26. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen Bayer 04 Leverkusen

Sonntag, 17. März 2024, 15.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - Bayer 04 Leverkusen *

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Dem schwachen sportlichen Auftritt des Teams begegnen die rund 2.200 aus Deutschland angereisten Schlachtenbummler schon während des Spiels und vor allem danach mit großer Moral und lautstarker Rückenstärkung für das enttäuschte, unterlegene Team. Die Fans feiern den SC, wie nach einem Sieg. Ich denke kurz nach und komme dann darauf: Der SC hat in dieser Saison 10 Europa-League-Partien bestritten - die allermeisten waren spektakulär und über Erwarten gut. Nur das letzte der zehn Spiele war wirklich misslungen. Warum den Spielern grämen, warum sie auspfeifen? Das ist keine Freiburger Gepflogenheit.  Mit fliegenden Fahnen nehmen Mannschaft und Fans Abschied von einer phänomenalen Saison auf europäischer Ebene. 

Die vielen tollen Erlebnisse aus den Spielen zuvor lasse ich dann auch in meine Interviews einfließen - das hilft allen, die Enttäuschung über das 5:0 von London und das Aus in der Europa League besser zu ertragen und wegzustecken. 

Mit einem Uber fahre ich zur U-Bahn-Station und mit der "tube" zurück ins Hotel. Ich will pennen, fühle mich müde und leer. Am nächsten Morgen schlafe ich lange aus, trinke dann ein paar Tassen Tee in meinem Zimmer und verlasse das Hotel, das deutlich besser war als jenes vom Dezember und viel besser als es die Negativkritiken im Netz vermuten ließen. Das Gepäck stelle ich noch ein wenig dort unter, denn mit der Bakerloo-Line kann ich praktisch vom Hotel direkt zum Piccadilly Circus - einem meiner Lieblingsorte in London - fahren. In einem Steakhouse, wo ich schon am Mittwochabend vorzüglich gegessen hatte, kehre ich zum Mittagessen ein, finde des Rumpsteak noch besser als das Filetsteak vom Mittwoch und nehme langsam Abschied von London. 

Vor dem Rückflug im Airport Heathrow treffe ich meine Jungs aus dem Rotary Club wieder. Sie hatten in einem anderen, teureren Hotel gewohnt, weshalb wir diesmal nur Whatsapp-mäßig zusammen in London waren, nicht im real-life. Wir haben aber auch unterschiedliche Ziele und Präferenzen, wenn sie als Fans vor Ort sind und ich für den Radio-Job. Übringens nicht nur für die Euro-League-Übertragung am Donnerstagabend; ich habe ja vor Ort auch noch einen bunten Vorbericht fürs Nachmittagsprogramm produziert, am Donnerstagnachmittag an der digitalen PK der U23 teilgenommen und nach Erhalt von O-Tönen von Thomas Stamm einen Vorbericht für das Auswärtsspiel der SC-Talente in Halle an der Saale geschrieben und produziert beziehungsweise zum Feinschnitt ans Funkhaus geschickt. Das verträgt sich nicht so gut mit Bierchen hier, Bierchen dort und Sightseeing in London. Ich bin vor den Übertragungen sowieso eher im "Tunnel" und brauche dann meine Ruhe. So waren wir erst  am Flughafen wieder vereint, klatschten kurz ab, flogen gemeinsam nach Zürich und fuhren heim.

Ich war sowas von kaputt - das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen.

Trotzdem war auch am Samstag nochmal Arbeit angesagt: Die U23 kickte, wie gesagt, in Halle an der Saale und ich war im Homeoffice live dabei - ich saß also vor meinem 55-Zoll-TV und kommentierte einige Ausschnitte vom Spiel auf Bildschirmbasis. Das 2:2 in letzter Sekunde hat sich die Mannschaft von Thomas Stamm verdient. Vielleicht gelingt ja noch die notwendige Siegesserie, um sensationell doch noch in der Dritten Liga zu bleiben. Wahrscheinlich ist es nicht - aber möglich!  Der nächste Kick ist in knapp 14 Tagen gegen 1860 München. Ich bin dann freilich in Mönchengladbach. 

Ich pflegte nach dem Home-Office-Reportereinsatz vor dem TV-Bildschirm wieder meiner Erholung auf dem Sofa; ich hatte es nötig...

Am Sonntag besuchte ich am späten Vormittag Muttern im Pflegeheim und fuhr von dort direkt zum Europa-Park Stadion. Bock hatte ich, klar. Trotzdem war ich platt wie eine Flunder. Ausgepowert und müde könnte man auch sagen. Während ich im Presseraum auf die Mannschaftsaufstellungen warte, kommt der Kollege von Sky zu mir und fragt freundlich, ob er mich in einem Interview zur Causa Streich befragen dürfe - aus Rechte-Gründen - beim Sonntagspiel ist DAZN  bekanntlich "Chef im Ring" - müssten wir draußen vor dem Parkplatz drehen. Ich stimme zu und werde zehn Minuten später, übrigens genauso wie BZ-Sportchef René Kübler, nach persönlichen Einschätzungen gefragt. Ich antworte, kurz zusammengefasst, dass ich 60:40 mit einer Demission von Streich zum Ende der Saison rechne, weil der Job, den er mit Haut, Haaren und allen Emotionen lebt, sehr kräftezehrend sei. Als Nachfolgelösung rechne ich mit einer internen Variante. Thomas Stamm von der U23 oder der aktuellen Verbindungstrainer (U23/Profis) und langjährige SC-Kapitän Julian Schuster, könnten auf Streich folgen - der Trainer hinterlasse, wenn er wirklich gehe, in jedem Fall ein gut bestelltes Feld, so mein Statement.

Dann gehe ich wieder in die Katakomben, registriere auf den mittlerweile eingetroffenen Spielberichtsbögen für  die Presse, dass fast dieselbe Startelf spielen wird, wie in West Ham und gehe schließlich auf die Pressetribüne auf meinen Reporterplatz und das Spiel kann beginnen...

Am Sonntagnachmittag kommentierte ich das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen Bayer 04 Leverkusen live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.139. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

Ich fühlte in mich  hinein und übertrug die Schlappheit in Gedanken auch auf die Spieler, die ja noch viel mehr Energie auf dem Platz gelassen hatten - gegen West Ham, in Bochum und in London, beim Rückspiel gegen West Ham, als ich, der Reporter auf den Pressetribünen. Außerdem erinnerte ich mich an den Abschluss der letzten beiden Englischen Wochen, damals in Augsburg.

Unter dem Strich erwartete ich also gar nichts vom SC gegen Bayer Leverkusen - wirklich überhaupt nichts... Und ich sah mich nach knapp zwei Minuten bestätigt. Deutschlands EM-Hoffnung Wirtz wird von Grimaldo angespielt, befindet sich in halblinker Angriffsposition an der Strafraumgrenze. "Matze" Ginter lässt ihn gewähren, Wirtz wackelt mit den Hüften und kommt aus 15 Metern zum Schuss - die Grätsche von "Chico" Höfler, der die Innenbahn hat und Leverkusens Superstar eigentlich bremsen musste, kommt zu spät - der Schlenzer des Jungstars fliegt unhaltbar für Noah Atubolu ins lange Eck - Leverkusen führt mit 0:1, bevor das Spiel eigentlich so richtig begonnen hat. "Das kann ja heiter werden", denke ich  mir...

Und dann überrascht  mich die Mannschaft des SC aber gewaltig. Obwohl fast unverändert angetreten, lediglich Merlin Röhl ersetzte den gesperrten Maximilian Eggestein, brachte der Sport-Club enorm viel Energie auf den Platz und zeigt auch spielerische Klasse: Doppelpass zwischen "Litz" Doan und Lucas Höler am und im 16er, Doan dribbelt noch kurz und schießt dann, in Minute zehn, zum 1:1 ins Netz. Geht da vielleicht doch was gegen den angehenden Deutschen Meister?

Das Spiel verläuft irgendwie auf Augenhöhe - natürlich sieht es bei Leverkusen ab und an eleganter und (noch) schneller aus als beim SC, Chancen und Halbchancen halten sich aber in etwa die Waage. Fünf Minuten vor der Pause dann eine verhängnisvolle Szene: Wirtz schickt  Grimaldo steil, der Spanier kommt aber etwas zu spät. Noah Atubolu ist schneller am Ball, doch statt ihn mit den Händen aufzunehmen oder sich draufzuschmeißen, klärt er irgendwie halbseiden mit dem Schienbein. Der Ball prallt zu Bayer-Stürmer Schick, der mit seinem Schuss den Körper des Freiburger Torwarts trifft, von wo der Ball vor die Füße von Hlozek prallt, der nun leichtes Spiel hat zum 1:2-Halbzeitstand zu vollstrecken. Ich ahne, dass jetzt wieder die Ratten aus den Löchern kommen. Obwohl Noah Atubolu erst 21 Jahre alt ist und in seiner ersten Bundesligasaison als "Nr.1" mehr Spiele ohne Gegentor zu verzeichnen hat als die meisten anderen Torhüter der Spielklasse und im eins gegen eins regelmäßig brillant hält, wird bei ihm jeder Fehler zu einer Staatsaffäre  hochgejazzt. Das nervt mich, denn Freiburg ist und bleibt ein Ausbildungsverein und ich kann mir nicht helfen - ich fürchte, dass "Atus" Hautfarbe bei einigen seiner vehementen Kritiker zumindest unterschwellig, vielleicht sogar unbewusst, eine Rolle spielt. Bayer-Torwart Hradecki wird am 26. Spieltag einen ähnlichen Fehler begehen - kaum einer verliert ein Wort darüber...

Aber erstmal ist Halbzeit und ich wundere mich, wie gut der SC gegen den Favoriten mithält - ich sehe mit 34.500 Zuschauern im ausverkauften Europa-Park Stadion ein richtig gutes Bundesligaspiel. Halbzeit zwei beginnt allerdings, wie schon der erste Durchgang, mit einer kalten Dusche: Ein Kunstschuss von Schick, mit dem Außenrist abgefeuert, prallt erst gegen den linken Innenpfosten, dann gegen den rechten Innenpfosten und trudelt von dort ins Tor. Etwas glücklich, aber auch sehenswert. Es steht 1:3 - die Vorentscheidung?

Wenige Minuten nach dem 1:3 kommen Philipp Lienhart, der sein Comeback nach Leisten-OP feiert, Florent Muslija und Michael Gregoritsch und bringen neue Energie auf den Platz. Und Freiburg gibt sich nicht geschlagen! Eine knappe Viertelstunde vor Schluss kommen Yannik Keitel und Maximilian Philipp neu dazu. Und plötzlich wird es noch einmal spannend: In der 79. Minute spielt der Winter-Neuzugang vom SC Paderborn, Florent Muslija, einen wunderbaren Steckpass in den Lauf von Eigengewächs Yannik Keitel und der Breisacher zieht ab - Hradecki kann den Ball nicht festhalten - der bereits angesprochene Torwartfehler - sodass "Keito" zum Nachschuss ansetzen kann und trifft. Das erste Bundesligator des Blondschopfes lässt einen Bonuspunkt gegen den Spitzenreiter wieder möglich erscheinen. Freiburg versucht auch alles, kommt in der vierten Minute der Nachspielzeit auch nochmal zu einer Großchance, doch Manuel Guldes Kopfball, nach schöner Flanke von Florent Muslija, geht über das Tor. Dann ist Abpfiff.

Es wäre mehr drin gewesen für den Sport-Club als diese knappe Niederlage; vermutlich auch, wenn Schiedsrichter Harm Osmers aus Hannover in der zweiten Halbzeit nicht "jede 50:50-Situation zugunsten von Leverkusen entschieden" hätte, wie Christian Streich später erklären wird. So ganz Unrecht hat der SC-Trainer nicht mit dieser Sichtweise...

 

Das Nachspiel

Das 2:3 gegen Leverkusen hatte bei mir einen komischen Nachklang. Der SC hatte zwar verloren - gegen den angehenden Deutschen Meister ist das freilich erträglich und die gezeigte Leistung hatte mir Mut und Lust mit Blick auf die acht verbleibenden Bundesligaspiele gemacht.  Mönchenglandbach - Leipzig - Darmstadt - Mainz - Wolfsburg - Köln - Heidenheim - Berlin... Da sehe ich in der gegen Leverkusen gezeigten Einstellung und Form - künftig ohne Doppel- oder Dreifachbelastung - ein großes Potenzial an Punkten. "Drei, vier Siege am Stück" seien eine durchaus vorstellbare Variante, mit der der SC auch wieder voll im Rennen um die für die europäischen Wettbewerbe spannenden Tabellenpositionen wäre, bestätigte "Chico" Höfler im Interviews nach dem Leverkusen-Spiel. Auf meinem persönlichen  - und daher natürlich eher optimistisch gefütterten - Tabellenrechner steht am Ende immernoch Platz sechs. Allerdings ist mit dem FC Augsburg plötzlich und unerwartet ein Konkurrent dazugekommen, den wohl keiner auf der Rechnung hatte... Es wird spannend in der Schlussphase der Bundesligasaison...

Noch im Stadion schrieb ich den Text für den Aufsager für die baden.fm-Morningshow, zeichnete den "Einminüter" auch gleich vor Ort auf, obwohl ringsherum noch einiger Lärm war , denn Feierabend sollte Feierabend sein, so meine Überlegung. Am Presseparkplatz traf ich direkt bei meinem mit "Frank Rischmüller on tour" gebrandeten Toyota den baden.fm-Marketingleiter Jörg Landfried. Ich tauschte mich  kurz mit ihm über das Spiel aus, um dann gleich eine Liveübertragung des U19-Pokalfinales am 24. Mai aus Potsdam anzuschieben. Jörg kümmert sich um die werbliche Vermarktung, ich hatte bereits Flug, Mietwagen und Hotel gebucht, schließlich hat es Tradition, dass ich das Finale übertrage, wenn die U19 des SC dieses erreicht. Mit sechs Finalteilnahmen und sechs Siegen sind die Freiburger Talente absolute Rekordhalter. Im Mai steigt das 7. Finale mit SC-Beteiligung - Gegner ist die U19 von TSG 1899 Hoffenheim. 

Einigermaßen gut gelaunt fuhr ich dann nach Hause. Jörg Landfried hatte mich erinnert, dass das Rohmaterial für die Werbetrailer der nächsten Bundesligashows noch ausstehen. "Ich weiß, die Texte liegen schon bei mir auf dem Tisch, nur zum Produzieren bin ich noch nicht gekommen - ich war schließlich in London", lachte ich - und wusste: doch noch kein Feierabend... Daheim bat ich meine Frau Yoany  und unsere Tochter Amelie um ein paar Minuten Ruhe (Sohnemann Ben ist gerade auf Klassenreise in Barcelona) und sprach die Texte für die Werbetrailer ein, die ich in der Tat schon vor der London-Reise vorbereitet, also geschrieben, hatte. Bis zum Anfang ders Münster-Tatorts war ich fertig. So ging der Sonntagabend am TV zu Ende und eine neue Arbeitswoche stand bevor... 

Und der Start in die Woche hatte es in sich: Wochenzeitungsproduktion wie immer, mit dem Montag und Dienstag als arbeitsreichste und meist sehr stressige Tage, Christian Streich teilte per Videobotschft mit, dass er am Saisonende in den Sack haut, baden.fm fragte wegen mehrerer Formate für die Hörfunkberichterstattung zum Thema an, mein alter Spezi Ernst Midderndorp rief aus Südafrika an und fragte, was denn da los sei, warum Streich aufhöre und so weiter. Ich belieferte das Radio unter anderem mit der etwas verkürzten Vertonung meiner Zeitungskolumne für den ReblandKurier. Hier die Kolumne:

 

SC INTEAM

Glückwunsch, Trainer! Glückwunsch, dass Sie selbstbestimmt und ohne Not den richtigen Zeitpunkt für sich, Ihre Familie und – hoffentlich auch – den Verein gefunden haben, um eine beispiellos erfolgreiche Ära für sich zu beenden. 
Beispiellos erfolgreich, weil der SC Freiburg, der nie zuvor ein Pokalfinale erreicht hatte, mit Ihnen in Berlin war; und mit ihm an die 50.000 SC-Fans.
Beispiellos erfolgreich, weil der SC Freiburg vor Ihnen noch nie „in Europa überwintern“ durfte, wie die Fußballer sagen; Achtelfinals auf europäischer Bühne bestreiten durfte. Unter Ihnen, Christian Streich, ist das gleich zweimal hintereinander gelungen, gegen den Weltclub Juve aus Italien und gegen West Ham aus der englischen Premier League. Respekt, Trainer! Das ist großartig und wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben.
Ich weiß, wie sehr die Arbeit an Ihnen zehrt. In unseren obligatorischen Hörfunkinterviews – zwölf Jahre lang, nach jedem Spiel – habe ich Sie weinen sehen; mehrfach; vor Freude und Glück nach einem überraschenden Sieg auf Schalke zum Beispiel, oder vor Verzweiflung nach dem Abstieg, damals in Hannover. Diese Erlebnisse haben mir klar gemacht, wie sehr der ganze Mensch Christian Streich seinen Beruf lebt; nicht nur mit fachlicher und strategischer Expertise, sondern auch mit all den begleitenden Emotionen. Das kostet Kraft.
Es wird auch enorm Kraft kosten, jetzt zu gehen. Jetzt wo Sie sich mit  Ihrer Mannschaft auf einem Niveau bewegen, das Fußball-Freiburg noch nicht kannte. Das war ganz sicher kein leichter Entschluss – und auch kein leichtfertiger. Vielleicht entgehen Sie ja  mit Ihrem selbstgewählten Ausstieg dem Schicksal eines Ihrer Vorgänger, der – mit einem ähnlichen öffentlichen Heldenstatus wie Sie ausgestattet – von interessierter Seite weggemobbt wurde. So etwas kann Ihnen nicht passieren – Sie gehen auf dem vorläufigen  Höhepunkt einer Entwicklung, die Sie persönlich geprägt haben. 
Sie gehen und Sie werden fehlen. Dem Verein, seiner Philosophie, die Sie stets bewahrt und weiterentwickelt haben, den Fans und auch mir. Zwischen uns gab es nie Kumpanei. Wir siezen uns - mit und ohne Mikrofon. In unseren öffentlichen Gesprächen, den Interviews, sind Respekt und  die gegenseitige Wertschätzung aber stets herauszuhören. Dafür sage ich Dankeschön!
Schließlich habe ich noch eine Bitte: Führen Sie die Mannschaft bis zu Ihrem Ausscheiden am Ende der Saison noch ein weiteres Mal nach Europa. Es wäre das „Finale Grande“, das Ihnen und Ihrer Lebensleistung – 29 Jahre beim SC, zwölf Jahre als Cheftrainer – gerecht würde. 
Und noch einmal abschließend: Danke, Trainer! (Zitatende)

 

Fast aus den Schuhen gehauen hätte mich die nächste Anfrage, die am Montag bei mir eintraf: WDR 5 wollte mich, Frank Rischmüller, vom privaten Radiosender baden.fm, zum Thema Christian Streich interviewen. "Etwa vier Minuten, am Dienstagmorgen, live um 7.20 Uhr", lautete die Anfrage. Das ist erstaunlich, da der WDR öffentlich rechtlich ist, so wie der SWR. Trotzdem kamen sie zu mir. Ich sagte gerne zu, hatten mich doch vor über 50 Jahren die WDR-Livereportagen  von der Bundesliga und den Spielen "meiner" Arminia erst so richtig für den Fußball und den Beruf den ich heute noch leidenschaftlich gerne ausübe, "angezündet". Amelie verließ das Haus Richtung Schule extra fünf Minuten eher um mich beim Interview nicht zu stören. Sie fragte allerdings lakonisch: "Was kriegst Du dafür?"  Ich schmunzelte und gab zu, "Ich habe da gar nichts ausgehandelt - bin ja nur Interviewgast; aber das sehr gerne, beim WDR in meiner alten Heimat." "Ich hätte was verlangt", meinte die Elfjährige und hat wahrscheinlich Recht mit ihrem Standpunkt; schließlich bin ich Hörfunkjournalist - aber sei es drum.

Aus naheliegenden Gründen ließ die Moderatorin, Frau Oster, meine Radiorolle bei ihrer Vorstellung und den Fragen geradezu verkümmern. "Frank Rischmüller berichtet seit 30 Jahren über den SC Freiburg, ist seit 18 Jahren auch regelmäßiger Kolumnist und war in den 12 Jahren von Christian Streich stets ganz nah dran", stellte sie mich vor... Selbstverständlich platzierte ich meine eigentliche Rolle im SC-Zusammenhang, die des Livekommentators für baden.fm und des regelmäßigen Interviewers von Christian Streich in einer meiner Antworten - so wie ich es dem Geschäftsführer vom Funkhaus Freiburg, Christian Noll, feixend versprochen hatte, als wir über die ungewöhnliche Anfrage der Öffentlich-Rechtlichen diskutiert hatten. "Live ist live - da kann man dann auch nichts mehr rausschneiden", dachte ich mir. Und so lief es dann auch. Am Schluss bedankte sich der Redakteur der Sendung "Morgen-Echo" für das "wirklich gelungene und erhellende Interview", ich erwähnte meine nostalgische Verbindung zum  WDR und aus die Maus. Witzig war's.

Und jetzt ist Dienstagnachmittag, eine Woche mit Länderspielpause in der Bundesliga, die Zeitung ist in der Endphase der Produktion und ich freue mich auf ein paar ruhigere Tage. Selbstverständlich ist die Akkreditierung für das Spiel am Osterwochenende in Mönchengladbach und für zwei Nächte ein Zimmer im Etappenziel für Hin- und Rückfahrt, Mannheim, längst gebucht. It's only soccer but I like it...