28. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, SV Werder Bremen gegen SC Freiburg

Sonntag, 16. April 2023, 15.30 Uhr *

"Wohninvest WESERSTADION", Bremen *

SV Werder Bremen - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Die wechselvolle Geschichte der SC-Auswärtsspiele in Bremen beginnt am 6. April 1994. Und ob ihr es glaubt oder nicht – ich erinnere mich noch an dieses „Skandalspiel“, eines jener sportlichen Dramen im Existenzkampf der ersten Bundesligasaison unseres SC. Es war ein Mittwoch-Spiel und ich meine mich an ein spartanisches Zimmer in einer Bremer Pension zu erinnern, denn, da es ein Mittwochabend-Spiel war, gehört es zu den ganz wenigen Auswärtsspielen in Bremen, die ich mit einer Übernachtung in der Stadt an der Weser wahrgenommen habe; gewöhnlich machte ich bei Spielen in Bremen in meiner Heimatstadt Bielefeld Station. An jenem Aprilabend anno 1994 war ein gewisser Rainer Werthmann aus Iserlohn als Schiedsrichter eingeteilt. Den kannte ich schon aus der Oberliga Westfalen, damals die Dritte Liga, in der ich an der Seite von Arminia Bielefeld als Radioreporter unterwegs war. Die Schiris aus dem Ruhrpott hatten damals in meinem persönlichen Umfeld keinen guten Ruf. Der einstige Arminia Trainer Fritz Grösche – er möge in Frieden ruhen – prägte diesbezüglich den Begriff „Ruhrpottmafia“. Ich hatte vor 29 Jahren also ein schlechtes Gefühl, als Werthmann als Schiri auf dem Spielberichtsbogen stand und meine Ahnung sollte mich nicht trügen. Am Ende standen zwei Platzverweise gegen den SC zu Buche. Freiburgs albanischer Nationalstürmer Altin Raklli flog in der 36. Minute mit „Rot“ vom Platz – zu einem Zeitpunkt, zu dem sportlich längst „Alarm“ ausgerufen worden war, denn Werder führte durch einen frühen Doppelpack von Neubarth (7. Und 11. Minute) bereits mit 2:0. Dann der Platzverweis und die Hoffnung sank (vorübergehend) ins Unmessbare. Unmittelbar vor Werthmanns Pausenpfiff gelang aber dem Freiburger „Strafraummelancholiker“ Uwe Spies in Unterzahl der Anschlusstreffer – ein idealer Zeitpunkt für das 2:1 und plötzlich, trotz Unterzahl, neue Hoffnung für die Gäste.

Als der Sport-Club in Unterzahl auf den Ausgleich drängte, bedurfte es wieder des Eingreifens von Schiedsrichter Werthmann; (so habe ich das damals jedenfalls sarkastisch gesehen.) In der 58. Minute zückte der Unparteiische aus Iserlohn Gelb/Rot gegen SC-Verteidiger Martin Spanring. Sieben Minuten später nutzte Werder – mit elf Spielern gegen neun Freiburger – die Gunst der Stunde zur 3:1-Führung und der vermeintlichen Vorentscheidung. In doppelter Unterzahl verkürzte Sascha Borodjuk aber in der 89. Minute noch einmal auf 3:2. Es gab noch einmal ein paar Minuten Hoffnung, die allerdings nicht erfüllt wurde. Der Sport-Club verlor das „Skandalspiel von Bremen“ mit 3:2, SC-Trainerlegende Volker Finke war außer sich, von mir, dem Livereporter, ganz zuschweigen und tief in mir wuchs die Solidarität mit diesem Club, den ich ja erst seit dem Jahreswechsel 93/94, also seit wenigen Monaten, als Reporter begleitete, immens.

Fakti ist: Kein anderes Auswärtsspiel des SC Freiburg in Bremen, habe ich so sehr in Erinnerung, wie dieses erste in der Bundesligageschichte. So wie ich übrignes  als Arminia-Fan auf der Tribüne des Weserstadions das Spiel des zweiten Spieltags der Saison 1981/1982 wohl nie vergessen werde, als Norbert Siegmann dem Bielefelder Stürmer Ewald Lienen mit einem Horrorfoul den Oberschenkel über 25 Zentimeter aufschlitzte. Ein ein gutes Jahrzehnt später dann also dieses Sammelsurium an Ungerechtigkeiten und „Drama“ beim 3:2 von Werder gegen den Sport-Club - beide Matches werden wohl für ewig in meiner Erinnerung verankert. bleiben.

In den ersten beiden gemeinsamen Saisons in der Bundesliga gewann Werder übrigens jedes der vier Spiele, auch in der dritten Saison gab es im Heimspiel im Dreisamstadion zunächst eine Freiburger Schlappe (0:1). Beim Rückspiel im Weserstadion drehte sich aber das Schicksal: Ziemlich genau ein Jahr nach einer jämmerlichen 5:1- Schlappe in Bremen, gelang dem SC, am 15. März 1996, im Weserstadion  mit 0:2 der erste Sieg gegen Werder überhaupt. Daran konnte auch der einmal mehr vom DFB eingesetzte Schiedsrichter Rainer Werthmann aus Iserlohn nichts ändern, der diesmal Ralf Kohl mit Gelb/Rot frühzeitig zum Duschen schickte – zum Glück erst in der 90. Minute. Zuvor hatte der damalige Superheld des Freiburger Fußballs, der niederländische Torjäger Harry Decheiver zwei Mal geknipst (53./90.).

Im übernächsten Auswärtsspiel in Bremen gab es den zweiten Freiburger Sieg im Weserstadion: Stefan Müller, jetzt Tierarzt, Torben Hoffmann, inzwischen Sky-Reporter, und Marco Weißhaupt, der Vater des SC-Talents Noah, hatten den SC schon in der ersten Halbzeit mit 0:3 in Front gebracht. Mit dem Pausenpfiff verkürzte "kleines dickes" Ailton auf 1:3, Bogdanovoc traf in der 69. Minute zum 2:3 und es wurde mal wieder ein Zitterspiel mit viel Aufregung in Bremen – am Ende stand aber der zweite SC-Sieg an der Weser.

Es folgten Jahre mit meistens betrüblichen Ergebnissen gegen Werder, etwa mit einem 0:6 im Dreisamstadion vor dem Abstieg in die 2. Liga und einem weiteren 0:6 an gleicher Stätte, Jahre später, nach der Zweitligazeit und dem Wiederaufstieg. In dieser Phase, die Rede ist von der Dekade zwischen 2003 und 2013 kickte der SC entweder in der zweiten Liga oder bekam gegen Bremen – an der Dreisam, wie auch an der Weser – abgesehen von zwei Remis-Spielen, regelmäßig Haue.  Auch Christian Streich hatte in seiner ersten Zeit als Cheftrainer seine Probleme mit dem SV Werder. Vor zehn Jahren, am 16. Februar 2013 wurde der Bock aber umgestoßen: Max Kruse brachte den SC in der 36. Minute in Führung, ein gewisser Nils Petersen besorgte drei Minuten später den Ausgleich für Werder. Nach dem Wechsel brachte Daniel Caligiuri den SC wieder in Front (54.), doch wieder sorgte Nils im Werder-Trikot für den Ausgleich. Dem jungen Matthias Ginter gelang dann in der 71. Minute der letzte Treffer des Spiels, der den 2:3-Auswärtssieg sicherstellte. Es war mir ein Fest, das erinnere ich noch recht gut.

Es folgten zwei Unentschieden in Bremen, bevor der SC am 29. Oktober 2016 einmal mehr so richtig an der Weser zuschlug: Maximilian Philipp (29.), aktuell ja bei Werder unter Vertrag, und Vincenzo Grifo (39.) hatten für eine komfortable 0:2-Halbzeitführung gesorgt. Als Garcia in der 67. Minute den Anschluss herstellte, brachte Amir Abrashi eine Viertelstunde vor Schluss die Ernte mit seinem Treffer zum 1:3-Endstand in die Scheune.

Beim letzten Aufeinandertreffen von Bremen und Freiburg im Weserstadion, es war von zwei Jahren, am 13. Februar 2021, gab es ein torloses Remis.

 

Am nächsten Sonntag, 16. April 2023, kickt der SC mal wieder in Bremen. Es ist das erste von drei „Big-Point-Spielen“, wie aus dem Kreis der Mannschaft zu hören war. Zur Zeit sieht es gut aus in Sachen Qualifikation für die Europa League – sogar eine erstmalige Champions-League-Teilnahme liegt im Bereich des Denkbaren und Möglichen. In Bremen, gegen Schalke und in Köln, das sind diese drei richtungsweisenden Spiele, müssen dann aber Punkte her. Der SC geht jeweils als Favorit in die Partien und es stehen ganz andere Spielverläufe zu erwarten als zum Beispiel in den beiden Vergleichen mit dem FC Bayern München. Sieben bis neun Zähler aus den drei Partien werden allgemein als notwendige Ausbeute für Freiburg angesehen, um die gute Position in der Spitzengruppe der Bundesliga zu zementieren. Das wäre sicher auch die ideale Vorbereitung auf das im Anschluss daran anstehende DFB-Pokal-Halbfinale gegen Leipzig. Den Kampf einbringen, die fußballerische Qualität in die Waagschale werfen und kühlen Kopf bewahren – darum geht es jetzt, insbesondere am Sonntag in Bremen, wo sicher eine heiße Atmosphäre herrschen wird, denn Werder hat den Klassenerhalt als Wiederaufsteiger quasi in trockenen Tüchern und kann befreit aufspielen. Das wird eine echte sportliche Herausforderung und sehr, sehr spannend…

Ich selbst bereite heute Abend den Vorbericht für den baden.fm-Frühstücksclub vor, der morgen Früh zweimal zum Einsatz kommt und besuche morgen Mittag die Pressekonferenz mit Christian Streich. Auf dem Rückweg tausche ich am Funkhaus Freiburg die Fahrzeuge, um am Samstag in aller Frühe mit dem baden.fm-Toyota Corolla zunächst bis Bochum zu fahren. Da möchte ich mir in irgendeiner Sports-Bar die Bundesligakonferenz anschauen. Für die Übernachtung habe ich eine hotelartige Mini-Wohnung angemietet. Sonntagmorgen hänge ich dann die noch fehlenden 200 km bis Bremen an meine Autoreise ran und sollte spätestens um 12 Uhr vor Ort sein. Mit der Presseabteilung des SV Werder habe ich vereinbart, dass ich schon sehr frühzeitig an meinen Arbeitsplatz auf der Pressetribüne komme, dort meine Technik einrichte und dann ab 13 Uhr, auf dem mitgebrachten iPad, das Spiel der U23 gegen den FSV Zwickau anschaue und über baden.fm ein paar Kurzberichte über das Drittligaspiel im Dreisamstadion absetze.

Die Dritte Liga ist dann um 15 Uhr erledigt und ich kann mich ganz dem Bundesligamatch Werder gegen den SC widmen. Ich hoffe sehr, dass der SC diese Herausforderung besteht und am Ende mindestens einen Punkt mit nach Hause nimmt. Dazu müssen die Jungs freilich unter anderem die beiden giftigen Werder-Stürmer Ducksch und Füllkrug in den Griff kriegen und bei Hereingaben von „Flankengott“ Friedl aufpassen, um nur ein paar Eigenheiten der Werderaner zu erwähnen.

Nach getaner Arbeit habe ich noch einen ganz schönen Ritt vor mir, etwa 400 km bis Kleinmaischeid bei Dierdorf, wo ich mich auf dem Rückweg eingemietet habe. Montagmittag sollte ich dann wieder in Bad Krozingen sein, wo im WZO-Verlag die Produktion der 16. Ausgabe des ReblandKuriers auf meinem Stundenplan steht.

 

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SV Werder Bremen gegen SC Freiburg am Sonntag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.094. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)  

Vor 41.200 Zuschauern im ausverkauften „Wohninvest Weserstadion“ boten der heimische SV Werder und der SC Freiburg in den ersten 45 Minuten keine sehenswerte Fußballkost.  Fast überall auf dem Platz gab es giftige Eins-gegen-Eins-Duelle mit vielen Nickeligkeiten und Unterbrechungen. Schöne Spielzüge und mitreißende Strafraumszenen waren absolute Mangelware. Die torlose erste Hälfte präsentierte ein Fußballspiel zum Vergessen…

Halbzeit zwei entschädigte den zahlenden Fan und auch den weitgereisten Radiokommentator… Gleich in der 46. Minute war mächtig viel Feuer in der Partie. Ein Schuss von Vincenzo Grifo wurde von Stark im Strafraum mit dem angelegten Ellbogen abgewehrt und angesichts zahlreicher Entscheidungen in ähnlichen Situationen der jüngeren Vergangenheit forderten die in schwarz gekleideten Gäste nicht ganz zu Unrecht vehement einen Handelfmeter (Objektiv ist es freilich besser, wenn solche unabsichtliche Hand-Situationen grundsätzlich nicht zu einem Strafstoß führen). Freiburg reklamierte, aber Werder Bremen spielte weiter, konterte und hatte plötzlich die erste veritable Torchance: Bittencourt zog zwei Verteidiger auf sich, in deren Rücken lief sich der frühere Freiburger Maximilian Philipp, der wegen des Ausfalls von Nationalstürmer Füllkrug sein Startelfdebüt feierte, frei, wurde von Bittencourt angespielt und vollendete lässig zum 1:0. Zu diesem Zeitpunkt, leicht geschockt, hoffte ich noch immer, der VAR würde eingreifen und das Handspiel im Strafraum der Bremer ahnden – nichts war es damit, der Treffer zählte und ich sah mich unversehens an das eine oder andere sehr unglückliche Liga- und Pokal-Spiel des SC an gleicher Stätte erinnert…

Im Gegenzug kam dann der SC zu einer heißen Strafraumszene: „Litz“ Doan streckte den Ball zu Lucas Höler durch, dessen Flanke von Pavlenka mit einer Faust nur unzulänglich geklärt wurde. Der nachrückende Roland Sallai versucht den Ball ins Tor zu spitzeln, im Kollektiv können zwei, drei Bremer Verteidiger das aber verhindern.

In der 61. Minute kann Weiser ungestört von rechts in den Strafraum flanken; Im Zentrum setzt „Milli“ Philipp zu einem spektakulären Seitfallzieher an, doch Mark Flekken im SC-Tor beweist seine Extraklasse, lenkt den Ball mit einem Reflex um den Pfosten. Der Niederländer Mark Flekken ist wenige Minuten später Ausgangspunkt des folgenden Ausgleichstreffers: Ein langer gezielter Abschlag wird per Kopf von Lucas Höler in den Strafraum verlängert, wo Roland Sallai eine technisch anspruchsvolle Direktabnahme gelingt – der Ball zappelt im Netz – 1:1. Es war übrigens der heiß ersehnte 1000. Bundesligatreffer des SC – ein Jubiläum!  Vier Minuten später dreht der jetzt stark auftrumpfende SC Freiburg vollends das Spiel: Roland Sallai flankt in den Sechzehner und der in Bremen aufgewachsene einstige Werder-Fan Lucas Höler steigt hoch und lenkt den Ball mit dem Scheitel unerreichbar für Pavlenka ins Netz – vom Innenpfosten prallt der Ball ins Tor, 1:2 für den SC, mein Herz macht einen Sprung; schade, dass im Radio gerade die Nachrichten beginnen, sodass ich mit der guten Nachricht noch ein wenig warten muss.

Werder ist geschockt und kann das Tor der Gäste in den letzten 23 Minuten plus sechs Minuten Nachspielzeit nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen. So entführt der in der zweiten Hälfte überzeugende und sehr effiziente SC drei Punkte von der Weser. Kleiner Wehrmutstropfen: Maxi Eggestein und Roland Sallai sahen in Bremen jeweils ihre fünfte Gelbe Karte. Sie werden gegen Schalke fehlen.

 

Das Nachspiel

In der Mixedzone wird „Matze“ Ginter bereits vom BZ-Kollegen „vernommen“ als ich nach meinem Analysetake in der Livesendung dort ankomme. „Gintes“ grüßt mich zwar nett, verschwindet dann aber doch schnell, als David Weigend ihn aus dem Gespräch entlässt. Im selben Moment präsentiert sich aber Kapitän Christian Günter und gewährt mir ein nettes, emotionales Interview. Dann will ich auf Maxi Eggestein warten, der gerade nebenan von den Bremer Kollegen befragt wird – immerhin hat er ja zehn Jahre für Werder gekickt. So spreche ich den Torschützen Roland Sallai an, der sich gerade vorbei schleichen will. Interview gerne, aber bitte auf Englisch, gibt er mir zu verstehen – „no problem, Roland!“ sage ich und erhalte dann den Schlüsselsatz des Abends: „We are fighting for Champions League“ sagt der Ungar in unserem kurzen Talk. Inwischen steht auch Maxi Eggestein bei uns, den ich gestisch gebeten hatte, kurz zu warten. Er bekommt das mit und ich bitte ihn dann im Interview, die Aussage von Roland Sallai zu übersetzen – er bemerkt die Falle und wir haben Spaß - Maxi ist ein netter Typ. Nach der PK bekomme ich auch von Christian Streich meinen gewünschten Talk. Dann schlendere ich zurück zu meinem Arbeitsplatz und packe meinen Kram zusammen. Durch den Pressetunnel des Weserstadions geht’s dann zurück zum Bereich Kabinen / Mixedzone / Busparkplatz. Ich sehe wie sich Christian Günter im intensiven Gespräch mit Niklas Füllkrug befindet und habe die Idee, davon ein Foto zu schießen – ich lasse es aber bleiben, will ja niemanden verärgern. Ich erzähle das vor dem Hintergrund, dass öffentlich über den Wechsel von Füllkrug zum Sport-Club spekuliert wird, für den Fall, dass der SC die Champions League erreicht…

Am Ausgang des abgesperrten Bereiches winken mir Fans zu – ich winke natürlich zurück, sende mich aber dann Richtung Presse-Parkplatz. Einige Rufe schallen in meinem Rücken zur mir herüber. Ich bleibe stehen und ein Mann läuft freundlich lächelnd auf mich zu. „Wir kennen uns ja von Facebook“, sagt er, „ich wollte mich mal persönlich vorstellen – ich bin der Vater von Lucas.“ Bei mir macht es sofort Klick, vor mir steht Ralf Höler, der Papa des Siegtorschützen. Sogar der Schwiegerpapa des werdenden Vaters Lucas Höler kommt kurz vorbei und sagt Ralf und dann auch mir guten Tag. Ralf Höler und ich verabreden uns für einen noch zu bestimmenden Termin zu einem gemeinsamen Essen in Freiburg. Dann laufe ich gemessenen Schrittes zum baden.fm-Toyota. Ich weiß, ich habe jetzt noch vier Stunden Autobahn vor mir, bis nach Kleinmaischeid im Westerwald, von Bremen aus etwa eine Stunde hinter Köln. Nach zwei Livespielen – U23 gegen Zwickau (4:0) und Werder gegen SC (1:2) – bin ich ganz schön gerädert.  An der Raststätte Dammer Berge lege ich eine Pause ein, will eine Kleinigkeit essen und etwas trinken – beides war im Stadion etwas zu kurz gekommen, da ich ja kaum Zeit hatte. Gegen 23 Uhr springt meine Tankanzeige auf Reserve, kurz vor dem Ziel fahre ich auf einen Autohof und tanke voll – zum Glück gint es hier Aral, wo die Tankkarte des Senders funktioniert. Gegen halb zwölf bin ich in meinem Hotelzimmer, telefoniere nochmal mit meiner Frau und spreche dann den Nachbericht für das Frühprogramm von baden.fm; frei, ohne Manuskript, weil das in München, nach dem Erfolg im Pokal-Viertelfinale so gut geklappt hat… Diesmal brauche ich aber vier, fünf Anläufe, bis die Aufnahme zu meiner Zufriedenheit ist. Ich maile sie ans Funkhaus, gönne mir zwei Dosen Whyski/Coke.Zero und verputze dazu eine Ritter Sport „Joghurt“; nicht gut für die Figur aber Nervennahrung nach diesem arbeitsreichen Tag.

Am Montag gegen Mittag bin ich wieder in Bad Krozingen; die Autos sind bereits getauscht und ich habe nebenbei im Funkhaus eine Liveübertragung des DFB-Pokalfinales der Frauen, SC Freiburg gegen Wolfsburg, am Donnerstag, 18. Mai (Christi Himmelfahrt), angeregt. Mit einem interessierten Presenting-Sponsor dürfte das Unterfangen Realität werden. 2019 war ich schließlich auch schon live dabei und es war ein großartiges Event… (Glückwunsch SC-Mädels, zum Erreichen des Endspiels!)

Zwei Stunden lang erhole ich mich vom Reisestress, der mir diesmal ganz schön in den Knochen steckt, dann fahre ich in den WZO-Verlag und beginne mein Tagwerk. Unter anderem entsteht die Fußballkolumne „SC INTEAM“ für den ReblandKurier von kommendem Mittwoch. Hier ist sie, quasi als Vorabdruck:

 

SC INTEAM

Am Wochenende fand der 28. Spieltag der Bundesliga statt. Betrachtet man die obere Tabellenhälfte, fällt auf, dass nur zwei Mannschaften einen Sieg landen konnten: Leipzig schlug erwartungsgemäß den abstiegsgefährdeten FC Augsburg im eigenen Stadion mit 3:2 und der SC Freiburg landete mit 1:2 in Bremen einen Auswärts-Dreier. Durch die Erfolge festigten die beiden Teams ihre benachbarten Positionen in der „Top 5“ der Liga, während die Verfolger aus Leverkusen, Mainz, Wolfsburg und Mönchengladbach jeweils nur einen Punkt verbuchten. Der Vorsprung von Leipzig und Freiburg vergrößerte sich um weitere zwei Punkte – die Distanz zum derzeit noch besser platzierten 1. FC Union Berlin, der nicht über ein Remis gegen den Abstiegskandidaten VfL Bochum hinauskam, wurde um zwei Zähler reduziert. Union weist nun als Tabellendritter 52 Punkte auf, Leipzig kommt auf 51, der SC Freiburg, der noch in direkten Duellen gegen die beiden Kontrahenten antreten wird, liegt derzeit bei 50 Punkten. Schon am bevorstehenden 29. Spieltag könnte sich die Tabelle in diesem sensiblen Bereich, in dem es ganz konkret um die Teilnahme an der Champions League (Plätze 1 bis 4),  Europa League (Platz 5) und UEFA Conference League (Platz 6) geht, zugunsten der Freiburger verschieben, denn von der sogenannten Papierform her, hat der Sport-Club am Wochenende die größten Chancen auf einen  Sieg: Am Sonntag um 15.30 Uhr trifft der SC  im Europa-Park Stadion auf den Tabellenvorletzten FC Schalke 04 (live bei DAZN und baden.fm), während der aktuelle  Tabellendritte, Union Berlin, auswärts bei Borussia Mönchengladbach antreten muss und der Vierte, Leipzig, zu  Bayer Leverkusen reist.  Durchaus möglich, dass der SC an beiden vorbeizieht, wenn – ja, wenn der anvisierte Heimsieg gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Schalker programmgemäß gelingt. Erschwert wird dieses Vorhaben durch den Ausfall der beiden in Bremen auffällig gut spielenden, gegen Schalke aber durch die jeweils fünfte Gelbe Karte gesperrten Asse Maximilian Eggestein und Roland Sallai. Vor allem wird es aber darum gehen, gegen Schalke, ob der großen sich bietenden Chance, in der Tabelle zu klettern, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ein Freiburger Sieg würde den Druck auf die Konkurrenten Leipzig und Union Berlin   erhöhen, die ihre Spiele am Sonntag erst nach dem Freiburg-Schalke-Kick austragen. Nach der jüngsten Entwicklung ist es nicht mehr vermessen, als SC Freiburg statt auf die mit sechs bis acht Punkten zurückliegenden Verfolger, auf die besser platzierten Konkurrenten zu schauen. Wie sagte Roland Sallai nach dem Sieg in Bremen? „We are fighting for Champions League!“ (Zitatende)

 

Heute Abend fahre ich noch Ben zum Stützpunkt-Training nach Staufen, danach ist Sofa-Zeit angesagt; vermutlich auch mal ohne Fußball…

Man hört und liest sich!