8. Spieltag der Fußball-Bundesliga, SC Freiburg gegen VfL Bochum

Samstag, 21. Oktober, 15.30 Uhr *

Europa-Park Stadion, Freiburg *

SC Freiburg - VfL Bochum*

 

Das Vorspiel

Auf geht’s in eine extrem intensive Phase mit drei englischen Wochen am Stück: Am morgigen Samstag, 22. Oktober, geht es im Europa-Park Stadion gegen den VfL Bochum. Dann folgt der Trip nach Serbien, zum Europa-League-Auswärtsspiel bei FK TSC Backa Topola; gespielt wird am Donnerstag, 26. Oktober, um 18.45 Uhr. Die nächste Station ist das Bundesligaauswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen (Sonntag29. Oktober, 17.30 Uhr). Wenn dann eigentlich der Zeitpunkt gekommen ist, um mal durchzuschnaufen, gibt es stattdessen das DFB-Pokalspiel gegen den SC Paderborn (Mittwoch, 1. November (Feiertag), Anstoß: 18 Uhr. Hintendran folgt das Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 4. November, 15.30 Uhr), das die dritte Englische Woche einleitet. Am Donnerstag, 9. November, um 21 Uhr steht das Rückspiel gegen Backa Topola auf dem Plan, bevor es dann am Sonntag, 12. November, um 19.30 Uhr – welch fanunfreundliche Anstoßzeit angesichts der Distanz – das Auswärtsspiel in Leipzig die intensive Phase beendet und mal wieder eine Länderspielpause vor der Tür steht.

Soweit mal der Überblick – und jetzt ein Blick hinter die Kulissen. Für mich als begleitenden Radioreporter aller dieser Spieler – neben meinem Hauptjob im Printbereich – wird das auch ein wahnsinniger Kraftakt. Und ich starte gerade mit denkbar ungünstigen Voraussetzungen:

Problem Nr. 1 – seit einigen Tagen plagt mich, wenn man so will, ein steifer Hals. Das heißt, ich bin ganz allgemein, speziell aber auch beim Autofahren schmerzbedingt bewegungseingeschränkt. Die Schmerzen sind auch sonst recht unangenehm.

Problem Nr. 2 – seit vorgestern kämpft mein Körper gegen eine sich anschleichende Erkältung. Ich kenne diesen Körper seit 63 Jahren und weiß genau, wenn er den Fight gegen den Schnupfen verliert, verlagert sich die Atemwegsinfektion auf meine Stimmbänder, im schlimmsten Fall raubt es mir die Stimme.

Problem Nr. 3 – Wie soll ich bei dieser Terminhatz das mit dem Tagebuch hinbekommen???

 

Lösung zu Problem Nr. 1: Ich habe bereits einen Hilferuf an meinen Freund Wolfgang Packi losgeschickt. Der Inhaber der Bad Krozinger Packi Klinik, die sich auf Schmerztherapie spezialisiert hat und mit der von Wolfgangs (verstorbenem) Vater entwickelten Lehre der Biokinematik und entsprechenden Therapien sensationelle Erfolge feiert, hat mir sofort einen Spontantermin bei seinem leitenden Arzt eingeräumt, der bei mir und einigen meiner Freunde solche und ähnliche Probleme schon häufiger in Nullkommanichts quasi weggezaubert hat. Ich weiß also: Das Schmerzproblem, den steifen Hals, ist schon heute Abend und vor allem morgen gegen Bochum und Mittwoch bis Freitag in Serbien, gelöst. Ohne Medikamente und ohne Hokuspokus, alleine durch die Biokinematik aus dem Hause Packi. Ich kann das nur jedem empfehlen. Eine Schande ist freilich, dass die gesetzlichen Krankenkassen diese bahnbrechend erfolgreichen Therapien kostentechnisch nicht übernehmen.

Lösung zu Problem Nr. 2:

Für den Fall, dass ich wirklich eine grippeähnliche Atemwegserkrankung bekomme – bisher erahne ich sie nur – werde ich mich vorsorglich Antibiotika verschreiben lassen. Ein bestimmtes Präparat hat meine Stimme in einer ähnlichen Situation schon einmal gerettet – besser und nachhaltiger als jedes Lutschbonbon, Spray oder sonst etwas. Offenbar sind die Probleme der Stimmbänder in solchen Situationen dann eben doch eher bakterieller Natur und verschwinden mit der Einnahme des Medikaments. Natürlich nehme ich das nur ein, wenn meine aktuelle Befürchtung wirklich eintritt und die Erkältung Raum greift. Eine Horrorvorstellung ist es, in Serbien zu sein und keine Stimme zu haben… Für einen Radiosprecher nicht so günstig. Deshalb will ich gewappnet sein und stehe bereits in Kontakt zu meiner Hausärztin,

Lösung zu Problem Nr. 3: „Schauen mer mal“ – Ich denke, dass ich – wie in Englischen Wochen üblich – den dritten Teil (Nachspiel) mit dem ersten Teil (Vorspiel) der nachfolgenden Partie jeweils kombiniere. Ich nenne das dann immer „nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ und diese Kapitel sind dann zu einhundert oder zu 90 Prozent deckungsgleich. Sonst kann ich das nicht leisten. Mal schauen, wie es läuft – garantieren kann ich gar nichts. Ich werde mir aber Mühe geben, habe schließlich Spaß am SC-Tagebuch…

Jetzt also Bochum. Hier meine Zeitungskolumne aus dem ReblandKurier vom vergangenen Mittwoch:

 

SC INTEAM

Gefühlt hatte der SC Freiburg einen durchwachsenen Saisonstart, nicht zu vergleichen mit den Erfolgsgeschichten der beiden  vergangenen Jahre. Bei genauerer Betrachtung  fällt auf, dass dem SC gegen dieselben sieben Gegner, gegen die er bislang gespielt hat, im zurückliegenden so erfolgreichen Jahr in Summe nicht  erfolgreicher war als in der aktuellen Saison: In Hoffenheim (1:2 / 0:0), gegen Bremen (1:0 / 2:0), in Stuttgart (5:0 / 0:1), gegen Dortmund (2:4 / 1:3), in Frankfurt (0:0 / 2:1), gegen Augsburg (2:0 / 3:1) und in München (3:0 / 5:0) holte der Sport-Club sowohl im Vorjahr als auch in dieser Saison zehn Punkte.

Auf die Stimmung drücken in diesem Jahr schwerwiegende personelle Ausfälle. Hier sind zu allererst Kapitän Günter in der Abwehr, Taktgeber Höfler im zentralen Mittelfeld und Zielspieler Gregoritsch im Sturm zu nennen. Bemerkenswert: Der SC hat zehn Punkte aus sieben Spielen geholt – trotz dieser und anderer personeller Ausfälle.

Im DFB-Pokal wurde erneut die zweite Runde erreicht. Freiburg trifft – wie im Vorjahr – im eigenen Stadion auf einen Zweitligisten; 2022 St. Pauli, diesmal Paderborn.

In der Europa League startete der Sport-Club spektakulär mit einem Auswärtssieg bei Olympiakos Piräus. Das Heimspiel gegen West Ham United ging knapp verloren. Die Konstellation in der Gruppe A, in der Freiburg auf dem zweiten Tabellenplatz steht, erlaubt es den Fans allerdings, realistisch auf ein „Überwintern in Europa“ zu hoffen.

In allen drei Wettbewerben stehen jetzt Schlüsselspiele an: Am Samstag, 21. Oktober, um 15.30 Uhr, gilt es gegen den VfL Bochum (live bei Sky und baden.fm) den Kontakt zum oberen Tabellendrittel der Bundesliga zu halten. Ein Sieg am Donnerstag, 26. Oktober, um 18.45 Uhr beim FK TSC Backa Topola (live bei RTL plus und baden.fm) wäre ein Riesenschritt im Kampf um den lukrativen zweiten Tabellenplatz der Europa-League-Gruppe und ein Heimsieg am Mittwoch, 1. November, um 18 Uhr gegen den SC Paderborn (live bei Sky und baden.fm) wäre der nächste Schritt in Richtung einer zweiten Finalteilnahme in Berlin, von der alle SC-Fans seit dem großartigen Erlebnis von 2022 träumen. Zwischendrin gilt es noch, am Sonntag 29. Oktober, um 17.30 Uhr (live bei DAZN und baden.fm) das Auswärtsspiel bei der „Mannschaft der Stunde“, Bundesliga-Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen, irgendwie zu überstehen.

Ginter (in München erkrankt) und Höfler (war für drei Bundesligaspiele gesperrt) sind ab sofort wieder mit dabei.  Weißhaupt war im Test gegen Basel (2:2) einer der auffälligsten Spieler im SC-Trikot und drängt sich für einen Einsatz auf. Ist Gregoritsch wieder fit? Schauen wir mal … Wichtige Weichenstellungen stehen an. (Zitatende)

 

Heute Morgen lief dann bei baden.fm zwei Mal mein Vorbericht für das morgige Spiel. Da ich mein Manuskript zufällig noch vorliegen habe, kann ich Euch auch diesen Text gerne vorstellen. Sicher werdet Ihr gewisse Parallelen feststellen, was ja auch irgendwie logisch ist:

SC-Aufsager für die Morniung.Show:

Einen wunderschönen guten Morgen! Nach der Länderspielpause hat Trainer Christian Streich wieder mehr gesunde Spieler zur Verfügung. Gewisse „Bankangestellte“, wie Noah Weißhaupt und Maximilian Philipp, konnten sich zudem im Testspiel gegen den FC Basel für einen Startelfeinsatz empfehlen. Die Sperre von „Chico“ Höfler ist abgelaufen und der taktgeber im zentralen Mittelfeld ist morgen genauso einsatzbereit, wie Zielspieler „Gregerl“ Gregoritsch in vorderster Reihe. Aber Vorsicht vor Bochum! Der VfL ist zwar ein „Kellerkind“, kommt aber gerade aus einem bemerkenswerten 0:0 in Leipzig. Eine vielbeinige Abwehr und schnelles Umschaltspiel war dort die taktische Marschrichtung des VfL. Ähnlich werden sie es in Freiburg versuchen. Der SC muss Lösungen für ein Spiel mit viel Ballbesitz finden! Mit drei Punkten gegen Bochum ließe sich die intensive Phase, mit drei Englischen Wochen am Stück, trefflich beginnen. (Zitatende)

 

Fehlt noch mein ganz persönlicher Vorlauf auf das Spiel – plus eine Besonderheit, die morgen auf mich wartet. Meine medizinischen Malaisen und die dafür vorgesehenen Korrekturen und Vorsichtsmaßnahmen für den Fall, dass… habe ich ja schon vorgestellt. Ich freue mich besonders auf das Spiel, weil ich nach vielen Jahren mal wieder mit einem langjährigen Wegbegleiter und Freund aus den Anfangsjahren meiner Reportertätigkeit zusammensitzen und klönen werde. Ich rede von dem einstigen Bundesligatrainer, dem offiziellen „Jahrhunderttrainer“ von Arminia Bielefeld und Weltenbummler mit Wahlheimat in Südafrika, Ernst Middendorp. Ernst kontaktierte mich neulich, berichtete, dass er am heutigen Freitagabend beim Zweitligaspiel Elversberg gegen Braunschweig sein würde und am Samstag gerne zum SC-Spiel gegen Bochum kommen würde. Ich lud ihn spontan als „Mikrofongast“ zu mir ein, organisierte seine Akkreditierung beim SC – Reaktion aus der Presseabteilung. „Das ist aber mal eine Legende“ – und denke, wir werden auch noch eine dritte Halbzeit haben. Und das hat folgenden Hintergrund:

Als Arminia, deren Fan ich damals schon seit mehr als einem Jahrzehnt war, Ende der Achtziger dem Abstieg in die dritte Liga, das war in meiner Heimat damals die Oberliga Westfalen, nicht mehr entgehen konnte und zudem quasi pleite war, wurde Ernst Middendorp erstmals Trainer bei Arminia – insgesamt sollte er nach der ersten Amtszeit noch zwei Mal erneut verpflichtet werden und man kann bis heute nicht ausschließen, dass er irgendwann noch ein viertes Mal übernimmt…

Damals hat Ernst der Arminia die Existenz gerettet. Er stellte damals, der finanziellen Not gehorchend, eine Mannschaft mit Amateurspielern aus den Landes- und Verbandsligen der Region zusammen und bot dem Publikum einen mitreißenden Fußball. Viele von diesen unbekannten Jungs sollten sich später große Namen im Profifußball erwerben – Yves Eigenrauch, Jockel Bode, Thomas Stratos – um nur einige zu nennen. Damals waren sie absolute Nobodys, die uns alle faszinierten. Zu den Heimspielen kamen damals beachtliche 8.000, 10.000, gegen Münster auch mal 15.000 Zuschauer – auswärts waren wir nicht selten mit 5.000 Schlachtenbummlern unterwegs. Es war eine geile Zeit, wenn auch fern des ganz großen Fußballs.

In diesen Zeit, es war nach denkbar knapp verpasstem Zweitliga-Wiederaufstieg, das zweite Jahr von Ernst bei Arminia, kam ich als Chef der Vereinszeitung dazu. Ernst und ich hatten sofort einen guten Draht zueinander, auch wenn dieses zweite Jahr nicht mehr so flockig lief, wie das erste unter seiner Leitung. 1990 wurde er gefeuert – und ich musste, als Chef-Schreiber der Almpost, die als Sonderbeilage im Westfalen-Blatt erschien, die Rechtfertigung des Vorstands formulieren… Das fiel mir ganz schön schwer, denn ich schätzte Ernst ja sehr, fand aber Worte, mit denen auch er leben konnte und die keine verbrannte Erde zurückließ. 1994, ich war inzwischen als Sportchef  zu Radio Freiburg FR 1, dem Vorgänger von baden.fm gewechselt, wurde Ernst von Arminia zurückgeholt und er führte die Mannschaft von der Regionalliga im Durchmarsch in die Bundesliga.

Doch Rückblende auf 1991 – ergänzend zu meinen Almpost-Aktivitäten sollte ich Arminia damals auch als Radioreporter für das neu gegründete Radio Bielefeld begleiten. Bevor das so richtig losging wollte ich üben und hatte mir dafür das Zweitligaspiel Osnabrück gegen Uerdingen augesucht. Ich rief Ernst an und fragte, ob er mich als Experte, quasi als Co-Kommentator begleite würde. Gesagt, getan – es wurde ein erfolgreicher Einstieg für mich ins Business.

Wir sahen uns sporadisch, auch weil Ernst Trainer beim VfB Rheine wurde, der in derselben Liga spielte wie Arminia. Dann kam mein Wechsel nach Freiburg und zeitgleich der bahnbrechende Erfolg von Ernst mit Arminia. Zum Zweitligaaufstieg im saarländischen  Neuenkirchen gratulierte ich persönlich, war natürlich vor Ort dabei und nahm ein Bad in meiner Vergangenheit. So riss der Kontakt zu Ernst nie ab und irgendwann hieß es in der Bundesliga Arminia Bielefeld gegen SC Freiburg. Für mich war das natürlich ein ganz besonderes Ereignis – es war aber auch ein professionelles Wiedersehen mit meinem alten Spezi Ernst Middendorp. Ich war mit einem Schwung von Freunden aus Südbaden vor Ort, die nicht schlecht staunten, als der Arminia-Trainer am Abend nach dem Spiel, das übrigens Bielefeld gewonnen hatte, mit mir und meiner Clique essen ging. So gab es über die Jahre immer wieder mal persönliche Begegnungen – mal feierte er seinen Geburtstag mit mir und Freunden im Pfauen in Umkirch, mal besuchte ich ihn, als er Trainer des FC Augsburg war, mit meinem Sohn zunächst im Mannschaftshotel in Elversberg und wir schauten uns das Spiel an.  Bei seinem dritten Engagement in Bielefeld (März bis Dezember 2007) rettete er der Arminia zunächst den Klassenerhalt um in der darauffolgenden Saison dann doch wegen ausbleibender Erfolge gefeuert zu werden. In dieser Phase besuchte ich ein Spiel der Arminia in Wolfsburg, weil ich das reisetechnisch ganz gut mit einem Auswärtsspiel des SC im Norden kombinieren konnte. Arminia gewann und abends saß ich mit Ernst und seiner damaligen Lebensgefährtin im kultigen Bielefelder „Kreta“ und wir feierten zünftig den „Auswärts-Dreier“ Nach seinem dritten Engagement in Bielelfeld, also seit 2008, war mein Spezi, von einem Kurz-Intermezzo bei Rot-Weiß Essen in 2009 eigentlich dauerhaft in aller Welt als Erstligatrainer unterwegs, Bangkok, Johannesburg, Maritzburg – Ernst war überall, bis er Ende der letzten Saison plötzlich in seiner Heimatregion beim SV Meppen aufschlug. Am letzten Spieltag der Dritten Liga kickte Meppen bei der U23 des SC im Dreisamstadion. Ich war allerdings mit den Profis in Frankfurt, sodass wir uns nicht über den Weg liefen.

Dafür klappt es ja morgen, beim SC-Spiel gegen Bochum; ein Wiedersehen nach vielen, vielen Jahren. Wir sind beide ältere Herren geworden; Ernst wird in ein paar Tagen 65 – ich bin 63. Wir haben uns nie so ganz aus den Augen verloren – die Achtung und Wertschätzung des anderen als Person und in seinem jeweiligen Job war aber von Anfang an da und gilt, denke ich, noch heute. Liebe Radiohörer, bitte nicht wundern, wenn ich morgen mal einen besonderen Experten mit am Mikrofon habe. Eine Legende.

Gerne hätte ich Ernst vor dem Anpfiff unser immer noch neues Stadion gezeigt, so hinter den Kulissen, das geht aber nicht, weil ich schon ab 13 Uhr im Stress bin: Vorbereitung auf das Spiel der U23 bei 1860 München, ab 14 Uhr, Livekommentar in drei Einblendungen von der ersten Halbzeit auf Bildschirmbasis. Dann übernimmt das Sendestudio die Meldungen vom Drittligaspiel und ich konzentriere mich ganz auf die Bundesligashow bei baden.fm. Da habe ich meinen alten Spezi dann voraussichtlich am Mikrofon dabei.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.112. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

 

Fortsetzung folgt…