13. Spieltag der Fußball-Bundesliga, FSV Mainz 05 gegen SC Freiburg

Sonntag, 3. Dezember 2023, 15.30 Uhr *

Mewa-Arena (Möbelhaus), Mainz *

FSV Mainz 05 - SC Freiburg *

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Im ausverkauften Europa-Park Stadion wird gefeiert – und wie… Dass West Ham (mit einer B-Elf) in letzter Minute doch noch zu einem 0:1 in Backa Topola gekommen ist, stört die Feiergemeinde nicht. Der SC bleibt auch 2024 in der Europa League – gewinnen die Jungs am 14. Dezember in London, sind sie Gruppensieger und stehen im März nächsten Jahres im Achtelfinale – andernfalls steht eine Zwischenrunde an, Mitte Februar gegen einen Tabellendritten der Champions League. Nach aktuellem Stand wären folgende Hochkaräter als potenzielle Gegner im Topf:

FC Kopenhagen oder Galatasaray Istanbul, RC Lens, Sporting Braga, RB Salzburg, Feyenoord Rotterdam, Paris SG oder Newcastle United oder AC Mailand, Young Boys Bern, Schachtar Donezk oder FC Porto. Ich könnte auch mit Platz zwei der Gruppe A leben – unser SC kann jedenfalls ganz unbeschwert versuchen, in London gegen West Ham Revanche für die denkbar knappe 1:2-Heimniederlage zu nehmen und den Gruppensieg unter Dach und Fach zu bringen.

Zunächst aber zurück zum furiosen 5:0-Sieg gegen Olympiakos Piräus. Nach dem bei Siegen üblichen „SC Freiburg vor“ im Programm von baden.fm, fasse ich das Spiel noch einmal zusammen und verteile Schulnoten an die Freiburger Jungs – Bestnoten übrigens an Maximilian  Eggestein und Michael Gregoritsch. Die Jungs feiern noch vor der Südtribüne als ich mich im Radio verabschiede. Feierabend habe ich aber noch lange nicht – erste Station: Mixedzone. Die Sieger des Abends gehen mit entschlossenem Blick an uns vorbei. Mir wird klar, wir müssen sie heranrufen… Also werde ich aktiv und bitte Maxi Eggestein, der erst später kam als der große Pulk der Spieler. Der ex-Bremer lacht und meint, er wäre doch eigentlich nur nach verlorenen Spielen als Interviewpartner gefragt. Hintergrund ist, dass Maxi als erfahrener Spieler, nach weniger erfolgreichen Spielen häufig von der SC-Presseabteilung zu den Interviews geschickt wird. Donnerstag war ein Festtag - es entwickelt sich ein launiger Talk mit einem der besten Spieler des Abends. Der andere Held des 5:0-Sieges kommt als nächstes vor mein Mikrofon. Der dreifache Torschütze Michael Gregoritsch betont die Mannschaftsleistung, erlaubt dann aber doch einen seltenen Blick in seine Gefühlswelt. „Gregerl“ freut sich tierisch über die Szenen nach seinen  befreienden Toren, als sich alle Mitspieler und letztlich das ganze Stadion mit ihm gefreut hat; über die Treffer und das Ende seiner „Ladehemmung“ – offenbar einer Leidenszeit für den Mittelstürmer. Es sei einmal mehr ein Beleg dafür, dass er hier am rechten Fleck sei.

Zwei Spielerinterviews sind im Kasten – ich besuche die PK der Griechen und erlebe Seltenes: Trainer Diego Martinez entschuldigt sich vor der griechischen Presse für die schlechte Leistung seiner Mannschaft und übernimmt die Verantwortung für das desaströse 5:0.

Dann verlassen die Olympiakos-Offiziellen den Pressekonferenzraum – wenige Minuten später kommt Christian Streich mit seiner Entourage. Freiburgs Trainer ist sehr geerdet. Die Europa League sei etwas für die Seele – die Bundesliga sei dem Sport-Club alles, rückt Streich die Realitäten zurecht.

Als der offizielle PK-Teil vorüber ist, kommt Streich zu mir zum Interview. Am Schluss geht es um den Endspielcharakter des Spiels in 14 Tagen in London gegen West Ham. Ich beende den Talk mit einem Scherz: „Ich frage für einen Freund – hätten Sie eine Karte für das Spiel in London über?“ Die Lacher sind auf meiner Seite – auch Streich grinst und meint dann, das sollten wir mal ohne Mikrofon besprechen. Selbstverständlich war mein Gag „only for the show“ – meine Sonderrolle als Berichterstatter würde ich nie nutzen wollen, um gewissermaßen „hinten rum“ an Eintrittskarten für Familienmitglieder oder Freunde zu kommen. Wirklich nicht.  Als es vor dem Pokalfinale in Berlin krankheitsbedingte Rückläufer beim SC gab, wurde ich vom Club gefragt, ob ich Bedarf hätte und ich habe genickt und ein paar Tickets gekauft. Wenn ich im Alltag Karten brauche, zum Beispiel für meinen Sohn Ben (15), gehe ich meistens auf den Zweitmarkt und werde da fast immer fündig. Und wenn nicht, dann nicht.

Auf dem üblichen Weg – via E-Mail – gingen die Interviews mit Spielern und Trainer an die Abnehmer, also die baden.fm-Redaktion und die HP des SC Freiburg. Ich stellte sie auch in die WhatsApp-Gruppe meiner (Fußball-)Freunde, von denen mich viele auf den Auswärtsreisen, insbesondere durch Europa, begleiten. Dann war ich fertig und müde. Ich blieb noch ein wenig sitzen und beobachtete das rege Treiben im Presseraum, wo Christian Streich noch immer umringt war und Auskünfte gab. Dann ging ich zwei Räume weiter und holte mir eine Coke Zero aus dem Kühlschrank, die ich dann in kleinen Schlucken genoss. Die Arbeit war fürs Erste erledigt. Aber nur fürs Erste. Ich packte auf der Pressetribüne meinen Technikkram zusammen und verschwand durch die VIP-Lounge Richtung P4. Es regnete. Egal. 5:0 – alles gut. Ben war schon mit Freunden nach Hause gefahren. Ich war alleine unterwegs nach Bad Krozingen. Im Auto hörte ich mir die drei Interviews an und war zufrieden mit mir. Mein Toyota auch – nach Ankunft lobte der Bordcomputer meine ökonomische Fahrweise…

Zuhause lief der Fernseher, Yoany und Ben lagen auf dem Sofa. Ich suchte ein paar Bögen Papier und schrieb… Den Nachbericht fürs Radio über das 5:0 gegen Piräus und den Vorbericht für das Bundesligaspiel in Mainz. Beides musste – begleitet von dem Sponsor Grimm-Küchen am Freitag in der Morningshow laufen. Meine Familie ist mein Team – ohne ein Wort darüber zu verlieren, hatte Yoany den Ton am TV abgeschaltet. Ich produzierte die Audios und verschickte sie an den Morning-Moderator und zur Sicherheit auch ans Studio und an die Nachrichtenredaktion. Man weiß ja nie – wenn Peter mal krank ausfällt müssen die Berichte ja trotzdem vorliegen und eingespielt werden. Dass sich das immer so anhört, als sei ich gerade mit im Studio, spricht für die moderne Audiotechnik und die Routine beim Schreiben und Sprechen der Beiträge.

Als auch der Vorbericht für Mainz geschrieben, gesprochen, aufgezeichnet und verschickt war, war es etwa 23.30 Uhr und ich hatte Feierabend.

Ich goss mir einen Brugal-Rum mit Tonic-Water ein und zappte bei RTL+ durch die Highlights verschiedener Europa League Spiele; natürlich zu allererst das SC-Spiel, dann aber auch Topola gegen West Ham und Marseille gegen Ajax. Meinen zweiten Brugal mit Tonic gönnte ich mir in der Schlussphase von „Markus Lanz“, entschied mich dann aber doch für irgendeinen Podcast mit In-Ear-Kopfhörern und ging ins Bett. Es war ja auch schon nach Mitternacht.

Am Morgen um 6.15 Uhr ging Yoanys Wecker und sie stand auf. Ich blieb im Bett und schaltete baden.fm ein, hörte meine am Vorabend produzierten Berichte und zwang mich gegen 7.15 Uhr unter die Dusche. Zwischen 8 Uhr und 8.30 Uhr folgt die Zweitausstrahlung meiner Beiträge. Ich höre sie beim Frühstück; Peter verkauft beide Beiträge perfekt.

Kurz nach halb neun bin ich in der WZO-Redaktion. Da ich gestern sehr intensiv an der Ausgabenplanung gearbeitet habe, kann ich mich heute relativ entspannt an das SC-Tagebuch machen, übrigens auch ein Verlagsprodukt von WZO, und, neben ein paar Telefonaten und E-Mail-Bearbeitung, meinem Mittagstermin entgegensehen. Um 14 Uhr treffe ich auf den Bühnenkünstler Bernd Stelter. Der tritt heute Abend in Badenweiler auf und wir haben im ReblandKurier nicht nur Eintrittskarten für seine Show verlost, sondern auch die Möglichkeit, Stelter persönlich zu treffen. „Meet & Greet“ heißt bei Berns Stelter „Walk & Talk“, ist also ein 90-minütiger Spaziergang durchs Markgräflerland. Ich gehe mal mit, mach Fotos von den Gewinnern, unseren Lesern, und ihrem Star.  Am späteren Nachmittag steht dann noch ein Redaktionsbesuch ins Haus und dann ist es schon Freitagabend. Die Show von Bernd Stelter werde ich mir vermutlich schenken. Ich bin etwas müde und habe ja nur den Freitagabend und den Samstagvormittag, dann steht schon wieder dienstliches auf dem Programm…

Um 13 Uhr kickt die deutsche U17-Auswahl mit ihrem Kapitän, dem aus Bad Krozingen-Hausen stammenden Noah Darvich das WM-Finale gegen Frankreich. Das schaue ich mir aus persönlichem Interesse, aber auch für den ReblandKurier an. Wenn einer aus unserer Mitte um den Weltmeistertitel kickt, ist das ja ein Thema für uns als Lokalzeitung.

Um 15 Uhr fahre ich dann zwecks Fahrzeugtausch nach Freiburg und fahre zur Übernachtung nach Mannheim. So kann ich auf dem Weg dahin die Bundesligakonferenz im Radio verfolgen und es kommt keine Langeweile auf. Die frühzeitige Anreise plus Übernachtung eine Autostunde vor Mainz hängt mit meinem Plan zusammen, direkt nach dem Kick im „Möbelhaus“ in Rheinhessen – das Mainzer Stadion hat ja von außen betrachtet wirklich den Look wie eine Filiale mit einem großen Stuhl vor der Tür – wieder zurück nach Südbaden zu reisen. Morgens drei, vier Stunden Autobahn nach Mainz, dann drei Stunden Bundesligashow im Radio, Spielnachbereitung mit PK und Interviews und dann wieder drei, vier Stunden Autobahn zurück – das habe ich mit 30 oder 40 Jahren gemacht; nicht mehr mit 63…  Da ist man klüger. Das ist so ähnlich wie Ottos „father-bull and son-bull are walking on a hill“ (nur für die Älteren zu verstehen).

Also – mit der Bundesligakonferenz im Ohr nach Mannheim, dort ins Hotel und die Seele baumeln lassen. Sonntagvormittag geht es dann weiter nach Mainz.

Der SC reist ja mit Rückenwind dorthin. Die Euro-Fighter wollen jetzt auch in der Bundesliga dreifach punkten und die gute Form aus dem Piräus-Spiel mit nach Rheinhessen nehmen. Vielleicht ja sogar mit derselben Startelf… Fakt ist, der Meinzer Interimstrainer Jan Sievert setzt bei seinen 05ern hinten auf eine Viererkette. Christian Streich spiegelt gerne die Grundformation des Gegners und so bietet sich, nach den guten Erfahrungen gegen Olympiakos, auf für Mainz wieder die Viererkette mit den beiden Franzosen Kiliann Sildillia (rechts) und Jordy Makengo (links) als Außenverteidiger an. Das Innenverteidiger-Pärchen Matthais Ginter und Philipp Lienhart funktioniert und harmoniert bestens – und anders als zuletzt in der Bundesliga, als der SC (mit Dreierkette) stets Gegentore – meistens schon früh – kassierte, stand gegen Piräus die Null. Die Mittelfeldreihe stellt sich fast von selbst auf: rechts „Litz“ Doan, links Vincenzo Grifo und als Herzstück im Zentrum Nicolas Höfler und Maximilian Eggestein. Im Angriff etwas hängend „Lucki“ Höler und der widererstarkte Michael Gregoritsch, Dreifachtorschütze und Vorbereiter gegen Piräus, dürfte sowieso gesetzt sein. Und dahinter scharren Noah Weißhaupt, Roland Sallai und Merlin Röhl mit den Hufen. Die drei sind von den Bankhaltern des Piräus-Spiels am nächsten dran an der Freiburger  

Startelf, werden aber nach meiner Einschätzung auch in Mainz erst mit der Bank Vorlieb nehmen müssen; es sei denn „Litz“ Doan, der gegen Piräus mächtig viele Tritte einstecken musste, hat deswegen Probleme und müsste ersetzt werden.

Christian Streich warnt vor den Mainzern, die am Sonntag, beim 1:1 in Hoffenheim ihre Saison-Bestleistung gebracht haben. Ausgerechnet wenn Freiburg kommt ist Mainz in Topform gekommen… Ich persönlich rechne mit einem sehr engen Spiel, halte aber einen „Dreier“ für den SC durchaus für möglich. Angesichts der beiden schweren Auswärtsspiele in Mainz und in Wolfsburg direkt hintereinander sollte am Sonntag unbedingt gepunktet werden.

Genaugenommen sind es ja drei Auswärtsspiele in Serie: In Mainz, in Wolfsburg und in London…

Was soll ich sagen: Leider geil!!!

 

Ich kommentiere das Bundesligaspiel FSV Mainz 05 gegen SC Freiburg am Sonntag ab 15 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.121. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

 Dass am Ende ein 0:1-Auswärtssieg für den SC Freiburg stand, war über weite Strecken der Partie so nicht unbedingt erwartbar. Dennoch würde ich nicht so weit gehen, den „Dreier“ als unverdient zu bezeichnen. In der recht turbulenten ersten Hälfte gab es fünf spannende Torszenen:

Schon in der 4. Minute hatten die Mainzer, die höchst engagiert spielten und zu keinem Moment wie ein Tabellenvorletzter agierten, ihre erste Großchance: Richter konnte links von der Grundlinie aus unbedrängt flanken und der bullige Mittelstürmer Ajorque, früher Racing Strasbourg, kam zum Kopfball. Mit einem Reflex schaffte es der junge Freiburger Torhüter Noah Atubolu, eine frühe Mainzer Führung zu verhindern.

Mainz 05 machte aber weiter Druck: In der 17. Minute nutzten die Platzherren eine Unaufmerksamkeit von Philipp Lienhart im Aufbauspiel zu einem schnellen Gegenangriff – Ajorque kam aussichtsreich zum Abschluss, schoss den Ball aus wenigen Metern Entfernung mit dem Spann aber knapp über das Tor. In dieser Phase konnte man schon Sorge um den SC bekommen, zumal der Mainzer Angriffsschwung sich weiter fortsetzte: Nur eine Minute nach dem Fehlschuss von Ajorque tauchte Barreiro aus spitzem Winkel frei vor Noah Atubolu auf, der aus dem Duell Mann gegen Mann aber als Sieger hervorging. Ein gelungenes Dribbling von „Litz“ Doan und ein nicht wirklich gefährlicher Schuss des Japaners, der dem früheren SC-Ersatzkeeper Daniel Batz im Mainzer Tor aber keine Probleme machte, war in der 23. Minute das erste offensive Lebenszeichen des SC, aber weit von der Kategorie „Torchance“ entfernt. Dafür gab es eine Hiobsbotschaft für die Freiburger Band und die SC-Fans: Matthias Ginter musste in Minute 24 wegen Übelkeit vom Platz – Manuel Gulde ersetzte ihn in der Freiburger Viererkette. In der 27. Minute aber brennt es erstmals lichterloh im Mainzer Strafraum: Sildillias Diagonalpass wird schulbuchmäßig von Merlin Röhl im Strafraum verarbeitet und Michael Gregoritsch vorgelegt. Der Hattrick-Held vom Piräus-Spiel schießt aus sechs oder sieben Metern und trifft den linken Pfosten. Zwar prallt der Ball noch gegen den Rücken des hechtenden Batz, prallt aber nicht ins Tor, sondern kann geklärt werden. Es bleibt beim 0:0 – es stellt sich aber das Gefühl ein, dass vielleicht doch etwas gehen könnte für Freiburg, was bis dahin nicht wirklich so ausgesehen hatte.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte steht Michael Gregoritsch nach einer Flanke von Noah Weißhaupt erneut im Fokus – sein Kopfball küsst aber den linken Pfosten, anstatt ins Netz zu springen. Ja – Mainz hatte bei Halbzeit ein Chancenplus auf seiner Seite, aber der SC hatte einen starken Noah Atubolu im Tor, der sein bisher bestes Bundesligaspiel absolvierte, und verzeichnete zwei Alu-Treffer von Michael Gregoritsch. Kurz: Nach 45 Minuten war noch alles drin…

Auch in der zweiten Halbzeit ist Noah Atubolu einige Male gefordert und hält seinen Kasten sauber.

Dann kommt die 70. Minute: Kiliann Sildillia wirft einen langen Einwurf auf den Kopf von Höler, der – eine einstudierte Situation – verlängert. Auch Merlin Röhl verlängert noch einmal per Kopf, sodass Michael Gregoritsch – fast – freie Bahn zum Schuss hat. Mit seinem starken linken Fuß trifft der Österreicher satt ins rechte untere Eck – 0:1 für den SC.

Große Chancen zum Ausgleich haben die müde gekämpften Mainzer in der Folgezeit nicht mehr; im Gegenteil, nach einem Konter über Merlin Röhl und den eingewechselten Roland Sallai verhindert nur ein starker Daniel Batz das mögliche 0:2. Spät in der sechsminütigen Nachspielzeit kommen Erinnerungen an die Vorsaison auf: Damals hatte Ajorque in letzter Sekunde, es muss wohl so um Minute 90. + 6 gewesen sein, die Freiburger Führung ausgeglichen. Und auch dieses Mal gibt es noch eine Großchance für die 05er – in Minute 90. + 4 hat Mainz einen Eckball, der bei allen durchrutscht. Mir bleibt fast das Herz stehen, doch der bärenstarke Nicolas Höfler, seit der 16. Minute am Kopf getackert und mit Turban spielend, rettet in höchster Not vor dem einschussbereiten Barreiro. Wenig später gint es noch einmal Ecke für Mainz, doch auch die bringt nichts ein – dann pfeift Schiedsrichter Tobias Stiehler (korrekte Leistung!) ab. Welch ein Jubel im Lager des SC Freiburg und auch bei mir, dem Reporter.

Das Nachspiel

Als PK und die Interviews im Kast sind, habe ich noch einige Stunden Autobahn vor mir.  Das ist wenig motivierend - mit einem Sieg im Gepäck lässt sich das freilich leichter ertragen. Auf halber Strecke esse ich eine Kleinigkeit und schütte eine Coke Zero in mich hinein. Gegen 22 Uhr tausche ich in der Tiefgarage des Funkhauses Freiburg die Autos aus und bin gegen halb elf zu Hause.

Natürlich muss man dann erstmal runterkommen; TV, zwei, drei Drinks – gegen ein Uhr nachts geht’s dann ins Bett. Am Montag ist Produktionstag beim ReblandKurier…

Im Verlag verspüre ich am Montagmorgen Tatendrang. Es gibt viel zu tun – ich vertrete die Kollegin in der Ausgabe 200, also Bad Krozingen / Staufen / Ehrenkirchen. Die bestellten Artikel von den freien Mitarbeitern einsammeln und auf die Seiten setzen, abends muss ich in den Gemeinderat von Münstertal, weil dort ein neuer Bürgermeister vereidigt wird. Irgendwann zwischendurch entsteht meine Fußballkolumne:

 

SC INTEAM

Die Tabelle der Fußball-Bundesliga lässt sich derzeit ganz übersichtlich in drei Bereiche einteilen: Fünf Teams bilden die Spitze, wobei sich Leverkusen (35 Punkte), München (32 Punkte plus ein Spiel Rückstand) und überraschend auch Stuttgart (30)  um Platz eins streiten, während Leipzig (26) und Dortmund (25) das Quintett derer komplettieren, die für die Champions-League- Plätze in Frage kommen – egal ob es weiter vier oder vielleicht tatsächlich fünf Plätze werden. Das extrem enge Tabellenmittelfeld beginnt mit Hoffenheim (20) und endet beim Tabellenelften Wolfsburg (16). Der Tabellenkeller beginnt bei Bochum (13) auf Platz zwölf. Hätte der SC am Sonntag sein Auswärtsspiel in Mainz verloren, stände die Mannschaft heute nur einen Rang entfernt vom Tabellenkeller. Es wäre nach zwei wunderbaren Jahren in europäischen Sphären eine bittere Pille für den Verein und seine Fans. Zum Glück kam es anders: Obwohl Mainz 05, wie schon beim Remis in Hoffenheim,  an seine Leistungsgrenze ging und vor eigenem Publikum  agil,  mit großer Intensität auftrat und in keiner Phase so spielte wie ein Tabellensiebzehnter, hielt der SC läuferisch und kämpferisch voll dagegen. Dank des blendend aufgelegten Torhüters Noah Atubolu überstanden die Freiburger  die Mainzer Drangperiode und ließen sich auch von zweifachem Alu-Pech ihres Mittelstürmers Michael Gregoritsch nicht aus der Bahn werfen. In der zweiten Hälfte brachte dann eine einstudierte Szene das „goldene Tor“, das den Gästen den Sieg bescherte: Kiliann Sildillia fand mit einem langen Einwurf den Kopf von Lucas Höler, der verlängerte zu Merlin Röhl, von dessen Scheitel der Ball bei Michael Gregoritsch landete und diese dritte Chance ließ sich der Hattrick-Held vom Piräus-Spiel nicht noch einmal vom Alu zerstören – der Ball rauschte zum 0:1 ins Netz: Es war der Sieg...

Am Samstag, 9. Dezember, um  15.30 Uhr geht  es  beim Spiel in Wolfsburg (live bei Sky und baden.fm), sowohl für den heimischen VfL als auch für den Sport-Club um die Behauptung der Position im Tabellenmittelfeld. Während die Wolfsburger gestern Abend in Mönchengladbach im DFB-Pokal ran mussten, konnte der SC, nach zahlreichen Englischen Wochen im Herbst, zum Winteranfang ein wenig regenerieren. Vor dem Spiel in Niedersachsen muss Christian Streich entscheiden, ob er das Spielsystem des Gegners einmal mehr spiegelt – Wolfsburg spielt derzeit meistens im 3-4-3 – oder ob er weiter der neuen Viererkette, mit den Youngstern Jordy Makengo und Kiliann Sildillia auf den Außenpositionen, vertraut. In den letzten beiden Spielen blieb diese Formation ohne Gegentreffer. In Wolfsburg gilt es, Revanche zu nehmen für das schmerzhafte 0:6 vom 21. Januar dieses Jahres. (Zitatende)

 

Am Dienstag sind wir gegen 19 Uhr mit der Zeitungsproduktion fertig; eine Stunde vor Abgabetermin der gefüllten und kontrollierten Seiten. Ich bin zufrieden mit meinem kleinen Reaktionsteam und mir. Den Mittwoch, der bis auf 90 Minuten Büroarbeit der Erholung dient, habe ich mir verdient (finde ich).