27. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen FC Bayern München

Samstag, 8. April 2023, 15.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - FC Bayern München *

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

München, 4. April 2023, gegen 22.45 Uhr; Mannschaft, Trainer und Betreuer des SC Freiburg tanzen in der Gästekurve, 8.000 SC-Anhänger in der Allianz-Arena rasten aus. Ich beschreibe live am Radiomikrofon die Situation und fasse die eigentlich unfassbaren 96 Minuten noch einmal zusammen. Mir ist klar, ich erlebe gerade Sportgeschichte live. Ich muss jetzt funktionieren, denke nicht viel nach, sondern schieße meine Worte - sorry, blöder Vergleich - wie ein Maschinengewehr ab: Ratatatatatatatatata… ich weiß, dass ich das kann, dass das funktioniert. Ich komme auch unfallfrei durch. Weil die Jungs unten feiern, nehme ich mir die Zeit, in Windeseile die Kabel auszustecken und meinen Technikkoffer zu packen. Dann laufe ich samt Material in den Bauch der Allianz-Arena, stelle den grünen Rollkoffer im Pressekonferenzraum ab und eile in die Mixedzone. Die Kollegen, die keinen Nachbericht im Hörfunk sprechen mussten, „vernehmen“ bereits Kapitän Christian Günter, ich ärgere mich kurz, bin aber guter Dinge, dass „Günni“ mir hinterher noch einmal zur Verfügung steht, er ist ja ein Netter… Dann geht die Tür zum Kabinenbereich auf und … „Lucky“ Höler, Schütze des siegbringenden Elfmeters, tritt in die Mixedzone und kommt direkt auf mich zu. „Jetzt ärgern sich die anderen“, denke ich mir und beobachte, wie sich schon während meiner ersten Frage zahlreiche Mikrofone von Sky bis unbekannt, zu uns umschwenken. Als ich zur zweiten Frage ansetzen will, ruft irgendein Futzi von hinten eine Frage rein, doch „Lucky“ und ich sind ein gutes Team, er (wie auch die Freiburger Kollegen) weiß, wie es funktioniert; meine Interviews laufen als 1:1-Stücke auf der HP des SC und von baden.fm. Ich stelle also ruhig meine zweite Frage, „Lucky“ antwortet und weitere Störungen bleiben aus, bis ich mich bedanke und ihn den anderen Kollegen überlasse.

„Günni“ wird zwischenzeitlich von einem mir unbekannten Kollegen mit Diktiergerät befragt. Als sie fertig sind, bitte ich den SC-Kapitän um den üblichen „Zweiminüter“, der manchmal auch länger gerät, für baden.fm und die Vereinshomepage. „Klar“ sagt „Günni“ – so kenne ich den Captain. Nach dem Talk  laufe ich wieder die 200 Meter bis zum Pressekonferenzraum. Bald darauf kommen Christian Streich und sein Kollege Thomas Tuchel aufs Podium. Das ist in München besonders hoch und ich sitze in der ersten Reihe in der Mitte – ganz tief vor den Trainern. Ich finde Tuchel blass. Er sieht nicht gesund aus. Er schaut mich lange an – warum, weiß ich nicht. Mehrere Kollegen stellen Fragen an beide Trainer – immer zuerst eine an Christian Streich, dann eine an Thomas Tuchel. Ein Muster fällt auf: Immer ergreift Tuchel zuerst das Wort. Wir Freiburger Kollegen, Daniela Frahm (Mittelbadische Presse / Kicker), René Kübler (BZ) und ich grinsen und ein Grinsen rutscht auch kurz über das Gesicht von Christian Streich. Tuchel ist aufgewühlt, resümiere ich. Belege dafür sind seine auffällige Blässe und sein ungewöhnliches Kommunikationsverhalten.

Nach dem offiziellen Teil kommt es – wie immer – zum Kurztalk mit Christian Streich. Weil der SC bei Bayern München gewonnen hat und weil ich weiß, dass in der Allianz-Arena der Weg von der Kabine zum Bus durch die Mixedzone führt, gehe ich noch einmal rüber. Michael Gregoritsch kommt mir entgegen, kurzer Shakehands, mehr nicht, denn hier ist neutrales Gebiet, nicht die Interviewecke des großen Raumes. Ich halte mich an die Spielregeln. Dann habe ich Glück: Als ich im  Interviewbereich ankomme, tritt Nicolas Höfler aus dem Kabinentrakt, für mich, als Torschütze und Beteiligter an der Entstehung des Elfmeters, der Mann des Spiels. Pech habe ich, weil mein iPhone, mit dem ich die Interviews aufzeichne und verschicke, gerade abgestürzt ist. Ich bitte „Chico“ also, einen Moment zu warten, bis alles wieder läuft – und der Held des Abends wartet geduldig; zwei Minuten, drei Minuten…  dann ist der kleine Computer wieder hochgefahren und alles läuft wieder. „Chico“ gibt mir bereitwillig Auskunft.

Zufrieden schicke ich auch dieses vierte und letzte Interview des Abends an die verschiedenen Abnehmeradressen und trotte zum Parkhaus. Dass heute 75.000 Zuschauer in der Arena waren, merkt man deutlich. Noch immer ist rund ums Stadion Verkehrschaos. Das Navi leitet mich aber sicher und ohne Umwege zum Designhotel  „Maison Schiller“ in der Schillerstraße der Münchener Innenstadt. Es geht auf 1 Uhr in der Nacht, als ich in meinem Zimmer bin und noch den Nachbericht fürs Frühprogramm von baden.fm sprechen und verschicken muss.  Da ich meinen Arbeitskoffer aus Bequemlichkeit im Auto gelassen habe, fehlen mir die Utensilien, um den Bericht vorzuschreiben und professionell abzulesen und vorzutragen. Ich entschließe mich also zu einem Aufsager ohne Manuskript. Der erste Anlauf geht schief – der zweite sitzt. Vermutlich klingt er sogar besser als abgelesen. Um Punkt 1 Uhr nachts maile den Bericht ans Funkhaus und mache Feierabend.

Mit dem Lift fahre ich ins kleine Hotelfoyer, wo gerade die meisten meiner mich begleitenden Freunde eingetroffen sind. Die waren noch beim Döner erzählen sie mir, nachdem wir auf den Sieg abgeklatscht haben. Dann geht’s ins Zimmer von Hansjörg und seiner Frau Elke, denn der "junge Mann", Rotarier wie alle von uns, hat Geburtstag. Ich hatte ihm um kurz nach Mitternacht schon vom Auto aus telefonisch gratuliert und Hansjörg hatte angedeutet: „Wir sehen uns ja noch!“ So war es dann auch: mit zwei Flaschen Sekt stießen wir im Hotelzimmer auf sein Wohl an – seine Frau Elke, das Geburtstagskind und ein halbes Dutzend Herren im gesetzten Alter zwischen 50 und 63. Um 2 Uhr nachts zogen sich dann alle zurück, wollten ins Bett. Und ich? Ich war noch – ähnlich wie nach dem Pokalfinale damals in Berlin – voller Adrenalin. An Schlaf war nicht zu denken. Es war 2 Uhr nachts, wo geht noch was? Wo kriege ich noch was zu trinken? Wo kann ich runterkommen und bettschwer werden? Von der Leuchtreklame geleitet, landete ich gegenüber vom Hotel in einem Table-Dance-Club der gepflegteren Sorte. Ich nahm an der Bar Platz, orderte ein Viertel Rotwein und schaute mir das bunte Treiben in dem Laden an. Halbnackte Mädels kamen und gingen, boten mir „private dance“ für 60 Euro oder „VIP Lounge“ für 200 Euro an. „Ich will nicht hochkommen, ich will runterkommen", erklärte ich mehr schlecht als recht auf Englisch meine Situation – die Damen kamen aus Polen. Sie merkten dann schnell, dass mit mir kein Umsatz zu machen war und ließen mich fortan in Ruhe. Nach dem dritten Viertel Wein, es war drei Uhr geworden, spürte ich die erhoffte Bettschwere und verschwand wieder über die Straße ins „Maison Schiller“.

Punkt neun Uhr am nächsten Morgen war gemeinsames Frühstück angesagt. Ich war zur Stelle – fit und frisch, wie es sein muss. Schließlich stand noch eine viereinhalbstündige Rückfahrt auf dem Stundenplan. Bis zum Funkhaus – keine besonderen Vorkommnisse. Zurück in Freiburg beteiligte ich mich noch an einem kurzen Video für die Netzwerkpräsenzen des Senders, dann fuhr ich im privaten Ford Kuga heim. Zwei Stunden Büro standen noch auf dem besagten Stundenplan, Nachbereitung unserer aktuellen Ausgabe vom ReblandKurier.

Als ich mit meinem E-Scooter vom Verlagshaus zurückkam, lief bereits der Vorlauf zum Pokal-Spiel Nürnberg gegen Stuttgart. Es gab ein schmuckloses 0:1 für den Erstligisten. Auch der Kick zwischen Leipzig und Dortmund war eher enttäuschend. Vor allem der BVB blieb vieles schuldig. Als Halbfinalgegner kommen nun Stuttgart, Frankfurt und Leipzig in Frage – in dieser Reihenfolge würde ich sie auch als Gegner für den SC präferieren. Am liebsten in einem Heimspiel. Bitte nicht auswärts in Leipzig – das wäre, schon reisetechnisch, sehr aufwendig. Auslosung ist am Sonntag ab 19 Uhr in der ARD-Sportschau.

Ich habe festgestellt, dass die Hotelpreise in Berlin am Finalwochenende (rund um den 3. Juni) schon jetzt recht hoch sind. Vor diesem Hintergrund habe ich – mit der Möglichkeit einer kostenlosen Stornierung – für die Zeit 2. bis 4. Juni ein Zimmer in derselben Herberge reserviert wie beim Finale 2022; gleich am Ku’damm. Natürlich träume ich von der nochmaligen Finalteilnahme unseres SC, auch wenn ich meinen pfingstlichen Südfrankreich-Urlaub dann zwei Tage früher beenden müsste als ohne Finale mit dem SC in Berlin. Das würde ich gerne auf mich nehmen…

DFB-Pokal ist geil - aber, wie ich immer sage: Das Brot-und-Butter-Geschäft ist die Bundesliga. Da ist es in dieser Saison und in der aktuellen Saisonphase besonders spannend: Der SC hat als aktuell Vierter tatsächlich noch eine reelle Chance, sich erstmals für die Champions League zu qualifizieren und so ans ganz große Geld zu kommen; realistischer scheint mir die Qualifikation für die Europa League, wobei auch das Herausrutschen aus den „internationalen Rängen“ (Platz 1 bis 6/7) noch möglich ist, zumal die Verfolger wie Leverkusen oder auch Mainz drängen. Keine Frage: Die Bundesliga elektrisiert...

Vor diesem Hintergrund wäre es fantastisch, wenn das Heimspiel am Samstag, gegen einen gewissen FC Bayern München, nicht verloren ginge. Natürlich fürchte ich ein wenig, dass der SC nach seinem Pokal-Coup am Samstag von den gefrusteten Bayern verprügelt wird. Aber selbst wenn das passiert - nach dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals gegen diesen Gegner, könnte ich es emotional wegstecken, wenn Bayern am Samstag den Sieg davon trägt. Ich bin guter Dinge, dass der SC danach in Bremen, gegen Schalke und in Köln beste Chancen hat, Punkte einzufahren und seine Situation in der Spitzengruppe zu zementieren.

Keine Ahnung, wie man, vier Tage nach dem 1:2 von München, so einen zweiten Vergleich mit den deutlich favorisierten Bayern angeht… Vielleicht verrät es Christian Streich nachher in der Pressekonferenz. Ich werde hier darüber berichten…

In der Wartezeit gönne ich Euch meine ReblandKurier-Kolumne von dieser Woche:

 

SC INTEAM

Vorab ein Hinweis: Leider führt das Fernsehdiktat vor dem Hintergrund der damit verbundenen Einnahmemöglichkeiten der Clubs noch immer zu Fan-unfreundlichen Anstoßzeiten am späten Abend. Auch Teile der Printmedien sind negativ davon betroffen. So wurde diese  Kolumne aus  technischen Gründen schon vor Austragung des gestrigen DFB-Pokal-Viertelfinales zwischen dem FC Bayern München und dem SC Freiburg (Anstoß war um 20.45 Uhr) angefertigt. Inhalte zu finden, fällt trotzdem nicht schwer – die Fokussierung der Bundesliga ist ja vielleicht auch für die Freiburger Protagonisten auf dem Platz ein guter Tipp. Zuletzt wurden im Ligabetrieb vier Punkte unnötig liegengelassen: Sowohl beim 1:1 in Mainz als auch beim 1:1 gegen Hertha BSC ist es dem SC Freiburg nicht gelungen, am Ende eines über weite Strecken überlegen geführten Spiels eine verdiente Führung über die Ziellinie zu bringen. In Mainz fiel der Ausgleich in buchstäblich letzter Sekunde, nach einer Unkonzentriertheit. Gegen Hertha führte eine solche eine knappe Viertelstunde vor Schluss zum eigentlich unerwarteten Treffer des Gegners, der  den Sport-Club wichtige Punkte kostete. Übrigens: Vier der letzten fünf Ligaspiele des SC Freiburg endeten mit einem Remis. Das wäre in früheren Zeiten, als es regelmäßig  darum ging, den Abstieg zu vermeiden, eine gute Bilanz, zumal der SC seit sieben Bundesligaspielen ungeschlagen ist. Im Kampf um die vorderen Plätze in der Tabelle,  um die „europäischen Fleischtöpfe“ wie es so schön heißt, wäre eine höhere Siegquote wünschenswert, denn die Konkurrenz ist groß und das Restprogramm  der  Freiburger überaus anspruchsvoll. Es wäre nicht fair, dem SC zu unterstellen, er habe sich das Saisonziel „Champions League“ auf die Fahnen geschrieben. Richtig ist aber, dass die Chance in diesem Jahr selten groß ist, diese von der UEFA geschaffene „Geldmaschine“ erstmals zu erreichen.  Es wäre ein Quantensprung in der Vereinsgeschichte. Umso ärgerlicher sind scheinbar „verschenkte“ Punkte auf der Zielgeraden. Zumal auch ein realistischeres Ziel, das erneute Erreichen der Europa League, noch längst nicht in trockenen Tüchern ist. Leverkusen und Mainz drängen nach und auch Frankfurt und Wolfsburg wollen international spielen – mit beiden muss sich der Sport-Club noch in direkten Duellen messen. 
Die letzte Saisonphase verspricht also interessant zu werden – mit vier Punkten mehr auf dem Konto wäre sie entspannter. Los geht’s auf der Zielgeraden mit dem Heimspiel am Samstag, 8. April, um 15.30 Uhr gegen Rekordmeister Bayern München (live bei Sky und baden.fm). Ein Spiel, in dem ein 1:1 ein Erfolg wäre; anders als in Mainz oder gegen Hertha BSC …  (Zitatende)

Also, Freunde, ich melde mich nach der PK!

Ich gebe zu, allzu viel Einblick in seine Planungen hat Christian Streich nicht gegeben - allerdings wissen wir nun, dass die zuletzt fehlenden Defensivspezialisten Lukas Kübler und  Philipp Lienhart wieder im Training sind und vermutlich in den Kader rücken. Ihre Einsatzchancen bezifferte der Trainer auf Nachfrage schmunzelnd mit 50:50. Bezogen auf das zweite Kräftemessen mit den gefühlt übermächtigen Bayern, vier Tage nich dem Freiburger Pokal-Coup in München erklärt Streich: "Wir müssen wissen, welche Aufgabe psychisch und physisch auf uns zukommt" mahnt der Chefcoach und spricht von der reizvollen Herausforderung einere "Maximalbelastung wenige Tage nach einer Maximalbelastung" auszuhalten. Beim FC Bayern rechnet Streich mit einigen kleinen Änderungen. Darauf sei man vorbereitet beim SC. Klar ist, dass Upamecano wegen einer Gelb-Sperre in Freiburg ausfällt. Streich glaubt, dass Davies dafür in die Startelf rückt. Der FC Bayern sei so stark besetzt, dass so ein Ausfall bei den Münchnern keine Rolle spiele.  Mit wütenden Bayern rechnet der Freiburger Trainer nicht - die Wut werde verflogen sein, ist sich Streich sicher, Bayern komme freilich ins Europa-Park Stadion, "um hier zu gewinnen."

Mein persönlicher Countdown hat mit dem Start ins Tagebuch und dem Besuch der Spieltags-PK bereits begonnen. Am morgigen Karfreitag will ich mich einfach mal erholen und ein paar schöne Stunden mit der Familie verbringen. Mal entspannen; ohne Fußball, ohne Zeitung, ohne Radio. Gewissermaßen als Ausgleich für ein dann sehr fußballreiches Osterwochenende. Wahrscheinlich werde ich schon am Karfreitagabend schwach, wenn das ZDF im Stream das Frauenländerspiel Niederlande gegen Deutschland zeigt. Dass das Spiel nicht im normalen TV-Programm kommt, ist mal wieder ein Kniefall der Öffentlich-Rechtlichen vor der Kirche, dabei sollten doch Staat und Kirche eigentlich getrennt sein - aber das ist ein anderes Thema. 

Am Samstag kickt die U23 um 14 Uhr bei Waldhof Mannheim. Mit Benny Resetz, Moderator der baden.fm-Bundesligashow, habe ich besprochen, dass ich nach dem vorgebauten Vorbericht mit Trainer-O-Ton von der ersten Halbzeit - auf Bildschirmbasis, also via iPad - drei kurze Live-Einlendungen mache, während ich schon im Europa-Park Stadion sitze. Ab 15 Uhr übernimmt dann Benny die moderative  Begleitung des Spiels der U23, also den Schlussbericht mit Sponsornennung und gegebenenfalls die moderative Erwähnung entscheidender Tore. Fokussiert wird ab 15 Uhr aber die Bundesligapartie zwischen den Profis des SC und den Multi-Millionären aus Bayern ;-) . 

Kleine Schmunzette am Rande: Im Vorfeld der Begegnung wird der SC dem geneigten Publikum aus nah und fern, auf der Videowand im Europa-Park Stadion, noch einmal die entscheidenden bewegten Bilder vom Pokalspiel in München vorführen - mit der kleinen Besonderheit, dass die Bilder mit meinem Originalkommentar aus der baden.fm-Übertragung unterlegt sein werden. Ich sage nur "Tor! Tor! Tor! Tor! Tor" und so weiter.... Das wird bestimmt nett. Eine Kurzversion wird es auch in den Netzwerken geben, hat SC-Sprecher Sascha Glunk mir verraten. Kann man ja mal machen...

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen FC Bayern München am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.093. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Das Spiel lief im Grunde ähnlich wie vier Tage zuvor in München: Die Bayern dominant mit hohem Anteil am Ballbesitz – aber ohne Ideen, um den kompakten Abwehrauftritt der Freiburger entscheidend zu knacken. Mané und Sané (zwei Mal) vergaben beste Möglichkeiten – Gnabry traf nur den Pfosten. Es hätte erneut eine Überraschung, ja eine Sensation geben können, denn auch der SC kam höchst gefährlich vor das Tor des Favoriten: Schon vor der Pause, beim Spielstand von 0:0, grätschte „Litz“ Doan vor dem träumenden Davies in eine flache Hereingabe von Michael Gregoritsch, traf dabei aber nur den Pfosten. In der Schlussphase zog der eingewechselte Roland Sallai aus etwa zehn Metern ab. Mit einer Monsterparade konnte Bayern-Keeper Sommer den leicht abgefälschten Ball noch mit dem Fuß abwehren – da lag der Ausgleich spürbar in der Luft. Auch bei einem Kopfball des in der Schlussphase weit aufgerückten Matthias Ginter war der SC dem Ausgleich noch einmal extrem nahe. „Gintes“ erhielt allerdings einen leichten Stoß, wie Christian Streich später beschrieb, weshalb der Freiburger Innenverteidiger den Ball nicht aufs Tor bekam, sondern knapp daneben. Streich: „Wäre er aufs Tor gekommen, wäre er drin gewesen.“  Wir bleiben mal bei hätte und wäre: Es wäre das 1:1 gewesen und hätte Fußball-Deutschland vermutlich erschüttert...

So endete das Spiel 0:1 für Bayern München und das war – daran soll hier kein Zweifel entstehen – ein gerechtes Ergebnis. Durch das taktisch geschickte, extrem kompakte Auftreten des SC wären die Bayern aber beinahe erneut ins Stolpern gebracht worden. Haderte Thomas Tuchel am Dienstag noch mit „zwei Fernschüssen“, die (unmittelbar und mittelbar) zu den Freiburger Toren geführt hätten, durfte er sich beim Bundesliga-Duell über einen Sonntagsschuss von de Ligt freuen, der sieben Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit aus großer Distanz unhaltbar im Tor der Gastgeber eingeschlagen hatte.

 

Das Nachspiel

Bayern stand in Freiburg unter extremem Druck; nach dem Abpfiff jubelte Kimmich demonstrativ Richtung Südtribüne, wo die lautesten SC-Fans versammelt sind. Das hätte sich der Nationalspieler eigentlich sparen können, sorgte aber für einigen Wirbel auf dem Platz und unter anderem für Gelbe Karten gegen Kimmich und Lucas Höler, der – wie einige andere Freiburger auch – Kimmich, wegen seiner Unsportlichkeit, zur Rede stellen wollte.

Später entschuldigte sich Kimmich vor TV-Kameras für sein Verhalten. Seine Begründungen klangen allerdings abenteuerlich. Der Stadionsprecher habe, als die Bayern auf den Platz kamen, in ihre Richtung an den Freiburger Sieg im Pokalspiel erinnert und dann sei ein zehnminütiger Film über das Pokalspiel auf der Videowand gelaufen. Das seien Provokationen gewesen, so Kimmich.

Richtig ist, Stadionmoderator Stefan Mayer wurde von Claus Köhn, wie bei jedem Spiel, anmoderiert und der Sprecher auf dem grünen Rasen begrüßte seinerseits das Publikum. Um die Fans im positiven Sinne „anzuzünden“ und „mitzunehmen“ ruft der natürlich als Erstes ins Mikrofon: „Wir stehen im Halbfinale des DFB-Pokals!“, was völlig zurecht für Wallung im Stadion sorgt. Ob zu diesem Zeitpunkt Bayern-Spieler auf dem Platz waren, etwa Kimmich, kann schon sein – das hat aber keinen Einfluss auf die Regie und die Abläufe des Stadionmoderators. Da überschätzt Kimmich seine eigene Bedeutung.

Später, als sich beide Mannschaften warm liefen, wurden – auch das ist in fast allen Stadien gelebte Praxis - Bilder von früheren Aufeinandertreffen gezeigt. Natürlich wurde auch der historisch erste Sieg des SC Freiburg als Gast des übermächtigen FC Bayern München in einem vielleicht dreiminütigen Filmchen noch einmal gezeigt. So wie Bayern vor dem Pokalspiel in Wort und Bild an das 5:0 im Bundesligaspiel gegen Freiburg erinnert hatte. Da war das völlig normal. Jetzt eine Provokation? Vielleicht war es eine Besonderheit, dass der SC die Bilder vom Dienstag mit meinem Hörfunkkommentar unterlegt hatte – die Bilder für die Ewigkeit, die enthusiastischen Torschreie aus der Radioübertragung, das zusammen führte dazu, dass die Fans auf den Rängen so richtig mitmachten und noch einmal mitjubelten. Aus meiner Sicht, bestes Entertainment. Dass die Zuschauer in München Bayerns 5:0 vom letzten Spiel auf der Videowand bratwurstkauend und emotionslos zur Kenntnis genommen hatten, kann eigentlich nicht das Problem des SC Freiburg sein. Der Sport-Club hat nichts anderes getan als der FC Bayern vor dem Pokalspiel, die Fans in Freiburg haben - durchaus verstöändlich - ein Fest daraus gemacht, so what? Und Stefan Mayer hat ja Recht: Wir sind im Halbfinale!

Im Grunde spielt die Kimmich-Reaktion keine Rolle. Sie passt aber in dieselbe Schublade wie der Versuch, vor dem SC-Strafstoß in München den Elfmeterpunkt zu zertrampeln (Pavard und Kimmich) oder das Verweigern eines Handschlags nach dem Abpfiff (Musiala). Bei Bayern ist Druck unterm Kessel, ohne Ende. Und sympathisch waren sie noch nie. In Summe ist es mir zwar grundsätzlich Wurscht, was zwischen den abgehobenen Superreichen in der CL passiert, Solidarität mit Bayern kann ich heute Abend, vor dem Duell mit Manchester City nicht (mehr) empfinden – deutscher Fußball hin, Fünfjahreswertung her. Und in der Liga drücke ich sowieso eher dem BVB die Daumen. Ich glaube zwar nicht daran, aber wenn Bayern und Tuchel am Ende ohne Titel durch die Saison gehen, könnte ich sehr gut damit leben. Erst recht nach dem Verhalten einiger exponierter Münchener in den Spielen gegen den SC.

Wie immer nach verlorenen Spielen, gibt es nach dem Abpfiff im Stadion nicht allzu viel zu feiern und die Spieler kommen schneller in die Mixezone. Ich habe im Radio aber – völlig unabhängig vom Ergebnis – einen Musiktitel abzuwarten und dann den Analyse-Take, live gesprochen an meinem Arbeitsplatz, über den Äther zu bringen. So kommt es, dass ich nach solchen Spielen in der Mixedzone eben nicht in der Pole-Position für die Interviews bin. Am Samstag kam ich in den Interviewbereich als Matthias Ginter bereits von einem Reporter-Pulk umgeben war und auf Fragen antwortete. Ich hielt mich deshalb erstmal im Hintergrund. Als „Gintes“ ging, lichtete sich der Pulk und ich schob mich an meine übliche Position. Dann kam auch schon Mark Flekken und gab Antworten auf meine Fragen – als Philipp Lienhart auf dem Weg in die Kabine vorbei lief, bat ich auch den „Comebacker“ um ein paar Statements. Danach ging ich in die PK,  verfolgte sie wie immer eher konsumierend und schweigend, um dann konzentriert in das Interview mit Christian Streich zu gehen. Streich erzählte, als das gerade abgelaufene Spiel interviewmäßig abgefeiert war, wie ich finde sehr unterhaltend, wie er die Auslosungen im DFB-Pokal verfolgt – nämlich gar nicht. „Der Bub“ käme dann und würde ihm berichten. Streich erzählt dann auch noch, was er beim letzten Mal gedacht hatte, als das Los auf „Bayern, auswärts“ gefallen sei und dass er die Halbfinalauslosung am Sonntag auch nicht im Fernsehen schauen würde, sicher käme sein Bub dann wieder zu ihm und würde ihm berichten. Wirklich nett und hörenswert, was der Trainer da von sich gibt.

Ich mache es anders – ich habe natürlich die Bundesligaübertragung von Stuttgarts Sieg in Bochum bei DAZN unterbrochen, um in der ARD die Pokalauslosung live mitzuverfolgen. Auch „mein Bub“ schaute konzentriert zu. Als schnell feststand, dass der SC ein Heimspiel bekommt, war schon mal alles gut. Natürlich wurde es mit Leipzig der mutmaßlich schwerste der drei in Frage stehenden Gegner. Im eigenen Stadion sind die Sachsen aber realistisch schlagbar und zudem gibt es die Chance, Revanche für die Finalniederlage nach Elfmeterschießen vom Mai letzten Jahres zu nehmen. Die insgesamt vier Alu-Treffer des SC in der Verlängerung und beim Elfmeterschießen liegen jedem SC-Fan noch schwer im Magen… Das wird, Anfang Mai, sicher ein großer Fußballabend im Europa-Park Stadion.

 

Am Ostermontag verbrachte ich drei Stunden in der WZO-Redaktion, wo ich unter anderem meine Kolumne für die nächste Ausgabe des ReblandKuriers verfasste. Hier ist sie:

 

SC INTEAM

Auch wenn das Bundesligaspiel gegen den FC Bayern München am Ostersamstag knapp mit 0:1 verloren wurde, markiert die 14. Kalenderwoche 2023 eine Besonderheit in der Geschichte des SC Freiburg: Zwei Mal durfte sich der Sport-Club binnen weniger Tage mit dem reichsten, mächtigsten und wohl auch besten deutschen Fußball-Team messen. Dass in der Aufzählung der Superlativen für den FC Bayern die Adjektive „sympatischsten“ und „beliebtesten“ fehlt, ist eine andere Thematik; eine Geschichte für sich.  Doch bleiben wir beim Sportlichen: Gegen die scheinbar übermächtigen Bayern konnte der SC das Pokalspiel in München knapp mit 2:1 gewinnen, das Heimspiel um Bundesligapunkte ging genauso knapp mit 0:1 verloren. Das Besondere ist, dass der eingetragene Verein mit seinen weitaus geringeren Mitteln der Aktiengesellschaft aus der Weltstadt München in beiden Spielen sportlich Paroli bieten konnte. Bayern-Fans, davon gibt es in Südbaden nicht wenige, werden zwar auf die Verteilung der Spielanteile und die optische Dominanz ihrer Multimillionäre in kurzen Hosen verweisen, Fakt ist aber auch, dass sich die klaren Tormöglichkeiten von Bayern, mal abgesehen von dem objektiv irregulären Treffer in München und dem Sonntagsschuss von de Ligt zum 1:0 in Freiburg, in beiden Spielen jeweils an den Fingern einer Hand abzählen lassen. Zudem: Selten hatte eine Freiburger Mannschaft in den vergangenen Jahren so viele gute Torchancen gegen eine Vertretung von Bayern München, wie am vergangenen Samstag, als „Litz“ Doan den Pfosten traf und Roland Sallai in der Schlussphase bei einem starken Schuss genauso kurz vor dem Ausgleich stand, wie „Matze“ Ginter wenig später bei seinem Kopfball. Der gigantische Unterschied zwischen dem SCF und dem FCB im wirtschaftlichen Aufwand wurde in zwei Pflichtspielen zu keiner Phase deutlich. Mehr noch: Wenn der SC Anfang Mai sein DFB-Pokal-Halbfinale gegen Leipzig bestreitet, schauen die Bayern am Fernseher zu, wenn sie nicht gerade Zerstreuung auf irgendeiner Fashion-Show oder in Dubai bei einem Steak mit Gold-Panade suchen.

Der SC Freiburg ist nun aufgerufen, mit  seinen fußballerischen Qualitäten die eigene Zukunft zu schmieden: Am   Sonntag, 16. April, bei Werder Bremen und am Sonntag, 23. April, gegen Schalke 04 (beide Spiele  live bei DAZN und  baden.fm) sowie am Samstag, 29. April, beim 1. FC Köln (live bei Sky und baden.fm) werden die Weichen für mögliche internationale Herausforderungen der Zukunft gestellt, bevor dann Anfang Mai gegen Leipzig der Traum von der erneuten Final-Teilnahme in Berlin umgesetzt  werden soll. Fußball- und besonders SC-Fans erleben spannende Wochen. (Zitatende)         

 

Und dann warfen auch schon die nächsten Aufgaben und Reisen ihre Schatten voraus. Meine Pläne für das Bremen-Spiel, mit Zwischenübernachtung auf dem Hin- und Rückweg im idyllischen Maischeider Hof in  Kleinmaischeid bei Dierdorf – etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Freiburg und Bremen gelegen – habe ich geändert. Da ich am Sonntag, 16. April, zwischen 13 Uhr und 15 Uhr, also vor der Bundesligashow, auf Bildschirmbasis über das Spiel der U23 des SC gegen FSV Zwickau berichten werde, sollte ich spätestens um 12 Uhr in Bremen ankommen. Deshalb habe ich die Zwischenübernachtung auf dem Hinweg weiter Richtung Norden verlegt, ins Ruhrgebiet. Von da sind es noch zwei Stunden bis Bremen, das passt dann. Auf dem Rückweg übernachte ich dann in Kleinmaischeid, um am Montag, 17. April, nicht zu spät in Bad Krozingen anzukommen, wo natürlich die Zeitungsarbeit wartet. Einen halben Tag Urlaub habe ich eingereicht, ab Mittag heißt es dann aber volle Kraft voraus für den ReblandKurier, Ausgabe 16.

Jetzt sind wir fast schon drin im nächsten Auswärtsspiel – deshalb beende ich hier und jetzt meinen Eintrag im Reportertagebuch zum Heimspiel gegen den FC Bayern.