30. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, 1. FC Köln gegen SC Freiburg

Samstag, 29. April 2023, 15.30 Uhr *

"RheinEnergie-Stadion", Köln *

1. FC Köln - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Donnerstagmorgen, 8 Uhr, ich sitze in meinem Büro im WZO-Verlag in Bad Krozingen. Aus einer ziemlich edlen SC-Tasse, die mir ein Kollege vom Anzeigenverkauf mal geschenkt hat, trinke ich warmen Kaffee – ein angenehmes Gefühl. Nach den beiden allwöchentlichen Stresstagen mit intensiver Zeitungsproduktion am Montag und Dienstag und dem meistens recht entspannten Mittwoch mit nur zwei Bürostunden im Schnitt, dem Treffen mit meinen Rotary-Freunden zum Mittagessen, dem Besuch bei meiner Mutter im Pflegeheim und vielen Stunden auf dem heimischen Sofa, ist der Donnerstag immer der Start in die eigentliche Arbeitswoche bei mir. Das liegt am Rhythmus der Wochenzeitungsproduktion und daran, dass das Wochenende durch meinen Radiojob ja auch mit Arbeit gefüllt ist. In der Regel, auch heute, ist es ein ruhiger Start in die Arbeitswoche. Ein Termin im Rathaus Neuenburg steht an, in der Mittagszeit die PK mit Christian Streich im Europa-Park Stadion, gleich danach die digitale PK mit Thomas Stamm; die Profis kicken am Samstag in Köln, die U23 daheim gegen Dresden. Der Rest des Tages ist Vorbereitung der nächsten ReblandKurier-Ausgabe und organisatorisch der nächsten Kalenderwoche – es ist die 18. dieses Jahres. Wahnsinn, wie die Zeit rennt. Wenn sie dir als Kind erzählen, dass – je älter man wird – die Zeit immer schneller vergeht – was soll ich sagen? Es stimmt einfach. Dafür sinkt im Alter die Ungeduld; zumindet bei mir. Ich weiß ja, es geht alles ganz fix – der Kick in Köln, dann das Halbfinale gegen Leipzig...

Es sind bewegte Zeiten rund um den SC Freiburg und ich genieße es sehr, ganz nahe dabei zu sein. Ein großer Schluck aus der roten SC-Tasse. Gerade kommt der Kollege zur Arbeit, der sie mir geschenkt hat. Marc. Er ist Arsenal-Fan und ich spreche ihn auf die klare Niederlage seiner "Gunners", gestern Abend, gegen City an. Er will lieber nicht darüber sprechen, gibt dann aber doch zu, dass der Titel in der PL für die Londoner futsch ist, „immerhin mal wieder Champions League“, zuckt er die Achseln. „Vielleicht ja gegen den Sport-Club“, unke ich und wir lachen beide, der Brisanz der sportlichen Situation des SC Freiburg bewusst. Es ist wirklich objektiv möglich, dass dem SC dieser Riesenschritt in die Königsklasse in diesem Jahr erstmals gelingt – sicher ist es bei Weitem nicht. Ich persönlich  fände auch die erneute Europa League Teilnahme genial. Aber die Fakten Stand heute sind: Platz 4. Alles ist möglich. 

Zurück zu meinem Donnerstag-Programm und der strategischen Vorbereitung der nächsten Woche. Was gibt es zu bedenken?

Am Montag ist Feiertag. Der 1. Mai. Und schon bin ich abgelenkt. In der Nacht zum 1.Mai – es muss Ende der 70er Jahre gewesen sein, ist mal eine große Lovestory  von mir zu Ende gegangen. Sie hieß Elke, war wunderschön und Titelgirl eines lokalen Jugendmagazins, einer Art Schülerzeitung für die ganze Stadt Bielefeld. Auf der Party der „Macher“ dieser Zeitung anlässlich des Erscheinens der Ausgabe mit Elke auf dem Titel, habe ich sie kennengelernt und sozusagen „geschossen“. Sie war der Star des Abends und ich, als wir eng tanzten und uns dann irgendwann küssten, stolz wie Oskar. Einige Wochen flogen wir dann ziemlich hoch mit unseren Gefühlen. Das war schon extrem intensiv, wie ich es zuvor noch nie gekannt hatte. Und in der Nacht zum 1. Mai, ich meine es war das Jahr 1979, schon mit Führerschein und kurz vorm Abi, ging die Geschichte den Bach runter. Sie wollte irgendwie nicht mehr und das spürte ich. Vielleicht hatte ich sie zu sehr bewundert, zu sehr verehrt, vielleicht auch etwas geklammert. Keine Ahnung; vermutlich. Als wir uns ein letztes Mal liebten in jener Walpurgisnacht 1979, obwohl oder weil die unmittelbar bevorstehende Trennung irgendwie beiden klar war, liebten wir uns, wie Ertrinkende. Es war furchtbar und unvergesslich zugleich. Dann ging sie und ich heulte die ganze Nacht. Am 1. Mai musste ich mit meiner Vereinsmannschaft kicken. Ich kickte und heulte auf dem Platz, kickte weiter und heulte und kickte. Es dauerte Wochen, bis ich die Geschichte verdaut hatte. Elke… Ich hoffe, es geht ihr heute gut.

44 Jahre später wird der 1. Mai hoffentlich angenehmer für mich… aber arbeitsreich, von Wegen Feitertag: Da am Mittwoch der ReblandKurier erscheint und am Dienstagabend das Halbfinale bevorsteht, muss ich am Mai-Feiertag richtig reinhauen; also intensiv an unserer 18. Ausgabe des Jahres arbeiten, damit der Dienstag halbwegs entspannt läuft und ich mich spätestens um 17 Uhr ausklinken kann, um mich geistig-seelisch und thematisch auf den Kick gegen Leipzig und unsere Pokal-Sondersendung bei baden.fm vorzubereiten. Da muss ich für Montag quasi einen vollen Arbeitstag einplanen. Am Mittag gibt es ja auch noch eine PK beim SC. Soviel zum "Tag der Arbeit", der seinen Namen diesmal auch verdient...

Für Mittwoch gibt es dann zwei Möglichkeiten: Der Tagesverlauf wird mehr oder weniger wie immer sein, Nachbereitung der Ausgabe im Verlag, irgendwo Mittagessen gehen (Rotarytermin ist diesmal abends), Mutter besuchen, aber am Abend gibt es dann die zwei Alternativen: Wenn der SC am Dienstagabend das Finale erreicht, übrigens das 80. in der Geschichte des Wettbewerbs, muss ich die geplante Zwischenübernachtung in Lyon am 2.-3. Juni auf dem Weg zum Pfingsturlaub nach Südfrankreich stornieren (Wir würden dann erst Montag anreisen...) . Abends schaue ich dann natürlich das andere Halbfinale zwischen Stuttgart und Frankfurt im TV an. Ich muss ja wissen, gegen wen es am 3. Juni im Finale geht oder gehen würde, wenn wir am Dienstag feiern durften. Geht die Sache am Dienstag aber für den SC schief, müsste ich dringend meine ebenfalls schon gebuchten Übernachtungen in Hannover (1./2. Juni) und Berlin (2.-3.-4. Juni) stornieren und würde mittwochabends, statt Fußball zu gucken, einen Vortrag unseres Rotary Clubs besuchen.

Donnerstag wartet dann ein Treffen mit einem Unternehmerverband und den Bundestagsabgeordneten des hiesigen Wahlkreises auf mich und Freitagabend gibt’s TV-Fußball mit Arminia gegen Fürth. Ganz wichtig um Kampf um den Klassenerhalt meines Heimatclubs, bevor am Samstag schon wieder der SC gegen die Dosen kickt. Nächste Woche, wie gesagt. Am Mai-Feiertag darf ich – neben der Arbeit im Verlag – nicht vergessen, dass am Dienstag bei uns der Sperrmüll abgeholt wird. Die entsprechenden Teile müssen also auf den Parkplatz vor unser Haus gestellt werden. Das wir ein Feiertag mit ganz viel unfeierlicher Arbeit… Und unseren Springer muss ich einbestellen, da eine unserer Redakteurinnen am 2. Mai Urlaub hat. Es gibt also einiges zu bedenken.

Jetzt aber zum unmittelbar bevorstehenden Wochenende des 30. Bundesligaspieltags:

Heute Mittag, wie gesagt, PK beim Cheftrainer. Da gibt es auch immer ein warmes Süppchen und leckere Wraps – man muss aber aufpassen, dass man die mit Hühnerfleisch erwischt; die vegetarischen Versionen – nicht mein Fall… Heute Abend muss ich dann den Vorbericht für den baden.fm-Frühstücksclub formulieren, produzieren und ans Radio schicken. Der läuft dann morgen zwei Mal zwischen 6 Uhr und 10 Uhr; in der Regel gegen 6.45 Uhr und 8.15 Uhr (für die unter Euch, die das checken wollen). Morgen Früh um 11 Uhr werde ich dann im Amtsgericht Staufen als rechtlicher Betreuer für meine Mutter verpflichtet, die – stolze 91 Jahre alt – pflegebedürftig geworden ist und seit Januar hier in Bad Krozingen lebt.

Ansonsten gibt es einen normalen Arbeitstag im Verlag zu verrichten, mit der kleinen Besonderheit, dass wir schon konkret mit der nächsten ReblandKurier-Ausgabe beginnen, da ja, wegen des Feiertags, eigentlich ein Tag weniger für die Produktion zur Verfügung steht. Ich gebe aber lieber am Montag, 1. Mai, ein bisschen Gas im Büro und mache dafür am Freitag pünktlich Feierabend. Für 17 Uhr bin ich im Funkhaus angekündigt. Spätestens dann werden die Autos getauscht und ich düse mit dem baden.fm-Corolla Richtung Köln. Eine Stunde vor der Metropole am Rhein, im Westerwald, mache ich Station im Hotel Maischeider Hof in Kleinmaischeid – gewissermaßen meine Stammherberge auf der Achse, zuletzt war ich dort auf der Rückfahrt vom Auswärtssieg in Bremen. Zeitlich müsste es halbwegs hinhauen, dass ich mir dann im Hotelzimmer auf dem iPad oder in irgendeiner Sportsbar, zum Beispiel in Dierdorf, dem nächsten größeren Ort, das „kleine“ Ruhrderby zwischen Bochum und dem BVB anschaue. Bin gespannt, ob Borussia es schafft, die Nerven im Zaun zu halten und Siegermentalität zu zeigen.

Solche Qualitäten - starke Nerven und Siegermentalität - braucht dann am Samstag auch der Sport-Club in Köln. Bevor die Duelle mit den unmittelbaren Konkurrenten um die internationalen Plätze, Leipzig, Union, Wolfsburg und Frankfurt in genau dieser Reihenfolge anstehen, gilt es, die beste Ausgangsposition einzunehmen; im Idealfall Platz 3, durch einen Sieg in Köln und falls Union gegen Leverkusen verliert… Dass Leipzig im Heimspiel gegen Hoffenheim Punkte liegen lässt, glaube ich nicht wirklich. Auch für’s Halbfinale am Dienstag wäre es aber psychologisch von Vorteil, wenn der SC dann in der Tabelle vor den Dosen steht. Also ich fände es wünschenswert (logisch).

Das neue Stilmittel unserer Jungs, häufiger mal das Mittelfeld mit langen Bällen zu überbrücken, weil da vorne mit dem groß gewachsenen Michael Gregoritsch ein genialer Abnehmer steht und die anderen Jungs, also „Lucky“, „Litz“ und „Vince“, höchst konzentriert auf Ableger warten oder eben auf zweite Bälle spekulieren, hat ja gegen Schalke super geklappt (schaut Euch mal das eine oder andere Tor nochmal an); mal durchs Mittelfeld durchkombinieren, mal lang und hoch nach vorne – der SC ist zurzeit für die Gegner schwer auszurechnen und zum Beispiel die langen Dinger von Mark Flekken sind brandgefährlich. Ich traue unseren Jungs beim 1. FC Köln viel zu…

Irgendwann zwischen 11 Uhr und 12 Uhr am Samstagvormittag werde ich von Kleinmaischeid aus, wo ich auch nach dem Spiel wieder übernachten werde, Richtung „RheinEnergie-Stadion“ aufbrechen. Um 14 Uhr kickt die U23 und ich denke, dass ich die erste Halbzeit auf dem iPad verfolgen und bei baden.fm kommentieren werde. Ab 15 Uhr übernimmt dann Noah Schönberger im Studio und ich konzentriere mich auf die Bundesliga. Das haben wir noch nicht final so besprochen, war aber zuletzt Usus und hat sich  bei solchen Konstellationen (U23 um 14 Uhr / Profis um 15.30 Uhr) bewährt. Steht beim Spiel der U23 gegen Dynamo Dresden vor allem die Entwicklung der vielen Talente im Vordergrund, nicht so sehr das Ergebnis, geht es bei den Bundesliga-Profis in den nächsten Tagen und Wochen ergebnistechnisch um die berühmte Wurst… Wenn die Jungs, wie anno dunnemals – ich erinnere mich an einen Kick in Zwickau – so richtig bescheiden kicken, aber in der 94. Minute den Siegestreffer (damals in Zwickau durch Torben Hoffmann) erzielen, wäre mir das lieber als ein glanzvoller Auftritt und eine unglückliche Niederlage. Jetzt geht es beim Bundesligateam darum, Ergebnisse einzufahren. Gut zu spielen und zu gewinnen ist dabei die Königsdisziplin – die könnte vielleicht sogar in die Königsklasse führen; und trotzdem: Ergebnis kommt vorübergehend vor dem künstlerischem Wert.

Eines steht aber fest: Steht nach dem 34. Spieltag Platz 5 zu Buche, wäre das alles andere als eine Enttäuschung – Europa League Gruppenphase, das wäre super! Gerne auch über einen Sieg im DFB-Pokal…

Die Teilnahme an der UEFA Conference League, also Platz sechs,  wäre – ja – eine Art Trostpreis, aber immerhin internationales Flair für Freiburg. Am Ende einer so dermaßen spektakulären Saison, mit der ungeschlagenen Gruppenphase in der Europa League, dem monatelangen Aufenthalt im oberen Drittel der Bundesliga und dem ersten Pflichtspielsieg der Geschichte, als Gast des Rekordmeisters Bayern München, mit leeren Händen dazustehen, wäre dann schon etwas bitter, gebe ich zu. Der SC will jetzt mehr; ich auch. Deshalb steht ab sofort bei jedem Match unheimlich viel auf dem Spiel und los geht es am Samstagnachmittag in Köln, wo der SC immerhin schon mal "Fußball von einem anderen Stern" (Presseschlagzeile nach einem Zweitligasieg) gezeigt hat und in der Bundesliga ein 3:0 für den FC in einen 3:4-Auswärtssieg gedreht hat - unvergessen.

Ich kommentiere das Bundesligaspiel 1. FC Köln gegen SC Freiburg am Samstagnachmittag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.096. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

50.000 Zuschauer im RheinEnergie-Stadion, darunter über 5.000 SC-Fans sahen ein richtig gutes und spannendes Bundesligaspiel mit zahlreichen Torchancen auf beiden Seiten. Die besseren Möglichkeiten, so ehrlich muss man sein, hatten die Platzherren, die nach zwei Auswärtssiegen in den vergangenen Wochen – jeweils 1:3 in Augsburg und Hoffenheim, unterbrochen von einem 1:1 gegen formstarke Mainzer – ihr Leistungstief überwunden haben und dem SC mächtig zusetzten. Der Sport-Club aber hatte seine eigenen Stärken in die Waagschale zu werfen und dazu zählten am Samstag ein Torhüter in Topform und die bekannte Stärke bei Standardsituationen. Mark Flekken zeigte gleich mehrere Weltklasse-Reaktionen, sogar Christian Streich sollte nach dem Spiel den Begriff Weltklasse für Flekken in den Mund nehmen, und in der 54. Minute griff die Freiburger Standardstärke und führte zur Entscheidung: Kapitän Christian Günter flankte einen Eckball von der linken Seite auf den Kopf von Lucas Höler, der den Ball in den unbesetzten Raum am zweiten Pfosten beförderte. „Litz“ Doan hatte darauf gelauert und flog nun, knapp über der Grasnarbe zu einem Flugkopfball heran. Aus kurzer Distanz beförderte der japanische Internationale den Ball ins Netzt; es blieb der einzige Treffer des Tages, obwohl der SC Freiburg in der letzten halben Stunde mächtig unter Druck geriet. Die sonst übliche Staffelung, das „im Team verteidigen“ gelang einfach nicht mehr; meistens war die letzte Reihe gefordert, vor allem Matthias Ginter und Philipp Lienhart in der Innenverteidigung. Beide lösten ihre Aufgaben grandios und als ein Abwehrversuch von Philipp Lienhart, nach einer scharfen Hereingabe des eingewechselten Schindler, fast zu einem Eigentor mutiert wäre, war eben einmal mehr Mark Flekken mit einem Mega-Reflex zur Stelle; gutes Teamwork halt… Als fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, kamen bei vielen Fans Erinnerungen an den späten Ausgleich von Mainz in Erinnerung, als der SC vor ein paar Wochen in letzter Sekunde, den Sieg vor Augen, doch noch zwei Punkte in Mainz lassen musste. Doch nicht so in Köln. Abpfiff – Ende – Auswärtssieg!

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Abpfiff in Köln. Ich sehe, wie die schwarz gekleideten Jungs fröhlich winkend in die Gästekurve laufen und sich zurecht feiern lassen. Bei baden.fm läuft, wie immer nach Siegen, der SC-Song von „Fisherman‘s Fall“, dann kommt meine Spielanalyse. Ich lasse nicht unerwähnt, dass der Sieg glücklich ist, lobe aber die Top-Leistung von Mark Flekken (Note 1+), der beiden Innenverteidiger „Gintes“ und Lienhart, sowie die spielerischen Farbtupfer, die der Siegtorschütze „Litz“ Doan dem Spiel gegeben hatte. Dann geht’s für mich treppab in die Mixedzone, wo ich gerade rechtzeitig ankomme, um Kapitän Christian Günter zu interviewen, kurz darauf dann auch Lucas Höler. Die nachfolgende Pressekonferenz, in der mal wieder deutlich wurde, dass zwei der prominentesten und besten Trainer der Bundesliga, Christian Streich und Steffen Baumgart, gut miteinander könne, sich mögen und auch gerne mal miteinander Witzchen machen. Das Interview mit dem Freiburger Chefcoach ist schnell im Kasten – alles noch schnell online verschicken, schon Minuten später sind die Interviews auf der Homepage des SC Freiburg und jener von baden.fm zu hören. Endlich kann ich durchschnaufen. Drei Halbzeiten Fußball live schlauchen ganz schön… Ich hatte ja, seit 13 Uhr, etwa eine Stunde lang inhaltlich vorbereitet, ab 14 Uhr von meinem Platz auf der Pressetribüne in Köln aus, auf Bildschirmbasis, die erste Halbzeit vom Drittligaspiel SC U23 gegen Dynamo Dresden kommentiert. Danach hatte Moderator Noah im Studio die Beobachtung des Drittligakicks (Endstand: 1:1) und die Kurzberichterstattung darüber übernommen und ich hatte mich auf FC gegen SC konzentriert. Dann der Nachklapp – ich war also von 13 Uhr bis 18.30 Uhr im Vollstress gewesen – und jetzt war Feierabend. Ich lobte mich selbst für meine Entscheidung, nicht den vierstündigen Tripp nach Hause anzutreten, sondern nach einem schnellen Stündchen auf der A3 wieder im Maischeider Hof abzusteigen. Ich gab mir noch ein, zwei Dosen Jacky-Cola von der Tanke, wurde im Laufe des Aktuellen Sportstudios richtig müde und war eingeschlafen, bevor es im Studio am Mainzer Lerchenberg zum Torwandschießen kam beziehungsweise bevor das ausgestrahlt wurde – denn live ist das ja schon lange nicht mehr.

Am Sonntagmorgen produzierte ich den Nachbericht für baden.fm, der wegen des Feiertags am Montag und des bevorstehenden Halbfinals am Dienstag ausnahmsweise zwei Mal im Sonntagnachmittagsprogramm ausgestrahlt wurde. Danach gings zum Frühstück und – gut gelaunt – wieder heim nach Südbaden.

Am Montag war dann, wie geplant, Redaktionsarbeit im WZO-Verlag für mich auf dem Plan, ergänzt durch die Pressekonferenz mit Christian Streich um 13 Uhr. Dort habe ich den Coach einmal mehr interviewt, der Talk lief dann um 15.20 Uhr im Programm von baden.fm. Konkret also vor ein paar Minuten.

Morgen ist es so weit. Halbfinale gegen Leipzig – die Chance auf eine erneute Finalteilnahme in Berlin. Es wäre ein Traum… Die Hürde Leipzig ist freilich hoch – aber überwindbar. Ich träume davon, dass morgen Abend zu irgendeinem Zeitpunkt, wenn ein Weiterkommen des SC quasi feststünde, das ganze Stadion singt: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ – Gänsehaut und Freudentränen wären bei mir vorprogrammiert. Für mich persönlich hätte die Finalteilnahme und damit die Chance, diesmal wirklich den Pokal zu gewinnen, tatsächlich einen höheren Stellenwert als das Erreichen der Champions League, auch wenn das wirtschaftlich falsch gedacht sein mag. Freiburg kickt nicht primär wegen der Kohle, sondern wegen der Leidenschaft und Emotionen. Das bietet der Pokal und das mögliche Finale in Berlin.

Heute habe ich hier in der Redaktion auch schon mal meine Kolumne für die ReblandKurier-Ausgabe vom kommenden Mittwoch gemacht. Aus Termingründen spielt das Pokalspiel dabei keine Rolle Und dennoch geht es um Fußball, den SC und interessante Hintergründe:

SC INTEAM

Fantastisch, dass das enge und höchst spannende Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem SC Freiburg vom Sport-Club mit 0:1 gewonnen wurde und den SC seinem Ziel, im nächsten Jahr an einem der internationalen Wettbewerbe teilzunehmen, ein Stück nähergebracht hat. Gut, dass es bei dem Spiel keine Szenen gab, in denen der Videoassistent entscheidend eingreifen musste. Aus unerfindlichen Gründen hatte der DFB mit Daniel Schlager einen Unparteiischen aus dem südbadischen Fußballverband an die „Schalthebel der Macht“ im sogenannten Kölner Keller gesetzt. Spielentscheidende Eingriffe zu Gunsten der Freiburger hätte man dem aus Hügelsheim bei Rastatt stammenden Videoassistenten unter Umständen vorgeworfen und der wusste das natürlich und war  daher  mutmaßlich befangen; für mich  daher eine Fehlbesetzung. Nur gut, dass nichts anbrannte und der Kölner Keller beim Spiel FC gegen SC keine Rolle spielte; ganz anders als einen Tag zuvor, beim Spiel Bochum gegen Dortmund. Für die eklatanteste Fehlentscheidung, einen nicht gegebenen Foulelfmeter nebst gelb/roter Karte für den foulenden Bochumer Spieler, gibt es vielleicht eine Entschuldigung für Schiedsrichter Sascha Stegemann, nicht aber für das Nichteingreifen des Videoassistenten Robert Hartmann. Letzterer ist übrigens Unparteiischer des Bayerischen Fußballverbandes.   Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? Fakt ist: Nach dem Stolpern der Dortmunder in Bochum konnte Bayern München im Kampf um die Deutsche Meisterschaft wieder in die Pole-Position rücken. Die Existenz des VAR hat dem Fußball nichts Gutes getan und zum Beispiel den Reiz der unmittelbaren Emotion genommen. Die Diskussionen über Fehlentscheidungen sind nicht weniger, sondern mehr geworden. Das liegt vor allem an der mangelhaften praktischen Anwendung des VAR, bis hin zur personellen Besetzung. Beides gehört massiv hinterfragt.

Ich kann mich in dieser Kolumne so ausführlich einem Randthema widmen, da es aus drucktechnischen Gründen nicht möglich ist, in der heutigen Ausgabe auf das gestrige Halbfinale im DFB-Pokal einzugehen. Der ReblandKurier wurde gedruckt, bevor das Pokalspiel gestern abgepfiffen wurde. Die späten Anstoßzeiten im Spitzenfußball sind – nicht wegen unserer Wochenzeitung, sehr wohl aber wegen der Kinder oder auch wegen der aus größeren Entfernungen anreisenden Fans – ebenfalls reformbedürftig...

In der Bundesliga geht es für den Sport-Club nun mit vier finalen Spielen gegen Mitbewerber um die Plätze für das internationale Geschäft weiter. Danach wird abgerechnet. Egal, was gestern im Pokal war – am Samstag ab 15.30 Uhr (live bei Sky und baden.fm) gilt es, vor Leipzig zu bleiben! (Zitatende)

 

So weit, wie gesagt, die Zeitungskolumne für kommenden Mittwoch. Jetzt müssen wir die innere Uhr wieder zurückdrehen, denn es ist je erst Montag; wir sind noch vor dem DFB-Pokal-Halbfinale SC Freiburg gegen Leipzig.