17. Spieltag der Fußball-Bundesliga, 1. FC Nürnberg gegen SC Freiburg

Samstag, 22. Dezember 2018, 15.30 Uhr *

Max-Morlock-Stadion, Nürnberg *

1. FC Nürnberg - SC Freiburg *

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

…oder nach Hannover ist vor Nürnberg. Eines haben beide Spiele gemein: Der Freiburger Gegner ist jeweils Schlusslicht. Das war aber schon in Düsseldorf so. Der SC hat am Ende des Jahres 2018 die Ehre, drei Mal hintereinander gegen den Tabellenletzten anzutreten; zwei Mal ist das schon erledigt – einen Sieg hat es aber noch nicht gegeben. Andererseits… Niederlage in Düsseldorf, Punkt gegen Hannover – jetzt also ein „Dreier“ in Nürnberg?

Zunächst nochmal zurück zum „Mittwochs-Kracher“, der ja nicht wirklich ein solcher war. Nach dem Spiel hatte ich Nils Petersen und Dominique Heintz sowie Trainer Christian Streich am Mikrofon. Business as usual… Ich ging dann zurück auf meinen Reporterplatz und entschloss mich, den zusammenfassenden Bericht vom Spiel noch im Stadion aufzuzeichnen und zu überspielen, damit ich zu Hause keine Verpflichtungen mehr haben würde. Der Text war schnell geschrieben und gesprochen. Ich räumte meinen Kram zusammen und lief zum Stadionvorplatz. Hier traf ich auf zwei, drei Kollegen, die – genau wie ich – jetzt auf den Shuttlebus warteten, der … nicht mehr kam. Der Aushilfsfahrer, ich vermute es war derselbe, wie neulich schon mal mit gleichem Ergebnis, hatte seinen Dienst frühzeitig eingestellt. Also mussten wir zum Schloss Ebnet, wo die Journalistenparkplätze sind, seit die Parkplätze hinter der Haupttribüne für VIPs geräumt werden mussten, ihre Autos abstellen. Der Fußweg ist durchaus zumutbar, jeder Fan würde das mit Kusshand für die Parkmöglichkeit dort in Kauf nehmen, ich gebe aber zu bedenken, dass wir Journalisten dann gerade zwei, drei Stunden konzentrierte Arbeit hinter uns haben und meistens auch nicht ohne Gepäck unterwegs sind. Ich selbst habe zum Beispiel meine Übertragungstechnik etc. dabei, ein Kollege seine komplette Fotoausrüstung.  Insofern war es ein Ärgernis, wenn so ein Dödel, der den Job hat, bis zwei Stunden nach Spielende zwischen Stadion und Schloss Ebnet zu pendeln, seinen Dienst vorzeitig einstellt.

Meiner nicht ganz so schlanken Linie wird der Fußmarsch mit Gepäck sicher ganz gut getan haben.

Der Donnerstag war "ratz-fatz" vorbei und schon ist Freitag und das Nürnberg-Spiel steht samt Reise vor der Tür. In der Morning-Show von baden.fm erzählte ich von der fehlenden spielerischen Linie beim SC und von den Perspektiven für morgen:

Verliert der SC, dürfte die Stimmung zum Weihnachtsfest gedrückt sein und eine Spur Abstiegsangst könnte sich einschleichen. Gibt es – wie Mittwoch – ein Remis, ständen, genau wie vor einem Jahr, nach der Hälfte der Spiele 19 Punkte zu Buche; hochgerechnet auf die Gesamtsaison, fände ich das ein relativ beruhigendes Punktekonto, das den Klassenerhalt realistisch erscheinen lässt. Bei einem Sieg stünden 21 Punkte auf dem reich gedeckten Punktetisch und wir alle, rund um den Sport-Club, könnten richtig schön Weihnachten feiern.

 

Apropos Weihnachten: Heute Morgen wurde ich am Arbeitsplatz im WZO-Verlagshaus von Jürgen Tittel und seinem Sohn Raphael überrascht. Beide überbrachten mir ein Weihnachtsgeschenk des SC-Fanclubs „100 Prozent“, dessen Ehrenmitglied ich seit ein paar Jahren bin. Ich habe mich sehr darüber gefreut und bedanke mich auch auf diesem Weg noch einmal.

 

Inzwischen war ich auf der vorweihnachtlichen Pressekonferenz des SC Freiburg. Die Stimmung war gut, auch wegen feinen Caterings mit kalorienreichen Desserts, Weihnachtsplätzchen und Schoko-Verführungen der feinsten Art. Zur Sache ging es, als es um die Partie morgen in Nürnberg ging. Christian Streich fordert morgen die absolute Leidenschaft ein – im Kampf gegen den Ball, zur Verteidigung des eigenen Strafraums und auch die gleiche Leidenschaft in der Vorwärtsbewegung, wenn es gilt, sich selbst Tormöglichkeiten zu kreieren und Tore zu erzielen. Dass die drei letzten Gegentore nach Eckbällen für die Gegner fielen bringt den Trainer in Harnisch: „Da haben wir nicht mit der notwendigen Cleverness und Überzeugung verteidigt.“ Streich bestätigte auf Nachfrage der Journalisten, dass er diese Thematik mit auch intensiv mit Dominique Heintz besprochen habe, der beim Ausgleich der Hannoveraner keine gute Figur gemacht hatte. Es sei aber keine Hilfe, einem Spieler nur zu sagen, das sei schlecht gewesen. Es gehe immer darum, Wege aufzuzeigen, wie man es besser hin bekommt. Selbstverständlich stellt sich Streich stets schützend vor seine Spieler. Die Malaise mit den Gegentoren nach Standards diskutiert er nicht ohne auf den Umstand hinzuweisen, dass es gelungen sei, keine herausgespielten Gegentore zuzulassen. Bei Heintz verweist er auf die Qualitäten, die der ehemalige Kölner Innenverteidiger etwa bei der Ballsicherheit oder bei der Spieleröffnung aufbietet.

Personell ließ Streich für die morgige Aufgabe in Nürnberg alle Möglichkeiten offen. Drei bis vier personelle Wechsel seien gegenüber dem Hannover-Spiel denkbar. Es könne aber auch sein, dass in Nürnberg dieselbe Elf auflaufe wie gegen 96, weil diese „physisch sehr präsent“ gewesen sei und Streich in Nürnberg mit einem verbissenen Kampfspiel rechnet, da es für alle Beteiligten um sehr viel ginge.

Der Kicker kündigt dieselbe Formation wie gegen Hannover an – mit einem Wechsel: Ravet steht für Terrazzino, der gegen 96 nach enttäuschender Leistung ausgewechselt worden war, in der prognostizierten Freiburger Startelf. Darauf angesprochen grinst Streich nur und erklärt, er habe mit niemandem vom Kicker gesprochen. Fakt ist, dass Kübler wieder fit und einsatzbereit ist. In einem verbissenen Kampfspiel könnte ja auch der verbissene Kämpfer Kübler eine Option sein. Warten wir es ab…

 

Ich musste heute übrigens schon die WZO-Kolumne für nächste Woche schreiben. Die erscheint am Donnerstag, 27. Dezember. Abgabetermin der Zeitungsseiten ist wegen des Wochenendes und der Feiertage bereits heute. Jetzt wird es zwei unterschiedliche Kolumnen geben. Für die Wochenzeitungen nördlich von Freiburg, also „Emmendinger Tor“, „Kaiserstühler Wochenbericht“ und noch vier andere Titel, die zwischen Freiburg und der Ortenau erscheinen, gibt es eine Kolumne, die mit dem Kenntnisstand von heute endet. Für die Blätter südlich von Freiburg, also ReblandKurier und Wochenblatt, für die ich redaktionell verantwortlich bin, werde ich am Sonntagvormittag nochmal ins Haus kommen und für die elf Lokalausgaben zwischen Freiburg und der Schweizer Grenze eine Fassung vollenden, die auch das Ergebnis von Nürnberg mit einbezieht. Da es sich um einen sportlichen Jahresrückblick handelt, ganz am Schluss und bei der Quintessenz und der Vorschau auf die zweite Saisonhälfte.

Hier ist die unfertige Version:

 

SC INTEAM

 

Das Fußballjahr 2018 begann für den SC Freiburg mit einem glücklichen Punktgewinn durch ein 1:1 bei Eintracht Frankfurt. Lukas Höler und der inzwischen an den SC Paderborn ausgeliehene Mo Dräger feierten ihre Bundesligapremieren. Es war in einer leicht angespannten Personalsituation ein gelungener Start ins Jahr 2018. Interessant dass auch das Fußballjahr 2019, am 19. Januar,  mit einem Auswärtsspiel bei der Frankfurter Eintracht beginnen wird. Vor Weihnachten hatte der SC seine Situation im Abstiegskampf durch fünf ungeschlagene Spiele entscheidend verbessert. Das Remis in Frankfurt war nach der Winterpause das erste von vier weiteren Bundesligaspielen ohne Niederlage für den SC, was einer Befreiung gleichkam. Der 2:1-Heimsieg gegen Leipzig und das 2:2 bei Borussia Dortmund mit einem „Tor des Monats“ von Nils Petersen sind sicher bei allen Fans  in besonders angenehmer Erinnerung geblieben. Nach 21 Spieltagen und dem 0:0 gegen Leverkusen lag der SC mit 25 Punkten auf Platz zwölf und durfte sich gute Chancen auf den Klassenerhalt ausrechnen, obwohl die Mannschaft  spielerisch ganz offensichtlich limitiert war. Vor der Saison war mit den Millionen-Transfers von  Grifo und Philipp viel Spielwitz, Standard-Qualität, Tempo und Torgefährlichkeit verloren gegangen. Rückblickend war die Saison 17/18 ein besonders heikles Spieljahr. Dem punktemäßigen Hoch der Wintermonate, folgte im Frühling eine Durststrecke: Lediglich ein 0:0 in Berlin unterbrach eine Serie von sechs Niederlagen. Drei Spieltage vor Schluss stand er SC auf dem Relegationsplatz  – punktgleich mit Mainz und Wolfsburg. Zwei der letzten drei Spiele fanden im Schwarzwald-Stadion statt, der SC besiegte mit den eigenen Fans im Rücken  Köln und Augsburg, was am 34. Spieltag die Rettung bedeutete.

In der neuen Saison, die im August mit zwei Niederlagen gegen Frankfurt und in Hoffenheim   begann,  präsentierte sich der Sport-Club dennoch besser aufgestellt als in  der „Zittersaison“ 17/18. Das zeigte sich, unabhängig von den Ergebnissen, schon vom ersten Spieltag an. Der erste Sieg – ein 1:3-Auswärtserfolg in Wolfsburg am 22. September – überzeugte dann auch Skeptiker. Herbst und Winter waren dann geprägt von eindrucksvoll guten Auftritten, wie das 1:0 gegen Schalke, das 3:1 gegen Mönchengladbach,  das 1:1 in München oder das 3:0 gegen Leipzig, und erschreckend schwachen Leistungen, wie die 4:1-Schlappe in Augsburg oder die 2:0-Niederlage in Düsseldorf.

(Fortsetzung aktuell am Sonntag)

(Zitatende)

Die letzte, in Klammern gesetzte Zeile ist ein Hinweis für Technik und die Kollegen, da die Sportseiten deshalb noch nicht weiterverarbeitet werden können.

Auch die Titelseiten lassen wir elektronisch noch hier in der Redaktion, um gegebenenfalls auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können.

Wenn das alles heute erledigt ist – also alles fertig, außer den verschiedenen Sportseiten, die die Kolumne enthalten, die Titelseiten und zwei andere aus aktuellem Anlass – dann, ja dann geht es los zum letzten Auswärtsspiel des Jahres.

Ich fahre mit dem Toyota-Hybrid-Fahrzeug von baden.fm – bin somit wegen der Werbung darauf auf der Autobahn und in Nürnberg unverkennbar – gen Franken. Heute Abend bringe ich schon mal die ersten 220 Kilometer bis in den Kraichgau hinter mich und übernachte in meiner Stammpension "Gästehaus Rath" in Sinsheim-Rohrbach. Einfach aber günstig und verkehrstechnich ganz gut gelegen.

Morgen Vormittag nehme ich dann den Rest der Strecke unter die Räder. Zurück fahre ich dann nach dem Spiel in einem durch.

Sonntagmorgen geht es dann noch einmal ein Stündchen in die WZO-Redaktion, SC-Kolumne und Tagebuch fertig machen,  und dann ist auch für mich Weihnachtspause. Mit der Familie geht es Richtung Heimat, nach Bielefeld.

Tagesaktuell ist aber Nürnberg. Das Spiel beim Club, der gegen kaum eine andere Mannschaft eine schlechtere Bundesliga-Bilanz hat als gegen den SC Freiburg. Ich hatte mit dem SC schon viele tolle Erlebnisse in Nürnberg. Ich hoffe sehr, morgen kommt ein weiteres dazu.

 

Ich übertrage das Bundesligaspiel 1. FC Nürnberg gegen SC Freiburg morgen Nachmittag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 927. SC-Livespiel)

 

Seit zwei, drei Spielen ist beim SC, der seine Spiele mit enormem läuferischen Aufwand bestreitet und sonst wohl chancenlos wäre, der Akku leer. Folge dieses verständlichen körperlichen Tiefs ist, dass die spielerische Leichtigkeit verloren gegangen ist, in manchen Situationen auch die Konzentration. Insofern waren die Erwartungen an die fußballerische Brillanz vor dem letzten Auswärtsspiel des Jahres in Nürnberg – zumindest bei mir – bei null. Es ging in diesem Kellerduell im letzten Spiel des Jahres einzig und alleine um das Ergebnis. Mission erfüllt: In einem kampfbetonten Spiel zeigte der SC Freiburg vor knapp 40.000 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion eine Energieleistung. Zwanzig Minuten lang dominierten die Gäste sogar, hatten mehr vom Spiel und schienen Herr im fremden Haus zu sein. Dann fiel das kuriose Führungstor: Christian Günter zog einen Freistoß aus etwa 35 Metern und halbrechter Position hoch in den Strafraum, Richtung langes Eck. Ein ganzer Pulk von Spielern des FCN und des SCF sprangen zum Ball, so richtig deutlich kam keiner ran – doch das Tohuwabohu machte es für Club-Torwart Bredlow besonders schwer, den Ball, der noch auf dem Boden auftrumpfte, zu berechnen. Hoch oben im rechten Eck (aus Torwartsicht) schlug es ein. Freiburg, bis dahin gegen sich hinten einigelnde Nürnberger besser, führte jetzt mit 0:1 und ließ mich am Mikrofon frohlocken. Es wurde aber noch eine 70-minütige Nervenschlacht. Der Club berannte, wenn auch mit mäßigen fußballerischen Mitteln und einer gewissen Ratlosigkeit vor dem Freiburger Tor, den Gästestrafraum. Nur selten brachten SC-Konter etwas Entlastung. Einmal aber hatte ich den Torscjhrei schon auf den Lippen: Einer der zwölf(!) Nürnberger Eckbälle war Pereira völlig misslungen und hatte so einen SC-Konter über Haberer eingeleitet. Janik legte den Ball auch noch um den aus seinem Kasten spurtenden Bredlow vorbei, wurde dann aber, kurz vor dem Tor, in halblinker Position, doch noch von einem Club-Verteidiger gestört. Einen 20-Meter-Kracher des eingewechselten Waldschmidt, der sich wie eine Linie Richtung Tordreieck bewegte, konnte von Bredlow so gerade noch über die Latte gelenkt werden und einmal fehlte Waldschmidt beim letzten Pass die nötige Präzision, sonst hätte es „geklingelt“, denn Haberer war völlig frei. Das waren aber auch schon die Offensive-Höhepunkte, die der SC nach seiner Führung zu bieten hatte. Ansonsten dominierte der 1. FC Nürnberg, der zwei, dreimal am glänzend aufgelegten Schwollow, dem besten Freiburger, scheiterte und als der Ball tatsächlich mal im Netz zappelte, wegen einer klaren Abseitsstellung zurückgewunken wurde. Am Ende stand ein etwas glücklicher 0:1-Auswärtssieg des SC Freiburg, der aber im Lauf der ersten Halbserie auch schon einige Spiele hatte, in denen er Punkte durch sehr viel Pech verloren hatte (Frankfurt, Bremen…). Die 21 Punkte, die zur Weihnachtspause auf dem Konto stehen, sind burschikos ausgedrückt „die halbe Miete“  im Kampf um den Klassenerhalt. Übrigens: Vier Punkte sind es bis „Europa“.

Weiter geht’s am 19. Januar bei Eintracht Frankfurt.

 

Das Nachspiel

…heißt Weihnachten. Frohe Feiertage!