16. Spieltag der Fußball-Bundesliga, 1. FC Heidenheim gegen SC Freiburg

Mittwoch, 20. Dezember 2023, 20.30 Uhr *

Voith-Arena, Heidenheim *

1. FC Heidenheim - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Man hat das Gefühl, die ganze Regio, vielleicht ganz Deutschland, nießt und schnupft und hustet; ich seit Wochenbeginn auch. Ich hatte aber ein volles Programm - Zeitungsproduktion inklusive Vertretung einer Kollegin für die Ausgabe Müllheim/Neuenburg,  Wahl des neuen Landrats im Landratsamt - ich war angemeldet - und, und, und... Krankfeiern war da kein Thema; ich kann auch nicht im Verlag die Brocken hinwerfen und mich krankmelden und dann am Mittwoch fürs Radio nach Heidenheim fahren und Fußball kommentieren. Und Letzteres war natürlich Pflicht - ich kann doch nicht einen 30-Jahre-Zyklus, in dem ich nur ein SC-Pflichtspiel wegen eines Krankenhausaufenthaltes (bei dem es mich fast gekostet hätte) mit einem Spiel abschließen, bei dem ich wegen einer Erkältung zu Hause bleibe... Keine Chance.

Also wurde in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt... Ich hatte allerdings Angst um meine Stimme und aus 30 Jahren Erfahrung weiß ich - egal ob ein Virus mich umhaut oder eine bakterielle Grippe - bei den Spimmbändern waren und sind es immer Bakterien, die mich stumm machen. Deshalb warf ich am Morgen des 16. Spieltags ein Antibiokitum ein - ein Spezielles zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen - dass mir schon mehrfach in ähnlichen Situationen die Stimme gerettet hatte.

Und dann ging es los:

Erste Station meiner Fahrt im baden.fm-Corolla war das Hotel am Wilhelmsplatz in Stuttgart, wo ich später, nach getaner Arbeit in Heidenheim, übernachten wollte. Auf dem Hinweg wollte ich schon mal den Schlüssel abholen. Irgendwie verzögerte sich alles und ich kam so spät in Stuttgart an, dass ich praktisch keine Zeit für einen Aufenthalt - Käffchen trinken, Ruhe finden oder so - hatte. Obendrein war die Hotel-Rezeption gar nicht besetzt und ich musste nach Anruf über einen Computerkasten meinen Schlüssel in Empfang nehmen, was ich auch gut nächtens hätte vollziehen können, also nach dem Spiel in Heidenheim. Der Umweg über die Landeshauptstadt und mein Stammhotel war am Ende komplett für die Katz - der dadurch verursachte  Zeitverlust war aber enorm.

Mit dem 1. FC Heidenheim hatte ich vereinbart, dass ich bereits um 18 Uhr ins Stadion durfte, um ab 19 Uhr, auf Bildschirmbasis, die U23 bei ihrem Spiel in Duisburg zu kommentieren. So hätte ich mich in Ruhe, technisch wie inhaltlich, auf die Übertragung vorbereiten können. Um 18 Uhr war ich aber noch in der schwäbischen Provinz zwischen Stuttgart und Heidenheim unterwegs... Es würde eng werden so viel war klar.

Als in Duisburg Anstoß war, stand ich gerade in Heidenheim im Stau. Auf dem Handy-Bildschirm verfolgte ich den Beginn des Spiels. Mit der Studiobesatzung in Freiburg, Steffi und Noah, hatte ich mich kurzfristig verständigt, meine erste Einblendung auf 19.20 Uhr zu schieben. Wegen des Staus entschloss ich mich kurzfristig, irgendwo im Städtle anzuhalten und aus dem Auto heraus meine erste Einblendung zu streamen. Es gab aber zwei Probleme: Erstens waren Parkplätze auf dem Weg zum über der Stadt gelegenen Stadion rar und zweitens stellte ich erschrocken fest - kein 5G... 5G ist aber Voraussetzung, um meinen Beitrag online streamen zu können.

Kurz vor Erreichen des Stadions, es war kurz nach sieben, schoss Duisburg im Wedau-Stadion und auf meinem Handy das 1:0 gegen die U23 des SC. Ich war inzwischen im 5G-Bereich angekommen...  Das frühe Gegentor war sportlich schlecht, half mir aber, etwas Sinnvolles zu erzählen, wenn ich vielleicht ja doch noch planmäßig um 19.20 Uhr  "on air" gehen konnte. Die Einfahrt auf den Stadionparkplatz verlief dann recht flott. Ich parkte schnell ein, holte mein iPad und meine mobile Übertragungstechnik aus dem Kofferraum. Während ich meinen Stream zum Studio herstellte, sah ich auf dem iPad, wie Duisburg das 2:0 erzielte. Zwei Gegentore - um 1.30 Min. im Radio inhaltlich sinnvoll zu füllen, reicht das, zusammen mit meinem sonstigen Wissen rund um das Drittligaspiel, allemal. Der SC bzw. seine U23 tat mir wirklich leid, aber ich schöpfte Hoffnung, meinen Job dich noch korrekt ausführen zu können; auch inhaltlich... Der Stream zum Studio stand, ich notierte mir zur Sicherheit die Namen der beiden Duisburger Torschützen und lieferte um 19.20 Uhr eine runde Zusammenfassung der sportlich desaströsen ersten 20 Minuten aus Duisburg. Mit dem Studio verabredete ich mich für die Schlussphase der ersten Halbzeit für die nächste Einblendung. 

Bis dahin musste ich die mobile Übertragungstechnik und das iPad wieder im Technik-Koffer verstauen, den warmen, mit meinen Werbepartnern gebrandeten Coach-Mantel von Puma, Mütze und Handschuhe anziehen - es war schließlich bitter kalt - und im Presseraum der Voith-Arena meine Akkreditierung abholen. Das alles geschah in großer Eile, denn  ich hatte einen Termin für 19.45 Uhr, musste die Ü-Technik noch aufbauen und natürlich auch das Spiel in Duisburg verfolgen. Die Pressetribüne in Heidenheim ist recht spartanisch und sehr eng. Trotzdem saß ich irgendwann - und früh genug - eingezwängt zwischen Rückenlehne und Arbeitstisch auf meinem Platz. Der Stream via Musiktaxi und LAN-Kabel ins Studio stand, auf dem iPad lief die Schlussphase der ersten Hälfte und der SC spielte mit - und mir in die Karten: In Duisburg war der Anschlusstreffer gelungen. Good News für die baden.fm-Hörer, dachte und verkündete ich, während auf dem iPad noch das Spiel lief. Also erzählte ich, dass Duisburg gerade im Angriff war, dass - so ein Mist - die Abwehr irgendwie unsouverän agierte und ... ja tatsächlich, der MSV machte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte das 3:1 und ging mit dieser Führung in die Pause. So teilte ich es der Hörerschaft mit und verwies darauf, dass fortan die Studiobesatzung das Drittligaspiel im Auge haben würde und ich mich ab 20 Uhr ganz dem Bundesligaspiel 1. FC Heidenheim gegen SC Freiburg widmen würde.

Trotz des entmutigenden Halbzeitstands aus Duisburg ging ich fast beschwingt zurück in den Presseraum, um den Zettel mit den Mannschaftsaufstellungen des Bundesligaspiels zu holen, vielleicht einen Kaffee zu trinken und eventuell noch in Windeseile einen Imbiss einzuschieben. Beschwingt, weil trotz aller Widrigkeiten am Ende alles geklappt hatte; will sagen, die baden.fm-Hörer sind professionell und technisch einwandfrei bedient worden. Und gleich war Bundesliga und der SC hatte die Chance, auf Platz sechs zu überwintern... Alles war gut - dachte ich.

Ich kommentierte das Bundesligaspiel 1. FC Heidenheim gegen SC Freiburg ab 20 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow...

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.125. SC-Livespiel am Radiomikrofon - nur 1. Mannschaft versteht sich)

So angetan ich vom Heimspiel gegen Köln war, so zurückhaltend beurteilte ich den Auftritt in Heidenheim - mal abgesehen von einem Angriff über die rechte Seite, ganz früh im Spiel, in der 7. Minute: Atubolu spielte auf Ginter, der leitete den Ball weiter zu Sildillia. Der Franzose setzte Doan ein und der spitzelte weiter zu Röhl. Der frühere Ingolstädter, der beim SC gerade einen kometenhaften Aufstieg erlebt, war schon in Strafraumhöhe und spielte einen gezielten und genial gespielten Ball vor die Füße von Höler, der nur noch vollstrecken musste. Der SC führte mit 0:1 - das war toll aber trügerisch. Freiburg kickte nicht wirklich besser als Heidenheim. In der Defensive ließen die Jungs nichts zu, nach vorne ging seit dem Führungstreffer aber auch nichts mehr. Sei es drum - dann geht es eben 0:1 aus, wie in Mainz und Wolfsburg, dachte ich  mir. Das Spiel war in Halbzeit eins aber eher ein Langweiler. Die knappe Führung nach 45 Minuten war aber ein Trostpflaster. "Läuft doch", dachte ich...

Bis zur 52. Minute, als der ex-Freiburger Kleindienst den Ausgleich vorbereitete und der auffällig gute Dinkzi, eine Leihgabe von Werder Bremen, das 1:1 machte. Zwölf Minuten später war meine (Fußball-)Welt kurzfristig wieder in Ordnung. Endlich hatte der SC einen Angriff mal schnell und zeilstrebig vor das Heidenheimer Tor getragen; so zwingend, dass Gimber im Strafraum Doan von den Beinen holte, sonst hätte Freiburgs Japaner freie Bahn zum Abschluss gehabt. Höler verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:2 und machte damit seinen Doppelpack perfekt.

Durch eine ganze Reihe von Spielerwechseln auf beiden Seiten verlor das Spiel nun zunächst etwas an Rhythmus und ich erwartete eigentlich nicht mehr viel. Favorit Freiburg führte tief in der Schlussphase beim Aufsteiger mit 1:2 - wird schon gut gehen. Denkste!!!

Kurz nach einem Doppelwechsel beim SC (Adamu und Weißhaupt für Sallai und Kübler) fährt Heidenheim einen seiner besseren Angriffe an diesem Abend: Sessa spielt rechts in den Strafraum durch zu Schimmer, der den Ball flach an den zweiten Pfosten weiterleitetm, wo Kleindienst - ausgerechnet "unser" Tim - nur noch einschießen mus. 2:2 kurz vor Schluss der regulären Spielzeit; wie ärgerlich...

Was dann passieren wird ist allerdings noch viel ärgerlicher: Der SC will den Sieg doch noch an sich reißen und greift an. Nachdem ein Angriff erfolglos abgeschlossen ist wird es grauselig. Der eine oder andere trabt ohne Blick auf den Ball zurück und Heidenheim machts schnell. Traoré setzt sich auf der rechten Angriffsseite durch und spielt flach und hart ins Zentrum. Atubolu verpasset und Ginter schießt sich beim Abwehrversuch selber an - der Ball rollt zum 3:2 für den FCH ins eigene Tor (90.+2). Ich fasse es nicht...

Da sieben Minuten Nachspielzeit angezeigt worden waren, bleiben dem SC noch fünf Minuten, das sportliche Schicksal des Abends zu korrigieren - es gelingt aber nichts mehr. Heidenheim schaukelt die schmeichelhafte Führung geschickt nach Hause. Das Stadion tobt. Ich bin restlos enttäuscht.

 

Das Nachspiel

Nach meiner Schlussreportage eile ich von der Pressetribüne, frage mich zur Mixedzone durch und bekomme in dem engen Ensemble, ganz dicht bei den Kabinen, sogar drei Spieler-Interviews. Ich höre auch, wie Christian Streich in der Kabine seine Wut über den Spielausgang und die fehlende Wachheit in der Schlussviertelstunde herausschreit. Der Trainer ist sauer, ich bin sauer - die Stimmung ist mies. Tenor in den Interviews: Es war ein schlechter Abschluss aber ein fantastisches Jahr. Die Mannschaft war zum Schluss müde, hatte in Heidenheim auch ein wenig den Tribut gezahlt für die intensiven  Wochen in Herbst und Winter. 

Innerlich bin ich arg enttäuscht; müde auch, von dem Stress des Tages, den Medikamenten, den Spielausgängen der beiden von mir journalistisch betreuten Matches. Ich packe meinen Kram zusammen - wünsche auf dem Weg zum baden.fm-Corolla hier und da noch "frohe Feiertage" und starte den Wagen für die gute Stunde bis Stuttgart. Irgendwo werde ich geblitzt - allzu teuer dürfte es aber nicht werden, ich bin kein Raser; auch nicht in der schwäbischen Provinz. Das Navi führt mich durch Ecken, wo sich Hund und Katz gute Nacht sagen - oder war es Hase und Igel oder sonstwer? In jedem Fall ist es ein anderer Weg als auf dem Hinweg und irgendwann blitzt es halt. Auch egal,  ist sowieso ein scheiß Abend...

In Stuttgart angekommen, gehe ich auf mein Hotelzimmer, schreibe eine Zusammenfassung für die Morningshow, zeichne sie auf und verschicke sie. Dann zögere ich... Ins Bett? Nee - zuviel Adrenalin im Blut. Also raus, ins berüchigte Stuttgarter Vergnügungsviertel, gleich ums Eck. Es ist ein später Sonntagabend aber ein paar Bars haben noch geöffnet. Ich gebe mir ein paar Whisky-Coke, bis ich innerlich irgendwie zur Ruhe komme. Gloria aus Nigeria bemüht sich derweil erfolglos um meine Gunst und meine Kohle. Nach dem Abstecher im schwäbisch-afrikanischen Sündenpfuhl kann ich im Hotel in Windeseile einschlafen.

Donnerstag vor Heiligabend: Um acht Uhr war ich auf dem Beinen, bin nach dem Hotel-Frühstück um 9 Uhr gestartet und biege gegen elf Uhr in die Tiefgarage vom Funkhaus ein. Dann geht es in den WZO-Verlag, denn natürlich ist es ein normaler Arbeitstag für den Zeitungs-Rischmüller. Der Radio-Rischmüller hat jetzt bis nach der kurzen Winterpause Ruhe. Am späten Nachmittag fahre ich zum Weihnachtsmarkt in die Innenstadt - ein Fototermin, denn die Stadt Bad Krozingen ehrt ihren aktuell angesagtesten Sohn - den 17-jährigen Fußballer Noah Darvich, Welt- und Europameister und seit Sommer beim FC Barcelona unter Vertrag. Noah und ich kennen uns ein wenig und das obligarorische Interview für den ReblandKurier hatten wir schon am Mittag per Telefon geführt. Bei der Ehrung geht es für mich nur um Eindrücke sammeln und Fotos. Es ist hiemlich viel los und nach dem öffentlichen Auftritt nebst Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und Autogrammstunde, lädt  Bürgermeister Volker Kieber den Fußballer Noah, seine Familie und Freunde, die anwesenden Rathausmitarbeiter und auch mich zu einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant Dipiu ein, dessen Wirt zuvor Noahs Halbfinal-Trikot von der WM für 1.200 Euro ersteigert hatte; das Geld geht - so war Noahs Wunsch - an den Förderverin für krebskranke Kinder in Freiburg. Ein bemerkenswerter Junge dieser Noah Darvich...

Bemerkenswert ist auch die Nachricht, die ich, während wir an großer Tafel auf das Essen warten auf meinem iPhone erhalte: Ella, meine zweite Enkelin, ist in Zürich auf die Welt gekommen - alle sind gesund! Ich bin glücklich und erzähle die frohe Kunde allen die es hören oder auch nicht hören wollen. 

Da Noah Darvich - logisch! - lieber eine Tour mit seinen alten Freunden durch Freiburg  machen möchte als an dem gemeinsamen Essen mit dem Bürgermeister  teilzunehmen, bleibt sein Stuhl neben mir und gegenüber dem Bürgermeister leer. Vielleicht zum Glück für Noah denn... ich komme gleich drauf...

Freitag vor Weihnachten: Ich bin bei der Arbeit in der Redaktion.  Meinen Freund und Vorgesetzten Andreas treffe ich im WZO-Verlag und bitte ihn um einen Corona-Test, die der Arbeitgeber seit der großen Corona-Krise stets bereithält. Ich finde es verdächtig, dass es mir trotz der Antibiotika-Kur nicht wirklich besser geht. Ich mache also den Test, vergesse ihn aber bald darauf und gehe meinem Job nach. Irgendwann später fällt mir der Test wieder ein - ich wechsele den Tisch, schaue nach und sehe... zwei Striche... Na, fröhliche Weihnachten!

Ich melde mich krank, bin sauer und fahre nach Hause.

Eines ärgert mich besonders: Ich habe 30 Jahre lang mit meiner Familie zu Weihnachten meine Eltern, später nur noch meine Mutter, in Bielefeld besucht. Das war manchmal aufgrund der Entfernung durchaus aufwendig. Aber immer galt: Es könnte ja das letzte Mal sein... Also verbrachten wir Weihnachten immer zusammen - übrigens gerne und regelmäßig. Jetzt lebt meine 92-jährige, leider stark demente Mama nur ein paar hundert Meter Luftlinie von uns entfernt in einem Bad Krozinger Pflegeheim und ich kann sie Weihnachten weder besuchen, noch sie zu uns holen. Dabei könnte es doch, mehr denn ja, vielleicht sogar das letzte gemeinsame Weihnachten sein.... Scheiss Corona!

Ansonsten liege ich am Samstag vor dem Fest auf dem Sofa und ziehe mir Netflix-Serien rein; was will man auch anderes tun? Halbwegs Abstand halten zu den anderen, klar. Alle Familienmitglieder testen sich durch - alle sind negativ; nur ich habe Corona.

Ich rechne zurück - vermutlich waren dann ja schon die allerersten Erkältungssymptome bei mir coronabedingt. Dann dürfte es nicht mehr lange dauern. Heiligabend geht es ganz okay, am ersten Feiertag noch deutlich besser. Am zweiten Feiertag bin ich symptomfrei und wage den Test - nur ein Strich! Ich habe es überwunden.

Weil ich nun mal bin wie ich bin, fahre ich also am zweiten Feiertag in die menschenleere Redaktion und hole die Arbeit nach, die ich eigentlich vor Weihnachten hätte erledigen sollen: Die Titelgeschichten aller Ausgaben zum Jahreswechsel, den Kommentar zum Weltgeschehen, meine SC-Kolumne.

Ach ja die SC-Kolumne aus der heutigen Zeitungsausgabe kann ich ja auch hier publizieren:

SC INTEAM

 Das Kalenderjahr 2023 endete für den SC Freiburg  zwar mit mit einer   ärgerlichen 3:2-Niederlage in Heidenheim – insgesamt war anno 2023 aber fantastisch für den Verein und seine  Fans. Am 24. Februar wurde dem SC Freiburg für das erstmals erreichte Achtelfinale  der  Europa League  der Welt-Club Juventus Turin zugelost. Damit war ein Weiterkommen zwar unwahrscheinlich, andererseits  werden  die Aufeinandertreffen mit „Juve“  für alle Beteiligten sicher auf ewig unvergesslich bleiben. So war beim Hinspiel im „Allianz-Stadium“ von Turin  nicht nur der Gästeblock komplett ausverkauft, tausende SC-Fans verfolgten das Spiel in den Fußballkneipen der norditalienischen Metropole, waren angereist um an diesem großen Tag zumindest  in der Nähe ihrer Mannschaft zu sein und mit den glücklichen Kartenbesitzern an den Abenden  vor und nach dem Hinspiel gemeinsam in Italien zu feiern. Sportlich bot der SC dem  Favoriten ein Stück weit die Stirn – die knappe 1:0-Niederlage ließ die Hoffnung für das  Rückspiel bestehen.  Eine  Ampelkarte (ein Foulspiel/ein unabsichtliches Handspiel) gegen Manuel Gulde verhinderte am 16. März eine mögliche Sensation. In Unterzahl verlor der SC gegen Juventus  mit 0:2 und war ausgeschieden. Und trotzdem: Welch ein Erlebnis war es, als SC Freiburg das  Achtelfinale gegen Juventus zu spielen...
Seit der Finalteilnahme von 2022 in Berlin hat der DFB-Pokal in Freiburg einen besonderen Stellenwert. In die Annalen der Vereinsgeschichte wird der 4. April 2023 eingehen. Im DFB-Pokal-Viertelfinale musste der Sport-Club beim FC Bayern München antreten: Nach dem umstrittenen Führungstor der Bayern von Upamecano (20.), schossen  Höfler mit einem Traumtor (27.) und Höler per Handelfmeter  (90.+5) den SC zu seinem ersten Sieg als Gast des FC Bayern überhaupt. 
Im Pokal war zwar im Halbfinale nach einer verdienten Heimniederlage gegen Leipzig Endstation, dafür qualifizierte sich der SC über die Bundesliga erneut für die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League. Trotz großen Verletzungspechs in der ersten Hälfte der Saison 23/24 ist der SC Freiburg auch in dieser Saison auf Tuchfühlung zu den „internationalen Plätzen“ der Bundesliga und international überraschte der Sport-Club mehrfach positiv: Auswärtssiege in Piräus und beim serbischen Club Backa Topola, sowie zwei 5:0-Heimerfolge gegen dieselben Clubs machten Platz zwei in der Gruppe A möglich, in der sich der SC nur gegen West Ham United zwei Mal geschlagen geben musste. Somit „überwintert“ der SC erneut europäisch.  Zwei Spiele gegen den RC Lens aus Frankreich, um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League warten. Kurz: Es war ein großartiges Jahr! (Zitatende)

Donnerstag, 28. Dezember. Meine Krankheit ist überwunden. Die Symptome waren - vermutlich wegen meiner zahlreichen Impfungen gen COVID19 - absolut harmlos. Meine Gedanken schweifen ab:

Vor genau 30 Jahren fieberte ich dem Jahreswechsel in Riegel am Kaiserstuhle entgegen. Wir waren gerade aus Bielefeld hierher nach Südbaden gezogen und im Januar würde ich meinen Job als Sportchef von Radio Freiburg FR 1 antreten. Es war aufregend. Ein SC-Spiel hatte ich ja schon im November in Wattenscheid für meinen neuen Sender und Arbeitgeber kommentiert, weil es sich angeboten hatte. Der wirkliche Start war aber der 1. oder wegen des Neujahrstages besser der 2. oder 3. Januar 1994.

Ein Hallenturnier in Friedrichshafen war mein erster SC-Kontakt im neuen Job, in der neuen Rolle. Das erste Bundesligaspiel alös Sportchef von Radio FR 1 - so die Kurzform des damaligen Namens des heutigen baden.fm -  war ein 1:1 beim HSV; der Wiederauftakt nach der Winterpause. Es folgten bis heute 1.124 weitere Pflichtspiele. Was ich empfinde, wenn ich daran denke?

Nur eines: Dankbarkeit!

Denn ich darf hier seit 30 Jahren meinen Traum leben. Das ist wunderbar. Ich hoffe und gehe fest davon aus, dass mir noch ein paar weitere Jahre vergönnt sind. Ich mache den Job einfach zu gerne. 

Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch! Und bleibt gesund!