Erste Hauptrunde im DFB-Pokal 21/22, FC Würzburger Kickers - SC Freiburg

Sonntag, 8. August 2021, 18.30 Uhr

Flyeralar Arena, Würzburg

FC Würzburger Kickers - SC Freiburg

Das Vorspiel

Auf ein Neues, Freunde! Die Saison 2021/2022 steht in den Startlöchern. Der SC Freiburg, unser SC Freiburg, beginnt am Sonntag mit einem Auswärtsspiel im DFB-Pokal bei den Würzburger Kickers mit der Pflichtspielserie und ich bin guter Dinge, dass es eine angenehme Saison wird, wenn Corona nicht wieder dazwischen grätscht. Die angedachten zwei „fertigen“ neuen Spieler wurden bisher zwar noch nicht verpflichtet, aber der Umstand, dass bislang keine Spieler aus der Kategorie Leistungsträger abgegeben wurden lässt mich genauso frohlocken wie die Auffrischung von außen. Und die hat es ja wirklich gegeben: U21-Nationalspieler Nico Schlotterbeck ist nach seiner Leihe zum 1. FC Union Berlin sicher gestärkt zurück zu seinem Stammverein gekommen, vor allem auch mit einer kompletten Saison Bundesligaerfahrung. Dass Nico umworben wird, ehrt ihn und den Sport-Club, der seine Qualitäten früh erkannt und Nico in die Bundesliga geholt hatte. Der Bursche ist jung und vielleicht nicht ideal beraten – sein öffentliches Pokern um einen höher dotierten Vertrag bei einem vermeintlich größeren Verein hat mich gestört und er sollte es lassen. Sonst fällt man als Jungspund in Freiburg nicht nur beim Trainer schnell in Ungnade, was der jungen, hoffnungsvollen Karriere abträglich wäre.

Weitere Blutauffrischung erhielt der Bundesligakader aus den eigenen Reihen. Sechs „Aufstiegshelden“ der U23 des Vorjahres haben einen Bundesligavertrag erhalten und das völlig zurecht. Erst letzte Woche in Straßburg bestätigte mir Trainer Christian Streich in einem ersten Face-to-Face-Interview nach dem „Sonderspielbetrieb Corona“, dass er einigen dieser Jungs tatsächlich den Sprung in die Bundesliga und eine entsprechende Karriere zutraut. Die Kandidaten sind der Torwart Noah Atubolu, die Abwehrspieler Kimberly Ezekwem und Killian Sildillia, der Mittelfeldspieler Noah Weißhaupt, dessen Vaters Spiele beim SC ich schon kommentieren durfte, und die Stürmer Kevin Schade und Nishan Burkart. Alles richtig gute Jungs, kann ich versprechen, denn spätestens seit dem für den Drittligaaufstieg entscheidenden Spiel im saarländischen Elversberg, das ich bei baden.fm live übertragen durfte, bin ich ein Fan der U23 des SC. Mitglied im „FFF“, dem Förderverein Freiburger  Fußballschule, bin ich ja schon länger – und mit immer größer werdender Überzeugung.

Im aktuellen Kader der U23, die nach zwei Spieltagen in der Dritten Liga noch ungeschlagen ist, stehen auch noch Jungs, die mittelfristig beim SC zu Höherem berufen werden könnten: Der erst 18-jährige Max Rosenfelder ist so einer; ein Diamant, dem die Zukunft gehören könnte, wenn er und sein Umfeld auf dem Teppich bleiben. Der Finne Julius Tauriainen (20) und der Schweizer Guillaume Furrer (20) waren schon mit im Trainingslager der Bundesligaprofis und sind die nächsten Kandidaten für einen Bundesligavertrag. Zwei Neuzugänge des Drittligisten SC Freiburg II könnten mittelfristig auch noch „oben“ anklopfen: Raphael Assibey-Mensah (wird Ende des Monats 23) kam vom Regionalligisten Schott Mainz und  ist mir bei seinen beiden Einsätzen gegen Wiesbaden und in Magdeburg in der Offensive brutal aufgefallen und in den wenigen Minuten, die er bisher gespielt hat, fand ich auch den Auftritt des Niederländers Vincent Vermeij (27), der vom MSV Duisburg kam, um dem Angriffsspiel der Freiburger  U23 als einer von drei älteren Spielern, die bei Bundesliga-Reserven in der Dritten Liga zeitgleich auf dem Platz stehen dürfen, Erfahrung zu vermitteln, diesen Vermeij also, beim MSV Torjäger und Held der Anhängerschaft,  finde ich sehr viel versprechend. Man darf gespannt auf die Entwicklung dieser Jungs sein.

Zunächst genießen natürlich die Arrivierten aus dem Bundesligakader einen Vertrauensvorschuss. Wenn es am Sonntag um 18.30 Uhr – natürlich live bei baden.fm – mit dem Pokalspiel in Würzburg losgeht, werden die gewohnten Namen der Vorsaison auf dem Platz stehen. Flekken im Tor, ich erwarte eine Dreierkette, in der Lienhart und Nico Schlotterbeck gesetzt sind, vermutlich Gulde als Dritter, vielleicht schickt Streich aber auch Sildillia in die Feuertaufe. Im Vierermittelfeld erwarte ich rechts Schmid, zentral Höfler und Santamaria, links Günter. Offensiv spricht links alles für Grifo, rechts für Ungans EM-Held Sallai – nur in der Zentrale bin ich mir nicht sicher… Demirovic hat mich in Straßburg nicht wirklich überzeugt, Petersen kommt aus einer Verletzung – vielleicht beginnt Höler zentral. An nächsten dran als Alternativen sind in der Abwehr Heintz, im Mittelfeld Keitel und im Angriff eben Höler oder Demirovic, je nachdem, wer in der Startelf steht.

Und der Gegner?

Wenn Dir als Bundesligist in der ersten Runde aus dem Amateurtopf ein Zweitligaabsteiger zugelost wird, ist das meistens eines der schwersten Lose. Andererseits hat es bei den hoch gesponsorten Kickers nach dem Abstieg aus der zweiten Liga einen mächtigen Umbruch gegeben. 17 Spieler mussten gehen – 14 kamen neu dazu. Da ist noch viel Sand im Getriebe und der Saisonstart in der Dritten Liga ging daneben: 0:1 bei 1860 München verloren und auch am Montag in der heimischen Flyeralarm-Arena setzte es gegen den SC Verl eine 0:1-Niederlage. Ich habe mir das Spiel gegen den Club aus meiner Heimatregion Ostwestfalen über 90 Minuten angeschaut und war jetzt von den Leistungen der Würzburger nicht vom Sitz gerissen. Sie haben eine gewisse Wucht und man sollte ihnen keine Chance zu schnellem Umschaltspiel geben; da sind sie flink und mitunter auch kombinationssicher. Also: Die Kontersicherung beim muss funktionieren und nicht so pennen, wie beim ersten der beiden Testspiele in Straßburg. Ich bin sicher, in zehn Spielen gegen Würzburg gewinnt Freiburg neun Mal. Aber Sonntag, im Pokal, sollte es eben nicht dieses eine Mal sein, bei dem sich die Kickers durchsetzen… Nach dem Abstieg, dem personellen Umbruch und dem verhagelten Saisonstart mit zwei Niederlagen weiß jedes Kind in Würzburg, dass ein Erfolg im DFB-Pokal gegen einen Bundesligisten viele Gräben schließen könnte - viele Fenster kitten und dass es zudem ein Neuanfang wäre, ein Wendepunkt, den der – wenn ich mich recht entsinne – von Felix Maggath beratene Verein, irgendwann in allernächster Zeit ohnehin irgendwie hinkriegen muss. Da kommt doch ein noch nicht im Rhythmus befindlicher Bundesligist gerade recht…

Ich habe die Würzburger Kickers gegen Verl über 90 Minuten beobachtet. Meine Erkenntnisse habe ich oben schon „verballert“ – wirklich Sorgen um den SC mache ich mir nicht. Das Spiel könnte eigentlich nur im Kopf verloren gehen.

 

Mein Countdown beginnt heute Abend, wenn ich das Kollegengespräch für die Morningshow von baden.fm am Freitagmorgen vorbereite. Freitagabend schaue ich mir dann in Ruhe die Freitagsspiele der Pokalrunde an. Bremer SV gegen Bayern ist wegen Corina-Alarm bei den Norddeutschen auf den 25. August verschoben worden, also bleiben noch zwei Partien: Dynamo Dresden gegen SC Paderborn verspricht interessant zu werden. Da ist der Ausgang völlig offen. Auch das Spiel 1860 München gegen Darmstadt 98 ist nicht ohne, ich sehe die Hessen aber klar in der Favoritenstellung.

Am Samstagmittag hole ich dann den baden.fm-Toyota vom Funkhaus und fahre zu einer internen Veranstaltung zum neuen Stadion. Ich bin da vom SC oder besser von einem SC-Sponsor über baden.fm als Moderator gebucht. Eine gute Stunde ist angesetzt. Dann geht’s nach Bad Krozingen, wo mein Sohn Ben, der altersmäßig in die C-Junioren aufgestiegen ist, mit seiner neuen Mannschaft, die jetzt als SG Markgräflerland firmiert gegen Hagenau aus Frankreich antritt – eine Stützpunktsauswahl, wie Ben erzählt hat. Es ist das letzte Testspiel vor der Sommerpause. Hoffentlich fehlen nicht zu viele gute Jungs wegen der Ferien…

Im Nachgang schaue ich im TV, was sich im Pokal ergeben hat und schlummere dem ersten Pflichtspieleinsatz der neuen Saison entgegen… Zwar betreue ich als Reporter jetzt auch die U23 in der Dritten Liga, diese Spiele zähle ich aber nicht in meiner Statistik.

Sonntagmorgen werde ich gegen 10.30 Uhr starten und erstmal nach Stuttgart fahren, wo ich in der City ein Hotelzimmer reserviert habe. In der Mittagszeit checke ich ein, esse ein bisschen was und fahre danach weiter Richtung Main-Franken. Als ich kurz vor Weihnachten, nach dem knapp verlorenen Pokalspiel in Stuttgart, von dort aus für die Festtage nach Bielefeld gereist bin, sind wir mitten durch Würzburg gekommen. Seither weiß ich, wo das überhaupt liegt. Zwei Stunden vor Spielbeginn werde ich am Dallenberg eintreffen, auf dem Presseparkplatz meine Akkreditierung in Empfang nehmen und schon sind wir wieder im Rhythmus. Um 18 Uhr beginnt unsere Radio-Show, um 18.30 Uhr ist Anpfiff. Ob es eine PK mit Präsenz gibt, weiß ich zur Stunde noch nicht. Wenn ja, komme ich etwas später weg, ansonsten denke ich, dass ich mich spätestens um 21 Uhr wieder auf den Rückweg machen kann, spätestens um 23 Uhr bin ich dann wieder in Stuttgart, um das Erlebte und vielleicht auch ein spätes Abendessen zu verdauen.

Wenn ich Montagmorgen aufwache, wird der erste Gedanke sein: Ich habe Urlaub!

Das gilt aber nur für den WZO-Verlag, denn im Radio geht’s natürlich um den Talk nach dem Spiel und so weiter.

Ich freue mich, dass es wieder losgeht!

 

Das Fußballspiel

(Mein 1016. SC-Livespiel (Profis) am Radio-Mikrofon)    

Der SC Freiburg startete in baby-blau in die neue Pflichtspielsaison. So ungewohnt bekleidet dominierte der SC das Spiel und kontrollierte seinen Gegner bis zur vorletzten Minute. Besonders deutlich war der Zwei-Klassen-Unterschied in der ersten Halbzeit, in der der Bundesligist vier klare Chancen herausspielte. Ich haderte am Mikrofon schon mit der Effizienz als Jonathan Schmid die vierte der angesprochenen Möglichkeiten, unmittelbar vor dem Pausenpfiff, zur 0:1-Halbzeitführung nutzte. Als Vorbereiter hatten auf dem linken Flügel Kapitän Christian Günter und als gedankenschneller Passspieler Lucas Höler geglänzt.

In der zweiten Hälfte flachte die Partie etwas ab, der SC hatte aber weiter die Kontrolle und die Würzburger Kickers blieben harmlos … bis zur dritten Minute der Nachspielzeit, in der Nico Schlotterbeck nach einem langen Ball aus der Würzburger Hälfte, einen Fehler bei der Aufnahme des Gegners macht und so den Stürmer Sané die Chance zum Abschluss gibt. Es war nur eine Schrecksekunde, denn der Würzburger Angreifer knallt den Ball aus spitzem Winkel über das Tor. Abpfiff, Ende, Runde zwei.

 

Das Nachspiel

Wider Erwarten fand nach dem Spiel eine präsenz-Pressekonferenz statt. Das war aufgrund der Enge des Presseraums und der anwesenden Personenzahl (immerhin mit Maske) vermutlich genauso wenig DFL-coronakonform, wie der Umstand, dass ich mich beim Verlassen der beengten Räumlichkeiten plötzlich mitten zwischen den SC-Profis stand. Ich beeilte mich, Abstand zu gewinnen,  um nicht Schuld an irgendeiner Infektion im Kader  zu sein – man weiß ja nie, trotz doppelter Impfung… - stand dann draußen vor der Tür, noch im abgesperrten Bereich, aber doch neben einem Athleten im Freiburg-Look: Torwart Mark Flekken war da. Ich grüßte ihn, bedankte mich für ein persönliches Glückwunschvideo, dass er mir zu meinem 60. Geburtstag hatte zukommen lassen und gratulierte ihm zu einer tollen Rettungsaktion nach einem Würzburger Freistoß, unmittelbar zwischen dem 0:1 und dem Pausenpfiff. „Das war ja mein Torwarteck“ spielte Mark seine Leistung runter, wünschte mir einen guten Heimweg und ich schlenderte zum Auto; glücklich, dass die Saison wieder begonnen hatte, der SC siegreich geblieben war und ich noch immer so viel Freude an meinem Job habe. Trotzdem zerrt der Job mit zunehmendem Alter immer mehr an den Kräften und ich war froh, auf halbem Weg, in Stuttgart, mein Nachtquartier zu wissen. Ich schlenderte durch das Vergnügungsviertel der Landeshauptstadt, in dem Weltmeister Kevin Großkreutz mal skandalträchtig einen auf die Mappe bekommen hatte und testete in verschiedenen Bars die Whisky-Cola-Mischungen. Im Kopf blieb ich ziemlich klar, aber bei meinem Bemühen, endlich entscheidend abzunehmen, warf mich der Abend erheblich zurück. Im Rahmen einer medizinisch begleiteten Abnehmaktion hatte ich nach zehn Tagen etwa acht Kilo abgebaut – zwei Tage nach dem Whisky-Exzess von Stuttgart waren 1,5 Kilo plötzlich wieder da… Als ich das noch nicht wusste, fuhr ich nach einem netten Frühstück am Montagmorgen, bestens gelaunt wieder nach Hause - und quasi dem Urlaub entgegen.