21. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, VfL Bochum gegen SC Freiburg

Samstag, 18. Februar 2023, 15.30 Uhr *

Vonovia-Ruhrstadion, Bochum *

VfL Bochum - SC Freiburg *

 

Das Vorspiel

Tag zwei einer arbeitsreichen Woche für mich; morgen, an meinem eigentlich entspannten und mit viel Freizeit angereicherten Mittwoch, sitze ich von 9 Uhr bis 17 Uhr in einem Führungskräfteseminar der bz-medien-Gruppe. Wenn ich damit durch bin geht es in den WZO-Verlag, wo ich die eineinhalb bis zwei Stunden, die ich üblicherweise mittwochs am PC zu arbeiten habe. Dann muss ich Honorare für freie Mitarbeiter freigeben und unsere wichtigsten  Zeitungsartikel auf der Homepage www.wzo.de - eine Story auch auf der Facebookseite des ReblandKuriers - online veröffentlichen - solche Sachen halt. Üblicherweise geschieht das mittwochs zwischen 10 Uhr und 12 Uhr – danach ist gemeinsames Mittagessen mit meinen Rotary-Komplizen, aber morgen ist wegen des Seminars halt alles anders. Donnerstag übrigens auch, denn das Seminar geht über zwei komplette Arbeitstage…

Als mir das vorhin klar wurde, stand auch fest, dass das Vorspiel zum Bochum-Tagebuch schlicht auf der Strecke bleibt, denn bis zur Abfahrt Richtung Westfalen habe ich ja nur noch einen klassischen Arbeitstag im Verlag und garantiert reichlich um die Ohren.

VfL Bochum - Wenn ich ganz tief in meinen Erinnerungen krame, ist da zunächst ein Spiel zwischen DJK Gütersloh und dem VfL Bochum, an das ich mich erinnere. Irgendwann in den 70er Jahren war das. Irgendein Pokalwettbewerb vermute ich, denn in den Datenbanken der Ligen wurde ich nicht fündig. Aus irgendeinem Grund fand diese Partie - ein Pflichtspiel war es in jedem Fall - nicht im Gütersloher Heidewaldstadion, sondern im Stadion von Brackwede, einem Bielefelder Stadtteil, unweit von Gütersloh statt. Ich war aus Interesse am Fußball vor Ort und gesellte mich - mit den DJK-Anhängern hatte ich nichts gemein - zu den Bochum-Fans. Der VfL gewann das Spiel, glaube ich. Im Internet habe ich zumindest auf die Schnelle keine Spuren von dem Match zwischen Gütersloh und Bochum in Brackwede gefunden. Ich bin mir aber ganz sicher, dass es genauso war, wie beschrieben.

Eine andere Erinnerung habe ich an ein Heimspiel von Arminia Bielefeld gegen den VfL Bochum. Das ist auch schon ewig lange her, auch siebzibger Jahre - Tony Marshall war damals ein angesagter Schlagerstar und sang vor dem Spiel oder in der Halbzeitpause "Schöne Maid". Die Arminia-Fans trugen ihn auf den Schultern. (Nachtrag vom 17. Februar 2023: Heute kam die Nachricht über den Ticker, dass der Sänger 85-jährig gestorben ist. RIP, Tony!)  

Jetzt also Bochum in der "Ist-Zeit":    

Geplant ist, dass ich am Freitag um 17 Uhr am Funkhaus Freiburg die Autos tausche und mit dem baden.fm-Corolla auf Auswärtsreise gehe. Die erste Etappe führt mich über etwa 250 km bis Frankfurt. Das Scope Hotel City Stay liegt zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Fixer-Stube im Bahnhofsviertel, hat somit eine wirklich sehr problematische Nachbarschaft, bietet aber sehr günstige Preise und - wichtig! - einen abgeschlossenen Parkplatz. Ich sollte pünktlich ankommen, um das Bundesligaspiel Augsburg gegen Hoffenheim, wie neulich schon mal einen Freitagskick, in einem Wettbüro um die Ecke zu schauen. Diesmal werde ich dort einen Zehner auf Augsburg setzen – letztes Mal bin ich dann mit einem Fuffi wieder raus, weil ich das Remis zwischen Leipzig und Bayern richtig vorhergesagt hatte, wenn ich mich recht entsinne – mal gucken, was diesmal geboten ist…

Am Samstagmorgen fahre ich dann von Frankfurt nach Bochum; wegen der bei Lüdenscheid wegen Brückenbauarbeiten dauerhaft gesperrten A2 werde ich wohl über die A3 anreisen; Fahrtzeit ohne Stau etwa 3 Stunden. Also 9.30 Uhr losfahren und dann mal schauen. Wenn ich zu frühe ankomme, kann ich in Bochum, gleich neben dem Stadion, noch ein Käffchen trinken; in dem Hotel, wo wir letztes Jahr den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale gefeiert haben. Vielleicht gibt es ja auch wieder die Möglichkeit unseren alten Wegbegleiter Axel Sundermann zu treffen, der nach seiner Freiburger Zeit mit seiner Familie in Bochum hängen geblieben ist... Ich werde mal wieder bei Axel anrufen...

Nach dem hoffentlich erfolgreichen Spiel, fahre ich dann etwa ein Stündchen Richtung Süden und mache mal wieder in Kleinmaischeid bei Dierdorf, direkt an der A3, Station. Im Hotel Maischeider Hof habe ich schon so manche Nacht verbracht. Am lebhaftesten erinnere ich jene nach dem 0:6-Auswärtssieg in Mönchengladbach. Da habe ich ganz alleine weinselig gefeiert. Nach Bochum würde ich schon bei 0:1 feiern und mich freuen wie Bolle. Ein Fläschchen vom Fritz (Waßmer) werde ich vorsichtshalber mal mitnehmen…

Ich habe allerdings verdammt Respekt vor dem VfL im eigenen Stadion. Die letzten fünf Bundesligaspiele „anne Castroper“ hat der VfL dort gewonnen. Frankfurt, Union, Gladbach, Hertha und Hoffenheim hatten das Nachsehen. Ausgerechnet bei der knappen VfL-Niederlage im Pokal gegen den Nachbarn BVB habe ich gesehen, warum es so sauschwer ist, im Vonovia-Ruhrstadion an der Castroper Straße, also „anne Castroper“ etwas zu holen. Bochum kratzt, beißt und spuckt – gemeint im besten Wortsinn – und der VfL baut auf diesen scheinbar ultimativen Fight einen feinen Konterfußball auf. Es kommt nicht von ungefähr, dass der SC auch im letzten Jahr – nach regulärer Spielzeit – keines der beiden Spiele in Bochum gewinnen konnte. Unter dem neuen Trainer Thomas Letsch haben die Bochumer ihre Heimstärke noch einmal verbessert und verdanken ihr inzwischen eine reelle Chance auf den Klassenerhalt. Nach 20 Spieltagen steht Bochum auf Platz 15, also über dem Strich. In der Heimtabelle sind sie sogar Neunter.

Um das Spiel in Bochum, aber auch um das, was dann folgt, geht es in meiner Zeitungskolumne „SC INTEAM“, die in der morgigen Ausgabe des ReblandKuriers erscheinen wird. Hier ist sie für Euch vorab:

 

SC INTEAM

Nach dem deprimierenden 5:1 in Dortmund hat der SC Freiburg seine „Englische Woche“ durch zwei Siege irgendwie noch gerettet. Defensiv stabil, in der Offensive allerdings etwas pomadig, gelang im DFB-Pokal ein 0:2-Sieg   bei Zweitligist Sandhausen, bevor am Samstag der VfB Stuttgart mit 2:1 geschlagen wurde.  Dennoch fragt sich der kritische Beobachter, wo in der Defensive die Akribie und in der Offensive das Tempo und die von Leichtigkeit geprägte Spielfreude des ersten Saisonabschnitts geblieben sind. Um sich dauerhaft im oberen Tabellendrittel zu behaupten, wird es nötig sein, zurück zu diesen bereits nachgewiesenen Stärken zu finden. Vielleicht helfen erfreuliche Ergebnisse, wie jene aus Sandhausen und vom Derby gegen Stuttgart, Sicherheit zurückzugewinnen und die angesprochenen Qualitäten neu zu beleben. Diese Hoffnung lebt vor dem herausfordernden Auswärtsspiel beim VfL Bochum am Samstag, 18. Februar, um 15.30 (live bei Sky und baden.fm), denn „anne Castroper“ kratzt, beißt und spuckt der VfL und hat seine letzten fünf Bundesliga-Heimspiele durch aggressiven Konterfußball gewonnen...

 Zwischen dem Auswärtsspiel in Bochum und der Heimpartie am Sonntag, 26. Februar, um 15.30 Uhr gegen Bayer 04 Leverkusen (Live bei DAZN und baden.fm) erregen zwei Auslosungen die Aufmerksamkeit aller, deren Herz für den SC Freiburg schlägt: Am Sonntag, 19. Februar, ab 17 Uhr findet im ZDF die Auslosung der Viertelfinalspiele im DFB-Pokal statt. Neben dem Sport-Club befinden sich mit Titelverteidiger RB Leipzig, dem Deutschen Meister Bayern München, Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund, Union Berlin und dem VfB Stuttgart noch sechs weitere Erstligisten im Topf – dazu gesellt sich  Zweitligist 1. FC Nürnberg. Von großer Bedeutung bei dieser Ziehung ist nicht nur, auf wen der SC Freiburg im Viertelfinale trifft, sondern auch wo gespielt wird; angesichts der Qualität der potenziellen Gegner wäre ein Heimspiel natürlich von Vorteil. Die nächste Auslosung folgt am Freitag, 24. Februar, um 13 Uhr. Dann geht es um die Ermittlung des Achtelfinalgegners der Freiburger in der UEFA Europa League. Bereits fest steht, dass der Sport-Club am Donnerstag, 9. März, zunächst auswärts antreten wird. Am Donnerstag, 16. März, findet das Rückspiel in Freiburg statt. Der Kreis der potenziellen Gegner wird erst noch ermittelt. Die Gruppensieger der Europa League Vorrunde, zu denen der SC gehört, treffen auf die Sieger der Finalrunden-Play-Offs, zwischen den „Absteigern“ aus der Champions League und den Gruppenzweiten der Europa League. Die potenziellen SC-Gegner werden erst einen Tag vor der Auslosung, in den Rückspielen der Play-Offs, ermittelt.  (Zitatende)

 

Mit anderen Worten, es wird spannend in den nächsten Wochen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, meine neuen Werbepartner, Mike und Bianca Hauser, zu begrüßen. Die beiden betreiben in Ihringen das Immobilienbüro „easyhome“ und zieren seit Jahresbeginn alle meine  Puma-Klamotten von „Intersport HAAF“, womit alle drei werbetreibenden Begleiter genannt sind. Die Initiative zu der Werbekooperation ging von den Hausers aus. Die beiden wollten als regional verwurzelter Anbieter mit hoher SC-Affinität (und Werbekunde von baden.fm), meinen bisherigen Werbepartner aus der Immobilienbranche (Zähringer aus dem Rhein/Main-Gebiet) unbedingt ablösen. Ich fand das Engagement beeindruckend und freue mich natürlich, wenn ich mir auf meinen Auswärtsreisen das eine oder andere warme Essen oder auch Hotelzimmer leisten kann, ohne bei der Bank ins Minus zu rutschen… Die Hausers haben mich übrigens auch überredet, meinen Europa-League-Bart (Motto: Nur wer verliert, rasiert) zumindest zu trimmen. Von der Aktion haben sie ein Video gemacht – ganz großer Sport. Wer jetzt mosert, dass ich mich nicht rasieren dürfe und so – also: Ich habe das vor dem Europa-League-Spiel mit dem Nürnberger Geschäftsmann Michael Oschmann vereinbart – ich denke, dem ist auch lieber, ich sehe einigermaßen vernünftig aus, wenn ich für baden.fm (Oschmanns Unternehmen ist Hauptgesellschafter des Senders) einigermaßen vernünftig herumlaufe und nicht – schon wegen der langen Spielpause in der Europa League – mit einem Rübezahl-Bart. Immerhin bin ich, der bis zu diesen Fußball-Wetten nie einen Bart getragen hat, inzwischen Vollbartträger… Das mache mich älter, sagt meine Frau – es sähe aber gut aus, behaupten andere. Die Frage, ob ich rund um meinen Mund wieder blank ziehe, entscheide ich nach der ersten Niederlage in der Europa League oder nach dem Titelgewinn im Mai… Tendenz: Der Bart kommt wieder ab – obwohl… Statt täglich den Nassrasierer anzusetzen gehe ich jetzt alle zwei Wochen mal in der Barbershop, lasse den Bart trimmen und gut ist. Rein optisch bin ich hin- und hergerissen – ich war aber eigentlich nie ein Bart-Typ. Schauen mer mal…

Jedenfalls, willkommen „easyhome“ und den Hausers!

Sollte sich bis zur Abfahrt am Freitag noch irgendetwas außergewöhnliches beim SC tun, melde ich mich noch einmal und verlängere das „Vorspiel“. Da ich aber wegen meines Seminars diesmal auch bei der PK mit Christian Streich nicht dabei sein kann, ahne ich, dass das Vorspiel hier endet.

Ich kommentiere das Bundesligaspiel VfL Bochum gegen SC Freiburg am Samstag, 18. Februar, ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.084. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Am Ende der heiß umkämpften 90 Minuten stand ein verdienter 0:2-Auswärtserfolg des SC. Entscheidend war eine reife, geradezu „erwachsene“ Leistung. Christian Streich und sein Trainerteam hatten die Spieler taktisch und mental glänzend auf das Gastspiel beim VfL vorbereitet; kämpferisch war der SC dem für seine kampfstarken Heimauftritte berühmt-berüchtigten VfL ebenbürtig. Fußballerisch hatte Freiburg Vorteile, was gelegentlich durch gelungene Kombinationen deutlich wurde. Eine solche führte in der 38. Minute zu einer Chance für den stark auftretenden Nicolas Höfler, dessen Abschluss von einem Bochumer Abwehrbein zur Ecke abgefälscht wurde. Und nun bekamen die gut 25.000 Zuschauer im Vonovia-Ruhrstadion die Extraklasse der Freiburger vorgeführt: Eine gefühlvolle genaue Eckball-Flanke von Vincenzo Grifo, eingeübte Laufwege im Strafraum, wodurch Michael Gregoritsch seinem Gegenspieler Keven Schlotterbeck entwischen konnte und den Ball am zweiten Pfosten per Dropkick zum 0:1 einschoss. „Alles einstudiert“ war später in der Mixedzone  zu erfahren. Regisseur war gewissermaßen einer der Co-Trainer – Florian Bruns, wenn ich es richtig erinnere; kann aber auch  Lars Vossler gewesen sein. In jedem Fall war das Zustandekommen des Führungstreffers nicht dem Zufall geschuldet, sondern einer Qualität, die den SC Freiburg in Bochum als die bessere Mannschaft auswies. Mit dem 0:1 ging es in die Pause – Torchancen waren rar gesät, der Treffer ein kleines Kunststück.

Sechs Minuten nach Wiederbeginn erhöhte mit dem bienenfleißigen Lucas Höler einer der besten Freiburger in Bochum auf 0:2: Zunächst wurde ein Eckball von rechts, getreten von Christian Günter, von Lucas Höler, am zweiten Pfosten stehend, aufs Tor geköpft – Riemann war zur Stelle. Kurz darauf konnte Christian Günter schon wieder flanken, diesmal von seiner angestammten linken Seite. Wieder kam der Ball genau auf Lucas Höler, der diesmal zentral und mit Kontakt zu seinem Gegenspieler hochsteigt. Mit dem Hinterkopf erwischt der Freiburger den Ball und lässt Riemann im Kasten keine Chance – die Vorentscheidung, sollte man meinen.

Ein Schlenzer des eingewechselten Stafylidis segelt in der 53. Minute ganz knapp über das Freiburger Tordreieck hinweg – ein Signal, dass sich der VfL noch nicht verloren gibt. In der 62. Minute sieht Christian Günter nach einem Allerweltsfoul die fünfte Gelbe Karte. Der Kapitän wird am Sonntag, 26. Februar, im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen gesperrt sein – „Günni“ wird gegen Bayer 04, das am Donnerstag in Monaco ums Überleben in der Europa League kämpft, das erste Mal seit 2019 in der Freiburger Startelf fehlen.

In Bochum nimmt das Spiel seinen Lauf. Eine Minute nach der überaus strengen Gelben Karte gegen Christian Günter kennt Schiedsrichter Felix Zwayer auch gegen den Bochumer Kapitän Losilla kein Pardon. Als dieser das Schienbein von Nicolas Höfler mit offener Sohle trifft, zückt der Berliner Schiri konsequent die Rote Karte.

Dass eine Überzahl bei Freiburger Führung nicht unbedingt zu einem besseren Spiel der Schwarzwälder führt, wissen wir seit dem Pokalfinale 2022 gegen Leipzig. Christian Streich wird mir nach dem Spiel auf Nachfrage erklären, dass die nötig gewordene neue Raumaufteilung nicht optimal geklappt hat. So kam es, dass die weiter aufopferungsvoll kämpfenden Bochumer, trotz Unterzahl, noch zu zwei, drei aussichtsreichen Abschlüssen im Freiburger Strafraum kamen. In der 90. Minute knallte der eingewechselte Wooyeong Jeong dann einen Ball, nach Pass des ebenfalls eingewechselten  Noah Weishaupt, aus acht, neun Metern an die Querlatte. Im Nachgang schiebt sich mit Roland Sallai ein weiterer „Joker“ des SC im Strafraum geschickt vor Antwi-Adjei, der den Freiburger von hinten an der Wade trifft und zu Fall bringt. In der Livesituation ist das nicht leicht zu erkennen, zumal Zwayer auf Freistoß für Bochum entschieden hat. Dann wird der Unparteiische aber von VAR Günter Perl an den Bildschirm gerufen. Auch ich habe während der Unterbrechung die Möglichkeit, die Szene in der Wiederholung auf dem Bildschirm zu sehen. Jetzt wird deutlich, was ich oben beschrieben habe: Roland Sallai schiebt sich geschickt aber regelkonform zwischen Antwi Adjei und den Ball. Als der Bochum Außenbahnrenner die Kugel wegtreten will, trifft er nur die Wade von Sallai. „Es muss Elfmeter geben“ erkläre ich im Brustton der Überzeugung am baden.fm-Mikrofon, denn ich bin gerade mit der Schlussphase der Begegnung live drauf. Kurios: Felix Zwayer korrigiert seine Fehlentscheidung nicht, sondern bleibt bei dem mit Nichts zu erklärenden Freistoß für Bochum. Vermutlich fehlte Zwayer, der seit der berechtigten Roten Karte gegen Losilla von Teilen des Bochumer Publikums lautstark beleidigt und verschmäht wurde, der Mut hier erneut eine massive Entscheidung gegen die Platzherren zu treffen. Fakt ist: Es hätte Elfmeter geben müssen. Stattdessen gab es wenig später den Abpfiff und der SC hatte auch ohne den Strafstoß verdient gewonnen.

 

Das Nachspiel

Ich eile in die Mixezone vor dem Kabinentrakt des SC und bekomme als Erstes Maximilian Eggestein vor mein Mikrofon. Als ich nach entsprechender Würdigung des starken Auftritts und des Auswärtssieges bemängele, dass Bochum nach dem Platzverweis noch zu mehreren gefährlichen Abschlüssen kam, pflaumt mich Kapitän Christian Günter, der schon auf seinen Turn bei den Interviews  wartet, scherzhaft an, ich solle doch nicht immer die Kritik so betonen (oder so ähnlich) – alle lachen – die Stimmung im Freiburger Lager ist ausgelassen; so sehr, dass mir „Günni“ und „Vince“ gleich ein Doppelinterview geben. Das läuft alles wie geschmiert und ich hatte ganz schnell drei ausführliche Statements mitgeschnitten; zu einem Zeitpunkt, zu dem ich normaler Weise noch auf den ersten Gesprächspartner warte. Also laufe ich zurück zu meinem Reporterplatz und baue in aller Ruhe schon mal meine Technik ab, räume alles in den Koffer und gehe erst dann - mit Köfferchen - ins Pressezentrum zur PK. Die hat noch lange nicht begonnen, sodass ich erstmal mit den Kollegen auf die Trainer warte und irgendwie zur Ruhe komme. Aus Langeweile surfe ich im Handy und stelle mit der Navigations-App überrascht fest, dass ich mich nur eine Viertelstunde entfernt von dem wirklich reizvollen American Diner in Gelsenkirchen befinde, von dessen Terrasse aus ich im Sommer ein Spiel der U23 auf Bildschirmbasis kommentiert hatte, um anschließend aus der Veltins-Arena den SC-Sieg bei Schalke zu übertragen. Ich entschließe mich, genau dort essen zu gehen, bevor ich die eineinhalb Stunden bis zu meinem Nachtquartier unter die Räder nehme.

Die PK läuft ab, Christian Streich gibt mir – wie immer - ein freundliches Interview, ich bediene mit den gesammelten Statements von Maxi, Günni, Vince und dem Chef-Coach sowohl das Funkhaus Freiburg als auch die Presseabteilung des SC, verabschiede mich von der freundlichen Service-Dame des VfL im Presseraum und düse schnell rüber nach Gelsenkirchen. Das nächste Heimspiel des VfL ist jenes gegen Schalke, da können die Gästefans mit der Straßenbahn anreisen, geht mir durch den Kopf.

Im Diner lasse ich es mir gut gehen, merke allerdings, dass ich mir im nasskalten Bochum scheinbar einen Schnupfen zugezogen habe. Dann werde ich es wohl später nicht ganz so krachen lassen, nehme ich mir vor.

Später, das ist der spätere Abend im Maischeider Hof in Kleinmaischeid. Hier, in dieser schon mehrfach besuchten Herberge, hatte ich schon auf dem Hinweg meine Wechselgarderobe nebst Kulturtäschchen und auch die Flasche Spätburgunder Edition „M“ von Edel-Winzer Fritz Waßmer deponiert und mir ein schönes Weinglas aus dem Gastro-Bereich des Hauses aufs Zimmer gestellt, damit ich meinen Sieger-Wein nicht aus einem Zahnputzglas trinken musste, sollte denn der SC gewinnen – und das haben die Jungs in der Folge ja auch hingekriegt.

Im Hotelzimmer genieße ich während ich das Aktuelle Sportstudio schaue etwa die Hälfte der Flasche Wein, werfe für den Fall, dass mein Erkältungsanflug schlimmer wird, noch eine Ibu ein, und widme mich anschließend noch ein Viertelstündchen mit der Einschlaffunktion meiner Audible-App meinem derzeitigen Hörbuch.

Um 9 Uhr sitze ich am Frühstückstisch – der Schnupfen ist nicht schlimmer geworden, der Kopf ist klar und die Edition „M“ hat einen reisefreundlichen Schraubverschluss… Auf dem Heimweg höre ich mir den Podcast "Friendly Fire" von Micky Beisenherz und Oliver Polack an, dann, ab 11 Uhr, den Sport1-Doppelpass. Kurz nach dem Anpfiff von HSV gegen Arminia sitze ich daheim vor dem Fernseher… Für einen Besuch meiner Mutter im Pflegeheim unterbreche ich diese Tätigkeit aber gerne, auch wenn mich während des Austausches mit der alten Dame ein kritischer Blick meiner Frau Yoany trifft, als ich mal verstohlen aufs Handy schiele, um zu sehen, ob sich am Ergebnis etwas geändert hat. Ben grinst.

Als bei DAZN die Bundesliga läuft, konkret das Spiel Union Berlin gegen Schalke, sitze ich wieder vor meinem großen 55-Zoll-Bildschirm. Das 0:0, das dabei herauskommt, hatte ich fast geahnt, aber ärgerlicherweise nicht getippt, wodurch mir so mancher Tipico-Wettschein verloren geht. Nach der Bayern-Niederlage in Gladbach war das erneut ein Tiefschlag für mein ganz persönliches Wettgeschäft. Aber immerhin: Den Anfngas-Einsatz von 50 Euro,  habe ich binnen zwei Bundesligaspieltagen in Summe auf 100 Euro verdoppelt. Hätten auch Bayern und Union mitgespielt wäre ich freilich auf meinem Wettkonto ein paar hundert Euro reicher. Jetzt ist Montagnachmittag, auf meinem Wettkonto stehen wieder die 50 Euro vom Start und ich habe bis Ende der Woche noch sieben Wetten offen... Es bleibt bei mir aber immer bei Kleingeld - das Wetten ist nur eine Spielerei... 

Apropos Wetten: Am Freitagabend in Frankfurt, das war wieder die Show, wie ich sie mag. Ich hatte einen Zehner auf einen Sieg des FC Augsburg gesetzt, um damit moralisch das Recht zu erwerben, das Spiel auf einem der Großbildschirme im Wettbüro zu verfolgen. Kurz vor Schluss fiel das Augsburger Siegestor, sodass ich kurz die Faust ballte und 25 Euro ausgezahlt bekam – mein Gewinn hat mir quasi das Essen beim Türken um die Ecke finanziert. Der Typ am Counter hat mich jetzt zwei Mal erlebt: Beinm ersten Mal kam ich vor ein paar Wochen, setzte einen Zehner auf Remis zwischen Leipzig und Bayern, schaute das Spiel und räumte ab - damals deutlich mehr - und jetzt war ich wieder da, setzte einen Zehner auf Sieg von Augsburg und verließ den Laden wieder als Sieger - Unter dem Strich war es doch wieder ein sehr geiles Wochenende für mich, den  Fußballfreak… Nur die Auslosung fürs DFB-Pokal-Viertelfinale hätte für uns Freiburger etwas besser laufen können. Im Netz habe ich aber gelesen: „Wir haben im DFB-Pokal noch nie in München verloren!“ Wo er Recht hat, hat er Recht, der Fan, der das geschrieben hat. Mein Motto lautet also: Über München fahren wir nach Berlin…

 

Und hier ist auch schon meine Fußballkolumne für die nächste Ausgabe des ReblandKuriers. Am Mittwoch in den Zeitungen – heute schon im Tagebuch:

 

SC INTEAM

Der Auswärts-Fehlstart ins Kalenderjahr 2023  kann zu den Akten gelegt werden. Am Samstagnachmittag ist dem SC Freiburg „anne Castroper“ in Bochum ein Kunststück gelungen, an dem sich zuletzt nicht nur die „Kellerkinder“ Hertha BSC und TSG 1899 Hoffenheim verhoben haben, sondern auch Borussia Mönchengladbach und sogar Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt und „Bayern-Jäger“ 1. FC Union Berlin; sie alle standen nach den vergangenen fünf Bundesligaspielen in Bochum mit leeren Händen da. Der SC Freiburg war taktisch glänzend auf die heimstarke „Kampfmaschine“ VfL Bochum eingestellt, brachte, wie Trainer Christian Streich nach dem 0:2 analysieren sollte,  die richtige Haltung mit ins Spiel. Der Sport-Club passte sich den Gegebenheiten und der gegnerischen Spielweise an und hielt kämpferisch voll dagegen. Den Unterschied machten fußballerische Leckerbissen, die freilich alles andere als Zufall waren –  etwa eine einstudierte Eckballvariante. Vincenzo Grifo flankte gefühlvoll und zielgenau – Michael Gregoritsch entwischte seinem Gegenspieler Keven Schlotterbeck und hämmerte den Ball  per Dropkick zum 0:1 ins Netz. Beim 0:2 bewies Kapitän Christian Günter seine  Qualität bei  Flanken und im Zentrum belohnte sich Lucas Höler für eine individuell   herausragende Leistung, als er den Ball, wie einst Uwe Seeler, mit dem Hinterkopf ins Tor beförderte. Drei Zähler  hinter dem punktgleichen  Spitzentrio, gebildet aus Bayern München, Borussia Dortmund und Union Berlin, befindet sich der SC auf Champions-League-Platz vier in Lauerstellung. Noch wichtiger: Der Vorsprung auf den ungeliebten siebten Tabellenplatz (gar kein internationaler Wettbewerb oder Conference-League) beträgt bereits zehn Punkte. So herrschte nach dem Sieg in Bochum eitel Freude im Lager des SC, die allerdings am Sonntag durch fehlendes Losglück im DFB-Pokal etwas getrübt wurde. Mit dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München zog der Sport-Club das mutmaßlich schwerste Los. Auf mehr Losglück hoffen die Freiburger am Freitag, wenn bei der UEFA der Achtelfinalgegner in der Europa League ermittelt wird. Zwischen Hochkarätern, wie FC Barcelona oder Manchester United könnte auch ein „no-name“ wie der FC Midtjyland aus dem Umland von Aarhus in Dänemark im Topf sein. Christian Streich sei alles recht, nur nicht unbedingt eine erneute Reise nach Nantes, so der Trainer gegenüber dem ReblandKurier. „Da war es zwar schön, aber da waren wir ja schon.“ Nach der Auslosung am Freitag, kickt der SC am Sonntag, 26. Februar, um 15.30 Uhr in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen (live bei DAZN und baden.fm). Christian Günter ist (Gelb-)gesperrt und  fehlt erstmals seit 2019  in der Freiburger Startelf. (Zitatende)

Freitag ist EL-Auslosung und Sonntag kommt Bayer 04 ins Europa-Park Stadion. Man hört und liest sich!