17. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt

Mittwoch, 20. Januar 2021, 20.30 Uhr *

Schwarzwald-Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - Eintracht Frankfurt *

 

Das Vorspiel

Mit dem morgigen 17. Spieltag endet die Hinrunde der aktuellen Bundesligasaison; aus diesem Anlass erscheinen im ReblandKurier unter der Rubrik "Der Kommentar", parallel zu meiner Kolumne "SC INTEAM", die sich speziell dem SC widmet einige Gedanken zur Entwicklung des Fußballs und der Bundesliga im ersten Saisonhalbjahr. Hier der Kommentar im Wortlaut:

Fußball in der Krise

von Frank Rischmüller

Heute Abend beendet die Fußball-Bundesliga mit den letzten Spielen des 17. Spieltags die Hinrunde der Saison 20/21 – Halbzeit in der Bundesliga. Es ist entgegen  aller anfänglicher  Kritik an der Aufrechterhaltung des Spielbetriebs trotz Corona-Krise  längst kein Streitthema mehr, dass die Berufsfußballer ihrem Beruf nachgehen. Das von Hygieneexperten entworfene und  von der Deutschen Fußball Liga (DFL)  und ihren Vereinen konsequent umgesetzte aufwendige und kostenintensive Hygienekonzept wird mittlerweile weltweit kopiert. Von den Spielen der Profiligen gehen offenbar keine besonderen  Infektionsgefahren aus. Ein durchdachtes Konzept mit einer  auf ein Minimum reduzierten Restgefahr als Basis für wirtschaftliches Handeln trotz  Pandemie könnte in der aktuellen Krise prinzipiell beispielgebend für andere Wirtschaftszweige sein. 
Fernseheinnahmen  ermöglichen den Proficlubs das  Überleben. Allerdings führt der Kurs der letzten Jahre – immer mehr Wettbewerbe, immer mehr (Live-) Spiele – für die Konsumenten zu einem  Überangebot an der früher so knappen und beliebten „Ware“ Livefußball. Die  „Helden in kurzen Hosen“ stoßen ebenfalls an ihre Grenzen – körperlich wie  mental. Anders lassen  sich weder die Häufung  muskulärer Verletzungen noch jene kurioser  Ergebnisse  schlüssig erklären. Insgesamt verlieren die Spiele, die ohne Zuschauer und Atmosphäre für die breite Masse ohnehin weniger Unterhaltungswert bieten,  an Wert. Der Fan wählt bewusster aus, welches Spiel er sehen will – schaut nicht mehr alles, wie vielleicht zuvor. Das ist mittelfristig eine gefährliche Entwicklung für die Branche...
Sportlich hat sich an den Strukturen der Liga nichts  geändert: Bayern wird Meister,  wer sonst? Trotz einer veritablen Leistungskrise feierten die Münchner schon am 16. Spieltag durch ein wackeliges 2:1 gegen Freiburg die Halbzeitmeisterschaft. Im Abstiegskampf befinden sich neben den üblichen Verdächtigen mit Hoffenheim und Hertha BSC auch zwei Clubs, die sich höhere Ziele gesetzt hatten. Alles ganz normal... (Zitatende)

 

Frankfurt kommt. Ich persönlich habe zwar keine besondere Verbindung zur Eintracht aber mein in Zürich lebender erwachsener Sohn Jérôme ist großer Eintracht-Fan und meine ebenfalls erwachsene Tochter Caroline – die mich, das mal so ganz nebenbei eingeworfen, im Sommer zum Opa macht – lebt in Frankfurt. Hinzu kommt, dass es Zeiten gab, in denen ich von Hit-Radio FFH sehr häufig für Kurzberichte von den Spielen des SC Freiburg „eingekauft“ wurde – live per Telefon in den Nachrichten oder in den Sportnachrichten des hessischen Landessenders. Das waren immer aufregende Momente, die ich scheinbar immer ganz gut gestemmt habe, denn der damalige Sportchef des Senders, Oliver Forster, heute TV-Kommentator und Stadionmoderator der Deutschen Nationalmannschaft, akzeptierte von Spielen des SC Freiburg nur mich als externen Reporter. Vor den genannten Hintergründen finde ich die Frankfurter Eintracht jetzt nicht total unsympathisch. Dennoch sind sie am Mittwochabend Gegner des SC und ich gönne ihnen nicht das Schwarze unter meinen Fingernägeln…

Ich bin gerade mal so die Spiele gegen die Eintracht in den vergangenen drei Jahrzehnten durchgegangen und habe festgestellt: Von der 1:3-Heimniederlage im März 1994, die ich natürlich als erstes aller Spiele zwischen dem SC und der Eintracht übertragen habe, fehlt mir jede Erinnerung. Auch wenn ich, bei Betrachtung der Frankfurter Mannschaftsaufstellung darüber stolpere, dass Uli Stein im Tor stand, den ich ja als jugendlicher Fan bei Arminia erlebt hatte, hilft mir das nicht auf die Sprünge. Meine erste noch lebendige Erinnerung ist an den 1:2-Auswärtssieg im Mai 1995; zum Einen, weil es ein Sieg war – die merkt man sich vermutlich besser – zum anderen, weil das die Saison war, in der beim SC alles lief – notfalls, wenn so ein Sieg schwer zu erringen scheint, wirft sich der Torwart selbst die Kugel rein; so geschehen bei diesem 1:2 in der 53. Minute als kein Geringerer als Andreas Köpke sich den Ball ins eigene Netz warf. Die Szene habe ich noch schemenhaft vor den Augen. Ich glaube, es war nach einem Eckball oder so – in jedem Fall wird Köpke, obwohl Torhüter, offiziell als Eigentorschütze geführt. Rodolfo Cardoso hatte zuvor für den SC getroffen. Lang, lang ist es her.

Als spektakulärstes Spiel gegen die Eintracht erinnere ich noch sehr lebendig die Partie zum Rückrundenauftakt am 31. Januar 2015, vor sechs Jahren also. Die Eintracht ging schon in der 1. Minute durch Marco Russ mit 0:1 in Führung – es war zugleich der Halbzeitstand. Dem heutigen vermeintlichen „Urgestein der Berliner Hertha“, Vladimir Darida, den in Wirklichkeit der SC Freiburg in Pilsen entdeckt und in die Bundesliga geholt hatte, war es vorbehalten, in der 61. Minute den Ausgleich zu erzielen. Doch der SC wollte im Abstiegskampf der Liga unbedingt gewinnen und hatte dafür zu Beginn der zweiten Hälfte einen Neuzugang mit der Nummer 18 eingewechselt. Nils Petersen, Leihgabe von Werder Bremen. Es sollte sein Tag, sein Spiel werden – ein ganz besonderes Entrée in die Welt des SC Freiburg, die Nils noch heute prägt. In der 64.-, 70.- und 88. Minute gelang dem blonden Schlacks aus Wernigerode, ein lupenreiner Hattrick. Auch ich sah mich bestätigt, war mir der blonde Mittelstürmer doch schon zu seiner Zeit bei Energie Cottbus positiv aufgefallen und ich hatte mir den sympathischen Bengel in die Freiburger Mannschaft gewünscht. Dann funkte allerdings der FC Bayern dazwischen. Über den Umweg Bremen landete Nils dann doch hier beim SC und feierte vor ziemlich genau sechs Jahren diesen fantastischen Einstand. Gegen wen? Gegen Eintracht Frankfurt, um zurück zum Thema zu kommen.

Auch beim jüngsten Gastspiel der SGE vom Main hier beim Sport-Club traf Nils Petersen: Es war am 10. November 2019, als Corona noch „nur“ ein mexikanische Biermarke war. In einem sehr engen Spiel gelang Nils das einzige Tor des Tages. Es war das Spiel als der vor drei Tagen in die Fußball-Rente nach Argentinien verabschiedete „Brecher“ Abraham den Freiburger Trainer Christian Streich am Spielfeldrand „gebodycheckt“ hatte und ebenso, wie in den turbulenten Sekunden danach Vincenzo Grifo, vom Platz flog. Mit Gelb/Rot war auch schon der frühere Freiburger Gelson Fernandes vom Platz geflogen, sodass sich die Reihen an jenem Sonntagabend deutlich lichteten. Entscheidend war freilich der Freiburger Sieg (und das sich die Nerven aller Beteiligten wieder beruhigten). Nur meine Kollegin Sonja Pahl, heute Eintracht-Kommentatorin und Sportchefin bei FFH, hat Christian Streich seither auf dem Kieker, lässt in Gesprächen selten ein gutes Haar am sonst doch allgemein und zurecht beliebten Freiburger Cheftrainer.

Sicher kommt Sonja morgen auch wieder mit der Frankfurter Presseblase im Gefolge der Eintracht nach Freiburg. Zuletzt waren wir uns Ende Mai 2020, beim Geisterspiel in Frankfurt begegnet, bei dem der SC durch Grifo, Petersen und Höler drei Mal in Führung gegangen war, die Eintracht aber jeweils ausgleichen konnte. Am Ende stand ein verdienter Auswärtspunkt für den SC.

Und morgen?

Um diese Frage halbwegs beantworten zu können, habe ich die mittägliche Pressekonferenz mit Christian Streich abgewartet, von der ich gerade zurückkomme. Also von zu Hause, von wo aus ich digital mit dem Schwarzwald-Stadion verbunden war. Die hoffnungsvolle Nachricht zu Beginn: Es gibt Chancen auf die Möglichkeit, dass Baptiste Santamaria morgen nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden in München (3. Minute), wieder mitwirken kann. Statt des „worst case-Szenarios“ Kreuzbandriss handelt es sich wohl um weniger folgenschwere Kapselprobleme, wobei die großen Schmerzen, die „Santa“ beim Bayern-Spiel nicht weiter mitwirken ließen vermutlich darauf zurückzuführen sind, dass am Sonntag ein Nerv in Mitleidenschaft gezogen worden war. Wird Baptiste Santamaria fit, fällt mit dem Gelb-gesperrten Nicolas Höfler nur noch die Hälfte der gewohnten und zuletzt sehr starken „Doppelsechs“ des SC gegen Frankfurt aus. Mögliche Partner an der Seite des Franzosen könnte eines der beiden Talente Lino Tempelmann (wurde in München als Rechtsverteidiger eingesetzt) und Yannik Keitel (spielte nach Verletzung 70 Minuten mit der U23 in Stuttgart) oder der in München bereits eingewechselte, offenbar reintegrierte, Janik Haberer sein. Sollte der Personalbedarf in der Mittelfeldzentrale noch bedeutender werden, weil zum Beispiel der französische Rekordeinkauf aus Angers doch ausfällt, sind auch Teile der eingespielten Dreierkette – also Philipp Lienhart oder Keven Schlotterbeck – Anwärter auf einen Platz im Mittelfeld; beide haben schon Erfahrungen auf dieser Position gesammelt, Lienhart als Stammspieler einer EM in der österreichischen U21-Nationalmannschaft. Schlotterbeck aushilfsweise beim 1. FC Union Berlin. Um die Dreierkette ohne Qualitätsverlust aufzufüllen, steht der junge Vater Dominique Heintz bereit, der ob der positiven Veränderung im Privaten vor Energie strotzen müsste.

Christian Streich rechnet mit Schwerstarbeit gegen die Eintracht, die zuletzt in der Bundesliga vier Siege aneinanderreihte und besonders in der Offensive zu glänzen weiß; erst recht nach der Rückholaktion des Angreifers Jovic von Real Madrid, der bei seinem Comeback gegen Schalke, nach seiner Einwechslung gleich zweimal zuschlug.

Ich persönlich vermute, dass der SC seine bewährte 3-4-3-Formation nicht sprengt, sondern ganz ähnlich aufläuft wie in München, nur eben mit Tempelmann oder Haberer statt Höfler.

Mein eigener Countdown auf mein 999. Livespiel am Radio-Mikrofon von baden.fm (bzw. FR 1, Antenne Südbaden…) beginnt praktisch mit dem „Vorspiel“ zum Tagebuch. Heute Abend freue ich mich dann auf vier bis fünf Stunden Live-Fußball bei Sky, bevor es in der baden.fm-Morningshow am Mittwochmorgen wieder den Fußballtalk „SC Freiburg vor dem Spiel“ gibt. Am Mittag bin ich dann noch bei der digitalen Club-Versammlung des Rotary-Clubs Bad Krozingen dabei, gehe noch für ein, zwei Stunden ins Redaktionsbüro im WZO-Verlagshaus, bevor ich irgendwann zwischen 18 Uhr und 19 Uhr Richtung Schwarzwald-Stadion aufbreche. Um 20 Uhr beginnt die baden.fm-Bundesligashow, um 20.30 Uhr dann das Spiel.

Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen Eintracht Frankfurt am Mittwoch ab 20 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 999. SC-Pflichtspiel am Radio-Mikrofon)

 

In der baden.fm-Morningshow hatte ich einen „offenen Schlagabtausch auf hohem Niveau“ angekündigt und so ist es auch gekommen: Ein richtig gutes, extrem unterhaltsames und spannendes Bundesligaspiel zwischen dem SC Freiburg und Eintracht Frankfurt endete mit einem leistungsgerechten 2:2.

Ein schlechtes Omen war der Start in die Partie: Zunächst verletzte sich Roland Sallai (3.), drohte ausgewechselt werden zu müssen, dann traf Amin Younes zum 0:1 (7.) – das erinnerte fatal an das drei Tage zuvor in München Erlebte. Anders als Baptiste Santamaria, der beim Gastspiel in der Allianz Arena (2:1 für Bayern) tatsächlich ausgetauscht werden musste und auch im Mittwoch-Spiel gegen Frankfurt noch nicht zur Verfügung stand, konnte Roland Sallai dann doch weiterspielen – und das war wichtig und gut, denn in der 32. Minute sollte er die Hauptrolle spielen: Nach einem schönen Pass von Ermedin Demirovic, der sich, wie schon so oft in den vergangenen Wochen, erneut als guter Vorbereiter präsentierte, drang der ungarische Nationalspieler Roland Sallai unbedrängt in den Strafraum einlaufen und den aus seinem Tor stürzenden und zwecks Parade zu Boden gehenden Trapp durch einen gefühlvollen Lupfer überwand und zum 1:1-Halbzeitstand überwinden konnte.

In der 58. Minute wechselte Christian Streich doppelt aus: Nils Petersen und Wooyeong Jeong kamen für die abgekämpften Roland Sallai und Lucas Höler aufs Feld. Fünf Minuten später wurde Nils Petersen einmal mehr seinem Ruf als Super-Joker und „Eintracht-Killer“ gerecht. Nach einem Eckball und mehreren Kopfbällen nahm der Stürmer den Ball aus der Drehung heraus volley und traf zur Freiburger Führung. Jetzt vom SC-Sieg zu träumen verbot sich freilich, zu stark präsentierte sich die Eintracht schon seit dem Anpfiff. Es war tatsächlich der offene Schlagabtausch mit vielen Abschlüssen hüben wie drüben. Ein solcher Abschluss, ein Schrägschuss, in der 75. Minute abgefeuert vom eingewechselten Kamada, wird vom wacker kämpfenden Keven Schlotterbeck, der in den Ball hineingegrätscht war, mit dem Hintern ins eigene Tor befördert. Ein höchst unglückliches Eigentor, wenn der Ausgleich für Eintracht ganz grundsätzlich auch durchaus verdient war.  

Eine Viertelstunde war noch zu spielen und das Spiel war völlig offen. In dieser Schlussphase übernahm Eintracht die Initiative und machte Druck, die aussichtsreicheren Chancen hatte aber der SC, in der Regel nach schnellem Umschaltspiel. In der 82. Minute hat Eintracht Glück, dass der Schubser des eingewechselten Chandler gegen den zum Kopfball hoch springenden Ermedin Demirovic, unmittelbar vor dem Tor, von Schiri Winkmann aus Kerken nicht als elfmeterreifes Foul ausgelegt wird. Ein Grenzfall – aber wohl keine krasse Fehlentscheidung; der VAR bleibt still.

In der 88. Minute kann der eingewechselte Lino Tempelmann ungedeckt aus halbrechter Position abziehen, knallt das Leder aber über das Tor – eine Großchance, die leider ungenutzt blieb. Das Spiel wird nach vier Minuten Nachspielzeit beim Spielstand von 2:2 abgepfiffen.

Es ist ein leistungsgerechtes Remis, auch wenn Eintracht in allen Statistiken (Ballbesitz, Passquote, Abschlüsse etc.) die Nase vorne hatte, war Freiburg am Ende dem Sieg näher. Ein unglückliches und gleichermaßen unnötiges Eigentor, ein nicht gegebener „Kann-Elfmeter“ und eine vergebene Großchance kurz vor Schluss lassen den SC hadern, klar, aber irgendwie fühlte sich das Unentschieden auch gerecht an.

 

Das Nachspiel

Auch wenn beiden Mannschaften längst nicht alles gelungen ist, auch wenn – wie beim kuriosen Eigentor – Slapstick dabei war – das war mal ein geiles Fußballspiel; sehr intensiv und mit vielen Torszenen. So macht Bundesliga Spaß, auch wenn am Ende kein Sieg für die Mannschaft herausspringt, für die das Herz schlägt.

Nach dem Schlusspfiff im Schwarzwald-Stadion verteilte ich meine Noten, verkündete sie (und ärgerte mich später, nach Ansicht der Fernsehbilder, über eine zu gute Benotung von Manuel Gulde und eine zwei für Torwart Müller – der hatte mindestens eine 2+ verdient. Aber egal… Ich grätschte Moderator Benny im Studio in seine Abschiedsworte und bat ihn freundlich, noch einen sogenannten Aufsager von mir aufzuzeichnen, also eine kompakte aber durchaus lebendige und emotionale Zusammenfassung des Spielverlaufs. Der Aufsager sollte am Donnerstagmorgen, zu den üblichen Zeiten gegen 6.40 Uhr und 8.10 Uhr den sonst üblichen Fußballtalk zwischen Morning-Moderator Markus Schäfer und mir ersetzen. Erstens bietet sich das bei Abendspielen wegen der am Morgen noch gegebenen Aktualität an, zweitens verhindern wir so eine sonst nicht zu verhindernde Häufung eines immer sehr ähnlichen Sendeelements binnen einer Woche: Talk am Montag nach dem Bayern-Spiel, Talk am Mittwoch, vor dem Frankfurt-Spiel, Talk am Donnerstag, nach dem Frankfurt-Spiel und Talk am Freitag vor dem Stuttgart-Spiel. Da macht es einfach mehr Sinn, am Donnerstag einen Reporter-Aufsager auszustrahlen und keinen Dialog zu führen. So ist es dann auch geschehen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Nachbereitung des Spiels damit erledigt ist und nicht am späten Abend oder am frühen Morgen erst bearbeitet wird. Als der Aufsager aufgezeichnet war, packte ich erstmal meinen Kram zusammen und ging dann in die geheizte Kabine, in der ich über viele Jahre meiner Karriere als Radio-Begleiter des SC Freiburg gesessen bin und mitgefiebert habe, bis die DFL, als Veranstalterin der Bundesliga, die Privatradios aus den Kabinen kickte und diese für andere Zwecke neu verteilte.

Jetzt, nach dem Spiel, waren die Scouts oder wer auch immer sich darin nun aufhielt fort und ich konnte mich ein bisschen aufwärmen, bis die Pressekonferenz begann. Ich beteiligte mich mit einer Frage. Eigentlich wollte ich eine Beurteilung der aus der Not geborenen Doppelsechs, bestehend aus Philipp Lienhart und Janik Haberer anfragen, doch dieses Thema schob dann schon mein Vorredner an. Als SC-Pressesprecher Sascha Glunk mich ansprach wich ich deshalb auf ein anderes Thema aus: Mir war aufgefallen, dass Eintracht Frankfurt in allen statistischen Werten vorne lag, sich das Spiel aber gar nicht so angefühlt hat; das Unentschieden erschien leistungsgerecht und die besten Siegchancen am Schluss hatte sogar der SC. Meine Frage galt also der Aussagekraft solcher Statistiken. Christian Streich räumte ein, dass die Frankfurter vermutlich etwas reifer seien und im Direktvergleich dann auch individuell besser besetzt – „aber nicht viel“ betonte der SC-Trainer – stimmte nach einer weiteren Nachfrage aber mit mir überein, dass man die statistischen Werte beim Zuschauen nicht wirklich so empfunden hat.

Nach Abschluss der PK stieg ich ins Auto und fuhr durch, wegen der Ausgangssperre, menschenleere Straßen von Freiburg, Schwarzwaldstraße bis Bad Krozingen, Franz-Liszt-Allee. Fast gar kein anderes Auto begegnete mir, auch keine Polizei oder so. Alles öde, leer und verschlafen. Ich spürte Hunger, hatte aber schon vor der Fahrt ins Stadion etwas zum Abendbrot gegessen. Egal, zu Hause schob ich zwei Schinken-Käse-Toasts hinterher und widmete mich den Fernsehbildern des Abends – die Zusammenfassungen von Sky und DAZN vom SC-Spiel schaute ich beide an, bei Sky auch die von Arminias herausragendem 3:0-Sieg gegen Stuttgarter. Das war ein tolles Ergebnis meiner „Blauen“ – dass beim VfB mit Wamangituka und Gonzalez (beide Gelb-Sperre) zwei der Leistungsträger der vergangenen Wochen fehlte, kam Arminia vermutlich entgegen, soll die Leistung, die hinter dem 3:0 steht aber keinesfalls schmälern. Nur ärgerlich, dass die beiden VfB-Helden am Samstag in Freiburg wieder mit von der Partie sind.

Erst nach 1 Uhr nachts kam ich innerlich zur Ruhe und ging ins Bett. Ein ganz kleines Bisschen fühlte sich das Remis gegen Frankfurt wie ein kleiner Sieg an. Ich schlief jedenfalls gut…