29. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SV Darmstadt 98 gegen SC Freiburg

Sonntag, 14. April 2024, 15.30 Uhr *

Merck-Stadion am Böllenfalltor *

SV Darmstadt 98 - SC Freiburg *

 

Das Vorspiel

Der 29. Spieltag steht an – unser SC muss ans Böllenfalltor des SV Darmstadt 98. Spieltermin: Sonntag, 14. April, 15.30 Uhr.

Aus dem Stehgreif habe ich vier, fünf Erinnerungen an das – inzwischen komplett umgebaute und erneuerte –   Darmstädter Stadion parat:

In längst vergangener Zeit war ich mal dort, als der ehemalige Arminia-Spieler Tim Gutberlet bei den Lilien spielte, der damals mein Gastgeber war, als ich ein SC-Spiel bei Eintracht Frankfurt kommentieren musste. Am Freitagabend vor dem Kick in Frankfurt spielten Tim und seine Darmstädter Komplizen in der damals drittklassigen Regionalliga gegen irgendwen… Offenbach oder so, ich weiß es nicht mehr. Über die wilde Nacht, die folgte, in der mich Tim und sein Kumpel Carsten Lakies unter den Tisch gesoffen haben, habe ich in einem früheren Tagebuch bereits ausführlich berichtet. Die waren halt jung… Tim und „Lacky“ wechselten übrigens beide in der Folgesaison zur zweiten Mannschaft des FC Bayern, wo wir auch noch das eine oder andere gemeinsame Erlebnis hatten, wenn ich in München zu Gast war; ich erinnere einen gemeinsamen Oktoberfestbesuch und an Carsten Lakies Absage vor einem weiteren freitagnächtlichen Abenteuer, weil er plötzlich im Profikader der Bayern für das Samstagspiel gegen den SC Freiburg stand. Im Spiel im Olympiastadion, das 0:0 endete, war übrigens dieser Carsten Lakies der Grund für Klinsmanns berühmten Tritt in die Tonne. Der Amateur wurde nämlich für den hoch dekorierten Nationalspieler eingewechselt, was Klinsi als Affront empfand… Aber all das ist lange, lange her.

Fast verdrängt habe ich auch diese bittere 3:1-Niederlage des SC Freiburg nach Elfmeterschießen, in einem DFB-Pokalspiel (zweite Runde) im November 2001. Es war ein Abend, an dem meine Jungs vom SC zu „Pokaldeppen“ wurden, denn sie waren als höherklassige Mannschaft haushohe Favoriten. Wie gesagt, über 22 Jahre her und fast verdrängt. So ein paar Vibes von dem Kick im alten „Bölle“ habe ich aber noch. Mensch, war ich damals enttäuscht…

Vor ziemlich genau sieben Jahren, Ende April 2017, war der SC übrigens auch Favorit am Böllenfalltor, verlor aber sang- und klanglos mit 3:0. Ich weiß noch, wie sauer ich auch damals wieder über die - so absolut nicht erwartete - schwache Leistung des SC war.

Als interessierter Journalist und zugleich Anhänger der Bielefelder Arminia erinnere ich ebenfalls zwei Besuche am Böllenfalltor: Am 19. Mai 2014 erlebte ich, übrigens unmittelbar bevor ich ab Frankfurt mit dem Nachtzug zum A-Junioren-Pokalfinale (mit Freiburger Beteiligung) nach Berlin fuhr, den 1:3-Auswärtssieg der Arminen im Relegationsspiel. Mein Heimatverein hat es damals, trotz des Hinspiel-Sieges in Darmstadt,  im Rückspiel doch noch verkackt und ist in die Dritte Liga abgestiegen; Darmstadt ging hoch. 

Zuletzt war ich neulich erst, ach nee, ist doch schon ein bisschen Zeit her - Anfang September 2022 - vor Ort. Auf der Rückreise von einem SC-Auswärtsspiel machte ich kurz Station in Darmstadt, im damals gerade ganz frisch umgebauten Stadion am Böllenfalltor und sah das 1:1 zwischen den Lilien und Arminia im Zweitligaspiel.

 

Am kommenden Sonntag, 14. April, werde ich wieder vor Ort sein – diesmal mit dem Sport-Club, der – einmal mehr – als hoher Favorit in Darmstadt antritt. Und hier ruht vermutlich die größte Gefahr… Alles andere als ein Sieg am „Bölle“ wäre angesichts der Tabellensituation der Lilien in der Bundesliga und dem Freiburger Ziel, erneut einen internationalen Wettbewerb zu erreichen, eine Enttäuschung.

Ich finde es fast ganz gut, dass der SC sich, nach dem 1:4 gegen Leipzig, gerade selbst schütteln, sich neu konzentrieren und aufstellen muss. Da haben die Jungs nicht so viel Zeit, sich mit einer fraglos vorhandenen Favoritenrolle in Darmstadt auseinanderzusetzen. Denn Favorit in Darmstadt – das kommt nicht immer gut… Ich erinnere an dieses vermaledeite Pokalspiel von 2001 und die 0:3 -Schlappe als Favorit beim letzten Bundesligagastspiel am "Bölle". Jetzt sind die Lilien wieder da - fast schon wieder weg - und der SC muss damit umgehen und - hoffentlich - gut spielen und gewinnen; den Erwartungen gerecht werden...

Geschmälert wird die angesprochene Favoritenrolle durch die noch immer bedenklich lange Verletztenliste beim SC und den Umstand, dass Lucas Höler am Sonntag wegen der fünften Gelben Karte gesperrt ist.

Zum Team: Ich gehe davon aus, dass Christian Streich in Darmstadt auf das klassische 4-2-3-1 zurückgreifen wird. Da die Saison für „Matze“ Ginter leider schon zu Ende ist und Philipp Lienhart dem Vernehmen nach weiter mit Knieproblemen zu kämpfen hat, dürften, nach den Eindrücken vom Leipzig-Spiel, Manuel Gulde und Kiliann Sildillia in der der Innenverteidigung aufgeboten werden. Rechts wird wohl Lukas Kübler verteidigen, links Kapitän Christian Günter.

Nicolas Höfler und Maximilian Eggestein sind im defensiven zentralen Mittelfeld gesetzt.

Die offensive Dreierreihe davor stellt sich auch fast von selbst auf: „Litz Doan rechts, Vincenzo Grifo links und Merlin Röhl mit allen Freiheiten in der Mitte. Als vorderste Spitze stehen Roland Sallai und Michael Gregoritsch zur Verfügung – schade, dass nur einer von beiden von Beginn an spielen kann, bleibt es doch bei elf Spielern…

Vielleicht opfert der Trainer aber auch den aufstrebenden Merlin Röhl und stellt Roland Sallai im offensiven Mittelfeld ins Zentrum und Michael Gregoritsch, der sich bekanntlich vor dem Leipzig-Spiel sowohl in der österreichischen Nationalmannschaft als auch für den SC in Mönchengladbach als Torschütze bewährt hat, erneut als Zielspieler vorne rein. Die Trainingseindrücke werden entscheidend sein.

 

Meine persönlichen Reiseplanungen müssen nicht nur den Kick der Profis in Darmstadt, sondern auch das Spiel der U23, am Sonntag um 19.30 Uhr, im Dreisamstadion gegen Dynamo Dresden berücksichtigen. Bis nach Freiburg schaffe ich es zwar nicht mehr – auf Bildschirmbasis kann ich den Drittligakick aber in jedem Fall kommentieren. Vor diesem Hintergrund hatte ich schon frühzeitig – einmal mehr – für Sonntagabend ein Zimmer in meinem Stammhaus in Mannheim reserviert. Dort baue ich dann mein „Homeoffice“ auf.

Vor ein, zwei Tagen hatte ich aber ein schlechtes Gefühl bei der Überlegung, erst am Spieltag in Darmstadt anzureisen. Der „worst case“ wäre ein langer Stau auf der A5… Schließlich habe ich in 30 Jahren noch nie ein Spiel verpasst. Zwei, drei Mal war es Spitz auf Knopf, aber immer nur, wenn ich die Anreise, oder zumindest den größten Teil der Strecke, am Spieltag zu absolvieren hatte.  Fahre ich am Sonntag entsprechend früh los, um auf der sicheren Seite zu sein, muss ich mir unter Umständen zwei Stunden auf dem Stadionparkplatz um die Ohren hauen. Das wäre ätzend…  Also habe ich gestern die Nacht von Samstag auf Sonntag im Mannheimer Hotel nachgebucht. So kann ich in aller Ruhe die Technik fürs „Homeoffice“ im Vorfeld ausprobieren.

Mein Reiseplan: Ich werde mir die erste Halbzeit der Samstagnachmittagsspiele der Bundesliga zuhause bei Sky anschauen, dann am Funkhaus die Autos tauschen und meinen Sohn Ben im gleichen Atemzug nach Denzlingen fahren, wo er vermutlich um 17 Uhr sein muss, da um 18.30 Uhr der Kick der U17-Teams in der B-Junioren-Bezirksliga auf dem Spielplan steht. Im Auto gibt es Radio-Fußball und das Spiel der U17 der SG Markgräflerland schaue ich mir natürlich auch noch  an. Nach dem Abpfiff fahre dann von Denzlingen aus nach Mannheim.

Im Nordbadischen gönne ich mir mal wieder einen der weltbesten Burger im „19th-street-Burger“, dem Ab-18-Restaurant mitten im Mannheimer Red-Light-District. Die leckeren Burger sind den Umweg und das etwas skurrile Ambiente im Umfeld aber allemal wert und prüde bin ich ja sowieso nicht.

Im Übrigen werde ich im Hotel den Ernstfall proben und die technischen Voraussetzungen für meine „Homeoffice“-Übertragung des U23-Spiels am Sonntagabend checken.

Vom Hotel aus sind es dann am Sonntag etwa 50 km bis zum Darmstädter Stadion am Böllenfalltor. Ich werde um 12 Uhr losfahren und den neuen Presseparkplatz – P5 – des Darmstädter Stadions ansteuern.

Meine Akkreditierung bekomme ich erst vor Ort, hat der SVD mir mitgeteilt – das war schon so, als ich vor zwei Jahren mit Arminia vor Ort  war. Insofern weiß ich, wo ich hinmuss, um meine Legitimierungen für Pressetribüne, PK und Mixedzone abzuholen.

Die Pressetribüne im neuen „Bölle“ ist auf der Gegengeraden. Das sind für uns Reporter relativ lange Wege. Deshalb muss ich, bevor ich nach dem Spiel zur Mixedzone laufe, meinen Kram bereits zusammenpacken und das mit der Übertrgungstechnik gefüllte grüne Köfferchen mit zu den Interviews nehmen, damit ich zeitig aus Darmstadt wieder wegkomme und rechtzeitig im „Homeoffice“, sprich, im Mannheimer Rhein-Necker-Hotel bin.  Hilfreich wäre ein Sieg und ein paar Minuten, die die Jungs dann mit den SC-Fans feiern, damit ich wegen des kleinen Zeitverzugs in der Mixedzone nichts verpasse. Ein Sieg wäre aber auch sonst nicht ohne Reiz…

In den Netzwerken und auch in meinen medialen Veröffentlichungen habe ich stets sehr optimistisch argumentiert und öffentlich mit Platz sechs für den SC geliebäugelt. Dazu stehe ich auch weiter. Stand jetzt liegt der SC – trotz der Niederlage gegen Leipzig einen Punkt über dem Soll, denn aus den Spielen in Gladbach und gegen Leipzig hatte ich zwei Punkte eingerechnet; drei sind es geworden. Selbstverständlich habe ich in meinen Berechnungen aber einen „Dreier“ beim Schlusslicht eingeplant auch, wenn das schon im Hinspiel (1:1) nicht geklappt hat. Jetzt heißt es halt tatsächlich „barfuß oder Lackschuh“…

Augsburg, Hoffenheim und der SC sind derzeit mit 36 Zählern punktgleich auf den Rängen 7,8 und 9. Frankfurt ist noch sechs Punkte vor, muss aber am Samstagabend in Stuttgart antreten… Reduziert sich der Vorsprung des Tabellensechsten vor dem einen oder anderen Verfolger eventuell auf drei Zähler?

Augsburg kickt am Freitagabend gegen Union Berlin. Wollen sie nach Europa, sollten sie das Heimspiel gewinnen, wovon ich auch ausgehe.

Hoffenheim kickt am Samstagnachmittag in Mainz – Ausgang völlig offen, denke ich. Der Heimvorteil spricht für Mainz – es könnte auch ein Unentschieden werden.

Mit Darmstadt, wenn auch auswärts, hat der SC die vermeintlich leichteste Aufgabe der drei Frankfurt-Verfolger. Deshalb gilt für den SC in Darmstadt, wie für Augsburg gegen Union: Wollen sie nach Europa, müssen (bzw. sollten) sie das Spiel gewinnen.

Die sogenannte Crunchtime der Bundesliga hat begonnen. Jetzt fallen die (Vor-)Entscheidungen. Da gilt es stark aufzutreten und möglichst optimal zu punkten. Das macht die Spannung aus!

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SV Darmstadt 98 gegen SC Freiburg am Sonntag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.142. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

Überraschung vor dem Spiel – trotz der deutlichen Trainer-Kritik am „Spiel gegen den Ball“ nach dem ziemlich jämmerlichen 1:4 gegen Leipzig, vertrauten Chefcoach Christian Streich und seine Mitstreiter im Trainerteam derselben Grundordnung (3-4-3) und (fast) denselben Spielern wie eine Woche zuvor: Lediglich der gesperrte Lucas Höler wurde bei Tabellenschlusslicht Darmstadt 98 durch Vincenzo Grifo ersetzt und Merlin Röhl, der erst zwei Tage vor dem Spiel wieder ins Training eingestiegen war, verlor seinen Startelf-Platz an Roland Sallai. Defensiv stand Freiburg stabiler als gegen die Dosen, wirkte aber bei den Versuchen, sich spielerisch vom Darmstädter Offensivpressing zu befreien, ab und an fahrig und unsicher, was zu ein, zwei gefährlichen Situationen führte. Dem Offensivspiel fehlte es meistens an Raffinesse und Durchschlagskraft. So entwickelte sich am Böllenfalltor ein Kampfspiel ohne Brillanz. Ein lichter Moment brachte in der 36. Minute das Tor des Tages und den Sieg: „Litz“ Doan passte an der Strafraumgrenze auf Michael Gregoritsch, der ließ klatschen und der Japaner, zusammen mit Yannik Keitel auffälligster Freiburger, schlenzte den Ball gekonnt ins lange Eck. Am Ende standen nicht nur der dritte Auswärtssieg in Serie, sondern auch das neunte Bundesligaspiel ohne Gegentor und Platz acht in der Tabelle – punktgleich mit dem Siebten, Augsburg, und nur noch drei Zähler hinter der Frankfurter Eintracht. FCA und SGE, zwei Konkurrenten des SCF, die am kommenden Freitag in Frankfurt gegeneinander spielen… Von mir aus gerne unentschieden…

 

Das Nachspiel

In Darmstadt ist für uns Presseleute alles anders als ich es bislang kannte. Hinter der neuen Gegengeraden, wo früher Feld, Wald und Wiesen waren, gibt es jetzt neue Parkplätze. Dort gab es dann auch, gegen Vorlage des Presseausweises die bestellte Akkreditierung. Die Presseprätze sind nun nicht mehr auf der Gegengeraden, wie noch bei meinem Besuch mit Arminia in Darmstadt, sondern auf der neuen Haupttribüne.  Auf meiner Akkreditierung stand „Pressebalkon“ – das war im zweiten Stockwerk und mit viel Treppensteigen verbunden. Das kenne ich ja aus Hessen – Frankfurt lässt grüßen – und war nicht weiter schlimm. Ärgerlich war, dass die Ordner im Stadion durchweg keine Ahnung hatten und dadurch einige Lauferei mehr zu Stande kam als nötig. Zum Glück hatte ich keinen Zeitdruck und blieb deshalb ruhig und gelassen…

Wie geplant packte ich nach dem Schlusspfiff erst mein grünes Köfferchen, weil ich ja schnell nach Mannheim zurück wollte – ab 19.30 Uhr kickte die U23… Homeoffice und Hörfunkkommentar auf TV-Basis – diesen Plan hatte ich ja im „Vorspiel“ beschrieben. Und in der Tat feierten die Jungs auf dem Platz mit den SC-Fans, die auf der Gegengeraden saßen und standen, den knappen Auswärtssieg. Wegen der vielen Treppen, die ich dann mit Köfferchen herabsteigen musste bis zum Pressebereich im Kellergeschoss kam ich halt doch zu spät. Kapitän Christian Günter befand sich bereits im Austausch mit den Kollegen vom Print. Als sie fertig waren – und das dauerte… - rief ich „Günni, hast Du für mich auch noch zwei, drei Minuten!?“ und der Kapitän ließ sich nicht lumpen. So hatte ich mein erstes Interview im Kasten. Doch während ich mit Günni sprach, hatten sich die Print-Kollegen Yannik Keitel geschnappt. Auch den zentralen Mann des Abwehrverbundes, eigentlich ein gelernter Sechser, kam hinterher noch zu mir. Und „Keito“ ist ein richtig guter Interviewpartner – mit klarer Stimme und inhaltlich auch offen und ehrlich. Nach diesen beiden Talks begab ich mich in den Pressekonferenzraum und wartete und wartete und wartete zusammen mit den anderen Kollegen. Schon vor Beginn der PK war klar, meinen Plan mit dem U23-Kommentar vom Mannheimer Hotel aus konnte ich knicken. Das würde ich nicht schaffen…

Doch bevor ich mir darüber den Kopf zerbrach, galt es, meinen Job bei den Profis zu Ende zu führen. Als auch das Interview mit Christian Streich im Kasten und alles an die Zieladressen verschickt war, bat ich den Pressesprecher von Darmstadt 98 um Unterstützung und einen Tipp, wo ich meine Homeoffice-Studio aufschlagen konnte. Stadion und Geschäftsstelle von D98 entfielen, weil so spät niemand mehr da sein würde. Der Medienmanager empfahl mir ein Hotel in der Innenstadt, in dem auch der SVD schon häufiger  getagt habe. Technisch sei da alles vorhanden, was ich brauchte, meinte er.

Ich lief also zum Presseparkplatz, gab den Namen des Hotels ins Navi ein und wurde in die Darmstädter City geleitet. Beim Hotel fand ich aber keinen Parkplatz, kurvte noch zwei Straßen weiter, fand eine freie Parkbox und sah mich um… Schließlich strandete ich in einer Kebab-Bude. Ich erklärte meinen Plan, etwas zu essen, aber auch mein Problem – in erster Linie eine robuste WLAN-Verbindung für meine Hörfunkbedürfnisse…. Die Jungs verstanden schnell, der Chef verriet mir seinen privaten WLAN-Code und ich nahm Platz. Alles lief wie geschmiert… mit der LUCI-App auf dem Handy stellte ich Verbindung zum Mischpult in Funkhaus Freiburg her, auf dem iPad schaltete ich auf Magenta Sport und als die Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein aus Bad Harzburg anpfiff, hatte ich für jede Mannschaft einen Bogen Papier mit der Mannschaftsaufstellung und ein paar Infos über jeden Spieler. Es konnte los gehen…

In der Halbzeitpause verdrückte ich einen Kebab-Teller und trank eine Coke Zero. Ich freute mich darüber, dass ich einmal mehr den Unwägbarkeiten getrotzt hatte und die Übertragung des U23-Spiels auf Bildschirmbasis technisch einwandfrei über den Äther ging. Im Kebab-Restaurant war ich mit meinem Ministudio natürlich eine kleine Sensation, wurde um Selfies gebeten und verteilte Autogrammkarten mit persönlichen Widmungen. Das war echt ziemlich crazy, aber total sympathisch.

Nach dem 1:1 der U23 gegen Dynamo Dresden nutzte ich meinen Schwung, schrieb den Nachbericht zum Bundesligaspiel vom Nachmittag und sprach ihn auch gleich ein, schrieb die Anmoderation für die Morningshow und verschickte alles per Mail.

Was ich nicht ahnen konnte – nichts davon kam wirklich bei den Adressaten im Funkhaus an; aber das wusste ich ja noch nicht.

Beschwingt setzte ich mich in den baden.fm-Corolla, schaltete meinen aktuellen Krimi, „Der Morgen“ von Marc Raabe – echt fesselnd ­– als Hörbuch an und fuhr Richtung Mannheim, wo ich mir auf der sündigen Meile noch ein paar nächtliche Jacky-Cola gönnte und irgendwann gegen 1.30 Uhr im Hotel zur Ruhe kam.

Um 7 Uhr war die Nacht vorbei… Schließlich stand ein normaler Arbeitstag im WZO-Verlag an. Unter anderem mit einer Veranstaltung und einem Face-to-Face-Interview mit der Spitzenpolitikerin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Auch Fußball spielte in der Zeitungsredaktion eine Rolle, so verfasste ich folgende Kolumne für die ReblandKurier-Ausgabe von kommendem Mittwoch:

 

SC INTEAM  

Im Darmstädter Stadion am Böllenfalltor zeigte sich der SC Freiburg vor allem mental  gut erholt von der 1:4-Heimniederlage gegen Leipzig. Die Lilien, wie die Fußballer des SV Darmstadt 98 liebevoll von ihren Fans genannt werden, kämpften quasi um ihre letzte Chance, dem sich immer realistischer abzeichnenden Abstieg zu entgehen. Die gegen Leipzig arg kritisierte Freiburger Defensive – personell überraschend unverändert – ließ sich nicht erschüttern und bestritt zum neunten Mal in der laufenden Saison ein Bundesligaspiel ohne ein Gegentor zu kassieren. Lediglich der neue Deutsche Meister Bayer Leverkusen (15), Stuttgart, Leipzig und München (je 10) haben mehr „weiße Vesten“ zu bieten. In diesem speziellen Ranking bewegt sich der SC also im oberen Drittel der Eliteklasse   – genau dahin wollen es die Freiburger Kicker auch in der offiziellen Bundesligatabelle schaffen. Die Ränge eins bis sechs garantieren für die Saison 2024/2025 das internationale Parkett.   Platz eins ist bereits an Leverkusen vergeben – um die Plätze zwei und drei streiten sich die punktgleichen Teams aus München und Stuttgart – der sichere Champions-League-Teilnehmerplatz vier wird von Leipzig und Dortmund angestrebt. Zwischen den Plätzen fünf und sechs liegen aktuell 14 Punkte. Der international spannende sechste Platz ist quasi die Spitze des Tabellenmittelfeldes. Frankfurt ist derzeit mit drei Punkten Vorsprung vor Augsburg und Freiburg in der Pole-Position, hat aber ein äußerst anspruchsvolles Restprogramm und scheint aktuell nicht gut in Form zu sein. Nach dem dritten Auswärtssieg in Folge und mit zwei Heimspielen gegen die abstiegsgefährdeten Teams aus Mainz und Wolfsburg vor der Brust, dürfen zumindest die Freiburger Fans davon träumen, bald wieder den Song von Reisen „über die Alpen, nach Baku ans Kaspische Meer, nach London über den Kanal“ intonieren zu können. Christian Streich will nicht träumen, er muss wichtige Entscheidungen treffen. In der Trainings-Dosierung und bei der Personalauswahl ist ihm und dem Trainerteam eine glückliche Hand zu wünschen, denn gewisse Verschleißerscheinungen sind – auch bei einigen Leistungsträgern – nicht von der Hand zu weisen. Mal fehlt es hinten an Stabilität, wie gegen Leipzig, mal vorne an Durchschlagskraft und Raffinesse, wie in Darmstadt. Nur gut, dass ein Geistesblitz von „Litz“ Doan und Michael Gregoritsch die relativ triste Offensivleistung am Böllenfalltor dennoch mit Erfolg krönte. Energie und Nervenstärke sind gefragt, um aus fünf „machbaren“ Spielen möglichst viele Punkte zu holen; für künftige Europareisen und für einen sportlich angemessenen Abschied von Christian Streich. (Zitatende)

 

Jetzt ist es Montagabend und ich habe fertig. Ich wünsche mir, dass sich der neue Deutsche Meister Bayer Leverkusen unter der Woche in West Ham genauso durchsetzt, wie Bayern München gegen Arsenal – das brächte der Bundesliga einem zusätzlichen Champions-League-Platz ein erhebliches Stück näher. Wenn dann auch noch Kloppo in Bergamo rausfliegt, könnte das Ganze Gestalt annehmen… Auch ein Dortmunder Erfolg gegen Atletico Madrid würde dazu beitragen.

Von einem weiteren Champions-League-Startplatz würde die ganze Liga profitieren, denn dann wäre Platz sechs – vielleicht sogar sieben – der Europa-League-Platz. Platz sieben oder acht wäre dann der Conference-League-Startplatz (alles abhängig vom Ausgang des Pokalfinales – ich setze auf Leverkusen…)

Und sonst so? Cool bleiben, Mainz schlagen!