19. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen SC Paderborn

Samstag, 25. Januar 2020, 15.30 Uhr *

Schwarzwald-Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - SC Paderborn *

Das Vorspiel

Das letzte Mal als der SC Paderborn in Freiburg angetreten ist, waren die Rollen ähnlich klar verteilt, wie am Samstag; nicht ganz so klar, weil die Platzherren - anders als tabellarisch in diesem Jahr - genau wie die Ostwestfalen,  Woche um Woche gegen den Abstieg kämpfen mussten, aber Favorit war damals auch das Team aus dem Schwarzwald. Dummer Weise gewann Paderborn damals mit 1:2 und am Ende der vermaledeiten Saison stieg sowohl die Nr. 2 aus Ostwestfalen als auch die Nr. 1 aus Baden-Württemberg in die 2. Liga ab. Das war bitter und am Spieltag selbst war es besonders bitter für mich, war und bin ich doch „Ein Armine beim SC Freiburg“, wie die Bielefelder Zeitung Neue Westfälische mal getitelt hat und Arminia ist in Ostwestfalen die (außer in Paderborn) unumstrittene Nr. 1. Natürlich ist diese Aussage in der aktuellen Situation genauso frech, wie wenn die Stuttgarter als Zweitligist herkämen und sich als „Nr. 1 in Baden-Württemberg“ bezeichnen würden aber das sind ja eh nur Frotzeleien und Wortspiele. In jedem Fall verbinde ich mit dem SC Paderborn durchaus Sympathie, vor allem aber eine Menge Erinnerungen. Ich habe zum Beispiel mein letztes Spiel als Arminia-Reporter von Radio Bielefeld anno 1993 aus Paderborn übertragen, freilich noch aus dem alten Stadion am Hermann-Löns-Weg im Paderborner Ortsteil Schloss-Neuhaus. In jedem Fall hat Arminia damals gewonnen beim SCP – oder täusche ich mich? Eigentlich haben die immer gewonnen gegen Paderborn... Es war jedenfalls ein stimmungsvoller Abschied am Ende meiner Zeit in Ostwestfalen, die ja mit der Geburt begonnen hatte und dann mit 33 Jahren ein Ende fand.

Viel jünger ist die Erinnerung an den Wiederaufstieg des SC Freiburg vor ein paar Jahren im Wellblechpalast namens Benteler-Arena zu Paderborn. Und letzten Sommer der abermalige Sieg unserer Jungs an der Pader. Am zweiten Spieltag war es und der SCP stellte an jenem Nachmittag eigentlich die bessere Mannschaft, vergab aber eine Unzahl von guten Tormöglichkeiten, während unser Sport-Club seine wenigen Chancen meistens nutzte. Ich glaube vier Chancen, drei Tore waren das damals. So konnte die frühe Führung der Paderborner gedreht werden. Individuelle Fehler in der Abwehr der "anderen" Ostwestfalen halfen mit.

Die Zusammenfassung des Hinspiels weist darauf hin, wie es in den Partien noch immer läuft, beim SC Paderborn: Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart, der ein bisschen so aussieht als habe er seinen 30 Tonner Diesel gerade an der nächsten Straßenecke abgestellt – und ich meine das nur nett und voller Respekt und Sympathie – spielt eigentlich immer gleich: gnadenlos offensiv; geradlinig, blitzschnell und mit einer stets sehr hohen Ausbeute an Torchancen. Egal gegen wen... Drei Tore in Dortmund und zwei gegen den FC Bayern belegen das. Wären sie auch nur ein bisschen effizienter, könnten die "Paddelköppe"  in der Bundesliga viel besser stehen. Übrigens auch, wenn sie nicht immer wieder individuelle Fehler im Abwehrverhalten machen würden - wobei ich hier tatsächlich ein Qualitätsproblem des Bundesligaschlusslichts sehe. Die Chance für die Gegner der Paderborner und am Samstag auch für unseren SC Freiburg besteht darin, den Paderborner Sturmlauf taktisch geschickt auszubremsen und auf der anderen Seite, die sich bietenden Chancen eiskalt zu nutzen – hocheffizient zu sein, wie im Hinspiel und wie auch letzte Woche in Mainz.

Ich habe kurz vor Weihnachten, es war Sonntag, der 22. Dezember, live im Stadion den 2:1-Sieg von Paderborn gegen Eintracht Frankfurt gesehen. Natürlich wirkte der SCP gegen damals ausgepowerte Frankfurter frischer und lauffreudiger und doch hätte Frankfurt mit etwas mehr Effizienz vopr dem gegnerischen Tor das Spiel gewonnen.

Wenn es um die Stärken des SCP geht, kommt noch etwas dazu: Paderborn gibt nie auf und Paderborn gibt immer Vollgas. Durch meine häufigen Besuche bei meiner Mutter in Bielefeld habe ich öfter mal die Chance den SCP live im Stadion zu sehen. Im September war es gegen Bayern der Fall. Der Favorit aus der Isarmetropole ließ zunächst viele Chancen liegen, führte dann aber doch nach einer knappen Stunde mit 0:2. Und Paderborn? Die boten, als sei nichts passiert, Powerfußball nach vorne – 1:2, das Stadion bebte, dann Bayerns 1:3… War es das? Mitnichten! Paderborn stürmte weiter, schoss das 2:3 und stand in der Schlussphase kurz vor dem möglichen Ausgleich.

Also, Sport-Club: Der Gegner am Samstag spielt einen ungewohnten Fußball und er gibt nie auf, egal was auf der Anzeigentafel steht. Also wachsam sein und bleiben!

Beim SC Freiburg hat Christian Streich nach dem tollen Sieg von Mainz nun die Qual der Wahl. Höfler hat seine Sperre abgesessen und könnte seinen Stammplatz wieder einnehmen. Oder belohnt Streich Abrashi für die starke Leistung in Mainz? Ich vermute, „Chico“ spielt und Amir muss zurück auf die Bank. Nationalspieler Waldschmidt hat Verletzung und Grippe auskuriert – kann er gegen Paderborn schon eine Rolle spielen? Ich denke schon – aber wenn, dann von der Bank aus. Gespannt bin ich, ob Shanghoon Kwon seine starke Leistung vom Mainz-Spiel wiederholen kann. Daran, dass er in der Startelf steht, habe ich keine Zweifel. Auch Grifo scharrt mit den sprichwörtlichen Hufen. Ich denke, „Vince“ kommt in die Startelf, wenn Streich das System ändert und 4-4-2 spielt: mit Höler und Petersen als Doppelspitze und Waldschmidt als Backup auf der Bank. Dann könnte im Vierermittelfeld Kwon die rechte und Grifo die linke Bahn besetzen. Dann müsste freilich einer der Innenverteidiger vom Mainz-Spiel auf die Bank. Koch dürfte gesetzt sein – die Frage ist dann Gulde oder Heintz, wer bekommt das Vertrauen? Bleibt es beim in Mainz erfolgreich praktizierten 3-4-3 hat „Vince“ eher schlechte Karten für einen Startelfeinsatz. Andererseits: Grifo und Waldschmidt als Einwechselspieler für die letzten 20, 30 Minuten – das hat in Düsseldorf schon mal den Sieg gebracht in dieser Saison.

Unterm Strich bleibt stehen: Der Kick gegen Tabellenschlusslicht Paderborn ist weitaus heikler als sich das so mancher in Südbaden vorstellt. In Dortmund führte Paderborn schon zur Halbzeit mit 0:3 und hatte eine weitere Hundertprozentige, bevor Borussia zum Anschluss und am Ende noch zum 3:3-Remis kam.

Natürlich geht es auch darum, wie unsere Freiburger Jungs die Lobeshymnen nach dem Mainz-Spiel verarbeitet haben und wie sie mit der Chance umgehen, durch einen Heimsieg gegen Paderborn eine „außergewöhnlich gute Ausgangsposition für den Rest der Saison“ (Streich) schaffen zu können.

Mein persönlicher Vorlauf ist relativ unspektakulär. Es gibt viel Arbeit im Verlag. Morgen werde ich die Akkreditierungen für Samstag (Hoffenheim gegen Leverkusen) und Sonntag (Köln gegen Freiburg) bestellen und damit meine Auswärtsreise für das übernächste Wochenende fußballtechnisch regeln. Freitagabend ist Jahresfeier der D1-Junioren vom FC Bad Krozingen mit Bowling in Staufen. Blöd, dass ich eine Karte bestellt hatte, um mit unserem Rotary-Club zum Eishockeyspiel EHC Freiburg gegen Dresden zu gehen. Das muss ich jetzt ausfallen lassen, denn Familie geht vor und beim Bowling sind wir natürlich alle dabei. Die DAZN-Übertragung von Dortmund gegen Köln rundet den Abend ab. Das Dschungel-Camp hat seinen Reiz verloren, seit Anastasya und die Giftspritze Elena rausgewählt wurden. Schon als Toni Trips weg war, habe ich nur noch mit einem Auge hingeschaut und inzwischen schlafe ich bei den Folgen regelmäßig ein. Wobei ich die Sendung primär wegen der Sprüche aus der Feder von Micky Beisenherz schaue. 

Am Samstag kann ich dann ausschlafen und gegen Mittag in aller Ruhe zum Schwarzwald-Stadion fahren. Ich hoffe, die Jungs machen es besser als vor ein paar Jahren – nein, ich bin eigentlich sicher, dass sie das tun…

Ich übertrage das Spiel SC Freiburg gegen SC Paderborn am Samstag ab 15 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 965. SC-Pflichtspiel als Livereporter im Radio)

Gegen Aufsteiger Paderborn – bis Samstag Schlusslicht in der Fußball-Bundesliga – ist aus Freiburger Sicht der „worst case“ eingetreten. Trotz Heimrecht, trotz Überzahl in der letzten halben Stunde und trotz der „Chance, eine außergewöhnlich gute Ausgangsposition für die Restsaison“ zu erreichen, hat der Sport-Club gegen die Ostwestfalen „verkackt“. 0:2 für den SCP hieß es am Ende der 90 Minuten.

Viele Anhänger der Freiburger fielen am Ende des Spiels aus allen Wolken, hatten mit diesem Spielausgang nicht gerechnet.

Meine Skepsis war bestätigt worden. Dass Paderborn ein oder zwei Treffer erzielt, stand zu erwarten, das hatte ich vor dem Anpfiff noch hellseherisch angekündigt und darauf hingewiesen, dass es darum ginge, die eigenen Chancen zu nutzen, weil Paderborn hinten Schwächen hat. Vor diesem Hintergrund hatte ich live im Radio auf einen 4:2 Sieg getippt.

Den hätte es auch geben können, wenn der SC vier seiner sieben Chancen, die Statistiker aufgelistet haben, genutzt hätte. Aber genau hier lag der Hase im Pfeffer.

In der ersten Halbzeit, die weitgehend ohne Höhepunkte abgelaufen war, hatte ich dankbar registriert, dass der SC sich diesmal – anders als im Hinspiel – nicht von der stürmischen und gradlinigen Spielweise der Paderborner überraschen ließ. Ja, Paderborn stellte die aktivere Mannschaft aber nein, klare Torchancen hatte die Gäste nicht. Nur ein paar Eckbälle holten sie raus, die aber ungefährlich verpufften.

Der SC, offenbar zu sehr auf die Defensivorganisation konzentriert, hatte Mühe in der Offensive interessante Räume aufzutun. Zu pomadig liefen die Angriffe, zu fahrig und ungenau gerieten die Pässe. In der 28. Minute schien dann alles gut zu werden. Endlich hatte Shanghoon Kwon mal Raum für eine gute Flanke. Butterweich flog das Leder vor das Tor. Hier mussten der aufgerückte Robin Koch oder Lucas Höler eigentlich nur noch per Kopf vollstrecken. Koch oder Höler – nicht beide gleichzeitig. Beide stiegen aber hoch, irritierten sich nach dem Motto „nimm Du ihn, ich hab ihn schon“ oder so ähnlich, in jedem Fall konnte der in dieser Szene mehr als glückliche Gäste-Keeper Zingerle den Ball problemlos aufnehmen, nachdem dieser von Hölers Scheitel gegen Kochs Brust geprallt war. Eine „Hundertprozentige“ für den SCF blieb somit ungenutzt. Von wegen, Effizienz…

Wenig später bedient wieder Kwon den aufgerückten Jonathan Schmid, der den Ball aber aus 13 Metern Entfernung „in die Wolken“ jagt. 0:0 zur Pause.

Kurz nach Wiederbeginn unterlief Dominique Heintz im Mittelfeld ein Ballverlust. Srbenys schneller Pass in die Spitze wird von Manuel Gulde noch unglücklich abgefälscht, sodass der flinke Ghanaer Antwi-Adjei freie Bahn Richtung Schwolow hat und souverän zum 0:1 vollstreckt. In der Folgezeit „wackelte“ Freiburg und der Gast hat ein, zwei weitere gute Möglichkeiten, zu Treffern zu kommen.

In der 60. Minute foult Außenverteidiger Paderborns Collins Lucas Höler im Mittelfeld gelbwürdig und sieht die Ampelkarte. Trotz Unterzahl verzeichnet der Gast dann noch einen abgefälschten Schuss, der an die Latte geht, ansonsten stürmt nun nur noch der SC Freiburg. Übrigens im Lauf der zweiten Halbzeit mit Grifo und Waldschmidt. Es gibt auch Chancen für die Platzherren – aber verhältnismäßig wenig und vor allem fehlt jedes Mal die letzte Konsequenz. Die Leichtigkeit vor des Gegners Tor ging den Jungs gänzlich ab. Nils Petersen arbeitete viel, blieb aber wirkungslos, Lucas Höler blieb offensiv vieles schuldig und auch die Bemühungen des noch nicht in Form befindlichen Luca Waldschmidt blieben am 19. Spieltag letztlich „brotlose Kunst“. Dass Petersen bei einer Kopfballchance Höler trifft war einmal mehr bezeichnend für einen „gebrauchten Nachmittag“ des SCF.

Als der, trotz großen Engagements, insgesamt etwas unglücklich agierende Lucas Höler bei einem Zweikampf mit Bröker den Paderborner mit dem Ellbogen im Gesicht traf, entschied Schiri Christian Dingert, da der „Tatort“ an der äußersten Kante aber eben noch im Strafraum lag, auf Elfmeter. Eine sehr harte – aber, nach Ansicht des Videoassistenten keine krasse Fehlentscheidung. So konnte Sabiri in der 85. Minute vom Strafstoßpunkt aus das 2:0 markieren und die Spannung aus dem Spiel nehmen. Die Niederlage war perfekt.

 

Das Nachspiel

Auch bei mir und in der Bundesligashow lief an diesem Tag nicht alles glatt. Moderator „Benny“ feierte Premiere. Er bat mich, die Spielanalyse live zu sprechen und nicht aufzuzeichnen, was mich zeitlich so weit zurückwarf, dass ich in der Mixedzone ankam, als Dominique Heintz den Kollegen bereits Rede und Antwort stand. Was der Verteidiger sagte, weiß ich nicht. In der Konsequenz führte es zu einer „BILD“-Geschichte, in der den Freiburgern „Schönrederei“ vorgeworfen wird. Ich bat Dominique Heintz dann zum Zwiegespräch und  hatte bei seinen Äußerungen, die ja auf der Homepage www.scfreiburg.com hinterlegt sind, nicht den Eindruck, dass hier schöngeredet wurde. Und es war ja auch nicht alles schlecht. Heintz ist Abwehrspieler und die Defensive hat ihren Job gegen Paderborn zumindest befriedigend gemacht. So viele klare Möglichkeiten wie im gewonnenen Hinspiel hatte der SCP jedenfalls nicht. In der Offensive gab es erhebliche Mängel aber mein Interview mit Lucas Höler – hier kommen wir jetzt wieder zu dem, was bei mir nicht glatt lief – fand zwar statt, aber mein Aufnahmegerät hatte sich nach drei Sekunden von selbst bzw. durch einen unbewussten Fehlgriff meinerseits abgeschaltet. Blöd gelaufen; gerade so wie beim SC.

 

Genervt ging ich zur PK, interviewte den Trainer, der seiner Mannschaft einen schwachen Auftritt bescheinigte und den Paderborner Sieg als verdient einordnete.

Danach fuhr ich leicht angenervt vom sportlichen Schicksal des Nachmittags nach Hause. Hier traf ich unter anderem auf meinen Sohn Ben, dessen sonst so starke D-Junioren bei einem Hallenturnier in Neuenburg in der Vorrunde ausgeschieden waren. Es gibt halt solche Tage.

Da mich die Mannschaftsaufstellung beim RTL-Dschungel-Finale nicht interessierte, ging ich früh ins Bett…

Am Sonntag freute ich mich über Favoritensiege von Hoffenheim in Bremen und Leverkusen gegen Düsseldorf. So bleibt der Abstand des SCF zum tiefsten Tabellenkeller, trotz der ärgerlichen Heimniederlage,   unverändert bei 12 Punkten. Ein Bekannter schrieb mir, dass der SC durch das 0:2 aus den internationalen Plätzen herausgefallen sei. Ich antwortete, dass die erst interessant würden, wenn 40 Punkte auf dem Konto stehen.

Das war auch mein Leitmotiv im Kollegengespräch mit Reyk Heyer in der baden.fm-Morgenshow am Montag. Defensiv ganz okay, offensiv schwach – deshalb verloren, in der Tabelle weiter mit dem 12-Punkte-Polster vor den Abstiegsplätzen auf das es ankommt – so in etwa der Tenor meiner Statements.

Dann fuhr ich in die WZO-Redaktion und verfasste als erstes meine aktuelle Kolumne für die am Mittwoch erscheinenden Wochenzeitungen:

 

SC INTEAM

Am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga hat es den Sport-Club Freiburg mal wieder erwischt: Eine Niederlage gegen einen Gegner, den man – gefühlt – eigentlich schlagen müsste. Wie am dritten Spieltag gegen den 1. FC Köln oder am achten Spieltag bei Union Berlin, setzte es nun eine Niederlage gegen den SC Paderborn. Streift man durch die sozialen Netzwerke – wovon ganz allgemein zunehmend abzuraten ist – könnte man meinen, der SC wäre gerade abgestiegen, so empört reagiert ein Teil des Publikums. Der Begriff Fan passt hier sicher nicht. Die Entgleisungen reichen von heftigster Kritik an Trainer und Mannschaft bis hin zu Beleidigungen gegen einzelne Spieler. Nun ist den sozialen Netzwerken zu eigen, dass jeder zu allem anonym seinen Senf absondern kann. Ernst zu nehmen sind Statements aus Facebook und Co. daher nicht. Erschreckend ist es trotzdem.

Was ist eigentlich passiert? Der SC Freiburg hat ein Bundesligaspiel verloren. Ein Heimspiel. „So what?“ fragen die Engländer, „na und!“ könnte man auf Deutsch erwidern. Gegner Paderborn wird latent unterschätzt. Dass der SCP schon beim vom SC Freiburg gewonnenen Hinspiel die bessere Leistung gezeigt hatte, mag ein Hinweis darauf sein, dass sie und ihre Spielweise dem Sport-Club nicht unbedingt liegen. Dabei haben es die Spieler von Trainer Christian Streich am Samstag in einem Punkt sogar besser gemacht als beim 3:1-Hinspielsieg in Paderborn. Sie haben sich nicht von dem für „Kellerkinder“ so unüblichen gradlinigen Angriffsfußball der Ostwestfalen überraschen lassen. Die Konzentration auf gute und zunächst auch wirkungsvolle Defensivorganisation ging allerdings auf Kosten der Kreativität und Leichtigkeit im Spiel nach vorne. Nach dem Wechsel führte dann ein unnötiger Ballverlust im Mittelfeld zu einem aus Paderborner Sicht glücklich abgefälschten Steilpass von Srbeny, dem das 0:1 durch Antwi-Adjei folgte (48.). Erst als Paderborns Außenverteidiger Collins mit „Gelb-Rot“ vom Platz musste (58.) häuften sich die Torchancen der Freiburger, denen aber die Effizienz vor des Gegners Tor – beim jüngsten Sieg in Mainz, wie auch beim Hinspielsieg in Paderborn von entscheidender Bedeutung – komplett abging. Zu viele Spieler, speziell in der Offensive, hatten eine schlechte Tagesform. Ein zweifelhafter, für den Spielausgang aber nicht mehr entscheidender, Elfmeter kurz vor Schluss stellte dann den 0:2-Endstand her. Wie gegen die Großen der Liga,  Bayern (2), Leipzig (2) und Dortmund (3) hat der stets auf Angriff „gebürstete“ Aufsteiger auch in Freiburg mehrfach getroffen. Das konnte nicht wirklich überraschen. Leider hat sich die Offensive der Platzherren aber eine kollektive Auszeit genommen – das entschied das Spiel. Da sowohl Bremen gegen Hoffenheim als auch Düsseldorf in Leverkusen verloren haben, bleibt der Abstand der Freiburger zu den drei Abstiegsplätzen mit 12 Zählern stabil und üppig. Beim in Dortmund geschlagenen, zuvor aber mit vier Siegen überzeugenden 1. FC Köln und danach gegen immens auswärtsstarke Hoffenheimer (fünf Siege auf des Gegners Platz) sollte der SC Freiburg möglichst zurück zu alter Form und in die Erfolgsspur finden. (Zitatende)

 

Innerlich knabbere ich noch an der Niederlage. So ein bisschen beschleicht mich auch die Sorge, dass die nächsten Wochen sportlich heikel werden könnten. Köln wird ein richtungsweisendes Spiel, denke ich. Kann der SC da wieder punkten – egal ob ein Zähler oder gleich drei – bin ich sofort wieder beruhigt. Geht es in Köln aber schief, steht der SC im Heimspiel gegen Hoffenheim enorm unter Druck und die mit ihren fünf Auswärtssiegen in neun Spielen, sind ein überaus unangenehmer Gegner.  Und dann geht’s nach Augsburg, Schauplatz schon so mancher kurioser SC-Spiele – selten mit gutem Ausgang. Aber so weit will ich gar nicht denken. Köln steht an. Hinfahren, Punkte klauen, alles gut. In diesem Sinne, man hört und liest sich.