11. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Leipzig gegen SC Freiburg

Sonntag, 12. November 2023, 19.30 Uhr *

Stadion von Leipzig *

Leipzig - SC Freiburg *

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Nach dem Abpfiff entscheide ich mich spontan am Radiomikrofon für Noah Weißhaupt als „man oft the match“, also Spieler des Spiels, wenn man so will. Argumente hatte Noah wirklich viele gesammelt, sein Tor klar, eine Augenweide und die Krönung einer großartigen Vorstellung. In meinem Kurzzeitgedächtnis hatte aber Doan den Pass auf Adamu gespielt und nicht Eggestein mit seinem zweiten Assist, neben dem eigenen Treffer. Hätte ich das in der Liveübertragung richtig erinnert, wären Maxi und Noah zumindest gleichwertig als „men oft he match“ zu bezeichnen gewesen. Maxi hatte wirklich eine bemerkenswerte Leistung geboten und wurde später von anderen begleitenden Medien als Spieler des Spiels gekrönt. Eine 1 mit Sternchen hatten sich beide SC-Profis gegen Backa Topola verdient.

Während sich die Jungs feiern ließen und sogar komplett zu den Fans in den Block kletterten, gab ich im Radio meine resümierende und wertende Zusammenfassung zum Besten und packte anschließend meinen Kram in den grünen Rollkoffer. Ich wusste ja, in der Europa League dauerte es, bis wir sogenannte Zweitverwerter – Zeitungen, Privatradios etc. – in die Mixedzone gelassen werden. Als ich dann in die Katakomben des Europa-Park Stadions kam, lief alles viel gelassener und lockerer ab als sonst. Die Mixedzone war auch für uns schon geöffnet – Glück gehabt, dass die Jungs noch auf der Südtribüne feierten; so habe ich niemanden verpasst und war bei Eintreffen der Spieler schon wieder in meiner, der Medienpartnerschaft zwischen dem SC und baden.fm zu verdankenden Pole-Position für die Spieler-Interviews. „Chico“ Höfler, Merlin Röhl und Junior Adamu standen mir Rede und Antwort. Dann ging ich in den Pressekonferenzraum, in dem die PK des serbischen TSC aus Backa Topola bereits lief. Ich erfuhr noch, dass der gegnerische Trainer den Freiburger Sieg als hoch verdient betrachtete. Der Sport-Club hatte Eindruck gemacht – auch auf den Gegner.

Die Serben gingen, Christian Streich kam. Auch er kommentierte das Spiel aus seiner Sicht, von einem Dolmetscher ins Serbische übersetzt, und beantwortete alle Reporterfragen. Danach kam Christian Streich wie immer zu mir und stellte sich meinen Interviewfragen. Zum Ende versicherten wir uns gegenseitig, dass wir daheim, zur Feier des Tages, wohl jeder ein „Glas Wii“ zu uns nehmen würden.

Zu Hause angekommen, irgendwann gegen kurz nach halb eins in der Nacht, wartete aber zunächst noch etwas Arbeit auf mich: Den Nachbericht für die Morningshow schreiben, sprechen, aufzeichnen und verschicken – das gleiche Prozedere mit dem Vorbericht für das Bundesligaspiel in Leipzig, der laut Vertrag mit dem „Presenting-Sponsor“ dieses Beitrags, Grimm Küchen, auch in der Morniungshow vom Freitag läuft. Dann war es 1 Uhr in der Frühe und ich hatte Feierabend. Ich war allerdings vollgepumpt mit Adrenalin und keineswegs willens oder in der Lage jetzt – der Uhrzeit angemessen – ins Bett zu gehen. Also köpfte ich eine kühl lagernde Flasche Sauvignon Blanc vom Waßmer Fritz und schaltete den Fernseher ein. Bei RTL+ genoss ich die Zusammenfassung des SC-Sieges noch einmal, schaute dann an, wie schwer sich West Ham im Heimspiel gegen Piräus getan hatte und kam zu dem Schluss, dass es in drei Wochen, wenn Olympiakos nach Freiburg kommt, ganz sicher nicht leicht werden würde, mindestens den einen Punkt zu holen, der Platz zwei sichern würde – dass es für den SC aber auch nicht ausgeschlossen sein wird, am 14. Dezember in London zu punkten. Platz 1, 2 oder 3 – alles noch möglich und realistisch für Freiburg in der Gruppe A der Europa League. Es wird spannend…

Weil ich noch immer nicht müde war, goss ich noch einmal nach mit dem guten Tropfen und schaute mir die Highlights von Toulouse gegen Liverpool an (3:2). Ein Spiel mit unerwartetem Ausgang, in dem der Kloppo-Team in Minute 90.+8 der Ausgleichstreffer vom VAR wieder „gestohlen“ wurde – ein Handspiel eines Liverpoolers im Vorfeld des Tores… Somit hat der große FC Liverpool nach vier EL-Spieltagen in seiner Gruppe neun Punkte auf dem Konto; genauso wie in Gruppe A  West Ham United und ein gewisser SC Freiburg… Trotz des inzwischen klar besseren Torverhältnisses gegenüber West Ham ist der Club aus London in der offiziellen UEFA-Tabelle for dem SC, weil West Ham den direkten Vergleich gewonnen hat. Vermutlich gewinnen die Engländer auch ihr vorletztes Spiel in Backa Topola… Dann liefe es auf ein echtes Endspiel um den Gruppensieg hinaus, sofern der SC gegen Piräus gewinnt. Am 14. Dezember im London würde den Platzherren in der beschriebenen Konstellation freilich ein Unentschieden gegen den SC reichen.

Nach dem Festtag am Donnerstag folgt jetzt eines der schwersten Spiele in jeder Saison – auswärts beim Marketingprojekt… Weite Reise, schweres Spiel – Leipzig konnte sich länger ausruhen als der SC, das kann richtig schwer werden. Zudem erinnere ich nur zu gut, dass die Sachsen unseren Sport-Club im legendären Pokalfinale von 2022 – wenn auch mit sehr viel Glück – geschlagen haben, genauso wie – in dem Fall verdient – im Halbfinale 2023. Welche Auswirkungen das Leipziger Pokalaus in Wolfsburg und die sicher völlig unerwartete 2:0-Niederlage in Mainz beim Dosen-Club auslösen, bleibt abzuwarten. Entweder hat Leipzig eine handfeste Krise oder es war nur ein kurzes Zwischentief und der Frust oder besser die Wut darüber entlädt sich in einer Top-Leistung gegen den vermutlich etwas müden SC. Der knappe Champions League Sieg der „Dosen“ in Belgrad spielt, denke ich, keine große Rolle. Der war erwartbar und alles andere als ein Erfolg in Serbien hätte die Situation beim Brause-Club noch verschärft. Christian Streich jedenfalls rechnet mit massiver Gegenwehr der Leipziger, denn alles andere als ein Heimsieg über Freiburg würde die Krise in Sachsen endgültig zum Fakt machen.

Mein Vorlauf zum Leipzig-Spiel ist relativ entspannt… Jetzt ist es Freitagnachmittag. Nach dem Einsatz gestern, von 8.30 Uhr bis 16 Uhr im WZO-Verlag und von 18 Uhr bis 1 Uhr nachts im Dienst von baden.fm, nebst der notwendigen Entspannungsphase tief in der Nacht mit 2 Viertele „Wii“ machen mich heute ziemlich groggy… Aber entspannte Stunden liegen vor mir. Ab Feierabend heute, etwa in einer Stunde, habe ich keine Termine und keine Verpflichtungen mehr. Und das ist gut so und gilt genauso für den morgigen Samstag. Familie, Fernseh-Fußball – fängt alles mit F an, genau wie Frank. Das passt also…

Wegen der unmöglichen, fanunfreundlichen Anstoßzeit am Sonntagabend um 19.30 Uhr im fernen Leipzig, habe ich mich diesmal für eine Anreise mit der Deutschen Bahn entschieden. Um 7.14 Uhr am Sonntagmorgen geht es in Bad Krozingen los. Um 13.10 Uhr komme ich planmäßig in Leipzig an; gerade noch rechtzeitig, um mir ein lauschiges, WLAN-fähiges Plätzchen zu suchen, auf dem iPad das Spiel der U23 gegen Prxxx Münster (Schreibweise des Namens in Bielefeld)  anzuschauen und in kurzen, nachrichtlichen Liveeinblendungen bei baden.fm darüber zu berichten. Wenn das Spiel vorbei ist – ich hoffe auf den ersten Heimsieg der U23 – kann ich mein Zimmer im Best Western Hotel im Leipzig City Center, gleich beim Hauptbahnhof, beziehen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, weiß ich, dass es nichts bringen wird, mit einem Taxi zum Stadion zu fahren. Die steht nur im Stau und braucht deutlich länger als die Straßenbahn, die ich dank City-Ticket der DB sogar umsonst nutzen kann. Ich denke, dass ich um 17 Uhr losfahre, dann sollte ich zwei Stunden vor Anpfiff am Arbeitsplatz sein, so wie ich es brauche und schätze.

Die Rückfahrt im ICE, am Montagmorgen, Abfahrt 6.48 Uhr, kann ich dann sinnvoll nutzen, indem ich auf dem iPad diesen Tagebucheintrag zum Leipzig-Spiel vervollständige. Mal schauen, was es dann zu erzählen gibt… Gelingt es dem SC vielleicht, ein Pünktchen zu entführen, wie beim 1:1 im März 2022 oder beim 1:1 im Mai 2020?  Oder gibt es gar ein „Päckle“, mit drei, vier Toren Unterschied, wie schon recht oft beim Marketingprojekt? Oder kriseln die wirklich und der SC zeigt sich, wie am Donnerstag, von seiner besten Seite und entführt den ersten Auswärtssieg überhaupt aus Leipzig?

Ich kommentiere das Bundesligaspiel Leipzig gegen SC Freiburg am Sonntag ab 19 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel 

(Mein 1.118. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Die Sonntagabend-Partie vor rund 41.000 Zuschauern in der Red Bull Arena begann denkbar ungünstig für den SC Freiburg. Die dominant startenden Leipziger schlugen in der 6. Spielminute einen langen Flugball quer übers Feld  Richtung David Raum, der allerdings ins Abseits gelaufen war. Kiliann Sildillia kam beim Abwehrversuch gerade noch an den Ball und beförderte ihn zu Höler, der wiederum Schwierigkeiten hatte, den Ball zu verarbeiten und ihn gegen Xavi verlor, Für mich war klar: Jetzt muss die Abseitsfahne hochgehen. Sildillias Abwehraktion wäre unnötig gewesen, hätte es Raum in Abseitsstellung nicht gegeben. Der Franzose hätte den langen Flugball einfach ins Aus gehen lassen können, statt ihn irgendwie abzuwehren und weiterzuspielen. Insofern war die Abseitsstellung mitnichten passiv. Die Fahne blieb aber unten, Xavi dribbelte noch ein paar Meter und zog ab - 1:0 für Leipzig. Ich dachte, das wird jetzt gecheckt und das Tor wird zurückgenommen, aber Pustekuchen. Angeblich sei das aktuelle Regelauslegung, hieß es hinterher. Nun, dann ist es eine falsche Regelauslegung. Das Tor galt jedenfalls.

In der Folgezeit, so etwa bis zur 25. Minute bringt der SC nichts zu Stande, Leipzig dominiert die Partie eindeutig, steht aber mit einigen Ecken und Abschlussmöglichkeiten eher schlampig um. Die wirklich zwingenden Tormöglichkeiten der Gastgeber bleiben aus, auch wenn Leipzig ständig am Ball zu sein scheint. In der zweiten Hälfte dieser ersten Halbzeit wird der SC immer kombinationssicherer und spielt irgendwann auf Augenhöhe mit Leipzig. 

In der 35. Minute schießt Maxi Eggestein machtvoll aufs Tor. Kemper Blaswich lässt den Ball nach vorne abprallen und Kiliann Sildillia ist mit dem Nachschuss erfolgreich. Der befreiende Torschrei erstickt aber im Hals, stand der junge Franzose doch beim Schuss von Eggestein im Abseits - durch den Schuss wird aus passiv aktiv - eine korrekte Entscheidung, aber höchst unglücklich für den SC. 

Je näher die Halbzeit rückt, je mehr spürt man, dass vielleicht doch etwas geht für den SC in der Red Bull Arena. Die unglückliche Interpretation von Schiedsrichter Patrick Ittrich und seinem VAR im Kölner Keller bei der Situation, die dem 1:0 vorangeht, setzt sich in der 45 Minute fort. Nach einer Flanke von Noah Weißhaupt kommt Maximilian Eggestein im Strafraum zum Kopfball. Der Ball wird von Schlager geblockt, allerdings mit dem Arm, mit dem er gleichzeitig Lucas Höler wegschiebt. Ittrich will kein strafbares Handspiel erkannt haben - der VAR checkt, während der Ball im Seitenaus ist - dann geht es ohne Ahndung des Handspiels im Strafraum weiter. Ich sage: Ea hat auch für weniger Hand schon Elfmeter gegeben. Wieder eine Fifty-Fifty-fifty-Entscheidung, die gegen den Sport-Club ausfällt… 

Es soll drei Minuten Nachspielzeit geben. Dann krachen Nicolas Höler und Kiliann Sildillia mit den Köpfen zusammen und das Spiel wird einige Zeit unterbrochen,  „Chico“ wird auf dem Platz behandelt. Es laufen gefühlt die allerletzten Sekunden der ersten Hälfte. Mit einer gelungenen Grätsche im Zweikampf mit Leipzigs slowenischen Stürmer Sesko gewinnt Matthias Ginter den Ball für Freiburg. Merlin Röhl erhält die Kugel und setzt aus dem Mittelfeld heraus zu einem Dribbling an. Erst tanzt der U21-Nationalspieler Haidara und Simakan aus und lässt  die beiden Leipziger hinter sich. Dann legt Merlin den Ball auch noch an Klostermann vorbei und behält ihn mit bestechender Dynamik am Fuß. Röhl zögert im Strafraum nicht, sondern schlenzt den Ball aus halblinker Position mit Verve ins lange Eck; der Ausgleich in Minute 45.+6 - Patrick Ittrich pfeift gar nicht mehr an. Röhl Treffer war die letzte Aktion der ersten Halbzeit.

Die zweite Halbzeit ist ein offener Schlagabtausch mit Chancen hüben wie drüben, aber ohne die ganz großen Kracher - es könnte, wie schon zwei Mal in den Jahren zuvor, wieder auf ein 1:1 hinauslaufen… Dann die 77. Minute, der eingewechselte Baumgartner dringt in den Strafraum ein, wo Vincenzo Grifo in dieser Situation aushelfen muss. Ein Kreativer als Abwehrspielef - das kann schief gehen und es geht schief. Vincenzo Fuß schnellt vor, um den Ball weg zu spitzeln, trifft aber das Standbein von Baumgartner, der den Kontakt spürt und zu Boden geht. Ittrich zeigt an „weiterspielen!“ entschließt sich nach Hinweis aus Köln aber dafür, den Bildschirm am Spielfeldrand zu konsultieren. Auch ich sehe die Szene jetzt auf einem Bildschirm an meinem Arbeitsplatz und weiß sofort - es wird Elfmeter geben. Es läuft offiziell die 79. Spielminute als Ittrich ein Viereck in die Luft malt und auf den Punkt zeigt. Openda läuft an und lässt Noah Atubolu keine Abwehrchance. 2:1 per Strafstoß zu Beginn der Schlussphase. Wie ärgerlich…

Michael Gregoritsch kommt für den todunglücklich dreinschauenden Vincenzo Grifo - „Litz“ Doan für Merlin Röhl, der als Offensiver erneut eine starke Partie geboten hat. Für den Sport-Club heißt es jetzt, stürmen auf Teufel komm heraus. Etwas unsortiert sind die Gäste freilich noch  und kassieren nach einem Konter glatt den Doppelschlag: Der eingewechselte Österreicher Christoph Baumgartner,  der schon den Elfmeter herausgeholt hatte, wird  endgültig zum Matchwinner. Xavi treibt den Ball bei einem Konter nach vorne, passt auf Baumgartner und der Ösi vollstreckt zum 3:1 (80.). 

In den verbleibenden zehn Minuten plus fünf Minuten Nachspielzeit verwaltet Leipzig das Resultat. der SC,  der noch Kenneth Schmidt und Junior Adamu einwechselt, bemüht sich vergeblich um eine Ergebnisverbesserung. 

 

Das Nachspiel

Mit Moderator Benjamin Resetz ist verabredet, dass ich mein Fazit und die Einzelbewertung der SC-Spieler kurz und knapp an meine letzte Einblendung  vom Spiel hänge und nicht einen Musiktitel abwarte. Hier im Stadion der weiten Wege würde ich Zuviel Zeit verlieren, um an Interviews zu kommen. Außerdem will ich meinen Kram sofort mit in die Katakomben nehmen und nicht nochmal die Tribüne hoch bis unters Dach steigen. So geschieht es. Als ich in der Mixedzome ankomme, hat sich David Weigend vom der BZ zwar schon mit Maxi Eggestein unterhalten, Vincenzo Grifo und Merlin Röhl sind aber noch angekündigt. Zwei Interviews mit Spielern - das ist der Standard, das reicht. Ich habe also alles richtig gemacht. David und ich sind die einzigen Freiburger Berichterstatter in der Mixedzone - das ist alles sehr entspannt.  Nach den Talks kann mich beruhigt in die PK setzen und im Anschluss an das Trainer-Interview mit David zur Straßenbahn schlüren, statt nochmal die Tribüne hochzukraxeln. 

Erst nach 23 Uhr sitze ich in meinem Hotelzimmer und schreibe meinen Nachbericht. Zwei oder drei Mal setze ich bei der Aufnahme neu an, dann ist das Ding im Kasten.

 

Am Nachmittag, zwischen dem Kommentar zum 2:2 der U23 gegen Münster und der Abfahrt zum Stadion hatte ich bei Lieferando ein Wiener Schnitzel mit Beilagen und eine Flasche Rotwein bestellt. Ich hatte ja, seit dem Frühstück im ICE, noch nichts im Magen. Das späte Mittagessen begleite ich aber nur mit einem Glas Wein, sodass ich nun, gegen Mitternacht im Best Western Hotel, gleich neben dem Leipziger Hauptbahnhof, noch einiges an Rotwein in der Flasche habe. Ich zapple durchs TV-Programm und versuche, das Adrenalin aus den Adern zu verdrängen. Ich brauche meinen Schlaf, denn am Montag ist reichlich Arbeit angesagt - nach der langen Bahnreise, auf der ich mich übrigens gerade befinde - so zwischen Frankfurt und Mannheim. Wegen der Niederlage gestern kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen. Fakt ist, Leipzig war gestern  zu knacken, die Umstände beziehungsweise die Regelauslegungen und Entscheidungen sowie das Glück - zwei Abseitstore - warn dem SC einfach nicht hold. Die Zuversicht überwiegt in meinem Gefühlshaushalt, dass der SV, trotz der vielen Verletzten, inzwischen gute Leistungen auf den Platz bringt und dass mit Kiliann Sildillia, Noah Weißhaupt und Merlin Röhl junge Talente in der Bundesliga und sogar in der Startelf angekommen sind und ihre Sache richtig gut machen. Wenn Christian Günter, Kofi Kyereh, Roland Sallai, Maximilian Philipp, Lucas Kübler und Yannik  Keitel nach und nach wieder zurückkommen, wird der leistungsfördernde Konkurrenzkampf im Kader groß sein. Roland Sallai könnte schon nach der Länderspielpause wieder ein Thema werden, ließ Christian Streich kürzlich durchblicken. 

Der ganz große Terminstress - drei Englische Wochen am Stück - ist erstmal überstanden. Die nächsten Spiele, am Samstag, 25. November, um 15.30 Uhr gegen Darmstadt 98, dann am Donnerstag, 30. November, um 18.45 Uhr das Europa-League-Heimspiel gegen Olympiakos Piräus und das Auswärtsspiel am Sonntag, 3. Dezember, um 15.30 Uhr bei Mainz 05 Betrachterinnen nicht als bedrohliche Aufeinandertreffen, sondern als reizvolle Herausforderungen für unser Team mit durchaus guten Erfolgschancen. 

Säße ich jetzt nicht im ICE, sondern in meinem Redaktionsbüro im WZO-Verlag, würde ich sicher an meiner Fußballkolumne „SC INTEAM“ arbeiten. Jetzt habe ich mir spontan überlegt, einen Entwurf hier und jetzt im Zug zu schreiben:

 

SC INTEAM

Beim Europa-League-Festabend am vergangenen Donnerstag, dem eindrucksvollen 5:0 gegen Bačka Topola, und bei der insgesamt recht unglücklichen 3:1-Niederlage am Sonntagabend in Leipzig haben sichere SC-Spieler in den Vordergrund gespielt, die vor wenigen Wochen noch den Status „Talent mit Aussicht auf Kurzeinsätze“ hatten: Noah Weißhaupt und Merlin Röhl mauserten sich zu Startelfspielern, die das Vertrauen des Trainerteams nicht nur rechtfertigten, sondern durch die Qualität ihrer Darbietungen überraschten. Nimmt man den Umstand hinzu, dass Noah Atubolu inzwischen längst zu einer stabilen und nicht (mehr) umstrittenen Nummer eins herangereift ist, dass Kiliann Sildillia, nach seinem fulminanten Start bei den Profis, das zwischenzeitliche Leistungstief überwunden hat und wieder voll da ist und dass Jordy Makengo erste Einsätze in Europa League und Bundesliga erfolgreich hinter sich gebracht hat, während der erst 19-jährige Mika Baur erste „Bankeinsätze“ bei den Profis sammeln konnte, wird deutlich, welcher Segen die Freiburger Fußballschule für den Verein ist und welche hervorragende Arbeit auch von Thomas Stamm auf der Bank des Drittligateams leistet. Alle genannten Talente sind über die U23 in Christian Streichs Bundesligakader gelandet, wo sie sich schnellstens akklimatisieren konnten. Dass dieser Talentschuppen derzeit in der 3. Liga darbt und aktuell im Tabellenkeller um den Klassenerhalt fürchten muss, liegt in der Natur der Sache, denn es ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen guter, zum Teil sehr junger Talente, die kaum Drittligaerfahrung mit sich bringen und als Mannschaft noch Luft nach oben haben. Noch ist mir um die U23 in der 3. Liga nicht ernsthaft bange. Und jene, die diesem Talentschuppen entwachsen sind und inzwischen im Bundesligakader für  Furore sorgen, die können diese Entwicklung nehmen, weil das Korsett stimmt, weil Philipp Lienhart, Matthias Ginter, Nicolas Höfler, Maxi Eggestein, Vincenzo Grifo oder Lucas Höler den Rahmen geben, der den jungen Wilden Sicherheit gibt und ihnen hilft. Es handelt sich um eine spannende, für die nahe und fernere Zukunft viel versprechende Mischung. Und um den Beginn eines Generationenwechsels. 

 

Mit diesem Basistext werde ich arbeiten, wenn ich nachher am pc und vor den digitalen Seiten der nächsten ReblandKurier-Ausgabe sitze. 

Es ist übrigens durchaus heikel, dass ich nicht dort, sondern hier im ICE, aktuell zwischen Mannheim und Karlsruhe sitze. Ich muss heute und Morgen in Vertretung einer Kollegin, neben meinem Leitungsjob und den damit verbundenen Tätigkeiten, auch die Produktion der Kaiserstuhl- und Tuniberg-Ausgabe unter meine Fittiche nehmen. Ich fürchte, heute Abend wird es - ähnlich wie gestern - etwas später werden… Morgen Abend sind die Zeitungen dann fertig und ab Mittwoch kann ich mich ein wenig ausruhen - kein Radiofußball in der ersten oder dritten Liga… Auch mal ganz schön nach der Terminhatz der letzten Wochen. Fußball ist trotzdem und damit meine ich nicht die Nagelsmänner im TV, sondern die U17 der SG Markgräflerland. Nach durchwachsenem Start sind Ben und seine Komplizen inzwischen in der Spitzengruppe der Bezirksliga angekommen. Und Samstag ist ein Spitzespiel angesagt. Ich werde da sein…