15. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Hertha BSC gegen SC Freiburg

Samstag, 14. Dezember 2019, 15.30 Uhr

Olympiastadion, Berlin

Hertha BSC - SC Freiburg

Das Vorspiel

 

8.45 Uhr ab Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg, an Berlin-Tegel 10.15 Uhr – das ist mein Reiseplan. Um keine böse Überraschung zu erleben, werde ich also um 6 Uhr aufstehen – and that‘s the problem – und planmäßig gegen 6.30 Uhr – in der Praxis dann vermutlich um 6.45 Uhr, in Bad Krozingen losfahren. Das sollte reichen um pünktlich am Airport anzukommen. Das Gate schließt um 8.15 Uhr.

Ein Problem ist das frühe Aufstehen, wegen der Weihnachtsfeier des WZO-Verlags am Freitagabend, an der ich dann nur kurz und wenig intensiv teilnehmen kann. Noch schlimmer ist es mit jener von baden.fm, denn die ist Samstagabend, wenn ich natürlich noch in Berlin bin, denn zurück komme ich ja Samstagabend nicht mehr – weder mit dem Flieger noch mit dem Zug, um noch an dem Fest teilnehmen zu können. Aber selbstverständlich geht mein 961. SC-Pflichtspiel als Livereporter im Radio vor allen Feiern und anderen Terminen vor. Daran kann es keinen Zweifel geben…

Auf geht’s also in die Englische Woche der Fußball-Bundesliga mit den drei Spielen bei Hertha, gegen Bayern und auf Schalke. Sollte ich akkreditiert werden hänge ich am Sonntag, 22. Dezember, auch noch Paderborn gegen Frankfurt dran, zumal ich sowieso über Weihnachten in meiner ostwestfälischen Heimat bleibe – aber wir wollen ja nicht den vierten Schritt vor dem ersten machen. Tagesaktuell sind die Reise nach und das Spiel in Berlin.

Heute Mittag war ich auf der Pressekonferenz des SC. Natürlich ist die Steigerung zwischen den Auswärtsspielen in Leverkusen und Mönchengladbach einerseits und dem Heimspiel gegen Wolfsburg andererseits niemandem verborgen geblieben. Trainer Christian Streich gab mir recht, dass diese im Wesentlichen an der größeren Kompaktheit über den ganzen Platz und im Zweikampfverhalten jedes Einzelnen lag. Diese gegen die „Wölfe“ gezeigte Stärke jetzt auch in einem Auswärtsspiel zu demonstrieren, darum geht es. Natürlich muss auch nach vorne etwas gehen, doch erinnerte Streich an zwei Szenen aus dem an Torszenen so raren Spielen, bei denen ein aussichtsreicher Abschluss nur durch fehlende oder zu viel vorhandene Zentimeter exttrem knapp verhindert wurde. Jedes Mal stand Torjäger Nils Petersen im Fokus, dem in der ersten Halbzeit nach Balleroberung und Pass von Höler leider die Ballkontrolle etwas misslang und der sich in der zweiten Halbzeit, ebenfalls nach einer Pressing-Balleroberung vor dem Wolfsburger Strafraum, irrtümlich im Abseits wähnte und bewusst nicht eingriff. Dem nachsetzenden Höler fehlte in derselben Szene der Bruchteil einer Sekunde, um den Ball voll zu treffen. In beiden Szenen hätte es „klingeln“ können und auf ähnliche Szenen und etwas mehr Glück bei deren Handhabung und der eigenen Effizienz hofft der Trainer für das schwere Spiel in Berlin. Schwer, weil Hertha BSC personell stark besetzt sei, nach dem Trainerwechsel,  Klinsmann für Covic, hoch motiviert zur Sache geht und aus Berliner Sicht - unter „Klinsi“ und gegen Freiburg unbedingt der erste Erfolg nach sieben sieglosen Spielen gelingen soll.

Wieder einsetzbar ist im Olympiastadion Vincenzo Grifo. Der Deutsch-Italiener aus Pforzheim war nach dem unsäglichen Bodycheck von Frankfurts Abraham gegen Trainer Streich, von der Auswechselbank auf der er nach seiner Herausnahme bereits saß, wie alle anderen aufgesprungen und dann - so konsequent wie kein anderer - auf den Übeltäter zu gerannt war und ihm ins Gesicht gegriffen hatte. Nichts wirklich Böses aber eine aggressive Reaktion, natürlich eine Tätlichkeit, für die Vince nach Videobeweis „Rot“ sah und anschließend für drei Spiele gesperrt wurde. Auf der heutigen PK, manch einer mag es gar nicht registriert haben, ordnete Christian Streich die Aktion seines Spielers mit ganz vorsichtigen Worten als das ein, was es war, eine Reaktion, mit der er leben kann und hinter der der ganze Verein steht. „Wir sind nicht Täter - aber Opfer wollen wir auch nicht sein“, formulierte Streich. In gewisser Weise war es so ein Männer-Ding... Grifo war quasi die Speerspitze des Freiburger Aufbegehrens gegen die Entgleisung des Frankfurter Argentiniers Abraham.

Am Samstag kann Vince wieder (mit)kicken. Ob von Beginn an oder sozusagen als „zweite Welle“ ließ Streich offen. Der Trainer lobte die Intuition des Offensivspielers Grifo. Meiner Einschätzung, dass Vince seine besonderen Stärken im 4-4-2, oder 4-2-3-1 als linkes Glied der Mittelfeldreihe besser zur Geltung brächte als im 3-4-3 auf der linken Halbposition im Angriff, gab Christian Streich zumindest zum Teil recht. Er fokussierte sich aber auf Verbesserungsmöglichkeiten von Grifo im Spiel gegen den Ball und äußerte seine Überzeugung, dass wenn Grifo hier noch eine Spur besser würde, die Systemfrage keine mehr sei. Dann käme er als offensiver Intuitionsspieler in jedem System zurecht. Vermutlich wäre Grifo dann auch für die Startelf gesetzt. In Berlin erwarte ich ihn - ähnlich wie seiner Zeit erfolgreich in Düsseldorf umgesetzt, als „Waffe“ für die zweite Welle des SC.  Ich glaube, der Sport-Club startet in Berlin so wie gegen den VfL Wolfsburg, zumal Schwolow noch immer nicht ganz fit ist und nur eingeschränkt trainiert hat. Also steht Mark Flekken im Tor. Ein Problem ist das sicher nicht.

Hier noch, als kleine Zugabe, meine Kolumne aus den Wochenzeitungen am Oberrhein von dieser Woche:

 

SC INTEAM

„Langweilig!“ rief der Fußballberichterstatter der größten deutschen Tageszeitung dem Autor dieser Zeilen bei Halbzeit des Bundesligaspiels  zwischen dem SC Freiburg und dem VfL Wolfsburg zu. In der Bewertung eines Fußballspiels wiegen Tore oder – an zweiter Stelle – dramatische Torszenen für die meisten Zuschauer, auch für Journalisten,  weit mehr als zum Beispiel beeindruckende Defensivleistungen. Ein Spiel, das überwiegend zwischen den Strafräumen stattfindet, mag als langweilig  empfunden werden, vor allem, wenn man Fußball primär  als ein Stück  Unterhaltungsindustrie empfindet. Es ist erfreulich, dass große Teile des Freiburger Fußballpublikums durchaus erkennen, wenn ihre Mannschaft Großartiges leistet, indem es ihr durch taktisch kluges Verhalten, etwa die Kompaktheit über den ganzen Platz, und ein stark verbessertes Zweikampfverhalten gelingt, einem  hochkarätig besetzten Gegner keine einzige klare Torchance zu  eröffnen. Ähnlich stark machte es der VfL Wolfsburg auf der anderen Seite. Auch das hatte Format, ist  aber keine Überraschung. Die „VfL Wolfsburg-Fußball GmbH“, eine einhundertprozentige Tochter des Volkswagenwerks, lässt sich diese Qualität  schließlich  ein vielfaches mehr  kosten als der eingetragene Verein von der Dreisam. Alleine der Transferwert der Wolfsburger Edelprofis wird vom  Internetportal „transfermarkt.de“  um etwa 100 Millionen Euro höher  eingeschätzt als jener der Freiburger Kollegen. Bei den Gehältern dürfte die prozentuale Diskrepanz noch  höher ausfallen. Natürlich  ist dieses Thema schon oft medial „durchgekaut“ worden und doch stimmt es ja immer noch; folglich ist ein Sieg des SC Freiburg gegen den VfL Wolfsburg nach wie vor etwas Außergewöhnliches. Für eine Halbzeit ohne Torchance für Wolfsburg im Schwarzwald-Stadion gilt das  auch. Langweilig? Keine Spur! In Halbzeit zwei hatte Wolfsburg zwei Chancen, der SC eine. Der Kunstschuss von Jonathan Schmid führte zum Sieg.

Die bislang erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte des SC Freiburg endete 1995 mit Platz drei in der Tabelle. Hätte es damals schon die Drei-Punkte-Regel gegeben, wären es nach 14 Spieltagen 24 Zähler gewesen.   In den  erfolg-reichsten Spieljahren  der Streich-Ära – Platz fünf in der Saison 12/13 und Platz sieben in der Saison 16/17 – waren es nach 14 Spielen „nur“ 19 Punkte, sogar sechs weniger als in der aktuellen Saison. So erfolgreich wie diese Saison war der SC in den ersten 14 Spielen noch nie. Das  muss aber nach 34 Spielen nicht zwangsläufig im oberen Drittel der Tabelle enden. Die meist übliche Steigerung  in der Rückrunde ist  nicht  zu erwarten, da die Mannschaft im Sommer 2019 nicht  umgebaut  wurde. Fazit: Eine Neuformulierung der Saisonziele drängt sich  bis zum Erreichen der  40-Punkte-Schwelle nicht auf. (Zitatende)

 

Übrigens: Ich bin mir absolut sicher, kann der SC seine Defensivleistung vom Wolfsburg-Spiel wiederholen und – vielleicht – offensiv noch ein paar Prozente dazu laden, hat er alle Chancen, im Olympiastadion etwas zu holen. Warum nicht einen weiteren „Dreier“!?

Ich werde bis dahin meine aktuelle Gehörgangsentzündung im linken Ohr pflegen und live darüber berichten; über das Spiel meine ich  – so oder so:

Ich übertrage das Bundesligaspiel Hertha BSC gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 961. SC-Pflichtspiel als Livereporter im Radio)

 

Das war ja gar nichts… Mit 0:1 hat der SC das Spiel vor offiziell 37.343 Zuschauern im nasskalten und halb leeren Olympiastadion verloren. Das Spiel war wie das Wetter. Nach einem 90-sekündigen Berliner Strohfeuer ganz zu Beginn, zog sich die Hertha, obwohl mit vier nominellen Offensivkräften angetreten, tief in die eigene Hälfte zurück. Der SC Freiburg spielte gefällig mit zahlreichen Verlagerungen von links nach rechts und umgekehrt und wirkte optisch klar überlegen. Die ohnehin raren Szenen vor dem gegnerischen Tor verbuchten aber die Berliner, auch wenn es nie wirklich lichterloh brannte im Freiburger Strafraum. Das Problem war, dass in der Freiburger Offensive vor dem Wechsel noch weniger ging, nämlich gar nichts. Ob es an Kreativität fehlte, an guter Tagesform oder schlicht an individueller Qualität, lasse ich mal dahingestellt. Fakt ist, dass sich der SC, wenn er oft und viel den Ball hat, gegen tief stehende Gegner verdammt schwertut.

In der zweiten Halbzeit nahm sich der frühere Freiburger Vladimir Darida in der 53. Minute ein Herz und zog – leider völlig unbedrängt – aus 25 Metern ab. Es war ein Sonntagsschuss, der unhaltbar für Flekken im Tor einschlug. Es war eine der ganz wenigen Fehlleistungen der ansonsten sehr sattelfesten und geschickt agierenden Freiburger Defensive. Aber es reichte zum Hertha-Sieg. Dies, weil nach dem Wirkungstreffer auch in der verbleibenden guten halben Stunde vor dem Hertha-Tor nicht viel gelang, auch nicht mit Vincenzo Grifo, der kurz nach dem Rückstand für den enttäuschenden Sallai kam und kaum mehr Akzente setzen konnte als zuvor der Ungar.

Noch bevor „Vince“ das Spielfeld betrat aber in derselben 57. Spielminute, verfehlte der aufgerückte Robin Koch nach einer von insgesamt sieben Freiburger Ecken das Tor nur um wenige Zentimeter – es war die größte Chance, gefolgt von einem 16-Meter-Schuss von Gulde, der knapp drüber ging (70.). Koch und Gulde mit den besten Chancen – die Offensivkräfte, Höler, Petersen und Sallai – später Grifo, waren an diesem Tag nicht zu sehen. Der Kicker bestrafte das Startelf-Trio mit der Note 5, „Vince“ kam mit einer 4-5 davon. Das verrät eine Menge über die Offensivqualität des SC Freiburg an diesem nasskalten Nachmittag in Berlin. Was nützen die Spieldaten, bei denen Freiburg in allen Bereichen vorne lag, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Natürlich hat der SC in Berlin besser Fußball gespielt als die Hertha, die von den eigenen Fans bei Halbzeit gellend ausgepfiffen wurde. Am Ende jubelte Blau-Weiß, denn die Punkte blieben an der Spree.

 

Das Nachspiel

Auch wenn die Namen der nächsten beiden Gegner, am Mittwoch kommt Rekordmeister Bayern München, am Samstag geht es für den SC zum FC Schalke 04, mächtig Respekt einflößen, darf der dem SC Freiburg zugeneigte Fan von den Spielen mehr erwarten als er in Berlin geboten bekommen hat. Es wird mehr Räume geben für den SC – das ist der Trost nach dem 0:1 vom Samstag. Ob das zu Punkten führt, wird man sehen. Dazu muss dann auch die zueltzt meist verlässliche Defensive wieder gut funktionieren.

Das Olympiastadion ist übrigens für uns Journalisten das Stadion der langen Wege und endlos langen Treppen. Dies wissend, ließ ich meine Analyse, die ein paar Minuten nach dem Abpfiff im Radio läuft, um Zeit zu sparen, aufzeichnen. Dann beeilte ich mich, meine Übertragungstechnik „abzustöpseln“ und einzupacken, damit ich nicht noch einmal auf die Pressetribüne zurückkehren musste und begab mich auf die Suche nach der „Pressetreppe“, die tief in den Bauch der Haupttribüne führt. Im Pressekonferenzraum auf halber Strecke ließ ich mein Gepäck zurück und stieg weiter abwärts, bis ich über den „Reporter-Graben“ zur Mixedzone kam, wo – wie nach Niederlagen üblich – nur noch wenige SC-Profis anzutreffen waren. Christian Günter unterhielt sich gerade mit den Kollegen der schreibenden Zunft, Lucas Höler bediente einen TV-Sender. Als Günter dann freundlicher Weise noch zu mir kam, um ein sogenanntes Eins-zu-Eins-Interview zu führen (was leider nichts mit dem Ergebnis zu tun hatte, sondern Zwischenfragen Dritter ausschließt) verschwand Höler im Kabinenbereich. So blieb es diesmal bei einem Spielerinterview, wobei Christian Günter recht unmissverständlich Stellung nahm (nachzuhören unter www.sc-freiburg.com).

Dann ging es wieder durch den Tunnel und über die vielen Treppen hoch, zurück zum Pressekonferenzraum. Die Trainer kamen, Klinsmann grinste, Streich grummelte. Der SC-Trainer war sauer, in Berlin verloren zu haben. Schon vor dem Wolfsburg-Sieg hatte er mir gesagt, dass der SC in Berlin auf keinen Fall verlieren dürfe. Und dann haben sie verloren, obwohl gegen limitierte Herthaner so viel mehr möglich gewesen wäre…

Als das Trainerinterview im Kasten war (zu hören...s.o.), schlich ich geschafft von der baden.fm-Bundesligashow und dem vielen Treppensteigen zum – vergleichsweise nahen Stellplatz meines Mietwagens auf dem Presseparkplatz direkt am Stadioneingang. Ich hatte durch ein kostenloses Upgrade einen nagelneuen Passat bekommen. Das war also wirklich okay im gegensatz zum Kick, genau wie das Hotel im „Centre Centre Français de Berlin“, in der Nähe vom Flughafen Tegel. Ich trat also den Rückweg an und freute mich, nach einem Abstecher im Hotel, einen alten Wegbegleiter zu treffen. Christian, heute ein "hohes Tier" bei RTL-Radio Deutschland, war als Jugendlicher und junger Erwachsener freier Mitarbeiter in der Technik des damaligen Radio FR 1, dem heutigen baden.fm. Insbesondere „fuhr“ er in meinen ersten Jahren als SC-Livereporter als Techniker die Fußballshow, wir hatten also jede Woche miteinander zu tun.  Christian hatte mich im Vorfeld des Hertha-Spiels kontaktiert und in einem feinen privaten Steak-House (keine Kette) in der Berliner City haben wir sehr fein gegessen, guten Wein dazu genossen und vor allem von alten Zeiten erzählt. Das war toll. Auch, dass ich erfuhr, dass er die baden.fm-Bundesligashow in Berlin oder wo er jeweils gerade ist, regelmäßig über unsere App hört und auch recht regelmäßig mein SC-Tagebuch liest. Das finde ich klasse! Tja, Christian, den ich immer den „Schaltologen“ nannte, dann bist Du ja immer gut informiert… Meine Einladung ins Stadion für das Rückspiel SC – Hertha, Anfang Mai 2020, steht. Ob die Jungs am Freitag, Samstag oder Sonntag kicken, steht aber entgegen Deiner Annahme noch in den Sternen, denn nur die letzten beiden Spieltage werden komplett samstags ausgetragen, (leider) nicht der drittletzte.

Zurück in Bad Krozingen gönnte ich mir nach dem Flug einen geruhsamen Sonntag mit viel Fernseh-Fußball. Abends produzierte ich im WZO-Verlag noch ein weitgehend vorbereitetes Extrablatt anlässlich der Bürgermeisterwahl in Schliengen, dann war Tatort-Zeit. Es war ein mäßiger Tatort für Kieler Verhältnisse... Direkt danach schlief ich ein. (Sorry, Schatz)

Heute, am Montagvormittag, entstand dann wieder meine Kolumne für die Wochenzeitungen am Oberrhein. Hier ist sie vorab im Wortlaut:

 

SC INTEAM

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Im Zusammenschnitt der ARD-Sportschau wurde Hertha BSC als „die bessere Mannschaft“ bezeichnet, die „verdient“ mit 1:0 gewonnen habe. Ein halbes Dutzend Mal wurde in dem Filmbericht Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann eingeblendet. Man könnte auch sagen: „The winner takes it all“. Da das Ergebnis feststand, als der Bericht zusammengestellt und kommentiert wurde, mag man Verständnis für gewisse Fehlinformationen aufbringen. Die nackten Spieldaten bestätigen den subjektiven Eindruck des Autors dieser Zeilen, dass der SC Freiburg im Olympiastadion gegen verunsicherte Berliner überlegen war. Abgesehen von Daridas Sonntagsschuss, der  in der 53. Minute zum einzigen Tor des Tages führte, hatte der Sport-Club defensiv alles im Griff, lief drei Kilometer mehr als die Gastgeber, verzeichnete  62 Prozent Ballbesitz, spielte 200 gelungene Pässe mehr als Hertha, wurde doppelt so oft gefoult wie die Gastgeber und führte beim Eckballverhältnis mit 7:4. Alles Indikatoren für eine Gegenthese zum Sportschau-Bericht.  Das große Manko des SC Freiburg im Berliner Olympiastadion war, dass die augenfällige fußballerische Überlegenheit nicht in Torerfolge umgemünzt wurde. Das lag zum einen an sehr tief stehenden, auf Konter lauernden Gastgebern, zum anderen an etwas glücklosen, womöglich formschwachen Freiburger Angreifern, die – wie schon beim 1:0-Sieg gegen Wolfsburg – einfach zu selten aussichtsreich zum Abschluss kamen. Der Ärger der Gäste nach dem Spiel galt daher vor allem der verpassten Gelegenheit, bei einem fußballerisch mäßigen Gegner zu Punkten zu kommen. Nun ist ein solches Erlebnis kein Novum, wenn man betrachtet gegen welche Gegner und in was für Spielen der SC am Ende leer ausging. Freiburg tut sich leichter, wenn der Gegner selbst versucht Ballbesitz zu erlangen und nach vorne zu spielen. Dann kommt es zwar nicht immer aber auffällig oft zu Ergebnissen, die aufhorchen lassen, wie etwa die Siege in Hoffenheim und gegen Leipzig beweisen. Letztere legen unter Trainer Nagelsmann auch mehr Wert auf Ballbesitz und Angriffsfußball als früher. Vor diesem Hintergrund ist die verständliche Enttäuschung über die Niederlage in Berlin kein Argument für Chancenlosigkeit in den letzten beiden Spielen des Jahres gegen den FC Bayern München und beim FC Schalke 04. Doch selbst wenn „bajuwarische Übermacht“ und gute Form von Königsblau dazu führen würden, dass der SC Freiburg zur Winterpause bei 25 Punkten verharrt, wäre es im Ranking die drittbeste Hinrunde aller Zeiten. Kommt noch ein Zähler dazu, wäre es die zweiterfolgreichste, gleichauf mit der Saison 12/13, als der SC übrigens im letzten Spiel vor Weihnachten auf Schalke antrat und mit 1:3 gewann … (Zitatende)

 

Berlin war in diesem Herbst schon zweimal keine Reise wert. Bei Union ging nichts, weil die besser waren als der SC und bei Hertha ging nichts, weil die mit einem Sonntagsschuss Glück hatten und beim SC vorne nichts ging. Ich melde mich  morgen mit dem „Vorspiel“ zum Gastspiel der Bauern äh Bayern.