27. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen FC Bayern München

Samstag, 30. März 2019, 15.30 Uhr

Schwarzwald-Stadion, Freiburg

SC Freiburg - FC Bayern München

Das Vorspiel

Meine Vorfreude auf die Liveübertragung eines SC-Spiels gegen die Bayern ist meistens sehr verhalten. Vermutlich geht mir die Frustrationstoleranz ab, die Christian Streich in solchen Spielen von seinen Jungs einfordert, um – wie im Hinspiel erfolgreich exerziert – am Ende vielleicht doch mal etwas Zählbares mitzunehmen. Für mich als Radioreporter ist ein Spiel SC gegen Bayern meist fad. Bei 70, 75 Prozent Ballbesitz des Gegners, bei extrem geringen Erfolgsaussichten des SC, dazu die nur mäßig sympathische bajuwarische Karawane und die unerträglichen Bayern-, sprich Erfolgs-Fans aus Südbaden, einer Region, die doch eigentlich dem SC zu Füße liegen müsste – da freue ich mich lieber schon auf das Auswärtsspiel in Mainz…Natürlich habe ich im August `94, mit diesem historischen 5:1-Sieg ein Highlight meiner Reporterkarriere erlebt. Selbstverständlich haben sich Momente, wie „Chico“ Höflers 1:1 in der 86. Minute des Heimspiels vom August 2013 oder der 2:1-Sieg von 2015 – dieser Moment, als Nils Petersen in der 89. Minute die genaue Hereingabe von Karim Guédé ins Netz rammte – oder der Moment als Lucas Höler im Hinspiel im vergangenen November, in der 89. Minute zum 1:1 einschoss… natürlich haben diese Momente einen bleibenden Platz auf Lebenszeit in meiner Erinnerung. Es waren großartige Momente...Aber bis es so weit war, also vorher, hast Du als Freiburg-Reporter in der Regel eineinhalb Stunden gelitten, gebangt, gezittert und (vom 5:1-Sensationsspiel 1994 mal abgesehen) sportlich Schlimmstes befürchtet. Alle Jahre wieder. Und oft genug gab es ein „Päckle“ gegen den Rekordmeister.Die beschriebenen Ausnahmen waren jedesmal  wie Balsam auf die Wunden, klar. Die Spiele, in denen das Bangen und Zittern ohne Balsam ablief, weil sich sportliche Befürchtungen mal wieder bewahrheiteten, sind ja eher die Regel bei diesen Aufeinandertreffen.Das ist so, weil im Bereich der finanziellen Möglichkeiten und in der Folge im Bereich der sportlichen Potenz die berühmte Schere immer weiter auseinander gegangen ist. So ist das System Spitzenfußball, so ist es organisiert. Überraschungen sind deshalb so rar geworden. Rund 50 Jahre schon ist Bayern – in meiner Wahrnehmung - so wahnsinnig erfolgreich und eigentlich in jedem Ligaspiel Favorit. Sensationen,  Außenseitersiege gegen den hohen Favoriten, gab es früher freilich etwas häufiger. Die erste Fußball-Sensation, die in meiner Erinnerung noch immer lebt, stammt vom 3. Oktober 1970:Ich saß in Papas Ford Taunus vor unserem Haus in der damaligen Milser Straße (heute Turbinenstraße) in Bielefeld und hörte im Autoradio „Tore, Punkte, Meisterschaft“, die Bundesligasendung des WDR. Es war in der 60. Minute als es dem kleinen Arminia-Spieler Uli Braun gelang, Sepp Maier im Tor der Bayern zu tunneln und Aufsteiger Arminia Bielefeld zum 1:0-Sieg zu schießen.Ich hörte den Torschrei und den Jubel im Radio zeitgleich mit dem Jubel von der vielleicht 5 Kilometer westlich von meinem Elternhaus gelegenen „Alm“. Ich sprang aus dem Auto und tanzte. Das war ganz großer Sport. Uli Braun hat sich mit diesem Tor in Bielefeld auf Lebenszeit ein Denkmal gesetzt.Viele Jahre später war diese zumindest lokale Berühmtheit, Uli Braun, beim nicht ganz so berühmten Kreisligisten FC Teutonia Altstadt mein Trainer. Mächtig stolz war ich als junger Kicker als Trainer Braun mich in der Halbzeit des ersten Saisonvorbereitungsspiels von Teutonia Altstadt lobte: „Frank, gut.“  Die Worte klangen zunächst wie Musik in meinen Ohren. Nur sehr zögerlich setzte sich alsbald die Erkenntnis in meinem Kopf durch, dass die Worte „Frank, gut“ eben keine Evaluierung, keine Bewertung darstellten, sondern die Information mit sich brachten, dass es für mich jetzt gut war; dass ich ausgewechselt wurde. Natürlich hielt ich die Klappe, meckerte nicht,  obwohl ich noch voller Energie war - immerhin hatte Uli Braun, der mich da auswechselte, mal die Bayern abgeschossen und ich hatte zugehört, am Autoradio.Fast 49 Jahre später kommt der FC Bayern München als Gegner zum SC Freiburg.Bayern hat die letzten drei Ligaspiele alle souverän gewonnen und dabei 17 Tore erzielt. Im Schnitt also mehr als fünf pro Spiel. Bayern ist – abgesehen von den Nationalspielern - das sind ja jetzt drei weniger - ausgeruht, befindet sich im Kopf-an-Kopf-Rennen um die Deutsche Meisterschaft mit Borussia Dortmund und dürfte nach dem "Jogi-Aus" für Boateng, Hummels und Müller sowie dem Ausscheiden gegen Liverpool in der Champions League eher trotzig daher kommen als unkonzentriert oder nachlässig. Viel Geld würde ich deshalb nicht auf ein Erfolgserlebnis unseres SC Freiburg am Samstag setzen…Es gehört allerdings zum Wettbewerb, dass der mutmaßlich Unterlegene, in diesem Fall der SC Freiburg, trotzdem versucht, alles zu geben und ein möglichst gutes Ergebnis herbeizuführen. Der FC Augsburg, der unlängst im Schwarzwald-Stadion mit 5:1 besiegt wurde, und auch Hertha BSC, vom Sport-Club mit 2:1 besiegt, haben das neulich in gewissem Sinne geschafft und ihre Spiele gegen die Bayern mit nur einem Tor Differenz verloren: Augsburg gegen Bayern 2:3, Bayern gegen Hertha 1:0 hieß es am 22. Und 23. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Macht das für Samstag eventuell Hoffnung?Es folgen für den Rekordmeister der 5:1-Sieg in Mönchengladbach sowie das 6:0 gegen Wolfsburg und das 6:0 gegen Mainz. Und jetzt kommt Freiburg…So oder so ähnlich beschreibe ich die Situation auch in meiner Kolumne „SC INTEAM“ für die Mitte dieser Woche erscheinenden WZO-Titel, die ich – wegen des Länderspielwochenendes - schon am vergangenen Freitag verfasst habe. Hier ist der Text im Wortlaut: SC INTEAMDass die Bayern-Stars Boateng, Hummels und Müller, nachdem sie von Bundestrainer „Jogi“ Löw aus dem Nationalmannschaftskader gestrichen wurden, sauer sind, ist nachvollziehbar; auch wenn die Verjüngung der Auswahl der späte aber richtige Schritt von Löw war. Wer lässt sich schon gerne zum „alten Eisen“ zählen? Insofern ist der Missmut der Betroffenen verständlich. Auch dass die Machthaber des FC Bayern sich öffentlich kritisch über die Aussortierung ihrer Spieler äußern, hat nachvollziehbare Gründe: Der Marktwert von Spielern, die aus ihrer Nationalmannschaft aussortiert wurden ist niedriger als jener von aktuellen Nationalspielern und dass der eine oder andere der von Löw gestrichenen Bayern-Profis im Sommer transferiert werden soll und damit, im Rahmen der bislang verpassten  clubinternen Verjüngung auch vom  FC Bayern von der Liste genommen wird, scheint vorgezeichnet. So befindet sich der FC Bayern München aktuell in einer Trotzphase; erst recht nach dem sportlich korrekten Ausscheiden gegen Liverpool aus der Champions League. Trotzige Bayern sind gefährliche Bayern; noch gefährlicher als ohnehin schon aufgrund ihrer starken Besetzung und weil sie sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Borussia Dortmund um die Deutsche Meisterschaft befinden. Ein knappes Ergebnis, wie vor einigen Wochen das 2:3 in Augsburg oder das 1:0 gegen Hertha BSC ist derzeit nicht angesagt. Der Titelendspurt ließ die Bayern schon beim 1:5-Sieg in Mönchengladbach und beim 6:0 gegen Wolfsburg zaubern. Den Frust vom 1:3 gegen Liverpool und den Ärger über das „Jogi-Aus“ des Trios bekam dann Mainz 05 zu spüren … Beim 6:0 war der hoffnungslos unterlegene Gast nur ein Spielball der Münchner. Und jetzt kommt der FC Bayern nach Freiburg. Noch immer stark, noch immer trotzig und im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Dortmund. Vermutlich ist der Rekordmeister auch noch immer „not amused“ über das 1:1 im Hinspiel. Muss den SC-Fans nun „Angst und Bange“ werden? Nein! Dass man gegen Bayern München mal fünf, sechs oder sieben Tore kassieren kann, weiß man und hat es 2003, 2005 (im Pokal), 2011 und 2017 am eigenen Leib erfahren. Es ist (nur) Fußball und das Leben ging trotzdem weiter. Wobei der SC Freiburg zu den wenigen Mannschaften der unteren Tabellenränge zählt, die den Bayern-Code schon einige Male zu entschlüsseln wussten. Zuletzt beim 1:1 im November letzten Jahres. Aber auch 2015 (2:1) und 2013 (1:1), um jetzt nicht die ganz alten Triumphe, wie das 5:1 aus dem Jahr 1995 hervorzukramen. Die Begleitumstände machen die Chancen auf eine Überraschung derzeit zwar noch kleiner als sie schon im Normalfall sind, aber es ist eine Weisheit aus München, die verspricht, „a bisserl was geht immer“.(Zitatende)Gestern war ich via Skype zu einem Podcast eingeladen. „Spodcast Freiburg – Der Podcast zum SC Freiburg“ heißt das spannende Projekt (online unter www.spodcast-freiburg.de anzusteuern) , das ein in Berlin lebender SC-Fan ins Leben gerufen hat. Wir haben uns – zum Verdruss meiner Familie (smile) – am Sonntagmittag über eine Stunde unterhalten. Im Lauf der Woche soll der Podcast ins Netz gestellt werden; es ist die Folge 10 der Reihe. Eine der Fragen von Alexander Koneczny, so heißt der Mann hinter der Podcast-Idee, lautete, wie ich mich auf ein SC-Heimspiel vorbereite, wie das samstags abläuft. Ich habe das dann so allgemeingültig wie möglich erklärt, In dieser Woche läuft es konkret wie folgt ab:Am Freitag bereits geht es los mit der Grundsteinlegung für das neue Stadion. Es gibt einen Pressetermin, der quasi mein SC-Wochenende einläutet.Der Spieltag beginnt mit einem „Reifenfrühstück“  für die ganze Familie im Autohaus Willig. Der Bad Krozinger Fordhändler, zu dessen Geschäftsräumen auch eine Lounge gehört, lädt die Kundschaft beim Wechsel von Winter- auf Sommerreifen und umgekehrt jeweils zum Frühstück ein – bis zu zwei Personen pro Fahrzeug. Da sowohl Yoany als auch ich einen Ford von Willig fahren, gibt es am Samstagmorgen also acht Sommerreifen und vier Mal Frühstück.Danach geht es auch schon weiter nach Ihringen, wo die „Golden Boys“ vom FC Bad Krozingen kicken. Die Jungs, bei denen mein Sohn Ben mitkickt erleben gerade ein Wechselbad der Gefühle: Vorletztes Wochenende Pokalverteidigung beim E-Junioren-Cup in Hinterzarten, am Donnerstag dann waren die Jungs, speziell auch das Trio, das seit einigen Monaten vom SC Freiburg  in Sichtungs- und Fördertrainings unterstützt wird, der Kern der Schulmannschaft der Bad Krozinger Landeckschule, die beim Turnier im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ alles in Grund und Boden gespielt hat: Fünf Spiele, fünf Siege, 32: 2 Tore. Und dann kam der Samstag und die Jungs spielen durch die Bank unter Form und „verkacken“ den Staffelstart gegen einen guten aber nicht außergewöhnlichen Gegner, SV Au-Wittnau. 0:3 – 3:3 – 3:4 lauteten die Stationen bis zum Ende. Als Krozingen drauf und dran war, das Spiel trotz schlechter Tagesform, nach einem 0:3 zu drehen, saß ein Konter in vorletzter Minute und machte die Gäste zum Sieger. Ich weiß gar nicht, wann unsere Jungs zuletzt ein Spiel verloren haben… Das war richtig bitter und Ben zog ein besonders langes Gesicht. Jetzt gibt es also – vor dem Bayern-Spiel der SC-Profis – für die „Golden Boys“ die Möglichkeit, auf die Siegerstraße zurückzukehren. Schauen mer mal…Von Ihringen aus fahre ich dann direkt zum Schwarzwald-Stadion, treffe vor Ort den mir im Moment namentlich noch nicht bekannten Fan-Reporter, der mich durch die baden.fm-Bundesligashow begleiten wird und dann hoffe ich entweder auf die sportliche Sensation – oder, dass es schnell vorbeigeht. Letzteres hoffe ich übrigens auch für die heftigen Rückenbeschwerden, die mich seit ein paar Tagen begleiten. Mit anderen Worten: Ich habe Rücken! Und es nervt.Ein Punkt gegen Bayern wäre ein Bonuspunkt. Anders sieht es sechs Tage später in Mainz aus. Das finde ich jetzt von meiner Arbeit her reizvoller als das Heimspiel am Samstag. Andererseits, so schlecht ist ein Heimspiel gegen Bayern vor der Brust ja auch nicht…Ich übertrage das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen FC Bayern München am Samstag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow. Das Fußballspiel(Mein 937. SC-Livespiel)(Fortsetzung folgt…)

 

Nach einem weinseligen Freitagabend mit lieben Freunden fehlte mir am Samstagvormittag die richtige Frische. Auch das 1:14 der Golden Boys in Ihringen riss mich nicht aus einer gewissen Lethargie. Nach den üblichen Routinetätigkeiten im Stadion, der Begegnung mit Fanreporter Stefan Dörflinger und den ersten beiden Liveeinblendungen hatte ich, na sagen wir mal Normalform erreicht. Angesichts meiner (stets) niedrig gehängten Erwartungen bei Spielen gegen die Bayern, stand ich aber nicht gerade unter Strom… Bis zur 3. Minute. Der SC, der mir von Beginn an nicht nur extrem engagiert, sondern auch unerwartet mutig und offensiv orientiert zu Werke ging, fuhr einen seiner Angriffe: Lukas Höler kickte den Ball auf die linke Seite zu Christian Günter. Vincenzo Grifo bot sich an, um zu zweit einen Bayern-Abwehrrecken auszuspielen aber „Günni“ hatte einen anderen Plan. Eine wunderbar getimte und zielgenaue Flanke erreichte Lukas Höler, der in einer – aus Bayernsicht fraglos zu breiten – Lücke zwischen Hummels und Boateng stand und schulmäßig einköpfte. Neuer-Vertreter Ulreich war chancenlos.

1:0 – und die 24.000 Fans im Stadion rieben sich weiter die Augen, denn der Sport-Club kickte weiter rotzfrech und offensiv orientiert. In der 18. Minute gelang Christian Günter, der eine famose erste Halbzeit zeigte, ein sehenswertes Solo über mehr als nur den halben Platz. Mitten durchs Zentrum stürmte „Günni“ allen verschlafen wirkenden Bayernstars davon, spielte im 16er den ebenfalls glänzend disponierten Janik Haberer an, den Christian Streich neben Höler in die Mitte beordert hatte, um dort „Anführer“ des Freiburger Offensivpressings zu sein. Diesmal aber war der SC im Angriff, die Fans johlten über Günters unwiderstehlich dynamischen Vorstoß und sahen, wie Haberer den Ball mit viel Übersicht auf Kapitän Mike Frantz spielte und der Routinier hielt drauf – mit Schmackes… Der Torschrei schwoll an und erstarb auf den Lippen von Fans und Reporter; irgendwie kratzten Boateng und Hummels die Kugel gerade noch so von der Torlinie. Ein 2:0 nach 18 Minuten wäre ein mittleres fußballerisches Erdbeben gewesen; womöglich hätte sich der ohnehin schon blendend disponierte SC in einen Rausch gespielt, vielleicht wären die Bayern jetzt noch nervöser und fahriger geworden.

Statt des 2:0 folgte aber ein paar Minuten später der Ausgleich für den Favoriten. War auch der Abschluss durch Robert Lewandowski eine Weltklasseleistung, so war das Zustandekommen der Einschussmöglichkeit dem Zufall geschuldet. Nach der ersten Bayern-Ecke war ein Schuss von Kimmich aus 20 Metern zunächst abgeblockt worden. Wie eine Billardkugel flog der Ball zu Goretzka, der sie wieder nach vorne trat, wo Lewandowski den Ball mit hoher Körperspannung- und Beherrschung, in einer fließenden Bewegung, stoppte und dann per Seitfallzieher ins Tor knallte.

Ärgerlich aus Freiburger Sicht: Spätestens vor dem zweiten Schussversuch von Goretzka, der zur Vorlage für Lewandowski generierte, hätte die Abwehrreihe aufrücken müssen, schon hätte Bayerns Top-Stürmer im Abseits gestanden. Das Vorrücken geriet aber bei allen, wenn überhaupt nur halbherzig, der junge und ansonsten piekfein spielende Keven Schlotterbeck war es, der das Abseits aufhob. Verzeihlich, klar, aber (hoffentlich) auch lehrreich für das große Abwehrtalent.

Mit dem insgesamt korrekten und wenn überhaupt, dann vielleicht für Bayern etwas schmeichelhaften 1:1 ging es in die Pause. Ein Viertelstündchen machte der SC nach dem Seitenwechsel noch so weiter wie in Halbzeit eins, dann aber kam Bayern immer stärker auf. Unkonzentriertheiten in der Münchener Defensive ließen zwar immer wieder Freiburger Konter und damit Nadelstiche zu, überwiegend war es in der letzten halben Stunde aber das Spiel, das ich von Minute eins an befürchtet hatte: Bayern dominant mit viel Ballbesitz und Bayern gefährlich vor dem Freiburger Tor. Vor allem der eingewechselte Serge Gnabry sorgte mit seinen Sololäufen für Aufregung. Nur einer blieb stets cool wie ein Stracciatella-Eis; gegen Gnabry, gegen Lewandowski, gegen alle: Alex Schwolow, der an diesem Tag überragende Torhüter des SC. „Schwoli“ vereitelte jede auch noch so große Bayernchance. Nur in den drei Minuten der Nachspielzeit wäre der Keeper vermutlich zwei Mal machtlos gewesen, doch jetzt war den Münchenern der wahnsinnige Erfolgsdruck anzumerken unter dem sie stehen. Lewandowski hatte eine Kopfballchance der Kategorie „Hundertprozentig“ und köpfte den Ball weit am Tor vorbei. Wenig später prallte ein Kopfball von Goretzka vom Innenpfosten zurück aufs Spielfeld – das war es dann. Abpfiff! Der Sport-Club hatte mit 1:1 gewonnen. Die Formulierung mag kurios sein, doch trifft sie die Gefühlslage im feiernden Schwarzwald-Stadion.

 

Das Nachspiel

 

Nach dem Abpfiff gelang mir in der baden.fm-Bundesligashow noch eine ganz vernünftige, von der mich ausnahmsweise mal begleitenden WZO-Redakteurin Kathrin Herzog für Facebook abgefilmte Analyse, zu der auch Fan-Reporter Stefan seinen Beitrag leistete, dann folgten die Interviews, die PK und der Materialabbau. Danach war ich völlig geplättet und verbrachte den kompletten Sonntag mit Regeneration… Doppelpass mit Finke, Fürth gegen Arminia, Hannover gegen Schalke, Frankfurt gegen Stuttgart, Sky 90 und Sport im Dritten mit Streich. Ja, es macht mir selber Angst, wenn ich das so niederschreibe und dann lese; es war aber so.

Vielleicht sollte ich erklärend hinzufügen, dass ich mir unlängst einen grippalen Infekt zugezogen hatte, Freitag deutlich zu viel Wein genossen hatte und dann zu wenig Schlaf bekommen hatte. Die baden.fm-Bundesligashow forderte auch den ganzen Mann, sodass ich einfach pflegebedürftig war. Der Frankfurter Sieg gegen Stuttgart war dann sicher die beste Medizin…

Am Montag war dann wieder Alltag. Ich verfasste die Kolumne für die Wochenzeitungen am Oberrhein, in der der Text in dieser Woche – Mittwoch und Donnerstag - in 300.000 Zeitungen zu finden sein wird:

 

SC INTEAM

Es ist bemerkenswert, dass Titelverteidiger FC Bayern München im Kampf um die Meisterschaft 18/19 durch die beiden Remis-Spiele gegen den Sport-Club vier Punkte liegen ließ. Kein anderer Bundesligist hat den Rekordmeister in dieser Saison so viele Punkte gekostet, wie der SC Freiburg – Stand heute. Bleibt das bis zum Ende der Saison so, wird Bayern mutmaßlich Deutscher Meister; auch wenn der am Samstag in Freiburg gestürzte Tabellenführer im Schwarzwald-Stadion erst in der letzten halben Stunde meisterlich agierte. Immer wieder scheiterten die Bayern in dieser Phase an einem anderen Meister seines Fachs – an SC-Torwart Alexander Schwolow. Fakt ist: Weder im November in München, noch am Samstag in Freiburg hat der Sport-Club den jeweiligen Zähler, den er gegen die Superstars aus der Isar-Metropole einfuhr, „gestohlen“. Auch wenn in der bundesweiten Berichterstattung die vergebene Großchance von Robert Lewandowski und der Pfostentreffer von Leon Goretzka, beide in der Nachspielzeit, besonders fokussiert werden und das Glück, das der SC in diesen Szenen hatte, betont wird, hatten auch die Bayern großen Dusel; etwa in der 18. Minute, als Jérôme Boateng und Mats Hummels einen Schuss von Mike Frantz nach einem sehenswerten SC-Angriff über Christian Günter und Janik Haberer so eben noch in „Teamwork“ von der Torlinie kratzen konnten. Keiner weiß, wie die Bayern mit einem 0:2-Rückstand gegen die vor allem in der ersten Hälfte furios auftrumpfenden Freiburger umgegangen wären. In der Gesamtwahrnehmung ging die Punkteteilung, die den Gästen die Tabellenführung kostete, in Ordnung. Der taktische Schachzug, Janik Haberer als „Anführer“ des Offensivpressings gemeinsam mit Petersen-Vertreter Lukas Höler ins Zentrum zu stellen, ging ebenso auf, wie das mutige, offensive Auftreten der ersten 60 Minuten insgesamt. Wie im Hinspiel sorgte eine genaue Linksflanke von Christian Günter auf den in einer Lücke zwischen Hummels und Boateng lauernden Lukas Höler für den Freiburger Treffer gegen den Favoriten. Robert Lewandowski gelang nach einem Bayern-Eckball in Weltklasse-Manier der Ausgleich. Das Zustandekommen des Tores war aber eher dem Zufall geschuldet. Youngster Keven Schlotterbeck hatte es zudem versäumt, einen Schritt aufzurücken, sonst hätte Lewandowski im Abseits gestanden. Trotzdem gilt: Alle Freiburger wuchsen am Samstag über sich hinaus. Die Bestnoten verdienten sich Schwolow und Haberer. Dass es dem Sport-Club gelungen ist, seinen Vorsprung auf Platz 16 in den Spielen in Mönchengladbach und gegen Bayern unter dem Strich um einen Zähler auszubauen, ist eine sportliche Sensation. So richtig wertvoll wären die Punkte, wenn es gelänge, auch am Freitag in Mainz etwas Zählbares mitzunehmen. (Zitatende)

 

Beim Vervollständigen des Bayern-Tagebuchs gab es dann technische Probleme. Irgendwie konnte ich den fertigen Text nicht einfügen. Überhaupt nicht. Ich habe dann den IT-Mann des Verlags in Emmendingen eingeschaltet. Später konnte ich dann zwar wieder Texte oder Textpassagen einstellen, aber nicht in der von mir gewünschten Schriftgröße.

Wir arbeiten daran…

Ich melde mich Donnerstag, vor der Abfahrt nach Mainz!