5. Spieltag der Gruppenphase der UEFA Europa League, SC Freiburg gegen Olympiakos Piräus

Donnerstag, 30. November 2023, 18.45 Uhr *

Europa-Park Stadion Freiburg *

SC Freiburg - Olympiakos Piräus *

 Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Ich hatte mir im Vorhinein mehr ausgerechnet – drei Punkte hatte ich gegen Darmstadt schon auf meiner internen Rechnung. Die Spieler wohl auch. Die Interviews mit Michael Gregoritsch, Maximilian Eggestein und Lucas Höler verlaufen relativ emotionslos. Die Enttäuschung steckt scheinbar allen in den Knochen.

Im weiteren Verlauf des Spieltags stelle ich fest, dass Wolfsburg durch den etwas überraschenden Sieg gegen Leipzig am Sport-Club vorbeizieht, dass der Abstand zu Platz sieben – Frankfurt – aber um einen Zähler reduziert wurde, da die Eintracht ihr Spiel gegen Stuttgart verloren hat. Relativ schnell schalte ich um auf den Europa-League-Modus…

Am Donnerstag, 30. November, um 18.45 Uhr kickt der SC gegen Olympiakos Piräus.  Am vergangenen Mittwoch, 22. November, habe ich im Rotary Club Bad Krozingen einen Vortrag mit dem Titel „Der SC Freiburg mitten in Europa“ gehalten, der den Weg des Sport-Clubs vom ewigen Zweitligisten zu einem Europa-League-Teilnehmer mit k.o.-Phasen-Potenzial umreißt und mit einem persönlichen Fotoalbum der Europa-Reisen der letzten beiden Jahre die erlebten Höhepunkte noch einmal wachrief. Zumindest am gesprochenen Wort möchte ich die Tagebuchgemeinde (ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen mich auf das Tagebuch ansprechen) teilhaben lassen:

Rotary Club Bad Krozingen

Frank Rischmüller: Der SC Freiburg mitten in Europa

Mittwoch, 22. November 2023

 

Im Frühjahr 1993, vor gut 30 Jahren also, stieg der SC Freiburg erstmals in seiner inzwischen knapp 120-jährigen Vereinsgeschichte in die Fußball-Bundesliga auf. Bis dahin war es ein biederer Zweitligist oder noch unbedeutender agierend – jahrzehntelang im Schatten des anderen Freiburger Fußballvereins stehend, dem Freiburger FC, Deutscher Meister von 1907. Der FFC galt als Honoratioren-Club, der SC als Arbeiterverein. Die Wachablösung als Nr. 1 der Stadt geschah eher schleichend, in den Jahren vor dem Bundesligaaufstieg.

Die Saison 1993/94 war dann die erste Saison auf national höchster Ebene. Es war auch das Jahr, in dem es mich beruflich hierher nach Südbaden verschlug und das hing natürlich ganz eng mit dem Bundesligaaufstieg des SC Freiburg zusammen.

An internationale Wettbewerbe wurde vor 30 Jahren noch kein Gedanke verschwendet. Welten trennten den SC vom sogenannten Europapokal, der heute Europa League heißt.

Es ging dann aber doch überraschend schnell – sein zweites Jahr in der Bundesliga beendete der SC Freiburg sensationell als Tabellendritter – bis heute ist die Saison 1994/95 national die erfolgreichste in der Geschichte. Platz 3 bedeutete damals erstmalig die Teilnahme am Europa-Pokal, UEFA-Cup genannt.

In den 25 Jahren nach dem ersten Bundesligaaufstieg war der SC eine sogenannte Fahrstuhlmannschaft: Europa-Cup-Teilnahme, Abstiegskampf, Abstieg, Wiederaufstieg, Europa-Cup-Teilnahme waren in dieser Reihenfolge Szenarios, die sich mehrfach wiederholten.

1995 schied der SC nach Hin- und Rückspiel gegen Slavia Prag in der ersten Runde aus.

Sechs Jahre später war der SC, nach Abstieg und Wiederaufstieg einmal mehr europäisch. Diesmal dauerte das Abenteuer drei Runden: Gegen Matador Puchov aus der Slowakei und den FC St Gallen aus der Schweiz setzte sich der SC durch – Endstation war nach Hin- und Rückspiel gegen Feyenoord Rotterdam.

Die Begegnungen mit den Niederländern waren bis vor gut einem Jahr die absoluten Höhepunkte meines Reporterdaseins auf den Spuren des SC Freiburg.

Denn: Internationale Spiel sind das Salz in der Suppe, sind Festtage für den Verein, die begleitenden Fans und auch für regional verwurzelte Journalisten, die – weitgehend solidarisch mit dem Club, den sie begleiten – natürlich mitreisen, mitgewinnen und mitverlieren.

In der Saison 2009/2010 wurde aus dem UEFA-Cup, also dem internationalen Wettbewerb unterhalb der Champions League, die Europa League. Besonderheit: Dem ko-System wurde eine Gruppenphase vorausgestellt. Erst ab Achtelfinale konnte man rausfliegen – sechs Europa-League-Spiele in der Gruppe waren mit Erreichen dieses Wettbewerbs gesichert; sechs Fußball-Festtage für alle Beteiligten.

Im Jahr 2013 erreichte der SC Freiburg erstmals diesen lukrativen Wettbewerb.

Der fünfte Platz in der Bundesliga, der den SC für die Teilnahme an der Europa League qualifiziert hatte, blieb aber nicht ohne Folgen: Die besten Spieler wurden dem SC weggekauft. Die Spieler Jan Rosenthal, Johannes Flum, Daniel Caligiuri, Max Kruse, Cédric Makiadi wurden von Bundesligisten, die in der Saison 2012/13 schlechter platziert waren aber mehr Geld hatten als der SC, abgeworben.

So kam es, dass der SC in der Saison 2013/2014, vor genau 10 Jahren also, in der Bundesliga gegen den Abstieg kämpfte, aber gleichzeitig in der Europa League unterwegs war. Die internationalen Fußball-Festtage hatten allerdings einen faden Beigeschmack.  Da der Verein dem Klassenerhalt in der Bundesliga eine größere Bedeutung einräumte, standen in den internationalen Gruppenspielen gegen den FC Sevilla aus Spanien, Slovan Liberec aus Tschechien und Estoril Praia aus Portugal eher B-Mannschaften auf dem Platz, ab und an sogar mit Spielern aus der eigenen Regionalliga-Mannschaft.

 

Festtage waren es trotzdem – ich habe wunderbare Erinnerungen, vor allem an die Reisen, ganz vorne dabei ist die Reise mit Freund Schucker nach Liberec. Sportlich lief es – abgesehen vom Sieg in Liberec – eher mäßig für Freiburg, der SC beendete die Gruppenphase als Dritter und schied aus.

Da es in der Bundesliga damals gegen den Abstieg ging, fragte ich mich damals schon, ob ich als Radioreporter an der Seite des SC wohl noch einmal in den Genuss solcher Fußball-Festtage kommen würde.

2014 glückte der Klassenerhalt zwar so gerade noch – 2015 ging es dann mal wieder in die zweite Liga. Da war Europa tatsächlich sehr weit weg.

Wiederaufstieg 2016 – das alte Lied – auf und nieder, immer wieder. Der Wiederaufsteiger erreichte in der Bundesliga auf Anhieb den 7. Platz und durfte deshalb zwei Qualifikationsspiele für die Teilnahme an der Europa League bestreiten. Gegner war der slowenische Club NK Domzale. Der SC siegte im Hinspiel mit 1:0. Da der namenlose slowenische Verein kein adäquates Stadion hatte, fand das Rückspiel in Ljubljana statt.

 

Es war eine herrliche Reise, sportlich aber ein Tiefpunkt: Durch eine unerwartete 2:0-Niederlage wurde es nichts mit der Teilnahme an der Europa League und wieder überkam mich auf dem Rückflug aus Slowenien der Gedanke – war es das jetzt mit Europa?

 

Was fünf Jahre später folgte, war ein einziger Traum, der noch immer anhält.

2022 erreichte der SC erstmals in seiner Vereinsgeschichte das Pokalfinale in Berlin und er kam zum zweiten Mal in seiner Geschichte in die Gruppenphase der Europa League. Diesmal blieb die Mannschaft aber – anders als beim ersten Mal - weitgehend zusammen und – was soll ich sagen – der SC Freiburg mischte Europa so richtig auf…

Im Herbst 2022 ging es los… ich lasse Euch in durchaus persönlichen Bildern gleich daran teilhaben:

 

 

Spiel 1:

SC Freiburg gegen Qarabag FK 2:1

 

 Spiel 2:

------ Bilder 1 – 11   (mit freier Rede)

Olympiakos Piräus – SC Freiburg 0:3

… wegen des klaren Sieges, meines Geburtstags und allem drumherum, rückblickend eine der schönsten Dienstreisen durch Europa – wobei alle waren und sind ein Traum.

 

Spiel 3:

SC Freiburg – FC Nantes 2:0

 

Spiel 4

Bilder 12 – 22 (mit freier Rede)

FC Nantes – SC Freiburg 0:4

 

 

Spiel 5

SC Freiburg – Olympiakos Piräus 1:1

---- Gruppensieg stand fest.

 

Spiel 6:

Bilder 23 – 29 (mit freier Rede)

Qarabag FK – SC Freiburg (in Baku) 1:1

 

Bilder 30 – 31 (Mit freier Rede)

Die Auswärtsspiele waren ein Traum – die Heimspiele nicht minder. Das Europa-Park Stadion war immer voll, egal gegen wen und rotarische Freunde auf der Pressetribüne hatten sichtlich ihre Freunde am Geschehen.

 

Jetzt war der SC Freiburg tatsächlich „mitten in Europa“ angelangt; der Sport-Club hatte ungeschlagen den Gruppensieg erreicht, durfte zum ersten Mal überhaupt „überwintern in Europa“ und sich auf ein ganz besonderes Achtelfinale freuen…

 

Spiel 7

Bilder 32 – 39 (mit freier Rede)

Juventus Turin – SC Freiburg 1:0

 

Spiel 8

SC Freiburg gegen Juventus Turin 0:2

Der SC ist erhobenen Hauptes ausgeschieden. Gegen eines der renommiertesten Fußballunternehmen Europas.

Wir waren jetzt schon im Frühjahr 2023 und was die Traurigkeit über das Ausscheiden übertünchte war die in der Bundesliga von Spieltag zu Spieltag wachsende Gewissheit, dass der SC sich auch für das neue Spieljahr für die Europa League qualifizieren würde. Der Traum geht also weiter – weitere Fußballfesttage standen und stehen an:

 

Spiel 1

Bilder 40 – 48 (mit freier Rede)

Olympiakos Piräus – SC Freiburg 2:3

 

Spiel 2

SC Freiburg – West Ham United 1:2

 

Spiel 3

Bilder 49 – 54 (mit freier Rede)

 

Backa Topola – SC Freiburg 1:3

Video 55 (Mit freier Rede)

 

Aber nach dem Spiel ist vor dem Spiel…

 

Spiel 4

SC Freiburg – Backa Topola 5:0

Das ist der Stand heute

Es steht bereits fest, dass der SC erneut in Europa überwintern wird und im Frühjahr 2024 international dabei ist. Wann und auf welcher Ebene ist abhängig vom Verlauf der letzten beiden Spieltage in der Gruppe.

Der SC spielt nächste Woche, am 30. November, hier in Freiburg gegen Olympiakos Piräus und am 14. Dezember in London bei West Ham United.

Zurzeit ist alles offen – der SC kann Erster, Zweiter oder Dritter in der Gruppe werden.

Wenn er beide Spiele verliert, kann es sein, er wird Dritter und spielt im Februar 2024 in der Conference League weiter – die noch relativ junge Dritte Liga auf internationaler Ebene.

Gelingt es dem SC, gegen Piräus nicht zu verlieren – also Unentschieden oder Sieg ­– winkt im Dezember in London gegen West Ham United ein echtes Endspiel um den Gruppensieg. Der Gästeblock im London Stadium ist bereits restlos ausverkauft… Tausende SC Fans reisen nach London – ob mit oder ohne Eintrittskarte.

Um den formalen Teil korrekt abzuschließen:

Backa Topola kann den SC in der Gruppe nicht mehr erreichen. Wird der SC also durch zwei Niederlagen Dritter, geht es, wie bereits gesagt, in der Conference League weiter.

Wird der SC Zweiter – was realistisch betrachtet am wahrscheinlichsten ist, bleibt er in der Europa League, muss aber im Februar eine Art Zwischenrunde spielen. Gegner wäre dann einer der Tabellendritten der Champions League. Das könnten zwei zusätzliche sehr attraktive Begegnungen und eine weitere tolle Reise sein.

Wird der SC Gruppensieger ist er direkt für das Achtelfinale im März 2024 qualifiziert.

Für einen Menschen, der den Fußball und seinen Job am Mikrofon so sehr liebt wie ich, ist das, was hier seit 2022 passiert, Pokal-Halbfinale mit vielen rotarischen Freunden in meiner Begleitung in Hamburg, Pokalfinale mit noch mehr Rotariern in Berlin, Europa League Gruppenphase – zwei Mal hintereinander – Überwintern in Europa zum ersten und zweiten Mal in der Geschichte und – bis auf Aserbaidschan  - immer mit Freunden aus Eurem Kreis unterwegs – das ist wie ein Flug auf Wolke 7 für den ich sehr, sehr dankbar bin.

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit! (Ende Vortrag)

 

Heute ist Donnerstag – Spieltag in der Europa League. Olympiakos Piräus ist zu Gast. Ich hoffe, es wird ein Festtag.

Gestern am Mittag gab es eine Pressekonferenz mit Christian Streich und „Lucky“ Höler, der ich selbstverständlich beiwohnte. Im Nachgang führte ich die beiden vereinbarten Interviews, die dann am Nachmittag und Abend bei baden.fm ausgestrahlt wurden und auch heute noch für das Programm ausgeschlachtet werden. Am Abend gab es dann eine PK von Olympiakos im Europa-Park Stadion. Weil ich die Teilnahme an der Europa League total genieße und natürlich auch Interesse an der Position der Gegner habe, nahm ich auch daran teil. Außer Thomas Wagner von RTL war ich der einzige deutsche Journalist in der Veranstaltung, die relativ langatmig war, da Olympiakos mit Diego Martinez einen Spanisch sprechenden Trainer und mit Stevan Jovetic einen Englisch sprechenden Spieler aufs Podium setzte, was zwei Dolmetscher erforderlich machte – eine nicht unattraktive Griechin, die Spnisch und Englisch parlierte und den netten Deutsch-Griechen, der das Gesagte speziell für Thomas und mich ins Deutsche übersetzte. Das alles war natürlich sehr zeitraubend…

Die Position von Piräus vor dem heutigen Spiel: Freiburg hatte im Hinspiel viel Glück, habe nur vier Mal aufs Olympiakos-Tor geschossen und dabei drei Tore erzielt. Das Team von Diego Martinez sei seitdem deutlich besser geworden, „gereift“, wie der spanische Trainer es ausdrückte und rechne sich für das heutige Spiel gute Siegchancen aus. Die ungewohnt kühlen Temperaturen seien eine Herausforderung für sein Team, mit der Olympiakos zurechtkommen müsste.

 

Soweit meine Eindrücke aus der PK.

Auch in meiner Zeitungskolumne von gestern spielte das Europa-League-Spiel gegen die Griechen natürlich eine Hauptrolle. Hier der Wortlaut:

 

SC INTEAM

Gegen Darmstadt 98 war mehr drin – in allen statistischen Daten lag der SC vor den Gästen, nur das Endergebnis war mit 1:1 ausgeglichen. In der Tabelle rutschte der Sport-Club von Rang acht auf Rang neun zurück – der Rückstand auf den Tabellensiebten Eintracht Frankfurt konnte auf drei Punkte reduziert werden, jener auf den Sechsten, 1899 Hoffenheim, stagniert bei fünf Zählern. In der Perspektive von Christian Streich konnte der Sechs-Punkte-Vorsprung vor dem Tabellenkeller durch das Remis gegen Darmstadt verteidigt werden. Kurz: Der SC dümpelt zurzeit im Tabellenmittelfeld. In der Liga folgen jetzt zwei Auswärtsspiele: In Mainz (3. Dezember, 15.30 Uhr) und Wolfsburg (9. Dezember, 15.30 Uhr) gilt es, den Platz in der oberen Tabellenhälfte zu verteidigen.

Seit Montag beschäftigt Trainer Christian Streich und seine Jungs freilich vor allem das morgige Europa-League-Spiel gegen Olympiakos Piräus aus Griechenland. Der Club aus der Hafenstadt bei Athen erlebt gerade aufregende Zeiten: Ein Böllerwurf Richtung sich warmlaufende Gästespieler vom Panathinaikos Athen im Spitzenspiel der griechischen Super League hatte eine 0:3-Wertung des Spiels am „Grünen Tisch“ zur Folge – hinzu kam eine überraschende 0:2-Niederlage gegen PAOK Saloniki. Trotzdem liegt der Rekordmeister mit einem Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Panathinaikos im Kampf um den Titel gut im Rennen. Olympiakos Piräus, Ausgabe 23/24, ist deutlich stärker als das Vorjahres-Team; viel besser also als die Mannschaft, die sich letztes Jahr im Europa-Park Stadion mit 1:1 vom SC Freiburg trennte. Auch international machten die Griechen heuer auf sich aufmerksam – etwa durch den 2:1-Heimsieg gegen West Ham United. Das Rückspiel in London endete nur denkbar knapp mit 1:0 für West Ham. Vor dem morgigen Auftritt im Europa-Park Stadion ist die Zielsetzung der Griechen klar: Revanche nehmen für die unglückliche 2:3-Hinspielniederlage und dem SC im Kampf um Platz zwei auf die Pelle rücken, womöglich am letzten Gruppenspieltag, wenn Freiburg in London spielt und Piräus gegen Backa Topola Heimrecht hat, noch am Bundesligisten vorbeiziehen; soweit die griechische Perspektive. Dem SC Freiburg reicht ein Punkt gegen Olympiakos, um den zweiten Platz und damit den Verbleib in der Europa League vorzeitig in trockene Tücher zu bringen. Zudem winkt dem SC, wenn er gegen Piräus punktet, am 14. Dezember in London gegen West Ham, ein echtes Endspiel um den Gruppensieg und den direkten Einzug ins Achtelfinale der Europa League.  So wird der Sport-Club auf Sieg spielen und auch bei einem Remis jubeln. Der SC Freiburg in der Europa-League – ein weiterer potenzieller Fußball-Festtag steht an. (Zitatende)

 

Damit ist auch das meiste zum heutigen Kick bereits gesagt. Seit gestern ist bekannt, dass Merlin Röhl und Roland Sallai wieder fit sind und im Kader für das Piräus-Spiel stehen. Christian Streich spiegelt gerne die Formationen des Gegners; angesichts der üblichen Olympiakos-Formation – 4-2-3-1 – könnte sich auch Freiburg vom gegen Darmstadt angewendeten 3-4-3 abwenden und hinten auf eine Viererkette setzen. Doch macht das Sinn angesichts von zwei verletzten Außenverteidigern? Ich ahne, dass der SC hinten bei drei Innenverteidigern bleibt und auf zwei offensive Schienenspieler auf den Außenbahnen setzt. Bei einer Viererkette würden sich rechts Kiliann Sildillia und links Jordy Makengo anbieten; oder kommt ein Startelfeinsatz auf internationalem Niveau für den internen Aufsteiger Makengo zu früh?

Die Griechen rechnen bei Freiburg mit einer Dreierkette und die Kollegen aus Piräus und Athen diskutieren sogar, ob es Sinn machen könnte, wenn Olympiakos sich hier dem deutschen Gegner anpasst. Diego Martinez sagt, seine Mannschaft könne alle Systeme spielen und auch kurzfristig switchen. Christian Streich sagt, die Viererkette habe im Spiel gegen eine Dreierkette gewisse Vorteile, die Dreierkette habe gegenüber der Viererkette aber auch Vorteile – andere eben. Da sei eine Abwägung zu treffen. Ich lasse mich mal überraschen, rechne aber mit einem 3-4-3 auf Freiburger Seite.

Mein Tagesablauf am heutigen Spieltag: Um 6.45 Uhr und 8.15 Uhr lief mein Vorbericht bei baden.fm. Nach der Erstausstrahlung, die ich noch im Bett verfolgte, stand ich auf, machte mich frisch und zog mir meine gebrandeten Fußball-Reporter-Klamotten an. Den Kaffee nahm ich in einer Thermoskanne mit, denn zum Frühstück war keine Zeit. Wegen des leichten Schneefalls und der kalten Temperaturen hatte ich bei der Option Fahrrad für den Weg zur Schule mein väterliches Veto eingelegt und habe meine beiden noch schulpflichtigen Kinder – die zwei Erwachsenen sind ja schon längst im Beruf – im Auto zur Schule gebracht. So saß ich bei der Zweitausstrahlung des Radiobeitrags bereits in meinem Redaktionsbüro. Natürlich hörte ich trotzdem zu, denn mich interessiert ja auch, wie der Moderator meinen „Aufsager“ verkauft. Peter Helwig, einer unserer Morningmänner bei baden.fm, ist eher fußballfern, deshalb merkte ich, dass irgendetwas hakte. Aber erst beim zweiten Mal hören, wurde mir klar, was es war - es war primär ein Betonungsproblem: Ich hatte als Anmoderation empfohlen zu sagen, dass sich vielleicht schon heute Abend entscheidet, ob der SC 2024 international in der Europa League oder der Conference League spielt. Peter betonte das jetzt so, dass sich entscheide, ob der SC international spiele – in der Europa League oder der Conference League kam dann so nachgeschoben. You see  the difference? Also nochmal für alle: Der SC spielt in jedem Fall international; er braucht noch einen Punkt aus den Spielen gegen Piräus und in London gegen West Ham, damit das in der Europa League passiert. „Schlimmstenfalls“ geht es in der Conference League weiter – bei zwei Niederlagen des SC und zwei Siegen von Olympiakos zum Ende der Gruppenphase. Ich gebe aber zu, das ist schon ein wenig kompliziert.

Zurück zum Tagesablauf: Nachdem ich die Zweitausstrahlung gehört hatte, bekam ich Lust aufs Tagebuch und seither schreibe ich hier…

Weiter geht’s dann mit der Vorbereitung der nächsten Zeitungsausgabe vom ReblandKurier. Neben meinem normalen Tagesgeschäft, vertrete ich gerade die Kollegin, die sonst die Ausgabe „Südlicher Breisgau“, also für den Raum Bad Krozingen – Staufen – Ehrenkirchen vorbereitet und „baut“. Da habe ich gut zu tun…  Um 12 Uhr läuft hier in der Zeitungsredaktion ein Telefon-Gewinnspiel. Leser rufen an und der Dritte, Sechste und Neunte gewinnt zwei Karten für die Show von Bernd Stelter morgen Abend im Festspielhaus Badenweiler plus die Teilnahme an einem „Walk&Talk“, einer neuen Form des klassischen „Meet&Greet“  - wer gewinnt, kann an einem 90 minütigen Spaziergang mit dem Künstler teilnehmen und ihn so näher kennenlernen. Ich selbst laufe vermutlich auch mit - Fotos machen und so…

Um 13 Uhr habe ich einen Termin in Staufen und um 15.30 Uhr ein Mitarbeitergespräch.

Um 16.15 Uhr – so habe ich es meinem Sohn Ben angekündigt – komme ich nach Hause, um ihn zur Fahrt ins Europa-Park Stadion abzuholen. Zwei Stunden vor dem Spiel am Arbeitsplatz sein, das gilt auch bei Heimspielen in der Europa League für mich. Zumal ich ja meinen angestammten Platz – Reihe 14, Platz 14 - wegen des großen RTL-Teams, das die ganze oberste Reihe der Pressetribüne in Beschlag nimmt, nicht einnehmen kann. In der Regel sitze ich dann in Reihe 12, Platz 12. Das muss dann aber heute Abend im Zweifelsfall noch geklärt und eingerichtet werden. Außerdem brauche ich den Vorlauf, um gedanklich und konzentrationsmäßig vom Tagesgeschäft Zeitung zum Fußball und zur Radioübertragung zu kommen. Sendestart ist ja auch schon um 18 Uhr. Letztlich geht dann doch alles recht schnell, wenn ich mal vor Ort bin – planmäßigwird also um 16.45 Uhr der Fall sein.

Ich kommentiere das Europa-League-Spiel SC Freiburg gegen Olympiakos Piräus am Donnerstagabend ab 18 Uhr in der Sondersendung von baden.fm.

 

Das Fußballspiel – „übertrieben Hammer“

(Mein 1.120. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Es war ein Traum… übertrieben Hammer, um es mit "Culture Candela" zu sagen... Der SC Freiburg lag am fünften Spieltag der UEFA Europa League schon nach acht Minuten durch zwei blitzsaubere Treffer des in dieser Saison bislang torlosen Mittelstürmers Michael „Gregerl“ Gregoritsch mit 2:0 in Front. Zunächst verwandelte der Schlacks aus Österreich eine abgefälschte flache Hereingabe des vorzüglich spielenden Maximilian Eggestein technisch anspruchsvoll zum 1:0 (3. Minute). Dann holte er den ersten Eckball heraus (8.), der diesmal nicht von Vincenzo Grifo, sondern von „Litz“ Doan ins Zentrum geflankt wurde. Dort stand „Gregerl“ und konnte relativ unbedrängt zum 2:0 einnicken. In der 20. Minute bahnte sich ein Hattrick an – Jordy Makengo flankte bei seiner Startelfpremiere, Verteidiger Ntoi wollte klären, lenkte den Ball aber vor die Füße des zweifachen Torschützen, der aus sechs Metern Entfernung mit einem Spannschuss abschloss – vorbei… Das wird doch nichts mit dem lupenreinen Hattrick für Gregoritsch hätte man meinen können, aber es war dann doch absolut der Abend des Austria-Stürmers: Linksfuß Jordy Makengo ist auf der linken Seite aufgerückt und kann dann mit seinem Zuckerfuß butterweich flanken – schulbuchmäßig vollstreckt Gregoritsch zum 3:0 (36.). Das Europa-Park Stadion tobte – alle feierten die Auferstehung des Torjägers, der in den vergangenen vier Monaten zwar für sein Land, nicht aber für seinen Club getroffen hatte – für „Gregerl“ war es einfach nur befreiend.

Die erste Halbzeit des Euro-League-Spiels war damit aber noch nicht abgeschlossen. War in der 36. Minute Linksverteidiger Jordy Makengo aufgerückt und am Tor beteiligt, zeigte sich sechs Minuten später Rechtsverteidiger Killian Sildillia ganz vorne – einen Pass vom entfesselt aufspielenden Michael Gregoritsch knallte der französische U21-Nationalspieler – wie sein Landsmann auf der linken Seite ein „Aufsteiger“ aus der U23 im Freiburger Profikader – den Ball mit Verve ins Netz. Olympiakos-Torhüter Paschalakiskommt zwar noch an den Ball, kann ihn aber nur ins Netz verlängern – endgültig wird das Stadion zum Tollhaus.

In der zweiten Halbzeit geht es weniger turbulent zu. Piräus baut die Abwehr um, kickt jetzt mit Dreierkette und kann den Freiburger Sturmlauf ein Stück weit bremsen. Aber nicht komplett: In der 77. Minute gelingt dem eingewechselten Junior Adamu im Mittelfeld ein spektakulärer Ballgewinn. Der andere österreichische Stürmer im SC-Trikot dribbelt nach vorne, der mutmaßlich letzte Pass am gegnerischen Strafraum misslingt dem ehemaligen Salzburger allerdings. Der Argentinier Hezze bekommt den Fuß an den Ball, lenkt ihn aber unbeabsichtigt genau in den Lauf von „Litz“ Doan, der hellwach ist und aus kurzer Distanz zum 5:0-Endstand abschließt.

Fortan peitscht „La Ola“ durchs Stadion, Gesänge wie „Oh, wie ist da schön“ sind Ausdruck einer absolut extatischen Stimmung.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Im ausverkauften Europa-Park Stadion wird gefeiert – und wie… Dass West Ham (mit einer B-Elf) in letzter Minute doch noch zu einem 0:1 in Backa Topola gekommen ist, stört die Feiergemeinde nicht. Der SC bleibt auch 2024 in der Europa League – gewinnen die Jungs am 14. Dezember in London, sind sie Gruppensieger und stehen im März nächsten Jahres im Achtelfinale – andernfalls steht eine Zwischenrunde an, Mitte Februar gegen einen Tabellendritten der Champions League. Nach aktuellem Stand wären folgende Hochkaräter als potenzielle Gegner im Topf:

FC Kopenhagen oder Galatasaray Istanbul, RC Lens, Sporting Braga, RB Salzburg, Feyenoord Rotterdam, Paris SG oder Newcastle United oder AC Mailand, Young Boys Bern, Schachtar Donezk oder FC Porto. Ich könnte auch mit Platz zwei der Gruppe A leben – unser SC kann jedenfalls ganz unbeschwert versuchen, in London gegen West Ham Revanche für die denkbar knappe 1:2-Heimniederlage zu nehmen und den Gruppensieg unter Dach und Fach zu bringen.

Zunächst aber zurück zum furiosen 5:0-Sieg gegen Olympiakos Piräus. Nach dem bei Siegen üblichen „SC Freiburg vor“ im Programm von baden.fm, fasse ich das Spiel noch einmal zusammen und verteile Schulnoten an die Freiburger Jungs – Bestnoten übrigens an Maximilian  Eggestein und Michael Gregoritsch. Die Jungs feiern noch vor der Südtribüne als ich mich im Radio verabschiede. Feierabend habe ich aber noch lange nicht – erste Station: Mixedzone. Die Sieger des Abends gehen mit entschlossenem Blick an uns vorbei. Mir wird klar, wir müssen sie heranrufen… Also werde ich aktiv und bitte Maxi Eggestein, der erst später kam als der große Pulk der Spieler. Der ex-Bremer lacht und meint, er wäre doch eigentlich nur nach verlorenen Spielen als Interviewpartner gefragt. Hintergrund ist, dass Maxi als erfahrener Spieler, nach weniger erfolgreichen Spielen häufig von der SC-Presseabteilung zu den Interviews geschickt wird. Donnerstag war ein Festtag - es entwickelt sich ein launiger Talk mit einem der besten Spieler des Abends. Der andere Held des 5:0-Sieges kommt als nächstes vor mein Mikrofon. Der dreifache Torschütze Michael Gregoritsch betont die Mannschaftsleistung, erlaubt dann aber doch einen seltenen Blick in seine Gefühlswelt. „Gregerl“ freut sich tierisch über die Szenen nach seinen  befreienden Toren, als sich alle Mitspieler und letztlich das ganze Stadion mit ihm gefreut hat; über die Treffer und das Ende seiner „Ladehemmung“ – offenbar einer Leidenszeit für den Mittelstürmer. Es sei einmal mehr ein Beleg dafür, dass er hier am rechten Fleck sei.

Zwei Spielerinterviews sind im Kasten – ich besuche die PK der Griechen und erlebe Seltenes: Trainer Diego Martinez entschuldigt sich vor der griechischen Presse für die schlechte Leistung seiner Mannschaft und übernimmt die Verantwortung für das desaströse 5:0.

Dann verlassen die Olympiakos-Offiziellen den Pressekonferenzraum – wenige Minuten später kommt Christian Streich mit seiner Entourage. Freiburgs Trainer ist sehr geerdet. Die Europa League sei etwas für die Seele – die Bundesliga sei dem Sport-Club alles, rückt Streich die Realitäten zurecht.

Als der offizielle PK-Teil vorüber ist, kommt Streich zu mir zum Interview. Am Schluss geht es um den Endspielcharakter des Spiels in 14 Tagen in London gegen West Ham. Ich beende den Talk mit einem Scherz: „Ich frage für einen Freund – hätten Sie eine Karte für das Spiel in London über?“ Die Lacher sind auf meiner Seite – auch Streich grinst und meint dann, das sollten wir mal ohne Mikrofon besprechen. Selbstverständlich war mein Gag „only for the show“ – meine Sonderrolle als Berichterstatter würde ich nie nutzen wollen, um gewissermaßen „hinten rum“ an Eintrittskarten für Familienmitglieder oder Freunde zu kommen. Wirklich nicht.  Als es vor dem Pokalfinale in Berlin krankheitsbedingte Rückläufer beim SC gab, wurde ich vom Club gefragt, ob ich Bedarf hätte und ich habe genickt und ein paar Tickets gekauft. Wenn ich im Alltag Karten brauche, zum Beispiel für meinen Sohn Ben (15), gehe ich meistens auf den Zweitmarkt und werde da fast immer fündig. Und wenn nicht, dann nicht.

Auf dem üblichen Weg – via E-Mail – gingen die Interviews mit Spielern und Trainer an die Abnehmer, also die baden.fm-Redaktion und die HP des SC Freiburg. Ich stellte sie auch in die WhatsApp-Gruppe meiner (Fußball-)Freunde, von denen mich viele auf den Auswärtsreisen, insbesondere durch Europa, begleiten. Dann war ich fertig und müde. Ich blieb noch ein wenig sitzen und beobachtete das rege Treiben im Presseraum, wo Christian Streich noch immer umringt war und Auskünfte gab. Dann ging ich zwei Räume weiter und holte mir eine Coke Zero aus dem Kühlschrank, die ich dann in kleinen Schlucken genoss. Die Arbeit war fürs Erste erledigt. Aber nur fürs Erste. Ich packte auf der Pressetribüne meinen Technikkram zusammen und verschwand durch die VIP-Lounge Richtung P4. Es regnete. Egal. 5:0 – alles gut. Ben war schon mit Freunden nach Hause gefahren. Ich war alleine unterwegs nach Bad Krozingen. Im Auto hörte ich mir die drei Interviews an und war zufrieden mit mir. Mein Toyota auch – nach Ankunft lobte der Bordcomputer meine ökonomische Fahrweise…

Zuhause lief der Fernseher, Yoany und Ben lagen auf dem Sofa. Ich suchte ein paar Bögen Papier und schrieb… Den Nachbericht fürs Radio über das 5:0 gegen Piräus und den Vorbericht für das Bundesligaspiel in Mainz. Beides musste – begleitet von dem Sponsor Grimm-Küchen am Freitag in der Morningshow laufen. Meine Familie ist mein Team – ohne ein Wort darüber zu verlieren, hatte Yoany den Ton am TV abgeschaltet. Ich produzierte die Audios und verschickte sie an den Morning-Moderator und zur Sicherheit auch ans Studio und an die Nachrichtenredaktion. Man weiß ja nie – wenn Peter mal krank ausfällt müssen die Berichte ja trotzdem vorliegen und eingespielt werden. Dass sich das immer so anhört, als sei ich gerade mit im Studio, spricht für die moderne Audiotechnik und die Routine beim Schreiben und Sprechen der Beiträge.

Als auch der Vorbericht für Mainz geschrieben, gesprochen, aufgezeichnet und verschickt war, war es etwa 23.30 Uhr und ich hatte Feierabend.

Ich goss mir einen Brugal-Rum mit Tonic-Water ein und zappte bei RTL+ durch die Highlights verschiedener Europa League Spiele; natürlich zu allererst das SC-Spiel, dann aber auch Topola gegen West Ham und Marseille gegen Ajax. Meinen zweiten Brugal mit Tonic gönnte ich mir in der Schlussphase von „Markus Lanz“, entschied mich dann aber doch für irgendeinen Podcast mit In-Ear-Kopfhörern und ging ins Bett. Es war ja auch schon nach Mitternacht.

Am Morgen um 6.15 Uhr ging Yoanys Wecker und sie stand auf. Ich blieb im Bett und schaltete baden.fm ein, hörte meine am Vorabend produzierten Berichte und zwang mich gegen 7.15 Uhr unter die Dusche. Zwischen 8 Uhr und 8.30 Uhr folgt die Zweitausstrahlung meiner Beiträge. Ich höre sie beim Frühstück; Peter verkauft beide Beiträge perfekt.

Kurz nach halb neun bin ich in der WZO-Redaktion. Da ich gestern sehr intensiv an der Ausgabenplanung gearbeitet habe, kann ich mich heute relativ entspannt an das SC-Tagebuch machen, übrigens auch ein Verlagsprodukt von WZO, und, neben ein paar Telefonaten und E-Mail-Bearbeitung, meinem Mittagstermin entgegensehen. Um 14 Uhr treffe ich auf den Bühnenkünstler Bernd Stelter. Der tritt heute Abend in Badenweiler auf und wir haben im ReblandKurier nicht nur Eintrittskarten für seine Show verlost, sondern auch die Möglichkeit, Stelter persönlich zu treffen. „Meet & Greet“ heißt bei Berns Stelter „Walk & Talk“, ist also ein 90-minütiger Spaziergang durchs Markgräflerland. Ich gehe mal mit, mach Fotos von den Gewinnern, unseren Lesern, und ihrem Star.  Am späteren Nachmittag steht dann noch ein Redaktionsbesuch ins Haus und dann ist es schon Freitagabend. Die Show von Bernd Stelter werde ich mir vermutlich schenken. Ich bin etwas müde und habe ja nur den Freitagabend und den Samstagvormittag, dann steht schon wieder dienstliches auf dem Programm…

Um 13 Uhr kickt die deutsche U17-Auswahl mit ihrem Kapitän, dem aus Bad Krozingen-Hausen stammenden Noah Darvich das WM-Finale gegen Frankreich. Das schaue ich mir aus persönlichem Interesse, aber auch für den ReblandKurier an. Wenn einer aus unserer Mitte um den Weltmeistertitel kickt, ist das ja ein Thema für uns als Lokalzeitung.

Um 15 Uhr fahre ich dann zwecks Fahrzeugtausch nach Freiburg und fahre zur Übernachtung nach Mannheim. So kann ich auf dem Weg dahin die Bundesligakonferenz im Radio verfolgen und es kommt keine Langeweile auf. Die frühzeitige Anreise plus Übernachtung eine Autostunde vor Mainz hängt mit meinem Plan zusammen, direkt nach dem Kick im „Möbelhaus“ in Rheinhessen – das Mainzer Stadion hat ja von außen betrachtet wirklich den Look wie eine Filiale mit einem großen Stuhl vor der Tür – wieder zurück nach Südbaden zu reisen. Morgens drei, vier Stunden Autobahn nach Mainz, dann drei Stunden Bundesligashow im Radio, Spielnachbereitung mit PK und Interviews und dann wieder drei, vier Stunden Autobahn zurück – das habe ich mit 30 oder 40 Jahren gemacht; nicht mehr mit 63…  Da ist man klüger. Das ist so ähnlich wie Ottos „father-bull and son-bull are walking on a hill“ (nur für die Älteren zu verstehen).

Also – mit der Bundesligakonferenz im Ohr nach Mannheim, dort ins Hotel und die Seele baumeln lassen. Sonntagvormittag geht es dann weiter nach Mainz.

Der SC reist ja mit Rückenwind dorthin. Die Euro-Fighter wollen jetzt auch in der Bundesliga dreifach punkten und die gute Form aus dem Piräus-Spiel mit nach Rheinhessen nehmen. Vielleicht ja sogar mit derselben Startelf… Fakt ist, der Meinzer Interimstrainer Jan Sievert setzt bei seinen 05ern hinten auf eine Viererkette. Christian Streich spiegelt gerne die Grundformation des Gegners und so bietet sich, nach den guten Erfahrungen gegen Olympiakos, auf für Mainz wieder die Viererkette mit den beiden Franzosen Kiliann Sildillia (rechts) und Jordy Makengo (links) als Außenverteidiger an. Das Innenverteidiger-Pärchen Matthais Ginter und Philipp Lienhart funktioniert und harmoniert bestens – und anders als zuletzt in der Bundesliga, als der SC (mit Dreierkette) stets Gegentore – meistens schon früh – kassierte, stand gegen Piräus die Null. Die Mittelfeldreihe stellt sich fast von selbst auf: rechts „Litz“ Doan, links Vincenzo Grifo und als Herzstück im Zentrum Nicolas Höfler und Maximilian Eggestein. Im Angriff etwas hängend „Lucki“ Höler und der widererstarkte Michael Gregoritsch, Dreifachtorschütze und Vorbereiter gegen Piräus, dürfte sowieso gesetzt sein. Und dahinter scharren Noah Weißhaupt, Roland Sallai und Merlin Röhl mit den Hufen. Die drei sind von den Bankhaltern des Piräus-Spiels am nächsten dran an der Freiburger  

Startelf, werden aber nach meiner Einschätzung auch in Mainz erst mit der Bank Vorlieb nehmen müssen; es sei denn „Litz“ Doan, der gegen Piräus mächtig viele Tritte einstecken musste, hat deswegen Probleme und müsste ersetzt werden.

Christian Streich warnt vor den Mainzern, die am Sonntag, beim 1:1 in Hoffenheim ihre Saison-Bestleistung gebracht haben. Ausgerechnet wenn Freiburg kommt ist Mainz in Topform gekommen… Ich persönlich rechne mit einem sehr engen Spiel, halte aber einen „Dreier“ für den SC durchaus für möglich. Angesichts der beiden schweren Auswärtsspiele in Mainz und in Wolfsburg direkt hintereinander sollte am Sonntag unbedingt gepunktet werden.

Genaugenommen sind es ja drei Auswärtsspiele in Serie: In Mainz, in Wolfsburg und in London…

Was soll ich sagen: Leider geil!!!