29. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Eintracht Frankfurt gegen SC Freiburg

Sonntag, 10. April 2022, 17.30 Uhr *

Deutsche Bank Park, Frankfurt *

Eintracht Frankfurt - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Vor dem 29. Bundesligaspieltag beschäftigt mich, welchen Einfluss die Terminierung des Auswärtsspiels unseres SC in Frankfurt zwischen den beiden Europa League Spielen der Eintracht gegen den FC Barcelona nimmt. Ich wurde das heute Morgen auch von Moderator Peter Helwig in der baden.fm-Morgenshow gefragt und habe gesagt, was ich denke: Ich glaube, dass die beiden Spiele gegen Barcelona momentan klar im Fokus der Frankfurter stehen und die Bundesliga in diesen Tagen nur eine Nebenrolle spielt. Ich glaube aber auch, dass das körperlich wie mental nur ein paar Prozentpunkte ausmachen wird. Das Spiel am Sonntag um 17.30 Uhr in Frankfurt wird trotzdem sauschwer für den SC… Da es um die Verteidigung der guten Ausgangsposition des SC im Rennen um die Plätze vier, fünf und sechs in der Bundesliga geht, wäre es total wichtig, mindestens einen Zähler aus Frankfurt mitzubringen. Man weiß ja auch noch nicht, was sechs Tage später im Europa-Park Stadion gegen Bochum geht, wenn vielleicht der eine oder andere SC-Kicker auch bereits ein anderes Spiel fokussiert – das Halbfinale im DFB-Pokal am Dienstag, 19. April, beim Hamburger SV. Dann ist der SC gegen Bochum in einer ähnlichen Rolle, wie jetzt die Eintracht gegen den SC – und der HSV ist sozusagen Freiburgs Barcelona…

Fußballer sagen bei solchen Überlegungen immer: Wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Und die Älteren wissen um das Zitat vom 54er Weltmeister-Trainer Sepp Herberger, der damals formulierte: „Das nächste Spiel ist immer das schwerste.“

Das heißt für den SC: Volle Konzentration auf Frankfurt. In Erinnerung an das Bayern-Spiel heißt das auch, Fehler reduzieren! Über weite Strecken war der Kick gegen die Münchener gerade vom SC richtig gut. Dennoch gilt festzuhalten, dass zwei der ganz großen Stützen der aktuellen Mannschaft, die beiden A-Nationalspieler Mark Flekken (Niederlande) und Nico Schlotterbeck (Deutschland), ihre Aktien an insgesamt drei der vier Bayern-Tore hatten. Zurück zu alten Qualitäten, muss das Motto sein: Noch immer hat „Flekki“ – neben Zentner aus Mainz, die meisten Spiele ohne Gegentor bestritten – hinten die Null, dann geht was in Frankfurt – entweder ein 0:0, wie es Fürth letzte Woche erreicht hat oder sogar noch mehr…

Ich selbst reise erst am Sonntagmorgen Richtung Frankfurt. Mein Sohn Ben (13) wird mit an Bord sein. Wir fahren zunächst zu meiner erwachsenen Tochter Caroline, die mit ihrem Partner Fabian (SC-Fan!) und der gemeinsamen Tochter  , meiner süßen kleinen Enkelin, Lara, in Frankfurt wohnt. Ab 13 Uhr (Vorbericht ca. 12.30 Uhr) werde ich von dort aus, auf der Basis von Fernsehbildern über das Spiel der U23 gegen 1860 München berichten. Dann wird es, denke ich, noch einen Kaffee geben und dann fahren wir drei Männer zum Stadion. Für Ben und Fabian habe ich Sitzplatzkarten im Gästebereich gekauft. Ich denke, die SC-Fans werden in großer Zahl in Frankfurt zugegen sein und Support bieten. Ben und Fabian sind dabei. Um 17 Uhr beginnt für die Hörerinnen und Hörer und für mich als Reporter die baden.fm-Bundesligashow. Nach dem Kick und der Radioshow fahren Ben und ich wieder heim – schließlich ist am Montag Schule und auch ich muss am Montagmorgen wieder im WZO-Verlag arbeiten. Die Sonderseite zum DFB-Pokal-Halbfinale, die nächsten Mittwoch im ReblandKurier erscheinen wird, ist aber längst fertig – da hatte ich richtig Bock drauf und war ungeduldig, was auch zeigt, dass die Fokussierung auf bestimmte Highlights nicht nur bei Fußballspielern eine gewisse Rolle spielt…

Vor Frankfurt spielt der Kick in Hamburg bei den Freiburger Jungs mental aber sicher noch keine Rolle – vor dem Bochum-Spiel wird Christian Streich das Thema aber ansprechen müssen…

Natürlich wird das auch Eintracht-Trainer Glasner bei seinen Jungs tun. Er wird ihnen vermitteln: „Wenn wir nächste Woche in Barcelona verlieren, stehen wir möglicher Weise mit leeren Händen da; in der Europa League ausgeschieden und in der Bundesliga chancenlos, was eine Qualifikation für Europa 22/23 betrifft… es sei denn, wir schlagen am Sonntag die Freiburger – dann sind wir in der Liga wieder im Rennen.“

Wenn Eintracht am Sonntag gewinnt, wäre übrigens auch mein erwachsener Sohn Jérôme bezüglich unserer Vater-Sohn-Europa-Wette wieder im Rennen. Der Junior aus Zürich, übrigens sowohl gestern Abend beim 1:1 gegen Barcelona, als auch nächste Woche in Spanien als Fan an der Seite der Eintracht – am Sonntag vermutlich in der Eintracht-Kurve dabei  (…) und ich haben gewettet:  Wenn der SC vor der Eintracht landet und Europa-Cup spielt, begleitet er mich zum ersten Auswärtsspiel des jeweiligen europäischen Wettbewerbs und zahlt mir vor Ort ein fürstliches Abendessen. Umgekehrt gilt das Gleiche: Landet Eintracht am Ende der Saison vor dem SC, muss ich mit zum ersten Auswärtsspiel der Frankfurter in der neuen Europa-Saison und meinen Sohn dort bei einem feinen Abendessen freihalten. Wer weiß, ob am Sonntag nicht schon eine Vorentscheidung fällt…

Ich kommentiere das Bundesligaspiel Eintracht Frankfurt gegen SC Freiburg am Sonntag ab 17 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.047. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Am Ende stand ein – in seiner Bedeutung und Konsequenz mutmaßlich kolossal wichtiger – 1:2-Zittersieg. Und das kam so: Die ersten 20 Minuten verliefen relativ unspektakulär, wenn man mal von einer ungeplanten fünfminütigen Spielunterbrechung absieht, als sich zwei Störer unbefugt Zutritt zum Spielfeld verschafft hatten und sich dann mit Kabelbindern am Frankfurter Tor fixiert hatten, um für oder gegen irgendwas zu protestieren. Sportlich war wenig Action in der Partie. Eine zweite Unterbrechung gab es nach etwa 25 Minuten, als der Frankfurter Sow, zunächst auf dem Spielfeld, dann außerhalb, behandelt wurde. Trotz der Unterzahlsituation griff Eintracht Frankfurt mutig an, lief dann aber in einen sehenswerten Freiburger Konter. Über zwei Stationen landete der Ball bei Roland Sallai, der sich drei Frankfurter Verteidigern gegenüber sah, von denen keiner wirklich attackierte, was dem Ungarn erlaubte, einen klugen Pass auf den zentral in Position laufenden Vincenzo Grifo zu spielen. Der Deutsch-Italiener aus Pforzheim, der bislang in seiner Karriere in keinem Trikot so brillierte und auftrumpfte, wie im Shirt des SC Freiburg, fintiert noch einmal selbstbewusst und schiebt den Ball dann eiskalt unter Trapp hindurch zum 0:1 in die Maschen. Es war eine Gäste-Führung, die so nicht erwartbar war, aufgrund der ausgesprochenen Extraklasse des Konters aber irgendwie verdient.

Dann musste Sow, der es noch einmal kurz versucht hatte, endgültig ausgewechselt werden, es gab noch ein kleines Scharmützel in drei Akten zwischen Hinteregger und Demirovic, was für beide Streithähne mit Gelb bestraft wurde, dann war Halbzeit – und Freiburg führte in Frankfurt.

Die zweite Halbzeit gehörte dann der Eintracht, doch der Sport-Club hatte das Glück des Tüchtigen. Zunächst in der 52. Minute als die SGE-Fans einen Treffer von Lindström feierten, der aber aus einer klaren Abseitsstellung heraus erzielt wurde, die aber offensichtlich und auch spontan vom Assistenten angezeigt worden war. So hielt sich meine Aufregung am Mikrofon in Grenzen. Allerdings deutete sich an, dass die Eintracht jetzt drängte und drückte und unbedingt den Ausgleich wollte. Zwei Minuten später bekam sie ihn: In der 54. Minute spielte der sehr agile Hauge einen sehenswerten Außenristpass in den Lauf von Kostic, der auf halblinker Position von niemandem aufzuhalten war. Der Frankfurter Serbe dribbelte in hohem Tempo und seiner unnachahmlichen Art, hielt dann entschlossen drauf und Mark Flekken war geschlagen. Ich begann mir Sorgen um den SC und den Ausgang des Spiels zu machen…

In der 61. Minute wechselte Christian Streich mit Nils Petersen und Wooyeong Jeong für die m,üde gelaufenen Roland Sallai und Ermedin Demirovic frisches Stürmerblut und neue Energie ein, um die unter Druck geratene SC-Defensive zu entlasten. Mitten in die Frankfurter Drangperiode hinein gab es dann in der 69. Minute einen Freistoß für den SC. Christian Günter würde ihn schlagen. Im 16er lauert der beste SGE-Innenverteidiger Hinteregger auf den nach vorne gekommenen Nico Schlotterbeck, während Nils Petersen am zweiten Pfosten mit Paciencia einen weniger auf Abwehr geschulten Gegenspieler zugeordnet bekommt. Nils weiß, wie er später berichten wird, dass „Günni“ den Ball Richtung zweiter Pfosten flanken wird, steht genau am richtigen Fleck – Streich später: „Ja, das war eine einstudierte Situation!“ – und nickt gegen den Lauf das Spiels zur erneuten Freiburger Führung ein. Frankfurt war am Drücker aber der SC cooler und effizienter als die Eintracht.

Dem Sport-Club steht aber noch eine heiße Schlussphase bevor: In der 84. Minute bekommt Frankfurt einen Freistoß aus knapp 25 Metern und Mittelstürmerposition zugesprochen. Hrustic knallt das Ding in die Mauer – der Ball fliegt zurück und volley knallt der Frankfurter Joker aufs Tor. Der Ball knallt an den Innenpfosten und fliegt im Rücken von Mark Flekken, ohne diesen zu berühren, parallel zur Torlinie und geht hinter dem anderen Pfosten ins Toraus. Das war pures Glück für den SC – hier hatte Eintracht den Ausgleich hauchdünn verpasst. Die Power, die die Hessen drei Tage nach dem aufwendigen Remis gegen den FC Barcelona auf den Platz bringen ist enorm und war so nicht zu erwarten. Der Sport-Club spielt in dieser Phase mit dem sprichwörtlichen Pabst in der Tasche… Und das geht weiter so bis zum Schlusspfiff: Zwei Minuten nach dem Schuss an den Innenpfosten feierte das Stadion den Ausgleich. In der 86. Minute hatte Kamada eine Jakic-Flanke unbedrängt per Kopf ins Netz geköpft. Es gibt keine Proteste und bei mir eigentlich auch keinen Zweifel an der Korrektheit des Treffers – das Tor wird aber vom Kölner Keller gecheckt und tatsächlich offenbart die kalibrierte Linie eine Abseitsstellung von Kamada bei der Flanke von Jakic, die mit bloßem Auge im Stadion nicht oder nur schwer zu erkennen war. Der Treffer zählt nicht…

Allerdings hätte die Eintracht zu diesem Zeitpunkt längst in Unterzahl spielen müssen, denn Hinteregger hatte in der 73. Minute seinen österreichischen Nationalmannschaftskollegen Philipp Lienhart geohrfeigt und hätte streng genommen mit Rot, gnädig beurteilt mit Gelb (und damit Gelb/Rot) bestraft werden müssen. Irgendwie war Schiedsrichter Brych und dem Kölner Keller diese Szene aber entgangen. Eigentlich ein Unding…

In den allerletzten Minuten lässt der SC, seit der 63. Minute und der Einwechselung von Keven Schlotterbeck im Übrigen mit Dreier-/Fünferkette verteidigend, nichts mehr zu. Am Ende steht ein glücklicher SC-Sieg im Deutsche Bank Park.

 

Das Nachspiel

Die PK fand in Präsenz statt. Ich konnte auch wieder, wie vor den Lockdowns, Christian Streich interviewen., ein Audio-Interview, dass auf der HP www.baden.fm im Rahmen des Nachberichts anklickbar ist.

Danach ging es nochmal zur Wohnung meiner Tochter, ihren Lebensgefährten aus- und meine kleine Tochter Amelie wieder einladen, dann ging es im Ben und Amelie heim nach Südbaden. In Freiburg wurde der baden.fm-Toyota wieder aufgetankt und gegen meinen privaten Ford Kuga getauscht, gegen Mitternacht waren wir wieder zuhause.

Am nächsten Tag wartete der WZO-Verlag. Wie immer verfasste ich meine Zeitungskolumne „SC INTEAM“ für den ReblandKurier:

SC INTEAM

Im Lauf einer  Saison gibt es Spiele, da hadert man mit dem Schicksal, mit nicht verwandelten Torchancen, heiklen Schiedsrichterentscheidungen und am Ende ärgert man sich über  nicht gewonnene Punkte. So ein Spiel war die Auswärtsbegegnung in Frankfurt für den SC Freiburg nicht. Beim 1:2 Sieg vor 43.000 Zuschauern im  Deutsche Bank Park hatte der Sport-Club das Glück, das ihm im Hinspiel, das Eintracht Frankfurt  im November mit 0:2 gewonnen hatte, schmerzlich fehlte. Natürlich waren die Punkte in Frankfurt nicht „gestohlen“ – oder, wie Christian Streich es formulierte –„wir müssen uns nicht schämen“. Der Trainer war aber weit davon entfernt, die  Leistung seiner Mannschaft besonders hevorzuheben. Neben der Effektivität – aus vielleicht drei erwähnenswerten Einschussmöglichkeiten machte der SC zwei wunderschöne Tore – und der Qualität der beiden Treffer – das 0:1 fiel nach einem schulbuchmäßigem Konter und zwei starken Einzelszenen von Sallai und Grifo, das 1:2 durch eine einstudierte Freistoßsituation mit einer Flanke von Günter,  gepaart mit den besonderen Torjägerqualitäten des „Joker-Königs“ Nils Petersen –  blieb vieles, was Freiburg in Frankfurt in die Waagschale warf, auf durchschnittlichem Niveau. Dass die Frankfurter Fans zwei Treffer bejubelten, die im Nachhinein wegen einer klaren und einer sehr knappen Abseitsstellung – im zweiten Fall durch VAR-Eingriff – wieder aberkannt wurden und dass ein Eintracht-Schuss, abgefeuert von der Strafraumgrenze,  vom Innenpfosten  abprallte, hinter Torwart Flecken parallel zur Torlinie rollte und sich dann ins Toraus bewegte, war jeweils von  einer großen Portion Glück begleitet. Freude über den Auswärtssieg – ja! Genugtuung und Triumphgefühl – nein! Ein solcher Auftritt kann an einem anderen Tag auch heftig ins Auge gehen. Darum wird vermutlich niemand im Freiburger Lager schon vor dem Bundesligaheimspiel gegen den starken VfL Bochum am kommenden Samstag um 15.30 Uhr (live bei Sky und baden.fm) das DFB-Pokal-Halbfinale vom kommenden Dienstagabend in Hamburg fokussieren. Der SC muss gegen Bochum alle seine Kräfte bündeln und den kompletten Fokus auf das bevorstehende Heimspiel richten, damit der Kampf um die europäischen Fleischtöpfe am Ende eventuell von Erfolg gekrönt werden könnte. (Zitatende)

 

Seit Wochenbeginn fiebere ich den drei wichtigen Spielen gegen Bochum, in Hamburg und gegen Mönchengladbach entgegen. Das werden entscheidende acht Tage für den SC… Vorgelagert war eine sehr arbeitsreiche Verlagswoche, weshalb die Teile zwei und drei des Frankfurt-Tagebuchs erst am Samstagvormittag entstanden, am Vormittag des Bochum-Spiels. Letzteres gibt es dann – ausnahmsweise – komplett als Nacherzählung.

Man liest und hört sich…