Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League, Juventus FC Turin - SC Freiburg

Donnerstag, 9. März 2023, 21 Uhr *

Allianz Juventus Stadium, Turin *

Juventus FC Turin - SC Freiburg *

 

 Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Wie (fast) immer in Englischen Wochen ist dieses Kapitel sowohl das „Nachspiel“ der vorangegangenen Begegnung, wie auch das „Vorspiel“ zum bevorstehenden Kick. Wir befinden uns also zwischen dem 0:0 im Bundesligaspiel in Mönchengladbach und dem Achtelfinal-Hinspiel der Europa League zwischen Juventus Turin und dem SC Freiburg.

In Gladbach ging alles recht flott – die Interviews mit „Chicco“ Höfler und „Flekki“ Flekken sowie – nach der PK – mit Christian Streich, dann ging es mit dem baden.fm-Corolla 150 km Richtung Heimat, bis nach Kleinmaischeid, wo ich ein Fläschchen guten Roten vom Fritz (Wassmer) wegflexte und übernachtete. Am Sonntagmorgen wachte ich auf, schaltete einen Podcast ein und… plötzlich lief da ein anderer Podcast. Schnell realisierte ich, dass ich ungewollt noch einmal eingeschlafen war und mich jetzt aber sputen musste… Schließlich wollte ich das Abstiegsduell der Zweiten Liga zwischen Braunschweig und „meiner“ Arminia live im Fernsehen verfolgen… Als ich erst nach zehn aus Kleinmaischeid wegkam – so ein Frühstück mit Spiegelei und Bacon lässt man sich ja nicht entgehen… - war klar, dass ich das Spiel zuerst nur im Radio hören konnte; über die Radio-Bielefeld-App versteht sich, mein direkter Nachfolger als Arminia-Reporter, Dr. Ulrich Zwetz, ist da noch immer am Rohr; genau so ausdauernd wie ich in Freiburg. So fuhr ich nach dem Autotausch am Funkhaus mit einem Lächeln nach Hause. Nicht nur, weil ich Radio Bielefeld hörte und so quasi in die eigene Vergangenheit eintauchte, sondern auch weil Arminia sehr schnell 1:0, 2:0 und dann sogar 3:0 in Braunschweig führte. Am Fernseher verfolgte ich dann wie die Eintracht zurückkam und das Spiel am Ende 3:3 endete – ein wenig enttäuschend nach einer so klaren Führung…

Es folgte der obligatorische Sonntagsbesuch meiner meiner Mutter im Pflegeheim, die stets damit verbundene Erdung und Relativierung des „Fußball-Wahnsinns“ und dann war bald schon wieder Tatort-Zeit; der Münster-Tatort; ich war aber irgendwie abgelenkt und unkonzentriert.

Am Montag feierte meine liebe Frau, Yoany, ihren 50. Geburtstag. Mit ihr habe ich wirklich Glück gehabt. Ich gratulierte ihr herzlichst und fuhr zur Arbeit.

Hier entstand als erstes meine regelmäßige Kolumne:

 

SC INTEAM

Da an anderer Stelle in dieser Zeitung ausführlich auf das internationale Abenteuer des SC Freiburg und das morgige Europa League Spiel um 21 Uhr bei Juventus Turin (live bei RTL und baden.fm) eingegangen wird, konzentriert sich diese Kolumne auf das „Brot-und-Butter-Geschäft“ des SC, die Bundesliga.

Regelmäßige Beobachter des Sport-Clubs rieben sich in Mönchengladbach zunächst die Augen: Mit dem japanischen Internationalen „Litz“ Doan und dem österreichischen Nationalstürmer Michael Gregoritsch fehlten zwei Hochkaräter in der Startelf, „Gregerl“ hatte die Reise an den Niederrhein gar nicht erst angetreten. Während bei Doan die Kraft, nach einem Infekt, noch nicht für mehr als einen Kurzeinsatz reichte, kurierte Gregoritsch seinen Infekt in Freiburg aus, war aber am Wochenende schon wieder im Lauftraining. Die intensiv analysierte Raumaufteilung des Gegners hatten Christian Streich dazu veranlasst, im Borussia-Park mit einer ungewohnten 3-5-2-Formation aufzutreten. Die behäbige Spielweise der ersten 45 Minuten hatte aber nichts mit der Formation zu tun. Mut und Tempo fehlten, um Borussia vor der Pause zu gefährden. Bei Halbzeit wechselte Streich diese Tugenden per Ansage an seine Jungs quasi ein und so bestimmte der SC den Großteil der zweiten Halbzeit. Fast wäre dem Bundesliga-Debütanten Merlin Röhl kurz vor Schluss noch der Siegestreffer gelungen, doch  Plea grätschte in letzter Sekunde den Ball weg. So nahm der SC Freiburg „nur“ einen Punkt aus Mönchengladbach mit, eine Ausbeute, die Bayern München und Leipzig bei ihren Gastspielen im Borussia-Park übrigens versagt geblieben ist. Bester Freiburger in Mönchengladbach war Torhüter Mark Flekken, der in der mäßigen ersten Halbzeit bei drei Großchancen der Gladbacher seine Extraklasse bewiesen hatte.

Drei Tage nach dem außergewöhnlichen Gastspiel beim Weltverein Juventus Turin wartet das Heimspiel gegen den badischen Rivalen TSG 1899 Hoffenheim auf den SC. Anstoß gegen die abstiegsgefährdeten Kraichgauer ist am Sonntag, 12. März, um 15.30 Uhr (live bei DAZN und baden.fm). Trotz des Trainerwechsels – Pellegrino Matarazzo kam für André Breitenreiter – konnte der veritable Absturz der Hoffenheimer nicht aufgehalten werden; der „Dorf-Club“ aus dem Sinsheimer Vorort hat die letzten sieben Bundesligaspiele allesamt verloren, zuletzt mit 1:0 bei Mainz 05. Zwischen den beiden Kräftemessen mit Juventus Turin gilt es, Konzentration, Galligkeit und Spielfreude auch im Bundesliga-Alltag auf den Platz zu bringen, sonst droht gegen Hoffenheim womöglich eine böse Überraschung. Allerdings hat der SC schon in der EL-Gruppenphase bewiesen, dass er mit solchen Herausforderungen umgehen kann.  (Zitatende)

 

Und damit war der Gladbach-Kick für mich abgeschlossen. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Der Sport-Club kickt bei Juve; Wahnsinn! Dieses außergewöhnliche Spiel ist Anlass genug, den „Kommentar zum Weltgeschehen“ im ReblandKurier morgen ausnahmsweise dem Fußball zu widmen. Hier ist der Text, voller unvergesslicher Erinnerungen…

 

Der Kommentar

Der SC auf großer Bühne

Von Frank Rischmüller

Das Abenteuer Europapokal begann für den SC Freiburg im Jahr 1995 mit zwei Spielen gegen Slavia Prag. Es war ein kurzes Abenteuer, denn  nach Hin- und Rückspiel (1:2/0:0) war „Feierabend“ für den damals international komplett  unerfahrenen Sport-Club.

Einen zweiten Ausflug auf das internationale Parkett durfte  der SC  im Jahr 2001 wagen. Beim nicht sonderlich prominenten slowakischen Vertreter  Matador Puchov gab es am 11. September – an jenem 11. September, an dem die Welt den Atem anhielt –  ein 0:0. Im Rückspiel qualifizierte sich der SC durch einen 2:1-Sieg für die zweite Runde, in der es eher nachbarschaftlich zuging: Gegner war der FC St. Gallen aus der Schweiz. Nach dem 0:1 im Dreisamstadion erlebten 15.000 mitgereiste SC-Fans einen grandiosen 4:1-Sieg in Zürich, wohin das Spiel aus St. Gallen verlegt worden  war. Jetzt stand, in Runde drei,  erstmals ein großer Name ins Haus: Der SC kickte – zunächst auswärts – bei Feyenoord Rotterdam und verlor  im Stadion „De Kuip“ denkbar knapp mit 1:0. Erstmals hatte man das Gefühl, der SC drehe mit  an einem ganz großen Rad. Beim Rückspiel in Freiburg kam der Sport-Club aber gegen den späteren UEFA-Cup-Sieger Feyenoord nicht über ein 2:2-Remis hinaus und schied aus. Rückblickend  war das Duell  ein erstmaliger Kontakt zum wirklich  großen europäischen Fußball. Erst 2013 durfte der SC Freiburg international wieder mitmischen. In der Gruppenphase der neuen Europa League, mit Slovan Liberec aus Tschechien, Estoril Praya aus Portugal und dem FC Sevilla, wurde Freiburg Dritter und schied aus. Das stand aber erst nach dem 0:2 im letzten Heimspiel gegen den späteren Sieger dieser  Gruppe und der Europa League insgesamt, FC Sevilla, fest. Die Spanier sind von der Prominenz her in etwa  mit Feyenoord zu vergleichen, das Aufeinandertreffen kann also als ein zweiter internationaler  Markstein in der Freiburger Vereinsgeschichte gelten.

Im August 2017 verpasste der SC gegen den namenlosen slowenischen Vertreter NK Domzale   die Qualifikation zur Europa League, um dann, 2022, den großen Wurf zu landen: Gegen Olympiacos Piräus aus Griechenland, den FC Nantes aus Frankreich und Qarabag FK aus Aserbaidschan gelang – ohne eine einzige Niederlage – der Gruppensieg und erstmals die Qualifikation für die k.o.-Runde.

Jetzt steht ein Vergleich an, der die Spiele gegen Feyenoord Rotterdam (2001) und  FC Sevilla (2013) noch einmal deutlich in den Schatten stellt: Am morgigen Donnerstag, 9. März 2023, trifft der SC Freiburg im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League in Turin auf die „Alte Dame“ des europäischen Spitzenfußballs, Juventus FC. International ist das der vorläufige sportliche Höhepunkt in der  119-jährigen Vereinsgeschichte, gefühlt auf einer Höhe stehend mit dem bisherigen nationalen Höhepunkt, der  Teilnahme am DFB-Pokalfinale im letzten Jahr.  28.000 SC-Fans wollten nach Turin reisen – nur 2.100 bekamen reguläre Gäste-Tickets. Für alle anderen wird es ein mediales Ereignis von bisher noch nicht erlebter  sportlicher Bedeutung.

 

Frank Rischmüller ist Print- und Hörfunkjournalist. Seit 16 Jahren ist der 62-Jährige Redaktionsleiter im WZO- Verlag. Schon im 30. Jahr in Serie begleitet er den SC Freiburg als Hörfunkreporter zu allen Spielen. (Zitatende)

 

Heute ging über die Ticker, dass das italienische Innenministerium verfügt habe, dass zum CL-Rückspiel SSC Neapel gegen Eintracht Frankfurt keine Eintracht-Fans kommen dürften - also keine Gästetickets für SGE-Anhänger. Keine Ahnung, was da in Italien los ist; auch beim Freiburger Spiel in Turin ist etwas gründlich schief gegangen… 14.000 SC-Fans hatten sich um 28.000 Karten für Turin beworben. 2.100 Karten gab Juve – analog zum UEFA-Reglement – heraus. Rund 1.500 weitere findige SC-Anhänger nutzten nun die Vorverkaufsphase, die Dauerkarteninhabern und Juve-Mitgliedern vorbehalten ist und den Umstand, dass der Fußball-Hype in Italien nicht so groß ist wie in Deutschland. Sie traten Juventus als Mitglied bei (eine „Light-Mitgliedschaft“ für 40 Euro) und kauften dann ganz normal ihr Ticket; Recherchen der Badischen Zeitung brachten das Ergebnis, dass alles korrekt abgelaufen sei und die deutschen Fans als Juve-Mitglied akzeptiert würden. Montag dann die Wende: Wegen Sicherheitsbedenken der Behörden würden alle diese Mitglieder-Tickets, die in Deutschland gekauft worden seien, storniert hieß es. Rechtlich fragwürdig, vermute ich mal, emotional natürlich eine eiskalte Dusche für die Fans, die natürlich Reisen und Hotels gebucht haben etc. und sich vor allem wie Bolle auf das Spiel gefreut haben. Jetzt kann man nur hoffen, dass es ruhig bleibt in der Stadt, denn viele, viele werden anreisen – auch ohne Karte; da bin ich sicher. Da das Stadion nicht ausverkauft ist (bzw. war), hätte man sicher Lösungen finden können, um die neuen Juve-Mitglieder aus Südbaden in einem Block unterzubringen, wobei die meisten sowieso die Karten im Nachbarblock des Gästeblocks gekauft hatten, wenn ich den Netzwerk-Einträgen folge. Unschön, unschön. Juve zahlt zwar den Ticketpreis zurück, heißt es – 60.000 Euro Mitgliedsbeitrag aber vermutlich nicht…

 

Ich selbst habe diese Karten-Sorgen zum Glück nicht. Ich fahre beruflich nach Turin, genau wie meine Begleiter Daniela (Kicker / Mittelbadische Presse) und Andreas (ReblandKurier). Vierter Mann im Bunde ist Jörg, der ohne Karte anreist. Er geht davon aus, das Spiel mit anderen kartenlosen SC-Fans in irgendeiner Kneipe zu schauen. Nachdem er sich die drei Tage beruflich freigeschaufelt hatte, wollte er mit, auch wenn er und sämtliche Freunde bei der Verlosung des SC leer ausgegangen waren.

Um 9 Uhr morgen früh geht es los. Mit einer Stunde Mittagspause auf halbem Weg sollten wir um 16 Uhr am Hotel sein (Best Quality Hotel Politechnico). Um 18.15 Uhr ist im Allianz Juventus Stadium Pressekonferenz des SC Freiburg mit Christian Streich und Vincenzo Grifo. Einzelinterviews mit den beiden sind angefragt und zugesagt. Ausstrahlung voraussichtlich im Abendprogramm von baden.fm und online bei www.baden.fm.

Außerdem muss ich dringend die Technik auf der Pressetribüne checken – der Pressemann von Juventus konnte mit meiner LAN-Anforderung nichts anfangen. Ich vermute, es handelt sich um ein sprachliches Problem, denn immerhin gibt es auf jedem Reporterplatz in der Bundesliga und gab es in Piräus, Nantes und Baku einwandfrei funktionierende LAN-Verbindungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Turin anders ist. Für alle Fälle habe ich neulich beim Spiel der Freiburger U23 gegen jene des BVB schon mal die Probe aufs Exempel gemacht und habe das Drittligaspiel mit der B-Lösung übertragen; auf Basis von W-LAN – und WiFi wurde von den Italienern garantiert. Es wird schon klappen… so oder so.

Und dann war da noch die Sache mit dem Bart: Vor dem ersten Europa League Kick in Piräus habe ich gesagt: Ich rasiere mich erst wieder, wenn der SC international ein Spiel verliert. Das war damals am 14, September 2022, meinem 62. Geburtstag. Irgendwann sah ich aus wie Rübezahl und liebe Freunde, die Hausers, schleppten mich zum Edel-Barbier; Bart trimmen... Auf jeden Fall bin ich jetzt seit einem halben Jahr Bartträger... Und was passiert nach Turin? Bei Sieg oder Remis natürlich nichts... Aber wenn der Fall eintritt, dass ich den Bart wieder abrasieren könnte, stehe ich vor einer Gewissensentscheidung. Manche sagen: "Der Bart steht Dir!" - andere geben zu bedenken: "Der Bart macht Dich älter!". Meine Frau sagt: "Mach, was Du willst - ist  mir egal..." Nachdem sie anfangs strikt gegen meine Bartwette war, ist das zumindest ein Fortschritt. Gut, dass der SC nicht in Turin verliert und ich die Bart-Entscheidung (noch) nicht treffen muss...

Ich übertrage das Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League zwischen Juventus Turin und dem SC Freiburg am Donnerstag ab 20 Uhr (Anstoß: 21 Uhr) live aus Turin.

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.087. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Das Spiel im Allianz Stadium des Juventus FC war leider nicht ausverkauft. Während Hunderte von SC Fans draußen bleiben mussten – andere hatten sich „very tricky“ noch hineingelogen, teilweise mit Ticket und einem Zwanni Schmiergeld für den Ordner, damit der nicht allzu sehr nachforscht, blieb eine vierstellige Zahl von Schalensitzen leer, weil Juve es derzeit nicht schafft 37.000 Italiener zum Stadionbesuch zu animieren.

Sportlich war das Spiel spannend aber nicht wirklich mitreißend. Dafür fehlten vor allem vor dem Tor der Platzherren aufregende Abschlussszenen des SC. Auf der anderen Seite musste Mark Flekken zwei, drei Mal professionell zugreifen, um Schlimmeres zu verhindern. So gingen die Protagonisten des Fußballabends torlos in die Kabinen.

Kurz nach dem Wechsel hinderte niemand den ehemaligen Frankfurter Flankengott Kostic an einer Flanke vom linken Flügel ins Zentrum. Dort stieg der beste Juve-Kicker, der argentinische Weltmeister Angel di Maria, hoch und ließ Mark Flekken mit seinem Kopfball keine Abwehrchance.

In der 64. Minute brüllte ich dann einen der lautesten und längsten Torschreie der laufenden Saison ins Mikrofon. Nach einer Freistoßflanke und einem Kopfballduell von Ginter mit einem Juve-Akteur prallt der Ball vor die Füße von Lucas Höler, der eiskalt zum vermeintlichen 1:1 abschließt. Die Spieler und Fans aus Freiburg jubeln, ich, der Radioreporter, schreie, was das Zeug hält. Der VAR checkt den Treffer und … erkennt ihn nicht an. Die Frage, die der VAR wohl klären wollte und musste: Hat Ginter den Ball mit einem strafbaren Handspiel zu Höler befördert oder nicht? Dabei war unbedeutend, ob er den Ball mit der Hand berührt hat, was relativ unstrittig war. Die Frage lautete: War es ein strafbares Handspiel, denn eine Absicht war dem Freiburger Abwehrspieler nicht zu unterstellen. Am Ende war es wohl eine 50:50 Entscheidung oder vielleicht 60:40 pro Handspiel weil der Ball halt, bevor er bei Höler landet deutlich Ginters Hand berührt. Unmittelbar zuvor hatte die Kugel aber wohl auch die Hand am gestreckten Arm des Turiner Gegenspielers touchiert. Zeitlich geringfügig vorgelagert hätte zunächst das geprüft werden müssen oder können. Was für ein Handspiel von Ginter spricht, spricht auch für ein Handspiel des Juve-Spielers, somit wäre auch Elfmeter eine mögliche Entscheidung gewesen. Unglücklich für den SC, dass es weder Elfmeter gab, noch das Tor Anerkennung fand. Ich gebe zu, auf die Elfmetervariante bin ich auch erst lange nach dem Spiel aufmerksam geworden…

In der Folgezeit zog sich Juventus Turin, was für Bundesliga-Spitzenmannschaften derselben Kategorie, also Bayern, Dortmund oder Leipzig, eher untypisch ist. Die Italiener standen extrem tief und ließen Freiburg anrennen. Dabei ließen sie natürlich ihre legendäre Abwehrstärke erkennen und setzten auf schnelle Konter. Oft rief ich während meiner Einblendungen: „Werdet nicht zu offen! Geht kein zu hohes Risiko! 1:0 ist doch super für’s Rückspiel – 2:0 wäre tödlich!“

Am Ende ging alles gut, will sagen, es blieb beim 1:0.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Rückblickend war Turin ein tolles Erlebnis. Am ersten Abend gab es Pizza und schweren italienischen Wein, gemeinsam mit Kollegen und SC-Fans in einer Sports-Bar, wo auch Bayern gegen Paris lief. Mit meinen Freunden Andreas und Jörg lernte ich die Stadt am Donnerstag auf E-Scootern kennen. Wir hatten Glück beim Wetter und genossen ein fantastisches Essen in der Sonne im T-Shirt und das in tiefsten Herzen der norditalienischen Metropole. Nach dem Spiel dauerte es lange, bis Christian Streich zur PK und zum Interview kam und noch länger, bis die Spieler in die Mixedzone kamen. Mit „Maxi“ Eggestein und „Lucki“ Höler hatte ich dann zu später Stunde doch noch zwei nette Gesprächspartner. Dann fuhr mich Andreas durch die leeren Straßen Turins vom Stadion ins Hotel zurück. In einem Konferenzraum, den man auch als Hotelhalle bezeichnen könnte, erledigte ich den Rest-Job… Nachbericht fürs Radio schreiben, vertonen und verschicken; Vorbericht für Hoffenheim schreiben, vertonen und verschicken. Kaum war ich durch und hatte mit Dosenbier von der Hotelrezeption angestoßen, stießen ein paar Fans vom Hochrhein zu uns. Sie hatten, genau wie unser Freund Jörg, der aber schon schlief, keine Karten gehabt und das Spiel in einer Sportsbar geschaut. Es wurden dann in Summe drei oder vier Bierchen. Wir hörten uns die Interviews und die Berichte an, die ich nach Deutschland geschickt hatte und hatten dann irgendwann die nötige Bettschwere. Am Freitag fuhren wir dann über die Alpen zurück nach Südbaden.

Hier stand schon wieder das Bundesliga-Heimspiel gegen Hoffenheim auf dem Programm. Zwar erst am Sonntag, aber mit Vorprogramm für mich…

Am Samstag begleitete ich die U15 der SG Markgräflerland zum Meisterschaftsspiel der C-Junioren-Landesliga in Oberachern gegen den Acherner JFV. Ben und seine Komplizen siegten mit 4:0 und haben als Aufsteiger gute Chancen auf einen Durchmarsch in die Verbandsliga. Ich kommentierte das Spiel wie immer, wenn ich dabei bin, radioreportermäßig in unserer Eltern-Whatsapp-Gruppe.

Am Sonntag fand ich mich dann schon um 12.30 Uhr am Europa-Park Stadion ein. Wo schon einiges los war. Nur auf der Pressetribüne war ich der Erste. Ich schloss meine Übertragungseinheit an, baute Bens Laptop vor mir auf und schaltete MagentaSport ein. Auf Bildschirmbasis kommentierte ich in den folgenden zwei Stunden das Drittliga-Spiel der U23 als Gast des  FC Ingolstadt. Nach einem Freistoß köpfte Jung-Profi Robert Wagner kurz vor Schluss das Goldene Tor zum sechsten Sieg der SC-Talente in Serie. Gegen 14.52 in etwa lief meine Schlusseinblendung – um 15 Uhr begann dann die baden.fm-Bundesligashow. Ich übertrug das Bundesligaspiel SC Freiburg gegen TSG 1899 Hoffenheim live…