15. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen 1. FC Köln

Samstag, 9. Januar 2021, 15.30 Uhr *

Schwarzwald-Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - 1. FC Köln *

Das Vorspiel

Zum Einstieg, eine wahre Geschichte: Ich lag am späten gestrigen Mittwochabend auf dem Sofa und verfolgte auf einem amerikanischen TV-Sender die unglaublichen Geschehnisse am und im Capitol in Washington. Da manche Bilder, Kommentare und Interviews sich wiederholten, glitten meine Gedanken etwas ab und ich erinnerte mich dunkel an irgendeine journalistische Darstellungsform, sei es die Kolumne im ReblandKurier oder die Nachberichterstattung bei baden.fm, in der ich kommentiert hatte, wie erfreulich es doch sei, dass der SC zu diesem frühen Zeitpunkt, sprich drei Spiele vor Abschluss der ersten Halbserie, bereits die „Hälfte der Miete“ auf dem Weg zum Klassenerhalt eingefahren hätte, also 20 Punkte. „20 Punkte“ durchzuckte es mich zweifelnd und ich war plötzlich wieder hellwach – und verunsichert. Hatte ich irgendwo Blödsinn erzählt oder geschrieben? Nervös klickte ich die Kicker-App an und überprüfte die aktuelle Tabelle… Danach wurde die aufkommende Panik von wohliger Zufriedenheit abgelöst. Da stand es schwarz auf weiß: 14 Spiele, 20 Punkte.

Die Story ist wirklich wahr und hängt sicher damit zusammen, dass ich etwas eingedöst und ein Stück weit verträumt war, als sich mir innerlich die Frage stellte, ob ich richtig lag mit meiner Kommentierung. Die 20 Punkte sind aber Realität – und Samstag kommt der 1. FC Köln.  Im Optimalfall schraubt der SC weiter an seinem Punktekonto und stellt bei einem Heimsieg über Köln zudem einen neuen Vereinsrekord auf.

In der Tat ist es dem SC Freiburg im Rahmen seiner Bundesligazugehörigkeit noch nie gelungen, mehr als vier Sieg in Serie zu landen. Trotzdem wurde die Truppe, als diese vier Siege vor 26 Jahren – bis vergangenen Samstag letztmalig – gelangen, fast Deutscher Meister: Platz drei in der Saison 94/95 ist die bislang beste Platzierung aller Zeiten für den SC. Man könnte fragen, wie sich die Geschichte mit der bis dato identischen Siegesserie, im Vergleich zwischen damals und heute mit dem aktuellen neunten Platz verträgt – einem für Freiburg fraglos fantastischen Mittelfeldplatz - aber weit entfernt von Platz drei. Die Antwort ist simpel: In der wahnsinnig erfolgreichen Saison 94/95 gelang dem SC das Kunststück mit den vier Siegen in Folge gleich zwei Mal. Diesen Umstand hatte selbst Axel Sundermann, der damals als Innenverteidiger selbst mit dabei war, nicht mehr auf dem Schirm. Axel rief mich gestern aus seiner Wahlheimat Bochum an, um ein gutes neues Jahr zu wünschen und wir sprachen über die geile Zeit von damals. „Die erste Viererserie riss ab, weil ihr beim FC Bayern nicht über ein 2:2 hinausgekommen seid“, referierte ich – „ zu dem ich ein Tor beigetragen habe“, erinnerte sich Axel lachend. „Wir haben 2:0 geführt, konnten die Führung aber nicht über die Zeit bringen“, erinnerte sich der einstige Verteidiger, mit dem ich durch ein paar Zufälle seit seinem Transfer von Hannover 96 zum Sport-Club, zu Beginn jener Erfolgssaison,  auch privat befreundet bin. Diese Details waren nun mir nicht mehr geläufig, auch wenn ich dann glaubte, mich an das unsichere Gefühl des Reporters zu erinnern, dass eine 2:0-Führung bei den Bayern eben noch nicht der Sieg ist… Frag‘ nach bei Mainz 05 könnte man bezogen auf die jüngste Vergangenheit sagen. 2:2 klingt allerdings wesentlich besser als 5:2.

Selbstverständlich habe ich Axels Erinnerungen überprüft – und es stimmt: Es war der 25. Februar 1995, ist also in Kürze genau 26 Jahre her. 50.000 Zuschauer waren im Olympiastadion dabei und ich kommentierte live bei Radio FR 1, dem Vorläufer des heutigen baden.fm. Schon in der 4. Minute ging des SC mit 0:1 in Führung – Torschütze: Axel Sundermann. Jens Todt erhöhte in der 30. Minute auf 0:2 und – ja, ich erinnere mich tatsächlich noch an dieses unwirkliche Gefühl, in München mit zwei Toren zu führen und an die latente „Angst“, mich zu früh zu freuen, weil eine Zwei-Tore-Führung bei den Bayern auch damals noch keine Garantie für einen Sieg war. Dann kam es, wie es kommen musste: Kurz vor der Pause schaffte Mehmet Scholl den Anschluss und in der 69. Minute konnte Thomas Helmer zum 2:2 ausgleichen. Trotzdem war es damals ein erhabenes Gefühl, dass der kleine SC Freiburg in seiner zweiten Bundesligasaison dem großen FC Bayern im Hinspiel ein 5:1 einschenkt und im Rückspiel beim 2:2 einen Punkt mitnimmt – ohne in irgendeinem der beiden Spiele etwas „gestohlen“ zu haben.

Wie sind wir drauf gekommen? Richtig: die Siegesserie, die damals durch das Remis in München gestoppt wurde. Die zweite vier Siege starke Serie fand wenige Wochen später statt. Gebremst wurde sie auch wieder von München, allerdings in einem Heimspiel gegen den TSV 1860. Es war der 22. April 1995, 16.000 Zuschauer waren im restlos ausverkauften kleinen Dreisamstadion und eigentlich war der SC nach den vier voran gegangenen Erfolgen und mit dem Heimrecht auf seiner Seite Favorit gegen die „Löwen“. In der 25. Minute verschoss Kapitän Martin „Gängle“ Braun allerdings einen Elfmeter – das war kein gutes Omen… Kurz vor der Pause traf dann Peter Nowak für „60“ zum 0:1-Pausenrückstand des SC. Martin Spanring schaffte in der 54. Minute den Ausgleich, beim 1:1 blieb es dann bis zum Abpfiff. Das kann man alles nachlesen bei www.fussballdaten.de – Erinnerungen an das Spiel habe ich 0,0 - nada. Dazu sind es dann doch zu viele Spiele inzwischen. Gegen Köln übertrage ich das 997. Pflichtspiel des SC – da gibt es auch welche, die sich nicht in der Erinnerung verankert haben.

Beim Stichwort 1: FC Köln ist das Schneespiel vom 10. Dezember 2017 im Stadion in Köln-Müngersdorf am heftigsten verankert. Mein Gott, das ist auch schon wieder über drei Jahre her und in meiner Erinnerung noch so dermaßen präsent – das Wetter, die Gespräche mit den Kollegen, die Unsicherheit, ob überhaupt gespielt wird, die frierenden Funkenmariechen auf dem Platz, die Spalier standen und mir verdeutlichten, dass die Jungs gleich tatsächlich rauskommen und kicken würden. Der Rest ist Legende. 3:4 nach 3:0 – wie geil war das denn? Besser als Sex? Logisch. (Smile)

In derselben Saison gab es dann noch den 3:2-Heimsieg mit Hölers Siegestor in der Nachspielzeit, ein Tor und ein Spiel, das damals den Klassenerhalt sicherte – auch am Mikrofon ekstatisch …

Dann aber dann wurde es mau in den Spielen gegen die Kölner. Am 31. August 2019, nach einem rundum gelungenen Saisonstart des SC mit einem 3:0 gegen Mainz zum Auftakt und einem – wenn auch glücklichen – 1:3-Auswärtssieg in Paderborn, kam am dritten Spieltag der FC nach Freiburg. Die Erwartungen im Freiburger Lager waren hoch, schließlich schwamm der SC – gerade wie zum jetzigen Zeitpunkt – auf einer Erfolgswelle. Das Spiel war dann ziemlich popelig. Der SC ging durch ein Eigentor von Czichos in der 40. Minute in Führung. Modeste schoss in der 52. Minute den Ausgleich und in einer weitgehend ereignislosen Partie, mit einem Torschuss von Freiburg und drei Torschüssen von Köln im gesamten Spiel, lief alles auf ein etwas bleiernes Unentschieden gegen Kellerkind Köln hinaus. In der dritten Minute der Nachspielzeit ließ der SC dann einen Kölner Konter zu, den Skhiri quasi mit der letzten Aktion des Spiels zum 1:2-Siegestreffer des FC abschloss. Ich spüre noch heute, die Ernüchterung, die sich damals breit machte…   

Am 2. Februar des gerade abgelaufenen Jahres kassierte der SC dann eine 4:0-Schlappe in Köln. Besonderheit in der Partie: Gleich zwei der Tore fielen in der Nachspielzeit, sodass das Ergebnis unangemessen hoch ausfiel. Verdient war der Kölner Sieg vor knapp einem Jahr aber allemal. Die Erinnerungen des aktuellen Kölner Personals um Trainer Gisdol an Spiele gegen Freiburg dürften also positiv sein… Die Grundformation des SC bei dieser 4:0-Schlappe in Köln entsprach jener der aktuellen Erfolgself: 3-4-3. Die Offensive ist mit Spielern wie Kwon, Petersen, Höler und (später) Sallai quasi identisch besetzt – da gibt es also für die Jungs einiges gut zu machen.

Der 1. FC Köln hat in der aktuellen Saison einen absoluten Fehlstart erwischt: 2:3 zum Auftakt gegen Hoffenheim, 1:0 bei Arminia Bielefeld und auch im zweiten Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:3 einen auf die Mütze bekommen; drei Niederlagen zum Start, das schleppst du mit und das ist auch heute noch mitverantwortlich für die mäßige Platzierung mit elf Punkten auf Platz 15. Den ersten Sieg landeten die Kölner erst am 9. Spieltag mit 1:2 bei Borussia Dortmund (!). Dieser überraschende Erfolg rettete zum einem Trainer Gisdol den Arbeitsplatz und dokumentiert zum anderen eine gewisse Stabilität der Kölner auf des Gegners Platz. Schon beim 1:1 in Frankfurt und beim 1:1 in Bremen hatte Köln Auswärtsstärke unter Beweis gestellt. Auswärts folgte für Köln ein weiterer Sieg – mit 0:1 in Mainz. Auch das torlose Remis in Leipzig nötigt Respekt ab. Durch seine Auswärtsstärke „lebt“ Köln noch, denn zuhause setzte es zum Teil heftige Niederlagen; zuletzt im Kellerderby ein 0:1 gegen Augsburg. Aber auswärts… Zwei Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage weisen den FC in der Auswärtstabelle als gesunde Mittelfeldmannschaft aus. Neun Punkte haben die Kölner in sechs Spielen auf fremden Plätzen geholt – exakt so viele wie der SC in seinen sieben Heimspielen. Es wäre Verblendung, den SC vor diesem Hintergrund als Favorit hinzustellen. Köln wird am Samstag eine harte Nuss, die es zu knacken gilt.

Sicher wird der SC im hinteren Bereich wieder mit seinen acht Erfolgsgaranten antreten: Müller – Lienhart, Schlotterbeck, Gulde – Schmid, Höfler, Santamaria und Günter.

Bei den Offensiven hat Christian Streich zuletzt immer wieder mal die Möglichkeit zu kleinen Rotationen genutzt. Wichtiger als die Frage der Besetzung der drei Offensivpositionen in der Startelf ist aber der Umstand, dass dieses Kräfte zehrende und die Gegner endlos nervende ständige frühe Anlaufen und Pressen praktisch über 90 Minuten praktiziert werden kann, da bei Ermüdungserscheinungen, wie in Hoffenheim erlebt, gleichwertige Spieler eingewechselt werden können, die den Job gerade auf die gleiche Weise fortsetzen, wie die Kollegen zuvor. Durch diese besondere Qualität, sprich einer breit aufgestellten Offensive, konnte die Aufholjagd der TSG 1899 Hoffenheim am Samstag wirkungsvoll ausgebremst werden.  

Da Shanghoon Kwon und Ermedin Demirovic noch nicht allzu viel Spielzeit in den Knochen haben, könnte ich mir vorstellen, dass beide auch gegen Köln wieder anspielen dürfen. An Vincenzo Grifo in der aktuellen Form kommt der Trainer derzeit sowieso nicht vorbei. Gibt es also gegen den Kölschen FC dieselbe Startelf wie in Hoffenheim?

Mein persönlicher Anlauf auf das Spiel am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr beginnt mit diesem Eintrag ins Reporter-Tagebuch. Diese Niederschriften, häufig verbunden mit einigen kleinen Internet-Recherchen, bringen mich ins Thema. Jetzt bin ich „drin“ und werde langsam aber sicher „heiß“ auf die Partie und meinen Job am Radiomikrofon. Außerdem bin ich ganz gut vorbereitet für die digitale Pressekonferenz mit Christian Streich, heute Mittag um 13 Uhr. Das ist dann der nächste Schritt Richtung Spieltag. Morgen in der Frühe, zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr und zwischen 8 Uhr und 8.30 Uhr, spreche ich dann mit dem Moderator der baden.fm-Morningshow über das bevorstehende Spiel. Markus Schäfer, etatmäßig morgens am Mikrofon, hat zurzeit Urlaub und wird von dem neuen Kollegen Peter Helwig vertreten. Markus hat aber am heutigen Donnerstag Geburtstag, weshalb ich ihm unbedingt noch eine Sprachnachricht mit Glückwünschen schicken muss. Ab nächste Woche ist Markus dann am Morgen wieder in der Show.

Natürlich muss ich heute und morgen, parallel zu dem ganzen Fußballkram,  gemeinsam mit meinen Kollegen,  noch die nächste Ausgabe des ReblandKuriers vorbereiten, bevor dann ab Freitagabend König Fußball regiert: Gladbach gegen Bayern… „ein Klassiker“ würde Heribert Fassbender nach seinem „guten Abend allerseits“ sagen – aber „Herri“ spricht ja nicht mehr in Funk und Fernsehen.

 

Aktuell * Aktuell * Aktuell

Auf der Pressekonferenz mit Christian Streich wurde vermittelt, dass  mit Lukas Kübler, Jonathan Schmid, Changhoon Kwon und Lucas Höler gleich vier mögliche Startelf-Spieler angeschlagen sind, von denen die meisten tatsächlich auszufallen drohen. Die besten Chancen dabei zu sein hat demnach Lukas Kübler, bei allen anderen würde es sehr eng... Da Kübler und Schmid beide Kandidaten für die rechte Abwehr- und/oder Mittelfeldseite sind und zudem Kwon im Normalfall halbrechts offensiv unterwegs ist und auch Höler meistens über die halbrechte Angriffsseite kommt , scheint vor allen die rechte Seite Problenme zu bereiten. Offensiv gibt es mit Roland Sallai und Wooyeong Jeong personelle Alternativen - defensiv müsste, wenn sowohl Schmid als auch Kübler ausfallen, experimientiert werden.

Entscheidend sei aber nicht, wer am Samstag auf dem feld steht, sondern auf die Haltung käme es an. Die Herausforderung sei genauso groß wie die in Hoffenheim - der weniger prominente Name des Gegners berge aber die Gefahr, dass die Freiburger nach vier Siegen und angesichts des Gegners im schlimmsten Fall nicht mit gleichem "Hunger" an den Start gingen, was Christian Streich freilich fatal fände, habe seine Mannschaft doch die Chance, sich eine solide Basis für den weiteren Verlauf der Saison zu schaffen.  

 

Ich nehme diese interessante Partie, Gladbach gegen Bayern,  zum Auftakt des 15. Bundesliga-Spieltags zum Anlass, etwas Neues einzuführen: Meine ganz persönliche Tippreihe zum jeweiligen Spieltag – immer zum Abschluss des „Vorspiels“. Here we go:

Gladbach – Bayern 1:3

Leverkusen – Werder 4:1

SC Freiburg – Köln 2:1

Union Berlin – Wolfsburg 2:2

Schalke 04 – Hoffenheim 0:2

Mainz 05 – Eintracht Frankfurt 1:1

Leipzig – BVB 3:1

FC Augsburg – VfB Stuttgart 1:2

Arminia Bielefeld – Hertha BSC 1:1

Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen 1. FC Köln am Samstag, 9. Januar, live in der baden.fm-Bundesligashow ab 15 Uhr.

 

Das Fußballspiel

(Mein 997. SC-Pflichtspiel am Radiomikrofon)

 Historischer Sieg für den SC Freiburg: Erstmals gewinnt der Club aus dem Schwarzwald fünf Bundesligaspiele in Folge und zum 20 Jahre nach dem letzten Schützenfest gelingt zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte ein 5:0-Sieg – bislang das höchste Ergebnis bei einem SC-Sieg. Und das kam so:

In der 18. Minute passt Roland Sallai den Ball an die Strafraumgrenze, wo Ermedin Demirovic und der aus seinem Tor und dem 16er herauseilende Torwart Horn quasi gleichzeitig an den Ball kommen. Halb lupft der „Demi“, halb fabriziert Horn eine Bogenlampe – in jedem Fall hat der Freiburger Stürmer die Übersicht und köpft den hinter Horn im Strafraum aus der Luft fallenden Ball Richtung leeres Tor – es wirkt fast unwirklich als der Ball dort im Netz landet. Tor! Das 1:0, ein kurioser Treffer, nach seinem Tordebüt gegen Hertha BSC zugleich der zweite Saisontreffer für Demirovic, der immer mehr ankommt in der Fußball-Bundesliga.

Kreidet der objektive Betrachter den ersten Treffer der Partie dem Kölner Keeper Horn als Fehler an, leitet ein kapitaler „Bock“ vom jungen Kölner Eigengewächs Özcan in der 39. Minute das 2:0 ein. Özcan vertendelt den Ball 20 Meter vor dem eigenen Tor gegen den energisch attackierenden Nicolas Höfler. Freiburgs Stratege findet sich plötzlich in ungewohnter Rolle wieder, in Mittelstürmerposition an der Strafraumgrenze, völlig frei mit dem Ball am Fuß. „Chico“ beweist gute Nerven und lässt Horn keine Chance – 2:0, die Vorentscheidung in einer vom SC Freiburg dominierten Partie.

Die Halbzeitführung des SCF ist verdient, beiden Treffern gingen auffällige Fehler der Kölner voraus.

Ein Doppelwechsel zu Wiederbeginn soll die Kölner, die bis dato nur ein harmloses Schüsschen aufs Freiburger Tor abgegeben hatten, besser ins Spiel bringen. Gegen nun immer besser und sicherer werdende Freiburger ist das allerdings ein hoffnungsloses Unterfangen. Die beiden besten Spieler auf dem Platz besorgen in der 59. Minute das 3:0 – Ermedin Demirovic setzt sich auf der linken Seite durch und passt von der Grundlinie aus flach ins Zentrum, wo Roland Sallai am ersten Pfosten steht und einnetzt.

In der 66. Minute darf sich der wie aufgedreht spielende Dauerläufer Sallai ausruhen – Lucas Höler kommt und besetzt die rechte Halbposition in der Offensive. Drei Minuten später kann er zusammen mit seinen Mannschaftskollegen ein viertes Mal jubeln: Ein Eckball von Vincenzo Grifo landet am zweiten Pfosten auf dem Kopf von Ermedin Demirovic. Der Ball nimmt Kurs auf das linke obere Dreieck und wird kurz davor von Philipp Lienhart erreicht und wuchtig hineingeköpft – 4:0 in der 69. Minute.

Nils Petersen, Lino Tempelmann und Wooyeong Jeong kommen in der 75. Minute für Eremdin Demirovic, Lukas Kübler und Vincenzo Grifo. Vier Minuten später darf schon wieder gejubelt werden: Kapitän Christian Günter setzt sich über die linke Seite durch und spielt – ähnlich wie Demirovic beim 3:0 – von der Grundlinie aus einen Pass ins Zentrum. Lucas Höler ist zur Stelle und knallt den Ball unter die Latte – 5:0 – ein Kölner Debakel nimmt seinen Lauf. Fast wäre der SC bei diesem Erfolg, der in Sachen Siegesserien bereits einen neuen Vereinsrekord (fünf Siege in Serie) bedeutet, obendrein zu seinem höchsten Bundesligasieg in der Vereinsgeschichte gekommen, doch ein trockener Schuss aus zehn Metern Torentfernung trifft, abgefeuert von Lucas Höler im Anschluss an eine Ecke, leider nur den Pfosten.

Dann ist das Spiel zu Ende; der SC hat mit dem fünften Sieg einen neuen Vereinsrekord aufgestellt und die Kölner beim 5:0 geradezu deklassiert.

 

Das Nachspiel

Während der baden.fm-Bundesligashow, als sich das 5:0 anbahnt, erinnere ich ein 5:0 gegen Hansa Rostock. Auf dem iPhone eruiere ich Näheres und finde die Partie am fünften Spieltag der Saison 99/00. Es war der 17. September 1999 – ein Freitagabend – als der SC die Hanseaten von der Ostseeküste mit fünf Buden nach Hause schickte. Der SC spielte mit Golz – Schumann, Hermel, Müller – Willi, Zeyer, Günes, Kobiashvili – Baya – Sellimi, Iashvili. Kohl, Ben Slimane und Weißhaupt wurden eingewechselt. Müller, Baya und Sellimi (3) schossen die siegbringenden Tore. Letzteres verkündete ich noch in der Radioshow zum Köln-Spiel, hatte zudem Zeitpunkt ein anderes 5:0 aus Freiburgs Bundesligahistorie aber nicht mehr präsent:

Am 9. Dezember 2000 hatte der SC Freiburg den VfL Bochum mit 5:0 vom Platz geschossen. Es war dieselbe Spielergeneration wie beim Sieg gegen Rostock – mit einigen Nuancen in der Formation. Der SC siegte damals mit Golz – Kondé, Kehl, Diarra – Willi, Zeyer, But, Kobiashvili – Baya – Sellimi, Iashvili. Ramdane, Tskitishvili und Dorn wurden damals eingewechselt. Für die Tore im zweiten Fünferpack der SC-Geschichte sorgten Diarra, Sellimi, Iashvili, Baya und – per Eigentor – der ex-Freiburger Sundermann.

Und jetzt war es der 9. Januar 2021, der SC schlug den 1. FC Köln mit 5:0 in der Formation Müller – Lienhart, Schlotterbeck, Gulde – Kübler, Santamaria, Höfler, Günter – Sallai, Demirovic, Grifo. Eingewechselt wurden Höler, Petersen, Tempelmann, Jeong und Heintz. Die fünf Tore schossen Demirovic, Höfler, Sallai, Lienhart und Höler.

20 Jahre liegen zwischen dem Bochumer Desaster in Freiburg, an das ich mich kaum mehr erinnere, und dem Kölner Desaster vom vergangenen Samstag. Umso lebendiger sind die Erinnerungen an die aufgeführten Namen aus der Zeit um die Jahrtausendwende und natürlich an die Jungs, die sich hinter den Namen verbergen.

Jetzt also 5:0 gegen Köln; ein Farbtuper in einer durch die Corona-Pandemie so dermaßen tristen Zeit und vermaledeiten Saison. Ich hoffe inständig, dass Corona – geradeso wie die 5:0-Siege gegen Rostock, Bochum und Köln – bald nur noch eine Erinnerung ist; in dem Fall halt eine schlechte…

Am Samstag wollte ich unbedingt die Sky-Übertragung vom Spitzenspiel Leipzig gegen BVB von Beginn an verfolgen. Deshalb teilte ich dem Kollegen David Hildebrandt, der unter meiner redaktionellen Leitung im WZO-Verlag zum Redakteur ausgebildet wurde und dort auch als solcher gearbeitet hat, bevor er vor Jahr und Tag in die Presseabteilung des SC Freiburg wechselte, schon mal mit, dass ich der Pressekonferenz nach dem Köln-Spiel nur vom Auto aus beiwohnen würde. Ich baute also meine Technik ab, fuhr mit dem Fahrstuhl runter auf die Parkplatzebene und stieg in meinen Ford-Kuga. Ich war ganz schön durchgefroren, drehte das Thermostat auf 23 Grad und schaltete die Sitzheizung ein. Danach stellte ich mit dem iPhone die Internetverbindung zur PK-Plattform her und fuhr los.  Ich hatte Norsingen auf dem Weg nach Bad Krozingen schon hinter mir gelassen, war also fast schon zu Hause, als es im Schwarzwald-Stadion mit der PK endlich losging. Ich sah und hörte, rechts am Straßenrand stehend, nur zu, stellte keine eigenen Fragen und fuhr dann die letzten drei Kilometer bis in den Kurgarten. Ich hatte alles richtig gemacht und kam pünktlich zu den letzten Beiträgen der Vorberichterstattung zum „Top-Spiel“ in Leipzig in meinem Wohnzimmer an. Ich gönnte mir zur Feier des Tages einen Whisky-Cola aus der Dose und schaute zu, wie der BVB die Brause-Dosen rund machte. Geil…

Als am Sonntagabend auch noch Arminia gegen Hertha BSC mit 1:0 gewann, war das Fußball-Wochenende für mich eigentlich nicht mehr zu toppen. Bayern verliert Freitag in Gladbach – der SC haut am Samstag Köln mit 5:0 weg, dann gewinnt Dortmund beim Marketingprojekt und Arminia schafft einen Heimsieg gegen den Big-City-Club. Ist das geil oder ist das geil?

Um vom vielen Fußball runterzukommen, hatte ich am Sonntag noch einen Sonnenspaziergang mit Frau und Tochter eingebaut – Ben war eh am kicken – und Yoany und ich gönnten uns am Sonntagabend zwei Krimis. Ab Montag war dann wieder Alltag angesagt; Corona-Alltag: Fernunterricht für die Kinder und eine landkreisweite Notausgabe des ReblandKuriers im WZO-Verlag. Was trotz Corona nicht fehlte war der morgendliche Fußballtalk bei baden.fm und was im ReblandKurier nicht fehlen wird, ist die Kolumne „SC INTEAM“. Hier ist sie schon mal vorab im Wortlaut:

 

SC INTEAM

Der SC Freiburg war am Wochenende auf Rekordjagd: Fünf Bundesliga-Siege in Folge – das hatte es noch nie gegeben. Durch den Erfolg gegen den 1. FC Köln war der neue Vereinsrekord perfekt. Und fast wäre das Spektakel gegen die überforderten Domstädter noch für einen weiteren Rekord gut gewesen: Hätte der in der 69. Minute  eingewechselte Stürmer Lucas Höler, dem zehn Minuten später das 5:0 gelungen war, in der 86. Minute nicht den Pfosten, sondern noch einmal ins Netz getroffen  – die Fans am Fernsehschirm, Radio und Internet hätten mit 6:0 den höchsten Freiburger Bundesligasieg aller Zeiten feiern können. So aber blieb es beim 5:0, dem dritten Erfolg in dieser Höhe: Am fünften Spieltag der Saison 99/00 hatte das von Volker Finke trainierte Team um die tunesischen Nationalspielern Zoubaier Baya und Adel Sellimi, die einen beziehungsweise drei Treffer zu dem gefeierten höchsten Bundesligasieg beisteuerten, den FC Hansa Rostock mit 5:0 aus dem Stadion geschossen. Schon im Folgejahr gelang ein ähnliches Kunststück: In der Saison 00/01 wurde der bedauernswerte VfL Bochum am 16. Spieltag mit 5:0 geschlagen; noch immer standen Baya und Sellimi im Fokus, prägende Figuren des Teams waren aber auch Torwart Richard Golz, Sebastian Kehl und  Levan Kobiashvili. Als besten Spieler wies das Fachblatt Kicker nach dem Schützenfest gegen Bochum den zweifachen Torschützen Alexander Iashvili aus.

Eine der Besonderheiten des dritten Freiburger 5:0-Sieges in der Bundesliga, der ziemlich genau 20 Jahre auf sich warten ließ, ist der Umstand, dass gegen den 1. FC Köln fünf verschiedene Spieler trafen, dass, anders als in den erfolgreichen Vorwochen, nicht Vincenzo Grifo der prägende Spieler und Erfolgsgarant war, sondern dass sich andere Namen  in den Vordergrund spielten; etwa der ungarische Nationalspieler Roland Sallai und der in Hamburg geborene und als Fußballer in Leipzig ausgebildete Ermedin Demirovic. Beide Offensivspieler haben  in jüngster Zeit großartige Entwicklungsschritte vorzuweisen und sind lebendige Beispiele dafür, dass die Freiburger Fußballschule  nicht mit  der U19 endet.

Wichtiger als alle Rekorde sind eben solche Entwicklungen, die das Fundament der Bundesligazugehörigkeit des SC Freiburg ausmachen. Sollten  sich die „jungen Helden“ eines Tages entschließen, den Verein zu verlassen, um „den nächsten Schritt“ zu wagen, wie der Wechsel ins große Geld häufig vernebelnd umschrieben wird, werden sie ihrem letzten Ausbildungsverein, dem SC Freiburg, existenzsichernde Einnahmen bescheren.

Auch im Tagesgeschäft gibt es Wichtigeres als  aufgestellte und verpasste Rekorde: Mit 23 Punkten nach 15 Spielen und einem dicken  Polster von  mittlerweile zwölf Zählern vor dem Relegationsplatz lässt sich die nahe Zukunft gelassen angehen. Motiviert bis in die Haarspitzen aber ohne jede Gefahr von Verkrampfung spielt der SC am Sonntag, 17. Januar, um 15.30 Uhr bei Rekordmeister FC Bayern München (live bei Sky und baden.fm). „Schaun mer mal“ würde Franz Beckenbauer sagen. (Zitatende)

 

Meinen Anlauf auf München gibt es ab Donnerstagnachmittag hier in diesem Theater…

 

Abschließend noch die Auswertung meiner Tippreihe;

Gladbach – Bayern 1:3 - korrektes Ergebnis: 3:2 - hier lag ich völlig daneben

Leverkusen – Werder 4:1 -  korrektes Ergebnis 1:1 - damit war auch nicht zu rechnen, finde ich.

SC Freiburg – Köln 2:1 -  korrektes Ergebnis 5:0 - die Tendenz stimmt, beim Ergebnis habe ich mich gerne vertan.

Union Berlin – Wolfsburg 2:2  - korrektes Ergebnis 2:2 - noch Fragen (smile)?

Schalke 04 – Hoffenheim 0:2 -  korrektes Ergebnis 4:0 - das Schalker Erwachen kam überraschend.

Mainz 05 – Eintracht Frankfurt 1:1 -  korrektes Ergebnis 0:2 - erfreulich, finde ich. Da habe ich gerne falsch getippt.

Leipzig – BVB 3:1 -  korrektes Ergebnis  1:3 - also genau umgekehrt. Das ist mir lieber so.

FC Augsburg – VfB Stuttgart 1:2 -  korrektes Ergebnis 1:4 - so ganz falsch lag ich ja nicht.

Arminia Bielefeld – Hertha BSC 1:1 -  korrektes Ergebnis 1:0 - Arminia hat mehr geboten als ich ihr zugetraut hatte. Super!

 

Insgesamt finde ich ganz gut, dass ich seit geraumer Zeit auf Wettspiele verzichte...