31. Spieltag der Fußball-Bundesliga, Hamburger SV gegen SC Freiburg

Samstag, 21. April 2018, 15.30 Uhr

Imtech-Arena, Hamburg

Hamburger SV - SC Freiburg

Das Vorspiel

Meine Reise zum Auswärtsspiel hatte einen abenteuerlichen Verlauf. Ich berichte aus der Vergangenheit, denn durch außerordentliche Beanspruchungen im Zeitungsjob und meines Nervenkostüms wegen der Freiburger Niederlagenserie, bin ich irgendwie nicht dazu gekommen, meinen Tagebucheintrag vor dem Match zu beginnen. Da man bekanntlich hinterher immer schlauer ist, wird es zumindest ein … na ja… schlauerer Eintrag als sonst.

Ich fuhr also am Freitagabend mit meinem Auto nach Stuttgart, landete dort in Parkhaus 6 und flog binnen 45 Minuten nach Hannover. Im Billigflieger, versteht sich. Es war zu diesem Termin die günstigste Art, nach Norddeutschland zu kommen. Gut, zu Fuß wäre… aber das dauert ja zu lange. In Hannover übernahm ich einen nagelneuen „Smart for four“ als Mietwagen und fuhr binnen einer Viertelstunde zu meinem Stammhotel in der Oststadt; wie so häufig Bahnhofsnähe wegen der einstigen Zugreisen und in diesem Fall mit einem sensationellen Edel-Italiener im selben Gebäude – mit verstecktem Privatzugang durch eine kleine, fast verborgene Tür, aus dem Hotel zu erreichen. Da ich öfter da bin, wurde ich erkannt und freundlich begrüßt. Ich gönnte mir ein Vitello Tonato und eine Portion Spagetti – einfach, klar, aber perfekt gemacht. Das Essen und ein halber Liter Hauswein kosteten ungefähr so viel wie der Mietwagen für drei Tage aber das liegt auch am günstigen Mietwagenkurs… (smile). Einen bis drei Absacker gönnte ich mir im Nachtclub gegenüber. Am Samstag konnte ich ausschlafen, denn von Hannover bis Hamburg sind es nur 150 km. Um 13 Uhr war ich bereits am Stadion, der Imtech-Arena. Bei Uwe Seelers Ehrenfuß aus Beton gab es noch ein kleines Stelldichein mit Mutter Theresa und Tochter Amélie, den beiden SC-Fans aus Hamburg, die ich von früher kenne und schon rückte das Spiel näher. Technisch lief alles wie von selbst – also radiotechnisch. Das mitgebrachte Übertragungsgerät, ein sogenanntes Musiktaxi, hatte per Lahnverbindung sofort das Programm von baden.fm auf den Kopfhörern und auch ich war bestens zu hören. Jetzt kam es also nur noch auf den Kick an. Und der, na ja…

 

Das Fußballspiel

(Mein 905. SC-Livespiel)

Der SC begann schwach, arbeitete sich in die Partie hinein und ab der 15. Oder 20. Minute dominierten die Jungs von Christian Streich in Hamburg. Angetreten mit einer Viererkette und den schlachterfahrenen Strategen Höfler und Schuster auf der Doppelsechs war der Auftritt alles andere als glanzvoll aber durchaus anständig. Ich registrierte eine Wende in der lähmend langen Krise. Plötzlich griff die Mannschaft an und hatte Chancen. Söyüncü kam frei zum Kopfball, köpfte aus sechs Metern aber genau auf Pollersbeck, den Hamburger Torhüter. Haberer drang von halbrechts in den Strafraum ein, Pollersbeck wehrte ab – Kleindienst setzte zum Flugkopfball an – wieder wurde die Kugel abgewehrt und dann durfte Höler noch einmal draufhalten – wieder war Pollersbeck zur Stelle. Der Keeper wurde in dieser Szene zum gefeierten Helden der Gastgeber. Dann spielte Kleindienst einen Flachpass in die Mitte, die Abwehr verschlief den Ball, Petersen hatte aufgepasst und war zur Stelle, traf aufgrund der kurzen Distanz zu Pollersbeck aber nur dessen Schienbein – wieder hatte der junge Keeper gerettet. „Das Spielglück ist noch nicht zurück“ ging mir durch den Kopf aber ich war froh, den SC mal wieder agieren zu sehen, nicht nur reagieren. Statt einer verdienten 2:0-Führung hieß es freilich zur Pause 0:0 aber ich war voller Adrenalin für die zweite Halbzeit und guter Hoffnung auf das Ende der Misserfolgsserie.

Doch meistens kommt es erstens anders als man zweitens denkt: Der HSV kam voller Energie und mit viel Offensivgeist aus der Kabine und übernahm zu Beginn der zweiten Halbzeit das Kommando. Neun Minuten nach Wiederbeginn machten Söyüncü und Gulde bei einem überfallartigen Angriff der Gastgeber keine gute Figur; Holtby setzte sich in der Mitte durch und knallte den Ball ins Netz. 1:0, das Adrenalin, der Mut und die Hoffnung der ersten Halbzeit gingen so schnell flöten wie sie gekommen waren.

Tiefpunkt war dann die 71. Minute. Kurz zuvor hatte der „gelb“-verwarnte Hamburger Steinmann den eingewechselten Mike Frantz bei dessen Comeback in Brusthöhe getreten und Schiedsrichter Cortus hatte großzügig beide Augen zugedrückt und nur Elfmeter gegeben. Keine 60 Sekunden später schlug Kostic Söyüncü im Laufduell mit der Hand ins Gesicht und ging dann theatralisch zu Boden; also nicht etwa Söyüncü, sondern Kostic, der nach seinem Schlag leicht am Fuß berührt worden war. Wenn es überhaupt ein Foul war, dann eines der total harmlosen Sorte und den ersten Regelsverstoß, den es eigentlich zu ahnden galt, hatte Kostic mit seinem Schlag ins Gesicht begangen. Selbst wenn es keine Absicht war, da oben hat die Hand nichts zu suchen. Zur Überraschung aller zeigte Benjamin Cortus dann aber Söyüncü die gelbe Karten und die rote gleich hinterher – der junge Türke hatte schon in der 5. Minute eine  berechtigte aber unnötige gelbe Karte gesehen… Platzverweis Söyüncü in der 71. Minute – eine Fehlentscheidung… schon wieder so eine vermaledeite Situation mit Verschwörungspotenzial. Wie kann man so daneben liegen? Und wo war in dieser Situation der Videoassistent?

In Unterzahl, die zwar im weiteren Spielverlauf nicht auffiel, weil der SC läuferisch einiges wett machte, war der Ausgleich allerdings nicht mehr zu bewerkstelligen. Auch fehlte der Punch der ersten Halbzeit.

In der 94. Minute, nach einer Standardsituation, bot sich dem aufgerückten Schwolow eine wunderbare Schusschance aus gut 16 Metern, doch der in solchen Situationen ungeübte Keeper geriet in Rückenlage und  knallte den Ball mit Vollspann klar über das Tor. Abpfiff. Ende. Abstiegsgehfahr…

 

Das Nachspiel (folgt in Kürze)