33. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen 1. FC Heidenheim

Samstag, 11. Mai 2024, 15.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - 1. FC Heidenheim *

Das Vorspiel

Das letzte Heimspiel steht – übrigens zum Verdruss des Trainers – sehr im Zeichen seines letzten Auftritts als SC-Trainer im Europa-Park Stadion. Streich will volle Fokussierung auf die sportliche Aufgabe, die durchaus herausfordernd ist. Mit dem 1. FC Heidenheim kommt eine Mannschaft mit hoher Intensität, die den SC kurz vor Weihnachten, beim 3:2 Sieg der Platzherren mächtig geärgert hat. Das unnötige Ergebnis, durch falsches taktisches Verhalten einiger weniger zustande gekommen – auch weil nach vielen, vielen Spielen und Englischen Wochen die Power fehlte – wurmt den Freiburger Trainer noch immer. Nicht vergessen hat der scheidende Chefcoach des SCF, dass Heidenheim damals in einigen Szenen einfach „drüber“ war, sprich, eine Spur zu intensiv und aggressiv agierte. Vor dem morgigen Spiel sei der Sport-Club gewappnet, verspricht Streich, der ein knallhartes Kampfspiel erwartet, in dem sich beide Mannschaften nichts schenken werden.

Der schnellen Heidenheimer Flügelzange mit Beste links und dem künftigen Freiburger Hoffnungsträger, Dinkci, rechts fehlt diesmal der übliche Abnehmer im Zentrum, Torjäger Tim Kleindienst (Gelb-gesperrt) – kein Unbekannter beim SC. Doch auch der mutmaßliche Kleindienst-Vertreter, Pieringer, hat, wie Tim, eine Vergangenheit in der Freiburger Fußballschule, wie übrigens auch FCH-Verteidiger Föhrenbach.

Der SC wird morgen noch einmal alle Kräfte bündeln müssen – hinten die Null halten, wie es zum Beispiel in Köln – aber insgesamt in sehr vielen Spielen – gelungen ist, und vorne die Leichtigkeit und Effizienz wiederfinden, die gegen Wolfsburg zumindest angedeutet, in Köln aber vermisst wurde.

Durch eine Rückkehr zur Viererkette hätte Christian Streich die Möglichkeit, einen Offensiven mehr aufzustellen, andererseits ist der Dreierblock mit Yannik Keitel als zentralem Mann so gut eingespielt, dass der Trainer daran kaum etwas „rütteln“ wird. Hinten also mit Lucas Kübler, Yannik Keitel und Manuel Gulde – dazu mit „Litz“ Doan und Christian Günter die beiden Schienenspieler, mit Rückkehrer „Chico“ Höfler und Maxi Eggestein im zentralen Mittelfeld und mit drei Offensiven. „Lucky“ Höler und Michael Gregoritsch halte ich für „gesetzt“ – bei der Position des dritten Angreifers oder Halbstürmers geht es um die Frage Vincenzo Grifo oder Roland Sallai. Nach den vielen vergebenen Chancen vom Wolfsburg-Spiel und dem mäßigen Auftritt in Köln, könnte es sein, dass Roland Sallai mal wieder mit der Bank Vorlieb nehmen muss. Der Kicker spekuliert, dass es Vincenzo Grifo trifft. Kann auch sein…

Vielleicht überrascht der Trainer aber auch mit frischer unverbrauchter Energie und entscheidet sich gegen den schnellen Dinkci für den ebenfalls sehr schnellen Jordy Makengo – und bringt als Halbstürmer mit Noah Weißhaupt oder Florent Muslija mal eine ausgeruhte und andere „Farbe“ ins Spiel… Wenn ich ehrlich bin, glaube ich das aber nicht – nicht für die Startelf…

Ich persönlich kämpfe gerade noch mit mir, ob ich zum Spiel der Traditionsmannschaften von SCF und FCH heute Abend nach March fahre… Nils kickt und auch viele andere recht große Namen der Freiburger Bundesligageschichte… Ich denke aber, ich bleibe im Schoß der Familie und schaue Paderborn gegen HSV im Fernsehen an. Die Entscheidung fällt kurzfristig, denke ich…

Am morgigen Samstag, 11. Mai, werde ich dann um 13 Uhr entspannt zum Stadion fahren und der Dinge harren, die da kommen sollen. Ein Abschiedsspiel von Christian Streich ist es für mich noch nicht – wir sind ja nächste Woche noch zusammen in Berlin. Trotzdem wird das morgen natürlich eine emotionale Kiste – letzter Auftritt für den Coach „im eigenen Wohnzimmer“, dem Europa-Park Stadion, das in der Ära Streich gebaut und bezogen wurde. Der SC ist unter Streich zu einem Europa-Pokal-Teilnehmer gereift – so möge es bitte auch wieder zu seinem Abschied sein! Ein Sieg morgen gegen Heidenheim wäre in gewisser Weise die halbe Miete…

 

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen 1. FC Heidenheim morgen ab 15 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.146. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

 Bitter, bitter, bitter… 1:1 gegen den 1. FC Heidenheim – wie schon gegen Wolfsburg (1:2) und in Köln (0:0) durfte der Sieger am Ende der 90 Minuten eigentlich nur SC Freiburg heißen. Da das nicht der Fall war, schmolz die großartige Ausgangsposition für eine erneute Qualifikation für Europa zu einem Herzschlagfinale am letzten Spieltag zusammen.

Das Heimspiel im restlos ausverkauften Europa-Park-Stadion stand natürlich im Zeichen der sehr gelungenen und ans Herz gehenden Abschiedszeremonien für Christian Streich anlässlich seines letzten Heimspiels als Cheftrainer des SC. Trotzdem war es sportlich okay und durchaus unterhaltsam. Der verdienten Führung durch einen Flugkopfball von „Litz“ Doan, nach butterweicher Flanke von Christian Günter (29.), ließen die schwäbischen Gäste den Ausgleich durch Sessa (38.) folgen. Der Deutsch-Argentinier profitierte bei seinem Treffer von einer schlechten Staffelung der SC-Defensive. Nachdem Sessa den Freiburger Nicolas Höfler relativ leicht hatte aussteigen lassen, hatte er völlig freie Bahn – niemand stellte sich ihm in den Weg, sodass er unbedrängt in den Strafraum dribbeln und abziehen konnte – keine Chance für Noah Atubolu. Zur Halbzeitpause war das 1:1 ein halbwegs korrekter Zwischenstand, wenngleich der SC aktiver war und leichte Vorteile verzeichnete.

Nach dem Wechsel spielte praktisch nur noch der SC Freiburg, entwickelte überraschend viel Energie und holte zahlreiche gute Chancen heraus. Manuel Gulde traf den Pfosten, beim Nachschuss aus Nahdistanz schoss Michael Gregoritsch den Gäste-Torhüter an (55.).  Der Freiburger Sturmlauf setzte sich fort, doch zwischendrin ein bitterer Moment: Nach Matthias Ginter, Philipp Lienhart und Kenneth Schmid (alle verletzt) sowie Kiliann Sildillia (Rot-gesperrt), verletzte sich mit Manuel Gulde der fünfte Innenverteidiger des SC (57.). Manu wurde durch den jungen Franzosen Jordy Makengo ersetzt, eigentlich Außenverteidiger aber mit Grundkenntnissen und einer gewissen Basis-Erfahrung als Innenverteidiger ausgestattet. Interessant: Hoffenheim-Leihgabe Attila Szalai, Innenverteidiger und Teil des ungarischen EM-Kaders, blieb auf der Bank.

Derweil ging der Sturmlauf des SC gegen Heidenheim weiter: In der 61. Minute zieht Vincenzo Grifo aus 25 Metern sehenswert ab – der Ball aber knallt an die Querlatte… In der 68. Minute bedient Michael Gregoritsch Vincenzo Grifo per Hackentrick, doch der Deutsch-Italiener aus Pforzheim scheitert im Duell eins gegen eins an Torwart Müller. Lucas Höler wird als Joker eingewechselt und begrüßt die 35.000 Fans im Stadion fast mit einem Tor. Sein Kopfball in der 78. Minute, eine Minute nach seiner Einwechslung, geht extrem knapp am Tor vorbei.

„Wir hätten noch Kraft für eine weitere halbe Stunde gehabt, aber den Ball hätten wir wohl trotzdem nicht über die Linie gebracht. Solche Tage gibt es halt“, wird Vincenzo Grifo mir später ins Mikrofon sagen.

 

Das Nachspiel

Abschied von Christian Streich, Patrick Baier, dem gegen Heidenheim erneut überzeugenden Yannik Keitel und – etwas unaufgeregter – von Leihgabe Attila Szalai. Gefühlvoll, stilvoll, Klasse. Das zieht sich zunächst. So kommt die mediale Nachbereitung der Partie in der Mixedzone und der Pressekonferenz erst eine gute halbe Stunde dran. Im Grunde sind sich alle einig: Freiburg hätte gewinnen können – vielleicht auch müssen – Heidenheim nimmt den Auswärtspunkt aber gerne mit. Ich beginne heimlich zu zweifeln, ob Europa in dieser von extremem Verletzungspech, speziell im Bereich Innenverteidigung, wirklich klappt.

In meiner Kolumne im ReblandKurier analysiere ich die Situation wie folgt:

SC INTEAM

In den vergangenen Wochen habe ich hier  geschrieben, dass das „Rennen um Europa“ kein Sprint, sondern ein Marathon sei – das hat sich bestätigt. Es zieht sich tatsächlich bis zum letzten Spieltag und in gewisser Weise sogar darüber hinaus. Ob die Plätze acht und neun in der Abschlusstabelle der Fußball-Bundesliga zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb qualifizieren, entscheidet sich tatsächlich erst nach Abschluss des 34. Spieltags, wenn am Samstag, 25. Mai, in Berlin das DFB-Pokal-Finale und am Samstag, 1. Juni, in Wembley das Champions League Finale ausgetragen werden. Konkret: Wenn – was sehr wahrscheinlich ist – Bayer Leverkusen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokalfinale schlägt, berechtigt (auch) Platz sieben zur Teilnahme an der Europa League, Platz acht würden dann Conference League bedeuten. Wenn – was weniger wahrscheinlich ist – auch noch Borussia Dortmund das CL-Finale gegen Real Madrid gewinnt, könnte Eintracht Frankfurt als Sechster noch mit in der Champions League starten, der Siebte und Achte würde an der Europa League teilnehmen, der Neunte an der Conference League. Der SC Freiburg kämpft mach dem 1:1 gegen Heidenheim, dem vierten sieglosen Spiel in Serie, um die Plätze sieben und acht. Für Platz acht würde ein Remis im letzten Spiel, am Samstag um 15.30 Uhr beim 1. FC Union Berlin (live bei Sky und baden.fm) reichen. Um Hoffenheim wieder zu überholen und Platz sieben zurückzuerobern, müsste der SC in Berlin  gewinnen und Hoffenheim müsste im finalen  Heimspiel gegen den FC Bayern München Punkte liegen lassen.

Das Freiburger Unterfangen wird durch zwei Umstände erschwert: Union Berlin müsste  bei einer Niederlage  gegen den SC  in die Relegation, könnte unter Umständen sogar direkt absteigen. Die „Eisernen“ werden um ihr Leben kämpfen … Der SC, das kommt erschwerend hinzu, pfeift kräftemäßig und personell gewissermaßen auf dem letzten Loch, wie die vier sieglosen Spiele der letzten Wochen und ein Blick auf die Ausfallliste – mit dem verletzten Gulde wird in Berlin der vierte etatmäßige Innenverteidiger fehlen – zeigen. Christian Streich muss in seinem letzten Spiel als SC-Trainer in der Defensive improvisieren. Offensiv fielen die Freiburger zuletzt durch ungenügende Effizienz auf. Eigentlich hätten die Spiele gegen, Wolfsburg (1:2), in Köln (0:0) und gegen Heidenheim (1:1), bei konsequenter Nutzung der klaren Tormöglichkeiten, gewonnen werden müssen. Es fehlten aber die Konzentration der Spieler und die Präzision in den Aktionen; ein Zeichen für schleichende Ermüdung. Vielleicht gelingt zum Streich-Abschied der „lucky punch“. Es würde dem Anlass und dem Trainer gerecht. (Zitatende)

 

Inzwischen bin ich schlauer und weiß: Platz 9 reicht – egal was in Berlin (DFB-Pokal) oder Wembley (Champions League) passiert – in keinem Fall für Europa. Da hat die UEFA wohl einen Riegel vorgeschoben. Wenn wir unterstellen, dass Leverkusen auf Kurs bleibt und Kaiserslautern schlägt, reicht Platz 8 für die Teilnahme an den Play-Offs der Conference League, die kurz nach Bundesligastar, Ende August ausgespielt werden. Das Mindestziel muss also Platz acht sein. Dafür reicht am letzten Spieltag ein Punkt in Köpenick. Wenn der SC bei Union gewinnt würde er sich auf Platz 7 verbessern, wenn Hoffenheim gegen Bayern nicht gewinnt. Ich sag ja, Herzschlagfinale…