19. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Borussia Dortmund gegen SC Freiburg

Freitag, 14. Januar 2022, 20.30 Uhr *

Signal Iduna Park, Dortmund *

Borussia Dortmund - SC Freiburg *

 

Das Vorspiel

Bereits am Freitag steht der Kick unseres SC bei Borussia Dortmund auf dem Programm. Heute ist erst Mittwoch, ich mache mich aber schon in Kürze auf den Weg Richtung Westfalen. Mit der Übernachtungsstation Frankfurt geht es nach Westfalen - zunächst natürlich nach Bielefeld. Dort hoffe ich "das Vorspiel" am iPad oder in einem Internet-Café fortsetzen zu können, denn bislang gibt es noch nicht so viel zu erzählen... Ich wollte den Text aber schon mal anlegen und anklickfähig machen, damit es dann "auswärts" schneller geht. 

Freitag, 16 Uhr, Café Knigge, Bielefeld, Bahnhofstraße. Ich sitze im Condi, das ist der Gastraum im ersten Stock, mit Fensterfront und Blick auf die Fußgängerzone. Vor 40 Jahren haben wir hier nachts heimliche Feten gefeiert - mit Alk und Süssgebäck, weil der Junior des Hauses, Wölfi, heute in Thailand zuhause, einer meiner engsten Freunde war und gefühlt noch immer ist. Der Kontakt ist halt eingeschlafen. Lang, lang ist es her... 

Den ganzen Vormittag  habe ich in meinem Elternhaus vergeblich versucht, Zugriff auf das "backend" meines Tagebuchs zu bekommen. Jetzt sitze ich hier im Café herum und es geht mir wie einst King Boris in der aol-Werbung... Ich bin drin. Eigentlich hatte ich nur aus Langeweile noch einmal einen Versuch gestartet - surprise, surprise - diesmal mit Erfolg. Die Kombination aus meinem Namen in der passenden Schreibweise und einem der vielen Passwörter, die mir durch den Kopf schwirrten, hat plötzlich gepasst. Man muss wissen, dass ich am pc in meinem Büro den Zugang gespeichert habe und nicht händisch ausfüllen muss. Das ist gefährlich....

Aber jetzt kann ich ja alles mitteilen, was ggf. mitteilenswert ist. Um 17.30 Uhr will ich von Bielefeld nach Dortmund fahren. Zwei Stunden vor dem Spiel sollte ich dann am und im Stadion sein und werde Zeit genug haben, um die Technik einzurichten und auszuprobieren. Wenn es ein Problem gibt, kann ich dann noch ganz entspannt mit der IT-Abteilung vom BVB sprechen, um eventuelle Probleme zu lösen - aber Dortmund hat eigentlich technisch immer gefunzt. Fußballerisch eher weniger:  Die Bilanz bei Auswärtsspielen in Dortmund ist niederschmetternd. Und dass unser Top-Torwart Mark Flekken und unser Top-Innenverteidiger Nico Schlotterbeck weiter ausfallen, dämpft meine Erwartungshaltung vor dem heutigen Kick.

Andererseits hat Christian Streich völlig recht, wenn er daran erinnert, dass der SC in der jüngeren Vergangenheit speziell mit den ganz großen Herausforderungen stets recht gut umgegangen ist - die Leistungen gegen die "Großen", also gegen Bayern, Dortmund, Leipzig oder Leverkusen waren in der Regel bemerkenswert. Meistens auch die Ergebnisse. Das macht etwas Mut vor dem heutigen Spitzenspiel des Tabellenzweiten gegen den Vierten. Ich werde mich überraschen lassen....

Gefeiert wird ergebnisunabhängig - und zwar morgen, am Samstag, der 90. Geburtstag meiner Alten Dame.
Trotzdem will ich natürlich morgen auch Bundesliga schauen. Da Arminia erst am Sonntag kickt, am besten die Sky-Konferenz. Ich habe aber auch da ein Problem mit Passwörtern. Meine Sky Go-App auf dem Tablet muss aktualisiert werden. Für diesen Vorgang will Apple ein Passwort für meinen Apple-Account... und da liegt das Problem.... zur Identitätsprüfung wollen die dann eine hinterlegte Handynummer wissen. Hinterlegt ist aber - warum auch immer - jene von meiner Frau. Die kriegt dann einen Code zugeschickt, den ich dann  telefonisch daheim erfrage und eintrage. Im nächsten Schritt wird dann wieder das Passwort verlangt. die spinnen, die Amis. Du drehst Dich im Kreis.

es wäre schön, wenn sich auch der stolze BVB heute Abend ein wenig im Kreis dreht, schwindelig gespielt  von unsrem SC Freiburg...

ich kommentiere das Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen SC Freiburg heute Abend ab 20 Uhr live in der baden.fm- Bundesligashow...

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.035 SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Ich hatte ehrlich gesagt kein gutes Gefühl vor dem Auftritt beim BVB – und sollte recht behalten. Der SC musste in Dortmund weiter auf zwei wichtige Elemente seiner bis Freitag als beste Defensive der Bundesliga geltende Abwehrformation verzichten: Stammkeeper Mark Flekken weilte nach wie vor in Corona-Quarantäne, ein anderer Covid-Patient, der wohl beste Innenverteidiger im Kader, Nico Schlotterbeck, hatte nach seiner Genesung noch Trainingsrückstand und war genauso wenig im Kader, wie sein an einem Magen- und Darminfekt laborierender älterer Bruder Keven. Da mit dem Talent Kiliann Sildillia ein weiterer Innenverteidiger in Covid-Quarantäne weilt, stellte sich die Abwehr praktisch von selbst auf: Viererkette mit Philipp Lienhart und Manuel Gulde als einzige verbliebene Innenverteidiger. Das Problem war diesmal aber nicht die Ersatz-Besetzung der Torwartposition oder die – durchaus prominente, wenn auch erzwungene - Zusammensetzung der Abwehrformation, sondern das „große Ganze“. Die erste Halbzeit im Signal-Iduna-Park  war ein Freiburger Offenbarungseid, der gar keine Freude bereitete… Nicht ein einziges Mal kam der SC gefährlich vor das Dortmunder Tor. Schwache Tagesform bei einigen Offensivkräften, wie Grifo, Jeong oder Sallai, war aber nicht der einzige Grund dafür. Insgesamt war das Spiel des SC schon „gegen den Ball“ nicht gewohnt engagiert und griffig. Das ständige, den Gegner nervende Anlaufen, die daraus resultierenden aggressiven Tacklings – das alles, was Fußball-Freiburg eigentlich stark macht, fand nicht statt. Entsprechend selten waren überraschende Ballgewinne und Entfaltungsräume in der Offensive. Und im eigenen Strafraum ließ sich der SC zweimal ganz unspektakulär abkochen:

Eckball Brandt von links, Kopfball Meunier – 1:0 in der 14. Minute.

Eckball Brandt von rechts, Kopfball Meunier – 2:0 in der 29. Minute.

Statt Superstar Haaland mutierte der belgische Außenverteidiger Meunier zum Kopfballungeheuer.

Ich saß auf meinem Reporterplatz im gähnend leeren Stadion und erinnerte mich – der SC hatte gegen Bielefeld auch 2:0 geführt und dann 2:2 gespielt, ganz zu schweigen von dem 3:4-Auswärtssieg nach 3:0-Rückstand vor einigen Jahren in Köln… Und die Dortmunder selbst hatten es doch jüngst in Frankfurt vorgemacht, 2:0 zurückgelegen und dann doch noch mit 2:3 gewonnen. Das geht… Solche Gedanken im Kopf musste ich mit ansehen und in der Schlussreportage der ersten Halbzeit live kommentieren, wie Erling Haaland unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff mit dem 0:3 alles klar machte. Dahoud hatte Höler im Mittelfeld den Ball weggespitzelt, über Bellingham kam der Ball zum blonden Büffel aus Norwegen und der fackelte nicht lange. Es stimmt schon, der SC war der Borussia in der ersten Halbzeit haushoch unterlegen…

In der zweiten Hälfte konnten die Freiburger den desaströsen Eindruck der ersten 45 Minuten zum Glück ein wenig verwischen. Das gelang durch entschlosseneres Anlaufen, durch mehr Frische, eingebracht von den eingewechselten Offensivkräften Kevin Schade und Ermedin Demirovic, die nach er Pause für die enttäuschenden Vincenzo Grifo und Wooyeong Jeong ins Spiel gekommen waren. Freilich hatte der BVB im Vorgefühl des sicher scheinenden Sieges einen Gang zurückgeschaltet. Freiburg gab jetzt aber Gas. In der 61. Minute war der SC dann wieder SC: Ballgewinn im Mittelfeld, ein schöner, flinker Vorstoß von Kevin Schade, Pass auf Roland Sallai, der scheitert mit seinem Schuss an Keeper Kobel, den Abpraller kann Ermedin Demirovic aber zum 3:1 versenken und so verkürzen. Jetzt spielt der SC eine Zeit lang ganz gut mit. In der 74. Minute glänzt einmal mehr der auffällige Kevin Schade, dribbelt, zieht ab und zwing Kobel dazu, sich ganz lang zu machen, um den platzierten Flachschuss zu parieren. Fast das 3:2 – sollte hier doch noch etwas gehen für den SC? Hatte Borussia zu früh den Schongang eingelegt und kam nun nicht mehr auf Touren? Das waren Gedanken, die mir blitzartig durch den Kopf gingen – Das wäre doch eine Sensa… bumms, aus der Traum… Im direkten Gegenzug nach der guten Chance von Kevin Schade, beendet Borussia Dortmund jede aufkommende Träumerei in Rot-Weiß. Der BVB gewinnt im Mittelfeld durch Dahoud den Ball und zeigt schnelles Umschaltspiel par excellence… Pass auf Haaland und der Norweger macht, was er am besten kann: Tore schießen. 1:4 in der 75. Minute; die endgültige Entscheidung – der k.o.-Schlag für „meinen“ SC. Was auf dem Spielfeld folgt hat seitens der Gäste etwas von Kapitulation. Viel zu leicht kombiniert die Borussia den SC auseinander, macht in der 86. Minute durch einen ihrer Besten an diesem Abend, Mo Dahoud, das 5:1.

Es war eine bittere Lektion für den SC Freiburg, der viele seiner sonst so überzeugenden Trümpfe stecken ließ und gegen gut aufgelegte Borussen auch in der Höhe verdient mit 5:1 verlor.

 

Das Nachspiel

Verstimmt und etwas fröstelnd trat ich den Rückzug an. Gegen Mitternacht traf ich bei „Muttern“ in Bielefeld-Jöllenbeck ein. Am Samstag feierten wir in kleinem Kreis den 90. Geburtstag meiner „alten Dame“. Zwei Stunden lang nahm ich mich freilich raus aus dem Festgeschehen und verfolgte auf „Omas“ großem Fernseher das Spiel der U23 gegen Drittliga-Übermannschaft 1. FC Magdeburg.  Die baden.fm-Hörer informierte ich planmäßig in vier Kurzberichten über das Spielgeschehen. Ich muss sagen: Trotz der 2:3-Niederlage lachte mir das Herz. Die „SC-Bubis“ machten richtig Spaß. Der Einfachheit halber mache ich mal „copy and paste“ mit meinem Kurzbericht für den ReblandKurier:

 

U23 – Gala ohne Punkte

Freiburg - Magdeburg 2:3

Freiburg. 70 Minuten lang bot die U23 des SC Freiburg gegen den souveränen Tabellenführer 1. FC Magdeburg seine mutmaßlich beste Saisonleistung. Vor 500 Zuschauern im Dreisamstadion und einigen hunderttausend  Fernsehzuschauern – die Partie wurde nicht nur von Magenta-TV, sondern auch vom MDR live übertragen – war der SC-Nachwuchs über eine Stunde lang die bessere Mannschaft, die mehr und deutlich  bessere Torchancen hatte als Zweitligaaspirant Magdeburg. Die Gäste waren nach einem „Messi-Solo“ von Ceka mit ihrer ersten Torchance überhaupt, in der 20. Minute überraschend in Führung gegangen. Der erst 17-jährige Drittliga-Debütant Baur glich 12 Minuten später zum 1:1-Halbzeitstand aus. Ein Doppelschlag von Obermair (70.) und Condé (74.) brachte den Top-Favoriten auf die Siegerstraße. Der Anschlusstreffer von Lars Kehl in der Nachspielzeit bedeutete nur noch Ergebniskosmetik. Vor dem Gastspiel am Freitag bei der U23 von Borussia Dortmund, macht der starke Auftritt dem SC-Nachwuchs trotz der Niederlage gegen den Topfavoriten Hoffnung. (fr) – Zitatende.

 

Zum Abschluss des runden Geburtstags gab es noch einen gepflegten Restaurantbesuch mit „Muttern“. Da diese ihr Abendessen gerne schon um 18 Uhr einnimmt und spätestens um halb acht das Bett aufsucht, mischte ich mich in Bielefeld-City noch ein wenig unter die Leute – was in Corona-Zeiten allerdings auch kein endloses Vergnügen ist. Um 23 Uhr lag ich im Bett und schlief der für morgens früh angesetzten Heimfahrt entgegen.

Den Morgen und den Vormittag verbrachte ich auf der Autobahn. Den Sonntagnachmittag dann auf dem heimischen Sofa.

Am heutigen Montag hatte mich dann der Alltag wieder, sprich Zeitungsproduktion im WZO-Verlag. Dabei entstand auch wieder meine Zeitungskolumne für den ReblandKurier:

 

SC INTEAM

Mehr noch als das klare 5:1 und die frostigen Januar-Temperaturen, ließ die Leistung der Gäste vor 750 Zeitzeugen im riesigen Dortmunder Stadion den Freitagabend als unangenehm erleben. Flekken-Ersatz Benjamin Uphoff strahlte nach einen beiden „Patzern“ gegen Bielefeld in seinem zweiten Bundesligaeinsatz alles andere als Sicherheit aus. Ein Harakiri-Pass im Spielaufbau und ein harmloser Distanzschuss, den der Keeper völlig überraschend nicht festhielt, sondern nach vorne abprallen ließ, dürften seine Vorderleute kaum in Sicherheit gewogen haben. Eben diese Vorderleute ließen sich bei zwei Eckbällen von Brandt auf den Kopf von Meunier düpieren, wodurch es schnell 2:0 für Borussia stand. Es ist Spekulation, ob der großgewachsene und wuchtige Nico Schlotterbeck in diesen Situationen eine Hilfe gewesen wäre – es könnte aber durchaus sein. Die entscheidenden Schwächen in Dortmund offenbarte der SC allerdings nicht im und am eigenen Strafraum, sondern – besonders in der ersten Halbzeit – im fehlenden Mut. Als Basis für eigenes Erfolg versprechendes Agieren mangelte es im Spiel gegen den Ball am sonst üblichen unaufhörlichen Anlaufen des Gegners und entschlossenen Tacklings. Christian Streich spricht in diesem Zusammenhang gerne von „Frustrationstoleranz“, die man gegen fußballerisch übermächtige Gegner bei dieser Spielweise aufbringen muss.  Eigene Räume für aussichtsreiche Angriffe ließen sich ohne diese Basis nur höchst selten finden. So hingen die Offensivkräfte, wie Sallai, Grifo, Jeong und Höler meist in der Luft, blieben stumpf und wirkungslos. Der für Freiburg demoralisierende 0:3-Halbzeitstand ließ den BVB einen Gang zurückschalten. Die für den SC eingewechselten Demirovic und Schade sorgten nach dem Wechsel für Belebung im Freiburger Offensivspiel. „Demi“ gelang der Anschlusstreffer, Schade hätte fast auf 3:2 verkürzt – Torwart Kobel rettete mit einer tollen Parade – bevor Haaland im Gegenzug aufkeimende Freiburger Hoffnungen zerstörte.

Der SC hat heute Abend ab 20.30 Uhr im DFB-Pokal bei 1899 Hoffenheim (live bei Sky und baden.fm) die Chance, in einem anderen Wettbewerbe und vermutlich mit einer anderen Mannschaftsaufstellung, vieles besser zu machen und den schlechten Eindruck vom Dortmund-Spiel zu korrigieren. (Zitatende)

 

Jetzt ist es Montagabend und ich stehe kurz vor dem Feierabend. Morgen starte ich schon wieder das Pokal-Tagebuch für Hoffenheim. Schauen wir mal, ob der SC dann wieder funktioniert oder ob wir in eine Krise „reiten“. Ich hoffe, nicht!!!