6. Spieltag der 60. Saison der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen Borussia Mönchengladbach

Sonntag, 11. September 2022, 17.30 Uhr

Europa-Park Stadion, Freiburg

SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach

Nach der Euro-League ist Bundesliga

 Natürlich war der Donnerstag mit dem Europa League Kick ein Festtag, der für mich allerdings mit einem Ärgernis begann. An meinem üblichen Arbeitsplatz, Reihe 14, Platz 14 auf der Pressetribüne, der mir auch für das Euro-League-Spiel zugewiesen worden war, lag ein Berg von Süßigkeiten und stand ein Plastikpack mit Wasserflaschen. Mit dem aufgeklebten Schild „RTL Observer“ hatte der Fernsehsender aus Köln, Rechteinhaber für die TV-Übertragung, meinen Platz okkupiert. Einer der Herren, wohl der Techniker, der gleich auch mein dort stets verweilendes und mittels Klebeband und Hinweisschild mir zuzuordnendes LAN-Kabel in seine Gerätschaften gesteckt hatte, war sehr freundlich und kooperativ, ein anderer, keine Ahnung welche Rolle er hatte, machte einen auf dicke Hose und kam sehr arrogant und geringschätzig rüber. Die ganze Reihe sei für RTL geblockt und er werde jetzt jemanden von der UEFA rufen, der mir dann schon sagen würde, wo es lang ginge. Schließlich sei die UEFA an diesem Tag Hausherr im Stadion. „Sehr gerne“ blieb ich freundlich und verwies noch einmal auf meine offizielle Akkreditierung mit dem Arbeitsplatz Reihe 14, Platz 14. Der Herr von der UEFA kam, wusste zunächst auch keine Lösung und rief den beim SC Freiburg für die Akkreditierungen zuständigen Mitarbeiter Marius Faller herbei, der die Richtigkeit meiner Akkreditierung und Platzzuweisung bestätigte. Das sei der UEFA auch schriftlich mitgeteilt worden. Ich hatte schon eine Reihe vor uns, offiziell die Reihe 12, einen Arbeitstisch gesehen, der nicht durch irgendeinen Aufkleber anderweitig zugewiesen worden war. Freundlich fragte mich Marius, ob ich eventuell dorthin wechseln könnte und ich erwiderte, dass das kein Problem sei, wenn es dort einen LAN-Anschluss gäbe; Ersatzkabel hätte ich da, denn meines „jobte“ ja unerwartet für RTL. So war das Ärgernis schnell aus der Welt und am Ende überhaupt kein Problem. Der „Dicke-Hose-Auftritt“ des einen RTL-Typen war nur nicht so wirklich sympathisch. Den netten Techniker der Fernsehanstalt bat ich noch, mein Kabel einfach stecken zu lassen, da ich ja am Sonntag, zum Spiel gegen Mönchengladbach, wieder meinen (Stamm-)Platz einnehmen würde, was er versprach.

Dann lief das Spiel ab, wie beschrieben. Da die UEFA bestimmt hatte, dass nach dem Spiel zunächst nur die sogenannten Rechteinhaber, also RTL und so, in die Mixedzone dürften, wusste ich, dass ich mich nicht allzu sehr sputen musste. Ich räumte meinen Kram zusammen und genoss die Feierei auf dem Rasen und auf den Tribünen. Als ich in die Katakomben kam, hatte gerade die PK der Gäste begonnen, der ich gerne beiwohnte. Während Trainer Gurbanov – ganz Gentleman – wenig Kritik am Schiedsrichter übte, allenfalls wegen des Eckballs vor der Elfmeterentscheidung, der in seinen Augen kein Eckball gewesen sei, echauffierten sich die Journalisten über die unterschiedlichen VAR-Entscheidungen. Dann kam die PK mit Christian Streich, die – wegen der zwischengeschalteten Dolmetscherin auch recht lang ging. Pressesprecher Sascha Glunk drückte dann aufs Tempo, weil Christian Streich noch im RTL-Studio bei Lothar Matthäus erwartet wurde. Mein Interview sah ich schon im sprichwörtlichen Orkus verschwinden. Im Hinausgehen meinte Sascha, wir sähen uns noch gleich in der Mixedzone. Und da war tatsächlich noch einiges los – ich bekam zu so später Stunde noch Maximilian Eggestein und Nils Petersen zum Interview und dann kam auch schon Trainer Streich von „Loddar“ zurück und gab mir, obwohl Mitternacht längst überschritten war, noch ein Interview für baden.fm.

Und dann war – endlich – Feierabend. Zumindest fürs Erste. Ich fuhr heim und bereitete das Kollegengespräch über das Euro-League-Spiel für die baden.fm-Morningshow intensiv vor, dann noch das Kollegengespräch im Vorfeld des Bundesligaspiels gegen Mönchengladbach, das am Samstag im Programm laufen wird. Gegen 1.30 Uhr landete ich im Bett; am Ende mit den Kräften und den Nerven aber irgendwie zufrieden; die ersten drei Europa-League-Punkte sind im Sack, die Radioshow lief fehlerfrei und leicht von der Hand gehend über den Sender, alles gut!

Und nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Schon wartet das Heimspiel gegen Gladbach am Horizont. Es werde darum gehen, Power auf den Platz zu bringen, denn ohne Power ginge es nicht gegen die Borussen mit ihrem neuen Trainer und einer ihm noch nicht so ganz geläufigen, sehr variablen Spielweise. Deshalb werde er genau hinschauen, wie es mit der Fitness seiner Jungs am Ende der Englischen Woche aussähe, so Christian Streich am späten Donnerstagabend.

Mit größerer Rotation rechne ich persönlich jetzt, am Ende der ersten von vielen Englischen Wochen, noch nicht. Mutmaßlich kehrt „Gregerl“ für Nils in die Startelf zurück, alles andere wird der noch zu eruierende Fitnesszustand der Jungs ergeben.

Fast nicht zu glauben aber wahr: Der SC spielt gegen Gladbach und hat die Chance, Platz 1 zu verteidigen. „Wir“ sind schließlich Erster… Unglaublich. Gerne noch eine Woche oder zwei oder drei… Träumen darf man ja. Wichtiger ist es freilich, weitere Punkte anzusammeln, um damit gut bestückt zu sein, wenn die Jungs wirklich mal auf dem Zahnfleisch laufen aufgrund der Dreifachbelastung.

Die nächsten Termine: Sonntag gegen Gladbach, Donnerstag in Piräus, dann wieder Sonntag in Hoffenheim. Bis dahin wird schon einige Substanz auf der Strecke bleiben, davon gehe ich aus. Zum Glück für die Freiburger und auch für mich als ständigen Begleiter – nebenberuflich wohlgemerkt – ist dann mal eine kurze Verschnaufpause - ein spielfreies Wochenende am 24./25. September.  Eine Woche später folgt Heimspiel gegen Mainz 05 (1. Oktober, 15.30 Uhr). Und schon geht’s weiter mit dem Stress: Donnerstag, 6. Oktober, 21 Uhr Heimspiel Nantes, Sonntag, 9. Oktober, 17.30 Uhr bei Hertha in Berlin, Donnerstag, 13. Oktober, 18.45 Uhr in Nantes, Sonntag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr beim FC Bayern, Mittwoch, 19 Oktober, 18 Uhr DFB-Pokal gegen St. Pauli dann am Samstag, 22. Oktober, um 15.30 Uhr gegen Werder Bremen und am Donnerstag darauf (27. Oktober) um 21 Uhr das Rückspiel gegen Piräus , gefolgt am 30. Oktober, 17.30 Uhr, vom Auswärtsspiel auf Schalke. Kurz: Der Oktober wird der Mega-Monat. Dann gilt wirklich: Fußball, Fußball, Fußball, essen, schlafen, Fußball, Fußball, Fußball. Bis in den November hinein… Am 3. November ist ja noch das Rückspiel in Qarabag und drei Tage später, am Sonntag, 6. November,  das Heimspiel gegen Köln. Ein Wahnsinnsprogramm. Im Oktober/November wird dann tatsächlich personell  rotiert beim Sport-Club. Jetzt ist das doch alles noch Kindergeburtstag…

Ich bin gespannt auf die Performance der Jungs am Sonntag!

Ich kommentiere das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag ab 17 Uhr live in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel 

(Mein 1.062. SC-Livespiel am Radiomikrofon)

Es war ein 0:0 der besseren, der unterhaltsamen Sorte. Beide Mannschaften wirkten energiegeladen und boten den knapp 35.000 Zuschauern im restlos ausverkauften Europa-Park Stadion ein tolles Bundesligaspiel – nur halt ohne Tore.

In der ersten Halbzeit hatte Borussia Mönchengladbach leichte Vorteile, vor allem die aussichtsreicheren Abschlüsse. Im Tor des SC Freiburg stand mit Mark Flekken freilich ein Keeper, der am frühen Sonntagabend eine Glanzleistung auf den Platz zauberte und schier unüberwindbar schien.

Auch Gladbach-Keeper Yann Sommer ist als Meister seines Fachs bekannt und vereitelte jede Einschussmöglichkeit der Freiburger, die in der zweiten Hälfte dominant agierten und so dem Sieg insgesamt etwas näher schienen als der Gast aus dem Rheinland.

Am Ende gab es, trotz des verpassten Sieges und des Verlustes der Spitzenposition in der Bundesliga, stehende Ovationen für die Freiburger Jungs, die – genau wie der Gast – eine starke Leistung geboten hatten.

 

Das Nachspiel

Kaum hatte ich per Liveschalte die Noten verteilt – Bestnote für Mark Flekken – verließ ich meinen Arbeitsplatz auf der Pressetribüne, Reihe 14, Platz 14, und eilte mit Maske, iPhone und aufgeschnittenen Mikrofon-Windschutz, den ich sinniger Weise bei den Interviewmitschnitten über das iPhone stülpe, in die Mixedone. Hier standen mir ein besonders gut aufgelegter Michael Gregoritisch, Mark Flekken und – auf Englisch – „Litz“ Doan zum Interview zur Verfügung. In kurzen Talks thematisierten wir das Erlebte und die Frage der geistigen und körperlichen Erschöpfung in der laufenden zweiten Englischen Woche in Folge und dem bevorstehenden Auswärtsauftritt in der Europa League bei Olympiacos Piräus im fernen Griechenland. Bei Letzterem waren die Jungs zuversichtlich. Zum Einen, weil der begleitende Erfolg – vier Siege, ein Unentschieden in den letzten fünf Spielen – die Beine leichter mache, da im Training absolut Rücksicht auf den Kräftehaushalt und die Befindlichkeit der Spieler genommen würde und die hohe Belastung mit Englischen Wochen ist auch nicht für alle ganz neu: „Litz Doan“ verwies darauf, diesen intensiven Rhythmus von seiner Zeit bei PSV Eindhoven bereits zu kennen. Mit anderen Worten: Bangemachen gilt nicht! Christian Streich verwies im Interview zudem auf den breit aufgestellten Kader seiner Mannschaft und auf die Rotationsmöglichkeiten, die sich auch durch die „Rückmeldung“ von Kevin Schade und die baldige Rückkehr von Lucas Höler ergäben. „Nach der Länderspielpause werden wir personell wieder viel bessere Möglichkeiten habe, um die Belastungen zu steuern“, fand auch Michael Gregoritsch.

Nach den Interviews fand ich noch Zeit für ein Schwätzchen mit Pressesprecher Sascha Glunk. Mir war aufgefallen, dass ich die Audio-Interviews auf der SC-Homepage gar nicht mehr finde. Es ergab sich, dass die Agentur, die die Homepage früher, also vor Corona, mit digitalen Inhalten, etwa meinen Interviews, bestückte, dafür gar nicht mehr zuständig ist. Mein Ansprechpartner ist David Hildebrandt aus der SC-Presseabteilung; und da sieht man mal wieder, wie klein die (Medien-)Welt dann letztlich doch immer wieder ist. David hat das Journalistenmetier in der von mir geleiteten Zeitungsredaktion im WZO-Verlag gelernt und war dann einer meiner Redakteure, bevor er, selbst Fußballer, die Chance ergriff, eine Position in der Presseabteilung des SC Freiburg zu besetzen. Einige Zeit nachdem das vollzogen war kam Corona über die Welt und Face-to-Face-Interviews mit Spielern und Trainern waren nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs wegen der Ansteckungsgefahr verpönt. Erst seit ein paar Wochen gibt es wieder die Mixedzonen, in denen wir akkreditierte Journalisten, übrigens zwingend mit FFP2-Maske, unseren Job machen können – und ich meine Interviews. Da mir niemand etwas gesagt hat, habe ich diese in den ersten Wochen weiter ans Radio und an die Amici-Agenur geschickt. Als sie scheinbar ignoriert wurden, habe ich die Agentur schlicht vergessen und nach dem EL-Spiel nicht mit den Interviews bedient. Ich bekam dann aber auch keine Nachfrage, wie in der Vor-Corona-Zeit, wenn die Interviews aus irgendwelchen Gründen, meist technischer Art, ausblieben. Das hatte mich stutzig gemacht und ich war auf Sascha Glunk zugegangen. Zum Glück, denn jetzt weiß ich, an wen die Interviews beim SC künftig gehen: David Hildebrandt, meinen alten Wegbegleiter… Wir haben vereinbar, heute mal zu telefonieren und alles Weitere zu besprechen.

 

Ansonsten laufen bei mir schon die Vorbereitungen auf die Auswärtsreise nach Piräus… Meine Reisevorbereitungen und was es sonst noch zu sagen gibt, teile ich dann morgen mit meiner Lesergemeinde…