24. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Borussia Dortmund gegen SC Freiburg

Samstag, 29. Februar 2020, 15.30 Uhr

Signal-Iduna-Park, Dortmund

Borussia Dortmund - SC Freiburg

Das Vorspiel

 

Wenn Freiburg in Dortmund spielt, heißt das für mich immer „Heimatbesuch in Bielefeld, alte Bekannte treffen, das Auswärtsspiel beim übermächtigen Gegner irgendwie überstehen, wenn möglich auch noch ein Arminia-Spiel mitnehmen.“ So sieht es auch in dieser Woche aus: Am heutigen Donnerstag fahre ich nach einem Redaktionstermin für den WZO-Verlag, dem „Freiburger Autogespräch“ mit Verkehrsminister Hermann und Freiburgs OB Horn im Hybrid-Toyota von baden.fm Richtung Westfalen. Damit kein Stress daraus wird,  habe ich für heute Abend ein Zimmer in meinem Stammhaus am Stadtrand von Gießen reserviert und werde morgen Vormittag über Marburg und diverse Landstraßen bis kurz vor Paderborn fahren. Bei Diemelstadt geht es dann wieder auf die Autobahn, fast bis ins Bielefelder Zentrum. Ich fahre natürlich zu meiner Frau Mama, die am nördlichen Stadtrand, im Ortsteil Jöllenbeck wohnt. Die Namensgleichheit der Gemeinde mit dem aufstrebenden DFB-Schiedsrichter Dr. Jöllenbeck aus Müllheim ist rein zufällig. Den Freitagnachmittag und -abend nehme ich mir Zeit, die alte Dame (87) zu betreuen – im Fall von Dortmund sogar noch den Samstagvormittag. Von Bielefeld nach Dortmund fährt man nämlich nur ein Stündchen. Um kurz nach 12 Uhr werde ich dann meinen einstigen Englischlehrer aus längst vergangener Zeit auf dem gymnaialen Zweig der Kaufmännischen Carl-Severing-Schulen in Bielefeld, einen strammen BVB-Anhänger und -Dauerkarteninhaber abholen und mit ihm über die A2 nach Dortmund düsen.

Nach dem Spiel geht’s dann zurück und am Sonntag, nach dem Zweitligaspiel Arminia Bielefeld gegen SV Wehen-Wiesbaden trete ich dann den Heimweg an. 600 km in einem Rutsch – aber was solls, so ist der Job. Und ich mache es mir ja schon so bequem wie möglich. Aber Arminia, derzeit immerhin Spitzenreiter in Liga 2, muss ich mir eine Woche vor dem Spitzenspiel beim VfB Stuttgart, das ich natürlich auch „gebucht“ habe, unbedingt anschauen. Der Dreikampf an der Spitze der zweiten Liga, mit Arminia, Stuttgart und dem HSV, ist richtig spannend. Es sieht nicht so aus, als könne ein anderer Club das Trio noch sprengen. Aber wer steigt direkt auf und wer muss in die Relegation?

Und in der ersten Liga? Wie geht es weiter? Was macht der Sport-Club?

Ich denke, die 33 Punkte sollten zu keinem Zeitpunkt noch Panik aufkommen lassen! Der Klassenerhalt ist damit zwar mutmaßlich noch nicht in trockenen Tüchern, aber ich bin auch absolut sicher, dass noch einige Zähler dazu kommen. 40+X werden es am Ende sein. Davon gehe ich aus.

Ob nun ausgerechnet am Samstag in Dortmund Zähler dazu kommen, lasse ich mal dahingestellt. Dass man da punkten kann, hat der SC im Januar 2018 gezeigt, als das ungleiche Duell 2:2 ausging und Nils Petersen das „Tor des Jahres“ erzielte. In der laufenden Saison holte der SC Paderborn beim 3:3 einen Zähler aus dem 81.000 Zuschauer fassenden und am Samstag einmal mehr ausverkauften Signal-Iduna-Park. Die Paderborner hatten zur Pause sogar mit 0:3 geführt… An manchen Tagen kann man den Dortmundern also sehr wohl beikommen, auch in BVB-Heimspielen.

Als Realist muss man aber auch zugestehen, wenn Dortmunds Ballkünstler ins „Rollen“ kommen, kann es auch ganz böse ausgehen. Fünf, sechs Gegentore sind dann durchaus mal möglich. Man darf sie halt nicht ins „Rollen“ kommen lassen, muss nicht nur mit vollem Einsatz, sondern auch taktisch geschickt gestaffelt agieren. So wie Freiburg das an guten Tagen kann. Frag nach bei Bayern!

Wenn ich also unterstelle, dass die Jungs, wenn sie in Dortmund einen guten Tag erwischen und ein bisschen Glück haben, defensiv einen sportlichen Untergang verhindern können, fragt sich, was in Dortmund beim SC vorne gehen könnte – und wer da gut funktioniert. Nils Petersen dürfte auch aufgrund seines Erfolgserlebnisses von 2018 in Dortmund gesetzt sein. Ich könnte mir zudem gut Roland Sallai in der Startelf vorstellen. Der ist schnell, einsatzfreudig und bei den Gegnern noch nicht so bekannt. Wie Christian Streich heute auf der PK verkündete, werden Waldschmidt und Kwon am Samstag wohl verletzt ausfallen. Ist das die Chance zum Durchbruch für Sallai?

Leider wird dem Vernehmen nach auch Amir Abrashi weiter fehlen, sodass ich nicht mit allzu großen personellen Wechselspielen rechne.  Von der Systematik her, könnte ein 5-3-2 (bzw. 3-5-2) in Frage kommen. Abwarten…

Grundsätzlich geht es zunächst mal darum, dass der SC wieder gut kickt. Das hat er gegen Düsseldorf zumindest in der ersten Halbzeit nicht getan. Nach dem Wechsel gab es sieben gute Torchancen, meinte Christian Streich heute – es habe da die Präzision und Effektivität im Abschluss gefehlt, ansonsten sei er, Streich, mit der zweiten Hälfte gegen die Fortuna zufrieden gewesen; mal abgesehen von dem individuellen Fehler und der mangelnden Kontersicherung vor dem 0:2, als der SC zudem auch noch in Unterzahl war.

Kämpferisch und mutig zugleich sein, sich reinhängen und trotzdem klug und effektiv spielen – das sind die Vorgaben für Samstag in Dortmund. Unterstützt wird der SC dabei von 5.000 Schlachtenbummlern, die das Team ins legendäre und laute Dortmunder Stadion begleiten. (Kompliment, Fans!)

Das Programm wird mit dem Heimspiel gegen „Angstgegner“ und Eintracht-Bezwinger Union Berlin und dem Auswärtskick beim nächsten Titelanwärter Leipzig nicht gerade leichter. Deshalb hoffe ich auf einen Bonuspunkt aus Dortmund und darauf aufbauend auf einen couragierten Auftritt gegen Union.

So, ich muss zum Verkehrsminister. Man hört und liest!

Happy-Weekend!

 

Ich übertrage das Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 970. SC-Pflichtspiel als Livereporter bei baden.fm)

 

81.365 zahlende Zuschauer im Stadion, das Wetter stürmisch und regnerisch – die Frisur saß. Und auch die Taktik des SC funktionierte. In 90 Minuten plus Nachspielzeit schaffte es die gefürchtete Borussia-Offensive, anfangs ohne, später mit „Heiland“ Haaland nur ein einziges Mal, die aufmerksame SC-Defensive mit ihrem gefürchteten, blitzschnellen Tiki-Taka-Fußball auszuhebeln und Torgefahr im Strafraum zu erzeugen. Es war in der 15. Minute, als der für Haaland aufgebotene wiedergenesene Julian Brandt zu  Thorgan Hazard durchsteckte und der nach einem gewonnenen Zweikampf BVB-Juwel Jadon Sancho bediente, der wiederum Alexander Schwolow im Tor keine Abwehrchance gab.

Aber sonst?

Die 5 -2 - 3 - Formation (bei BVB-Ballbesitz) schlug sich im Spiel gegen den Ball prächtig und setzte durchaus auch Akzente nach vorne. Das war von der Papierform her vorher nicht zu erwarten, denn neben dem verletzten Luca Waldschmidt (Adduktoren) fehlte mit Robin Koch (Magen-Darm-Grippe) überraschend auch die zweite deutsche EM-Hoffnung aus Freiburg. Da auch Amir Abrashi weiter fehlte – eine fiebrige Erkältung kam am Wochenende übrigens zur Verletzung noch hinzu – musste der SC in Dortmund bei der Personalauswahl schon ganz schön kreativ sein. Christian Streich hatte mit Yannik Keitel und Lino Tempelmann zwei Talente im Aufgebot und mit Yoric Ravet war mal wieder ein Profi auf der Bank, der seit Monaten in der Versenkung verschwunden war.

Und trotz der personellen Dezimierung, die sich mit dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Janik Haberer zur Pause weiter fortsetzte – Yannik Keitel kam zu seiner Bundesligapremiere – entledigte sich der Sport-Club seiner schweren Aufgabe in Dortmund sehr sportlich.

In der 75. Minute lag sogar der (verdiente) Ausgleich für die wacker kämpfenden und spielenden Gäste in der Luft. Der eingewechselte Lucas Höler, der für den in Dortmund eher diskret auftrumpfenden Roland Sallai gekommen war, schlug eine butterweiche Flanke auf den völlig freistehenden Nils Petersen, der seinen Kopfball aus sechs, sieben Metern Entfernung auch an Roman Bürki vorbei bekam. Auf der Linie aber konnte Dortmunds Lukasz Piszczek aber in letzter Sekunde retten. An richtig guten Tagen geht so ein Ball rein; es war die größte Chance des SC, der ansonsten bei ein paar Schussversuchen stets am sicher auftretenden ex-SCler Roman Bürki scheiterte. Der deutlich formverbesserte Vincenzo Grifo hatte zudem in einer frühen Phase, den Ball aus aussichtsreicher Situation leider verzogen. Das kann er an richtig guten Tagen auch deutlich besser. 

Am Ende blieb es beim 1:0 und der heftige Wind, der zwischenzeitlich allerlei Unrat auf den Rasen des Signal-Iduna-Parks geweht hatte war durchaus stürmischer als die Angriffsbemühungen der sonst so erdrückend stürmischen Borussen. Seine beste Szene hatte der überzeugend in der zentralen Abwehrposition agierende "Edelreservist" der vergangenen Wochen, Philipp Lienhart, übrigens in der Schlussviertelstunde als er einen kraftvollen Vorstoß des eingewechselten Erling Haaland ganz cool und unaufgeregt ausbremste. Und dann war Schluss. Das Spiel war verloren aber irgendwie hinterließ es ein ganz gutes Gefühl.

 

Das Nachspiel

Ich kam etwas zu spät in die Mixedzone, verpasste Nicolas Höfler, bekam dann aber Christian Günter vors Mikrofon, was ja in Wirklichkeit mein iPhone mit aufgeschobenem Wind- bzw. Ploppschutz ist.

Der einstige Fußballchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Roland Zorn, der jetzt im Unruhestand noch freiberuflich arbeitet, speziell auch für Publikationen der DFL, teilt mit mir eine vermutlich unserer jeweiligen Vita geschuldete Leidenschaft für Arminia Bielefeld. Als er von mir wissen wollte, was Günter gesagt habe, bot ich ihm an, ihm die Aufnahme zu schicken. Damit ich seine Kontaktdaten registrieren konnte, rief er mich auf dem iPhone an, ich ließ ein oder zweimal klingeln, drückte den Anruf weg und registrierte die Nummer als neuen Kontakt. Gleichzeitig sendete ich Roland den Mitschnitt.

Und dann kam, was kommen musste: Während ich Vincenzo Grifo interviewte rief meine Mail-Box mich an, um mir von dem Anruf des Roland Zorn zu berichten. Nicht dass ich an den Apparat gegangen wäre, ich sah aber, während Vince frei weg von der Leber erzählte, dass die Aufnahme gecrasht bzw. gestoppt war. Ich drückte also noch einmal auf den Aufnahmeknopf und führte das Interview fort als sei nichts gewesen… Deshalb gibt es auf der Homepage des SC jetzt zwei Interviews mit Vince ... und ein kleiner Teil fehlt zwischendrin. Das sei aber kein Problem, versicherte mir Sina Ojo aus der Presseabteilung des SC. Also gut, sei es drum…

Es gab noch die PK, in der Christian Streich, wie ich fand, sehr reflektiert Stellung zum Randthema des Spieltags, den Hetz-Plakaten und Gesängen in den Stadien, nahm. Ich habe auch eine Meinung dazu und äußere sie in meiner Kolumne „SC INTEAM“, die ich gleich noch hier im Tagebuch veröffentlichen werde, bevor sie am Mittwoch in den gedruckten Wochenzeitungen am Oberrhein erscheint.

Als auch mein Trainer-Interview im Kasten war, kehrte ich zurück zur Pressetribüne dieser riesigen Arena und packte meinen Kram zusammen. Auf dem Weg zum Parkplatz traf ich dann wieder auf Gottfried Kreis, meinen bald 75-jährigen einstigen Englischlehrer. Der BVB-Fan bestätigte, dass der SC durchaus ein Remis verdient gehabt hätte und wir traten mit dem Phrasenmäher-Podcast von Didi Hamann im Ohr die etwa einstündige Heimreise nach Bielefeld an. Mit meiner Mutter ging ich noch in ein gut besuchtes Restaurant etwas Feines essen, brachte die alte Dame, die gerne früh schlafen geht, dann heim und zog noch ein bisschen um die Häuser. Auf dem nächtlichen Heimweg kam ich dann in eine „allgemeine Verkehrskontrolle“ und musste in ein Alkomat-Röhrchen pusten – der Blick des Beamten fiel auf die Digitalanzeige und schon wünschte er mir noch eine gute Weiterfahrt. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, bin ich eisern… (aber nicht „Eisern Union!“)

Noch auf der Heimfahrt von Dortmund hatte ich mich mit „Kessi“ verabredet. Ulrich K. aus Hamm ist der älteste mir bekannte Freund meines vor einigen Jahren verstorbenen Bruders. Vor 50 Jahren hatte er meinen Bruder Andi mit zu Arminia geschleppt. So bekam auch ich etwas davon mit. Während mein Bruder nur ein begrenztes Interesse für Fußball entwickelte, bekam ich den Virus in voller Ladung und entwickelte meine Leidenschaft für Arminia und diesen Sport. Indirekt also eingeleitet durch „Kessi“ – dessen Eltern, das nur der Komplettheit halbe, übrigens Nachbarn von Gottfried Kreis waren. Da kann man mal wieder sehen, wie klein Bielefeld ist (smile).

Ich hatte damals als angehender Teenager und Fußball-Frischling mit dem Freund meines Bruders weiter nichts zu tun. Rund zehn Jahre später, ich hatte Abi gemacht und  mir die ersten Sporen an der Uni verdient (Grundstudium fertig) – wollte ich für ein Jahr ins Ausland gehen. Frankreich reizte mich. Mein großer Bruder, damals junger Anwalt, erzählte mir von seinem Freund „Kessi“, der im südfranzösischen Toulouse studiert hatte und immer noch davon schwärmen würde. Also wurde „Kessi“, indirekt der Nestor meiner Arminia- und Fußballleidenschaft, als Berater hinzugezogen. Der junge Lehrer empfahl mir Montpellier als Studienort und hatte damit ein weiters Mal, ohne es zu wissen, einen unglaublichen Einfluss auf meinen weiteren Lebensweg genommen, in dem Montpellier – bis heute – eine sehr wichtige Rolle spielt. Vor allem natürlich meine dort geborenen und heute erwachsenen Kinder...

Diesen Kessi habe ich dann fast 40 Jahre nicht gesehen aber wir hatte in den letzten Jahren ein paar Mal telefoniert, wenn der SC und der BVB gegeneinander kickten. Zu einer Begegnung war es aber nie gekommen, auch vergangenen Samstag gab es irgendwelche Umstände, die das verhinderten. Dann bot „Kessi“ telefonisch an, am Sonntag von Hamm nach Bielefeld zu kommen (ca. 50 km) und wir verabredeten uns zum Arminia-Spiel. Jetzt war ich zwar als Journalist akkreditiert und damit perspektivisch in Bereichen unterwegs, wo „Kessi“ mich nicht hätte begleiten können aber jetzt spielten uns der Zufall und meine guten Beziehungen in Bielefeld in die Karten.  Mein alter Spezi „Kasi“, seit ich denken kann Arminia-Förderer und seit vielen Jahren auch ein guter Freund, hatte mich eingeladen, das Spiel von seinem Office aus zu verfolgen. Seine Geschäftsräume sind nämlich tatsächlich in der jüngsten Tribüne der „Alm“ bzw. „Schüco-Arena“ untergebracht. Mein Plan war gewesen, erste Halbzeit bei „Kasi“, zweite Halbzeit im Pressebereich mit PK, ehemaligen Bielefelder Kollegen und auch Roland Zorn zu verbringen. Als aber „Kasi“ hörte, dass ich in Person von „Kessi“ noch einen Begleiter hatte, lud er uns vom Fleck weg in den VIP-Bereich ein. Wir aßen fein zusammen, verfolgten die erste Halbzeit von extrem guten Sitzplätzen aus und fuhren dann zur zweiten Halbzeit mit dem Lift oben unter das Tribünendach, zu „Kasis“ Geschäftsräumen, von denen aus er mit „Arena-Catering“ eine seiner Firmen managt. Der steile Blick von da oben, das Ambiente, die Stimmung der Fans tief unter uns – das war schon etwas ganz Besonderes. „Ein Highlight“, meinte „Kessi“, der von diesem Rahmenprogramm unseres relativ spontanen gemeinsamen Arminia-Besuchs ganz überrascht wurde. Als Fabian Klos dann auch noch per Hechtkopfball den Siegestreffer zum 1:0 markierte, klatschten wir strahlend ab und hatten fraglos einen ganz besonderen Nachmittag erlebt. „Kessi“ ließ sich dann im VIP-Raum noch ein bisschen verwöhnen, während ich auf das harte Brot einer sechsstündigen Autofahrt biss. Immerhin: Trost gab es ja ein wenig: Der SC hat sich leistungsmäßig wieder gefangen, hatte stark gespielt, wenn auch knapp verloren – Arminia hatte (nach den Niederlagen des Zweiten - Stuttgart -,  des   Dritten - Hamburg - und des Vierten – Heidenheim am Samstag) zwar nicht so toll gespielt aber mit dem Sieg über Wiesbaden einen großen Schritt Richtung Bundesligaaufstieg gemacht. "Ist der Aufstieg noch zu verhindern" rätseln heute manche Zeitungen in Westfalen. Mein Heimatverein ist jetzt Tabellenführer mit einem satten Polster; sechs Punkte vor Stuttgart, neun Punkte vor Hamburg und zwölf Punkte vor Heidenheim auf Platz vier. Vielleicht fällt am kommenden Montag, wenn Arminia in meinem Beisein beim VfB Stuttgart antritt, schon eine Vorentscheidung im Aufstiegsrennen. Andererseits ist der VfB verdammt heimstark. Abwarten.

Und Freiburg? Gegen Union wird doch wohl am Samstag, nach verlorenem Hinspiel und der Schlappe im DFB-Pokal, im dritten Versuch dieser Saison der erste Sieg möglich sein, oder? Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten mich auf der sechsstündigen Heimfahrt von Ostwestfalen nach Südbaden. Gegen 22.15 Uhr war ich - nach dem Autotausch in Freiburg - wieder bei meiner Familie in Bad Krozingen. Ich bereitete noch mein Kollegengespräch für die Morning-Show von baden.fm vor und kam erst spät in der Nacht zur Ruhe. Da die Schulferien aber vorbei sind, war um 7 Uhr auch für mich die Nacht vorbei. Aus Solidarität mit den lieben Kleinen ging auch ich runter zum Kaffeetrinken und um einen guten Morgen zu wünschen. Um 9 Uhr war ich dann im Verlag und machte mich – wie immer – nach der Mailbearbeitung als erstes an meine Zeitungskolumne. Hier ist sie:

 

SC INTEAM

In Dortmund stellte der SC Freiburg einmal mehr unter Beweis, dass er gegen üblicherweise dominant auftretende Mannschaften, also solche, deren Spielweise sich über möglichst viel Ballbesitz definiert, zu großartigen Leistungen in der Lage ist. Nur beim frühen Gegentor durch Sancho (15. Minute) ließ sich die ansonsten glänzend disponierte Freiburger Defensive durch den blitzschnellen Dortmunder „Tiki-Taka-Fußball“ aushebeln, stand ansonsten sicher und ließ kaum Torgefahr des BVB zu. Die 81.365 Zuschauer im ausverkauften Signal-Iduna-Park hätten eine Viertelstunde vor Schluss beinahe den vielleicht sogar verdienten Freiburger Ausgleich gesehen, als Nils Petersen, nach einer Flanke von Lucas Höler, frei zum Kopfball kam, den Ball auch an BVB-Keeper Roman Bürki vorbei bekam, nicht aber an Borussias polnischem Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek, der auf der Linie rettete. So bleibt die Effizienz ein Problem, während der  gegen Düsseldorf zumindest vor der Pause vermisste unbedingte  Körpereinsatz in Dortmund von der ersten bis zur letzten Minute „stimmte“. In Freiburg gehört es zur DNA des Sport-Clubs und seines in aller Regel besonnenen Umfelds, die fußballerischen Leistungen der SC-Recken nicht nur ergebnisabhängig zu beurteilen. Insofern gehört  das Gastspiel in Dortmund zu den positiven Erlebnissen der laufenden Saison. Auch ohne seine beiden  Leistungsträger und deutschen EM-Hoffnungen Robin Koch (kurzfristig erkrankt) und Luca Waldschmidt (verletzt) hielt der SC bei  Champions League – Achtelfinalist Borussia Dortmund überraschend gut mit. „Mit“ machten auch einige der 5.000 Freiburger Fans bei den offensichtlich bundesweit vorab organisierten Protestaktionen gegen den DFB und bei der Hetze gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. Nachdem in deutschen Fußballstadien offener Rassismus und Hetze gegen Einzelne immer häufiger geworden sind, haben sich DFB und DFL offenbar entschlossen, konsequenter gegen diese Problematik vorzugehen. Auch SC-Trainer Christian Streich  hat sich nach dem Spiel seiner Mannschaft in Dortmund sehr reflektiert und einordnend zu der Problematik der Stigmatisierung und Hetze auf Fußballplätzen geäußert.  Fehlgeleiteten Chaoten, die die Bundesligabühne nutzen, um sich selbst und ihre Weltsicht in nicht akzeptabler Form darzustellen, muss Einhalt geboten werden. Darüber herrscht Einigkeit. Es sollte aber klar sein, dass es sich bei den „Problem-Fans“ um eine Minderheit handelt; auch auf den preislich erschwinglichen Stehrängen der Bundesligastadien. Den vorhandenen Konflikt als Grund für die Schaffung englischer Verhältnisse zu erwägen, wo es in den Premier-League-Stadien ausschließlich horrend teure Sitzplätze gibt und dadurch das Fußball-Publikum quasi ausgetauscht wurde, hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Atmosphäre wie in einem Opernhaus oder beim FC Chelsea ist für die Bundesliga nicht wünschenswert. (Zitatende)

 

Für mich steht eine kurze Arbeitswoche bevor. Am Freitag habe ich mir Urlaub genommen, um an ihrem Geburtstag ganz für meine Frau Yoany da zu sein. Die Feier mit Freunden ist dann am Samstag, nach dem (erhofften) SC-Sieg gegen Union Berlin.

Wir hören und lesen uns wieder, wenn der Union-Kick näherrückt. Der SC wuppt das, da bin ich zuzmindest heute recht zuversichtlich. Bis dann!