27. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Borussia Mönchengladbach gegen SC Freiburg

Ostersamstag, 30. März 2024, 15.30 Uhr *

Borussia-Park, Mönchengladbach *

VfL Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg *

Das Vorspiel

 

Das Osterwochenende steht bevor. Es gibt Familien, die nutzen die vier arbeitsfreien Tage und die Osterferien der Schulen zu Ferien oder zumindest zu Ausflügen; in die Sonne etwa, schnell mal ans Mittelmeer oder so. Unsereiner plant…einen Kurztripp an den Niederrhein. Ich werde es aber sehr entspannt angehen…

 

Rückblick: Nach den fordernden vergangenen Wochen, in denen es arbeitstechnisch irgendwie tack-tack-tack ging, war ich vor etwa zwei Wochen ziemlich am Ende meiner Kräfte. Eine normale Arbeitswoche im Verlag – ohne internationale Spiele oder andere Ausreißer und die Länderspielpause am Wochenende haben den Energiehaushalt aber wieder aufgeladen. Auch die verkürzte Produktionszeit für den ReblandKurier dieser Woche – Abgabe am morgigen Dienstag schon um 16 Uhr statt um 20 Uhr, also vier Stunden weniger – kann mich nicht wirklich schocken. Ich hatte vieles schon eingetütet, bevor die Woche heute Morgen eigentlich erst losgegangen ist: Den Titelaufmacher für die Ausgabe Markgräflerland mit dem Doppeljubiläum des Markgräfler Museums und des Museumsvereins Müllheim genauso wie die Fußballkolumne „SC INTEAM“. Ich gebe zu, die Museumsstory passt jetzt hier nicht rein, deshalb erspare ich sie Euch – die Fußballkolumne, die erst am Mittwoch in unseren Zeitungen erscheint, gönne ich Euch aber schon mal vorab:

 

SC INTEAM

 

Die Europa-League-Saison ist für den SC Freiburg abgeschlossen. Das Ausscheiden von Christian Streich, der den SC 2022 ins DFB-Pokalfinale sowie 2023 und 2024 ins Europa-League-Achtelfinale geführt hat, ist verkündet, auch wie es auf der Trainerposition weitergeht, ist geklärt: Julian Schuster, langjähriger Mannschaftskapitän, zuletzt als sogenannter Verbindungstrainer zwischen der Fußballschule und der Profiabteilung bereits Teil des Trainerteams um Christian Streich, übernimmt ab 1. Juli das Kommando. Jetzt können sich die Bundesligakicker des SC und ihre Fans wieder auf das Wesentliche konzentrieren: Die Bundesliga. Acht Spiele stehen noch auf dem Spielplan: Mönchengladbach – Leipzig – Darmstadt – Mainz – Wolfsburg – Köln – Heidenheim – Berlin. Bis auf Leipzig sind das durch die Bank Gegner,  die in der Tabelle hinter dem SC platziert sind. Darmstadt, Mainz, Wolfsburg und Köln stehen sogar im Tabellenkeller.  Mit anderen Worten: Ich sehe da Punkte-Potenzial. … Wenn ich ehrlich bin, landet der SC bei meinen Tipps im kicker.de-Tabellenrechner noch immer auf Platz sechs – wäre also in jedem Fall 2024/ 2025 wieder international dabei. Es wäre ein Traum. …  Hintergrund meiner optimistischen Prognose, die natürlich mehr der Hoffnung als zum Beispiel einer AI-Berechnung geschuldet ist; einer FR-Berechnung sozusagen:   Das  Restprogramm von Eintracht Frankfurt ist  ungleich schwererer als jenes des SC.  Um meine Rechnung aufgehen zu lassen, sollte der Sport-Club  freilich am Ostersamstag, 30. März, um 15.30 Uhr  bei Borussia Mönchengladbach und am Samstag, 6. April, um 15.30 Uhr im Europa-Park Stadion gegen Leipzig (beide Spiele live bei Sky und baden.fm) nicht verlieren. Vier Punkte aus den beiden Partien wären aber schon mehr als in meinen Berechnungen angenommen. Ich, der Kolumnist und Auto dieser Zeilen, bin überzeugt davon, dass der SC Freiburg die Qualität hat, im  Saisonfinale auch mal eine kleine Serie von drei oder vier Siegen am Stück hinzulegen. Die Doppelbelastung mit Bundesliga und Europa League ist vom Tisch, die Verletzungsproblematik ist nicht komplett  überwunden, die dadurch entstandenen Lücken im Kader sind aber kleiner geworden. Außerdem drängen Spieler, wie Jordy Makengo und Florent Muslija von hinten und sorgen für eine gesunde Konkurrenzsituation. Kurz:  Ich bin und bleibe optimistisch. Bevor einer fragt: Warum schreibt er nichts über Julian Schuster? Hier meine Erklärung: Ich befürworte den Freiburger Weg und die Entscheidung, den langjährigen Kapitän und Verbindungstrainer zum Chefcoach zu befördern. Ob er in dieser Rolle funktioniert, kann ich nicht voraussagen. Das muss die Zukunft zeigen. Ich drücke die Daumen! (Zitatende)

 

Zurück zum Kurztripp an den Niederrhein am Osterwochenende. Ich starte – so mein Reiseplan - am Karfreitag gegen 17 Uhr. Nachdem ich am Funkhaus Freiburg meinen privaten Toyota Yaris Cross gegen den Toyota Corolla von baden.fm eingetauscht habe geht es erstmal über rund 200 Kilometer nach Mannheim. Meine erste Etappe auf dem Weg nach Mönchengladbach. Im Rhein-Neckar-Hotel habe ich zwei Übernachtungen mit Frühstück gebucht. Ich fahre also die 288 km via A61 zum Spiel im Borussia-Park und nach getaner Arbeit wieder zurück. Das ist glaube ich relativ entspannt, wenn auch die Mannschaft einigermaßen mitspielt – eine gute Leistung bietet und zumindest nicht mit leeren Händen die Heimreise antritt. Ein Pünktchen sollte es schon sein – vielleicht auch drei…

Gladbach ist in dieser Saison irgendwie ganz schwer einzuschätzen. Wenn ich mir die sieben Spieltage seit Anfang Februar anschaue, ist der relativ glanzvolle 5:2-Heimsieg gegen Bochum eingerahmt von je drei enttäuschenden Partien. Vor dem starken Auftritt gegen den „VfL vonne Catroper Straße“ gingen die Auswärtsspiele in München und Leipzig, relativ erwartbar verloren und im Heimspiel gegen Darmstadt reichte es nur zu einem torlosen Remis. Nach dem 5:2 gegen Bochum setzte es drei Unentschieden: 1:1 in Mainz, 3:3 gegen Köln und 1:1 in Heidenheim. Die Auswärtszähler, finde ich, sind aller Ehren wert, das 3:3 gegen Köln im Derby war wiederum ein ziemlich verrücktes Spiel. Ich bin überzeugt, wenn dem SC im Borussia-Park eine gute Leistung gelingt, dann ist – egal ob Gladbach einen guten oder einen schlechten Tag erwischt – für Freiburg etwas drin.

Die Truppe mit Noah Atubolu im Tor, einer Viererkette mit Kiliann Sildillia rechts, Christian Günter links und zwei Innenverteidigern – zuletzt waren dies Matthias Ginter und Manuel Gulde, kann aber sein, dass „Gintes“, vielleicht sogar auch noch Gulde, ausfällt, dann müsste(n) halt Philipp Lienhart und Lukas Kübler ran – ich wäre trotzdem zuversichtlich. Auf der Doppelsechs sind „Chico“ Höfler und Maxi Eggestein, der gerade seinen Vertrag verlängert hat, gesetzt.

Bei den Offensivpositionen gibt es die meisten Variationsmöglichkeiten. Für lange und hohe Bälle ist Michael Gregoritsch immer die richtige Wahl, hat der Trainer taktisch etwas anderes vor, beginnt statt des Österreichers eben Lucas Höler oder der Ungar Roland Sallai als vorderste Spitze. Spielt „Gregerl“, sind die beiden Letztgenannten auch als Nebenleute oder knapp dahinter denkbar, stehen dann aber unter Umständen  in Konkurrenz zu „Litz“ Doan und Vincenzo Grifo – will sagen, vorne hat das Trainerteam um Christian Streich die Qual der Wahl, da alle Genannten ganz gut drauf sind. Das Momentum gehört sicher „Litz“ und Roland, ohne die ich mir die Startaufstellung in Gladbach gerade nur schwerlich vorstellen kann.

Schön, dass Junior Adamu mit einem Doppelpack im Testspiel gegen St. Gallen (4:1) auf sich aufmerksam gemacht hat – auch der Österreicher könnte auf der Schussfahrt zum Saisonfinale vielleicht noch eine Rolle spielen.

Fast in Vergessenheit geraten ist in den letzten Wochen Noah Weißhaupt. Das Eigengewächs fehlte erstmals am 10. März in Bochum im Kader. Er habe sich leicht verletzt hörte ich aus Noahs privatem Umfeld – Belastungssteuerung hieß es offiziell. Seitdem hat man nichts mehr gehört – ich werde am Donnerstag bei der PK mal nachfragen… Eigentlich ist Noah ja zu einem Spieler gereift, der immer, wenn er kommt, Bewegung reinbringt, Unerwartetes in die Waagschale wirft. Ich hoffe, er ist bald wieder an Bord.

Winter-Neuzugang Florent Muslija ist auch ein Kandidat, der auf einen ersten Startelfeinsatz hofft und drängt. Doch, doch, in der Offensive herrscht beim SC ein großer Konkurrenzkampf und das ist gut so…

Auswärts in Gladbach… Doch, ich muss es erwähnen, war das Spiel am 5. Dezember 2021 doch eines der Merkwürdigsten in all den Jahren, die ich den SC als Radioreporter begleite: 0:6 für Freiburg – in Worten: null zu sechs. Kurios: Alle sechs Tore fielen in der ersten Halbzeit: Maximilian Eggestein (2.), Kevin Schade (5.), Philipp Lienhart (12.), Nicolas Höfler (19.), Lucas Höler (25.) und Nico Schlotterbeck (37.) schossen die Tore. Für die Gladbacher muss es damals gewesen sein, wie ein Alptraum mit offenen Augen. In dieser Form habe ich so etwas vorher und nachher nie (mehr) erlebt. Deshalb wäre es auch Blödsinn, für Ostersamstag eine Wiederholung eines solchen Ausnahmetages zu erwarten. Tendenziell läuft es eher auf ein Unentschieden hinaus. Wie ich darauf komme? Nun, seit jenem Spiel im Dezember 2021, also vor etwas mehr als drei Jahren, gab es vier weitere Aufeinandertreffen zwischen Freiburg und  Mönchengladbach – alle endeten mit einem Remis; zwei Mal gab es ein 3:3 in Freiburg, zwei Mal ein 0:0 im Borussia-Park. Positiv daran ist, dass der SC seit seinem sensationellen 0:6-Auswärtssieg bei den Gladbachern nie wieder gegen sie verloren hat. Zumindest das soll bitte auch am kommenden Ostersamstag so bleiben…

Ein Punkt in Gladbach würde vermutlich schon reichen, um sich von Platz neun auf Rang acht vorzuschieben, denn Tabellennachbar Hoffenheim muss in Leverkusen antreten. Siebter ist aktuell eine der Überraschungsmannschaften dieser Saison, der FC Augsburg. Die haben ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln und werden voraussichtlich dreifach punkten. Um sie in Schlagweite zu behalten, wäre halt auch ein Sieg in Gladbach sehr hilfreich.  Auch Frankfurt, aktuell Sechster, hat im Heimspiel gegen Union Berlin gute Karten, das Punktekonto zu erhöhen. In Gladbach heißt es also für den SC, den Kontakt zu Frankfurt und Augsburg nicht abreißen zu lassen. Die Eintracht hat noch Stuttgart, Bayern und Leverkusen zu spielen und nimmt sich mit Augsburg gegenseitig die Punkte weg. Der FCA hat nicht nur das Duell in Frankfurt vor der Brust, sondern muss auch nach Hoffenheim und Dortmund, empfängt am vorletzten Spieltag den VfB Stuttgart und reist zum Saisonabschluss zur Meisterfeier in Leverkusen. Darum glaube ich: Der SC hat eine wirkliche und echte Chance, zum dritten Mal in Folge einen internationalen Wettbewerb zu erreichen. Er muss seine Aufgaben seriös und mit aller Qualität und Kraft lösen – dann ist vieles möglich. Ich habe wirklich – Stand heute – ein gutes Gefühl dabei. Das absolut notwendige Punktesammeln muss freilich in Mönchengladbach begonnen werden.

Wenn sich bis Karfreitag noch etwas Außergewöhnliches ergibt, setzte ich mein „Vorspiel“ noch einmal fort; ansonsten gilt schon jetzt:

Ich kommentiere das Bundesligaspiel Borussia Mönchengladbach gegen SC Freiburg am Ostersamstag live bei baden.fm.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.140. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

Als ich die Mannschaftsaufstellung des SC für das Spiel im Mönchengladbacher Borussia-Park gesehen habe, bekam ich französische Vibes, erinnerte mich an einen Donnerstagabend im nordfranzösischen Lens… Und dann habe ich nochmal genau nachgeschaut und sah mich bestätigt: Die Dreierkette vor Noah Atubolu war mit Yannik Keitel zentral, Lukas Kübler rechts und Manuel Gulde links an der Seite des aus Breisach stammenden Eigengewächses tupfengleich besetzt. Und auch in den vorderen Mannschaftsbereichen glich das Team der Lens-Formation sehr; zwei Ausnahmen gab es: Der inzwischen wieder einsatzfähige Mannschaftskapitän Christian Günter besetzte in Gladbach die linke Außenbahn – in Lens war es noch Talent Jordy Makengo. Wie in Frankreich gab es beim 3-4-3 auch drei offensive Asse auf dem Platz. In Lens waren es Lucas Höler, Merlin Röhl und Roland Sallai – jetzt in Gladbach ersetzte Michael Gregoritsch den angeschlagenen Ungarn Roland Sallai. Die anderen beiden waren dieselben. Mit anderen Worten: „Günni“ für Jordy – qualitativ vermutlich eine Verbesserung –   und „Gregerl“ für Roland; aber eben ein „Gregerl“, der gerade für Österreich gegen die Türkei drei Treffer erzielt hatte. Also auch nicht wirklich eine personelle Schwächung. Rückblickend schon gar nicht, war Michael Gregoritsch doch in Mönchengladbach in einem bärenstarken Kollektiv, neben Merlin Röhl einer der auffälligsten Einzelspieler. Nicht nur, weil Freiburgs Mittelstürmer schon in der 7. Spielminute nach einem Einwurf von „Günni“ auf Yannik Keitel und einer klugen Kombination unter Einbindung von Lucas Höler, „Litz“ Doan und Maximilian Eggestein sowie einem Schuss von „Egge“, der abgewehrt wurde, genau richtig stand Scally wegblockte und aus kurzer Distanz zum 0:1 einschoss.  „Gregerl“ war top in Gladbach, weil er mit seiner starken Präsenz und der großen Kopfballstärke auch im Spiel gegen den Ball unglaublich wichtig wurde, einmal auf der Linie retten konnte und bei 14 (!) Gladbacher Ecken stets mithalf, unangenehme Konsequenzen zu vermeiden.

Trotzdem war das in den ersten 45 Minuten eine wackelige, etwas schmeichelhafte Führung für den SC. In der Halbzeitpause war mir jede Form von Triumphgefühl fern.

Das änderte sich dann in der 47. Minute: Lucas Höler setzte Michael Gregoritsch ein, der hielt drauf und Omlin wehrte ab. Ich war gerade live drauf, deshalb ist mir die Situation noch sehr präsent. Der Ball prallte aus dem Strafraum raus, Merlin Röhl lief ein paar Schritte hinterher, dribbelte wieder in den Strafraum und zog aus 15 Metern und halbrechter Position flach aufs kurze Eck; Omlin konnte den Ball nicht abwehren und die Kugel zappelte zum 0:2 im Netz. Es war der entscheidende Treffer des Spiels, denn fortan dominierte der SC Freiburg im Borussia-Park. In der 57. Minute war dann alles klar: Ein kluges Zusammenspiel zwischen Maximilian Eggestein und „Litz“ Doan, inklusive verzögerter Doppelpass und schon kickte der Japaner den Ball aus kurzer Distanz ins Netz – als seien die in Überzahl vorhandenen Gladbacher Abwehrspieler Fahnenstangen. 0:3 – die Entscheidung, stark!

In der Restspielzeit verwaltete Freiburg die klare Führung und hatte dabei noch aussichtsreichere Abschlüsse als die Gastgeber. Jetzt war Borussia wirklich so schwach, wie sie medial bundesweit klein gemacht wird. In der ersten Halbzeit war das, abgesehen von fehlender Effizienz, überhaupt nicht der Fall. Eines war aber klar: Am Ende stand ein hoch verdienter 0:3-Erfolg des SC im Borussia-Park.

 

Das Nachspiel

Ich war happy, als ich mit dem Fahrstuhl vom vierten Stock, wo sich der Zugang zur Pressetribüne im Borussia-Park befindet, runter ins Pressezentrum – ich glaube, es ist auf Niveau -1, also ganz unten. Dafür liegt der Presseraum dort genau gegenüber von der Mixedzone. Hier schnappte ich mir Yannik Keitel, Christian Günter und Merlin Röhl zum Interview. Danach ging ich in den Pressekonferenzraum, um auf die PK zu warten. Nebenbei schaute ich mir auf dem iPhone die Liveübertragung vom Spiel der U23 gegen 1860 München an. Noch bevor in Gladbach die Trainer zur PK kamen, gelang Marino per Volleyschuss das 1:0 für die Jungs. Ich ballte die Faust. Während Christian Streich und Gerardo Seoane ihre Statements abgaben und ein paar Gladbacher Kollegen ihre Fragen stellten und Antworten bekamen, schaute ich weiter. Es gab ein paar Minuten Nachspielzeit. Ich stand auf, Freiburgs scheidender Cheftrainer kam zu mir. Ich erzählte ihm von der Führung und dass es jetzt noch drei Minuten sein müssten. Ob wir zusammen das Ende schauen sollen oder das Interview machen, fragte ich den Coach… Er zögerte, haderte förmlich und meinte dann, „nein, wenn ich das jetzt gucke, fällt der Ausgleich. Lieber nicht. Lieber Interview.  So geschah es dann auch. Als wir fertig waren, wollte aber auch der Prfi-Trainer wissen, wie es im Dreisamstadion ausgegangen war. Kicker online meldete – in weißen Ziffern 1:0. Das bedeutet: Das Spiel war zu Ende, es war beim 1:0 geblieben. „Super! Das ist super! Unglaublich!“ freute sich Christian Streich und ging von dannen.

Ich fuhr wieder im Fahrstuhl nach oben, packte meinen Kram zusammen und schritt – anfangs wie auf Wolken – von dannen. Aber nur anfangs. Dort wo wir Journalisten ins Stadion reingelassen worden waren, war alles abgeschlossen. Ich müsse rechts herum laufen, wurde mir gesagt – da sei eine offene Pforte. Ja, von wegen… Ums komplette Stadion herum musste ich rennen, um eine offene Pforte zu finden. Das war nicht nur weit und unnötig, sondern, wegen des einsetzenden Regens, auch ungemütlich.

Nach einer fast kompletten Stadionrunde durchquerte ich den VIP-Bereich und kam dann endlich wieder zum baden.fm-Toyota auf dem Presseparkplatz. Inzwischen war ich pitsche-patsche-nass…  So ein Mist…

 

 … Heute ist Donnerstag, 4. April. Mit etwas Abstand werde ich das Gladbach-Tagebuch beenden. Nach meiner unbeabsichtigten Stadiontour im Regen kam ich auf dem Presseparkplatz am baden.fm-Corolla an. Grünes Köfferchen in den Kofferraum, den durchnässten blauen Anorak auf die Rückbank und ab hinters Steuer. Ich gab die Hoteladresse in Mannheim ins Navi ein und wusste – okay, gut drei Stunden Autobahn – aber was soll’s… Das gehört halt zum Job. Ich würde auch noch zeitig genug ankommen, um im deutschlandweit besten Burger-Restaurant ein Abendessen einzunehmen.

Mit diesem Restaurant hat es allerdings eine Bewandniss: Es liegt in der Lupinenstraße und die Lupinenstraße ist das Mannheimer Gegenstück zur Herbertstraße auf St. Pauli. Dinner mit vorherigem Schaufensterbummel könnte ich jetzt feixend schreiben, möchte aber anfügen, dass ich diese Variante des Rotlicht-Angebots absolut nicht prickelnd finde; eher unwürdig für die sich ausstellenden Mädels und keinesfalls anregend. Der Burger-Laden ist aber absolute Spitze und schräg gegenüber, in der Bar im Haus Nr. 10, kann man ganz ungestört Whisky-Coke trinken. Deshalb kann man sich da schon mal verlaufen.

So geschah es auch nach dem 0:3 in Gladbach und den drei Autobahnstunden zwischen Borussia-Park und Rhein-Neckar-Hotel Mannheim.

Am Ostermontag gegen 11 Uhr war ich wieder zuhause und erholte mich vom Auswärtstrip an den Niederrhein. Ein paar Stunden Zeitungsredaktion mussten allerdings sein, schließlich kam am Mittwoch der ReblandKurier raus – da spielte der Feiertag keine Rolle; zudem musste ich in Vertretung die Lokalausgabe „Südlicher Breisgau“ bauen. So verfasste ich am Ostermontag folgende SC-Kolumne:

 

SC INTEAM

Der 0:3-Erfolg in Mönchengladbach war auch ein Sieg von Streich gegen Seoane im Trainerduell der Taktikfüchse.  Ganz sicher hat der im Sommer scheidende Übungsleiter des SC Freiburg seinen Kontrahenten am Ostersamstag überrascht: Hatte Freiburg zuletzt immer in einer 4-2-3-1-Formation agiert, zauberte Streich am 27. Spieltag eine andere Ordnung und auch frisches Personal aus dem Hut: Im Borussia-Park trat der SC in einer 3-4-3-Formation an, die – auch von der personellen Besetzung her – stark an den Auftritt beim hoch gelobten 0:0 in Lens erinnerte. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Ginter (Achilles-Ferse) und Lienhart (Knie), die auch beim Europa-League-Playoffspiel in Nord-Frankreich gefehlt hatten, war die defensive Dreierkette mit Kübler und Gulde, rechts und links von dem zentral agierenden Keitel, tupfengleich besetzt wie beim Hinspiel in Lens.   Es funktionierte hervorragend:  Atubolu verzeichnete sein achtes Bundesligaspiel ohne Gegentor – nur Hradecky von Tabellenführer

Leverkusen kann auf mehr „Zu-Null-Spiele“ verweisen als der junge Freiburger Keeper in seinem ersten Bundesligajahr. Klasse!

Die erste Halbzeit im Borussia-Park verlief freilich etwas glücklich für den SC: Schon der erste Angriff führte zur Führung durch Gregoritsch, dem ein abgefälschter Schuss von Eggestein vor die Füße fiel. Ebenso wertvoll, wie als Vollstrecker war der österreichische Internationale in der Folgezeit im Spiel „gegen den Ball“, in dem er unter anderem einmal auf der Linie rettete und bei zahlreichen Eckbällen der Platzherren oft mit seiner Kopfballstärke klären konnte. Der schmeichelhaften 0:1-Halbzeitführung ließ der SC in Halbzeit zwei eine lupenreine Auswärtsleistung folgen. Nach dem 0:2 durch Röhls Flachschuss kurz nach Wiederbeginn war Freiburg endgültig „Herr im Ring“, stand hinten sicher und nutzte die sich bietenden Räume zu gefährlichen Attacken. Das 0:3 durch Doan, nach Zusammenspiel mit Eggestein (57.), war fußballerisch top und bereits die Entscheidung.

Der Mut zur Systemumstellung und das Vertrauen auf die robuste Körperlichkeit der ausgeruhten Spieler  Keitel,  Kübler und  Röhl, die zuletzt nicht in der Startelf zu finden waren, wurde reich belohnt. Trotz hochkarätiger Ausfälle (Ginter, Lienhart, Sallai) bot der SC in Mönchengladbach eine bärenstarke Kollektivleistung, zog in der Tabelle an Hoffenheim vorbei, egalisierte den Zwei-Punkt-Rückstand auf Augsburg und verkürzte die Distanz zum Tabellensechsten, Frankfurt, auf fünf Zähler. Der Traum von Europa lebt weiter! Am Samstag, 6. April, um 15.30 Uhr (live bei Sky und baden.fm) trifft der SC auf Leipzig und damit letztmalig in dieser Saison auf eine besser platzierte Mannschaft. Viel Erfolg! (Zitatende)

 

Und schon steht das Heimspiel gegen Leipzig vor der Tür. Ich verweise auf das nächste Tagebuch…

Und: Nein, selbstverständlich blieb es bei Burger uind Whisky-Coke!