10. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SV Werder Bremen gegen SC Freiburg

Samstag, 2. November 2019, 15.30 Uhr *

Weserstadion, Bremen *

SV Werder Bremen - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Das "Vorspiel" zum Werder-Kicke war ja das vermalledeite Pokalspiel gegen Union Berlin und genau hier steige ich ein, konkret mit dem ...Abpfiff - mein Job geht aber noch weiter: Zusammenfassung für den weiteren Verlauf der Pokalshow und das Frühprogramm (Zweitverwertung) von baden.fm aufzeichnen, Mixedzone-Interview(s) – es blieb bei einem Interview mit Vincenzo Grifo, weil  Christian Streich sehr früh alle Spieler zwecks Besprechung in die Kabine rief – dann während der Wartezeit in der PK, das Grifo-Interview an die diversen Adressaten, etwa an die Agentur, die die SC-Homepage bestückt, den SC selbst und natürlich an baden.fm verschicken und den Kurzbericht für die WZO-Zeitungen ins iPhone tippen und an die Redaktion schicken, wo Text und Bilder zusammengeführt wurden. Da unsere Zeitungen mittwochs erscheinen, nehmen wir den Pokalkick natürlich noch aktuell mit.  Dann PK, Interview mit Christian Streich, selbiges verschicken, zurück zum Reporterplatz, Technik abbauen, Tasche packen, Sohn und Freund einsammeln und zurück nach Bad Krozingen. Das war ganz schön stressig. Um von den trüben Fußballgedanken wegzukommen ließ ich auf der Heimfahrt das Hörbuch „Kühn hat Hunger“, ein Krimi mit extrem viel Humor, sehr geil gelesen vom Autor selbst, laufen. Wir mussten mehrfach herzlich lachen und hatten das unnötige und ärgerliche Pokalaus schnell „weggesteckt“.

Für mich lief im Grunde bereits der Countdown für die Auswärtsreise nach Bremen. Der von Werders Presseabteilung zugeschickte Parkausweis stecke bereits in meiner Arbeitstasche, zusammen mit dem Hinweis darauf, dass es im Weserstadion Probleme mit der LAN-Verbindung geben könnte. Das kenne ich schon vom letzten Besuch im März - da hat technisch aber alles funktioniert. Jetzt mache ich mir, schon aus Sorgfalt und Pflichbewußtsein Gedanken über alternative Übertragungsmöglichkeiten. Die teure Spezial-App, mit der ich auch Reportagen streamen kann, habe ich seit ewigen Zeiten nicht benutzt und zueltzt gelang es mir nicht mal mehr, bei Probeschaltungen, Kontakt zum Studio herzustellen. Das muss ich unbedingt bis zu meiner Abreise am Donnerstagabend noch abklären. 

Ich reise, wie so häufig bei Spielen im Westen und Norden, schon einen Tag eher ab als nötig. Diesmal muss ich dafür nicht einmal einen Urlaubstag nehmen, denn Freitag ist in Baden-Württemberg ja Feiertag. In NRW, wo es mich zuerst hinzieht, übrigens auch. Ich besuche natürlich wieder meine Mutter in Bielefeld. Die Übernachtung in Gießen ist gebucht, am Freitag gegen 12 Uhr treffe ich dann in meiner Heimat ein. Mittags, so mein Plan, mit Muttern bei Café Knigge in der am Feiertag mutmaßlich geöffneten Filiale Niedernstraße zu Mittag essen, abends, ebenfalls mit meiner Frau Mama ins legendäre "Kreta". Dass sie da mit 87 Jahren noch Spaß dran hat und rüstig genug ist, ihren Seniorenteller, begleitet mit einem Glas griechichen Weins ("Aber den Trocknen!") zu genießen, freut mich sehr. Ich hoffe, sie denkt nicht daran, dass sie vor ein paar Jahren in diesen tristen Novembertagen ihren Sohn, meinen Bruder, und ein paar Jahre später ihren Mann, meinen Vater, verloren hat. Das würde die Stimmung trüben und auch ich muss das verdrängen. Meine Schwester, die in Mexiko lebt, aber zuletzt ein paar Monate in Bielefeld zu Besuch war, hat mir aufgetragen, bloß nicht mit unserer Mutter zum Friedhof zu gehen, das würde sie krank machen. Also blenden wir das aus und ich werden den beiden Verstorbenen alleine, im stillen Kämmerlein gedenken. 

Zurück zur Fußballreise: Ich hatte die Wahl - entweder am Samstagabend von Bremen zurück nach Bielefeld (etwas 2 Autobahnstunden) und eventuell sogar am Sonntag Arminia gegen Kiel schauen, bevor es zurück nach Bad Krozingen (etwa 6 Autobahnstunden) geht, oder, entgegen aller Üblichkeiten, schon von Bremen aus Richtung Wahlheimat Südbaden zu starten, erneut in meinem Stammhaus in Gießen zu übernachten und am Sonntagmorgen so früh loszufahren, dass ich das Spiel von Ben und seinen D-Junioren-Komplizen gegen die SG Münstertal gucken kann. Die Jungs kicken um 11 Uhr und ich habe mich genau dafür entschieden: Ben beim Kicken unterstützen und den Sonntag mit Frau und Kindern zu verbringen - ich glaube, das ist eine gute Wahl. Vier, fünf Stunden Autobahn nach der Radioübertragung (baden.fm-Bundesligashow, Samstag, 15 Uhr bis 18 Uhr) sind zwar hart - mit drei Punkten im Kofferraum würde es mir aber sicher leicht(er) fallen... 

Heute ist Donnerstag und gleich bittet Christian Streich zur Pressekonferenz vor dem Bremen-Spiel. Ich werde meine Eindrücke nachher hier schidern...

Zurück von der PK kann ich berichten, dass der Einsatz des seit kurzer Zeit zu den Verletzten zählenden Trios, gebildet aus Alexander Schwolow, Nicolas Höfler und Luca Waldschmidt, am Samstag in Bremen offiziell als "unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen" bezeihnet wurde. Damit erreicht der Kreis der potenziellen Startelfkandidaten eine stattliche Anzahl, zumal Christian Streich auf meine Frage hin durchaus besttätigte, das sich der eine oder andere Spieler aus dem Kreis derer, die - anders als in der Bundesliga - im Pokalspiel zur Startelf zählten, sich für Samstag ins Gespräch gebracht hätten. Ich selbst sehe da vor allem Vincenzo Grifo, der - ähnlich wie Nils Petersen - eigentlich ein "gefühlter" Startelfspieler ist, seit seiner Rückkehr aus Hoffenheim, im Pokal gegen Union erstmals in einem SC-Pflichtspiel auch von Beginn an auf dem Platz stand. Es fällt schon auf, dass Vince gegen Leipzig den entscheidenden Pass auf Petersen gespielt hatte und gegen Union die Ecke geschlagen hatte, die zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Koch führte. Hätte Nils Petersen gegen Union getroffen, wäre auch er für mich ein heißer Startelfkandidat. Jetzt halte ich es für offen, ob der SC, so er denn beim 3-4-3 bleibt, auf den Halbpositionen mit Grifo und Höler sowie Petersen davor antritt oder mit Grifo und X (Haberer, oder Sallai oder Kwon) und Höler davor zentral  antreten wird. 

Meine ganz private Personaltüftelei sieht Flekken im Tor, Schlotterbeck, Lienhart und Heintz in der Dreier-Kette etwas vorgeschoben links Günter und rechts Schmid oder vielleicht sogar Frantz, in der Mittelfeld-Zentrale sehe ich Koch und Haberer und vorne das flache Dreieck Grifo, Höler und Sallai.

Vielleicht kommt es aber auch ganz anders. Vielleicht setzt Streich auf den Ehrgeiz des ex-Bremers Petersen an alter Wirkungsstätte, vielleicht will er seinen Bremer Kollegen durch einen Spieler wie Kwon überraschen. In der Offensive bin ich nur ganz sicher, dass Höler seinen Platz sicher hat, der sich stetig gesteigert hat und gegen Leipzig eines seiner besten Spiele im SC-Trikot bestritten hat; nicht von ungefähr kommt es, dass der ex-Sandhausener gegen Leipzig "gegen den Ball" unglaublich wertvoll war und weite Wege gegangen ist und zudem an beiden Toren direkt beteiligt war - sein Nachsetzen im Strafraum führte zum Pass auf Höfler, der dann zum 1:0 einschob und Hölers Hartnäckigkeit war der Ballgewinn vor dem 2:0 zu verdanken, als er dem Gegner den Ball wegnimmt und zu Grifo spitzelt, der direkt in den Lauf von Petersen weitertleitete. Höler, der früher als Werder-Fan im Weserstadion auf der Tribüne stand, wird spielen - garantiert. Vielleicht ja, wie in Halbzeit zwei gegen Leipzig, zusammen mit Grifo und Petersen - oder eben alternativ, wie oben beschrieben. 

"Wir wollen in Bremen ein gutes Spiel abliefern", erklärte Streich auf der PK und ergänzte: "Wenn wir ein gutes Spiel machen, können wir auch etwas mitnehmen." 

Sein Licht muss der SC im Weserstadion sicher nicht unter den Scheffel stellen, schließlich reist Freiburg als Tabellendritter zum Zwölften. Das leidige Pokalthema ist abgehakt. Jetzt zählt nur noch die Bundesliga und da will der SC weiter eine so gute Rolle spielen, wie an den meisten der ersten neun Spieltage. 

So, liebe Freunde, jetzt entwerfe ich - kleines Novum - hier, im Tagebuch, das Manuskript für meinen sogenannten Aufsager, der morgen am Freitag als Vorbericht im Vormittagsprogramm von baden.fm laufen wird. 

 

Nein, Favorit ist der SC Freiburg nicht, wenn er morgen im Weserstadion auf den SV Werder trifft. Zwar reist der Tabellendritte, Freiburg zum Zwölften, Bremen, aber im DFB-Pokal brillierte Werder beim 4:1 gegen Heidenheim, während der SC gegen Union Berlin mit 1:3 die Segel streichen musste. Und dennoch: Der glänzende Sieg gegen Leipzig ist unvergessen, die Freiburger Auswärtsstärke mit Erfolgen in Paderborn, Hoffenheim und Düsseldorf ebenso. Der SC kann heute durchaus selbstbewusst in den Norden fliegen. Personell gelten die Einsätze der zueltzt verletzten Stammkräfte Schwolow, Höfler und Waldschmidt als unwahrscheinlich aber nicht ausgeschlossen - Christian Streich hat in jedem Fall die Qual der Wahl; auch Grifo könnte erstmals seit seiner Rückkehr aus Hoffenheim, in einem Bundesligaspiel einen Platz in der Freiburger Startelf finden. Anstoß in Bremen ist am Samstag um 15.30 Uhr, die baden.fm-Bundesligashow mit Vor- und Liveeinblendungen beginnt um 15 Uhr. 

So weit mal der Plan für den "Aufsager".

Ich übertrage das Bundesligaspiel SV Werder Bremen gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow

 

 

Das Fußballspiel

(Mein 956. SC-Livespiel als Reporter im Radio)

Vorab: LAN-Technik und Übertragung liefen einwandfrei. Das ist mal wichtig...

Am Ende der spannenden und für die 41.000 zahlenden Zuschauer im Weserstadion sehr unterhaltsamen Spiels stand ein gerechtes 2:2. 

Der SC Freiburg begann zunächst mittelprächtig in Bremen und Werder gab den Ton an. Der flinke Kosoware Milot Rashica, ein Mann, der auf den beiden Flügeln des Werder-Spiels zuhause ist, stand, nach einem Ausflug von „Jonny“ Schmid in die Freiburger Offensive, auf der linken Angriffsseite der Bremer sträflich frei, wurde angespielt, drang unbedrängt in den Strafraum ein und ließ Schwolow-Vertreter Mark Flekken im SC-Tor keine Abwehrchance. Das war nach nur neun Minuten die frühe Führung der Norddeutschen, die ihr Heimspiel unbedingt gewinnen wollten, hatten sie doch zuletzt in vier Bundesligaspielen jeweils „nur“ ein Unentschieden erreicht. Es lief also gut für Werder, doch der SC kämpfte und spielte sich immer mehr ins Spiel. Auffällig war dabei der sehr motiviert auftretende ungarische Nationalspieler Roland Sallai, der mächtig viel „Alarm“ machte und in der 20. Minute jubeln durfte. Nach einem einer „kurzen Ecke“ vergleichbaren Freistoßflanke von Grifo köpfte Sallai den Ball in die Maschen. Im Nachgang des Treffers wurde Schiedrichter Christian Dingert aus Köln auf einen möglichen Regelsverstoß hingewiesen. Der Unparteiische aus der Pfalz lief zum Monitor, schaute sich die Situation an und entschied auf Stürmerfoul und Freistoß für Werder. Während der Wartezeit machte Werder-Kapitän Klaassen gestisch immer wieder deutlich, er sei geschuppt worden.

Ich hatte die Situation - nur mit größerer Entfernung als der Schiri auf dem Platz - ansonsten genauso wie der Schwarzkittel zunächst nur in der Livesituation gesehen und das Tor als solches wahrgenommen und am Mikrofon bejubelt. Inzwischen habe ich die Szene mehrfach am Bildschirm und in Zeitlupe analysiert. Meine Sicht der Dinge: Es handelt sich um ein in solchen Standardsituationen "handelsübliches" Gerangel. Wenn im Strafraum auf die Flanke gewartet wird, wird gehalten, gezogen und geschubst – in einem gewissen Rahmen, der akzeptiert wird. Der leichte Schubser von Sallai gegen Klaassen geht eigentlich nicht über diesen „handelsüblichen“ Rahmen hinaus. Man müsste viele Elfmeter pfeifen, wenn so etwas im Verhalten von Abwehrspielern gegen Angreifer als Foul gewertet werden würde. Bei einer sehr strengen Regelauslegung ist die Rücknahme des Treffers aber in Ordnung. Allerdings hätte ich mir dieselbe Aufmerksamkeit des VAR und die Strenge des Herrn Dingert dann auch in einer anderen Situation gewünscht, auf die ich später zurückkommen werde.

Zunächst einmal musste der SC damit leben, dass es nicht 1:1, sondern weiter 1:0 für Bremen stand. Ärgerlich aber Fakt. Zum Glück hat der SC aber mit Nils Petersen einen ausgefuchsten Stürmer und nimmermüden Läufer in seinen Reihen. Immer wieder läuft Nils die Abwehrspieler und auch Torhüter an, wenn sie den Ball haben. So auch in der 28. Minute, acht Minuten nach dem vermeintlichen Ausgleich von Sallai, als der einstige Freiburger Fußballschüler Ömer Toprak einen Rückpass zu seinem Torhüter Jiri Pavlenka spielte. Letzterer machte einen kleinen Schlenker, was den anlaufenden Petersen so nahe an den Ball führenden Keeper brachte, dass dessen geplanter langer Schlag von Nils abgeblockt und mit der nächsten Bewegung, gepflegt und gezielt an Pavlenka vorbei ins Netz befördert wurde. Das war allererste Stürmersahne!

So ging es mit 1:1 in die Pause.

Nach dem Wechsel ging Werder taktisch verändert zu Werke und in der 59. Minute erneut in Führung. Eine lange Flanke von der linken Seite köpfte Werders aufgerückter Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassie ins Freiburger Tor. Allerdings hatte der Ellenbogen des Tschechen im Kopfballduell mit Christian Günter nichts auf dessen Schulter zu suchen. Früher, beim Bolzen, hätten wir „aufgestützt!“ gerufen. Klar, man muss schon streng sein, um hier einen Regelverstoß zu erkennen und in der Bundesliga auf Foul zu entscheiden – aber letztlich auch nur genauso streng wie beim nicht anerkannten Tor von Sallai in der 20.Minute.

Der SV Werder lag nun wieder in Führung und hatte – wie auch der SC auf der anderen Seite – hochprozentige Einschussmöglichkeiten. Während die Freiburger Chancen als nicht so spektakulär wahrgenommen wurden, weil – auch aus besten Einschusspositionen - meistens das Tor knapp verfehlt wurde, verzweifelte Bremen an Mark Flekken im Tor des SC, der in einigen Situationen über sich hinauswuchs.

Christian Streich hatte in der 64. Minute Mike Frantz für Vicenzo Grifo eingewechselt und damit von 4-4-2 auf 3-4-3 gewechselt. Später kamen dann mit Shanghoon Kwon für Lucas Höler und Brandon Borrello für Roland Sallai frische Offensivkräfte für die Halbpositionen hinter Nils Petersen. Mit deren fußballerischer Klasse und taktischer Gewitztheit gelang es dem SC, trotz Unterzahl wegen einer Gelb-Roten Karte gegen Janik Haberer (87.), Werder Bremen  in der Schlussphase inklusive Nachspielzeit am eigenen Strafraum einzukesseln und immer wieder Standards, also Eckbälle und Freistöße zu „ziehen“. Werders Abwehr ist bekannt für Gegentore nach Standards. In der 93. Minute schlug Christian Günter dann eine Freistoßflanke vom rechten Strafraumeck hinter den zweiten Pfosten, wo sich Nils Petersen geschickt der Deckung von Ömer Toprak entzogen hatte. Freiburgs Mittestürmer stieg hoch und köpfte aufs kurze Eck, wo Pavlenke keine gute Figur machte, als er den Ball zwar mit seinen Händen erreichte, ihn aber ins eigene Netz lenkte.

Der Jubel im Freiburger Lager war riesig. Das Spiel war aber noch nicht zu Ende. In der 94. – oder war es schon die 95. Minute(?) kam Bremen noch einmal zu einem Kopfball im SC-Strafraum. Gezielt köpfte Toprak die Kugel ins rechte untere Eck, doch Flekken, dieser Teufelskerl, tauchte ab und kratzte den Ball von der Linie. Dann war Abpfiff und ein Punkt war gewonnen.

 

Das Nachspiel

Wie beschwingt ging ich durch den Pressekorridor unter der Haupttribüne des Weserstadions Richtung Mixedzone, wo ich gut gelaunte Interviews von Mike Frantz, Dominique Heintz, Nils Petersen und Lucas Höler einsammelte. Dann ging ich in den benachbarten Pressekonferenzraum und wartete auf die Trainer.

Während des Spiels hatte ich den Hausschlüssel meiner Mutter in meiner Hosentasche gefunden. Ich hoffte sehr, das die alte Dame noch einen Ersatzschlüssel hatte und sie erstens keine Probleme hatte raus- und reinzukommen und ich zweitens nicht unbedingt auch die Rückreise über Bielefeld abwickeln musste; wollte ich doch noch bis ins Hotelbett nach Gießen fahren, um am Sonntagmorgen das D-Junioren-Spiel von Ben verfolgen zu können… Der Umweg über meine Heimatstadt hätte mich dabei mindestens eine Stunde gekostet, eine müde Stunde auf der Autobahn...

Dann kamen die Trainer und es lief „business as usual“.

Noch im innerstädtischen Stau in Bremen stehend, rief ich schuldbewusst in Bielefeld an und bekam Entwarnung. Der Schlüssel meines vor drei Jahren verstorbenen Vaters war noch da und meine Frau Mama hatte noch gar nicht bemerkt, dass ich die anderen Schlüssel aus Versehen mit nach Bremen genommen hatte. So stellte ich das Navi auf Gießen ein und nahm die Strecke auf direktem Weg über Hannover und Kassel unter die Räder. Gegen 23 Uhr traf ich ein, alles lief nach Plan.

Am nächsten Morgen um 7 Uhr  klingelte der Wecker, ich frühstückte noch schnell, verabschiedete mich bis zum Schalke-Spiel vom Hotelier bzw. seiner Frühstücksfee und fuhr weiter in Richtung des neuen Kunstrasenplatzes in Bad Krozingen, wo um 11 Uhr Anstoß im D-Junioren-Nachbarschaftsderby gegen Münstertal sein sollte. Um viertel vor elf war ich am Platz und zog alsbald ein langes Gesicht. Erstens saß Ben nach seiner mehrwöchigen Verletzungspause zunächst auf der Bank und plötzlich führten die Gäste aus dem Tabellenmittelfeld beim Spitzenreiter Bad Krozingen mit 0:2. Sicher kann jeder die Vatergefühle nachempfinden, die mich beschlichen als Ben dann irgendwann eingewechselt wurde und das gesamte Team das Ergebnis dann noch drehte. Am Ende stand mit 3:2 der sechste Sieg im sechsten Spiel. Der Sonntag war gerettet.

Der Rest war Fernsehfußball, unterbrochen vom Fahrzeugtausch am Funkhaus Freiburg.

…und dann war sehr viel Arbeit im Verlag, sodass ich erst heute, Donnerstag, zum Abschluss des Bremen-Tagebuches komme. 18 Punkte nach zehn Spielen – Platz fünf – so gut ist der SC noch nie gestartet…