Das Vorspiel
„Mit dem Ball haben wir es schlecht gemacht“, gibt SC-Trainer Christian Streich mit Blick auf das zurückliegende Spiel bei Spitzenreiter Borussia Dortmund zu. Sonst, so steht zu vermuten, wäre vor über 80.000 Zuschauern im Signal-Iduna-Park mehr möglich gewesen als eine 0:2-Niederlage. Kritisch betrachtet hatten zumindest Jérôme Gondorf, Mike Frantz, Nils Petersen und Luca Waldschmidt beim Kräftemessen mit dem BVB, trotz der insgesamt und vor allem defensiv sehr ordentlichen Mannschaftsleistung, eine eher schlechte Tagesform.
Auch wenn der Trainer die hier angeführten Namen nicht wirklich nennt, passt die Liste ganz gut zu seiner Aussage, dass - mit Blick auf das Heimspiel gegen die die wiedererstarkten Leipziger, bei denen die meisten Verletzten jetzt wieder einsatzfähig sind - bei vier bis fünf Positionen im Team des SC Freiburg noch offen ist, wer diese bekleiden wird...
Nein, der Sport-Club hat nicht enttäuscht; keinesfalls beim 1:1 in München, auch nicht in den Heimspielen gegen Mainz (abgesehen von der verschlafenen Anfangsphase) und Bremen, in denen mehr als der eine erzielte Punkt möglich war und auch nicht bei den Überfliegern von Borussia Dortmund (siehe oben). Der Sport-Club hat sich stets als wettbewerbsfähig erwiesen, ja, aber er hat seit Ende Oktober kein Spiel mehr gewonnen…
Mit anderen Worten: Der Erfolgsdruck wächst. Bevor der SC, mit großer Erwartungshaltung im Umfeld, an den Spieltagen 15, 16 und 17, in einer Englischen Woche unmittelbar vor Weihnachten, gegen die Kellerkinder Düsseldorf (Platz 18), Hannover (Platz 17) und Nürnberg (Platz 15) antritt, steht das Heimspiel gegen Leipzig an. Die Sachsen konnten im Januar mit einem fulminanten, energiegeladenen Auftritt mit 2:1 vom Sport-Club besiegt werden. Auch am Samstag ist der SC gegen den sächsischen Retortenclub und seine Millionen-Stars einmal mehr nur Außenseiter; es würde allerdings den Druck vor den finalen drei Spielen des Jahres 2018 erheblich reduzieren, wenn das Kunststück vom Januar jetzt im Dezember wiederholt werden könnte. Punkte gegen Leipzig, damit das Punkte sammeln in der Englischen Woche danach leichter fällt. Das ist die Perspektive.
Es ist ärgerlich, dass gegen die blitzschnellen Leipziger mit Roland Sallai einer der schnellsten Freiburger verletzt fehlen wird – vermutlich bis zur Winterpause, wie heute zu erfahren war. Somit müssen Janik Haberer und vor allem Luca Waldschmidt für Tempo im Offensivspiel sorgen, sprich, wenn der SC in Ballbesitz ist, wo es ja zuletzt haperte.
Und wer macht, nach schnellen Vorstößen, eventuelle Vorlagen vorne rein? Petersen, trotz der noch andauernden Suche nach der Form? Niederlechner, der nach seiner Verletzungspause auch noch seine Bestform sucht? Höler oder Kleindienst? Wer kann es richten? Könnte Yorik Ravet, der in Dortmund sein Comeback in der Bundesliga feierte, im offensiven Mittelfeld besser helfen als der zuletzt formschwache Frantz? Fragen über Fragen, die – zumindest bis Donnerstagabend auch im Trainerteam des SC Freiburg noch diskutiert wurden und nicht beantwortet waren.
So hält sich der Optimismus im Freiburger Lager vor dem Gastspiel der Rangnick-Schützlinge in Grenzen. Vielleicht ist es aber gerade diese Demut, aus der heraus eine solche Energie erwachsen kann, wie sie im Januar, beim 2:1 gegen die Leipziger, bei den damals ähnlich aussichtslosen Freiburgern zu beobachten war.
20 Punkte bis Weihnachten wären aller Ehren wert; sechs fehlen noch…
Heute ist Donnerstag – der erste Tag seit einer Woche, den ich scheinbar ohne Medikamente überstehe und der mir das Gefühl vermittelt, „der Infekt verflüchtigt sich, jetzt geht es aufwärts“.
Wie hatte Wowereit gesagt? „Und das ist gut so.“ Okay, der Zusammenhang war ein anderer aber auch weltliche Dinge interessieren mich jetzt wieder mehr, wenn auch andere als den ehemaligen Regierenden Bürgermeister… Auch das empfinde ich als gutes Zeichen (smile).
Morgen stehen das Studiogespräch in der Morningshow von baden.fm, der normale Arbeitstag im WZO-Verlag und zwei, drei Fußballtermine für mich auf dem Programm: Los geht es mit einem kleinen Turnier der U11-Fördergruppe des SCF mit Ben im Weststadion, dann interessiere ich mich für das Spiel des SC Paderborn beim HSV (Sky) und der Kick von Werder Bremen gegen den SC-Gegner des nächsten Wochenendes, Fortuna Düsseldorf, interessiert mich natürlich auch.
Am Samstag steht dann Freiburg gegen Leipzig im Vordergrund sämtlicher Aktivitäten. Es wird verdammt schwer, aber da müssen wir durch! Auf geht’s, Sport-Club, kämpfen und siegen!
Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg am gegen Leipzig am Samstag ab 15 Uhr live bei baden.fm.
Das Fußballspiel
(Mein 924. SC-Livespiel im Radio)
Es war einfach nur großartig! Die Mannschaft war von Christian Streich und seinen Mitstreitern perfekt auf Leipzig eingestellt, jeder Einzelne brachte – anders als in Dortmund – eine exzellente Tagesform auf den Platz und die Spielentwicklung war enorm günstig. Nach dem 1:0 durch Nils Petersen in der 12. Minute, fiel das 2:0 durch Waldschmidts Elfmeter kurz vor- und das 3:0 durch Frantz kurz nach der Halbzeit; perfekter kann man sich die Zeitpunkte nicht aussuchen, um einem Gegner den sprichwörtlichen Zahn zu ziehen.
Der 14. Bundesligaspieltag der Saison 2018/2019, kurz vor Weihnachten, war einer der Kategorie „galaktisch“, die in der ersten Bundesligasaison der SC-Geschichte, kurz vor Weihnachten 1993, mit dem 4:1 gegen Borussia Dortmund quasi eröffnet wurde. Wobei, das 3:1 gegen die Bayern mit Wasmers Wahnsinns-Hattrick, ein paar Wochen vorher, gehört auch schon in diese Kategorie. Ich will damit nur sagen, dass das kein Bundesligaalltag war, sondern ein Festtag. Danke, Jungs!
Das Nachspiel
Das Besondere an der Leistung gegen Leipzig war, dass durch die Bank alle Spieler fantastisch gespielt haben. Das kam auch in meiner Kolumne „SC INTEAM“ zur Geltung, die ich am Montag nach dem Spiel verfasste und die in den Folgetagen in den acht Wochenzeitungstiteln des WZO-Verlags, zwischen der Ortenau und der Schweizer Grenze, erschienen ist. Hier ist sie im Wortlaut:
SC INTEAM
Der blitzsaubere 3:0-Sieg des SC Freiburg gegen die mit Millionensummen aus der Brausekasse zu einem Spitzenteam geformten Leipziger kommt für den Sport-Club einem Befreiungsschlag gleich. Zwar befand sich das Team von Trainer Christian Streich vor dem Heimspiel gegen die hoch favorisierten Sachsen nicht in unmittelbarer Abstiegsgefahr – nach langen sieglosen Wochen, der letzte „Dreier“ datierte vom 26. Oktober (3:1 gegen Mönchengladbach), war ein Sieg aber dringend nötig, um aufkommende Sorgen zu relativieren und den Sicherheitsabstand zu den heiklen Plätzen in der Tabelle auszubauen. Das ist durch eine glänzende Teamleistung gelungen. Das „Herz der Mannschaft“ schlug auf der „Doppelsechs“, wo der junge Robin Koch und der nimmermüde Janik Haberer der Gästeoffensive lauffreudig und zweikampfstark den Zahn zogen. Gefährliche Angriffe der Leipziger blieben die Ausnahme, auch weil Dominique Heintz und Manuel Gulde in der Innenverteidigung ihren Job, vor dem Sicherheit ausstrahlenden Alexander Schwolow, souverän erledigten und kaum etwas anbrennen ließen. Die Außenverteidiger Christian Günter und Lukas Kübler machten nicht nur ihre jeweilige Seite „dicht“, sondern setzten auch entscheidende Akzente im Spiel nach vorne: Günter bereitete das 1:0 von Petersen durch einen kraftvollen Vorstoß und einen Torschuss vor, den Keeper Gulasci nur abklatschen konnte, was Petersen eiskalt nutzte und Kübler schlug vor dem 3:0 die wunderbare Flanke auf Frantz, der geschickt einnickte. Apropos Mike Frantz – der routinierte Allrounder, genau wie Jérôme Gondorf in Dortmund mit schlechter Tagesform noch eines der „Sorgenkinder“, war gegen Leipzig eine der großen Stützen. Auch Streichs taktischer Wechsel, Gondorf auf der rechten Außenbahn einzusetzen, machte sich bezahlt; der ex-Bremer zeigte eine starke Leistung. Vorne machte Petersen viele Bälle fest, wie die Fußballer sagen und Waldschmidt bestach durch Spielwitz und Tempo. Zudem trafen beide etatmäßigen Stürmer ins Netz – es war ein (fast) perfekter Tag für den SC Freiburg. Am Sonntagabend stand dann auch noch fest, dass von den in der Tabelle hinter Freiburg platzierten Mannschaften nur Hannover ein Pünktchen holte, alle anderen verloren ihre Spiele. Insofern trifft das Wort „Befreiungsschlag“ tatsächlich die Geschehnisse des 14. Bundesligaspieltags. Die 20-Punkte-Schallmauer zur Weihnachtspause scheint nun zum Greifen nahe, doch warnt Mike Frantz vor den finalen drei Spielen gegen die Kellerkinder Düsseldorf, Hannover und Nürnberg allzu kühne Optimisten: „Jeder Einzelne muss in jedem Spiel bis an die Grenze gehen, sonst haben wir keine Chance auf Punkte.“ (Zitatende)
Ansonsten waren die Tage nach dem tollen SC-Sieg gegen Leipzig für mich geprägt von sehr großem Ärger über die Trainerentlassung bei Arminia Bielefeld und, bedingt durch Krankheit und Urlaub von Mitarbeitern, enorm viel Arbeit im WZO-Verlag. Deshalb bin ich auch wieder so spät dran…
Was in Bielefeld, bei meinem Heimatverein Arminia, passiert ist, finde ich nicht in Ordnung. Ich bin, zugegebenen, weit weg, aber trotzdem: Die Mannschaft hat ein paar Wochen nicht gewonnen und steht deshalb im Abstiegskampf; ohne bislang auf einem Abstiegsplatz zu stehen. So weit, so schlecht.
Dann kam das Nachbarschaftsduell in Paderborn, bei dem ich im Stadion war, es war ein Spiel, in dem Arminia dominierte und nur durch einen Glückstreffer der Paderborner, nach einem Standard in der 90. Minute, um den Sieg gebracht wurde. Ich hatte eine gut gecoachte und offensichtlich völlig intakte Mannschaft gesehen. Die Fans forderten und feierten den Trainer Jeff Saibene. Motto: "Jeff bleibt Chef".
Am vergangenen Sonntag folgte dann das Heimspiel gegen Sandhausen. Es war ein typisches Abstiegsgegurke. Die vielen langen Bälle, mit denen Arminia agierte waren zwar nicht schön anzuschauen, das stimmt, aber 90 Prozent der sogenannten „zweiten Bälle“, die so provoziert wurden, gehörten den „Blauen“ insofern waren die meistens von Torwart Ortega geschlagenen langen Bälle durchaus ein probates Mittel im Abstiegskampf.
Trotz einer gewissen Überlegenheit der Gastgeber ging Sandhausen auf der Alm mit 0:1 in Führung. Das Tor von „unserem“ Schleusener (SC-Leihgabe an Sandhausen) fiel zweifelsfrei aus klarer Abseitsposition. Das hätte man auch ohne Videobeweis, den es ja in der 2. Liga nicht gibt, sehen müssen. Es war deutlich abseits! Der Treffer war unbestreitbar irregulär, zählte aber. Plötzlich führte der Gast. Arminia erzielte dann noch selbst zwei Tore. Leider wurde aber nur eines gewertet. Dass der Ball beim zweiten Treffer hinter der Linie war, scheint mir eindeutig – der Treffer wurde aber nicht anerkannt.
So ging das Spiel 1:1 aus. Nur 1:1. In den letzten vier Spielen blieb Arminia drei Mal ungeschlagen und hatte extrem viel Pech, sonst hätten es in Paderborn und gegen Sandhausen auch „Dreier“ sein können.
Dass dann der Trainer Jeff Saibene, der Arminia vor zwei Jahren auf glänzende Art und Weise als "Retter" vor dem Abstieg bewahrt und letzte Saison auf Platz vier geführt hat, entlassen wurde und ein paar Stunden später schon der Nachfolger Uwe Neuhaus vorgestellt wurde, zeigt mir, dass Besonnenheit offenbar keine Tugend in meinem Heimatclub ist. Mehr noch, ich habe aus der Ferne den Eindruck, die haben in all den Jahren nichts gelernt und der eine oder andere Entscheidungsträger ist schlicht überfordert. Arminia ist von der Führung her scheinbar weit näher am HSV als am SCF... Das führt bei mir zu einem gewissen Fremdeln.
Natürlich wünsche ich Uwe Neuhaus viel Glück und Erfolg sowie am Ende den Klassenerhalt für Arminia Bielefeld. Es geht immer um den Club und nie um Einzelpersonen.
Meine heiße Liebe zur Arminia, die gerade in Paderborn erst wieder neu entfacht worden war, ist derzeit aber stark abgekühlt.
So, ich habe fertig.