13. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen den 1. FC Köln

Sonntag, 6. November 2022, 17.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - 1. FC Köln *

Das Vorspiel

Die Terminhatz geht weiter. Gestern erst bin ich, aus Baku via Düsseldorf kommend, von der jüngsten Europa League Reise zurückgekommen. Die Reiseplanung kostete mich die Teilnahme am Spitzenspiel der U15-Landesliga zwischen Sinzheim und der SG Markgräflerland. So erfuhr ich über den "Ticker" unserer Eltern-WhatsApp-Gruppe vom 0:1-Auswärtssieg unserer Jungs, der die alleinige Tabellenführung zur Folge hatte. Nicht schlecht, für einen Aufsteiger... Das Spiel verpasste ich also wegen meiner späten Rückankunft - zum Radwechsel - Winterreifen lösten die Sommerreifen ab - inklusive Wintercheck für für meinen privaten Ford Kuga, kam ich aber pünktlich. Dann war es auch schon Zeit, mich am 55-Zoll-Bildschirm sehr konzentriert dem Spiel der U23 bei Dynamo Dresden zu widmen und in drei, vier Kurzeinbeldndungen bei baden.fm darüber zu berichten. Das Spiel war jetzt nicht das beste der Truppe von Trainer Thomas Stamm, vor allem schlichen sich viele Unkonzentriertheiten ein, das Ergebnis - 1:1 vor knapp 20.000 Zuschauern - war aber natürlich "Bombe", die U23 ist weiterhin Dritter in der 3. Liga und trifft am Mittwoch im Dreisamstadion auf 1860 München - ein echtes Spitzenspiel. Ich werde aber zeitgleich schon in Leipzig sein und mich auf meinen Bundesliga-Reportereinsatz dort vorbereiten; die sechste Englische Woche am Stück, die achte seit September; für die Jungs auf dem Platz aber auch für mich, den nebenberuflichen Radioreporter. Das ist ganz schön stressig, kann ich Euch sagen...

Zurück zum Samstag: Ich verbrachte noch zwei Stündchen in der WZO-Redaktion, Tagebuch und so, um dann einen gemütlichen Fernsehabend mit Frau und Tochter zu verbringen. Sinzheim-Bezwinger Ben - mitten in der Pubertät - zieht sich abends eher zurück und fröhnt dem Internet. Jedem Tierchen sein Pläsirchen...

Jetzt ist es Sonntag. Ein Bundesliga-Sonntag. Um 17.30 Uhr kickt der SC gegen den 1. FC Köln. Terminstress und Englische Wochen ohne Ende hatten beide, genauso je einen Europa-Cup-Einsatz am Donnerstag. Vorteil Köln: Die Geißböcke hatten ein Heimspiel und keinen Reisestress, während der Sport-Club die weiteste Pflichtspiel-Reise seiner Vereinsgeschichte zu bewältigen hatte. Vorteil Freiburg: Das Unterfangen war, im Gegensatz zu dem der Kölner von Erfolg gekrönt. Das 2:2 der Kölner gegen Nizza bedeutete das Aus auf internationaler Bühne, während das 1:1 des SC in Baku den 14. Punkt in der Tabelle brachte und die Freiburger souverän als Tabellenführer das Achtelfinale der Europa League ansteuern. Zudem hatte Christian Streich in Aserbaidschan die Rotationsmaschine angeworfen, sodass - im Gegensatz zum FC - die SC-Kicker, die heute auf denm Platz stehen werden, relativ ausgeruht sind - und selbstbewusst obendrein.

Bis Mitte März kann sich der SC jetzt ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Nach dem gestrigen 3:0 gegen Bochum ist Borussia Dortmund zwar für eine Nacht wieder am SC vorbeigezogen, das können die Freiburger aber durch einen Sieg heute ganz schnell wieder korrigieren. Und sollte Union Berlin zuvor in Leverkusen stolpern - könnte ja sein - winkt dem SC am Ende des 13. Spieltags sogar der zweite Tabellenplatz. Ob Zweiter oder Dritter wäre mir zum jetzigen Zeitpunkt natürlich egal - die drei Punkte würden aber gut tun, bevor am Mittwoch in Leipzig die Revanche für das Pokalfinale ansteht und zum Bundesliga-Ausklang 2022, vor Beginn dieser wahnwitzigen WM in Katar, der sicher spannende Vergleich zwischen dem SC und Union Berlin ansteht - der beiden sympathischen Störenfriede an der Bundesligaspitze. 

Freiburg gegen Köln; meistens fallen viele Tore - das hat die Vergangenheit gezeigt. Und heute? Kriegt der SC die Energie auf den Platz, um Köln zu schlagen? Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen 1. FC Köln ab 17 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.075. SC-Livespiel am Radiomikrofon)    

 

Der SC landete gegen den 1. FC Köln einen verdienten 2:0-Sieg.

Im Vergleich zum Qarabag-Spiel in Baku standen zehn andere Spieler in der Startelf, es waren, neben Dauerbrenner Christian „Günni“ Günter die erwartbaren Leistungsträger der vergangenen Wochen, wobei sich Streich rechts in der Viererkette für Lukas Kübler entschied, Kiliann Sildillia nahm auf der Bank Platz, auf der Doppelsechs kickte der ausgeruhte Maximilian Eggestein, zumal Eigengewächs Yannik Keitel in Baku in der Startelf gestanden hatte, und als hängende Spitze agierte Wooyeong Jeong, was auch mit einer Erkrankung von Daniel „Kofi“ Kyereh zusammenhing. Auf den angesprochenen Positionen hatte es zuletzt immer mal Wechsel gegeben. Gegen den 1. FC Köln wirkte der SC wacher und frischer als die Gäste. Fußballerisch anspruchsvoll setzte der SC seine Angriffe auf   das Kölner Tor in Szene, legte sich den Gegner förmlich zurecht, ließ es aber an der notwendigen Effizienz fehlen; gute Chancen von Grifo,  Doan und Gregoritsch verstrichen ungenutzt, auch weil Schwäbe im FC-Tor einen Sahnetag erwischt hatte. Ja, die Anfangsphase hatte es wirklich in sich… Auch auf der anderen Seite, wo Köln zwar nicht brillierte, Mark Flekken an diesem Tag aber – neben seinen bekannten Qualitäten auf der Linie – diesmal einen bisher noch unbekannten „Gummifuß“ hatte, der insgesamt vier Mal an diesem frühen Sonntagabend den Ball statt zum Mitspieler zum Gegner beförderte; das erste Mal in Minute sechs: „Flecki“ kickte den Ball flach und zentral – selbstverständlich ungewollt – zum Kölner Kapitän Kainz, der Matthias Ginter geschickt aussteigen lässt, dann aber vergleichsweise harmlos aus 16 Metern aufs Tor schießt. Mark Flekken taucht ab und hält mit einer anspruchsvollen Parade – Fehler wieder gut gemacht.

Nach der bereits angesprochenen Doppelchance von Doan und Gregoritsch in der 15. Minute lag das befreiende erste Tor für den Sport-Club in der 33. Minute einmal mehr in der Luft. Kübler kommt nach Doppelpass mit Doan zum Schuss, Verteidiger Kilian wirft sich in den Ball und verhindert so die Freiburger Führung, die längst verdient gewesen wäre.

Auf der Gegenseite beweist Köln in ein, zwei Szenen unzureichendes Zielwasser…

Zur Pause stand es 0:0 – es war zwar zu erahnen, dass Freiburg sich am Ende durchsetzen könnte, sicher war es aber keinesfalls.

Erneut erwischt der Sport-Club, nach Wiederbeginn,  einen guten Start und acht Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte „klingelt“ es dann endlich: Nach einem Ballgewinn im eigenen Strafraum durch Nicolas Höfler schaltet „Chico“ blitzschnell auf den Angriffsmodus um und bedient Michael Gregoritsch im Mittelfeld, der den Ball mit einigen langen Schritten nach vorne treibt und dann den halblinks durchstartenden Wooyeong Jeong bedient, der den feinen Steilpass ideal verarbeitet und durch seine perfekte Ballmitnahme und seine Schnelligkeit den Gegenspieler düpiert und aus 13 Metern zum Schuss kommt. Jeong schiebt den Ball mit seinem „schwachen“ Fuß durch den einzigen sich bietenden Korridor ins lange Eck. Vom Innenpfosten prallt der Ball ins Netz – 1:0.

In der 60. Minute meldet sich einmal mehr der ungewohnte „Gummifuß“ von Mark Flekken zu Wort. „Flecki“ schießt im Strafraum den Kölner Mittelstürmer Tigges an. Vom früheren Mittelstürmer der U23 des BVB 09 prallt der Ball vor die Füße von Maina, der daraufhin im Eins-gegen-Eins-Duell mit Mark Flekken steht, den Ball aber nicht am Niederländer vorbei bringt. Chance geschenkt – Chance vernichtet, könnte man sagen – zwei Mal Flekken.

Die Vorentscheidung in dieser Partie fällt in der 64. Minute. Der SC führt einen Einwurf schnell aus, Kapitän Christian Günter flankt ungedeckt gefühlvoll ins Zentrum, wo Michael Gregoritsch, zwischen zwei „schlafenden“ Kölner Verteidigern stehend, zu einem unbedrängten Kopfball kommt, der unhaltbar für Schwäbe zum 2:0 einschlägt. Ein Tor vorbereitet, eines selbst gemacht – ein Super-Arbeitstag für „Gregerl“, der aktuell in Freiburg die erfolgreichste Phase seiner Karriere durchlebt. Der Sport-Club, Christian Streich und Michael Gregoritsch – das passt einfach ideal zusammen.

Außer einiger Personalwechsel passiert nicht mehr viel – der Sport-Club gewinnt nach Bremen und Schalke, in der Liga zum dritten Mal in Serie ein Spiel mit 2:0 – es ist das achte Saisonspiel ohne Gegentor – großartig!

 

Das Nachspiel

Weil Union Berlin – nächster Heimspielgegner des SC am kommenden Sonntag – mit 5:0 in Leverkusen verloren hat, rutscht der SC in der Tabelle auf den zweiten Platz vor, ist jetzt tabellarisch „Bayern-Jäger“ Nummer 1. Ich freue mich über den Sieg und die Momentaufnahme im Tableau und gehe in die Mixedzone, wo mir nacheinander Vincenzo Grifo, Wooyeong Jeong – eine Premiere – und Mark Flekken Rede und Antwort stehen (alles nachzuhören auf der Internetpräsenz www.baden.fm) „Flecki“ ist selbstkritisch genug, um seinen „Gummifuß“ mit anderen Worten aber eben doch klar und deutlich anzusprechen. Nach der Mixedzone folgt die PK mit Christian Streich und Steffen Baumgart, die sich mögen und recht gut verstehen. Noch auf dem Podium verabreden sie sich auf ein Bierchen im Nachgang, Baumgart müsse sich aber kurz gedulden, bittet Streich und kommt zu mir zum Interview.

Dann bin ich durch mit meinem Job, packe mein Köfferchen und verlasse durch die Business-Lounge auf kürzestem Weg den Ort des Geschehens. Was für ein erfolgreicher Abend: Der SC siegt mit 2:0 gegen Köln, schiebt sich vor auf Platz zwei und ich persönlich konnte ganz nebenbei einen neuen Werbepartner für mein Stadionoutfit im Kalenderjahr 2023 dazugewinnen. Willkommen an Bord, Bianca und Mike Hauser!

An meinem Auto auf P4 wartet schon mein Sohn Ben ungeduldig auf mich. Auf der Heimfahrt hören wir uns die Interviews an – dann sind wir in Bad Krozingen, wo meine erwachsene Tochter Caroline aus Frankfurt mit meiner kleinen Enkelin Lara zu Gast ist. Lara schläft natürlich längst, aber wir hatten am Mittag schon Gelegenheit zu ein paar Streicheleinheiten.

Ich schreibe noch meinen zusammenfassenden Text für den sogenannten Einminüter oder auch Aufsager fürs Frühprogramm von baden.fm. Den zeichne ich dann auf, schicke ihn ans Funkhaus und widme mich dem guten Essen, das meine Frau Yoany zubereitet hat. Europa League, Piräus, Nantes oder Baku ist schon toll – ein gemütliches Zuhause und die Familie um mich herum ist aber noch wichtiger und als Ausgleich von größter Bedeutung für mein dauerhaftes Wohlbefinden.

Am Montag ist dann wieder Zeitungsarbeit angesagt. Diesmal habe ich keine Abwesenheitsvertretung zu leisten, sondern kann mich ganz auf meine Funktion als Redaktionsleiter zurückziehen… und auf die als Autor der Kolumne „SC INTEAM“, die am Mittwoch in allen Ausgaben des ReblandKuriers erscheinen wird. Hier ist mein erster Entwurf:

 

SC INTEAM

Das kommt unerwartet und verdient Anerkennung: Der SC Freiburg absolviert gerade die sechste Englische Woche in Serie, die achte seit September; trotzdem wirkt die Mannschaft frisch und spielfreudig. Zudem schwimmt sie auf einer phänomenalen Erfolgswelle – in der Europa League als Gruppensieger souverän für das Achtelfinale im März 2023 qualifiziert und aktuell in der Bundesliga auf Platz zwei. Vermutlich liegt Trainer Christian Streich mit seiner Einschätzung richtig, dass das eine das andere bedingt – Erfolg erzeugt Rückenwind statt müder Beine. Dass dieser Erfolg in manchen, besonders engen Spielen auch von einer Portion Glück begleitet und bedingt wurde, kommt hinzu. Manchmal läuft es halt …

Bis zur ab Sonntagabend anstehenden WM- und Weihnachtspause – die Bundesligasaison wird erst am 21. Januar mit dem Auswärtsspiel in Wolfsburg fortgesetzt – stehen noch zwei große Herausforderungen auf dem Dienstplan des SC Freiburg: Am heutigen Mittwoch, 9. November, kommt es um 20.30 Uhr in der Red Bull Arena zum Wiedersehen mit DFB-Pokal-Finalgegner Leipzig (live bei Sky und baden.fm)  und am Sonntag, 13. November, um 17.30 Uhr  gibt der 1. FC Union Berlin seine Visitenkarte im Europa-Park Stadion ab (Live bei DAZN und baden.fm). Danach geht es für viele Nationalspieler zur WM nach Katar, für die anderen steht dann intensive Regeneration auf dem Plan.

Vor der schweren Auswärtsaufgabe heute Abend in Leipzig sollte es dem SC Mut machen, dass es dem personell hochkarätiger besetzten Marketingkonstrukt aus Sachsen in der Vorsaison in drei Pflichtspielen nicht gelungen ist, den SC Freiburg e.V. – das traditionelle Gegenmodell zum Leipziger (Irr-)Weg  – im Rahmen der regulären Spielzeit auch nur einmal zu schlagen. In beiden Vergleichen in der Bundesliga, wie auch im Pokalfinale in Berlin, lautete das Ergebnis nach Abpfiff  der regulären Spielzeit 1:1 unentschieden. Damit könnte der SC, nach drei 2:0-Siegen in Reihe in der Bundesliga, sicher auch heute Abend gut leben. Zum Jahreshalali gegen Union geht es dann voraussichtlich darum festzustellen, welcher der beiden „Störenfriede“ im Kreis der großen, reichen und erfolgreichen Spitzenteams sich tatsächlich ganz oben in der Tabelle festbeißt. Insofern herrscht nun noch zweimal Hochspannung rund um den SC Freiburg. (Zitatende)

 

Und das war es auch schon wieder mit dem Köln-Tagebuch – schon morgen steht tagebuchtechnisch das Vorspiel zu Leipzig auf dem Zettel…