25. Spieltag der Fußball-Bundesliga, FSV Mainz 05 gegen SC Freiburg

Samstag, 13. März 2021, 15.30 Uhr *

Opel-Arena, Mainz *

FSV Mainz 05 - SC Freiburg *

Das Vorspiel

 

Vor dem Leipzig-Spiel des SC Freiburg hatte ich insgeheim bereits einige Bedenken, die dann im Ergebnis auch eingetreten sind. Schon vor dem 24. Spieltag hatte mich der 25. Spieltag schlicht mehr gereizt – der Kick in der Ford-Arena zu Mainz – oder war das eine andere Automarke?

Es handelt sich um ein Spiel zweier Vereine auf Augenhöhe, zweier Mannschaften bei denen die Tagesform der Beteiligten oder ein taktischer Kniff über den Sieger entscheidet und nicht in erster Linie das dickere Portemonnaie. Das finde ich mitunter reizvoller als die David-gegen-Goliath-Nummer.

Am kommenden Samstag kommt hinzu, dass der Sport-Club im Hinspiel gegen die Mainzer seinen sportlichen Tiefpunkt im bisherigen Saisonverlauf hatte und sicher mit besonders viel Ehrgeiz anreist – da gibt es etwas gut zu machen. Das 1:3 (0:3) vom 22. November, der Dreierpack des inzwischen nicht mehr in Mainz aktiven Konterstürmers Mateta – das hat weh getan, war aber auch ein Wendepunkt in der Saison. Es folgte eine Erfolgsserie, unter anderem mit fünf Siegen in Folge. Vor dem Rückspiel in Mainz schlummern Revanchegelüste – vermutlich nicht nur – in meiner Brust. Klar, ich begleite das ganze nur als Kommentator aber natürlich fiebere ich als Vertreter eines regionalen Mediums, zudem Medienpartner des SC Freiburg, intensiv mit; vor allem emotional. Natürlich freue ich mich, wenn der SC gut kickt und gewinnt und ich bin verstimmt, wenn der SC verliert. Klar, andererseits beurteile ich das Gebotene natürlich mit einem gesunden Blick für Fußball  und mit der Routine aus 30 Jahren Fußball-Kommentar in der Sache auch objektiv und hoffentlich kompetent. „In der Beurteilung korrekt, in der Emotion grenzenlos parteiisch“ – mein altes Leitmotiv im Radio-Job.

Beim letzten Besuch des SCF in Mainz ging es am Ende noch mal eng zu, beim Schlusspfiff durften wir aber gemeinsam jubeln: Durch Tore von Chang-Hoon Kwon und Nils Petersen führte der SC schon zur Pause mit 0:2. Mateta – ja, genau der – traf dann in der Schlussphase noch zum Anschlusstreffer. Zu mehr reichte es den Mainzern aber nicht; man kriegt ja nicht immer in der Halbzeitpause einen Elfmeter geschenkt oder so…

Der geneigte Fan erinnert sich natürlich: Am 16. April 2018 verlor der SC mit 2:0 in Mainz. Das erste Tor der Gastgeber fiel sieben Minuten nach dem Halbzeitpfiff des Schiedsrichters, mitten in der Halbzeitpause, per Elfmeter. Kein Ruhmesblatt für den damals noch neuen und bis heute umstrittenen VAR.

Zwischen diesem Skandalspiel und dem Sieg in der Vorsaison lag noch das unglaubliche 5:0 vom 5. April 2019 – eine denkwürdige Partie, in der der Sportclub optisch klar überlegen war – die bessere Mannschaft stellte – aber mit 67 Prozent Ballbesitz und 7:2 Ecken nichts anzufangen wusste. Inzwischen wissen wir ja alle, dass Ballbesitzfußball nicht unbedingt die Sache des Sport-Clubs ist, obwohl der SC auch in solchen Spielen erfolgreich sein kann – wenn die Effizienz stimmt… Im Hinspiel hatte der SC 68 Prozent Ballbesitz aber keine Kontersicherung und keine Effizienz - so ging er leer aus…

Vermutlich wird Mainz am Samstag erneut versuchen, dem SC den Ball zu überlassen und über Konter zum Erfolg zu finden, wie beim 2:1-Sieg in Mönchengladbach mit nur 31 Prozent Ballbesitz auf Seiten das Siegers, genauso wenig Ballbesitz hatte Mainz beim 2:2 in Leverkusen. Nach dem zweiten Trainerwechsel der Saison – Bo Svensson kam im Januar für Jan-Moritz Lichte, der wiederum erst im September Achim Beierlorzer sbgelöst hatte – konnten die stark abstiegsgefährdeten Mainzer ein beachtliches Zwischenhoch einlegen. In jüngster Vergangenheit hat sich der Erfolg des Vereins, der vor Sportkompetenz kaum laufen kann – Sportvorstand ist Rückkehrer Christian Heidel, Sportdirektor ist Rückkehrer Martin Schmidt, Trainer ist Rückkehrer Bo Svensson - wieder auf überschaubarem Niveau eingepegelt: Einer 0:1-Niederlage gegen den FC Augsburg folgte ein torloses Remis auf Schalke. Jetzt kommt Freiburg und Mainz – Vorletzter mit 18 Punkten – wittert die Chance und die Notwendigkeit, durch einen Sieg Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu finden, nach dem Spieltag zumindest aber im Tausch mit Arminia Bielefeld (nach nur einem Punkt in zwei Heimspielen auswärts in Leverkusen) den Relegationsplatz einzunehmen.

Der SC Freiburg ist mit seinen 34 Punkten fast schon am rettenden Ufer und kann relativ unbelastet in Mainz auftreten. Ich ahne, dass die Partie taktisch entschieden wird. Zum Einen muss Freiburg die Balance finden, trotz (mutmaßlich) mehr Ballbesitz, eine starke Kontersicherung aufzubieten, hinten gut zu stehen, und zum Anderen muss der SC effizient genug sein, um gegebenenfalls Kapital aus einer optisch überlegenen Spielweise zu ziehen.

Es ist Donnerstag, 12.30 Uhr – gleich findet die digitale PK des SC Freiburg statt. Mal hören, was der Cheftrainer zum Besten gibt und ob ich mit meinen Überlegungen richtig liege.

 

Donnerstag, 16.45 Uhr – da bin ich wieder. Kann wieder ein kleines Zeitfenster öffnen für mein Reportertagebuch.

Ein wichtiger Begriff in den Worten von Christian Streich war – mit Blick auf Mainz 05 – das Wort Energie. Diese sei unter der neuen sportlichen Leitung zu beobachten und ausschlaggebend für die bemerkenswerten Mainzer Ergebnisse gegen Leipzig, Mönchengladbach und Leverkusen gewesen. Das 0:1 gegen Augsburg sei vor allem dem schlechten Platz geschuldet. (mainz hat wohl inwischen einen neuen Rasen)  Der alte und hoppelige Rasen habe beim Tor selbst eine Rolle gespielt und für den weiteren Verlauf der Partie den Augsburgern in die Karten gespielt. Beim torlosen Remis auf Schalke habe Mainz vor allem in der zweiten Halbzeit klar die bessere Mannschaft gestellt, analysierte Streich.

Bei der Gesamtbeurteilung der Situation vor dem Spiel sind Freiburgs Cheftrainer und ich, der Radio-Kommentator, komplett einer Meinung. Der SC verspürt sicher weniger Druck als die 05er, muss es aber trotzdem hinkriegen, zum Beispiel bei den Zweikämpfen, mindestens so bissig und willensstark zu sein wie die Mainzer. Die Mannschaft müsse zudem im Spiel nach vorne deutlich ballsicherer sein als zuletzt gegen Leipzig.

Sollte der FSV dem SC den Ballbesitz überlassen – was möglich aber keineswegs garantiert sei, wie Streich meinte („Es kann auch sein, die gehen vorne voll drauf“) – werde der SC die Rolle annehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Der SC sei keine Mannschaft, die sich nur passiv hinten reinstelle.

So weit die wichtigsten Aussagen des Trainers kompakt zusammengefasst. Weil er es ohnehin nicht verraten würde, hat ihn diesmal niemand gefragt, mit welcher Grundformation der SC ins Rennen ginge. Immerhin war das verlorene Heimspiel gegen die Mainzer die „Stunde Null“ des Systemwechsels. Im 3-4-3 startete  der SC seiner Zeit, nach dem im 4-4-2 vergeigten Mainz-Kick, seine Erfolgsserie.

Da Keven Schlotterbeck, stets zentraler Mann der Abwehrkette in jenen erfolgreichen Wochen, wieder so weit zu sein scheint, in der Startelf zu stehen, könnte es den Switch in der Startformation durchaus geben. Außer Torwart Marc Flekken und Talent Lino Tempelmann sind übrigens alle Profis des SC fit und einsatzbereit. Man darf also gespannt sein auf die Personalauswahl am Samstag.

Denke ich zurück an Auswärtsspiele in Mainz, denke ich zuerst an das Spiel, das ich im November 2016, auf der Rückfahrt von der Beerdigung meines Vaters, kommentieren durfte, in diesem Fall triifft eher das Verb musste. Das war zwar eine willkommene Abwechslung, um an andere Dinge zu denken aber trotzdem irgendwie beklemmend und schwierig.

Voller Enthusiasmus erinnere ich hingegen den 2:3-Sieg nach Verlängerung im DFB-Pokal-Viertelfinale 2013; Mensch habe ich da abgefeiert… Es war ein Wahnsinnsspiel: Schon nach fünf Minuten führte Mainz mit 2:0 in diesem Pokalfight, der früh verloren schien. Bis zur Pause blieb es beim 2:0. Nach 80, ja, selbst nach 85 Minuten stand es noch immer 2:0 für Mainz. Alles Anrennen des Sport-Clubs schien vergeblich. Dann die 86. Minute, Ivan Santini schoss den Anschlusstreffer. Zu spät? Das war die große Frage. In der 90. Minute gab es dann Elfmeter für den SC. Die Erinnerungen sind verschwommen, ich meine aber Ivan Santini sei gefoult worden. In jedem Fall schnappte sich Daniel Caligiuri den Ball und hämmerte ihn zum Ausgleich ins Tor – unglaublich, es ging in die Verlängerung… In derselben machte sich Daniel Caligiuri endgültig unsterblich in der SC-Historie, denn der heutige Augsburger traf zum 2:3 und schoss den SC Freiburg ins DFB-Pokal-Halbfinale. Ich schrie ins Mikrofon wie ein Wahnsinniger und überforderte die damalige Übertragungstechnik. Der Mitschnitt geistert noch heute durchs Netz…

Natürlich habe ich auch den Sieg aus der vergangenen Saison noch auf der Uhr. Sieg in Mainz – Klasse, großartig! Es war ein erhebendes Gefühl, auch weil ich in der Vergangenheit schon die eine oder andere Meinungsverschiedenheit mit der Mainzer Presseabteilung hatte. Aber das ist ein anderes Thema und hat zumindest mit dem Radio-Rischmüller nichts zu tun.

Trotz des Sieges in der vergangenen Saison spricht die Bilanz eher für einen Erfolg der Mainzer Gastgeber. Das stimmt schon. In Pflichtspielen gab es acht Mainzer Siege, sieben Unentschieden und fünf Freiburger Auswärtserfolge. Also Jungs, locker bleiben aber mindestens so verbissen in die Zweikämpfe gehen wie der Gegner – dann glaube ich an den sechsten Freiburger Auswärtssieg in Mainz.

 

Für den morgigen Freitag, 12. März, steht zunächst der Fußballtalk mit Morningshow-Moderator Markus Schäfer auf der Agenda; ab 17 Uhr habe ich dann den baden.fm-Hybrid-Toyota reserviert. Den hole ich aber nur am Funkhaus ab und übernachte noch daheim in Bad Krozingen. Mainz ist ja zum Glück nicht so weit…

Zur geistig-seelischen Vorbereitung auf mein Fußballwochenende habe ich die Zweitligaspiel Heidenheim gegen Kiel und den Spitzenknaller Bochum gegen HSV auf der TV-Wunschliste. Diese beiden Spiele interessieren mich mit Blick auf die Aufstiegsfrage und das Schicksal des einstigen Bundesliga-Dinos HSV fast mehr als der Erstligakick am späteren Freitagabend, Augsburg gegen Mönchengladbach. Der zieht seinen Reiz freilich aus der Tatsache, dass Augsburg in einer Woche Heimgegner des SC sein wird und durch die Frage nach dem „quo vadis BMG?“ Was passiert  zum Beispiel mit dem künftigen Dortmund-Trainer Rose, wenn die Gladbacher morgen schon wieder verlieren? Der Freitagabend wird also sehr fußballlastig bei Familie Rischmüller im Wohnzimmer...

Samstag, 13. März, spätestens um 11 Uhr geht es dann auf die A5 Richtung Mainz, Opel-Arena. Nach dem Spiel bleibe ich noch vor Ort im Rhein-Main-Gebiet, vermutlich wieder in Frankfurt, auch wenn meine Tochter Caroline und ihr Partner Fabian am Wochenende verreist sind. Das freundliche Angebot der Wohnungsschlüssel habe ich dankend abgelehnt. Vermutlich werde ich in einer meiner Stammherbergen in der City absteigen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier… Sonntagvormittag geht es dann ausgeruht und hoffentlich mit drei Punkten aus Mainz im Gepäck heim Richtung Freiburg und Bad Krozingen. Über den Wahltag muss ich mir, was die eigene Stimme betrifft, keine Sorgen machen – habe schon per Briefwahl abgestimmt. Ich kann also ganz entspannt nach Hause fahren, um 13.30 Uhr das frühe Sonntagsspiel Leverkusen gegen Arminia gucken (ich fürchte Schlimmes). Danach überlege ich mir was Nettes mit der Familie und am Abend habe ich noch die Aufgabe das Ergebnis der Bürgermeisterwahl von Sulzburg online zu verkünden – dann ist die Woche vorbei und die nächste kann beginnen. KW 11 wird sehr lang, denn der SC kickt erst am Sonntag, 21. März, um 18 Uhr gegen Augsburg. Das ist aber Zukunftsmusik. Hier, heute und Samstag geht es um den Auswärtskick in Mainz.

Ich übertrage das Bundesligaspiel FSV Mainz 05 gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1007. SC-Pflichtspiel am Radiomikrofon)

 

Mit dem Verzicht auf einen zweiten Sechser – Baptiste Santamaria saß zunächst auf der Bank – hatte Christian Streich die offensive Grundordnung vorgegeben: Dreierkette mit Rückkehrer Keven Schlotterbeck zentral, davor „Chicco“ mit den beiden polyvalenten Außenverteidigern an seinen Seiten und viel Offensivpower: Lucas Höler und Vincenzo Grifo auf den Halbpositionen, Wooyeong Jeong als „falsche Neun“ und Roland Sallai als vorderste Spitze. Das war mutig, potenziell höchst attraktiv, brauchte aber seine Zeit, um zu funktionieren. In der torlosen ersten Hälfte verbuchte Mainz 05 daher gefühlt leichte Vorteile. Florian Müller, die Mainzer Leihgabe im SC-Tor, steht zwei, drei Mal im Fokus – zu unplatziert und letztlich zu ungefährlich kommen die Bälle von Mwene (19.) und Szalai (20.) auf das Freiburger Tor. Als in der 23. Minute zunächst Philipp Lienhart in höchster Not klärt und dann da Costa aus der Distanz an die Latte schießt, wurde mir angesichts von drei Mainzer Abschlüssen binnen vier Minuten etwas klamm ums Herz… Verstärkt wurde das schlechte Gefühl durch zwei Gelbe Karten gegen die zentralen Freiburger Defensivakteure Nicolas Höfler und Keven Schlotterbeck.

Nach einer halben Stunde findet der SC besser ins Spiel und meldet sich auch im Mainzer Strafraum zum Mitspielen an: In der 38. Minute zieht Christian Günter aus halblinker Position ab – die Flugbahn des Balles verleitet mich fast reflexartig zum Torschrei, die Kugel geht aber drüber. Dann folgt der schönste Angriff der ersten Halbzeit: In der 40. Minute spielt Wooyeong Jeong aus der Mittelfeldzentrale einen Traumpass in den Lauf von Roland Sallai, der in den Strafraum eindringt und abzieht – minimal abgefälscht knallt der Ball an den Außenpfosten und dann ins Toraus – es gibt nur Eckball… In dieser Situation lag die SC-Führung in der Luft, wäre aber angesichts der beschrieben Mainzer Drangperiode schmeichelhaft gewesen.

In der zweiten Halbzeit dominiert dann der SC. Ich sehe und kommentiere schöne Kombinationen und Angriffe, die aber irgendwie verpuffen. Mal fehlt es am entscheidenden letzten Pass, mal misslingt das Timing beim Abschluss, wie etwa in der 55. Minute, als Lucas Höler nach einer Flanke von Christian Günter zu früh hochsteigt und so seinen Kopfball versemmelt. Vier Minuten später gibt es Freistoß kurz vor der Strafraumgrenze für den SC. Vincenzo Grifo war klar gefoult worden. Vielleicht überlässt der italienische Nationalspieler deshalb die Ausführung dem ungarischen Nationalspieler Roland Sallai – Letzterer versiert den Kasten der Mainzer an, trifft aber nur die Latte – zweiter Alu-Treffer des Tages für Roland, der als vorderste Spitze unterwegs war. In der 62. Minute gibt es wieder Freistoß für den SC – diesmal aus rund 30 Metern. Vincenzo Grifo flankt und Philipp Lienhart verpasst denkbar knapp. Irgendwie liegt das Freiburger Führungstor jetzt in der Luft und es wäre auch verdient. Doch mitten in diese Phase hinein bekommt Mainz eine Mega-Chance: In der 65. Minute passt da Costa den Ball flach in die Mitte und der eingewechselte Glatzel kann etwa vom Elfmeterpunkt direkt draufhalten – er schießt den Ball mit dem Rinnenrist klar über das Tor…

Für die letzten zehn Minuten will Christian Streich die Mainzer mit einer neu besetzten Offenive knacken: Ermedin Demirovic, Nils Petersen und Chang-Hoon Kwon kommen neu, außerdem, zur Kontersicherung der Franzose Baptiste Santamaria. In der 84. Minute folgt dann die kalte Dusche für die Gäste: Boetius flankt, Glatzel köpft aus kurzer Distanz – Florian Müller pariert sensationell gut; den Abpraller aber schiebt der eingewechselte Quaison mühelos ins Tor. 1:0 für Mainz, eigentlich komplett gegen den Lauf des Spiels in der zweiten Halbzeit. Den Rest der Spielzeit verwaltet der FSV die knappe und glückliche Führung geschickt bis zum Abpfiff des Unparteiischen, Benjamin Cortus aus dem Frankenland. Als das Spiel vorbei ist, fällt es etwas schwer, das Ergebnis zu akzeptieren. Zumindest ein Remis hätte der SC angesichts der gezeigten Leistungen mitnehmen müssen. Schade!

 

Das Nachspiel

Ich bin sauer und habe absolut keine Lust auf Pressekonferenz und irgendwelchen Schnickschnack. Binnen einer halben Stunde bin ich in meinem Hotel in Frankfurt, schaue auf dem iPad das Abendspiel Dortmund gegen Hertha und köpfe die mitgebrachte Flasche Spätburgunder „Réserve“ vom Weingut Fritz Wassmer. Über Lieferando lasse ich eine Pizza herankarren. Irgendwann ist die Flasche leer und ich lande früh im Bett – draußen ist schließlich Lockdown.  Sonntagmorgen geht es heim nach Südbaden. Gegen 12 Uhr tausche ich die Autos am Funkhaus von baden.fm und fahre heim zur Familie. Eigentlich habe ich nach der SC-Niederlage nur wenig Lust mir einen zweiten Tiefschlag zu holen und ich fürchte Schlimmes für meine Arminia … in Leverkusen. Trotzdem schalte ich den Fernseher natürlich ein, bin aber nicht auf das Spiel konzentriert. Ich schaue ab und zu ein bisschen, höre aber über In-Ear-Kopfhörer meinen Krimi, der mich während der gesamten Mainz-Reise schon fasziniert hatte. Dann mache ich mir einen Kaffee, als mein Sohn Ben mich durch einen infernalen Torschrei aus der Lethargie reißt. Und in der Tat: Arminia hatte getroffen – durch Sushi-Stürmer Doan (werde ich jetzt wegen Rassismus entlassen? – Übrigens absolute Solidarität mit Jörg Dahlmann).

Fortan schaue ich das Spiel in der BayArena intensiver und fiebere mit. Ich erlebe, wie Arminia mit 2:0 in Führung geht, wie Bayer verkürzt und Arminia die knappe Führung dennoch über di Zeit bringt; gerade so wie ein paar Wochen zuvor der SC an gleicher Stätte. Ja, nur die Besten gewinnen 2:1 in Leverkusen…

Zurück zu meiner "Nr. 1" im Fußball - dem SC Freiburg: Im ReblandKurier erscheint am Mittwoch folgende Kolumne unter dem entsprechenden Titel:

 

SC INTEAM

Ein großer Luxus

Von Frank Rischmüller

Nicht alle aber sehr viele Bundesligaspiele sind sehr „eng“. In der Sprache der Fußballer heißt „eng“, dass es keinen klaren Sieger gibt, sondern vielleicht einen, der etwas mehr Spielglück hatte oder bei dem Kleinigkeiten zur Entscheidung über Sieg und Niederlage beigetragen haben. Am 25. Spieltag war der Kick in Mainz „eng“. Das Ergebnis – 1:0 – bringt das zum Ausdruck aber auch die Eindrücke auf dem Spielfeld. Hatte Mainz in der torlosen ersten Halbzeit leichte Vorteile, spielte der SC Freiburg   in der zweiten Halbzeit recht deutlich den besseren Fußball. Dass die Gastgeber kurz vor Schluss zu einem Treffer kamen, entsprach keineswegs dem Lauf des Spiels. Dass Da Costa, der Frankfurter im Mainzer Trikot, vor der Pause mit seinem Distanzschuss nur die Latte getroffen hatte, mag man als zwar als Spielglück  der Freiburger werten, die aber ihrerseits durch Roland Sallai einmal in der ersten und einmal in der zweiten Halbzeit  am Gestänge des Mainzer Tores scheiterten. Eigentlich war es ein typisches Remis-Spiel – es war ein Stück weit Zufall, dass die abstiegsgefährdeten Mainzer am Ende jubeln durften. Den SC Freiburg wirft diese zweite Niederlage in Folge nicht um. Die Saison läuft insgesamt sehr  vielversprechend. Holte der SC in der Hinrunde aus den ersten acht Spielen nur sechs Punkte, waren es  in der Rückrunde schon  zehn. Nach der Niederlage gegen Mainz begann in der Hinrunde eine überaus erfolgreiche Phase, beginnend mit zwei Unentschieden in Augsburg und gegen Mönchengladbach. Zwei Punkte aus den nun folgenden beiden Rückspielen, am Sonntag, 21. März,  um 18 Uhr gegen den FC Augsburg (live bei Sky und baden.fm)  und, nach der Länderspielpause,  am Ostersamstag, 3. April, um 20.30 Uhr bei Borussia Mönchengladbach (live bei DAZN und baden.fm) sind dem SC Freiburg durchaus zuzutrauen; vielleicht sogar mehr. Die Perspektive für eine Fortsetzung der seit einigen Monaten schon  betont   entspannten Saison scheint naheliegend. Nicht vergessen: Eine entspannte Saison ohne Abstiegsangst ist für Freiburg ein großer Luxus. (Zitatende)

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Rausschmiss von Jörg bei Sky. Ich habe den TV-Kollegen Dahlmann 1995 beim UEFA-Cupspiel Slavia Prag gegen SC Freiburg in Tschechien kennengelernt. Es war bitterkalt und Jörg, als Fieldreporter unterwegs war irgendwie underdressed. Ich lieh dem Kollegen meine leuchtend blaue Uhlsport-Jacke, die dann bei der TV-Übertragung auffällig oft zu sehen war, wie ich im Nachhinein mitbekommen habe. Seither kennen und grüßen Jörg Dahlmann und ich uns freundlich bei jeder Begegnung. Oft haben wir uns auch ein bisschen über andere Dinge als Fußball ausgetauscht. Jörg ist einfach nur ein netter Kerl und weder ein Sexist noch ein Rassist. Sein Rauswurf bei Sky ist – auch wenn Jörg sich den Spruch mit der Freundin von Karius vielleicht hätte sparen können – einfach nur lächerlich. Ich hoffe, er kommt auf die Fußballbühne zurück. Kurz: Die Empörungskultur in Deutschland geht mir mächtig auf den Sack. Da befinden wir uns auf einem Holzweg. Bitte, bitte locker bleiben!!! Sonst wird es fad in der Medienlandschaft.