32. Spieltag der Fußball-Bundesliga, 1. FC Köln gegen SC Freiburg

Samstag, 4. Mai 2024, 18.30 Uhr *

Rheinenergiestadion, Köln-Müngersdorf *

1. FC Köln - SC Freiburg *

Das Vorspiel

Als ich neulich vom Heimspiel der U23 gegen Ulm kam und in meinem privaten Yaris Cross auf dem Heimweg nach Bad Krozingen war, lief im Autoradio die Schlussphase von Mainz gegen Köln. Als es Elfmeter für den FC gab, habe ich eigentlich gehofft, dass Zentner den hält; dass es vorbei ist mit dem FC und seinen letzten Hoffnungen auf eine Last-Minute-Rettung. Nicht, dass ich irgendetwas gegen Köln hätte, ganz im Gegenteil, ich sagte mir aber, dass ein depressiver FC in der Abstiegstrauer leichter zu bespielen wäre als ein noch hoffender, um sein (Über)leben kämpfender FC. Andererseits könnte ein frühes Gegentor einen umso größeren Effekt auf die Kölner haben, wenn dann gegen den SC die letzten Hoffnungen schwinden würden… Das 1:1 ärgerte mich also ein wenig. Andererseits habe die Kölner ja gerade im eigenen Stadion Probleme mit dem Druck gezeigt, der auf ihnen lastet – ich erinnere an das 0:2 gegen Schlusslicht Darmstadt 98.

Kommen wir zum Wesentlichen: zum SC Freiburg! Unsere Jungs haben gegen Wolfsburg eigentlich richtig geil gekickt, am Ende aber paradoxer Weise mit 1:2 verloren. Energetisch und fußballerisch scheint der SC aber, trotz der vielen Pflichtspiele der zu Ende gehenden Saison, in einem guten Zustand zu sein. Natürlich gab es gegen Wolfsburg Defizite in der Effizienz – gerade in der ersten Hälfte war es ein Chancenwucher – und auch dass Lacroix in der 90. Minute so unbedrängt draufhalten konnte, dass sein Geschoss katapultartig im Freiburger Kasten einschlagen konnte, war sicher nicht im Sinne von Christian Streich; und doch wurde die Mannschaft, ergebnisunabhängig, völlig zurecht von den Fans gefeiert und getröstet. Der Auftritt war insgesamt in Ordnung. Mit gleicher Leistung dürfte es dem 1. FC Köln in der Form der vergangenen Wochen schwer fallen, gegen den SC ein Bein an den Boden zu bekommen.

Es gibt beim SC für das Köln-Spiel aber durchaus schwerwiegende Personalprobleme…  Die Abwehrreihe ist durch die langwierigen Verletzungen von Matthias Ginter und Philipp Lienhart ohnehin schon arg geschwächt und kämpft sich seit Wochen irgendwie durch. Jetzt fällt auch noch der aufstrebenden Innenverteidiger Kiliann Sildillia aus, der nach seiner  Roten Karte gegen Wolfsburg für den Rest der Saison gesperrt ist. Die Gelb-Sperre von Lukas Kübler ist freilich abgelaufen – "Kübi" steht wieder zur Verfügung, könnte man zurecht dagegenhalten. Und jetzt beginnt der Personalpoker: Natürlich könnte, wenn Christian Streich zum fünften Mal in Folge, also auch in Köln, beim 3-4-3 bleibt, Lukas Kübler seinen französischen Kollegen Kiliann Sildillia nahtlos ersetzen. Diese Abwehrvariante bindet aber Yannik Keitel als zentrales Glied der Abwehrkette. „Keito“ ist aber der einzige gesunde Freiburger, der sich aufdrängt, um den in Köln, wegen der zehnten Gelben Karte, gesperrten Nicolas Höfler zu ersetzen. Und "Chicos" Rolle als "6er" ist auch von großer Bedeutung - Absicherung, Taktgeber, Bestimmer im Spielaufbau... all sowas.

Ich biete mal drei Versionen an:

Dreierkette mit Kübler – Keitel – Gulde; Eggestein und Höler im zentralen Mittelfeld. Allrounder Lucas Höler hat Nicolas Höfler schon einmal ganz gut vertreten.

Dreierkette mit Kübler – Gulde – Makengo und Keitel mit Eggestein im zentralen Mittelfeld.

Viererkette mit Kübler, Gulde, Makengo und Günter sowie Keitel mit Eggestein im zentralen Mittelfeld. (Mein Favorit)

Für die Viererkette spricht, neben der Tatsache, dass man einen Innenverteidiger weniger benötigt und Yannik Keitel den gesperrten „Chico“ Höfler vertreten könnte, die Tatsache, dass Köln üblicher Weise eine Viererkette aufbietet und Christian Streich häufig das System des Gegners spiegelt. Für die Dreierkette spricht, dass sie relativ eingespielt ist. „Kübi“ hat ja nur ein Spiel gefehlt und „Keito“ hat sich seit der „Premiere“ in dieser Rolle, damals beim 0:0 in Lens, bewährt, hat seine Sache meistens richtig gut gemacht, ist daher selbstbewusst und im Rhythmus.

Ich bin gespannt.

Fakt ist, dass der SC Siege braucht. Drei an der Zahl, um tatsächlich noch Hoffnungen auf Platz sechs haben zu können (Freiburg muss fünf Punkte – im Grunde, wegen des Torverhältnisses, sogar sechs - gegenüber Frankfurt aufholen). Für Platz sieben, der in diesem Jahr ebenfalls sicher für Europa qualifiziert, müssten, angesichts der schweren Spiele der Konkurrenz, schon zwei Siege in den verbleibenden drei Spielen ausreichen. In Köln, beim Fast-Absteiger, sollte der SC Freiburg trotz der beschriebenen Personalnot in der defensiven Achse, gewinnen, wenn er das internationale Parkett anstrebt…

Mein Vorlauf ist politisch geprägt. Ich habe heute, am Freitag, einen gepflegten „Anzugtag“. Am Vormittag besucht uns die CDU-Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker im Verlagshaus. Es ist ein Besuch zwischen zwei hohen Ämtern: Noch ist sie Mitglied des Bundestages, in Kürze tritt sie dann ihr neues Amt als Oberbürgermeisterin von Weil am Rhein an. Ein interessanter Zeitpunkt um mit ihr zurück und gleichzeitig nach vorne zu schauen.

Am Nachmittag steht dann ein Besuch in Freiburg auf meinem Programm. Der ehemalige Staatsminister im Auswertigen Amt, Gernot Erler (SPD), wird 80 Jahre alt und wird heute von der Stadt Freiburg geehrt. Da möchte ich selbstverständlich dabei sein, immerhin verhalf die aktive Unterstützung von Gernot Erler, vor fast 20 Jahren meiner heutigen Frau Yoany zu ihrem ersten Visum für einen Deutschland-Besuch bei mir.

Und das kam so: Erler hatte einen Wahlkreistermin in den Räumen des gastronomischen Zentrums "Heuboden" in Umkirch (mehre Hotels, Restaurants und Diskotheken). Beim MIttagessen saß ich, der Redaktionsleiter vom ReblandKurier, neben ihm. Irgendwann kam eine karibische Melodie und das Foto einer hübschen Latina läuchtete kurz auf, was ich mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm. Erler hatte das bemerkt und erkündigte sich, was das denn jetzt war. Ich erklärte ihm, dass ich eine Partnerin in der DomRep hätte, die - wegen der Zeitverschiebung - jetzt erst aufgewacht sei und mir auf diese Weise, wenn man so will, ein kostenloses Küsschen schickte. Ich würde das auch einige Male am Tag so halten. Der Minister war scheinbar beeindruckt. Beim Abschiednehmen meinte er von sich aus: "Herr Rischmüller, wenn Sie für Ihre Freundin mal ein Visum benötigen und das Probleme bereitet, melden Sie sich bei mir. Mein Büro unterstützt Sie dann; das kriegen wir hin." Und gnauso kam es - erster Antrag abgelehnt, doch mit der Unterstützung des Büros Erler lief dann alles wie am Schnürchen. Als Yoany und ich  zwei Jahre später in Bad Krozingen heirateten, hatte ich mich an diese Vorgesachichte erinnert und  Staatsminister Gernot Erler zur Hochzeit eingeladen. - und er ist gekommen, war unter unseren Gästen, worauf ich damals sehr stolz war. Selbstverständlich lasse ich Gernot Erler heute mit zahlreichen anderen Gästen hochleben. Seine Unterstützung von damals habe ich nie vergessen, sondern bin noch heute dankbar dafür. Immer wenn wir uns treffer erkundigt er sich nach Yoany und unseren Kindern Ben (15) und Amelie (11).

Nach dem Erler-Empfang im „Historischen Kaufhaus“ am Münsterplatz fahre ich zum Funkhaus Freiburg und tausche meinen privaten Toyota gegen jenen von baden.fm. Mit dem baden.fm-Corolla werde ich morgen Früh um 8.30 Uhr Richtung Köln starten. Mit im Kofferraum das Gepäck von einem halben Dutzend guter Freunde, die mit dem Fanbus nach Köln fahren, die Rückfahrt aber erst Sonntag per Bahn (einer auch im Corolla) antreten und mit mir im selben Hotel in der Kölner Altstadt wohnen. Wir haben dann abends in der dort noch etwas vor, was aber unter „JGA Andreas“ firmiert und geheime Kommandosache ist. Ich werde im „Nachspiel“ darauf zurückkommen…

Ich plane, um 13 Uhr in Köln anzukommen, mich dann technisch und inhaltlich auf die Übertragung des U23-Spiels gegen Jahn Regensburg vorzubereiten. Die SC-Talente kicken um 14 Uhr im Dreisamstadion gegen den Tabellenzweiten der Dritten Liga. Ein bereits fertiggestellter Vorbericht mit Trainer-O-Ton läuft schon im Vorfeld. Ich kommentiere dann von Köln aus, auf Bildschirmbasis versteht sich. Zwei Kurzeinblendungen pro Halbzeit; mehr nicht – die U23 ist schließlich schon abgestiegen und befindet sich auf Abschiedstour in der Dritten Liga. Um 16 Uhr bin ich mit dem Spiel dann durch und kann vom Hotel in der Altstadt zum Stadion nach Köln-Müngersdorf fahren. Um 18 Uhr beginnt die Show.

 

Ich kommentiere das Bundesligaspiel 1. FC Köln gegen SC Freiburg ab 18 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

 (Mein 1.145. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

Besonders beeindruckend vor 50.000 Fans im Rheinenergiestadion zu Köln-Müngersdorf war die Performance der Kölner Fans, die – den Abstieg vor Augen – wie eine Wand hinter ihren Jungs standen. Die Energie von den Rängen übertrug sich auf den Platz; Köln gab Vollgas, spielte höchst engagiert und kämpferisch, bewies aber auch einige Male fußballerische Zweitklassigkeit. Im Kölner Sturmlauf, der vor allem in der zweiten Hälfte diese Bezeichnung verdient, blieb die Freiburger Defensive stets souverän. Torhüter Noah Atubolu und der seit einigen Wochen, konkret seit dem 0:0 in Lens, zum Abwehrchef umfunktionierte Yannik Keitel behielten stehts die Ruhe und ragten aus der insgesamt sattelfest wirkenden Freiburg Defensive heraus.

Leider lief in Köln beim offensiven Freiburger Mannschaftsteil nicht viel zusammen. Hatten die Jungs ihre Kölner Gegner, die im letzten Heimspiel gegen Schlusslicht Darmstadt mit 0:2 verloren haben, insgesamt unterschätzt? War es schlechte Tagesform? Stoßstürmer Michael Gregoritsch fiel nur im eigenen Strafraum durch seine Kopfballstärke auf, hing vorne meistens in der Luft. Die beiden Halbstürmer hinter ihm, Vincenzo Grifo und Roland Sallai blieben blass. „Vince“ war fast nicht zu sehen und Roland wollte irgendwie zu viel und wirkte hibbelig und übermotiviert. Die größte Torchance hatte ausgerechnet Lukas Höler, der als nomineller Vertreter des Gelb-gesperrten Nicolas Höfler, reichlich gegen den Ball zu tun hatte und bei seiner Chance zu überhastet und unpräzise abschloss. Genau genommen war Lukas Hölers Chance in der 67. Minute, im Anschluss an einen Freiburger Konter, die qualitativ beste Torgelegenheit der ganzen Begegnung, was auch den Mangel an Torgefährlichkeit seitens der Kölner offenlegt.

Bei aller Kritik an fehlendem Zug zum Tor seitens der Freiburger, sollte die Tatsache, dass der SC einen Auswärtspunkt gewonnen hat, nicht vergessen werden. „Bei Köln“, werden Kritiker verächtlich sagen – aber das war nicht der FC, der vor 14 Tagen gegen Darmstadt verloren hat, sondern ein energiegeladener Gastgeber im kompromisslosen Überlebenskampf; und auf Freiburger Seite stand ein personell gerupfter und kräftemäßig, nach einer langen Saison mit drei Wettbewerben, ziemlich am Stock gehender SC. Hier ist Nachsicht geboten…

 

Das Nachspiel

In Köln wurden die kurzen Wege für uns Journalisten, zugunsten von mehr spielfeldnahen VIP-Plätzen zunichte gemacht, indem die Presseplätze hoch unter das Dach verlegt worden sind. Viel Treppensteigen mit dem Technikkoffer im Anschlag… unangenehm. So entschied ich mich, um nach den Interviews nicht noch einmal von der Mixedzone im Untergeschoss bis in den vierten oder fünften Stock hochklettern zu müssen, nach dem Abpfiff alles abzubauen und den Weg in die Mixezone mit meinem Technikkoffer anzutreten. Als ich unten ankam wurde Maxi Eggestein bereits von zwei anderen Kollegen „vernommen“. Der Mittelfeldspieler erlaubte mir aber noch eine „Privataudienz“, stand auch mir Rede und Antwort. Als Kapitän Christan Günter kam, war ich dann wieder Sprachrohr der Kleinen Freiburger Medien-Delegation. Beim Trainerinterview möge ich mich bitte sputen, bat mich SC-Pressesprecher Sascha Glunk freundlich, musste er den Trainer doch noch pünktlich zur Aufzeichnung des Aktuellen Sportstudios nach Mainz chauffieren. Nach dem Trainer-Interview war auch der drittletzte Spieltag der laufenden Bundesligasaison absolviert. Ich lieg durch den Kölner Regen zum baden.fm-Corolla im Parkhaus und erinnerte mich erst als ich im Auto saß daran, dass es immer einen Riesenstau und lange Wartezeiten gab, um aus dem Parkhaus auf die Aachener Straße zu gelangen. 30 bis 45 Minuten kostete mich die Warterei auch dieses Mal. Aber immerhin musste ich nicht, wie beim letzten Mal nach so einem Ärgernis auf die Autobahn und zurück nach Freiburg, sondern nur in die City, ins Hotel Arde, wo mich sechs Freunde allerdings erwarteten, um essen und feiern zu gehen…

Jetzt kann ich es ja verraten: Einer aus unserer Clique, die auch bei den Europa-Auswärtsspielen dabei war, heiratet im Juni ein zweites Mal. Andreas wurde am Samstagmorgen von einigen der Kumpels aus dem Bett geholt und nichtsahnend abgeholt. Erste Station war bei mir, das kleine Gepäck der Jungs nahm ich im baden.fm-Corolla mit ins Hotel nach Köln. Die anderen Sechs fuhren dann mit dem Fan-Bus ab Bad Krozingen zum Rheinenergiestadion, setzten sich dann aber von der Reisegruppe ab, da sie den Rückweg im Bus ausfallen ließen.

Stattdessen warteten alle, mit dem immer noch verdatterten Andreas am Hotel: Junggesellenabschied!!!

Wir starteten mit einem zünftigen Abendessen in den Gastro-Räumen der Gaffel-Kölsch-Brauerei. Die war proppenvoll, wir hatten aber Glück und bekamen einen Tisch mit sieben Stühlen. Eine Runde Kölsch, noch eine Runde Kölsch und so weiter… Ich wählte Sauerbraten mit Kartoffel-Püree – das vertrug sich gut mit dem vielen Bier. Ich bin weder Biertrinker, noch Kölsch-Fan, weshalb ich unserem Reiaseleiter Jörg, der vor 25 Jahren mal in Köln studiert hatte, zu verstehen gab, dass wir im nächsten Lokal dringend auf eine Quelle für Jacky-Cola stoßen müssten. So geschah es dann auch… Ganz in der Nachbarschaft der Brauerei landeten wir in einem tollen Club – Laute aber gute Musik, Getränke aller Art und ein lockeres Völkchen, bestehend aus vielen gut gelaunten und offenen Party-People – m./w./d. – echt Klasse! Kompliment an Jörg, der sich sichtbar in seine wilden Studienjahre zurückversetzt sah und die Nostalgie genoss. Auch Wolfgang, jüngstes Mitglied unserer Truppe und ich, der Älteste, hatten richtig Spaß – scherzten, tanzten und orderten einen Drink nach dem anderen. Die anderen vier fremdelten sichtbar mit dem ungewohnten Ambiente… Um Mitternacht hatte der angehende Hochzeiter, Andreas, dann auch noch Geburtstag. „Happy Birthday“ ging in einer rockigen Version über die Boxen und Andreas filmte verträumt sich und seine Begleiter in dem besonderen Ambiente. Dann schmiss er eine Runde Cuba-Libre auf den Markt… Ich machte mir wieder Sorgen – vier bis sechs Kölsch, zwei oder drei Jacky-Cola, jetzt Cuba-Libre – würde ich das vertragen?

Irgendwann brauchte ich erstmal einen Sitzplatz und sah wohl auch müde aus. Fünf von uns verabschiedeten sich irgendwann – ich entschied mich zusammen mit Wolfgang zum Verweilen. Eifgentlich aber nur, weil ich ohnehin nicht zum Hotel laufen, sondern mit dem Taxi fahren wollte.

Das Eintreffen neuer Gäste zu später Stunde brachte dann aber neue Energie in den alten Frank; ich kehrte zurück zu Jacky-Cola und hielt mich, zusammen mit Wolfgang, noch rechte wacker, so bis 4 Uhr etwa.

Unsere neuen Freundinnen und Freunde, mit denen wir uns die letzten zwei Stunden um die Ohren gehauen hatten, wollten noch ein Häuschen weiterziehen, in einen Schlager-Laden. Wolfgang und ich zogen uns unauffällig und elegant zurück und stiegen in ein Taxi. Es war spät genug geworden. Und auch der Spaß reichte uns bis dahin völlig. Köln – das ist schon ein besonderes Pflaster…

Am nächsten Morgen um 9 Uhr wurde der Kofferraum vom Corolla wieder geladen – fünf von uns liefen zum Bahnhof, Wolfgang und ich frühstückten hotelnah und fuhren dann mit dem Auto heim. Gegen 15 Uhr waren wir, kurz vor den Bahnreisenden, nach Autowechsel am Funkhaus etc. wieder in Bad Krozingen.

Ich war froh mich nun auf dem Sofa lang machen und die Bundesliga verfolgen zu können.

Am Ende des 32. Spieltags stand fest: Von den sechs Mannschaften, die für die lukrativen Tabellenplätze sechs und sieben in Frage kommen, hatten Frankfurt und Augsburg mit jeweils 1:5 heftige Niederlagen eingesteckt. Hoffenheim, Heidenheim und Bremen hatten in ihren Heimspielen jeweils nur unentschieden gespielt und der SC hatte einen Auswärtspunkt geholt. Das kann jetzt jeder werten, wie er will. Ich finde, des spricht für den SC. Ein Auswärtspunkt ist ein Auswärtspunkt ist ein Auswärtspunkt…

Die Folge ist, dass am vorletzten Spieltag dieser Saison, am Samstag gegen Heidenheim, zum Abschied von Christian Streich – für ihn ist es ja das letzte Heimspiel im eigenen Wohnzimmer, dem Europa-Park Stadion – beinahe ein Endspiel stattfindet. Wenn der SC das Ding gewinnt, ist er fast durch; zumindest was Platz 8 betrifft. Bei Heimsieg gegen Heidenheim ist der Gegner von Samstag voraussichtlich genauso abgehängt wie Augsburg (Heimspiel gegen Stuttgart) und Bremen (Auswärtsspiel in Leipzig). Hoffenheim (Auswärtsspiel in Darmstadt) wäre noch einen Zähler hinten dran, hat am letzten Spieltag aber den FC Bayern zu Gast.

Ein SC-Sieg gegen Heidenheim wäre also die halbe Miete für Platz sieben und mutmaßlich wäre Platz 8 schon sicher, der ja europäisch wird, wenn Leverkusen das Pokalfinale gegen Kaiserslautern und/oder Dortmund die Champions League gewinnt.

Keine Frage, der Heimsieg muss irgendwie her – und die Emotionalität rund um das letzte Heimspiel vom Chrischtian“ wird die Mannschaft hoffentlich beflügeln.

Mehr dazu dann im nächsten Kapitel…

Hier aber noch meine Zeitungskolumne für den morgigen ReblandKurier:

SC INTEAM

Durch den Umstand, dass die aussichtsreichsten Kandidaten auf die sicher für einen europäischen Wettbewerb qualifizierenden Tabellenplätze sechs und sieben der Fußball-Bundesliga, am 31. Spieltag allesamt ihre Spiele verloren haben, rückten die zeitgleich siegreichen Teams aus Heidenheim und Bremen so nahe an die Plätze heran, dass sie fortan den Kreis der Mannschaften mit Chancen auf „Europa“ erweitern. Es handelt sich, von Platz sechs bis elf um Frankfurt, Freiburg, Hoffenheim, Augsburg, Heidenheim und Bremen. Sechs Mannschaften kämpfen um zwei – eventuell auch drei – Plätze. Wenn Leverkusen am 25. Mai das Pokalfinale gegen Zweitligist Kaiserslautern gewinnt, wird bekanntlich auch der achte Platz noch „europäisch“. Ein spannendes Rennen – allerdings im Schneckentempo. Auch am 32. Spieltag blieben sämtliche Vereine mit Chancen auf einen Startplatz in den internationalen Wettbewerben sieglos. Frankfurt (1:5 gegen Leverkusen) und Augsburg (5:1 in Dortmund) kassierten sogar deftige Niederlagen. Hoffenheim, Heidenheim und Bremen mussten sich in ihren Heimspielen jeweils mit einem Zähler zufriedengeben. Der SC Freiburg musste auswärts ran und holte beim 0:0 in Köln einen Auswärtspunkt. Dadurch verteidigte der Sport-Club trotz massiver Personalnot, auch am drittletzten Spieltag den siebten Tabellenplatz. Dennoch riefen die Freiburger durch ihren Auftritt, vor allem in den Netzwerken, viele Kritiker auf den Plan. Fakt ist: Im Rheinenergiestadion, das im Kölner Abstiegskampf zum Hexenkessel wurde, funktionierte die Freiburger Defensive mit den herausragenden Atubolu im Tor und Keitel als Abwehrchef recht gut. Der aufopferungsvoll ums Überleben in der Liga kämpfende FC hatte zwar mehr vom Spiel und ein deutliches Chancenplus – die Qualität der wenigen Freiburger Torchancen war aber besser als die der Kölner. Es fehlte letztlich in der Sport-Club-Offensive an Präzision und Torgefährlichkeit. Doan, zuletzt immer unter den Besten, blieb über die rechte Außenbahn genauso hinter den Erwartungen zurück wie Günter auf der linken Schiene. Grifo konnte keine Akzente setzen, Sallai wollte – wie oft an schlechteren Tagen – schlicht   zu viel und wirkte so irgendwie hibbelig und überdreht. Gregoritsch war zwar bei Standards des Gegners mit seiner Kopfballstärke hinten Gold wert, blieb im Angriff aber weitgehend wirkungslos. Höler, in seiner umdefinierten Rolle im Mittelfeld, hatte genug gegen den Ball zu kämpfen, bei seiner Großchance in der 67. Minute, fehlten Konzentration und Zielwasser. Dennoch gab es einen wichtigen Auswärtspunkt. Das Heimspiel gegen Heidenheim am Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky und baden.fm) hat fast schon Endspielcharakter um Platz sieben. (Zitatende)