18. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen FC Augsburg

Samstag, 28. Januar 2023, 15.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - FC Augsburg *

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Wie in Englischen Wochen üblich, ist das „Nachspiel“ der zurückliegenden Partie zugleich das „Vorspiel“ der kommenden Begegnung.

In der Mixedzone bekam ich Michael Gregoritsch und Matthias Ginter ans Mikrofon. Nach der PK dann auch Christian Streich. Ich schickte die Interviews auftragsgemäß an das Funkhaus Freiburg und die Pressestelle des SC. Hier wurden die kurzen Talks noch am Abend auf den jeweiligen Homepages online gestellt und auch in den Netzwerken veröffentlicht. Das ist für mich persönlich deutlich befriedigender und motivierender als im zweiten Halbjahr 2022, als die Interviews nicht selten irgendwie versandeten oder allenfalls vom Radio als O-Ton-Quelle für die Nachrichten genutzt wurden. So gefällt mir das besser!

Als die Interviews verschickt waren, ging ich zurück zu meinem Kommentatorenplatz, Pressetribüne, Reihe 14, Platz 14, und packte meinen Kram zusammen. Quer durch den VIP-Bereich durfte ich dann auf kürzestem Weg zu meinem Auto laufen. Da warteten schon mein Sohn Ben und sein Klassenkamerad, denen ich Karten gekauft hatte. Ben (14) war auf Süd – Jérôme, mein erwachsener Sohn aus Zürich, bekennender Eintracht-Fan, auf Nord bei diesem Spiel. Auf Parkplatz P4 haben sich die beiden sogar getroffen und kurz miteinander geschwätzt, hat mir Ben erzählt. Ich musste schmunzeln…

Der nächtliche Weg zurück war dann recht lang. Durch einen Verkehrsunfall mit viel Blaulicht drumherum gab es einen langen Stau. Erst gegen 0.30 Uhr waren wir wieder in Bad Krozingen. Ich war natürlich noch voller Adrenalin… Ich schrieb meinen Nachbericht für den baden.fm-Frühstücksclub, produzierte ihn und schickte ihn ans Funkhaus. Danach gönnte ich mir bei DAZN die Zusammenfassung der Mittwoch-Spiele und einen gut gemischten Cuba-Libre mit feinem dominikanischem Brugal-Rum. Gegen zwei Uhr hatte ich dann die nötige Bettschwere.

Trotzdem war um viertel nach sechs – dann klingelt der Wecker meiner Frau und die Kinder werden munter – die Nacht vorbei. Immerhin konnte ich, der Journalist, noch etwas länger in den Federn bleiben. Ich stellte aber den baden.fm-Frühstücksclub an und hörte mir die Erstausstrahlung meines Nachberichtes an. Ich war zufrieden… und schlief anschließend noch einmal kurz ein. Gegen 8.45 Uhr begann dann aber mein Arbeitstag; gewissermaßen anfangs im Homeoffice. Um 9 Uhr war die digitale Pressekonferenz zum bevorstehenden Drittligaspiel der U23 in Aue. Dann fuhr ich ins Verlagshaus, checkte meine E-Mails, regelte das Eine oder Andere und setzte mich schließlich am PC mit dem SC-Tagebuch auseinander. Und da sind wir jetzt…

Übermorgen ist schon wieder Bundesliga, schon wieder Heimspiel, schon wieder SC. Als Gegner kommt der FC Augsburg.

Die Erinnerungen an das Hinspiel sind noch sehr lebendig – mit 4:0 gewann der Sport-Club, total überzeugend, in der WWK-Arena der Fuggerstadt. Der FCA, der da am Samstag auf den SC zukommt, ist aber mit jenem des ersten Spieltags dieser Saison nicht mehr zu vergleichen. Dafür sorgen nicht weniger als fünf Neuzugänge im Team der Gäste und die gute Arbeit des Trainers Enrico Maaßen, dessen Handschrift bei den Augsburgern klar zu erkennen ist. Maaßen, der von BVB II kam, wird in Dortmund hinter vorgehaltener Hand schon als potenzieller Terzic-Nachfolger gehandelt, wenn sich – unabhängig von den Ergebnissen im Tagesgeschäft – die Leistungen der Borussia nicht stabilisieren.

Fast hätte Maaßen mit seinem FCA an alter Wirkungsstätte, beim 4:3 für BVB am vergangenen Wochenende, einen Punkt entführt. Und gestern, gegen Gladbach, gab es einen Augsburger Sieg. Keine Frage, der FCA wird am Samstag ein harter Brocken. „Das wird mindestens so schwer wie heute gegen die Eintracht“, lautete der Tenor bei Trainer Christian Streich und den Spielern gestern Abend mit Blick auf die nächste Aufgabe.

Augsburg spielt freilich vom System her anders als Frankfurt – mit einem klaren 4-4-2. Es wird spannend zu sehen, wie Christian Streich taktisch darauf reagiert. Nach dem gelungenen 3-4-3 gegen Frankfurt könnte es Sinn machen, erneut in einer solchen Formation aufzulaufen – andererseits wäre eine klare Viererkette, also ein 4-4-2 oder ein 4-2-3-1, taktisch die logischere Antwort auf Augsburgs System.

„Chicco“ Höfler hat beim 1:1 gegen Frankfurt leider die fünfte Gelbe Karte gesehen und wird gegen die Augsburger fehlen. Höfler ist ein Spieler, dessen besonderer Wert manchem Fan erst auffällt, wenn er mal fehlt; am Samstag wird das der Fall sein. Yannik Keitel steht Gewehr bei Fuß. Das Mega-Talent aus der Freiburger Fußballschule, inzwischen längst bei den Profis angekommen, muss sich aber etwas mehr in den griff bekommen. In Wolfsburg verschuldete er als Einwechselspieler völlig unnötig den späten Elfmeter, der durch Waldschmidt zum 6:0 führte und gegen Frankfurt kassierte er bei seinem Kurzeinsatz – Yannik Keitel kam erst in der 79. Minute für Maxi Eggestein ins Spiel – kassierte er „Gelb“. Eine Alternative zu Yannik Keitel wäre noch Neuzugang Merlin Röhl, der diese Rolle im zentralen defensiven Mittelfeld natürlich spielen kann und immerhin fünf Millionen Euro gekostet haben soll. Ich denke aber, dass Röhl, der gestern, neben Manuel Gulde als Alternative für die Innenverteidigung auf der Bank saß, noch etwas Adaptionszeit braucht. Ich sehe bei dieser Personalfrage Yannik Keitel ganz klar vorne.

Meine Personal-Prognose für das Augsburg-Spiel sieht wie folgt aus: Flekken – Kübler, Ginter, Lienhart, Günter – Keitel, Eggestein – Doan, Höler, Grifo – Gregoritsch.

Kübler und Höler haben sich eine Berücksichtigung durch ihren starken Auftritt gegen Frankfurt verdient. Am Freitag um 15 Uhr ist Pressekonferenz mit Christian Streich – ich glaube aber kaum, dass der Trainer viel über seine Personalpläne verrät…

Freitagabend geht mein Anlauf auf den 18. Spieltag weiter mit TV-Fußball: DAZN zeigt Leipzig gegen Stuttgart. Also eigentlich Pest gegen Cholera. Aber sehen will ich das trotzdem.

Am Samstagvormittag hat dann Ben mit der U15 der SG Markgräflerland ein Vorbereitungsspiel gegen den FC Freiburg-St. Georgen – im Anschluss fahren wir ins Europa-Park Stadion. Ich hoffe sehr auf den ersten Sieg des Jahres. Mit der Einstellung von gestern Abend könnte er gelingen, auch wenn es schwer wird – schwerer als mancher bei einem Blick auf die Tabelle meinen wird.

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen FC Augsburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.080. SC-Spiel live am Radiomkrofon)

Der Einfachheit halber hier mein Manuskript für den Radio-Kurzbericht von heute Morgen bei baden.fm; Ich hatte die Textdatei zufällig noch im PC:

„Guten Morgen!

Ein verdientes 3:1 stand am Ende eines intensiven Kampfspiels zwischen zwei starken Teams.  33.500 Zuschauer sahen im Europa-Park Stadion eine frühe SC-Führung durch den ex-Augsburger Gregoritsch. Berisha besorgte per Foulelfmeter den Ausgleich und bejubelte seinen Treffer frech und provokativ vor den SC-Fans. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Schon 60 Sekunden später brachte Höler den Sport-Club, nach dem schönsten Angriff des Spiels über Ginter, Gregoritsch und den überragenden Doan wieder in Front.  2:1 – das war die Halbzeitführung der Freiburger. Die wurden nach dem Wechsel noch besser, ließen aber zu viele gute Chancen ungenutzt. Zehn Minuten vor Schluss verhinderte Flekken mit einem Weltklasse-Reflex den möglichen Ausgleich der Gäste. Lienhart machte fünf Minuten vor dem Ende alles klar, als er einen Eckball des gerade eingewechselten Grifo per Kopf ins Netz wuchtete.  Frank Rischmüller, baden.fm“  (Zitatende)

Damit ist das meiste eigentlich gesagt und ich kann direkt zum Nachspiel übergehen.

 

Das Nachspiel

In der Mixedzone folgten launige Interviews mit Kapitän Christian Günter sowie den Torschützen „Lucki“ Höler und Philipp Lienhart. Auch Christian Streich war hörbar ein Stein vom Herzen gefallen. Ich denke mir, dass bei der verspäteten Weihnachtsfeier der Truppe am Abend nach dem Spiel beste Stimmung herrschte.

Auch für mich war es ein erfolgreicher Samstag: Morgens war es auf dem Kunstrasenplatz von Bad Krozingen, wo die U15 der SG Markgräflerland mit meinem Junior Ben als Kapitän vor gefühlt etwa 13 frierenden Zuschauern gegen den FC Freiburg-St. Georgen kickte, zwar bitterkalt, der souveräne 5:0-Sieg unserer Jungs erwärmte aber zumindest die Herzen. Ich übte schon mal meinen Reporter-Job für den Nachmittag, indem ich die nicht anwesenden Eltern über unsere Eltern-WhatsApp-Gruppe  mal wieder mit einem Audio-Ticker versorgte. Danach fuhr ich direkt zum Europa-Park Stadion und erledigte meinen Radio-Job, der mir – welch Wunder bei einem 3:1-Sieg in einem rassigen Spiel – leichter von der Hand bzw. von den Lippen ging, als eine Woche zuvor in Wolfsburg… Als ich nach dem erfolgreichen Kick wieder auf dem Presseparkplatz in meinem Auto saß, erreichte mich die WhatsApp meines Freundes Wolfgang, ob ich auf dem Heimweg nicht auf ein Gläschen Wein vorbeikommen wollte… Da Wolfgang nett ist und seine Weine in der Regel exquisit sagte ich spontan zu, schaute den Sportschau-Beitrag über das SC-Spiel in Wolfgangs Haus in St. Georgen und tauschte mich kurz mit meinem Spezi, der mich unter anderem zum SC-Spiel in Piräus begleitet hatte, feinsten Rotwein trinkend aus, bevor in Bad Krozingen der Familienalltag weiter ging.

Apropos Familie: Ab heute, Montag, 30. Januar 2023, lebt meine Familie mit Wurzeln in Bielefeld, Südfrankreich  und der Dominikanischen Republik, in vier (!) Generationen in „meinem“ Bad Krozingen. Da wäre meine Mutter (91), die seit zwei Wochen in einem Senioren-Pflegeheim der Kurstadt lebt und natürlich fleißig von uns besucht wird. Ich freue mich schon, wenn es wärmer wird in Südbaden, mit ihr durch den Kurpark zu flanieren; sowas gibt es in ihrer Bielefelder Heimat ja gar nicht… Die zweite Generation repräsentiere jetzt mal exemplarisch ich (62). Da Soziologen eine Generation mit 30 Jahren veranschlagen, bildet die dritte Generation meine Tochter Caroline (32), die heute und morgen mit Anhang aus Frankfurt kommend eines unserer Nachbarhäuser bezieht und die vierte Generation gleich mitbringt: Lara, meine kleine Enkelin, eineinhalb Jahre jung, wohnt dann ganz in „Fropas“ Nähe. Ich bin ganz begeistert… Und meine jüngeren Kinder Ben (14) und Amelie (10) erst, die ganz vernarrt in ihre kleine Nichte sind. Wer hätte vor 30 Jahren, als wir in einem kleinen Hotel in Bad Krozingen übernachtet haben, um eine Wohnung in Südbaden zu finden und den berufsbedingten Umzug vorzubereiten, mal familiär so massiv im Heilbad südlich von Freiburg Anker werfen würden? Immerhin fanden wir damals zunächst eine Wohnung in Riegel am Kaiserstuhl, wo wir eine tolle Zeit verbrachten. Es folgte die Zeit in Biesheim im Elsass, dann – für mich alleine – eine vierjährige  Zwischenepisode mitten in  Freiburg, bevor es meinen neuen Arbeitgeber, den WZO-Verlag, nach Bad Krozingen verschlug. Mit meiner zweiten Frau Yoany und dem kleinen Ben in ihrem Bauch folgten wir, zogen zunächst ins Dachgeschoss des neu gebauten Verlagshauses ein und schlugen wirklich Wurzeln hier im Kurort, wo wir seit 2008 sehr glücklich sind – und ab heute als Familie in vier Generationen… ganz schön crazy, oder?

Ein bisschen Fußball habe ich auch noch im heute mal wieder sehr persönlich geratenen SC-Tagebuch. Am Mittwoch erscheint schließlich wieder der ReblandKurier und darin seit 2006 bereits meine allwöchentliche Fußball-Kolumne „SC INTEAM“. Das Manuskript ist bereits fertig und lautet:

SC INTEAM

Nach dem 6:0 in Wolfsburg, einem sportlich besorgniserregenden Start ins Fußball-Jahr 2023, hat sich Bundesligist SC Freiburg gefangen. Zunächst gelang  der Mannschaft, vier Tage nach dem schockierenden „Absturz von Wolfsburg“, durch taktische und personelle Veränderungen ein starker Auftritt gegen den amtierenden Europa-League-Gewinner Eintracht Frankfurt. Das Resultat – 1:1 unentschieden –  schmeichelte den Hessen, denn der Sport-Club war dem Sieg im restlos ausverkauften Europa-Park Stadion  näher als die Gäste. Als Nagelprobe durfte dann das Heimspiel am vergangenen Samstag, 28. Januar, gegen den FC Augsburg betrachtet werden. Das Spiel war gefährlich, da der Name des Gegners weniger schillernd ist als zum Beispiel der der Frankfurter Eintracht und der schlechte Tabellenplatz den FCA vermeintlich zum Außenseiter stempelte. Fakt ist aber, dass die Fuggerstädter in der Winterpause fünf Neuzugänge verpflichtet haben und unter Trainer Enrico Maaßen inzwischen einen richtig guten, wenn auch etwas außergewöhnlichen, Fußball spielen. Beim 4:3 in  Dortmund stand Augsburg vor einem Punktgewinn, das Heimspiel gegen Mönchengladbach konnten die bayerischen Schwaben mit 1:0 für sich entscheiden. Für den SC Freiburg auf der Suche nach der Qualität des Vorjahres deutete sich also ein Stolperstein an, den die Männer von Trainer Christian Streich aber mit großem Engagement in einem rassigen Kampfspiel zweier guter Mannschaften überspringen konnten. Taktisch war Streich der gegen Frankfurt gut funktionierenden 3-4-3-Formation treu geblieben. Personell belohnte er die guten Auftritte von Lukas Kübler und Lucas Höler gegen Frankfurt – beide waren neu in die Startelf gerutscht – mit einer erneuten Berücksichtigung, sodass zum Beispiel für Top-Scorer Vincenzo Grifo zunächst kein Platz im Team war. Der Deutsch-Italiener nahm es klaglos hin und versüßte sich den Nachmittag, indem er seinen Kurzeinsatz gegen Augsburg mit der Flanke zum 3:1 durch Philipp Lienhart krönte. Fazit: Auch wenn nicht alles gelang, hat sich der SC nach dem Fehlstart in Wolfsburg gut erholt. Am kommenden Samstag, 4. Februar, um 15.30 Uhr  in Dortmund(live bei Sky und baden.fm) kommt  es zwischen den punktgleichen Borussen  (Platz vier) und dem  Sport-Club (Platz 5), drei Zähler hinter Spitzenreiter Bayern München,  zu einem veritablen Spitzenspiel. Drei Tage später, am Dienstag, 7. Februar, um 18 Uhr (live bei Sky und baden.fm) geht es bei Zweitligist SV Sandhausen um den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale.  Der Traum von der erneuten Finalteilnahme in Berlin lebt beim SC und seinen Fans … Da kommt die Wiederentdeckung der zunächst vermissten Vorjahresqualität gerade zur rechten Zeit. (Zitatende)

So und jetzt beginnt für mich der Ernst des Lebens beziehungsweise der Zeitungsproduktion: Zwei meiner drei festangestellten Redakteurinnen sind krank, drei verschiedene Lokalausgaben des RK müssen aber irgendwie bis morgen Abend produziert werden. Jetzt schauen mer mal…

Bis demnächst!