17. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt

Mittwoch, 25. Januar 2023, 20.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - Eintracht Frankfurt

 

Das Vorspiel

Englische Woche in der Bundesliga – so ganz langsam konnte ich den Schock und die Enttäuschung von der unsäglichen 0:6-Niederlage in Wolfsburg abschütteln und etwas Mut schöpfen für die heutige Aufgabe gegen Eintracht Frankfurt. Zwar gilt die Eintracht gewissermaßen als die „Mannschaft der Stunde“, mit mit breiter Brust, Rückenwind und all diesen Klischees, letztlich aber hatten die Hessen beim 3:0 gegen Schlusslicht Schalke  den Papst in der Tasche und haben alles andere als stark gespielt. Der Sport-Club wiederum spielte in Wolfsburg weit unter Normalform, allerdings längst nicht so desolat, wie es das Ergebnis auszudrücken scheint. Relativiert wird die hohe Auftaktniederlage von dem 0:5-Auswärtssieg der Wolfsburger gestern Abend bei Hertha BSC. Die Kovac-Truppe ist von der Form her gerade der „heißeste Scheiß“ der Liga und die Spielentwicklung am vergangenen Samstag war für Wolfsburg höchst glücklich, für den SC höchst unglücklich – ebenso wie das Zustandekommen einiger der Gegentreffer. Dass der VfL besser war und der SC viele Fehler gemacht hat gehört trotzdem zur Wahrheit. An den Fehlern muss gearbeitet werden. „Konzentrierter, schneller und cleverer“ als in Wolfsburg müsse der SC gegen Frankfurt auftreten, habe ich heute Morgen in meinem kurzen Vorbericht im Frühstücksclub bei baden.fm formuliert. Beruhigend ist, dass der zuverlässige Philipp Lienhart wieder in der Startelf steht und der SC in der Abwehr wieder auf die „erste Wahl“ zugreifen kann, die in der ersten Saisonphase, also in den Spielen zwischen Saisonstart und Weihnachtspause, so erfolgreich aufgetrumpft ist. Apropos Abwehr: Durchaus denkbar, dass Christian Streich gegen die Frankfurter   4-3-3-Formation auf eine 3-4-3-Grundaufstellung zurückgreift, wie beim letzten Heimspiel vor der Winterpause, dem 4:1 gegen Union Berlin.

Gegen die „Eisernen“ konnte Vincenzo Grifo im November einen Hattrick „landen“. Ob der Deutsch-Italiener, der in Wolfsburg schmerzlich vermisst wurde,  heute Abend zum Einsatz kommt, ist offen. Nach seinem Infekt stand „Vince“ gestern erstmals wieder auf dem Trainingsplatz; er war zwar nicht im Mannschaftstraining, absolvierte aber einen individuellen Belastungstest. Je nach dem, wie er den weggesteckt und die Nacht verbracht hat, steht er dann zur Verfügung oder eben nicht. Da bei der Dreierketten-Formation sowieso nur drei echte Offensive aufgeboten werden, wäre aber auch ein erneuter Ausfall keine spielentscheidende Katastrophe. „Litz“ Doan, Daniel Kofi Kyereh, Michael Gregoritsch und Lukas Höler sind erste Kandidaten für einen Startelfeinsatz – „Vince“ Grifo nur wenn er fit ist und Wooyeong Jeong muss sich vermutlich erstmal wieder hinten anstellen. Das war ein wenig zu dünn in Wolfsburg… Und dann gibt es ja auch noch Talent Noah Weißhaupt, den Christian Streich sicher auch irgendwann als Startelfspieler aus dem Hut zaubern wird. Dass Kevin Schade nicht mehr da ist, werde ich an dieser Stelle nicht betrauern – er bringt ja enorm viel Geld in die Kasse, wäre freilich auch eine Lösung für heute Abend gewesen…

Für mich begann der Vorlauf auf den 17. Spieltag mit der Fertigstellung der aktuellen ReblandKurier-Ausgabe gestern Abend. Danach war TV-Fußball für mich angesagt. Heute Morgen dann der Vorbericht bei baden.fm und die richtige Klamottenauswahl. Ich habe mich entschieden, von Tages-Beginn an in meinem Stadionlook herumzulaufen, um mich innerlich wie äußerlich konzentriert auf meinen Reportereinsatz heute Abend vorzubereiten.

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt heute Abend ab 20 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.079. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

Die wichtigste Erkenntnis nach dem 1:1 zwischen dem Sport-Club und Eintracht Frankfurt: Wolfsburg war ein Betriebsunfall – der SCF ist wieder da! Im restlos ausverkauften und sehr stimmungsvollen Europa-Park Stadion hatte der SC die Gäste aus Hessen, immerhin amtierender Europa League Sieger und vor dem 17. Bundesliga-Spieltag Tabellenzweiter, am Rande einer Niederlage. Der SC, im 3-4-3 angetreten und mit Philipp Lienhart, Lukas Kübler und Lucas Höler mit drei neuen Namen in der Startelf – die gegen Frankfurt alle drei zu den Besten gehörten – war der SC schlicht die bessere Mannschaft. Alleine was fehlte, um in der dominant geführten ersten Halbzeit verdient in Führung zu gehen, waren etwas mehr Glück im Abschluss, etwas bessere letzte Pässe und auch mehr Entschlossenheit vor dem Eintracht-Tor. Da all dies aber, trotz eines starken Gesamtauftritts, fehlte, stand es bis kurz vor der Pause 0:0. Dann kam Eintracht das erste Mal gefährlich vor das Freiburger Tor. Götze brachte den Ball, nach einer korrekten und für Frankfurt günstigen Vorteilsauslegung, in die Mitte, wo der gefürchtete WM-Finalist aus Frankreich, Randal Kolo Muani, trotz zahlreicher Gegenspieler im roten Trikot, den Ball behauptete und von der Strafraumgrenze, aus der Drehung zu einem Flachschuss ansetzte. Der Ball zischte zwischen zahlreichen Abwehrbeinen hindurch unten rechts ins Netz. 0:1 zur Pause – der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt.

Nach dem Wechsel kam der SC Freiburg zum ersten Eckball der Partie. Christian Günter flankte Richtung erster Pfosten, auf den Kopf von Nicolas Höfler. Die oftmals einstudierte Variante mit der Kopfballverlängerung durch „Chicco“ wurde aber abgewehrt. Der Ball kam erneut zu „Günni“, der mit seinem starken linken Fuß erneut flankte – diesmal ins Zentrum, wo der aufgerückte Innenverteidiger Matthias Ginter spekuliert hatte, hellwach war und den Ball mit dem Kopf ins Netz wuchtete. Welch ein Jubel im Europa-Park Stadion!

Jetzt brannte der SC, das Stadion stand in Flammen, wegen einer längeren Behandlungspause für den im Übrigen überragenden Philipp Lienhart, der außerhalb des Spielfelds getapet werden musste, spielte der SC ausgerechnet in dieser Drangphase, als Frankfurt bedenklich wackelte, in Unterzahl. Schade…

Freiburg setzte Frankfurt im weiteren Verlauf der zweiten Hälfte gehörig unter Druck. Erst in der Schlussphase, als die Kräfte der Platzherren, ob des Sturmlaufs etwas nachließen und Eintracht durch die Hereinnahme von Routinier Rohde wieder mehr Linie ins eigene Spiel brachte, boten sich den Gäste Räume für gelegentliche gefährliche Vorstöße. Am und im Freiburger Strafraum brannte aber nichts an.

So endete die Partie – sehr schmeichelhaft für die Gäste – 1:1 unentschieden.

Ich war trotzdem heilfroh, dass der Alptraum von Wolfsburg offenbar nur einen Spieltag andauerte und der spielstarke SCF zurück ist.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Wie in Englischen Wochen üblich, ist das „Nachspiel“ der zurückliegenden Partie zugleich das „Vorspiel“ der kommenden Begegnung.

In der Mixedzone bekam ich Michael Gregoritsch und Matthias Ginter ans Mikrofon. Nach der PK dann auch Christian Streich. Ich schickte die Interviews auftragsgemäß an das Funkhaus Freiburg und die Pressestelle des SC. Hier wurden die kurzen Talks noch am Abend auf den jeweiligen Homepages online gestellt und auch in den Netzwerken veröffentlicht. Das ist für mich persönlich deutlich befriedigender und motivierender als im zweiten Halbjahr 2022, als die Interviews nicht selten irgendwie versandeten oder allenfalls vom Radio als O-Ton-Quelle für die Nachrichten genutzt wurden. So gefällt mir das besser!

Als die Interviews verschickt waren, ging ich zurück zu meinem Kommentatorenplatz, Pressetribüne, Reihe 14, Platz 14, und packte meinen Kram zusammen. Quer durch den VIP-Bereich durfte ich dann auf kürzestem Weg zu meinem Auto laufen. Da warteten schon mein Sohn Ben und sein Klassenkamerad, denen ich Karten gekauft hatte. Ben (14) war auf Süd – Jérôme, mein erwachsener Sohn aus Zürich, bekennender Eintracht-Fan, auf Nord bei diesem Spiel. Auf Parkplatz P4 haben sich die beiden sogar getroffen und kurz miteinander geschwätzt, hat mir Ben erzählt. Ich musste schmunzeln…

Der nächtliche Weg zurück war dann recht lang. Durch einen Verkehrsunfall mit viel Blaulicht drumherum gab es einen langen Stau. Erst gegen 0.30 Uhr waren wir wieder in Bad Krozingen. Ich war natürlich noch voller Adrenalin… Ich schrieb meinen Nachbericht für den baden.fm-Frühstücksclub, produzierte ihn und schickte ihn ans Funkhaus. Danach gönnte ich mir bei DAZN die Zusammenfassung der Mittwoch-Spiele und einen gut gemischten Cuba-Libre mit feinem dominikanischem Brugal-Rum. Gegen zwei Uhr hatte ich dann die nötige Bettschwere.

Trotzdem war um viertel nach sechs – dann klingelt der Wecker meiner Frau und die Kinder werden munter – die Nacht vorbei. Immerhin konnte ich, der Journalist, noch etwas länger in den Federn bleiben. Ich stellte aber den baden.fm-Frühstücksclub an und hörte mir die Erstausstrahlung meines Nachberichtes an. Ich war zufrieden… und schlief anschließend noch einmal kurz ein. Gegen 8.45 Uhr begann dann aber mein Arbeitstag; gewissermaßen anfangs im Homeoffice. Um 9 Uhr war die digitale Pressekonferenz zum bevorstehenden Drittligaspiel der U23 in Aue. Dann fuhr ich ins Verlagshaus, checkte meine E-Mails, regelte das Eine oder Andere und setzte mich schließlich am PC mit dem SC-Tagebuch auseinander. Und da sind wir jetzt…

Übermorgen ist schon wieder Bundesliga, schon wieder Heimspiel, schon wieder SC. Als Gegner kommt der FC Augsburg.

Die Erinnerungen an das Hinspiel sind noch sehr lebendig – mit 4:0 gewann der Sport-Club, total überzeugend, in der WWK-Arena der Fuggerstadt. Der FCA, der da am Samstag auf den SC zukommt, ist aber mit jenem des ersten Spieltags dieser Saison nicht mehr zu vergleichen. Dafür sorgen nicht weniger als fünf Neuzugänge im Team der Gäste und die gute Arbeit des Trainers Enrico Maaßen, dessen Handschrift bei den Augsburgern klar zu erkennen ist. Maaßen, der von BVB II kam, wird in Dortmund hinter vorgehaltener Hand schon als potenzieller Terzic-Nachfolger gehandelt, wenn sich – unabhängig von den Ergebnissen im Tagesgeschäft – die Leistungen der Borussia nicht stabilisieren.

Fast hätte Maaßen mit seinem FCA an alter Wirkungsstätte, beim 4:3 für BVB am vergangenen Wochenende, einen Punkt entführt. Und gestern, gegen Gladbach, gab es einen Augsburger Sieg. Keine Frage, der FCA wird am Samstag ein harter Brocken. „Das wird mindestens so schwer wie heute gegen die Eintracht“, lautete der Tenor bei Trainer Christian Streich und den Spielern gestern Abend mit Blick auf die nächste Aufgabe.

Augsburg spielt freilich vom System her anders als Frankfurt – mit einem klaren 4-4-2. Es wird spannend zu sehen, wie Christian Streich taktisch darauf reagiert. Nach dem gelungenen 3-4-3 gegen Frankfurt könnte es Sinn machen, erneut in einer solchen Formation aufzulaufen – andererseits wäre eine klare Viererkette, also ein 4-4-2 oder ein 4-2-3-1, taktisch die logischere Antwort auf Augsburgs System.

„Chicco“ Höfler hat beim 1:1 gegen Frankfurt leider die fünfte Gelbe Karte gesehen und wird gegen die Augsburger fehlen. Höfler ist ein Spieler, dessen besonderer Wert manchem Fan erst auffällt, wenn er mal fehlt; am Samstag wird das der Fall sein. Yannik Keitel steht Gewehr bei Fuß. Das Mega-Talent aus der Freiburger Fußballschule, inzwischen längst bei den Profis angekommen, muss sich aber etwas mehr in den griff bekommen. In Wolfsburg verschuldete er als Einwechselspieler völlig unnötig den späten Elfmeter, der durch Waldschmidt zum 6:0 führte und gegen Frankfurt kassierte er bei seinem Kurzeinsatz – Yannik Keitel kam erst in der 79. Minute für Maxi Eggestein ins Spiel – kassierte er „Gelb“. Eine Alternative zu Yannik Keitel wäre noch Neuzugang Merlin Röhl, der diese Rolle im zentralen defensiven Mittelfeld natürlich spielen kann und immerhin fünf Millionen Euro gekostet haben soll. Ich denke aber, dass Röhl, der gestern, neben Manuel Gulde als Alternative für die Innenverteidigung auf der Bank saß, noch etwas Adaptionszeit braucht. Ich sehe bei dieser Personalfrage Yannik Keitel ganz klar vorne.

Meine Personal-Prognose für das Augsburg-Spiel sieht wie folgt aus: Flekken – Kübler, Ginter, Lienhart, Günter – Keitel, Eggestein – Doan, Höler, Grifo – Gregoritsch.

Kübler und Höler haben sich eine Berücksichtigung durch ihren starken Auftritt gegen Frankfurt verdient. Am Freitag um 15 Uhr ist Pressekonferenz mit Christian Streich – ich glaube aber kaum, dass der Trainer viel über seine Personalpläne verrät…

Freitagabend geht mein Anlauf auf den 18. Spieltag weiter mit TV-Fußball: DAZN zeigt Leipzig gegen Stuttgart. Also eigentlich Pest gegen Cholera. Aber sehen will ich das trotzdem.

Am Samstagvormittag hat dann Ben mit der U15 der SG Markgräflerland ein Vorbereitungsspiel gegen den FC Freiburg-St. Georgen – im Anschluss fahren wir ins Europa-Park Stadion. Ich hoffe sehr auf den ersten Sieg des Jahres. Mit der Einstellung von gestern Abend könnte er gelingen, auch wenn es schwer wird – schwerer als mancher bei einem Blick auf die Tabelle meinen wird...