22. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen 1. FC Union Berlin

Samstag, 20. Februar 2021, 15.30 Uhr *

Schwarzwald-Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - 1. FC Union Berlin *

Das Vorspiel

Heute hat Marco Schweizer, Trainer der Bezirksliga-D-Junioren des FC Bad Krozingen, in der Eltern-Whats-App-Gruppe der Mannschaft offiziell bekanntgegeben, dass der zum Saisonende aufhört. Schade aber es war jetzt nicht völlig neu. Berufliche und andere Dinge wird der junge Trainer, der meinen Sohn Ben seit seinem Fußballstart mit den G-Junioren also über sieben Jahre als Trainer betreut und gefördert hat, künftig in den Vordergrund stellen. Ich habe ihm geschrieben, dass ich hoffe, dass die Politik die Kinder und uns in dieser Corona-Saison noch ein bisschen D-Junioren-Bezirksliga-Fußball genießen lässt (es handelt sich um die ranghöchste Liga der Altersklasse) und dass er den Titelgewinn und den Aufstieg mit den Jungs sicher nicht vergessen wird – und die Jungs ihn und das gemeinsame Erlebnis auch nicht. Ich weiß das, denn ich selbst hatte vor über 35 Jahren das Glück und die Ehre mit eine Jugendmannschaft Meister zu werden und aufzusteigen – die A-Junioren von TuS Eintracht Bielefeld – und ich zehre noch heute davon, indem es zum Beispiel immer noch Kontakte zu einigen der Jungs von damals gibt. Am 16. Februar zum Beispiel hatte Stefan Beermann Geburtstag – damals unser Abwehrchef. Die Abwehr war taktisch damals gerade im Wandel. Ich weiß noch sehr genau, wie ich vom kritischen Umfeld, etwa Betreuer Pauli, ungläubig beäugt wurde, als wir im Trainingslager in der Sportschule Rheine eine Dreier/Fünferkette ausprobierten. Wir haben es dann in der Saison dann nicht wirklich so durchgezogen, wie im Trainingslager ausprobiert – wegen fehlender Linienrichter zur Kontrolle der Abseitsregel empfahl sich ohnehin im Jugendbereich eher ein klassischer letzter Mann – und das war in meiner Eintracht-Meisterelf  dieser Stefan. Ich nenne ihn in der Anrede noch heute - wie damals - Libero oder Abwehrchef, er nennt mich noch immer Trainer – wir schreiben uns noch heute zu entsprechenden Anlässen. Das tut gut und solche Kontakte wünsche ich Marco mit seinen Meister-Jungs des FC Bad Krozingen (D1) in den nächsten Jahrzehnten auch.

Zum Tagesgeschäft: 22. Bundesliga-Spieltag der Saison 20/21 – SC Freiburg gegen 1. FC Union Berlin; Samstag, 20. Februar, um 15.30 Uhr im Schwarzwald-Stadion.

Die Historie der Fußballspiele zwischen dem SC Freiburg und dem 1. FC Union Berlin ist noch jung. Sie begann erst im Jahr 2002 mit einem 4:0-Heimsieg des SC in einem Zweitligaspiel. Levan Kobiashvili (9. Minute), heute übrigens Präsident des georgischen Fußballverbandes, Abder Ramdane (53.), Schwiegersohn von Ewald Lienen und heute Co-Trainer eines kleinen belgischen Proficlubs, Andreas Zeyer (80.), heute Unternehmer und schließlich Stefan Müller (82.), heute Tierarzt, schossen die siegbringenden Tore. Das war der Start. Es gab noch eine Reihe Zweitligaspiele und ein Pokalmatch – meistens gewann der SC – bis mit Trainer Urs Fischer bei den „Eisernen“ eine neue Zeitrechnung begann…

Seit dem Bundesligaaufstieg im Jahr 2019 durch einen Sieg in der Relegation gegen den VfB Stuttgart standen sich der SC und Union schon viermal gegenüber: Zunächst schienen sich die „Eisernen“, mit ihrer körperbetonten Spielweise, als „Angstgegner“ des SC zu etablieren. Im Oktober 2019 schlug Union den Sport-Club zunächst in der Bundesliga mit 2:0. Es war das Spiel, in dem zunächst SC-Fans durch Zündeln auffielen, was Christian Streich ziemlich genervt hatte, und nach dem zwei Waggons des Fan-Sonderzuges der SC-Anhänger in Berlin ausbrannten. Wie sich später herausstellte, war dafür ein technischer Defekt des Zuges verantwortlich. Die Stimmung im SC-Umfeld war damals aber ziemlich frostig. Ins Bild passte, zehn Tage nach den Vorkommnissen von Berlin, eine Heimniederlage gegen denselben Gegner im DFB-Pokal. 1:3 hieß es an jenem Dienstagabend und plötzlich galt Union als „Angstgegner“ des SC.

Am 7. März 2020 konnte mit dieser Mär aufgeräumt werden. Hochkonzentriert und körperlich voll dagegenhaltend gewann der SC das Bundesliga-Heimspiel mit 3:1. Roland Sallai, Christian Günter und der inzwischen von Leeds United in die Premier League verpflichtete Robin Koch erzielten die siegbringenden Treffer. Der Jubel auf den Rängen war riesig – es war bis heute das letzte Spiel des SC Freiburg in einem vollen Stadion. Dann kam Corona… Und es kam das Hinspiel der laufenden Saison in Berlin-Köpenick. 5.000 Union-Fans durften ins Stadion. Mit einer sehr couragierten Leistung erkämpfte sich der SC beim 1:1 einen verdienten Auswärtspunkt. Vincenzo Grifo verewigte sich als Torschütze. Der Gegentreffer durch Andrich fiel quasi im Gegenzug.

Mir ist die Auswärtsreise aber noch aus einem anderen Grund sehr präsent. Bei Facebook veröffentlichte ich noch am Morgen vor dem Spiel ein Foto mit einem Blick aus meinem Hotelzimmerfenster und folgenden Text:

„TATORT

und Blick aus meinem Hotelzimmer. Wurde heute Nacht gegen 4 Uhr durch einen (oder zwei) Schüsse und Stimmen geweckt. Etwas später fiel noch ein Schuss. „Marodierende Jugendliche mit Schreckschusspistole“ dachte ich.

Leicht genervt schlief ich wieder ein. Noch im Halbschlaf, gefühlt deutlich später als der Lärm, hörte ich Martinshörner - Großstadt halt. Heute Morgen dann, ich ging um den Parkplatz meines Mietwagens zu bezahlen, alles voll Polizei; Spurensicherung; Tatortfotografin. True Crime... ich fragte einen Beamten, ob die Schüsse denn tatsächlich echt waren - „was, Sie haben Schüsse gehört? Wie viele? In welchen Zeitabständen? Kommen Sie doch bitte mal mit!“

Schon war ich Zeuge und wurde im Foyer meines Hotels von der Kripo vernommen. Der Punkt war, dass nur eine Geschosshülse gefunden worden war. Dass es nach einiger Zeit einen zweiten Schuss gegeben hatte, steht aber fest. Das erfuhren die Beamten von mir.

Big City halt... Offenbar ist einem Mann ins Bein geschossen worden. Gerüchtweise kamen die Beteiligten aus einem Club, gegenüber vom Hotel (Corona-Sperrstunde???) Fazit: In Bad Krozingen ist es nachts ruhiger...“

Ein paar Wochen später erhielt ich nochmal Post von der Polizei – da war dann von einem Tötungsdelikt die Rede. Das Opfer der Schießerei hatte den Schuss ins Bein also nicht überlebt – zu viel Blutverlust nehme ich an. Ich wiederhole es gerne: Ich fühle mich wohl und sicherer in der Provinz.

 

Jetzt steht also das Rückspiel gegen den 1. FC Union Berlin auf dem Programm. Heute Mittag um 13 Uhr ist digitale Pressekonferenz. Ob die seit kurzem genesenen Keven Schlotterbeck, Roland Salla und Chang-Hoon Kwon schon wieder im Kader auftauchen, wird Christian Streich vielleicht als Möglichkeit bezeichnen – ob einer der drei in der Startelf auftaucht, wird der Trainer aber ohnehin nicht verraten. Auch nicht, ob er von der Grundformation her im 3-4-3 oder im 4-4-2 kicken lässt – ich gehe vom 3-4-3 aus. Der Kicker spekuliert, dass der robustere Höler den schmächtigen (aber trickreichen) Wooyeong Jeong ersetzen könnte. Das hatte ich in Bremen erwartet, fand aber nicht statt. Ich denke eher, dass Jeong weiter die Möglichkeit bekommt, sich durch viele Einsätze zu entwickeln und zu verbessern. Schaun mer mal.

Union spielte bis vor kurzem eine bärenstarke Saison. Umso beachtlicher war übrigens das 1:1 vom Hinspiel, denn die Köpenicker ließen seiner Zeit wenig anbrennen und schoben sich alsbald sogar in den Bereich der Champions League Plätze vor. Dieser Ausflug war aber nicht von großer Dauer. Zuletzt fehlte den „Eisernen“ häufig die nötige Frische und einige Spiele gingen verloren; in Leipzig (1:0) ist das keine Überraschung und eher normal, in Augsburg (2:1) und Mainz (1:0) hatte sich der aus Zürich stammende Trainer Urs Fischer, der von 2015 bis 2017 den FC Basel coachte, um dann zu Union zu wechseln und 2019 mit den Berlinern in die Bundesliga aufzusteigen, sicher mehr ausgerechnet; vermutlich auch in den Heimspielen gegen Borussia Mönchengladbach (1:1) und zuletzt beim torlosen Remis gegen Schlusslicht Schalke 04. Kurz: Union wurde nach euphorischen ersten Monaten der zweiten Bundesligasaison von der Normalität eingeholt. Tabellarisch ist der Club aus der Hauptstadt, der längst dem Schatten von Hertha BSC entwachsen ist, nun, mit einem Punkt weniger als der SC Freiburg, auf Platz neun direkter Nachbar der Schwarzwälder. Insofern ist das eine durchaus brisante Partie am Samstagnachmittag im Schwarzwald-Stadion, hält doch nur der Sieger der Partie direkten Kontakt zu den europäischen Plätzen.

 

Vielleicht ist es aber realistischer zu sagen: Der Sieger macht einen großen Schritt Richtung vorzeitiger Klassenerhalt – bei Remis machen beide ein kleines Schrittchen in diese Richtung.

 

Wir kommen zu meinem persönlichen Countdown für den 22. Spieltag: Begonnen hat er mit dem Verfassen dieses „Vorspiels“; weiter geht es mit der Teilnahme an der digitalen Pressekonferenz heute Mittag um 13 Uhr. Sollten sich dort nennenswerte Neuigkeiten ergeben, ergänze ich das „Vorspiel“ im Tagebuch natürlich noch einmal.

Selbstverständlich ist parallel dazu auch längst die Akkreditierung für das nächste Auswärtsspiel, am Sonntag, 28. Februar, in Leverkusen beantragt. Morgen früh folgt dann der Fußball-Talk zum Union-Spiel mit Moderator Markus Schäfer in der Morningshow von baden.fm – Ausstrahlung für Frühaufsteher ist zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr und für „Normalaufsteher“ noch einmal zwischen 8 Uhr und 8.30 Uhr.

 

Am Freitagabend spielt dann Arminia Bielefeld gegen den VfL Wolfsburg. Meine Arminen haben ja zuletzt bei den Bayern mit dem 3:3 durchaus Eindruck geschunden. Nur eine auch mit kalibrierter Linie optisch nicht zweifelsfrei wahrnehmbare Abseitsstellung verhinderte den faktisch erzielten aber nicht anerkannten Siegtreffer der Ostwestfalen gegen den offenbar Club-WM-geschwächten Rekordmeister. Ich gebe zu, wenn ich mir die letzten Auftritte des VfL Wolfsburg anschaue, ich war ja selbst erst neulich mit dem SC in Niedersachsen, dann droht Arminia morgen ein kleines Waterloo… Wolfsburg ist für mich, vielleicht zusammen mit Eintracht Frankfurt, die Mannschaft der Stunde. Ich lasse mich morgen Abend aber gerne positiv überraschen und drücke Arminia am Fernsehschirm kräftig die Daumen…

Ich habe übrigens gesehen, an dem Wochenende, wenn ich nach am Sonntag nach Leverkusen muss – ein abermaliger Besuch bei „Muttern“ in Bielefeld ist an so einem Wochenende selbstverständlich – kickt Arminia am Samstag bei Borussia Dortmund. Wegen Corona wäre ein Akkreditierungsversuch beim BVB aber wohl chancenlos. Schade, eigentlich. Wenn ich doch schon mal in der Nähe bin…

 

Zurück zum Union-Spiel am kommenden Samstag: Der Wetterbericht kündigt Sonnenschein und 18 Grad an; Angrillen kann ich da nur sagen: Erst am Mittag um 12 Uhr ein schönes Stück Fleisch – am Nachmittag grillt dann der SC den 1. FC Union. So soll es sein.

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen 1.FC Union Berlin am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1004. SC-Pflichtspiel live am Radiomikrofon)

In meinem Schlusskommentar der baden.fm-Bundesligashow benutzte ich die Worte: „Ein Spiel zum Vergessen.“ Das Ergebnis – klar, enttäuschend - vor allem die erste Halbzeit aber, hatte mich enttäusch. Es gab in den ersten 45 Minuten, wenn ich mal von einem Distanzschuss des Berliners Andrich, der neben das Tor ging, absehe, keine einzige ernst zu nehmende Torchance, weder für den SC, noch für die Gäste aus Berlin. Dabei hatte Christian Streich die Mannschaft, im Vergleich zum 0:0 in Bremen, mächtig durcheinander gewirbelt. Systemwechsel, von 3-4-3 zum 4-2-3-1, drei frische Offensivkräfte, die zuletzt nur von der Bank aus zu Teileinsätzen gekommen waren aber prominente Namen tragen: Petersen, Höler, Haberer – das war doch vielversprechend. Die Offensive aber, das wurde in der ersten Halbzeit deutlich, fand praktisch nicht statt. Beide Mannschaften neutralisierten sich zwischen den Strafräumen.

Zur zweiten Hälfte kam – das mag (nur) auf den ersten Blick überraschen – mit Dominique Heintz für Janik Haberer, ein Defensiver für einen Offensiven; es ging um einen Systemwechsel, zurück zum 3-4-3.  Die Belebung der Offensive fand durchaus statt: Schmid und Günter stürmten nun aus dem Mittelfeld heraus über die Außenpositionen, Grifo und Höler noch ein Viertelstündchen über die Halbpositionen, Petersen genaus lange in der Zentrale. Sieben Minuten nach Wiederbeginn scheint sich der Systemwechsel zumindest ansatzweise auszuzahlen; Freiburg hat die erste Torchance des Spiels: Jonathan Schmid stürmt über rechts nach vorne und flankt ins Zentrum; Lucas Höler köpft knapp über die Querlatte. In der 62. Minute belagert der SC den Berliner Strafraum, Lucas Höler wird von Nico Schlotterbeck gefoult. Jonathan Schmid schlenzt den Ball aufs Tor – zu hoch. Direkt nach dem Strafraum stellt sich Freiburgs Offensive neu auf: Ermedin Demirovic kommt für Nils Petersen als zentrale Spitze, Roland Sallai ersetzt nach überstandener Verletzung Lucas Höler auf der halbrechten Offensivposition und Wooyeong Jeong kommt halblinks für Vincenzo Grifo, der gegen Union, wie auch die anderen „Helden“ der ersten Sturmreihe, ungewohnt blass geblieben war. Mit den neuen kommt die Hoffnung und angesichts der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit und den drei neuen Hoffnungsträgern im SC-Angriff wächst meine Zuversicht: Jetzt bläst der SC zum Angriff und holt sich den Sieg.

Und dann kam es völlig anders: Unmittelbar nach der Einwechslung des Offensivitrios leistet sich die Defensive einen Blackout: Bülter wird auf der rechten Angriffsseite nicht von Manuel Gulde attackiert und kann unbedrängt flanken. Prömel entwischt Baptiste Santamaria und kann am zweiten Pfosten unbedrängt einköpfen. Es war, abgesehen von Distanzschüssen neben das Tor, die erste richtige Torchance für die Gäste. Union nutzte sie zum 0:1.

Christian Streich ersetzt Manuel Gulde durch den genesenen Keven Schlotterbeck; keine Reaktion auf Guldes Passivität vor dem 0:1, sondern der Versuch, neue Impulse in der Spieleröffnung zu setzen, wie der Trainer später erklären wird.

Einige Minuten wirkt der SC wie geschockt, lässt mehre Abschlüsse von Union zu, die aber keinen weiteren Schaden hinterlassen.

Vorne zappelt der Ball im Netz, war aber vor der Flanke von Keven Schlotterbeck schon hinter Torauslinie gewesen. Kein Tor. Viele weitere Angriffsversuche der Freiburger scheitern schon vor dem letzten Pass. Und als der einmal tatsächlich beim Ermedin Demirovic ankommt, misslingt dem Mittelstürmer im 16er die Ballverarbeitung und schon ist die Chance vorbei.

Aufregung im leeren Stadion in der 85. Minute: Bei einem Vorstoß des flinken Wooyeog Jeong tritt der eingewechselte Gießelmann dem Südkoreaner brutal in die Beine. Schiedsrichter Sören Storks aus Velen im Münsterland (NRW) zückt Gelb. VAR Tobias Stieler empfiehlt offenbar die Bildschirmbetrachtung der Szene, denn eigentlich „riecht“ der Tritt, der weitaus tragischer für Jeong hätte enden können, nach „Rot“. Storks gibt sich als „Papa Gnädig“ und revidiert seine ursprüngliche Entscheidung nicht. Keine Ahnung, ob eine Unterzahl der Berliner noch entscheidend Einfluss auf die verbleibenden fünf Minuten plus fünf Minuten Nachspielzeit gehabt hätte; Fakt ist, dass das grobe Foul eigentlich rotwürdig war. Dem SC fällt dann nach vorne nicht mehr viel ein. So endet das Spiel mit der ersten Heimniederlage seit dem 0:3 gegen Mainz, das damals für eine Zäsur sorgte. Eine solche ist jetzt wohl nicht angeraten, allerdings sollte die Zielsetzung jetzt keine Frage mehr sein: 40 Punkte, Klassenerhalt.

 

Das Nachspiel

Bereits am Sonntagvormittag bin ich für ein paar Stunden in die WZO-Redaktion gegangen, wo ich unter anderem meine Zeitungskolumne für nächsten Mittwoch verfasst habe. Deshalb kommen Tagebuchleserinnen und -leser diese Woche so früh wie möglich in den „Genuss“ der Vorveröffentlichung:

 

SC INTEAM

Eine schnelle Antwort

von Frank Rischmüller

In der vergangenen Woche wurde in dieser Kolumne die Frage gestellt: „Neue Ziele für den SC?“ Sie war ganz bewusst vorpreschend optimistisch und angesichts des bekannten und üblichen Freiburger Understatements geradezu tollkühn. Der Fragesteller selbst gibt zu, dass ihm beim halbwegs neutralen Hochrechnen aller Ergebnisse bis Saisonende im sogenannten Tabellenrechner verschiedener Internetanbieter für den SC Freiburg eher Platz acht als Platz sechs ausgeworfen wurde – und dabei gehörte eine Heimsieg gegen Union Berlin zu den prognostizierten Ergebnissen … In jedem Fall ist die vorläufige Antwort auf die freche Frage nach den neuen Zielen am Samstag schnell gegeben worden: Eine unzureichende Offensivleistung, vor allem vor der Pause, hat zu einer 0:1-Niederlage gegen die Köpenicker geführt. Damit sollte klar sein, dass es in den nächsten schweren Wochen, mit den Spielen in Leverkusen,  gegen Leipzig und bei den aufbegehrenden Mainzern, einzig und alleine darum geht, den derzeit mit 13 Punkten üppig  wirkenden Vorsprung auf Relegationsplatz 16 erfolgreich  zu verteidigen.  Dass es gelingt, diesen in diesen Wochen auszubauen ist angesichts der aktuellen Probleme beim Toreschießen – in Bremen und gegen Union blieb der SC ohne Treffer – und der Qualität der nächsten  Gegner eher unwahrscheinlich. Nach dem Mainz-Spiel beginnen mit dem Kick gegen den FC Augsburg die Spiele, aus denen der Sport-Club in der Hinserie extrem viele Punkte holte, sieben Mal in Folge ungeschlagen blieb und mit fünf Siegen in Serie einen neuen Vereinsrekord aufstellte. Nur wenn es dem SC erneut gelingt, gegen dieselben Gegner ein ähnliches Kunststück zu wiederholen, kann vielleicht noch einmal von „neuen Zielen“ geträumt werden. Bis dahin  gelten 40 Punkte als das Maß aller Dinge, auch wenn – theoretisch – in dieser Saison vermutlich schon 36 oder gar 34 Punkte für das Erreichen des 15. Tabellenplatzes ausreichen könnten. Klare Ziele führen zu klaren Köpfen: 40 Punkte, sicherer Klassenerhalt – alles andere sieht man danach. Auf dem Weg dahin wäre schon ein Pünktchen gegen Union Berlin hilfreich gewesen. Dass es gegen robuste „Eiserne“ dazu nicht kam, ist für Fußball-Freiburg kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es war ein Vergleich auf Augenhöhe. Nicht mehr und nicht weniger.