5. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen FC Schalke 04

Dienstag, 25. September 2018, 20.30 Uhr

Schwarzwald-Stadion, Freiburg

SC Freiburg - FC Schalke 04

Das Vorspiel

In einer Englischen Woche muss man „tricky“ sein. Zeitökonomisch erlaube ich mir, am heutigen Montag mit dem „Nachspiel“ aus Wolfsburg in das "Vorspiel für den Schalke-Kick einzusteigen. Wir steigen konkret ein, kurz vor der Pressekonferenz nach dem Freiburger 3:1-Sieg in der Volkswagen-Arena:

Eine herzliche Umarmung gab es vor der Pressekonferenz mit Wolfsburgs Sportvorstand Jörg Schmadtke. Er stand im Tor des SC als ich vor knapp 25 Jahren als Sportreporter nach Freiburg kam. Dreieinhalb Jahre waren wir Weggefährten – er im Tor und ich am Mikrofon. Es war mal wieder eine nette Begegnung mit „Schmadti“.

Nett waren auch die Worte von Bruno Labbadia in der Pressekonferenz, der die starke Leistung und den verdienten Sieg der Freiburger anerkannte, wobei die Spielentwicklung mit der frühen Führung und dem Elfer nach gut 20 Minuten dem SC natürlich in die Karten gespielt hätte. Später, ich stand schon bei Christian Streich um ihn für baden.fm und die SC-Homepage www.scfreiburg.com zu interviewen, meinte Bruno noch mit entwaffnender Ehrlichkeit: „Christian, ich habe alle drei Spiele von Euch auf Video gesehen. Wenn es ein ganz bisschen anders gelaufen wäre – nur Kleinigkeiten – hättet ihr sieben Punkte haben müssen.“ Streich war beeindruckt von Labbadias Offenheit und bedankte sich. Christian und Bruno – die können gut miteinander; das merkt man immer bei den Begegnungen, in denen beide als Trainer beteiligt sind.

Neben dem Streich-Interview hatte ich auch Heintz und Koch am Mikrofon. Dann war der Job erledigt.

Erst jetzt fuhr ich wieder hoch auf die Pressetribüne und baute meine Technik ab. Das mitgebrachte Musiktaxi, dass über LAN-Kabel mit dem Internet und dem Sendestudio verbunden für die gleiche Tonqualität sorgt, wie der von zwangsgebührenfinanzierten Sendern häufig noch mitgebrachte Ü-Wagen mit Besetzung, Mikro, Kopfhörer und Ersatztechnik (Mini-Mischpult für Streaming via Smartphone und einer Spezialapp) passten mit Kulturbeutel und frischer Wäsche zusammen in meine Reisetasche. Als alles verpackt war, entschloss ich mich, noch einmal im Presseraum nachzuschauen … und tatsächlich gab es noch leckeres warmes Essen und kühle Getränke, sodass ich zwischen 18.30 Uhr und 18.50 Uhr mein Abendessen einnahm, dann mit dem Taxi zum nahen Hauptbahnhof zuckelte, der ziemlich verlassen schien. Zumindest auf dem Bahnsteig für den Zug nach Berlin war – zunächst – nix los. Ich nahm ein Livefilmchen für Facebook auf, erzählte, dass mir der Sallai so gut gefallen hatte und machte mich ein bisschen über „das wunderschöne Wolfsburg“ lustig. Wenig später kamen SC-Fans, von denen ich auch einige schon aus früheren Begegnungen kannte. Wir fachsimpelten über das Spiel, Selfies wurden geschossen – und natürlich ein Gruppenfoto, waren die Jungs und Mädels doch die Abordnung des SC-Fanclubs „Spree-Bobbele“ aus Berlin, dem größten SC-Fanclub außerhalb Badens. Wir hatten mächtig viel Spaß und fuhren zusammen im ICE nach Berlin. Mit im Bistro-Wagen waren auch Fans des 1. FC Union Berlin auf ihrem Heimweg vom 1:1 in Bielefeld. Es wurde gesungen und gelacht. Der eine oder andere Song der Unionler war allerdings so heftig, dass ich ihn hier nicht zitieren kann. Die Berliner SC-Fans, überwiegend südbadische Studenten und gut situierte Exil-Südbadener aus der Hauptstadt, und ich schauten jedenfalls betreten zur Seite. Ich bestellte ein Weizenbier, reklamierte den Plastikbecher und erhielt nach einigem Hin und Her und dem Hinweis, dass ich Journalist auf Dienstreise sei und kein grölender (Union-)Fan das gewünschte Weizen-Glas. Ich trank damit auf den Auswärtssieg und das Team, das bei mir Hoffnungen auf eine richtig gute Saison geweckt hatte.

Am Hauptbahnhof noch ein freundliches „bye bye“ mit den Spree-Bobble(s), dann fuhr ich mit der Regionalbahn nach Schönefeld, wo ich in Flugplatznähe mein Hotelzimmer hatte, denn um 7 Uhr am Sonntagmorgen ging schon der Rückflug.

Am Montagmorgen hatte ich dann die Aufgabe, eine Zeitungskolumne zu schreiben, die nicht konkret auf das Wolfsburg-Spiel einging, weil sie ja erst am Mittwoch, also nach dem Schalke-Spiel, erscheint – aber eben auch nicht auf das Schalke-Spiel, denn das muss ja erst noch gespielt werden. Nach kurzem Überlegen kam ich darauf, die Kolumne jenen Männern zu widmen, denen der SC seine Neuzugänge verdankt: Heintz, Gondorf, Waldschmidt, Sallai – alles Vollraketen,  die sofort eingeschlagen sind. Eigentlich muss man hier auch Lienhart nennen und in die Liste mit einbeziehen, denn auch der österreichische Nationalverteidiger, der am Samstag half, den Sieg in Wolfsburg zu sichern, wurde ja erst im Sommer fest verpflichtet. In der Hinterhand hat der SC noch den Rekonvaleszenten Brandon Borrello. Auch seine Zeit wird kommen. Die vier bzw. fünf genannten Neuzugänge haben jedenfalls schon jetzt voll eingeschlagen und prägen das Spiel des neuen SC maßgeblich. Grund genug, mal etwas Wertschätzung für die Männer, die meistens im Hintergrund stehen, zu versprühen. Hier meine Kolumne:

 

SC INTEAM

Gestatten: Klemens Hartenbach; als Torhüter hatte  der heute 54-Jährige   in den Spielzeiten 1988/89 und 1989/90 zehn Einsätze für den SC Freiburg in der Zweiten Liga, 1989/90 stand er außerdem für ein Pokalspiel auf dem Platz. Später spielte er mit Christian Streich zusammen beim Lokalrivalen Freiburger FC. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere wurde Hartenbach in der Freiburger Fußballschule Junioren-Trainer und Sportlicher Leiter. 2008, als Robin Dutt Cheftrainer und Dirk Dufner Sportdirektor des Klubs wurden, wurde Hartenbach Leiter der professionalisierten Scouting-Abteilung des SC. Im April 2013 übernahm er gemeinsam mit Jochen Saier kommissarisch die Aufgaben des Sportdirektors des SC. Heute agiert Hartenbach hauptamtlich und alleine als Sportdirektor des SC Freiburg und ist unter anderem auf ständiger Suche nach Talenten, die der Bundesligamannschaft des Vereins, der nicht bereit ist, für Fußballspieler Fantasiesummen zu zahlen, weiterhelfen.

Gestatten: Jochen Saier; Der heute 50-Jährige Sportökonom wuchs in Zell-Weierbach auf und spielte Fußball in der Jugend des SV Oberweier. Er absolvierte das Schiller-Gymnasium in Offenburg und studierte nach dem Abitur Sportökonomie an der Universität Bayreuth sowie 2001 für ein Jahr BWL an Northeastern University in Boston. Das Studium in Boston finanzierte er über ein Sportstipendium, in dessen Rahmen er für die Northeastern Huskies Fußball spielte. Seit 2002 ist er hauptamtlich beim SC Freiburg tätig. Sein Studium schloss er mit der Diplomarbeit über „Psychosoziale Ressourcen im Jugendfußball“ ab. Beim SC Freiburg folgte er 2003 Andreas Bornemann als Nachwuchskoordinator und Leiter der Freiburger Fußballschule. Im April 2013 wurde er gemeinsam mit Klemens Hartenbach kommissarischer Sportdirektor als Nachfolger von Dirk Dufner und rückte im Oktober 2014 in den Vorstand des Vereins auf. Saier ist heute Sportvorstand des Bundesligisten und zudem Mitglied im Vorstand des Fördervereins Freiburger Fußballschule.

Die beiden, gestützt auf Wikipedia-Einträge vorgestellten Männer an den Schalthebeln des SC Freiburg sind, gemeinsam mit Cheftrainer Christian Streich, die Hauptverantwortlichen für das Kommen und Gehen von Profifußballern beim Sport-Club. Hartenbach und Saier machen das seit Jahren hervorragend – mit Sachkompetenz, einem guten Auge für Talente, Fantasie für deren Weiterentwicklung, hohem Verhandlungsgeschick und ohne viel Wind zu machen und in den Medien eine Hauptrolle spielen zu wollen. In diesem Jahr haben Hartenbach und Saier bei den Neuverpflichtungen nicht nur hervorragend, sondern grandios gearbeitet. Das soll, unabhängig vom Tagesgeschäft, an dieser Stelle einmal deutlich hervorgehoben werden. (Zitatende)

 

Morgen kommt Schalke. Die für den heutigen Montag um 13 Uhr angekündigte PK mit Christian Streich wurde kurzfristig auf 14 Uhr verschoben. Das ist schade, denn für mich ist sie damit tabu. Montags um 14 Uhr habe ich im WZO-Verlag so viel zu tun, dass ich auf die Fahrt von Bad Krozingen nach Freiburg, die Gesprächsrunde und die Rückfahrt verzichte. Wenn ich die PK irgendwie  in die Mittagspause integrieren kann, so what!? Aber um 14 Uhr liegen die vorbereiteten Seiten digital vor und müssen gefüllt werden. Neben der Redaktionsleitung für die gesamt Produktion der Wochenzeitungen ReblandKurier und Wochenblatt habe ich für diese Woche in Vertretung den „Bau“ der Wochenblatt-Ausgabe für Lörrach übernommen. Deshalb also keine PK heute für mich. Ich schaue mir dann das Video an…

Schalke kommt punktlos als Tabellenletzter nach Freiburg. Wie schon in den Heimspielen gegen Frankfurt und Stuttgart ist beim Gegner des SC aufgrund vorangegangener Misserfolge mächtig viel Druck unter dem Kessel.

Alles Weitere fürs Vorspiel erzähle ich – wenn ich irgendwie irgendwann Zeit finde – heute Abend oder morgen.  

 

Das Fußballspiel

(Mein 914. SC-Pflichtspiel live im Radio)

 

 

Ich verwende an dieser Stelle mal den Bericht, den ich gestern Abend zwischen Spielerinterviews und Pressekonferenz noch schnell an die WZO-Redaktion geschickt habe und der heute, begleitet von Bildern von Achim Keller vom selben Spiel in unseren Wochenzeitungen erschienen ist:

 

Mit viel Herz und etwas Glück hat der SC Freiburg den FC Schalke 04 mit 1:0 besiegt. Für den verletzten Mike Frantz stand Florian Niederlechner in der Startelf des SC –  ansonsten vertraute Christian Streich auf die Siegerelf von Wolfsburg. Schalke 04 hatte in der ersten Hälfte klare Vorteile, aber Pech: Teucherts Tor zum 0:1 (5.) fand nach Videobeweis keine Anerkennung. Mendy und Caligiuri trafen den Pfosten. Wendepunkt des bis dahin eher tristen Spiels war Niederlechners Tor des Tages in der 52. Minute. Fährmann wehrte einen Schuss von Günter zu kurz ab, Niederlechner staubte ab –  1:0. Fortan war das Spiel mitreißend und der SC erwies sich mit dem FC Schalke mindestens auf Augenhöhe. Das Kollektiv brachte die Führung aufopferungsvoll kämpfend über die Zeit. „Unter dem Strich war es ein verdienter Sieg“, freute sich der stark spielende Dominique Heintz nach der Partie.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

 


…das gilt insbesondere in einer Englischen Woche. Du schwebst noch auf der Glückswolke vom Vizemeister-Besieger-Match, schon steht die fußballerisch meistens recht karge Auswärtsaufgabe in Augsburg an. Deshalb fungiert dieser Text hier auch wieder mal als Nachspiel für Schalke und Vorspiel für Augsburg.

Am Tag nach dem 1:0 über die Königsblauen, einem Mittwoch, saß ich schon wieder auf einem Fußballplatz. Auf der wunderschön gelegenen Sportanlage in Obermünstertal – man glaubt sich fast im Hochgebirge – hatten die „Golden Boys“, also die spielstarke E1-Jugend des FC Bad Krozingen die Generalprobe vor dem Staffelstart. Nach zwei gewonnenen Vorbereitungsturnieren siegten die Jungs gegen die SG Münstertal mit 7:0. Kleiner Wermutstropfen: Mein Sohn Ben verletzte sich gegen Ende des Spiels, bei einer Notbremse vom gegnerischen Torwart schlicht umgetreten. Es gab ein paar Tränen… Im Erwachsenenfußball wäre es auch ohne Videobeweis „Dunkelrot“ gewesen, bei den Kleinen gabs Freistoß und ein paar Tränen beim Opfer – in diesem Fall mein Kleiner, der ja – wegen seiner jüngere Schwester Amelie – unser Großer ist. Ich tröstete Ben mit einem Kinderschnitzel in der ausgezeichneten Obermünstertäler Sportplatz-Gastronomie. Dann tat es auch schon nicht mehr so weh.

Der Donnerstag war sehr arbeitsreich. In Schopfheim hatte ich, mit zwei Kollegen, einen Interviewmarathon mit den vier Bürgermeisterkandidaten zu bewältigen. Während der Gespräche erreichte mich die Whatsapp-Nachricht, dass der Staffelstart der „Golden Boys“ gegen Sulzburg am Freitagabend ausfallen würde – der Gegner hat sein Team zurückgezogen, was ich bei meinem letzten Termin des Donnerstags, scherzhaft vorwurfsvoll dem Sulzburger Bürgermeister Dirk Blens erzählte, den ich in Neuenburg, bei einer Gala anlässlich „55 Jahre Hekatron“ traf. Hekatron ist ein bedeutendes Unternehmen im Erscheinungsgebiet unserer Wochenzeitungen – eigentlich sind es mit „Brandschutz“ einerseits und als „ESM-Dienstleister“ andererseits sogar zwei Unternehmen – die Chefs, Michael Roth und Peter Ohmberger sind rotarische Freunde in unserem Bad Krozinger Club und nicht zuletzt war Hekatron drei Jahre lang Presenting-Sponsor der baden.fm-Bundesligashow. Klar, dass ich dem Unternehmen beim kleinen Jubiläum die Ehre erwies.

Wegen des Feiertags in der 40. Kalenderwoche (Tag der Deutschen Einheit am Mittwoch) erscheinen unsere Wochenzeitungen bereits am Dienstag. Uns bleibt also nur der Montag für die Zeitungsproduktion, für die wir sonst montags und dienstags jeweils zwei Doppelschichten benötigen. Also wurde schon am Freitag kräftig in die Hände gespuckt und auch am Samstag saß ich in der Zeitungsredaktion. An das Fußball-Tagebuch war da nicht zu denken…

Das Auswärtsspiel in Augsburg wurde erst am Sonntag für mich relevant. Mittagessen gab es, vorgezogen, bereits um 11.30 Uhr. Dann fuhr ich mit dem baden.fm-Toyota los. Erst nach Friedrichshafen am Bodensee, wo ich um 14 Uhr schon mal mein Zimmer für die nächste Nacht bezog, um dann, in noch einmal knapp zwei Stunden Fahrt, Augsburg anzusteuern. Im Stadion angekommen, schloss ich als Erstes die Technik an – die Leitung ins Studio nach Freiburg stand sofort. Mit dem Moderator Robert Wolf verabredete ich, dass ich ab 17.30 Uhr am Reporterplatz sein würde. Dann ging ich mich im Presseraum der WWK-Arena stärken. Und das war rückblickend auch nötig…