19. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, BV Borussia 09 Dortmund gegen SC Freiburg

Samstag, 4. Februar 2023, 15.30 Uhr *

Signal-Iduna-Park, Dortmund *

BV Borussia 09 Dortmund - SC Freiburg *

 

Das Vorspiel

66.500 Zuschauer sahen am Sonntag, 21. Oktober, ab 17.30 Uhr im Westfalenstadion das von Schiedsrichter Alfons Berg geleitete Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem SC Freiburg. Die Borussen spielten mit Lehmann, Kohler, Wörns, Dede, Evanilson, Oliseh, Ricken, Ewerthon, Amoroso, Koller und Sörensen. Beim Sport-Club hatte Volker Finke folgende Startelf benannt: Golz, Diarra, Hermel, Kondé, Kruse, But, Coulibaly, Kehl, Willi, Kobiashvili und Ramdane. Der Sport-Club, der drei Monate zuvor bereits im Ligapokal ein Remis in Dortmund ertrotzt hatte, ging kurz vor der Pause durch Soumaila Coulibaly mit 0:1 in Führung. In der 90. Minute machte ausgerechnet der damalige Freiburger  - später  langjähriger BVB-Kapitän und heute Sportdirektor der Dortmunder - Sebastian Kehl, das 2:0 – dann war Abpfiff. Es ist bis heute der einzige Sieg des SC Freiburg in Dortmund; wobei das nicht hundertprozentig korrekt ist, im Spätsommer 2022 – also noch gar nicht so lange her – durfte ich aus dem Signal-Iduna-Park, dem einstigen Westfalenstadion, den 0:1-Erfolg der Freiburger U23 im Drittligaspiel bei der U23 des BVB im Radio kommentieren; nicht wie sonst häufig auf Bildschirmbasis, sondern live aus dem (weitgehend leeren) Stadion. Auf Bundesligaebene war das angesprochene 0:2 vom Oktober 2001 aber bislang der einzige SC-Sieg in Dortmund und die aktuelle Bilanz in Spitzenspielen auf des Gegners Platz macht auch wenig Mut: In München und Leipzig gab es nichts zu holen für unseren SC und sogar das Hinspiel gegen die Borussen ging -obwohl der Sport-Club die bessere Leistung bot – mit 1:3 verloren. Mark Flekkens Fehlgriff führte, nach verdienter 1:0-Führung durch Michael Gregoritsch (35.), in der 77. Minute zum Torgeschenk für den jungen Joker Bynoe-Gittens. Von diesem Moment an stand der SC unter Schock und kassierte noch zwei Gegentreffer durch Moukoko (84.) und Wolf (88.). Dass das 1:3 der Dortmunder objektiv irregulär war, der VAR aber nicht eingriff, dokumentiert einmal mehr die Überflüssigkeit des VAR, der dem Fußballerlebnis im Stadion schadet. Aber das ist ein anderes Thema.

Zurück zur sportlichen Einschätzung – der SC ist klarer Außenseiter, wenn es am Samstag um 15.30 Uhr vor über 81.000 Zuschauern in Dortmund gegen die Borussia geht. Andererseits mache ich mir mit der Liedzeile „wenn nicht jetzt, wann dann!?“ ein bisschen Mut, schließlich spielt der SC bislang seine erfolgreichste Saison in der Geschichte und Dortmund träumt nach drei Siegen in Folge (mal wieder) davon, die Bayern vielleicht doch noch einzuholen und den Fußballfans in Deutschland ein spannendes Meisterschaftsrennen zu bieten. Dieses wäre freilich nicht weniger spannend, wenn der SC das Spiel gewinnt, denn Dortmund und Freiburg  sind vor dem 19. Spieltag der laufenden Bundesligasaison punktgleich.  Wir Freiburger täten allerdings gut daran, mit der unlängst von Sportvorstand Jochen Saier eingeforderten „Portion Demut“ gen Dortmund zu reisen; es braucht vermutlich eine Top-Leistung, um am Samstag ungerupft aus Westfalen zurückzukehren…

Meine eigene Reise in den Ruhrpott beginnt am Freitagmorgen. Mit dem baden.fm-Corolla düse ich zunächst mal in die Sportredaktion der Zeitung Ruhrnachrichten in Dortmund. Die Kollegen produzieren nicht nur die angesagte Tageszeitung in der Region, sondern verfügen auch über ein Fernsehstudio, in dem sie ein Onlineprogramm produzieren, etwa rund um alle Spiele des BVB. So wird von denen am Samstag eine Art Sportstudio mit diversen Beiträgen im Vorfeld des Spiels gegen den SC Freiburg  ausgestrahlt. Ich bin schon seit ein paar Jahren der anlässlich der Spiele gegen den SC interviewte Freiburg-Experte. Normalerweise läuft das online per Video-Schalte ab, diesmal haben wir uns aber auf einen anderen Ablauf geeinigt. Ich komme am Freitag um 17.30 Uhr zur Aufzeichnung des Talks ins Studio und kann dann ebendort, auf einem großen Bildschirm, das Drittligaspiel der U23 des SC Freiburg gegen die Spvgg. Bayreuth verfolgen und – auf Bildschirmbasis - bei baden.fm in der üblichen Form darüber berichten.

Freitagabend im Dreisamstadion beim Spiel zu sein und dann am Samstagmorgen um 6 Uhr nach Dortmund zu starten, um – ohne Stau, mit dem man ja rechnen muss – zwei, drei Stunden vor dem Spiel vor Ort zu sein, wäre die Alternative gewesen; allerdings die weitaus stressigere Version. So gehe ich Samstagabend relaxt und hoffentlich mit einem Erfolgserlebnis der U23 im Gepäck ins Hotel und kann den Kick der Profis in Dortmund ganz entspannt angehen. Ich denke, dass tut dann auch meiner Leistung am Mikrofon ganz gut. Motto: Der ungestresste Reporter…

Nach dem Spiel begebe ich mich dann schon auf die erste Etappe des Heimwegs, übernachte bei Gießen, auch um möglichst am Sonntag, 11 Uhr zurück in Bad Krozingen zu sein (was aber ambitioniert ist…). Jedenfalls kickt die U15 der SG Markgräflerland mit meinem Junior Ben gegen die SG Hausen aus dem Kreis Lörrach; ebenfalls Landesligist, allerdings in der Hochrhein-Staffel.

Durch den Job in Dortmund verpasse ich leider das Futsal-Finalturnier in Gundelfingen, für das sich die Jungs ebenfalls qualifiziert haben. Na ja, man kann nicht alles haben – aber vielleicht mal wieder ein Pünktchen aus Dortmund??? Oder nach fast 22 Jahren mal wieder einen Sieg? Aber wie gesagt – mit Demut herangehen und die Erwartungshaltung nicht zu hochschrauben. Dortmund hat in Leverkusen super funktioniert.

Mal schauen, was Trainer Christian Streich heute Mittag in der Pressekonferenz zum Besten gibt. Sollte es wicht8ige Informationen enthalten, ergänze ich diesen Text noch. Ansonsten gilt in jedem Fall:

 

Ich kommentiere das Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1081. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Es war ziemlich furchtbar… Ärger über das Ergebnis, einen schlechten Schiedsrichter, Abwehrschwächen in Halbzeit zwei – ziemlicher Fußballhorror am Samstagnachmittag.

Trainer Christian Streich überraschte mit einer neuen und personell anders bestückten Grundformation: 5-3-2 bei gegnerischem Ballbesitz, 3-5-2, wenn der SC selbst angreift. Die wendigen „Lucky“ Höler und „Litz“ Doan sollten dabei die wuchtigen Dortmunder Innenverteidiger Süle und Schlotterbeck auf engem Raum vor Probleme stellen. Im linken offensiven Mittelfeld gab Scorer-König Vincenzo Grifo sein Startelf-Comeback – das klang eigentlich alles nach einem guten Plan…

Klar hatte Dortmund von Beginn an mehr vom Spiel – aber wirkliche Abschlüsse, also Chancen hatte der BVB zunächst nicht. Dafür hatte Guerreiro Glück – und die Nachsicht des Schiedsrichters nebst VAR – dass er in der 6. Minute, nach einem brutalen Foul gegen Höler nur „Gelb“ sah und auf dem Feld bleiben durfte. Die Nachsichtigkeit von Herrn Schröder aus Hannover -nein, nicht Gerd, sondern Robert - bei Fouls der Dortmunder zog sich durch das ganze Spiel. Auch Süles Arm in Hals und Gesicht von Kyereh blieb in der 16. Minute ungeahndet, dafür erwies sich der FIFA-Referee Sekunden später, als strenger Hardliner der Regelauslegung. Adeyemi suchte und fand den Körperkontakt zu Sildillia und ging spektakulär zu Boden. In gewisser Weise war die Szene vergleichbar mit jener zwischen Süle und Kyereh unmittelbar zuvor. Diesmal aber pfiff Schröder und zückte – völlig überzogen – die Gelbe Karte gegen den jungen Franzosen, der ganz abgesehen von der überharten Entscheidung des Unparteiischen sportlich keinen guten Tag hatte und nach seinem kometenhaften Aufstieg vielleicht mal eine schöpferische Pause benötigt. Unzweifelhaft war die zweite Gelbe Karte gegen Sildillia nur 120 Sekunden später: Nachdem Adeyemi ihn getunnelt hatte, wählte Sildillia das taktische Foul und sah folgerichtig Gelb/Rot. Nach nur einer Viertelstunde Spielzeit war der SC also in Unterzahl geraten – und das gegen die in Topform befindliche Borussia aus Dortmund… Die macht weiter das Spiel und übt zunehmend Druck aus – bis dato aber, ohne wirklich Torgefahr heraufzubeschwören. Dann die 25. Minute: Flekken pariert einen Distanzschuss von Süle. Über den Außenpfosten gelangt der Ball ins Toraus – Eckball für Borussia. Der Ball bleibt irgendwie hängen und im Gewühl am und im Fünfmeterraum zeigt ausgerechnet der ex-Freiburger Nico Schlotterbeck die größte Entschlossenheit, legt sich den Ball vor und zieht aus sehr spitzem Winkel ab. Zwischen Flecken und dem ersten Pfosten rutscht die Kugel durch – es steht 1:0. Schlotterbecks Entschlossenheit hätte man sich bei einem der in der Nähe stehenden Freiburger gewünscht und der Torwart macht bei einem Schuss aus spitzem Winkel ins kurze Eck natürlich auch unglücklich aus. Ein Treffer der Kategorie „ärgerlich und vereidbar“.

Kurz darauf sieht Adeyemi Gelb – nur eine Randnotiz, die aber später noch für Aufregung sorgen wird.

Borussia Dortmund hat nach dem Führungstreffer Ballbesitz ohne Ende – aber keine Torchance. Erinnerungen werden wach an das heroische 0:0 in Unterzahl gegen den BVB vor einigen Jahren. Dummer Weise liegt Dortmund aber 1:0 in Front denke ich und habe es kaum zu Ende gedacht, da gelingt dem SC in Unterzahl der erste  gefährliche Angriff der Partie: Wir sind in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Der Freiburger Angriff kommt auch für mich total überraschend, sodass ich meine Erzählungen über zurückliegende Szenen plötzlich mit dem ungläubigen Torschrei beende… Tor! Tor! Tor! Wiederhole ich mich, um es selbst zu glauben. „Litz“ Doan wirbelt dribbelstark in den Strafraum, verliert zwar den Ball gegen Schlotterbeck, doch von dessen Abwehrbein springt der Ball vor die Füße von Höler, der trocken abzieht – Kobel ist chancenlos. Est steht 1:1 – der Halbzeitpfiff. Ich träume wieder von heroisch erkämpften Remis in Unterzahl…

Der Traum dauert nicht lange an. Drei Minuten nach Wiederbeginn spielt Adeyemi Doppelpass mit Bellingham und wird partout nicht attackiert. Also zieht der Nationalspieler einfach mal ab und der Ball zappelt im Tor. Dortmund war wieder vorne.

Drei Minuten später stellt der von einer Hodenkrebserkrankung genesene Haller die Zeichen auf BVB-Sieg. Nach einer scheinbar abgewehrten Ecke von Brandt kommt der Ball zu Guerreiro, der erneut flankt und dessen Ball den völlig frei stehenden Haller erreicht, der per Kopf das 3:1 erzielt.

In der 60. Minute verhindert Adeyemi, der kurz zuvor mit seiner stets Körperkontakt suchenden Spielweise eine Gelbe Karte gegen Kyereh herausgeholt hat, durch ein taktisches Foul einen Freiburger Angriff. Da der Mann Gelb-vorgewarnt ist, müsste es jetzt regelkonform die Gelb-Rote Karte geben, die Schiri Schröder aber stecken lässt, worauf Adeyemi von Trainer Terzic direkt ausgewechselt wird. Christian Streich schimpft – völlig zurecht – wie ein Rohrspatz. Das ist keine Gleichbehandlung!

So nimmt das Schicksal weiter seinen Lauf. Der auffällig starke Brandt kann in der 69. Minute aus der Distanz unbedrängt abziehen. Vom Innenpfosten prallt der Ball ins Netz – 4:1.

Nach einer weiteren Dortmund-freundlichen Entscheidung von Schiri Schröder empfiehlt Streich diesem zum vierten Offiziellen, Patrick Ittrich, gewandt, dann solle der Schiri doch gleich ein gelbes Hemd anziehen. Ittrich funkt das verbale Foul an Schröder und der zeigt dem Freiburger Trainer „Gelb“. Streich ist nach den Geschehnissen so emotionalisiert, dass er kurz einen Applaus andeutet, was dazu führt, dass Schröder ihm noch einmal die Gelbe und dann die Rote Karte zeigt. Das heißt: Innenraumverweis und Spielsperre gegen Stuttgart.

Den Schlusspunkt setzt dann der eingewechselte Reyna, der mit einem Schlenzer durch die Beine von Matthias Ginter zum 5:1-Endstand ins Netz trifft. Mark Flekken konnte den Ball erst spät sehen und kam nicht mehr heran. Und dann war endlich Schluss.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Abpfiff in Dortmund – die Pflicht ruft mich in die Mixedzone. Auf dem Weg dorthin, just vorm Eintauchen in die Katakomben, hält mich ein Ordner auf. Die Mixedzone sei seit Corona hier draußen, erklärt er mir. So stehen wir, gefühlt draußen, faktisch  im Bauch der großen Tribüne, dort wo der Mannschaftsbus des SC steht, ein Feuerwagen – warum auch immer – mit einem Heidenlärm hin und her fährt, Rollwagen über das Kopfsteinpflaster geschoben werden in einem heillosen Tohuwabohu. Wir, das sind drei Hansele auf Freiburger Seite – eine kleine Menschentraube auf jeder der Dortmunder. „Hier, in diesem Lärm, kann man doch kein Radio-Interview führen“ schießt es mir durch den Kopf. Kann ich dann auch nicht, weil schlicht kein Spieler kommt. Irgendwann, nach etwa 20 Minuten Warten im Lärm und im Tohuwabohu, taucht Sportvorstand Jochen Saier auf. Ich bitte ihn zum Gespräch und das gelingt technisch wie inhaltlich ganz gut. Ich weiß zwar, dass jetzt die Spieler nach und nach auf ihrem Weg zum Bus eintrudeln werden, weiß aber auch, dass die PK mit den Trainern vermutlich längst angefangen hat. Deshalb verlassen der BZ-Kollege David Weigend und ich unsere Position und eilen Richtung Pressezentrum. Wir haben Glück, die PK hat sich verzögert – wir verpassen nichts. Sehr geerdet und selbstkritisch gibt mir Christian Streich im Anschluss das obligatorische Interview –  Ich funke die beiden Talks mit Saier und Streich nach Freiburg, dann ist Feierabend.

Ich packe meinen Kram zusammen und fahre zwecks Zwiwchenübernachtung bis ins Hessische. In Lich habe ich einen günstigen Gasthof gefunden, in dem ich die Nacht verbringe. Als ich um 7.30 Uhr am Sonntagmorgen aufwache, kämpfe ich mit mir. Wenn ich um 8 Uhr losfahre, kann ich es schaffen und zum Anstoß des U15-Test-Spiels SG Markgräflerland gegen SG Hausen/Zell in Bad Krozingen zu sein. Oder ich lege mich nochmal hin und schlafe richtig aus, denke ich… Die Vaterliebe siegt, ich dusche schnell, fahre zur nächsten Aral um den baden.fm-Corolla aufzutanken und mir einen Kaffee und ein Sandwich zu besorgen und düse los. Tempomat auf 140 und ab die Post – über die weitgehend leere A5, durch den hessischen Regen Richtung (Wahl-)Heimat. Um 10.58 Uhr parke ich neben dem Kunstrasenplatz in Bad Krozingen ein und begrüße die anderen Eltern der Jugendkicker am gemeinsamen Verpflegungsstand, dessen Erlös in die Mannschaftskasse unserer Jungs fließt. Um 11 Uhr ist Anstoß und um 11.01 Uhr habe ich schon wieder ein Gegentor zu kommentieren; diesmal in der Eltern-WhatsApp-Gruppe der SG Markgräflerland. Am Ende gewinnen unsere Kicker aber verdient mit 4:2. Anders als der SC am Tag zuvor in Dortmund…

Nach dem Spiel fahre ich nach Freiburg, tausche die Autos wieder und treffe meine Familie an. Yoany, meine Frau ist da – sogar mein erwachsener Sohn Jérôme aus Zürich ist „in town“, weilt aber gerade mit seiner kleinen Halbschwester Amelie bei der gemeinsamen Oma im Bad Krozinger Pflegeheim. Nachdem die beiden zurück sind und auch Ben, nach dem Hallen-Finalturnier am Vortag (FFC geschlagen und nach Siebenmeterschießen im Spiel um Platz drei am Ende Vierter im Fußballbezirk Freiburg) und dem Testspiel vom Sonntagvormittag mit muskulären Problemen, fahre ich mit Yoany zu meiner Mutter ins Heim. Sie freut sich und macht den Eindruck, angekommen zu sein in ihrer neuen Heimat. Ob sie weiß, wo sie eigentlich ist, weiß ich nicht. Meine Mutter (91) ist inzwischen schwer dement.

Als bei DAZN der Ball rollt bin ich wieder zu Hause. Zwischen den beiden Sonntagspielen produziere ich den sogenannten Aufsager, also den Nachbericht vom Dortmund-Spiel des SC, für den baden.fm-Frühstücksclub. Dort wird er am Montagmorgen zwei Mal eingesetzt.

Bei der Zweitausstrahlung zwischen 8 Uhr und 9 Uhr am Morgen sitze ich bereits in der Zeitungsredaktion des WZO-Verlags und kümmere mich um die nächste Ausgabe des ReblandKuriers. Dazu gehört auch wieder die Fußballkolumne „SC INTEAM“ – mit einer kleinen Besonderheit: Wenn der RK am Mittwoch erscheint, war ja schon das Pokalspiel in Sandhausen. Darauf muss ich inhaltlich Rücksichtnehmen. Wir werden in der Wochenzeitung zwar auch aktuell in Wort und Bild aus Sandhausen berichten, aber eben nicht im Rahmen meiner Kolumne, denn meine Arbeitskraft gilt beim Pokalspiel ganz dem Radio, also baden.fm. Ich organisiere nur den Rest im Vorhinein. Und an der Kolumne herumzuschrauben, dazu fehlt am Mittwochabend die Zeit. Um 20 Uhr ist Abgabetermin der fertigen Seiten…

Hier also die Kolumne im Wortlaut:

 

SC INTEAM

Gestern Abend hat der SC Freiburg in Sandhausen um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals gekickt. Einen aktuellen Bericht mit Bildern finden Interessierte auf unserer Seite „Aus der Regio“. Diese Kolumne fokussiert die Bundesliga und entstand im Übrigen, aus technischen Gründen, vor dem Pokalspiel.

In der Bundesliga muss sich der SC Freiburg nach 19 Spielen kritisch hinterfragen. Wie kann es sein, dass die Mannschaft, die im ersten Teil der Saison so  spektakulär auftrumpfte, in den letzten beiden Bundesliga-Auswärtsspielen  zur „Schießbunde“ verkam und sechs, respektive fünf, Gegentore kassierte? Nach dem Debakel von Wolfsburg schien das Dilemma aufgearbeitet und die Problematik vom Tisch zu sein. In den Heimspielen gegen  Frankfurt und  Augsburg stimmten  Leistung und Ertrag, wobei das Remis gegen die Eintracht sehr schmeichelhaft für die Gäste war. Der SC schien wieder auf Kurs zu sein, doch dann kam das Spiel in Dortmund … Die Partie im ausverkauften Signal-Iduna-Park (81.365 Zuschauer) hatte vier Wahrheiten:

 1. Borussia Dortmund ist aktuell in Topform und war auch  gegen den SC Freiburg bärenstark.

2. Schiedsrichter Robert Schröder bewertete die Mannschaften unterschiedlich; gegen den SC pfiff er penibel streng – bei Borussia entschied  er nachsichtig und großzügig – beides durchgehend und auch in spielentscheidenden Szenen.

3. Durch dem frühen Platzverweis gegen Kiliann Sildillia (17. Minute) geriet der Sport-Club früh personell in Unterzahl. Das von den Zuschauern erhoffte Spitzenspiel auf Augenhöhe konnte es so nicht werden. In der ersten Halbzeit konnte der SC noch halbwegs mithalten und sogar den Ausgleich erzielen. Der optisch überlegene BVB kam kaum zu nennenswerten Abschlüssen.

4. In der zweiten Hälfte wurden Schwächen beim SC Freiburg offenbar: Der BVB schraubte den Ballbesitz auf 76 Prozent und bei den Gegentreffern war das Abwehrverhalten der Freiburger mangelhaft, sonst wären zwei oder drei dieser Tore nicht gefallen. Sämtliche Einwechslungen des SC blieben in Dortmund ohne jeden positiven Effekt.

Trainer Christian Streich muss mit seinem Trainerteam und vor allem mit seinen Schützlingen einmal mehr in Klausur gehen. Am Samstag steht mit dem Baden-Württemberg-Derby gegen den abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart ein richtungsweisendes Spiel an. Ebenso wie eine Woche später beim in seinen letzten vier Heimspielen jeweils siegreichen VfL Bochum. Um sich im oberen Tabellendrittel zu etablieren, also auf den für die internationalen Wettbewerbe so wichtigen Top-6-Plätzen, müssen Siege her. Damit ist die Aufgabenstellung der nächsten Wochen klar...   (Zitatende)

 

Morgen, am Dienstag, steht also das Pokalspiel in Sandhausen auf dem Programm. In Kaiserslautern und gegen St. Pauli benötigte der SC die Verlängerung, um jeweils denkbar knapp mit 2:1 zu gewinnen. Es gibt also überhaupt keinen Grund, von einem Spaziergang durch den Hardtwald zu träumen. Das kann ganz knapp, ganz eng werden, zumal mit zwei Auswärtsspielen mit elf Gegentoren im Rücken. Seine Mannschaft habe die Chance, etwas Großes zu erreichen – das Viertelfinale im DFB-Pokal… Nach den Erlebnissen beim Halbfinale in Hamburg und beim Finale in Berlin sei der Ehrgeiz seiner Jungs besonders groß, dem Finale 2023 durch einen Sieg in Sandhausen einen Schritt näher zu kommen, ließ Streich heute auf meine Nachfrage verlauten. Der Trainer verriet außerdem: „Wie schon gegen St. Pauli wird auch morgen in Sandhausen Noah Atubolu zwischen den Pfosten stehen.“ Ansonsten spiele das vier Tage später anstehende Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart bei den Personalfragen keine Rolle; „wir brauchen da jetzt keine Belastungssteuerung“, so der Trainer. Weitere Einzelheiten zu seinen Planungen für das Spiel im Nordbadischen verriet der Trainer nicht. Er wolle, dass seine Mannschaft eine starke Leistung auf den Platz bringt und wenn das gelänge müsste es für einen Sieg reichen.

Seit dem Viertelfinalspiel der Vorsaison in Bochum, gehört der DFB-Pokal auch zu den Aktivitäten der Fußballinteressierten aus unserem Rotary Club Bad Krozingen. Ähnlich wie damals bin ich morgen Beifahrer im Auto von meinem Chef und rotarischen Freund Andreas, mit dabei sind auch Norbert und Uwe, ebenfalls aus unserem Serviceclub. Wir werden nicht nur zum Spiel in Sandhausen fahren, sondern auch vor Ort übernachten und hoffentlich – wie letzte Saison in Bochum und Hamburg – einen Sieg feiern. Es kommen noch mehr Rotarier aus dem Bad Krozinger Club nach Sandhausen, die fahren aber nach dem Spiel wieder zurück oder besuchen Verwandte in Heidelberg, wenn ich das richtig verstanden habe. Wir vier fahren jedenfalls um 13 Uhr ab WZO-Verlagshaus nach Nordbaden.

Wie viele SC-Fans sich morgen auf den Weg machen, ist nicht ganz klar. Der SV Sandhausen gewährte dem SC das doppelte Gästekontingent. So gingen für den Gästeblock über 3.000 Karten an den Gastverein und seine Anhänger. Der Gastgeber hat aber auch Plätze auf den neutralen Blöcken online für jedermann angeboten – da werden auch viele, vielleicht sogar sehr viele zugegriffen haben. Es dürfte so etwas wie ein Heimspiel für den SC werden. Ich bin gespannt – auf die Kulisse und auf die Reaktion der Mannschaft nach dem ernüchternden 1:5 in Dortmund. Auch Sandhausen muss eine 0:4-Schlappe verdauen, am Freitag gegen Darmstadt war scheinbar nichts zu machen. Dabei hatte die Mannschaft von Trainer Alois Schwarz noch eine Woche zuvor „meine“ Arminia in Bielefeld besiegt. Ich fürchte, das wird richtig schwer für den SC morgen – immerhin hat der SVS den höherklassigen SCF 2016 schon einmal aus dem Pokal geschossen; im Dreisamstadion war es, im Elfmeterschießen hatte der Zweitligist den Bundesligaaufsteiger besiegt. Er habe damals wohl zu viele Spieler aus der zweiten Reihe eingesetzt, erinnerte sich Christian Streich heute, angesprochen auf die damalige Niederlage. Ein Fingerzeig, dass es morgen außer Atubolu wohl kaum ein Spieler aus der zweiten Reihe in die Startelf schaffen wird?