6. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen Bayer 04 Leverkusen

Sonntag, 1. November 2020, 15.30 Uhr

Schwarzwald-Stadion, Freiburg

SC Freiburg - Bayer 04 Leverkusen

Das Vorspiel

Doppelschock zur Wochenmitte - einerseits die explodierenden Corona-Zahlen, andererseits die Beschlüsse der Politik. Da gibt es durchaus Reparaturbedarf, finde ich. Warum müssen Restaurants schließen, die in aller Regel peinlich genau Hygienekonzepten folgen? Eine Pleitewelle ist vorprogrammiert. Warum muss der Jugendsport – vor allem der unter freiem Himmel – seinen Betrieb einstellen, wenn Kitas und Schulen geöffnet bleiben? Hilft der Lockdown (light) zur zweiten Welle nicht eh nur bis zur 3. Welle? Gibt es wirklich keine intelligenteren Lösungen als diese Lockdowns, die schon in anderen Ländern krachend gescheitert sind?

Immerhin darf der Profifußball stattfinden. Die DFL hat beim ersten Lockdown ja auch bewiesen, dass sie ein sicheres Hygienekonzept fahren kann. Der komplette Zuschauerausschluss im November scheint mir auch wieder so eine Symbolentscheidung zu sein. Keine, die für den Verlauf der Pandemie wirklich von Bedeutung ist.

Als ich eben meine Akkreditierung für das Auswärtsspiel des SC Freiburg in Leipzig beantragt habe, sah ich mich zurückversetzt in den März, als das Spiel am Freitag kurz vor meiner geplanten Abreise – wie der gesamte Spieltag – abgesagt wurde. Zwei Monate später, beim Nachholtermin, hat dann die DFL kurzzeitig die Privatradios ausgesperrt. So musste ich das aufregende 2:2 damals auf der Basis von Fernsehbildern kommentieren. So richtig mitbekommen hat das keiner. Es ist auch deutlich anstrengender als im Stadion, entspricht aber ganz und gar nicht dem journalistischen Anspruch, den ich für meine Arbeit in der Bundesliga habe. Damals rumorten dann vor allem die Clubs, die ja eigentlich die DFL ausmachen, und der Ausschluss der Privatradios kippte an den meisten Spielorten. Auch in Freiburg und – mit Ausnahme von Wolfsburg – auch in allen Gastgeberstadien des SC.

Auch wenn eine lange Reise im Lockdown – ohne Restaurants etc. sicher kein Vergnügen ist, denke ich, Stand heute, ich werde meinen Job in Leipzig ausüben können; genauso wie zuletzt in Köpenick.

Bevor der SC aber in Leipzig „ran“ muss, steht am kommenden Sonntag, 1. November, um 15.30 Uhr das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen auf dem Programm. In aller Regel geht es extrem eng zu, wenn diese beiden Mannschaften gegeneinander spielen. Ende Mai gewann Leverkusen, trotz einer fast fehlerfreien Leistung des SC, durch ein Spitzeltor von Kai Havertz mit 1:0 im Schwarzwald-Stadion. Das war sehr schade aber wohl ausgleichende (Un)Gerechtigkeit, hatte doch der SC beim 1:1 im Hinspiel (Tore: Höler / Diaby) in vielen Szenen sehr viel Glück gehabt. Letzte Saison also 1:1 in Leverkusen, 0:1 in Freiburg – ich sage ja, es geht meistens sehr eng zu, wenn die beiden Teams gegeneinander kicken.

Am heutigen Donnerstagvormittag hat der Südbadische Fußballverband in vorauseilendem Gehorsam den „Kickdown“ schon vor dem Beginn des seitens der Regierung in Berlin angeordneten „Lockdowns“ (ab Montag) verfügt. Insbesondere für den Bereich Jugendfußball halte ich das für eine unsensible Fehlentscheidung – als Schlag ins Gesicht aller, die sich in diesem Bereich ehrenamtlich engagieren und vor allem der Kinder. In der Corona-Krise drehen viele (nicht alle) durch und verlieren das Augenmaß.

Kitas und Schulen bleiben geöffnet (was ich gut finde) – Busse und Bahnen auf der An- und Abreise bleiben voll (was ich bedenklich finde) – Jugendfußball unter freiem Himmel, selbstredend mit Hygienekonzept – wird verboten. Irgendwer hat den Schuss nicht gehört.

Ich habe fertig.

Damit ändert sich mein persönlicher Vorlauf auf das Bundesligaspiel des SC Freiburg gegen Bayer Leverkusen. Er beginnt , wie geplant, mit dem heutigen Start ins Tagebuch, geht weiter morgen in aller Frühe, in der Morningshow von baden.fm, wo ich Moderator Markus Schäfer einmal zwischen 6 Uhr und 7 Uhr und einmal zwischen 8 Uhr und 9 Uhr Rede und Antwort stehen werde. Am Mittag geht es weiter mit der Teilnahme an der digitalen Pressekonferenz mit Christian Streich. Am Abend lockt Sky mit einer interessanten Paarung: Hamburger Derby in der 2. Liga zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli, gefolgt, bei DAZN,  vom interessanten Erstligavergleich Schalke gegen den schwäbischen VfB.

Die Hauptrolle am morgigen Freitag, 30. Oktober, spielt freilich mein Sohnemann Ben. Der Bursche wird morgen bereits 12 Jahre alt. Als Überraschung habe ich gestern ganz spontan im Fan-Shop den grau-schwarzen Auswärtslook des SC – Trikot mit individueller Beflockung bestellt; 12 für sein Alter, den Namen und alle Werbebeflockungen – dazu Hose und Stutzen – im Preis (leider) dreistellig sage ich nur; aber es ist für Ben, der es durch seine Art, seine Leistungen in der Schule und auf dem Fußballplatz auch verdient hat… (Aber psssst - das wird eine Überraschung)

Samstagvormittag sollte und wollte Ben in der D-Junioren-Bezirksliga seine "Komplizen" vom FC Bad Krozingen als Kapitän in Freiburg-Rieselfeld aufs Spielfeld führen; heute wäre nochmal Training gewesen. Alles gestrichen; siehe oben… Beim Kick wäre ich natürlich dabei gewesen und hätte mitgefiebert - aber Pustekuchen.

Dafür gehe ich jetzt Samstagmittag mit einem Freund in ein Sternerestaurant – Genuss statt Verdruss.Man muss antizyklisch arbeiten…

Am Nachmittag dann die Sky-Konferenz mit Arminia gegen Dortmund. Das Abendspiel, Gladbach gegen Leipzig, ist ja auch ganz interessant. Der SC Freiburg spielt in dieser Woche am Sonntag um halb vier. Zu Leverkusen und zu dem Vergleich habe ich ja schon einiges geschrieben… siehe oben.

Ich melde mich am Freitag, nach der Pressekonferenz!

 

Freitag, 30. Oktober (Bens 12. Geburtstag)

Trotzdem – und trotz der Herbstferien in der Schule – muss ich meine Pflicht tun. Die letzten freien Tage, die ich noch habe für 2020, gehen drauf für Auswärtsspiele mit dem SC – Leipzig, Schalke und DFB-Pokal gegen X fallen mir da ein.

Die PK mit Christian Streich ist natürlich Dienstzeit; Der Trainer kündigte heute personelle Änderungen als sehr wahrscheinlich an. Für mich wäre eine Starelfberücksichtigung von Lukas Kübler denkbar; eventuell verbunden mit einem Rollentausch von „Jonny“ Schmid, der ins rechte offensive Mittelfeld rücken könnte. Roland Sallai müsste dann auf die Bank. Der Kicker schreibt, der Ungar habe zuletzt geschwächelt, was ich für das Spiel bei Union allenfalls für die jeweils letzte Entscheidung, den letzten Pass, bestätigen würde, nicht generell. Aber möglich ist, dass Roland Sallai rausrotiert.

Als ich die erste halbe Stunde der zweiten Halbzeit von Köpenick ansprach, in der es der SC wirklich gut gemacht und aus meiner Sicht dominiert hatte, schien sich Streich zu freuen. Vor allem gab er mir Recht. Vielfach war diese Spielphase in den Medien totgeschwiegen worden.

Egal wer kickt, der SC braucht am Sonntag eine Top-Leistung, um gegen Leverkusen einmal mehr ein enges Spiel  hinzukriegen und vielleicht – mit etwas Glück – zu gewinnen…

 

Ich übertrage das Bundesligaspiel des SC Freiburg gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntag ab 15 Uhr in der baden.fm-Bundesligashow.

 

Das Fußballspiel

(Mein 987. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Es war – in jeder Hinsicht – ein trostloser Nachmittag im Schwarzwaldstadion: Keine Fans, strömender Regen und eine bittere Niederlage – 2:4 gegen Bayer Leverkusen.

Der Sport-Club begann das Spiel, in dem er als klarer Außenseiter galt, überraschend stark. Schon nach drei Minuten führten kluges, mit Wucht und Präzision ausgeführtes Passspiel vor dem eigenen Strafraum, abgeschlossen mit einem perfekten Steilpass von Lukas Kübler in den Laufweg von Lucas Höler und einem coolen Außenristschuss des Stürmers zum überraschenden 1:0. Es war ein Angriff aus dem Bilderbuch, der die in dieser Szene schlecht sortierte Gäste-Defensive komplett aus den Angeln hob.

In der Folgezeit drängte der SC auf das 2:0, erzielte es in der siebten Minute vermeintlich auch, wurde aber wegen einer vorherigen Abseitsstellung von Passgeber Lucas Höler zurückgepfiffen. Gleiches galt in der 22. Minute für eine Rote Karte gegen Sven Bender, der den in den 16er startenden Lucas Höler kurz vor der Strafraumgrenze zu Fall brachte. Schiedstrichter Benjamin Cortus aus dem fränkischen Röthenbach an der Pregnitz entschied auf „Notbremse“. Videoassistent Felix Zwayer meldete Zweifel an und forderte den Schiri auf, sich die Szene noch einmal auf dem Bildschirm anzusehen. Hier erkannte der Unparteiische, dass Bayer-Verteidiger Edmond Tapsoba aus Burkina Faso, letzten Winter aus Portugal verpflichtet, auf gleicher Höhe mit Höler war und noch hätte eingreifen können. Das Kriterium „Verhindern einer klaren Torchance“ für einen Platzverweis war damit in Frage gestellt. Aus „Rot“ wurde „Gelb“. Alles regelkonform aber eben höchst unglücklich aus Freiburger Sicht, zumal dem SC auch im Abschluss das Glück nicht hold war. Zweimal  fehlte dem neben Höler sehr agilen Vincenzo Grifo das Quäntchen Glück: In der 25. Minute, bei dem Freistoß von der Strafraumkante, der auf das Rot/Gelb-Foul an Höler folgte, verfehlte der Ball das Leverkusener Tor nur knapp. In der 33. Minute verhinderte eine herausragende Glanzparade von Bayer-Keeper Hradecky nach einem Grifo-Kopfball einen weiteren SC-Treffer.

Zu diesem Zeitpunkt stand es freilich schon 1:1 – das sportliche Unglück hatte bereits seinen Lauf genommen. Tragischer Held: Nicolas Höfler. Der langjährige Leistungsträger, Absolvent der Freiburger Fußballschule und untadeliger Sportsmann auf dem Platz und auch daneben, war bärenstark in die Partie gestartet, hatte auffällig gute Szenen in  der unter Dauerdruck der Leverkusener anfangs sehr besonnenen und geschickt verteidigenden Freiburger Defensive. Dann unterlief  Freiburgs „Sechser“ aber ein folgenschwerer Fehlpass: Bedingt durch das Offensivpressing der Leverkusener plante Höfler einen Rückpass zu Dominique Heintz, spielte den Ball aber so ungenau, dass er zu einem Steilpass für den Leverkusener Alario mutierte und zum 1:1 führte.

Doch damit nicht genug: Noch vor der Pause leitete ein erneuter Ballverlust von Höfler die tatsächlich unverdiente Pausenführung der Gäste ein, die ohne Höflers unfreiwillige Mithilfe keine Mittel gegen die gut gestaffelte SC-Defensive zu finden schienen. Nach Höflers erneutem Ballverlust in der 42. Minute kam der Ball über Wirtz auf den rechten Flügel zu Lars Bender, dessen flache Hereingabe von Alario eiskalt zum 1:2 verwandelt wurde. Dann war Halbzeit.

 

Der SC kam trotz des Rückstands mit erhobenen Köpfen und unternehmungslustig aus der Kabine. Gleich nach Wiederbeginn spielt Vincenzo Grifo einen sehenswerten Doppelpass mit Christian Günter, der den Ball per Hackentrick weiterleitet. Grifos Schuss verfehlt das Tor nur knapp. Ich fasste es auf der Pressetribüne als ein Signal auf: Der SC nimmt die Niederlage nicht einfach hin, er wehrt sich, will den Ausgleich.

Inzwischen hatte sich das Bild auf dem Platz freilich gedreht: Leverkusen spielte hinten rum und wartete ab, ließ den SC das Spiel machen. Bayer wartete dabei auf Konter und natürlich auf Fehler des Gegners. Ein solcher unterlief in der 64. Minute ausgerechnet wieder Nicolas Höfler: Ein Pass landet beim Gegner, Wirtz bedient Amiri, der lässt Baptiste Santamaria stehen und trifft quasi aus dem Stand aus 20 Metern in den Winkel zum 1:3.

Schon war die neue Hoffnung, die aufgekommen war, als Super-Joker Nils Petersen kurz zuvor eingewechselt worden war, wieder dahin. Und doch wurde der Tausendsassa der Freiburger Fans, die zurzeit nur über Fernsehen und Radio dabei sein können, seinem Ruf als erfolgreichster Joker der Bundesligageschichte auch gegen Leverkusen wieder gerecht: In der 72. Minute verkürzte Nils, nach Pass von Grifo, auf 2:3. Doch nochmal Hoffnung, doch nochmal Daumen drücken… - aber nicht sehr lange. Vier Minuten nach dem Anschlusstreffer köpfte der eingewechselte Jonathan Tah einen Eckball – von Höler sträflich unbedrängt – zum 2:4-Enndstand ins Netz.

 

Das Nachspiel

Normaler Weise bleibe ich, wie ein Großteil der Kollegen, nach dem Abpfiff auf der Pressetribüne und warte auf die Pressekonferenz, der wir alle mit unseren digitalen Endgeräten virtuell beiwohnen. Nun dauert es, zumal im Corona-Sonderspielbetrieb, in dem ich keinen Interviewaufgaben nachgehen darf, gefühlt und auch in der Realität sehr lange, bis die PK beginnt. Nachdem ich meine Technik abgebaut und mein Köfferchen gepackt hatte, fuhr ich also schon mal mit dem Fahrstuhl nach unten und nahm in meinem Auto Platz. Hier stellte ich die Online-Verbindung zur PK her und wartete. Auch das wurde mir irgendwann zu fad und ich fuhr einfach mal los. In Höhe Ganter-Brauerei wurden die beiden Trainer angekündigt. Ich suchte mir einen Parkplatz, fuhr rechts ran und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Da ich ziemlich im Dunkeln saß, sah Presseprecher Sascha Glunk meine Handzeichen nicht – gerne hätte ich die eine oder andere Frage gestellt, Wie sich der Trainer angesichts des Formtiefs von „Chicco“ Höfler verhält, fragte dann der Kollege vom Kicker. Ich hätte, um etwas Positives anzusprechen, gerne gefragt, wie der Trainer die Leistung von Roland Sallai in der zentraleren Rolle des Angriffs beurteilt – wurde aber wegen der Dunkelheit im Wagen nicht gesehen. Also ich fand gut, wie Sallai im Zentrum gekickt hat, nur dass das mal gesagt ist. Ich fand den SC insgesamt ganz gut – hätte „Chicco“ nicht so einen schlechten Tag gehabt, wäre gegen Leverkusen mindestens ein Remis möglich gewesen. Das ist Fakt – den Unglücksraben Höfler so derart mit Schlamm zu bewerfen, wie zahlreiche User in diversen sozialen Netzwerken finde ich aber furchtbar. Ganz grundsätzlich – und bei einem verdienten Spieler wie „Chicco“ erst recht.  Das geht gar nicht. „Chicco“ hatte einen rabenschwarzen Tag, ja – so what? Das kann passieren, soll dann nicht verschwiegen werden aber was bei Facebook und Co. abging, war unerträglich. Was man diskutieren kann, ist, wie der Trainer und die Mannschaft ihrem „Sechser“ am besten dabei hilft, aus seinem Formtief, das schon ein paar Spiele anhält, schnellstmöglich herauszukommen. Der richtige Weg kann aber nur vom Trainer vorgegeben werden, der seine Spieler täglich im Training und in den Spielen erlebt. Respektlosigkeiten jeder Art sind da fehl am Platz.

Vor diesem Hintergrund entstand auch meine Zeitungskolumne „SC INTEAM“, die am Mittwoch in den Wochenzeitungen ReblandKurier und Wochenblatt, südlich von Freiburg erscheint. Hier ist sie als Vorveröffentlichung im SC-Tagebuch:

 

SC INTEAM

Nach der 2:4-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen meinte SC-Trainer Christian Streich mit Blick auf die Spielentwicklung, es sein schon „skurril“ gewesen. Bayer Leverkusen ist  ein Team aus den  „Big Five“ der Liga. Die vergangene Saison schloss die „Werkself“  als Fünfter ab – die ersten Fünf der Liga hatten freilich einen enormen Vorsprung vor dem Tabellenmittelfeld. Wer genau hinschaut erkennt, dieselben fünf Teams – Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen und Mönchengladbach – bilden auch nach sechs Spieltagen  der neuen Saison wieder die Spitzengruppe. Das skizziert ein enormes Problem der Bundesliga insgesamt, was hier und heute aber nicht das Thema ist. Hier geht es um den SC Freiburg, der das Spitzenteam aus Leverkusen am Sonntag zunächst gut im Griff hatte. Ein Pass, wie ein Geniestreich, von Lukas Kübler, ein cooler Abschluss von Lucas Höler – schon nach drei Minuten führte der SC vor coronabedingt leeren Rängen  mit 1:0. In der Folgezeit untermauerte der Außenseiter seine Führung und war dem 2:0 deutlich  näher als die Gäste dem Ausgleich. Und dann geschah das Skurrile: Vor dem vermeintlichen 2:0 durch Schmid stand Passgeber Höler im Abseits, der Treffer kam zurecht nicht in die Wertung. Dann foulte Sven Bender Lucas Höler kurz vor der Strafraumgrenze, sah „Rot“, was – auch wieder regelgerecht – vom Videoassistenten korrigiert wurde. Aus „Rot“ wurde „Gelb“ – Der Favorit blieb vollzählig.  Die Entscheidungen waren in der Sache korrekt, vermittelten aber in der Addition das Gefühl einer Freiburger Pechsträhne. Doch diese hatte erst begonnen … Ausgehend von einer Situation, in der der Sport-Club alles im Griff hatte und verdient in Führung lag, brachten drei Treffer von Bayer die Gäste auf die Siegerstraße, die allesamt von Ballverlusten des jahrelangen Leistungsträgers Nicolas Höfler eingeleitet wurden. Drei persönliche Fehler vom Routinier und plötzlich hieß es 1:3. „Joker“ Nils Petersen sollte noch einmal verkürzen bevor Bayer nach einem Eckball den 2:4-Endstand erzielte.

Der „Shitstorm“, der sich in den sozialen Netzwerken über den Unglücksraben Nicolas Höfler ergoss, aus der Anonymität heraus oder auch mit Klarnamen, war und ist mehr als unappetitlich. Ein verdienter Spieler, ausgebildet im Verein und seit Jahren eine Stütze, verdient einen anderen  Umgang der Öffentlichkeit mit einem persönlichen Leistungstief. Niemand verdient solche verbalen Fehlgriffe eines unkontrolliert grollenden Mobs; kein Lucas Höler, der früher häufig in die Rolle des Prügelknaben rutschte und auch kein Nicolas Höfler. Von der Rolle des „Sechsers“ geht für den oberflächlichen Beobachter selten Glanz aus. Dabei ist sie hoch komplex und verlangt außergewöhnliche Qualitäten. Außerdem findet sie in der Regel in Strafraumnähe statt und wenn an schlechten Tagen mal was schief geht, kann das schmerzhaft enden, für das ganze Team. Gerade so wie am Sonntag gegen Bayer Leverkusen. Höfler, 2008 Deutscher A-Jugendmeister mit dem SC, wird die Krise überwinden und auch den Shitstorm überstehen. Kopf hoch, „Chicco“! (Zitatende)

 

Zum Abschluss des Tagebuches zum sechsten Spieltag, schnell noch ein kleiner Blick voraus:

Am Samstag kickt der SC in Leipzig. Die Sachsen sind im Dauerstress, spielen am Mittwoch noch Champions League gegen Paris SG – vielleicht öffnet dieser Umstand ja ein kleines Türchen für den SC, um vielleicht das Kunststück der Vorsaison – am 16. Mai dieses Jahres – zu wiederholen und in Leipzig zu  punkten; so ganz unerwartet – eigentlich wie vor sechs Monaten, als die Jungs sogar fast gewonnen hätten. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, das auch so etwas mal passieren kann, in einer Liga, in der die Top 5 eigentlich enteilt ist. Nur besondere Umstände können da zu Überraschungen führen.

Wenn das Spiel in Sachsen programmgemäß, also mit einem Sieg der Platzherren, endet, kann sich der SC vielleicht gegen Mainz und in Augsburg etwas vom Tabellenkeller entfernen.

Sechs Punkte aus sechs Spielen – das ist nicht wirklich toll, aber die fünf Mannschaften, die hinter dem SC stehen, Hertha und Arminia (je 4), Köln und Schalke (je 2), sowie Mainz (0) wären froh und glücklich sechs Punkte zu haben.

Mein Rat an die SC-Fans – cool bleiben – und stets besonnen und anständig!

Je suis Chicco.