12. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen SV Werder Bremen

Sonntag, 25. November 2018, 15.30 Uhr *

Schwarzwald-Stadion, Freiburg *

SC Freiburg .- SV Werder Bremen *

Das Vorspiel

Herbstzeit – Erkältungszeit… Ben (10) und Amelie (6), meine beiden Süßen, waren schon an der Reihe, Yoany, meine Frau, hüstelt etwas und ich spüre auch schon was… Ich denke aber, dass es - wegen vollzogener Grippeschutzimpfung - nicht so ernst wird, dass Hals und Stimmbänder verschont bleiben. Letzteres ist ja nicht ganz unbedeutend in meinem Job.

Während das Heimspiel gegen Werder Bremen vor der Tür steht, spielt auch die nächste Auswärtsreise schon in den Arbeitsalltag rein: Reiseplanung, Akkreditierung(en) beantragen und solche Dinge. Zum Spiel in Dortmund reise ich schon heute – Donnerstag – in einer Woche an. Die erste Teilstrecke nach Westfalen – etwa 50 Prozent des Wege – bringe ich am Donnerstagabend hinter mich. Diesmal im Hybrid-Toyota von baden.fm. Das Hotel bei Gießen ist reserviert. Weiter geht es dann am Freitagmorgen nach Bielefeld (90 km von Dortmund entfernt), wo ich mich ein wenig um meine 86-jährige Mutter kümmern kann und will. Sicher werden wir wieder im kultigen Café Knigge mitten in der City zum Kaffeetrinken unsere Aufwartung machen. Am frühen Abend fahre ich dann aber ins nahe Paderborn. In der Benteler-Arena, Ort des jüngsten Bundesliga-Wiederaufstiegs des SC Freiburg, kommt es zum Ostwestfalen-Derby zwischen dem SC Paderborn und Arminia Bielefeld. Die Akkreditierung ist bestellt, habe ich doch nach dem Kick, in der Mixedzone, ein Date mit Mo Dräger. Der vom SC Freiburg an die Paderborner ausgeliehene Außenverteidiger ist Stammspieler beim SCP  und die regionalen Rivalen meiner alten Liebe  Arminia spielen eine beeindruckend gute Saison. Mal schauen, was Mo Dräger dazu zu sagen hat, wie eng er den SCF verfolgt und ob er vielleicht sogar am Samstag ins nahe Dortmund reist. Für die Freiburger Stadionzeitung „Heimspiel“ werde ich dann alles zu Papier bringen, inklusive ein Foto von Mo im Paderborner Trikot. Samstag ist dann das Spiel in Dortmund. Dort habe ich heute ebenfalls die Akkreditierung beantragt und auf die technischen Notwendigkeiten für mein sogenanntes Musiktaxi hingewiesen. Treue Leser und/oder Hörer wissen, dass das mein Standard-Übetragungsmedium ist, aber (leider) nicht in jedem Stadion funktioniert. (…) Im Moment gerade kam der telefonische Rückruf der Presseabteilung des BVB. Sie würden für ihr eigenes Fanradio (mit Nobby Dickel) auch mit einem solchen Gerät arbeiten und wüssten, dass es je nach Stadion mal funktioniert und mal nicht, dass es in Dortmund selbst aber eigentlich funktionieren müsste. Das hört sich doch gut an…

Die Info betrifft aber erst das übernächste Spiel; das womöglich wichtigere, nächste Spiel steigt am Sonntag im Schwarzwald-Stadion gegen Werder Bremen. Wichtiger, weil die sportlichen Erfolgschancen für den Sport-Club in Dortmund relativ begrenzt-, gegen Bremen, zumal in einem Heimspiel, aber objektiv vorhanden sind. Nach einer Niederlage, wie jener gegen Mainz im letzten Heimspiel vor der Länderspielpause und gleichzeitig vor einer schweren Auswärtsaufgabe wie der in Dortmund, kommt so einer Partie natürlich eine besondere Bedeutung zu. Bremen kommt. Nach einem super Start in die Saison stotterte der Werder-Motor plötzlich. Aber dieses Thema habe ich ausführlich in meiner Kolumne „SC INTEAM“ in den Wochenzeitungen am Oberrhein erörtert:

 

SC INTEAM

Am Samstag, 1. Dezember, muss der SC Freiburg bei der „Mannschaft der Stunde“ antreten. Spitzenreiter Borussia Dortmund ist in Topform und unter Trainer Lucien Favre zu einem ernsthaften Titelanwärter gereift. Für die Freiburger, in deren Umfeld nach der 1:3-Niederlage gegen Mainz 05 ein Stück weit Ernüchterung Einzug gehalten hat, wird es schwer sein, im mit über 80.000 Zuschauern ausverkauften Signal-Iduna-Park Punkte zu sammeln. Alles andere als ein Sieg des BVB wäre eine Sensation. Umso wichtiger ist es für den Sport-Club, um den Platz im Tabellenmittelfeld mittelfristig zu verteidigen, das zeitlich vorgelagerte Heimspiel zu gewinnen. Am kommenden Sonntag, 25. November, kommt der SV Werder Bremen zum Duell ins Schwarzwald-Stadion. Den Bremern ist genau das passiert, was der SC tunlichst verhindern sollte: Nach einer überaus erfolgreichen Phase, sind sie aus der Spur geraten und eine – bislang noch kleine – Negativserie hat Einzug gehalten. Plötzlich stimmten weder Leistungen, noch Ergebnisse beim Team von der Weser. Bis zum 8. Spieltag hatte Werder – mit Ausnahme des Spiels in Stuttgart – regelmäßig „geliefert“, besonders auswärts: Siege in Frankfurt, Augsburg und bei Schalke 04 ließen aufhorchen. Mit dem spektakulären 2:6 im Heimspiel gegen Leverkusen kam der Bruch. Es folgte eine 2:1-Niederlage in Mainz und ein 1:3 gegen Borussia Mönchengladbach. Hinzu kommt: Die Ergebnisse entsprachen jeweils den gezeigten Leistungen. Plötzlich lief nicht mehr alles wie am Schnürchen, die Automatismen schienen von heute auf morgen verloren – der junge Trainer Florian Kohfeld rauft sich die Haare und ist plötzlich als Krisenmanager gefordert. Auch weil der nächste Heimgegner der Bremer Bayern München heißt, setzen die Werderaner große Hoffnungen auf das Auswärtsspiel in Freiburg. Hier, wo Bremen in 19 Begegnungen schon elf Mal gewinnen konnten, wo es 2017 ein 2:5 für Werder und 2015 ein 0:1 für die Norddeutschen gegeben hat, hier soll die Krise abgewendet werden, bevor sie sich so richtig bei den Grün-Weißen einnistet. Beim Sport-Club hingegen ruft man frischere Erinnerungen wach, konkret an die Vorsaison, als Freiburg gegen Bremen in der Liga ungeschlagen blieb. Dem 0:0 in Bremen folgte im Februar dieses Jahres ein 1:0- Heimerfolg durch ein Elfmetertor von Nils Petersen gegen Werder. Die schwachen ersten 30 Minuten gegen Mainz gilt es abzustreifen und vor eigenem Publikum zurück in die Erfolgsspur zu kommen. Der SC Freiburg und Werder Bremen, beide zuletzt unzufrieden mit der eigenen Leistung, werden am Sonntagnachmittag alles tun, um wieder erfolgreich zu sein. Schön, dass beim SC, der auf den verletzten Höfler verzichten muss, Gondorf und Niederlechner wieder einsatzbereit sind.  (Zitatende)

 

Zu den spannenden Fragen im Vorfeld des Spiels zählt die nach dem Ersatz für den verletzten Nicolas Höfler. Mir ist durchaus bewusst, dass es SC-Anhänger gibt, die den Ausfall des defensiven Mittelfeldspielers nicht so tragisch finden. Durch „Chicos“ Fehler vor dem 1:3 für Mainz im letzten Heimspiel fühlen die sich in ihrer subjektiven Wahrnehmung vermutlich noch bestätigt. Natürlich ist auch meine Sichtweise der Dinge subjektiv, klar. Dennoch erlaube ich mir, zu widersprechen. Ich habe in den fast 30 Jahren, in denen ich den Fußball jetzt beruflich begleite schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Wertschätzung der breiten Masse für strategisch wichtige Spieler aus dem defensiven Mittelfeld oft umgekehrt proportional zu ihrer Wichtigkeit für das Spiel der Mannschaft ist. Das Lenken eines Spiels, das Rhythmusgeben, permanent Anspielstation für die anderen zu sein – das sind keine Funktionen, die bei oberflächlicher Betrachtung viel Glanz abwerfen. Das ist das Problem. Und: Höflers Ausfall gegen Bremen ist ein Problem.

Natürlich ist die Mannschaft des SC Freiburg personell so ausgestattet, dass sie dieses Problem eigentlich lösen könnte. Es ist aber etwas unglücklich, dass mit Frantz und Gondorf zwei der potenziellen Höfler-Vertreter gerade erst Verletzungen überstanden haben und noch nicht am Zenith ihrer Leistungsfähigkeit angekommen sind. In einer solchen zentralen Rolle, wäre eine gewisse Spielpraxis und gute persönliche Form aber von Vorteil. Der frühere Nürnberger Kammerbauer scheint sich das notwendige Vertrauen von Christian Streich bislang noch nicht erarbeitet zu haben, um als Höfler-Ersatz in Frage zu kommen. So könnte in der gegebenen Situation die Teamlösung auf der Doppel-Sechs eventuell Koch / Haberer lauten.

Spannend ist zudem die Besetzung der Offensivpositionen. Nach seinen zuletzt gezeigten Leistungen und dem Doppelpack für die U21 gegen Italien dürfte Waldschmidt als einer von zwei zentralen Stürmern als gesetzt gelten. Höler, Torschütze gegen Mönchengladbach und in München könnte neben ihm agieren, während der nominelle erste Sturm mit Petersen und Niederlechner auf der Bank als Doppel-Joker lauern könnte. Oder sind die spielerischen Defizite von Höler aus Sicht der Trainer zu groß, um arrivierte Größen wie Nils und Flo draußen zu lassen? Und wer kommt über die Außenpositionen? Frantz, dem zuletzt noch die Form fehlte, Gondorf, der aus der Rekonvaleszenz kommt? Sallai wurde zuletzt als "verletzt" geführt. Er verzichtete auf internationale Einsätze für Ungarn. Ich persönlich hatte den heimlichen Verdacht, dass die Verletzung ein wenig groß geredet wurde, damit der Junge mal zur Ruhe kommt und nicht schon wieder durch Europa jetten musste. Hinweise oder so habe ich keine dafür nur eine ganz private Einschätzung. Vielleicht ist Sallai ja doch dabei gegen Bremen. Fällt er verletzt aus, bereitet die Besetzung der Außenpositionen durchaus Probleme. Frantz kann links wie rechts, aber – siehe oben. Kleindienst hat auf der rechten Außenbahn auch schon gute Spiele abgeliefert und getroffen – damals, beim 3:3 in Augsburg, erinnere ich mich. Natürlich ist Kleindienst auch eine gute Option für die Angriffszentrale. Waldschmidt kann schließlich auch über die Außenbahn für Gefahr sorgen. Kurz: Viele offene Fragen bei der Besetzung der verschiedenen Positionen.

Und das Spielsystem? Die Mannschaft hat zuletzt meist auf ein 4-4-2 gesetzt. Wenn es nicht gut lief, wurde in den Spielen umgebaut auf eine Dreier/Fünferkette und das brachte häufig eine qualitative Steigerung im Spiel der Mannschaft mit sich. Ist – auch nach der Höfler-Verletzung – jetzt eventuell der Zeitpunkt gekommen, von der ersten Minute an so zu spielen? Pressekonferenz ist erst morgen, am Freitag, aber verraten wird Trainer Christian Streich seine Pläne ja ohnehin nicht.

Gegen Werder Bremen treffen Co-Trainer Florian Bruns,  Mittelfeldallrounder Jérôme Gondorf und Torjäger Nils Petersen auf alte Weggefährten – die SC-Fans feiern zudem ein Wiedersehen mit Max Kruse. Wie herzlich es ausfallen wird – keine Ahnung. Für mich ist Max einer der besten Fußballer, die je beim SC gespielt haben. Ich hoffe nur, dass er seine außergewöhnlichen Qualitäten am Sonntag gegen den Club, bei dem ihm einst der Durchbruch zum Spitzenspieler gelang, nicht für Werder auf den Platz bringt. Denn unser SC Freiburg braucht – eine Woche vor dem schweren Spiel in Dortmund – gegen Bremen eigentlich einen Sieg. Umgekehrt gilt das für Werder, nach drei Niederlagen am Stück und eine Woche vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern freilich auch.

In der baden.fm-Bundesligashow werde ich am Sonntag nicht alleine im Stadion und am Mikrofon sein. Unser Sender hat, zusammen mit DB-Regio, wieder einen Fan-Reporter gefunden, der mir gewissermaßen assistiert. Es handelt sich um eine junge Dame; also, Kristina D., ich bitte zum Tanz! Hoffentlich wird es am Ende ein Freudentanz!!! 

 

Wir übertragen das Spiel SC Freiburg gegen Werder Bremen am Sonntag, 25. November, ab 15 Uhr live bei baden-fm.

 

 

Das Fußballspiel

(Mein 922. SC-Livespiel im Radio)

 

Dier Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Werder Bremen müssen intensiv gewesen sein. Ausgelöst durch die Heimniederlage gegen Mainz, die Verletzung von Höfler und die Beobachtung, dass in den vergangenen Spielen stets eine qualitative Verbesserung des Freiburger Kicks eingetreten war, wenn die Mannschaft ihr Spielsystem und damit die Statik des Spiels verändert hatte, lief der SC gegen Werder statt mit dem gewohnten 4-4-2 mit einer 3-4-3-Formation auf, wobei die drei Offensiven, Terrazzino, Höler und Waldschmidt natürlich enorm viel Defensivarbeit ablieferten. Nicht von ungefähr kommt der Umstand, dass Mittelstürmer Höler mit 13,16 Kilometern die größte Laufleistung zweier extrem lauffreudiger Mannschaften ablieferte.

Der SC Freiburg machte schnell deutlich, wer Herr im Hause war und stellte fraglos die bessere Mannschaft. In der Schlussphase der ersten Hälfte schoss der sehr agile Waldschmidt, einer der besten Freiburger auf dem Platz, dem Bremer Moisander im Strafraum den Ball an den Arm. Da dieser vom Körper weggespreizt war, ist das nach aktueller Regelauslegung ein strafbares Handspiel, folglich mit Elfmeter und einer Gelben Karte zu ahnden. Davon überzeugte sich Schiedsrichter Bastian Dankert aus Rostock, der zunächst hatte weiterspielen lassen, nach Hinweis aus Köln durch Betrachtung der Videosequenz. Es gab also Strafstoß und Luca Waldschmidt zirkelte den Ball vom Punkt aus unhaltbar in den Winkel. 1:0 – die verdiente Pausenführung für starke Freiburger.

Nach dem Wechsel gab es ein weiterhin sehr unterhaltsames Fußballspiel mit auffallend vielen Torabschlüssen auf beiden Seiten und mit Schwolow und Pavlenka zwischen den Pfosten, die sich beide Bestnoten verdienten. Optisch überlegen blieb der SC Freiburg, der auch die besseren Chancen für sich verzeichnete. Waldschmidt traf mit einer Volleyabnahme aus fünf, sechs Metern, in Mittelstürmerposition, nach wunderschöner Flanke von Stenzel, leider nur den Bremer Torhüter. Ein Reflex von Pavlenke war es, der eine sehenswerte Volleyabnahme von Gondorf aus spitzem Winkel nicht ins Netz klatschen ließ und Höler traf nach einem Konter nur den Pfosten. Wer schon viele Fußballspiele gesehen hat, der weiß, dass sich so etwas am Ende meistens rächt. Und so kam es dann auch. Nach einem einzigen Sturmlauf in den letzten Minuten kam Werder nach einem Eckball von Kruse und einer unglücklichen Kopfballabwehr von Höler, durch Augustinsson doch noch zum Ausgleich.

Zuvor hatte die Entscheidung der Unparteiischen, dem Spiel vier Minuten Nachspielzeit angedeihen zu lassen, für Aufregung gesorgt, hatte es doch in der zweiten Halbzeit kein Tor, keine einzige Verletzungsunterbrechung und kein auffälliges Zeitschinden des knapp führenden SCF gegeben. Dann fiel, in der zweiten Minute der Nachspielzeit das Tor und Werder feierte den Ausgleich ausgelassen mit seinen Fans in der Kurve. In den letzten Sekunden der angesagten vier Minuten „extratime“ bekam der SC einen Freistoß, der zur Ecke abgewehrt wurde. Jetzt waren die vier Minuten um, es gab aber noch die Bremer Jubelszenen nachzuspielen, was bei einem Eckball eigentlich selbstverständlich sein sollte. Bastian Dankert aber pfiff die Partie ab. Etwas eigenwillig ist diese Regelauslegung, wie mir scheint. So unmotiviert wie die vier Minuten Nachspielzeit generell erschienen, war das pünktliche Abpfeifen an deren Ende, nach der offensichtlichen Spielunterbrechung durch das Bremer Tor und den Torjubel in der Fankurve. Den Eckball hätte es noch geben dürfen, ob er zu etwas geführt hätte oder nicht – wer weiß das schon. Andererseits, Bremen, zwei Minuten zuvor…

 

Das Nachspiel

1:1, nach einem Gegentor in den Schlusssekunden… das war ärgerlich. Ich tröstete mich mit dem 1:1 kürzlich in München, wo der SC von einem sehr späten Ausgleich profitiert hatte. Und immerhin, einen Punkt gab es ja auch dafür. Außerdem hatte mir die Doppelmoderation mit Fan-Reporterin Kristina Dworak gefallen, die einen guten Job gemacht hatte, indem sie Humor, Schlagfertigkeit und auch Fußballverstand bewiesen hatte. Die baden.fm-Bundesligashow schien mir also ganz gelungen. Das zählt für mich als Reporter ja auch; nicht nur das pure sportliche Ergebnis auf dem Platz.

In der Mixedzone gab es drei Spielerinterviews – durchaus bemerkenswert nach einer solchen Last-Minute-Enttäuschung. Zuerst hatte ich Schwolow vor dem Mikrofon. Nach anderthalb Minuten aber kam das Signal, er müsse in die Kabine – der Trainer wünsche alle Spieler um sich zu versammeln. Als nächstes kam dann der ex-Bremer Gondorf und gab eloquent Auskunft zum eben Erlebten. Schließlich führte uns Carina aus der Presseabteilung des SC dann auch noch Waldschmidt zu. Der wirkte etwas verschlossener als der erfahrenere Gondorf. Luca war freundlich aber fast ein bisschen schüchtern.

Es folgte die PK und das obligatorische Trainerinterview – business as usual, wie der Engländer sagt. Dann war mein Job gemacht. Ich kehrte zurück auf die nun leere Haupttribüne und baute meinen Technikkram ab. Alles hatte perfekt funktioniert. Alles, bis auf die Schlussphase der Mannschaft. Schade, aber, weiter geht’s, sagte ich mir. Im Auto auf der Heimfahrt schaltete ich meinen Hörbuch-Krimi ein, um irgendwie runterzukommen. Zuhause gab es ein schönes Essen mit der Familie und dann, auch um den Kindern durch „Polizeiruf“ keine Angst einzujagen, „The Voice of Germany“. Gegen 21 Uhr waren dann die Kinder im Bett und kurz vor Ende der Musik-Castingshow auch Yoany. Ich hatte zwischendrin, in einer Werbepause, noch einen Nachbericht für die baden.fm-Morningshow geschrieben, aufgezeichnet und nach Freiburg geschickt. Jetzt war das letzte „battle“ gesungen und ich war noch immer nicht müde. Also gab ich mir noch ein paar Minuten mit dem Hörbuch , einem Krimi aus Norddeutschland („Granat für Greetsiel“ von Dirk Trost), und ging ins Schlafzimmer, knapp bevor ich auf dem Sofa einzuschlafen drohte… irgendwann gegen Mitternacht.

Am Montagmorgen entstand dann in der WZO-Redaktion, quasi als erster Arbeitsgang der neuen Woche die Kolumne „SC INTEAM“ für die Wochenzeitungen am Oberrhein. Sie erscheint am Mittwoch und Donnerstag zwischen der Ortenau und der Schweizer Grenze – und heute schon im world-wide-web:

 

SC INTEAM

Der Ausgleich fiel quasi mit Ansage: Minutenlang hatte Werder Bremen den Sportclub in der allerletzten Phase des Spiels geradezu eingeschnürt, eine Flanke nach der anderen flog in den Strafraum und als Beobachter bekam man den Eindruck, dass „es“ gleich passieren würde, dass den zuvor über weite Spielabschnitte unterlegenen Bremern   der Ausgleich gelingen würde, wenn Schiedsrichter Bastian Dankert aus Rostock nicht bald abpfeifen würde. In der zweiten Minute der Nachspielzeit passierte es dann: Nach einem Eckball von Kruse wehrten die Freiburger den Ball unzureichend ab. Ein Kopfball von Höler, dem laufstärksten Spieler an diesem Nachmittag, landete vor den Füßen von Augustinsson und der Schwede traf aus sechs, sieben Metern Torentfernung. 1:1, der Endstand. Nur ein Punkt statt drei Zähler für den SC  – am Ende eines beeindruckenden Bundesligaspiels, das vieles geboten hatte: guten Fußball, zwei extrem lauffreudige Mannschaften (124,85 km : 124,91 km), mehr Torschüsse (23:19) als in irgendeinem anderen Bundesligaspiel dieser Saison, spektakuläre Torwartparaden und vieles mehr; nur eben kein Happy-End für den SC Freiburg. Im Umfeld des südbadischen Bundesligisten gibt es nun zwei Sichtweisen. Die Pessimisten weisen zurecht daraufhin, dass der letzte Sieg der Freiburger vom 26. Oktober datiert, der SC also sieglos durch den November rauschte, dass ein Punkt aus den beiden Heimspielen gegen Mainz und Bremen zu wenig ist, um sich  den Platz im Tabellenmittelfeld zu verdienen und dass die Erfolgsaussichten in den nächsten beiden Spielen – in Dortmund  und gegen Leipzig – eher gering sind, dass das Abrutschen in den Tabellenkeller vorgezeichnet scheint.

Optimisten erfreuen sich an der guten Leistung, die der SC gegen Bremen auch ohne die Leistungsträger Höfler (verletzt), Petersen (nach Verletzungspause erstmals wieder eingewechselt) und Niederlechner (nach Verletzung nur auf der Bank) auf den Platz brachte. Die Mannschaft ist offenkundig in Takt, hat deshalb  durchaus Chancen auf Bonuspunkte in Dortmund und/oder gegen Leipzig, bevor, in der Schlussphase der ersten Halbserie, in Düsseldorf, gegen Hannover und in Nürnberg, die Zähler winken, die das Punktekonto bis Weihnachten auf den beruhigenden  Wert   von 20 plus X schrauben werden. Am kommenden Samstag, 1. Dezember, um 15.30 Uhr geht es für die Schwarzwälder erstmal zur übermächtig erscheinenden Borussia nach Dortmund (live bei Sky und im Radio bei baden.fm). Wie man es dort nicht machen sollte, hat vor Wochen der 1. FC Nürnberg  demonstriert, der im Signal-Iduna-Park mit 0:7 unter die Räder kam. Besser hatte es Hertha BSC beim 2:2 Remis gemacht. Und der Sport-Club? (Zitatende)

Man liest und hört sich!