Das Vorspiel
Kaum zurück aus London, stand schon wieder Bundesliga auf dem Programm - für mich als Hörfunkkommentator nicht wirklich ein Problem, aber wie würde es für die kickenden Arbeitnehmer sein, fragte ich mich mit sehr viel Respekt angesichts der zahllosen Spiele, die die Jungs im zu Ende gehenden Jahr zu bestreiten hatten.
Meine ganz persönliche Vorbereitung auf den vorletzten Spieltag des Jahres unterschied sich schon deutlich von den sonstigen Gepflogenheiten im Hause Rischmüller. Ich hatte ja, wie ich gegen Ende des London-Tagebuches festgehalten habe, aus Zürich meinen alten Jugendfreund Thomas mit nach Bad Krozingen gebracht. Thomas, fußballfern, aber wie ich mit Bielefelder Vergangenheit, hat als junger Spund mal mit mir in einer WG gelebt - Moment, wie war das... Erst habe ich sein möbeliertes Zimmer in der Spindelstraße in Bielefeld übernommen, weil Thomas irgendwie dauerhaft auf Reisen war, später haben wir uns dann in der Detmolder Straße eine größere Wohnung geteilt, eine klassische WG halt. Zwei Jungs mit viel weiblichem Besuch und wenig Geld in der Tasche. Zwei Jungs, die auch ständig Zoff miteinander hatten, die sich aber über die Jahrzehnte nicht aus den Augen verloren haben - oder eben nur vorübergehend.
Irgendwann wohnte ich dann in Südbaden und er in der Nähe von Zürich und wir hatten dadurch wieder mehr Kontakt. Unsere ersten Ehen gingen den Bach runter - bei mir bahnte sich eine zweite an, wir bekamen Ben, meinen heute 15-jährigen recht gut kickenden Sohn, und Thomas reiste mit zur Taufe, um Bens Patenonkel zu werden. In der DomRep lernte er die rattenscharfe jüngere Schwester meiner wunderbaren Frau kennen und lieben und schon waren wir verwandt... Bis Freitag. Nach zehn Jahren Ehe stand just an dem Freitag, an dem ich aus London zurückkam der Scheidungstermin auf dem Kalender - aber das nur nebenbei. Die Trennung liegt schon länger zurück. Meine noch immer ziemlich rattenscharfe Schwägerin lebt jetzt halt selbstständig und ohne Thomas in Zürich und Patenonkel meiner inzwischen beiden Kinder Ben und Amelie (11) ist er natürlich geblieben. Und mein Spezi natürlich auch, selbst wenn ich nicht verstehe, dass er meine rattenscharfe ... aber - ich wiederhole mich. Thomas reist jetzt immer nach Thailand und plant wohl auch seine Rentenzeit dort zu verbringen - Familienanschluss hat er schon...
Thomas war also mit hier und wir hatten für den Freitagabend ein Weihnachtsessen unter Herren auf dem Programm. Ein mit Thomas befreundeter Rechtsanwalt namens Dirk und ein begabter Handwerker namens Gerd, der mir auch schon mal hilft, denn Handwerk ist bekanntlich nicht meins... Wir vier also waren in Freiburg gepflegt essen, dann noch hier und da ein Gläschen trinken - Weihnachtsessen der Herren, könnte man sagen, auch wenn dieser Begriff eigentlich durch eine ähnliche Veranstaltung, die es früher jedes Jahr in Bielefeld gab, besetzt ist. Damals hatten wir immer ein Treffen auf dem Bielefelder Weihnachtsmarkt, am Eierpunschstand zum Vorglühen, gefolgt von einem Besuch in einem stets ausgesucht guten Restaurant mit anschließendem Absturz. Wir waren aber auch jünger... An dem besagten Freitag vor dem Köln-Spiel bin ich irgendwann zu Coke Zero übergewechselt und bin dann irgendwann nach Mitternacht auch selbst zurückgefahren; ohne Absturz. Gepflegte Herren über 60 halt. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.
Es war ein netter Abend und als ich am Samstag langsam meinen Kram für die baden.fm-Bundesligashow packte, stieg Thomas in den Zug nach Zürich - er hat es halt nicht so mit Fußball. Ich fuhr mit Ben zum Stadion und hatte einen höchst angenehmen Nachmittag...
Ich übertrug das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen den 1. FC Köln live in der baden.fm-Bundesligashow.
Das Fußballspiel
(Mein 1.124. SC-Livespiel am Radiomikrofon)
Ich schreibe - wie der geneigte Leser vielleicht schon gemerkt hat, mit einem gewissen zeitlichen Abstand eine Nacherzählung... Zu viele Spiele, zu viele Reisen, zu viele Radio-Shows... Der Kick gegen Köln hat mich sehr angenehm überrascht. Der SC trat, wie ich erwartet hatte, auch gegen Köln in einer 4-2-3-1-Dormation an. Etwas überraschend saßen Gregoritsch und Sallai zunächst auf der Reservebank. Als Doan, Grifo, Röhl und Höler vor einer souveränm agierenden SC-Defensive die Kölner müde gespielt hatten, wechselte Christian Streich die beiden Asse Gregoritsch und Sallai - und damit den Sieg - ein. So wie Streich es einst - speziell in der 2. Liga damals - ein paar mal mit Petersen und Philipp praktiziert hat, knackte er jetzt auf Erstliganiveau die Kölner, in dem er seine größten Offensivasse einwechselte, nachdem die anderen Jungs den Gegner müdegespielt und gerannt hatten.
Sieben Minuten nach seiner Einwechslung traf "Gregerl" nach Flanke von Sallai und Kopfball von Röhl den von Torwart Schwäbe unzufteichend abgewehrten Ball und versenkte ihn zum 1:0 im Netz. In der Nachspielzeit flankte der erfolgreiche Torschütze butterweich auf den Kopf von Sallai, der zum 2:0 Endstand einnickte (90.+5). Begünstigt wurde dieser Spielverlauf durch einen Platzverweis der Kölner kurz vor der Einwechslung des erfolgreichen Duos. FC-Verteidiger Chabot war - völlig zurecht - nach einem Foul gegen Höler mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Ich wage aber die These, dass der SC die wirklich gut kickenden Kölner auch mit Chabot und elf gegen elf besiegt hätten. Die frische Energie und die Torgefährlichkeit von "Gregerl" und Roland war ein deutliches Plus im Vergleich zu vorher. Am Ende war es ein runder Sieg und eine Energieleistung, die ich nach den Strapazen von London so nicht erwartet hätte.
Das Nachspiel
Nach dem Bundesligakick musste ich mich beeilen, denn um 19.30 spielte die U23 in der Dritten Liga bei Viktoria Köln. Ich konmmentierte im Homeoffice auf Bildschirmbasis. Leider waren die Youngster bei weitem nicht so erfolgreich wie die Bundesligaprofis. Das wird echt eng mit dem Klassenerhalt in Liga drei... Ansonsten hgilt: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - am Mittwoch stand der Kick in Heidenheim auf dem Programm...