15. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen TSG 1899 Hoffenheim

Samstag, 11. Dezember 2021, 15.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - TSG 1899 Hoffenheim *

Das Vorspiel

Sechs Tage nach dem 6:0-Sensationssieg in Mönchengladbach kehrt der SC Freiburg am Samstag, 11. Dezember, um 15.30 Uhr in den Bundesligaalltag zurück. Von den Rahmenbedingungen her ist es ein trister Alltag, denn pandemiebedingt dürfen lediglich 750 Zuschauer ins 35.000 Menschen fassende Europa-Park Stadion. Zwei Autostunden entfernt kickt die U23 vor 4.800 Fans in der Dritten Liga beim 1. FC Saarbrücken. Klar, unser föderalistisches System, das die Entscheidungshoheit in solchen Fragen zur Ländersache macht und erlaubt, auf regionale Inzidenzen; Hospitalisierungen und andere Besonderheiten zu reagieren hat etwas für sich. Das will ich auch gar nicht kritisieren. Eher schon, dass – so mein Eindruck – der Fußball mancherorts, etwa bei uns im Ländle, für Symbolpolitik missbraucht wird. Was haben sich Politiker und Journalisten über den Kölner Karneval (2G) und das Rheinische Derby 1. FC Köln gegen Mönchengladbach (2G) mit 50.000 Zuschauern aufgeregt… Nach allem, was man hört und liest waren das aber gar keine Super-Spreader-Veranstaltungen. Man könnte also auch daraus lernen; etwa dass kontrollierte 2G-Veranstaltungen unter freiem Himmel durchaus stattfinden können. Gerne auch – „Team Vorsicht“ – mit reduzierter Besucherzahl… aber 750 in einem 35.000 Menschen fassenden Stadion – das erscheint mir keine angemessene Reaktion auf die pandemische Lage. Saarland und NRW scheinen mir da klügere Wege zu gehen. Natürlich muss man immer genau hinschauen, Ursache und Wirkung prüfen, gegebenenfalls nachjustieren – die Regelung für Großveranstaltungen unter freiem Himmel in Baden-Württemberg scheint mir, bildlich gesprochen, ein Fall zu sein, bei dem das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird.

SC Freiburg gegen TSG 1899 Hoffenheim; morgen um 15.30 Uhr im Europa-Park Stadion – das ist sportlich absolut reizvoll. Der SC hat seine kurze Ergebniskrise, in deren Verlauf er trotz sehr ansprechender Leistungen in München, gegen Frankfurt und in Bochum ohne Punkte blieb, durch den fantastischen Auftritt in Mönchengladbach vom Tisch gefegt. Die Jungs haben sich und der Welt nicht nur bewiesen, dass sie gut kicken können, sondern auch, dass sie effizient sein und Spiele gewinnen können. Das war richtig Qualität, was sie im Borussia-Park geboten haben. Das lässt hoffen… Der Gegner aus Nordbaden kickte unter seinem Trainer Sebastian Hoeneß, übrigens Filius von Urgestein Dieter Hoeneß und Ulis Neffe, im ersten Jahr und auch zu Beginn dieser Saison zunächst recht holperig und wenig überzeugend. Die Geduld der Verantwortlichen im Kraichgau scheint sich aber auszuzahlen, denn Hoffenheim hat in die Erfolgsspur gefunden und spielt schon seit einigen Wochen richtig stark auf. Wolfsburg, Köln, Hertha, Leipzig, Fürth und Frankfurt hatten zuletzt das Nachsehen gegen „Hoffe“, nur in München (4:0) und Bochum (2:0) wurde die Erfolgsserie unterbrochen. Zu erwarten ist also ein Kräftemessen auf hohem Niveau, ein sportlicher Leckerbissen.

Heute Morgen, in der baden.fm-Morgenshow, die wegen des krankheitsbedingten Ausfalls von Markus Schäfer von Felix Berz moderiert wurde, stellte mir Felix die Frage, ob Christian Streich den „Siegern des sensationellen Mönchengladbach-Spiels“ vertrauen wird, oder ob ich mit personellen Wechseln rechne. Wie ich Streich kenne, wird er die 6:0-Sieger aufs Feld schicken, also Flekken – Kübler, Lienhart, N. Schlotterbeck, Günter – Höfler, Eggestein – Schade, Höler, Grifo – Demirovic. Ob jetzt in einer 4-2-3-1-Formation oder im 4-4-2 lasse ich mal offen. Das ist je eh eine sehr dynamische Angelegenheit, die sich auch im laufenden Spiel ständig verschiebt.

Verglichen mit dem vergangenen Wochenende, als ich nach Mönchengladbach reisen musste, dann sowohl die U23 bei ihrem Sieg gegen den MSV Duisburg auf Bildschirmbasis mit Kurzkommentaren im Radio begleitet habe, um zwei Stunden später im Rahmen der baden.fm-Bundesligashow und angesichts der sechs Tore in er ersten Halbzeit quasi ständig im Einsatz zu sein, steht mir diesmal ein eher entspanntes Wochenende bevor. Das Spiel der U23 in Saarbrücken überlappt sich mit dem der Bundesligatruppe gegen Hoffenheim – deshalb bin ich da „raus“ – der Kick gegen „Hoffe“ ist quasi ein Geisterspiel, deshalb wird auch rund um den Heimspieleinsatz eher Ruhe sein; kein Stress, keine Atmo im Stadion. Alles reduziert sich auf das Sportliche. Es macht weniger Freude, klar, das Drumherum eines normalen Bundesligaspieltags hat einen hohen Reizfaktor, der wird fehlen. Andererseits bin ich froh, dass ich in meinem Reporterjob dabei sein darf; auch dass ich, anders als viele Menschen in meinem Umfeld, gesund und munter bin. Neben Corona geht ja gerade auch eine Grippewelle um – da bin ich froh, dass ich coronamäßig geimpft, geboostert und geduscht bin und als über 60-Jähriger vor ein paar Wochen auch eine besonders intensiv wirkende Grippeschutz-Impfung bekommen habe.  Ältere, so hat mir meine Ärztin erklärt, bekommen einen stärkeren Impfstoff – ich habe der Sache vertraut und fahre offensichtlich gut damit. Um den medizinischen Teil abzuschließen noch mein Hinweis auf den Zwischenstand bei meiner medizinisch begleiteten Abnehmaktion: Ich schraube gerade am 27. Kilo. Der Effekt meiner Behandlung und meines daraus folgenden Ernährungsverhaltens hat sich mit der Zeit zwar spürbar verlangsamt, funktioniert aber noch. Deshalb habe ich die seit Mitte Juli laufende Aktion noch einmal um einen Monat verlängert. Ich will, dass bei der Gewichtsabnahm vorne eine 3.. steht. Und ich bin guter Dinge, dass das gelingt.

Mein Vorlauf auf den 15. Bundesligaspieltag:

Die Zweite Liga lockt am heutigen Freitagabend ab 18.30 Uhr mit zwei wirklich interessanten Spielen: Das Traditionsduell Schalke gegen Nürnberg und die Partie Regensburg gegen Bremen werde ich mir in Konferenzschaltung bei Sky anschauen. Danach zeigt DAZN das Freitagsspiel der Bundesliga, Köln gegen Augsburg. Wahrscheinlich schaue ich das dann auch noch – mal gucken, was die Familie in der Kiste sehen will… Notfalls läuft das iPad nebenher.

Morgen haben wir dann mal Zeit für ein schönes, ausgedehntes Frühstück. Dafür hole ich dann die hauseigene Kreation „Artisane“ – für meinen Geschmack das „best Brötchen ever“ von der hiesigen Groß-Bäckerei Kaiser. Um 13.30 Uhr werde ich zum Europa-Park Stadion fahren, vor Ort die Technik checken und dann hoffe ich, in der baden.fm-Bundesligashow von einem weiteren SC-Sieg berichten zu können.

Derweil sind die Vorbereitungen für die bevorstehende Englische Woche längst getroffen. Am Dienstagabend fliege ich nach Berlin, habe in Schönefeld für zwei Nächte, statt eines Hotelzimmers, eine kleine Wohnung angemietet – kommt günstiger – und befinde  mich natürlich längst in Kontakt  mit der Presseabteilung des 1. FC Union, wegen der Akkreditierung und der technischen Notwendigkeiten für die Übertragung des Spiels Union gegen den SC am Mittwochabend.

Aber wie heißt es doch so schön in diesem abgegriffenen und doch so richtigen Satz: Das schwerste Spiel ist immer das nächste…

 

Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen TSG 1899 Hoffenheim am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1031. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

 

Der SC Freiburg hat im fast leeren Europa-Park Stadion – nur 750 Zuschauer waren zugelassen – gegen Hoffenheim eine 1:2-Niederlage kassiert, die für Anhänger und Begleiter des Sport-Clubs schwer zu akzeptieren ist. Fakt ist, dass Freiburg nach etwas zähem Beginn in einem gutklassigen Bundesligaspiel auf Strecke die Mannschaft mit den besseren Chancen- und deshalb dem Sieg näher war als der Gegner. (Aber war das nicht schon gegen Frankfurt und in Bochum so?) Erschwerend kam bei der Heimniederlage gegen Hoffenheim dazu, dass dem entscheidenden Treffer der Gäste, quasi in der letzten Szene des Spiels, gleich mehrere Fehlentscheidungen des Schiedsrichters vorausgingen…

Doch fangen wir vorne an: Kalte Dusche für, sechs tage nach dem 0:6-Sensationssieg in Mönchengladbach besonders ambitionierten Freiburger gleich in der Anfangsphase: Der Israeli Dabbur schafft es, einen scharfen Flachpass aus dem Mittelfeld mit einer genialen Ballberührung genau in den Lauf von Flügelflitzer Raum. Lucas Kübler stand ungünstig, Philipp Lienhart reagierte zu spät – Raum konnte frei auf Mark Flekken zulaufen und verlud den Niederländer zwischen den Freiburger Pfosten gekonnt. Es war ein „Sahne-Angriff“, bei dem auf Seiten der Hoffenheimer alles gelang – fast so, wie in vielen Szenen für den SC, einige Tage zuvor in Mönchengladbach. Zum Glück blieb der geniale Pass von Dabbur und der gekonnte, coole Abschluss von Raum am Samstag ein Einzelfall. Hoffenheim hatte nur wenige gute Torchancen in Freiburg.

Anders der SC, der, nachdem er den Schock des frühen Gegentores verdaut hatte, sehenswert dagegenhielt und zu einer Reihe von Torchancen kam. Bevor sich diese häuften, hatte der SC noch eine knifflige Szene zu überstehen: In der 17. Minute stoppte Philipp Lienhart einen niedrigen Flugball, als letzter Mann, unter Zuhilfenahme seines Unterarms. Hätte der auf Lienhart zulaufende Hoffenheimer Angreifer den Ball zuvor bereits kontrolliert, hätte es „Rot“ geben müssen – da das nicht der Fall war, war die „Gelbe Karte“ die regelgerechte und auch „gefühlt“ korrekte Ahndung des Vergehens.

Drei Minuten später liegt der Ausgleich in der Luft, als der Ball durch den Hoffenheimer Strafraum flippert, aber keiner seinen Kopf oder den Fuß in der richtigen Art und Weise hinhält – so kann der aus Bad Krozingen stammende TSG-Keeper Olli Baumann schließlich klären. Eine Minute später ist das einstige Kind der Freiburger Fußballschule aber machtlos. Einen gefühlvoll geschlagenen Eckball von Standard-Spezialist Vincenzo Grifo köpft der aufgerückte Jungnationalspieler Nico Schlotterbeck zum verdienten Ausgleich in die Maschen (21.).

Kurz darauf hat der SC die Chance, das Spiel komplett zu drehen: Zunächst gelingt ein ähnlich guter Angriff über den Flügel, wie den Hoffenheimern beim ihrem Treffer zum 0:1. Kevin Schade geht, genial angespielt, auf dem rechten Flügel auf und davon. Der Zwanzigjährige dringt in den Strafraum ein und läuft alleine auf Olli Baumann zu. Der Keeper ist dann aber Endstation für das Freiburger Sturmtalent, das in Mönchenglandbach seinen ersten Bundesligatreffer erzielt hatte und dem hier etwas die Coolness im Abschluss fehlte. Auch Hölers Nachschuss wird von Baumann entschärft.

In der 39. Minute fliegt wieder eine Ecke in den Hoffenheimer Strafraum, Baumann verpasst den Ball, Kevin Schade kommt zum Kopfball, trifft aber nicht das Tor – Pech für den Youngster.

Die Schlussphase der ersten Hälfte gehört klar dem SC, dem die Halbzeitführung aber verwehrt bleibt. Sie wäre nicht unverdient gewesen.

 

Ermedin Demirovic ist etwas blass geblieben und bleibt nach der Pause in der Kabine. Für den Stürmer kommt mit Manuel Gulde ein Innenverteidiger, was einen Systemwechsel beim Sport-Club andeutet. Weiter geht es mit einem Dreier-Abwehrblock, die bisherigen Außenverteidiger Lukas Kübler (rechts) und Christian Günter (links) können sich jetzt verstärkt ins Angriffsspiel einschalten. Und wie… Nach einer guten Stunde Spielzeit spurtet Kapitän Christian Günter nach einer schönen Kombination, mit dem Ball am Fuß in den Strafraum. Verteidiger Akpuboma kommt mit seiner Grätsche zu spät und säbelt den Freiburger um. Es gibt Elfmeter… Vincenzo Grifo, der bisher immer vom Punkt getroffen hat, tritt gegen Olli Baumann an. Dieser ahnt die Ecke und wehrt den Ball ab. Es bleibt beim 1:1.

In der 70. Minute droht der eingewechselte Rutter nach einer schnellen Kombination das Spielgeschehen auf den Kopf zu stellen. Er scheint frei durch, doch Nico Schlotterbeck setzt zu einer Mega-Grätsche an und feuert den Ball ins Toraus. Ärgerlich: Rutter ist Sekundenbruchteile später zur Stelle, trifft aber nicht den Ball, sondern steigt – unbeabsichtigt – auf Schlotterbecks Fuß. Der junge Verteidiger hat höllische Schmerzen, windet sich am Boden und muss nach längerer Behandlungspause ausgewechselt werden. Sein Bruder Keven vertritt ihn fortan in der Abwehrkette.

Etliche Spielerwechsel, hüben wie drüben, passieren – Hoffenheim wird noch einmal etwas aktiver, bleibt aber ohne die ganz großen Abschlüsse, zumal Mark Flekken alles sicher pariert, was auf seinen Kasten kommt.

In der 85. Minute hat plötzlich der aufgerückte Lukas Kübler, nach einem Querschläger von Vogt,  eine Riesenchance, kann sechs, sieben Meter vor dem Tor abziehen. Irgendwie kommt Baumann, bester Hoffenheimer an diesem Tag, noch an den Ball und fälscht ihn ab zur Ecke.

Also „nur“ 1:1 gegen Hoffenheim, wie schon häufiger, und das trotz eines klaren Chancenplus auf Seiten der Freiburger?

Weit gefehlt – es beginnt die schicksalshafte Nachspielzeit… Ganz zum Schluss der Begegnung leistet sich Schiedsrichter Willenborg aus Osnabrück zwei, drei totale Aussetzer. Zunächst übersieht der Unparteiische im Mittelfeld ein klares Foul von Vogt an Lucas Höler, der klar am Trikot zu Boden gerissen wird. Das Spiel läuft weiter und Sekunden später kommt Rudy nach einem Zweikampf mit Janik Haberer ins Stolpern – jetzt pfeift Willenborg Freistoß und zeigt Höler, der sich noch wegen des ungeahndeten Fouls zuvor beschwert, die „Gelbe Karte“. Es gibt also Freistoß für Hoffenheim und es laufen die letzten Sekunden. Der Ball fliegt in den Strafraum und wird geklärt. Abseits des Balles wird Lukas Kübler von einem Hoffenheimer über den Haufen gerannt – eigentlich ein Stürmerfoul, Willenborgs Pfeife bleibt aber stumm. Raum schlägt den Eckball in den Strafraum, wo Richards zunächst Janik Haberers Arm nach hinten und oben reißt, was den Freiburger zu Fall bringt, und dann den Ball mit Schmackes ins Tor köpft. 1:2 – das war’s.

Es bleibt ein fader, ein ganz fader Beigeschmack…

 

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Liebe Gemeinde, ich muss zum Flieger nach Berlin. Das Tagebuch dazu gibt es dann – der Englischen Woche geschuldet – als Nachklapp… Sorry, keine Zeit mehr.