der enteilenden Konkurrenz in den Nachbarländern. Das kann man so sehen und gut oder schlecht finden. Andere, eher traditionell orientierte Fußballfans  wenden sich vom Profifußball und damit von der Bundesliga ab, weil sie, wegen  der finanziellen Auswüchse, die es auch hier zu beobachten gibt, und/oder wegen  zunehmenden Macht und Präsenz teils krimineller Wettanbieter  im Fußball-Business und schließlich wegen  der  Dominanz der drei oder vier immer gleichen Vereine,  beziehungsweise Fußball-Unternehmen, einfach weniger Spaß an der Bundesliga haben. Vor 15, 20 Jahren wurde in jeder Saison eine andere Mannschaft Meister – einmal sogar, mit Kaiserslautern, ein Aufsteiger. Seit mehr als einer Dekade wird stets der FC Bayern München Deutscher Meister. Ein Grund für den Verlust von Spannung und Teilhabe aller ist die Ungleichverteilung der Fernsehgelder, der größten Einnahmequelle im Business. Die Schere zwischen den superreichen und normal reichen   Fußballunternehmen geht immer weiter auseinander, weil das System die Superreichen unverhältnismäßig deutlich bevorteilt und den Ist-Zustand zementiert. Das geht zu Lasten der sportlichen Attraktivität und Spannung, macht Spielausgänge und Tabellen vorhersehbar.  Ein Blick auf die Top-Sechs der Bundesliga in den letzten zehn Jahren zeigt kaum Verschiebungen. Natürlich bestätigen seltene Ausnahmen die Regel. Der SC Freiburg war zuletzt zwei Mal so eine Ausnahme. Vereine wie der SC Freiburg nähren die Illusion, dass die Bundesliga noch so schön ist, wie sie früher war. (Zitatende)

Unter dem Kommentar ist ein Foto von mir, begleitet mit folgendem Text: Frank Rischmüller ist Redaktionsleiter im WZO-Verlag. Der 62-jährige Journalist ist Familienvater und zudem freier Fußballkommentator im Hörfunk.

 

Aber jetzt ist erstmal DFB-Pokal – das Erstrundenspiel gegen den Oberligisten SC Oberachern macht den Bundesligisten natürlich zum absoluten Topfavoriten. Es wäre aber nicht fair, den SC und das Spiel am Erstrunden-Ergebnis des zweifachen Südbaden-Pokal-Gewinners vom Vorjahr zu messen. Damals hatte Oberachern, ebenfalls im Dreisamstadion, mit 1:9 gegen Borussia Mönchengladbach verloren. Ich kenne den Sport-Club als zurückhaltender… Es gab ja schon DFB-Pokal-Erstrundenspiele gegen Südbaden-Pokalgewinner; 2003 siegte der SC beim damaligen Verbandsligisten FC Emmendingen mit 1:4 und 2007 gab es ein 1:3 beim Oberligisten FC Villingen. 1:4, ab dieser „Preislage“, denke ich, wäre jeder Sieg in Ordnung. Nur keine Verletzten – das wäre mir neben einem standesgemäßen Weiterkommen auch noch wichtig.

Ich bin sicher, Christian Streich lässt gegen Oberachern die Startelf ran, die ihm auch für den Bundesligastart, sechs Tage später, in Sinsheim gegen 1899 Hoffenheim  vorschwebt. Sollte sich die Trainingsverletzung der neuen Nr. 1 als harmlos herausstellen, also mit Noah Atubolu im Tor – ersatzweise mit Florian Müller. Hinten sehe ich eine Viererkette mit Matthias Ginter und Philipp Lienhart in der Zentrale, vermutlich Lukas Kübler oder Kiliann Sildillia rechts und Christian Günter oder eben doch Lukas Kübler links. Es hieß aber, Christian Günter sei nach seinem Armbruch schon wieder bereit für einen Startelfeinsatz.

Im zentralen Mittelfeld werden Maximilian Eggestein und Merlin Röhl, der „Sieger“ der Vorbereitungsphase auf diese Saison, agieren, zumal Routinier Nicolas Höfler Rot-gesperrt ist (Platzverweis in der Schlussphase des vorletzten Saisonspiels 22/23 gegen Wolfsburg). Auf der rechten Schiene wird „Litz“ Doan spielen, links Vincenzo Grifo. Den vordersten Stürmer wird Michael Gregoritsch geben, knapp dahinter könnte entweder Lucas Höler oder Roland Sallai stürmen; in Hoffenheim würde ich eher auf Lucas Höler setzen, gegen den deutlich schwächeren Gegner Oberachern aber sind Hölers Defensivqualitäten vielleicht etwas weniger gefragt als der Trickreichtum des ungarischen Irrwisches Roland Sallai – das bleibt abzuwarten.

Die Profis Kofi Kyereh, Max Rosenfelder und Junior Adamu stehen auf der Verletztenliste; eigentlich auch Jordy Makengo, nach seinem Jochbeinbruch und der kleinen OP – jetzt fällt mir auf, dass der Name in der PK bei der Aufzählung der Verletzten gar nicht fiel. Mal gucken… Mit Maske könnte vielleicht ja auch Makengo hinten links beginnen.

Egal wer spielt – der SV Oberachern muss natürlich geschlagen werden. „Hurra, das ganze Dorf ist da“ werden die Anhänger aus der Ortenau singen – aber mindestens 20.000 Fans werden dem SC den Rücken stärken – gegen einen Fünftligisten – ich bin sicher, da geht was… vielleicht werden es dann ja doch ein paar Tore mehr als vorhin vermutet.

Bundesliga und DFB-Pokal habe ich in einem langfristigen Vertrag mit baden.fm stehen. Für alle Europa League Spiele und die journalistische Begleitung der U23 haben wir uns kürzlich für die neue Saison auch wieder vereinbart. Es geht also auch für mich wieder so richtig los. So ganz nebenbei bemerkt: Manchmal ist das auch stressig und ermüdend – aber aktuell bin ich nur heiß drauf, dass es endlich losgeht…

Mein persönlicher Anlauf auf das erste Pflichtspiel der SC-Profis bei baden.fm ist wie folgt: Am heutigen Freitagabend schaue ich mir bei Sky die DFB-Pokal-Konferenz an, danach das Spätspiel Braunschweig gegen Schalke.

Morgen ist Samstag und ich habe keine Möglichkeit, tagsüber Pokalspiele im TV zu verfolgen – stattdessen bin ich für den ReblandKurier unterwegs: Um 13 Uhr gibt es einen Festakt zur Einweihung des Winterrasens beim SV Tunsel. Um 15.30 Uhr folgt der Verbandsligaauftakt des Aufsteigers VfR Hausen gegen DJK Donaueschingen. Danach muss ich gaaaaanz schnell ins „Knobel-Bau-Stadion“ nach Hartheim fahren und ein Foto vom Spiel der zweiten Frauen-Mannschaft des SC Freiburg gegen den FC Basel machen; ein Galaspiel zur Stadioneinweihung. Sponsor Michael Knobel, ein rotarischer Freund von mir, hat allen Rotariern aus Bad Krozingen zudem eine Bratwurst und ein Bierchen versprochen – das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, zumal ich ohnehin Bilder und Infos zum „Knobel-Bau-Stadion“ brauche; das ist ein Thema in der nächsten Ausgabe unseres ReblandKuriers. Um 18.30 Uhr bin ich aber schon wieder anderweitig im Einsatz: Im Bad Krozinger Ortsteil Biengen steht, am ersten Spieltag der Bezirksliga Freiburg, das Ortsderby SV Biengen gegen FC Bad Krozingen auf dem Spielplan. Logisch, dass ich vor Ort bin…

Und dann ist Feierabend… Dann schaue ich mal, was mein Heimatverein Arminia Bielefeld gegen den VfL Bochum gemacht hat. Neulich habe ich im Stream ein Westfalenpokalspiel der Arminen gesehen, dass sie – gegen einen Bezirksligisten… - mit Ach und Krach mit 2:0 gewonnen haben. Das tat ein bisschen weh, gebe ich zu – es war aber wohl überwiegend Arminias zweite Garnitur. Ich ahne aber, dass die U23 des SC „meine“ Arminen beim Aufeinandertreffen am 16. September in Bielefeld ganz schön verprügeln wird. Also rein fußballerisch gesprochen… Gut, dass ich da nur die erste Halbzeit auf Bildschirmbasis kommentiere und mich dann auf das Bundesligaspiel SC gegen Werder Bremen konzentrieren kann. Samstagabend also ein vorsichtiger Blick auf die Ergebnisliste und dann alle Konzentration auf den Sonntag…

Der SV Oberachern hat mir als Vertreter des Lizenznehmers Funkhaus Freiburg einen Parkschein für P1 zugestanden, also direkt hinter der Haupttribüne. Ich gebe wieder den frühen Vogel und werde alles tun, um meinen Stammplatz der letzten Jahre und Jahrzehnte einzunehmen – soviel Nostalgie muss sein.

Für meine Kinder Ben (fast 15) und Amelie (fast 11) habe ich online Karten auf der Südtribüne, also aus dem Oberachern-Kontingent ergattern können, als die in den freien Verkauf kamen. Ich gehe davon aus, dass es ein freundschaftliches Pokalspiel wird, deshalb dürfen beide auch ihr neues SC-Trikot tragen. Amelie hat das Rote, Ben das Schwarze – ich selbst habe mir auch eines gekauft; für besondere Anlässe – im Dienst trage ich, schon wegen meiner textilen Werbepartner, meine blaue Dienstkleidung; inzwischen längst ein Markenzeichen, habe ich mir sagen lassen.

Also packen wir es an: Die Saison 2023/2024 ist eröffnet!

Und noch etwas - wegen der ständigen Pushmeldungen des Boulevards: Es ist mir scheißegal, ob und wann Harry Kane im Privatflugzeug in Oberpfaffenhofen landet!!!

 

Das Fußballspiel 

(Mein 1.102. SC-Pflichtspiel der Profis am Radio-Mikrofon)

Der Rahmen des ersten Saisonspiels 2023/2024 war fantastisch – das Spiel war es nicht. Ich gebe aber zu, das glich der wunderbare Rahmen mit 24.000 fair miteinander umgehenden Fans aus beiden Lagern in unserem einstigen „Wohnzimmer“ Dreisamstadion fast schon wieder aus. Im Vorhinein war ich fast cool, fand die Austragung im Dreisamstadion toll aber das war es dann auch. Am Sonntag bemerkte ich dann, dass ich bemüht war, einmal mehr den „frühen Vogel“ zu geben – diesmal, wenn ich ehrlich bin, weil die Presseplätze nicht nummeriert waren und ich unbedingt auf meinem Stammplatz der letzten Jahrzehnte sitzen wollte. Das gelang dann auch mühelos, denn das Medieninteresse für die Partie stand offenbar in keinem Verhältnis zum Fan-Interesse. Und dann ging es los, irgendwann war die Bude voll, alle sangen beseelt und plötzlich wurde ich ergriffen, hatte einen Kloß im Hals und musste bei einer Liveeinblendung zum Stimmungs-Thema vor dem Anpfiff mit meiner Stimme kämpfen. Das war speziell und unerwartet.

Unerwartet war auch, wie schwer sich der Bundesligist in den ersten 45 Minuten gegen die Oberliga-Amateure aus der Ortenau tat. Das Positionsspiel haute nicht hin, vor allem die zahlreichen Offensivkräfte im offensiv interpretierten 3-4-3 hielten, vermutlich in der Gewissheit der individuellen Überlegenheit, die Bälle zu lange, statt „patsch-patsch-patsch“ den Gegner auszukombinieren. Es wurden längst nicht alle Tiefenläufe gemacht, die hilfreich gewesen wären – es war zäh und schlecht. Zu allem Überfluss kamen auch die Standards, egal ob von „Vince“ Grifo oder „Litz“ Doan geschlagen, nicht an ihr Ziel. So kam es, dass die Oberliga-Amateure in der ersten Hälfte die besseren Torgelegenheiten hatten – jeweils nach etwas fragwürdigen Freistoßentscheidungen des Unparteiischen - aber sei es drum… Einmal köpfte die vorderste Spitz der „Gastgeber“ im Dreisamstadion, Marvin Ludwig, den Ball nach einem solchen Freistoß ins Tor (14.) – er stand allerdings im Abseits; ein Warnschuss war das Abseitstor des Außenseiters aber allemal. Doch Freiburg wachte (vorerst) nicht auf, sondern kickte weiter seinen eher behäbigen, fast langweiligen „Stiefel“ ohne Überraschungsmomente für Gegner und Fans. Einen solchen hatte aber Oberachern bereit: In der 27. Minute bekommt der Oberligist 16,5 Meter vor dem Freiburger Tor, in Mittelstürmerposition, einen diskutablen Freistoß zugesprochen. Wieder ist es Marvin Ludwig, der auffällt, denn der Stürmer knallt den Ball trocken an den linken Pfosten des SC-Tores. Keine Frage, der Sport-Club hätte in dieser Phase des Spiels in Rückstand geraten können, was mit Blick auf eventuelle Energien, die dann beim eigentlich unterlegenen Gegner freigesetzt worden wären, zu sportlich heiklen Folgen hätte führen können…

In der Halbzeitpause konnte Christian Streich seinen Harmlos-Profis endlich die Leviten lesen…

Nach dem Wechsel spielte der SC dann endlich wie ein Bundesligist gegen einen Oberligisten eigentlich spielen sollte und schnürte die Ortenauer in der eigenen Hälfte ein. Tore fielen freilich erst nach ersten personellen Korrekturen und als die Kräfte der Amateure – wie von mir im Radio angekündigt – nach etwa einer Stunde etwas erlahmten. In der 55. Minute wechselte Streich Merlin Röhl, der seit einem harten Foulspiel angeschlagen wirkte, und Michael Gregoritsch, der irgendwie in der Luft hing und wirkungslos blieb, aus. Es kamen mit dem (in Hoffenheim gesperrten) Nicolas Höfler und Kapitän Christian Günter zwei erfahrene Jungs auf den Platz, die dem Spiel sofort eine andere Struktur vermittelten.

Fünf Minuten später ist es auch schon so weit: Roland Sallai, gegen Oberachern der einzige Offensivspieler, der nicht hinter den Erwartungen zurückblieb, bedient „Günni“ Günter und der zieht aus halblinker Position und rund 20 Metern gnadenlos ab – unten rechts schlägt es ein, 0:1 für den SC in diesem „Auswärtsspiel“. In der Folgezeit macht der SC mächtig Druck, scheitert aber mit aussichtsreichen Abschlüssen immer wieder an SVO-Torhüter Mark-Patrick Redl, der mehrfach klasse pariert. In Minute 78 ist er aber geschlagen und darüber wird sich der Keeper selbst am meisten ärgern, denn er selbst leitet die Freiburger Großchance ein: Ein unkonzentriert gespielter und deshalb  schwacher Abstoß bleibt bei dem aufmerksamen Nicolas Höfler hängen, der sofort den in Position laufenden Roland Sallai bedient. Der Ungar kennt kein Pardon, verlädt Redl und dreht jubelnd ab. Vier Minuten später wird er ausgewechselt, wohl mit der Gewissheit, sich seinen Platz in der Startelf in Sinsheim erspielt zu haben. Auf welcher Position er am Samstag auflaufen wird – auf der Außenschiene oder zentral – ist offen; ich bin aber sicher, Roland Sallai ist für Samstag „gesetzt“.

In der Schlussphase passiert nicht mehr allzu viel, von ein, zwei Redl-Paraden abgesehen. Das Spiel endet 0:2 für den SC; atmosphärisch ein tolles Ding, sportlich ein magerer Pflichtsieg – wie meistens in der DFB-Pokal-Erstrunde, egal gegen wen. Mit viel Ballbesitz weiß der SC meistens nicht allzu viel anzufangen…  

 

Das Nachspiel

Während die Fans beider Mannschaften beide Teams feiern, fahre ich – wie 28 Jahre lang nach dem Abpfiff – mit dem inzwischen etwas verbeulten und altersschwachen Lift ins Erdgeschoss und gehe in die Mixedzone. Hier ist fast nichts los. Auffallend ist nur, dass die zwei oder drei akkreditierten(!) „Medienvertreter“ aus der Ortenau eigentlich nur Autogramm- und Selfie-Jäger sind. Statt mich darüber aufzuregen, nehme ich es mit Humor – genau wie Christian Günter, der vor dem obligatorischen Interview mit mir tatsächlich noch zu einem Autogramm genötigt wird. Zur Erklärung: Das ist in diesem Umfeld eigentlich völlig verpönt und unüblich. Neben „Günni“ bekomme ich auch Maxi Eggestein vors Mikrofon.

Dann geht’s weiter zur PK. Man merkt, dass SVO-Trainer Fabian Himmel SC-Fan ist, woraus der Coach des Oberligisten ja auch im Vorfeld der Partie keinen Hehl gemacht hatte. Alles geht sympathisch vonstatten, auch das Interview mit Christian Streich, dem zuvor noch ein gebackenes Präsent aus Oberachern überreicht wird; einfach nett.

Die Spielerinterviews hatte ich schon direkt nach der Aufnahme an die verschiedenen Abnehmer gemailt – Noah Schönberger, Moderator der Pokal-Show im Radio, hat sogar noch einen O-Ton vom Maxi Eggestein in der Sendung ausgestrahlt. Nun schicke ich auch das Streich-Interview an die üblichen Adressaten und wenig später sind alle drei Talks auf der Homepage des SC zu anzuklicken und zu hören. Das Streich-Interview ergänzt den schriftlichen Spielbericht als Audio-Phile auf der HP www.baden.fm. Für ein Spiel noch vor dem ersten Bundesligaspieltag, also bevor es richtig los geht, klappt bereits alles wie am Schnürchen, denke ich mir und bewege mich Richtung Feierabend. Auf dem Weg zum Fahrstuhl denke ich verdutzt: Hat der SC dem SV Oberachern seinen Mannschaftsbus, der gerade zwischen Lift und Mixed-Zone bzw. Kabinentrakt steht, zur Verfügung gestellt?“ Dann wird mir klar, „nee, wir sind heute ja der Gast und die Jungs sind mit dem Bus vom Trainingszentrum am Europa-Park Stadion hierhergebracht worden und müssen auch wieder zurück. Das ist der Gäste-Bus und Gäste waren heute „wir“.“

Etwas verträumt fahre ich nach oben, packe in aller Ruhe meine Sachen, wie in so vielen Jahren in gleicher Weise am selben Ort. Am Auto auf P1, direkt hinter der Haupttribüne, treffe ich auf meine Kinder Ben (15) und  Amelie (11). Mittlerweile beide pubertierend haben sie sich an dem langen Nachmittag natürlich ein bisschen gezofft – das ist halt so. In mich hinein grinsend fahre ich in den hier entlang der Schwarzwaldstraße  und ihrer Parllelstrecke üblichen Stau… (Da geht es uns im neuen Stadion deutlich besser – insgesamt ist es eine andere Liga dort; Dreisamstadion, das ist halt Tradition und Nostalgie. Ich denke, am Sonntag habe ich richtig Abschied genommen. Ich freue mich aber sehr, im Europa-Park Stadion zu arbeiten - deutlich kürzere Wege, modernere und großzügigere Plätze, Arbeitstische und so weiter)

Am Montagmorgen im WZO-Verlag verfasse ich die Fußbvall-Kolumne „SC INTEAM“, die, genau wie der Kommentar zum Bundesliga-Start, morgen im ReblandKurier erscheint. Für Euch gibt es auch meine  regelmäßige SC-Kolumne vorab:

SC INTEAM

Der Rahmen für das DFB-Pokal-Erstrundenspiel zwischen dem Oberligisten SV Oberachern und dem Bundesligateam des SC Freiburg war großartig: Ein ausverkauftes Dreisamstadion, freundliche Stimmung auf den Rängen – alles top … Allein das Spiel des haushohen Favoriten SC Freiburg  wurde den Erwartungen nicht gerecht. Vermutlich im Gefühl der Überlegenheit wurde von den meisten Profis der Ball zu lange gehalten und in der wirklich sehr schwachen ersten Halbzeit wurde auf so manchen angebrachten Sprint verzichtet – das Positionsspiel ließ zu wünschen übrig. Hinzu kam, dass die Standards – ob Freistöße von Vincenzo Grifo oder Eckbälle, egal ob vom italienischen Nationalspieler oder von seinem japanischen Kollegen „Litz“ Doan ausgeführt, waren durch die Bank schlecht und führten nicht zu Torgefahr. „Einige waren nicht zu hundert Prozent bei der Sache“ kritisierte ein angefressener Cheftrainer Christian Streich später. So konnte Freiburg von Glück sprechen, nicht in Rückstand geraten zu sein, denn Oberachern kam zu einem Treffer, der wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt wurde und traf mit einem Freistoß aus 16,5 Metern den Pfosten. Erst in der zweiten Halbzeit lief es flüssiger beim Sport-Club, der sich nun zahlreiche Chancen erspielte. Treffer fielen aber erst, als bei den gut ausgebildeten und wacker kämpfenden Amateuren die Kräfte schwanden. Der eingewechselte Kapitän Christian Günter (60.)  und der emsige Roland Sallai  (78.) sorgten dann für die siegbringenden Tore.

Der insgesamt etwas schwerfällige Pokal-Auftritt der Freiburger ist für den Bundesligastart am Samstag, 19. August, um 15.30 Uhr bei der TSG Hoffenheim (live bei Sky und baden.fm) freilich ein Muster ohne Wert. Im Stadion neben der A6 in  Sinsheim   wird der SC viel weniger Ballbesitz und auch sonst ganz andere Aufgaben zu lösen haben. Dennoch deutete Trainer Christian Streich an, bei der Videoanalyse genau hinzuschauen, wer von seinen Jungs im Pokalspiel nachlässig gespielt hat. Für die Startelf am Samstag könnte das direkte Konsequenzen haben, ließ der Trainer durchblicken. Ob Merlin Röhl in Sinsheim den Rot-gesperrten Nicolas Höfler vertreten kann, muss zunächst die medizinische Abteilung klären; nach einem heftigen  Foul gegen Oberachern war das aufstrebende Mittelfeldtalent angeschlagen. Da zum Bundesligastart mit einer etwas defensiveren Aufstellung zu rechnen ist, müssen vor allem die am Sonntag harmlos agierenden Offensivkräfte um ihre Plätze in der Startelf bangen. Während Roland Sallai nicht nur durch seinen Treffer Kredit erspielte, gelten Doan, Grifo, Höler und Gregoritsch als Wackelkandidaten. Am Samstag beginnt die Bundesligasaison. Viel Glück und Erfolg, SC! (Zitatende)

Es ist Dienstag, 15. August, 13 Uhr. Am Samstag beginnt die 61. Bundesligasaison mit dem SC-Spiel in Sinsheim gegen Hoffenheim. Für mich idst es die 31. Saison als SC.Kommentator in Serie. Gerade habe ich wieder so ein gutes Gefühl wegen meiner Berufswahl – ein Glücksgefühl, das ich beruflich das machen darf, was mich leidenschaftlich interessiert und mitreißt. Geile Sache… Als junger Bursche habe ich ganz schön darum kämpfen müssen - sonst wäre ich heute Rechtsanwalt, fürchte ich. Es hat sich gelohnt.