14. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen VfL Wolfsburg

Samstag, 7. Dezember 2019, 15.30 Uhr

Schwarzwald-Stadion, Freiburg

SC Freiburg - VfL Wolfsburg

Das Vorspiel

Legt man zugrunde, dass Auswärtssiege generell seltener sind als Heimsiege oder Unentschieden, fällt auf, dass solche Siege im gegnerischen Stadion in den letzten zehn Jahren relativ häufig vorkamen, wenn Freiburg und Wolfsburg gegeneinander spielten.  Fünf Mal waren die „Wölfe“ in Freiburg erfolgreich, drei Mal durfte sich der SC über Siege in der edlen Volkswagen-Arena freuen.

Ein Heimsieg des Sport-Clubs gegen den grün-weißen VfL, der – darauf sei nur der Einordnung wegen noch einmal hingewiesen, ein einhundertprozentiges Tochterunternehmen des Volkswagenwerkes und damit finanziell ganz anders ausgestattet als der SC ist -  am Samstag ist also alles andere als selbstverständlich. Eigentlich noch weniger wegen der Statistik als wegen der unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten; umso schöner, dass sich der SC speziell in dieser Saison gegen besser betuchte Konkurrenten besonders erfolgreich ins Zeug legt; erinnert sei an den 3:0-Sieg in Hoffenheim, den 2:1-Erfolg gegen Leipzig oder auch die beiden Remis-Spiele gegen Dortmund und in Leverkusen. Jedes Mal hieß es David gegen Goliath und jedes Mal sah der David so schlecht nicht aus; auch nicht zuletzt bei der 4:2-Niederlage bei Tabellenführer Borussia Mönchengladbach, auch wenn gewisse Schwächen im Zweikampfverhalten sowohl in Leverkusen als auch in Mönchengladbach zum Tragen kamen. Zweikämpfe waren nie die besonderen Qualitäten der Schwarzwälder, eher schon das fantastisch funktionierende Kollektiv, Laufstärke und taktisches Geschick. Kommt in einzelnen Spielen auch noch Effizienz dazu – ja, dann kann der SC jeden schlagen in dieser Liga; nicht immer aber offenbar immer öfter.

Mein persönlicher Countdown für das Heimspiel gegen Wolfsburg begann heute mit dem Besuch der Pressekonferenz zum Wolfsburg-Spiel. Beendet wurde die PK mit der Frage von SC-Pressesprecher Sascha Glunk an mich: „Frank, heute keine Frage?“ Diese scherzhafte Bemerkung ging völlig fehl, denn ich hatte die erste Frage in der PK gestellt: „Herr Streich, haben Sie sich schon entschieden, wer gegen Wolfsburg im Tor steht?“ Bleiben Aussagen über die Mannschaftsaufstellung oder taktische Überlegungen auf den PKs vor den Spielen aus verständlichen Gründen meist etwas im Nebel oder werden offen verweigert, erhoffte ich mir auf diese Frage eine konkrete Antwort und bekam sie auch. Alexander Schwolow, der seit kurzem wieder im Mannschaftstraining steht, halte sich bei langen Schlägen noch spürbar zurück, weshalb man beim SC kein Risiko eingehen wolle und Schwolow gegen Wolfsburg noch nicht im Kader stehe. Das heißt: Mark Flekken steht am Samstag in jedem Fall im Tor und die Frage, wer das Vertrauen erhält, wenn beide Keeper hundertprozentig fit sind, wird um mindestens eine Woche verschoben.

Beim Kaffee danach - also nach dem offiziellen Teil der PK - fragte ich Christian Streich, ob es rückblickend nicht eine richtig gute Hinrunde wäre, wenn bis Weihnachten noch zwei, drei oder vier Punkte auf das Konto des SC kämen und der Trainer stimmte mir absolut zu. "25 Punkte wären eine tolle Ausbeute", findet zum Beispiel auch der Trainer, wobei er zu bedenken gab: "Vielleicht gelingt uns ja ein Sieg gegen Wolfsburg und dann sind ja noch drei Spiele..." Der Ehrgeiz ist groß beim Freiburger Trainer, auch schon mit Blick auf das nächste Auswärtsspiel in Berlin, beim derzeit Sechzehnten, Hertha BSC: "Da dürfen wir auf keinen Fall verlieren, wir wollen den Abstand wahren, verstehen Sie?" Und meine Gedanken spielen verrückt - ein Dreier gegen Wolfsburg und dann ein Zähler in Berlin, dann hätten die Jungs schon 26 Punkte auf dem Konto und vor der Winterpause gäbe es noch die Bonusspiele gegen Bayern und in Schalke. Christian Streich erinnert sich: "Einmal hatten wir zur Winterpause 27 Punkte" - vermutlich meint der Trainer die Saison 12/13, als der SC am Ende auf Platz fünf abschloss. Ich habe es überprüft - es waren "nur" 26 Punkte nach 17 Spielen. In der Saison, die mit Platz 7 endete (EL-Qualifikation) seien es zu Weihnachten 25 Punkte gewesen, doch auch hier irrt der Coach - es waren damals 23 Punkte. Solche Vergleiche hinken ja eh, Falkt ist: Bis heute sind es 22 Punkte und bis Samstagabend könnten es 25 Punkte sein; auch 23 wären so schlecht nicht gegen einen so (auswärts-)starken Gegner wie Wolfsburg, die bei Hertha BSC, in Mainz und Frankfurt gewonnen haben sowie in Düsseldorf und Leipzig punkten konnten. Andererseits hat Wolfsburg drei der letzten vier Spiele verloren (in Dortmund, gegen Leverkusen und gegen Bremen). Die Chance für den SC, einen weiteren Heimsieg zu landen, ist da, ganz ohne Frage. Und dann fahren wir nach Berlin...   

Mein weiterer Countdown für Wolfsburg: Am Freitagmorgen geht es in der Morningshow von baden.fm um meine Einschätzungen zum bevorstehenden Bundesligaspiel, das ist die nächste Etappe auf dem Weg zum Beginn der baden.fm-Bundesligashow am Samstag um 15 Uhr und dem Spiel, das um 15.30 Uhr beginnt. Intensiv vorbereitet wird der Talk bereits am Donnerstagabend. Was dann in der unterhaltsamen Morgenshow locker und flockig klingt ist dennoch durchdacht, geplant und hoffentlich reich an Informationen. Am Freitag wartet dann noch ein ganz normaler Arbeitstag im WZO-Verlag auf mich, bevor ich mich nach Feierabend, sprich ab 17.30 Uhr mehr und mehr auf Fußball fokussiere.

Morgen liegt ja auf der Hand, dass ich mit großem Interesse dem Spiel des Zweitligaspitzenreiters, „meiner“ Bielefelder Arminia, gegen unseren badischen Nachbarn, Karlsruher SC, intensiv verfolgen werde. Zeitgleich kickt der HSV gegen Heidenheim und es handelt sich um ein Fernduell um Platz 1. Ein spannender Start ins Fußball-Wochenende…

Nicht weniger interessant geht es dann ab 20.30 Uhr weiter, wenn in der Bundesliga die durch Sperren und Verletzungen personell etwas gebeutelten Frankfurter gegen den nächsten SC-Gegner, die Klinsi-gehypte Berliner Hertha kickt. Mal gucken ob der neue Trainer, Co-Trainer, Fitmacher und Performance-Manager (habe ich einen vergessen?) schon etwas bewegt haben bei der alten Dame Hertha, die mehr und mehr droht, im Schatten des Aufsteigers 1. FC Union zu versinken, trotz des vielen Geldes eines Investors namens Windhorst. Viel Wind(horst) um nichts? Als Gegner des Investoren-Fußballs fände ich es nicht ungeil, wenn das Experiment schief geht; dass unser SC in einer Woche eventuell etwas dazu beitragen könnte, finde ich durchaus spannend.   

Wir sind am Freitagabend, Eintracht Frankfurt kickt bei DAZN gegen Hertha und die Ergebnisse aus Bielefeld und Frankfurt entscheiden über die Anzahl der Gläser Wein, die ich mir dabei gönnen werde; eins, zwei oder drei – mehr trinke ich ja ohnehin nicht. Dafür sind die Gläser aber durchaus bauchig… Mal gucken, ob es etwas zu feiern gibt… Übrigens: Schönen Dank mal wieder an meine Familie, die mich meine Fußball-Leidenschaft ohne zu murren ausleben lässt!

Am Samstag kann ich ausschlafen und, im Nachgang zweier kilometerfressender Auswärtsreisen am Stück, die Heimspielsituation genießen. Nach dem Mittagessen im Familienkreis werde ich gegen 13 Uhr von Bad Krozingen aus zum Schwarzwald-Stadion fahren und mich auf das Heimspiel freuen.

Allzu viele personelle Fragezeichen gibt es beim SC nicht. Flekken im Tor, das ist, wie gesagt, bestätigt, in der Abwehr geht es, wie immer, um die Frage Dreier- oder Viererkette. Da Philipp Lienhart sich verletzt hat, steht ein Innenverteidiger weniger zur Verfügung. Manuel Gulde und Nico Schlotterbeck haben sich in Gladbach nicht unbedingt für einen Startelfeinsatz gegen Wolfsburg aufgedrängt. Deshalb sehe ich bei einem SC mit Vierkette folgende Elf:

Flekken – Günter, Heintz, Koch, Schmid – Höfler, Haberer – Kwon, Sallai – Höler, Petersen.

Bei einer Dreierkette tippe ich auf

Flekken – Heintz, Koch, Schlotterbeck (Gulde) – Günter, Höfler, Haberer, Schmid – Höler, Petersen, Sallai.

So oder so ähnlich werden sie kicken. Und ich?

Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen VfL Wolfsburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 960. SC-Pflichtspiel als Radioreporter)

Hammer!

Der SC hat den VfL Wolfsburg mit 1:0 besiegt und war in seiner Vereinsgeschichte an den ersten 14 Spieltagen noch nie so erfolgreich wie aktuell.

Das Spiel, das von 23.800 Zuschauern im Schwarzwald-Stadion verfolgt wurde – 200 Tickets im Gästebereich waren nicht von den VfL-Anhängern genutzt worden – war eigentlich ein typischer 0:0-Kick. Aber einer mit Niveau. Beide Mannschaften waren mit einer 3-4-3-Formation angetreten, die bei Ballbesitz des Gegners zu einer 5-2-3-Formation wurde. Nimmt man die von beiden Seiten erstklassige Abwehrarbeit hinzu, wird deutlich, dass es ein Spiel ohne viele Torchancen werden musste. Wolfsburg hatte über 90 Minuten zwei oder drei erwähnenswerte Abschlüsse, Freiburg einen oder zwei.

Wenn es aber dem SC Freiburg gelingt, einem VfL Wolfsburg kaum Torchancen zu erlauben und die Null zu sichern, ist das ein Umstand, der durchaus auch wertvoll ist und Beifall verdient. Ich als Reporter hatte meinen Spaß daran, zu sehen, wie kompakt sich das Freiburger Kollektiv über den ganzen Platz bewegte und so stets für enge Räume sorgte, die die Wolfsburger Angriffsbemühungen erstickten. Ich fand es fantastisch zu sehen, wie sehr sich das Zweikampfverhalten der Freiburger im Vergleich zu den Spielen in Leverkusen und Mönchengladbach verbessert hatte, dass daran gearbeitet worden- und nun ein Resultat zu sehen war; auf dem Platz und an der Anzeigentafel. Zu null gegen Wolfsburg… eine von den Zahlen und Namen her deutlich besser besetzte Mannschaft als die Freiburger. Das war schon klasse…

Je länger das Spiel dauerte – und der SC kickte in der zweiten Hälfte fraglos noch besser als vor der Pause – umso mehr hatte ich den Eindruck, dass „wenn in diesem typischen 0:0-Spiel eine Mannschaft zu einem Treffer kommt, dann der SC Freiburg“ und so habe ich, wohl wissend, wie kühn die Prognose daher kam, den Hörern der baden.fm-Bundesligashow auch gesagt.

Das Sahnehäubchen setzte dann Jonathan Schmid auf die Samstagsnachmittags-Erdbeertorte: Mit seinem Kunstschuss aus 25 Metern, wie ich glaubte und am Mikrofon sagte, aus 27 Metern, wie ich inzwischen weiß, entschied der Elsässer das Spiel. Ein Freistoß war es, der in einem großen Bogen fliegend an den linken Innenpfosten knallte und von da ins Netz sprang – unhaltbar für den mächtig hechtenden Casteels im VfL-Tor. Ein genialer Schuss. Der Siegestreffer, fünf Minuten vor dem Abpfiff. Großartig!

 

Das Nachspiel

 25 Punkte! Hut ab! Hätte es in der Saison 1994/95, die der SC Freiburg sensationell als Tabellendritter abschloss, schon die Drei-Punkteregel gegeben, nach 14 Spielen wären es 24 Zähler gewesen. In den erfolgreichsten Spieljahren der Streich-Ära – Platz fünf in der Saison 12/13 und Platz sieben in der Saison 16/17 – waren es nach 14 Spielen jeweils „nur“ 19 Punkte, also sogar sechs weniger als in der aktuellen Saison. Die Formulierung, der SC Freiburg bestreite die bislang erfolgreichste Saison seiner Vereinsgeschichte, ist somit zutreffend. Sie hat aber einen „Pferdefuß“, nämlich das Wörtchen „bislang“, sprich bis zum 14. Spieltag. 20 Spieltage stehen noch bevor und da kann noch viel passieren. Zugegeben, insbesondere die Qualität in der Breite, die den SC in dieser Saison auszeichnet, lässt das Risiko, der Sport-Club könne durch eine sehr lange Misserfolgswelle noch bis ganz unten durchgereicht werden, von Spiel zu Spiel kleiner werden. Trotzdem steht fest, dass man mit 25 Punkten am Ende einer Saison garantiert absteigt und dass beim SC keine neuen Ziele formuliert werden, bis nicht 40 Punkte eingesammelt sind, die bislang immer zum Klassenerhalt gereicht haben.

Mit solchen und ähnlichen Gedanken ging ich nach dem Schlusspfiff gegen Wolfsburg meinem Job nach, fing in der Mixedzone die Interviews mit A-Nationalspieler Robin Koch und Traumtor-Schütze „Jonny“ Schmid sowie mit dem wie immer sehr geerdet wirkenden Trainer Christian Streich ein. Als der Job erledigt war, spürte ich die Freude über den wichtigen Sieg erst so richtig. Mit Dauergrinsen schlenderte ich zurück zu meinem Reporterplatz. Hinter der Haupttribüne war noch ein reges Treiben - ich schüttelte Hände ebenfalls strahlender Fans, signierte ein Trikot, lächelte versonnen bei einem Selfie mit Fan in eine Handy-Kamera. Das Leben ist schön; Jonny sei Dank (smile). Ich dachte an die 500 Kilometer Autobahn nach der Niederlage in Mönchengladbach, an den letzte Woche irgendwie fehlenden freien Sonntag und freute mich auf einen langen Samstagabend im Familienkreis und einen Sonntag ohne externe Verpflichtungen – lediglich Fitnesstraining am Morgen und ein bisschen Hin- und Her-Fahrerei zwischen dem Futsal-Turnier von Ben und seinen D-Junioren-Komplizen sowie der ersten Ballettvorführung von Amelie im großen Saal des Kurhauses von Bad Krozingen am Nachmittag. Jérôme aus Zürich war auch da – im Stadion, dann zum Übernachten bei uns zuhause und schließlich am Sonntag beim Futsal und Ballett. Family halt… Das ist für mich dann Erholung. Eigentlich gehört auch der Sonntagabendkrimi nach dem zweiten Sonntagspiel der Bundesliga dazu. Ein Spiel das Paderborn in dieser Woche tatsächlich mit 0:1 in Bremen gewonnen hat, was mich durchaus erfreut hat. Der „Polizeiruf“ war diese Woche aber so verworren und komisch, dass ich nach ein paar Minuten Krimi-Verschnitt lieber „Sky 90 – die Fußballdebatte“, unter anderem mit Ewald Lienen und Marco Rose geguckt habe. Yoany, meine Frau, war sogar einverstanden.

Gefreut habe ich mich übrigens über ein Facebook-Posting von Walter und Ludmilla Walter. Das Freiburger Ehepaar urlaubt gerade - ich glaube Kreuzfahrt (?) - und hat die baden.fm-Bundesligashow vom Wolfsburg-Spiel via baden.fm-App auf "meiner" Insel, in der DomRep, verfolgt. Über Facebook haben die beiden dann alle Welt wissen lassen, wie geil sie das fanden und wie sie es genossen haben. Da freut sich ein Reporter doch wirklich über ein solches positives Feed-Back... Danke!

Dreimal noch Bundesliga in diesem Jahr. Während ich hier in die Tasten haue, kamen eben per E-Mail die Unterlagen aus Berlin – also Akkreditierung und Parkschein – für das Hertha-Spiel. Es geht halt immer weiter… Ab Berlin dann auch wieder mit Vincenzo Grifo im SC-Kader und im neuen Jahr dann auch wieder mit Luca Waldschmidt, der am Sonntag bei der Weihnachtsfeier der Jungs im Europa-Park, schon wieder mitten im Team war und von den Fotos grinst. Nein, mir ist vor der näheren sportlichen Zukunft des SC nicht bange; überhaupt nicht.

Man liest und hört sich in Kürze!