1. Spieltag der Gruppenphase der UEFA Europa League, Olympiacos Piräus gegen SC Freiburg

Donnerstag, 21. September 2023,

21 Uhr (MESZ) Karaiskakis-Stadium,

Piräus Olympiacos Piräus - SC Freiburg

 

Mittwoch, 20. September 2023, übrigens mein 15. Hochzeitstag. Für Letzteres müssen Video-Call und Fleurop herhalten. Ich sitze auf dem Flugfeld vom Zürich Airport, in einer Maschine der Fluggesellschaft Aegean, die gerade anrollt um uns in knapp drei Stunden nach Athen zu fliegen. Gerade so wie vor einem Jahr und einer Woche, als der SC ebenfalls in der Gruppenphase der Europa League stand und im September in Piräus antreten musste. Ich habe wunderbare Erinnerungen an meine Reise mit Uwe und Wolfgang, zwei guten Freunden, die diesmal nicht mit dabei sind. Wolfgang, der passionierte Jäger, ist auf Hirschjagd in Slowenien und Uwe ist Gast auf einer Hochzeitsfeier oder so. Andreas und Jörg, zwei weitere gute Freunde, reisen mit einer späteren Maschine nach, kommen erst am späten Abend in Griechenland an. Ich bin dienstlich vor Ort und will die Pressekonferenz des SC um 18.30 Uhr Ortszeit nicht verpassen. Hinterher sind Interviewtermine mit Christian Streich und Maximilian Eggestein, der mit dem Coach zur Pressekonferenz kommt, geplant. Ich habe insgesamt einiges zu tun: Ankunft um 14.50 Uhr Ortszeit, Übernahme des Mietwagens auf dem Flughafengelände (nicht nach Shuttle-Transport irgendwo in der Pampa - man lernt ja dazu), Fahrt zur Unterkunft, „Apartment Nina“

- ups, wir starten gerade -  

Einzug ins Zimmer bzw. die angemietete „Villa“, dann schnell in den Pool hechten, um dann ein sogenanntes Kollegengespräch mit Moderator Noah Schönberger bei Baden.fm führen. Das läuft so zwischen 16 Uhr und 17 Uhr im Radio. Dann muss ich mich auch schon fertigmachen, um zum Stadion nach Piräus zu fahren, wo die PK und die Interviews stattfinden. Außerdem werde ich vor Ort den Nachrichtenaufsager - so nennt man das - also den etwa einminütigen Vorbericht zum Spiel, für die Morningshow „Baden.fm-Frühstücksclub“, produzieren. Die Interviews mit Streich und Maxi werden ein erste Mal bereits im Abendprogramm mit Conny Ferrin ausgestrahlt. Danach gehts für mich zurück zur „Villa“, in deren Nähe ich hoffentlich ein gutes Restaurant finden werde, wo ich gut essen und trinken sowie auf Andreas und Jörg warten kann. Die beiden haben auch eine „Villa“ in derselben Ferienanlage wie ich gebucht und ich übernehme am Nachmittag schon mal den Schlüssel.

Bei der Auswahl der Unterbringung standen drei Argumente im Vordergrund, die drei Ps, wenn man so will: Parkplatz, Pool und Preis. Tiefgarage oder Parkplatz sind unabdingbar, wenn man mit einem Auto in Athen unterwegs ist - sonst hast Du schlechte Karten. Der Pool ist hilfreich, weil es in Athen über 30 Grad hat und ich, wegen meiner Vorgeschichte als Reiseleiter und Fremdenführer absolut kein Besichtigungstyp bin. Das habe ich über Jahre beruflich oder nebenberuflich gemacht - in der Freizeit muss das heute nicht mehr sein. Ich habe es total genossen, letztes Jahr, vom Pool auf dem Dach meines Hotels die Akropolis zu sehen - das war ein Glücksgefühl. Hinrennen und mit Touristenscharen die alten Steine aus der Nähe betrachten, das schenke ich mir. Aber natürlich ist das mit meiner Reiseführer-Vergangenheit ein Sonderfall.

Olympiakos gegen den SC - letztes Jahr war das ein reiner Spaß… 0:3 gewonnen, klar überlegen gespielt. Das wird dieses Jahr schwerer, denn der SC kommt nicht getragen von einem genial gelungenen Saisonstart mit dieser spielerischen Leichtigkeit daher, sondern nach einer 5:0-Klatsche in Stuttgart und einer 2:4-Heimniederlage gegen Dortmund nach Griechenland. Auch mit Verletzungssorgen und vermutlich nicht so selbstbewusst wie 2022. und Olympiakos? Die haben nach der komplett enttäuschenden Vorsaison in der Liga und auch in der EL-Gruppe, wo sie hinter dem SC, Nantes und Qarabac Vierter und Letzter wurden, fast die gesamte Mannschaft ausgetauscht. Jetzt sind sie in Griechenland Tabellenführer, seit neun Pflichtspielen ungeschlagen und haben auch in Europa einiges vor, wie man so hört.

Andererseits sage ich mir, dass es eben die griechische Liga bleibt, die im Ranking deutlich hinter der Bundesliga rangiert und international kaum wahrgenommen wird. Es ist also nicht Juventus, auf den der SC da morgen trifft. Und beim Spiel gegen Dortmund hat mir vieles sehr gut gefallen. Ohne die Rote Karte hätte der SC die Partie "never ever" verloren. Ich sehe die Chancen des SC auf etwas Zählbares beim ersten Auswärtsspiel der EL-Saison also nicht so schlecht. So souverän und mit drei Toren Vorsprung, wie im letzten Jahr, nee, daran glaube ich nicht - aber grundsätzlich etwas holen in Piräus, vielleicht sogar einen knappen Sieg landen - warum nicht?

Natürlich gibt es - Stand jetzt, 12.40 Uhr, irgendwo über Italien (vermute ich mal) ein paar Unwägbarkeiten. Sind Gregoritsch, Höler und/oder Philipp einsatzfähig? Verzichtet Streich, wegen der bevorstehenden Bundesliga-Sperre auch in der Europa League auf Höfler, um sich das Duo Eggestein/Röhl einspielen zu lassen? Das hat ja zum Bundesligastart schon ganz gut funktioniert und war zudem von Erfolg gekrönt. Viele offene Fragen also, da ich hier im Flieger sitze und das medienöffentliche Training der Jungs in Freiburg folglich verpasse. Ich denke aber ohnehin, dass Trainer Streich personell pokert und weder im Training, noch in der PK ernsthaft durchblicken lässt, wer für einen Startelfeinsatz in Frage kommt.

Zurück zum touristischen Teil meiner Dienstreise. Natürlich hätte ich liebend gerne wieder das Hotel im Zentrum von Athen, mit Tiefgarage und Pool auf dem Dach, auch für diesen Europa League Trip gebucht - ging aber nicht, war auf allen Portalen und auch bei direkter Kontaktaufnahme komplett ausgebucht. So kam ich an die private Anlage mit der „Villa“, auf die ich wirklich mal gespannt bin. Preislich nahm sich das nichts, wir sind aber nicht im Zentrum und auch etwas weiter weg vom Hafenort Piräus. Je nach Verkehrslage muss man wohl eine halbe bis eine Stunde Wegstrecke einrechnen. Aber das macht ja nix, ich habe ja Zeit. Heute, wenn es zur PK geht, kann ich das ja schon einmal testen.

Wenn sich jemand fragt, warum ich denn ab Zürich fliege - nun, das hat preisliche Gründe. Nach der EL-Auslosung stiegen die Preise für die relevanten Flüge ab Basel sprunghaft an. Ab Zürich nicht im gleichen Maße und zudem wohnt ja mein Sohn Jérôme schon seit Jahren in Zürich und ich kann das alles sehr entspannt angehen. Gestern bin ich, nach einem recht stresseigen Produktionstag im Zeitungsverlag - am heutigen ist ja unser ReblandKurier erschienen - noch eine halbe Stunde, zum Abschied nehmen und Abendessen, bei meiner Familie gewesen und bin gegen 20.15 Uhr im Baden.fm-Corolla losgefahren. Um 21.45 Uhr war ich bei Jérôme und seiner Partnerin Céline, habe mit dem Junior die zweite Halbzeit von PSG gegen Dortmund geschaut und ein kleines Fläschchen Wein geleert. Danach konnte ich mich im Gästezimmer, das dann ab Dezember zum Kinderzimmer wird, entspannt ablegen und der Europa League Reise entgegenträumen.

Der Handy-Wecker ging um sieben, das ist meine übliche Weckzeit. Dann habe ich noch zwei Tassen Kaffee geschlürft, meine familiären Gastgeber begrüßt und bin zu einem Parkhaus, 12 Autominuten vom Airport entfernt, gefahren, das ich online gefunden und gebucht hatte. Ich hatte mich nämlich erinnert, dass das Parken am Zürcher Flughafen ganz schön teuer ist. Über 100 Franken hatte es das letzte Jahr anlässlich der Athen-Reise gekostet. Der Parkplatz mit Shuttleservice kostet jetzt 61 Euro, ist also deutlich günstiger und der Service war exzellent. Eine nette junge Dame hat mich in einem modernen Kleinbus abgeholt und zum Flughafen gefahren, wo sie, oder jemand anderes, mich am Freitag auch wieder abholen wird. Vielleicht verliert man auf Hin- und Rückweg ein Viertelstündchen, ich habe aber Zeit und möchte die Ausgaben für meinem Auftraggeber Baden.fm so gering wie möglich halten. Ich empfinde es schließlich als einen Luxus und, als feiberuflich Beschäftigter, ein großes Privileg, dass sich ein so kleiner lokaler Radiosender den Aufwand und die Kosten auflädt. Hut ab, baden.fm! Und danke schön! 

Waren die EL-Reisen im vergangenen Jahr von der Planung und der Durchführung her sehr unterschiedlich - Piräus mit Flug ab Zürich, Nantes mit Flug ab Basel über Edinburgh (!), weil es viel günstiger war, Baku mit Flug ab Düsseldorf und schließlich Turin per Auto - sind zumindest die Touren für die Gruppenphase alle im gleichen Strickmuster: Besuch bei Jérôme, Flug ab Zürich… heute nach Athen/Piräus, im Oktober nach Belgrad plus Mietwagen-Tour nach Novi Sad und zum Spielort Backa Topola und im Dezember nach London. Bei den Linksfahrern werde ich allerdings auf einen Mietwagen verzichten. Entweder öffentliche Verkehrsmittel oder wir nehmen zu mehreren zusammen ein Taxi. Nach London reisen ja viele meiner Freunde mit.

Schaut man sich die Freiburger Gruppe in dieser Europa League Saison an, kommt man fast zwangsläufig zu einem Ranking - West Ham United aus der englischen Premier League gilt wohl als Favorit für den Gruppensieg. Backa Topola aus Serbien, ein Dorfverein mit Mini-Stadion (4.500 Plätze) und absoluter Neuling auf europäischem Niveau ist vermutlich sportlich der Außenseiter der Gruppe. Wenn sich das bestätigt, kommen der Sport-Club und Olympiakos für den lukrativen zweiten Platz in Frage. Nimmt man das so als gegeben hin, wobei es meistens anders kommt als man vorher glaubt, könnte die morgige Partie in Piräus schon ein Schlüsselspiel im Kampf um Platz zwei sein. Bei einem Auswärtspunkt oder gar einem Sieg könnte der SC ganz entspannt dem Heimspiel gegen West Ham entgegenblicken und gegen die Briten im eigenen Europa-Park Stadion vielleicht sogar punkten. Geht der Kick morgen schief und der SC steht im ersten Heimspiel gegen West Ham schon mit dem Rücken zur Wand, wäre das für die Stimmung im Team und rundherum nicht leistungsfördernd.

Andererseits kann und darf unsere Erwartungshaltung nicht sein, dass wir erneut eine solche traumhafte Europa League Saison geschenkt bekommen und erleben, wie im vergangenen Jahr… Aber hoffen darf man ja… Der Landeanflug auf Athen hat begonnen. Es war eine gute Idee, die Flugzeit mit dem Tagebuch und einer kleinen Flugzeug-Mahlzeit zu füllen, gute Sache!

Donnerstagmorgen in Athen. Gestern lief alles, wie am Schnürchen. Am Flughafen erhielt ich einen Peugeot 208, nach 20 Minuten hatte ich die gebuchte Unterkunft erreicht und konnte mich freuen: „Apartment Nina“ ist eine Art Herrenhaus - deshalb wohl „Villa“ - über den Dächern der Stadt, mit einem wunderbaren Panorama-Blick, abgeschlossenem Parkplatz und einem traumhaften Pool. Nachdem ich meinen Nachmittagstalk bei Baden.fm und ein schnelles Bad im Pool hinter mir hatte, verwöhnte mich Hausherrin Nina, die mit ihrer Familie eine der drei Wohnungen bewohnt, die anderen beiden vermietet sie, mit einem griechischen Imbiss und einem Glas Wein. Der kühle Weiße schmeckte so gut, dass ich den Namen wissen wollte, um ein, zwei Fläschchen zu kaufen. Nina erklärte mir, dass es den Wein im Supermarkt eher nicht gäbe, da sie ihn direkt aus der Kellerei beziehe, sie werde mir und uns zwei Flaschen besorgen. So kam es dann auch.

Kleiner Nachteil der exklusiven Lage unserer Unterkunft auf dem Penteli-Berg ist die Distanz nach Piräus auf der anderen Seite der Stadt. Aber dafür habe ich ja den Peugeot, mit dem ich im Feierabendverkehr der griechischen Metropole eine knappe Stunde bis zum Karaiskakis-Stadion von Olympiakos benötigte. Am und im Stadion fand ich mich schnell wieder zurecht und bekam noch das Ende der PK der Griechen mit. Es ginge darum, die eigenen Emotionen im Griff zu haben, war ein Satz des Dolmetschers, den ich auffing.

Ich nahm die Akkreditierungen für Andreas, meinen Chef beim ReblandKurier, und mich entgegen und wartete auf die Ankunft der Freiburger Delegation: Christian Streich, Maximilian Eggestein und das Presseteam des SC, angeführt von Pressesprecher Sascha Glunk. In der PK begrüßte Sascha die griechischen Kollegen und lächelnd "zwei Freiburger Kollegen". Die anderen aus unserer üblichen Gruppe in Begleitung des SC waren digital zugeschaltet. Ich ahne, dass die meisten erst heute, am Spieltag anreisen. In der PK bestätigte Christian Streich, dass Michael Gregoritsch verletzt ausfallen wird und Manuel Gulde wegen einer Gelb/Roten Karte im letzten EL-Spiel der Vorsaison, im Frühjahr gegen Juventus, gesperrt sein wird. Die zuletzt angeschlagenen Philipp Lienhart, Lucas Höler und Maximilian Philipp seien aber einsatzfähig, genauso wie der genesene Yannick Keitel. Mit im Kader für das Spiel bei Olympiakos ist auch der hoch aufgeschossene Stürmer Maximilian Breunig von der U23 aus der Dritten Liga.

Direkt nach dem, durch die Übersetzungen etwas längeren, PK kam Christian Streich zum Interview mit mir. Maxi Eggestein ging schon in den Stadioninnenraum, zwecks TV-Interviews. Sascha Glunk nahm mich dann einfach mit hinaus, wo ich im weitgehend leeren Stadion auch mit dem Mittelfeldakteur ein Interview aufzeichnete, bevor mich die UEFA-Kontrolleurin wiedr rausschmiss . Die beiden Talks liefen im Abendprogramm von Baden.fm und auch nochmal in der heutigen Morningshow, die ich via App in Griechenland verfolgte.

Nach den Interviews löste sich die Versammlung von Protagonisten und Medienleuten im Karaiskakis-Stadion weitgehend auf. Ich ging in den Pressearbeitsraum, wo ich ganz alleine war. Ich überspielte die Interviews via Mail und machte mich daran, meinen eigenen Vorbericht zu schreiben und aufzuzeichnen. Auch diesen schickte ich noch nach Freiburg, dann war der Job erledigt. Ein Kollege vom RTL-Team kam zu mir und fragte mich nach meiner Einschätzung bezüglich Formation und personeller Besetzung. Ich antwortete ihm: "Aus meiner Sicht eher Viererkette als Dreierkette." Wer denn dann, neben Höler, zweiter Offensiver im Zentrum sein könnte, nachdem Gregoritsch passen müsse, fragte der RTL-Mann. "Ich habe keine Insiderinfos, aber wenn ich Trainer wäre., ich würde Sallai mit in die Zentrale nehmen", entgegnete ich. 

Für die Rückfahrt brauchte ich diesmal eine knappe halbe Stunde. Nina kam und legte den bestellten Weißwein in den Kühlschrank der größeren Wohnung, in der meine beiden Kumpels wohnen würden. Gegen 23 Uhr hiesiger Zeit kamen Andreas und Jörg dann auch an. Sie waren begeistert von der Unterkunft, die ich ja ausgesucht hatte. Gut gelaunt leerten wir die beiden kühlen Flaschen Weißwein auf dem geräumigen Balkon ihrer Wohnung, mit Blick auf die Dächer des beleuchteten Athen - ein Panorama wie ein Traum. Das (reporter-)Leben ist schön...

Am Donnerstagmorgen habe ich meine beiden Spezis schnell von unserem Berg hinunter zu einer Taxistation gebracht. Ich selbst verzichte auf Sightseeing (s.o.) und freue mich auf einen langen Tag am Pool, bevor es heute Abend richtig hitzig und spannend wird.

Ich kommentiere das Gruppenspiel der UEFA Europa League zwischen Olympiacos Piräus und dem SC Freiburg am Donnerstagabend ab 20 Uhr (Anstoß: 21 Uhr MESZ) live bei Baden.fm

 

Das Fußballspiel

(Mein 1.107. SC-Livespiel am Radio-Mikrofon)

Ich sitze wieder im Aegean-Flieger, bin auf dem Rückweg. Dummer Weise hat mein iPad keinen Akku mehr und ich tippe diesen Text in mein Handy. Das wird vermutlich die orthographische Fehlerquote noch weiter erhöhen… (Sorry!) Apropos Fehlerquote - die lag beim Europa League Spiel ungewöhnlich hoch… es begann mit einem wirklich irren Ballverlust von Grifo am eigenen Strafraum. Es war nicht zu fassen! Aus dem Mega-Bock des Leistungsträgers und italienischen Nationalspielers entwickelte sich eine „Hundertprozentige“ für die Griechen, die aber zunächst vom stark spielenden Ginter auf der Linie vereitelt wurde. Der Nachschuss ging am Tor vorbei… Glück gehabt!

Der nächste Mega-Bock geschah drei Minuten später auf der anderen Seite des Spielfelds: Freire, einer der drei neuen Argentinier von Olympiakos, spielte einen Rückpass zum Torhüter, der unterwegs „verhungerte“. Sallai, der tatsächlich in der offensiven Zentrale des SC  aufgeboten wurde (s.o.) erlief sich die Kugel und versenkte sie cool zur Freiburger Führung (9.).

Das Fehlerfestival auf beiden Seiten ging aber noch weiter: Atubolu verschätzte sich beim dritten Eckball der Griechen. Der Ball, frech als direkt verwandelter Eckball geplant, überraschte den jungen Torwart, der jedoch Glück hatte, denn der Ball prallte gegen die Latte.

Dann der nächste Mega-Bock: Schmidt macht es dem artgentinischen Olympiakos-Kollegen Freire nach und spielt einen Rückpass zum Torwart, der aber unterwegs „verhungerte“. Die Gastgeber aber schlagen, anders als Sallai zuvor, kein Kapital aus dieser vergleichbaren Situation, einer wahren Großchance - Atubolu macht sich breit und klärt - Mann gegen Mann - mit einem Reflex. Das freute mich für das große Torwarttalent (und für den SC). 

Dann war wieder Freiburg offensiv an der Reihe - urplötzlich bot sich den Gästen eine geniale Konterchance - allerdings hätte Doan den Kollegen Höler auch sehen und anspielen müssen; „Lucky“ hätte alleine auf den griechischen Torwart zulaufen können… „Litz“ sieht das aber nicht, sondern vertändelt den Ball (40.) Im Gegenzug - immer noch 40. - wird der Ausgleich fallen: Weder der als Linksverteidiger aufgebotene Schmidt, noch der ganz in der Nähe stehende Grifo hinderten den starken Olympiakos-Brasilianer Rod…(Name ist mir entfallen - hab kein WLAN) an seiner gefährlichen Flanke von der rechten Außenbahn. Im Zentrum verpassen es Lienhart und der ansonsten sehr stark spielende Kübler, zu klären, sodass der marokkanische Mittelstürmer El … (siehe oben) aus kurzer Distanz zum 1:1 vollstrecken kann.

Fünf Minuten später ist die reguläre Spielzeit der ersten Hälfte abgelaufen. Es gibt aber fünf Minuten Nachspielzeit und das hat folgende Bewandtnis: in der Frühphase der Begegnung waren Hezze, ein anderer Spieler aus dem argentinischen Trio von Olympiakos, und Sallai vor dem Freiburger Strafraum, bei einem Kopfballduell, aneinandergeraten. Objektiv richtig ist, dass Sallai hier ein Foul spielt, aber keine Tätlichkeit begeht. Im Eifer des Gefechtes hatte er den Argentinier mit Oberarm oder Schulter … das Nasenbein gebrochen, wie sich später herausstellen sollte. Es hätte also vielleicht Freistoß für Piräus geben können - den der niederländische Schiedsrichter aber nicht gepfiffen hat. Und da kein Rot-würdiges Verhalten vorlag, griff der VAR nicht ein. Das wiederum forderte unberechtigt aber gestenreich und aufgebracht der Olympiakos-Trainer. Der Schiri bremste ihn mit der Gelben Karte, während Hezze minutenlang behandelt wurde, um dann verletzt ausgewechselt zu werden.

Deshalb also fünf Minuten Nachspielzeit… Als die fast abgelaufen waren, latscht ein Olympiakos-Spieler dem ballführenden  „Litz“ Doan tollpatschig auf den Fuß. Doan stürzt und der Schiri zeigt nach kurzem Zögern auf den Punkt. Das Foul war unstrittig, der Tatort eindeutig im Strafraum, ein glasklarer Elfmeter… Natürlich ist „Vince“  beim SC erster Elfmeterschütze; andererseits hatte er schon zwei sehr haarige Szenen, wirkte unkonzentriert und fahrig. „Hat der wirklich die Eier, den Elfmeter nach dieser Vorgeschichte zu schiessen?“ frage ich in meinem Livekommentar bei Baden.fm und habe kein gutes Gefühl dabei, als ich sehe, wie sich „Vince“ auf den Strafstoß vorbereitet… Plötzlich steht „Vince“ auch noch im Gewitter von Laserpointern - so ein unsportliches Gesocks auf den Rängen bei Olympiakos… Grifo aber bleibt cool. Scharf und ideal platziert feuert „Vince“ den Strafstoß ins untere linke Eck. Der Torwart hatte richtig spekuliert, kommt aber nicht dran an die Kugel… Der SC geht mit einer etwas schmeichelhaften 1:2-Führung in die Halbzeitpause.

Nach dem Wechsel verwaltet der SC die Führung recht souverän, lässt kaum mal eine Torchance der Gastgeber zu. Bis zur 75. Minute - draußen stehen Weißhaupt und Philipp, um die Abwehr durch neuen Angriffs-Elan zu entlasten. Doch noch bevor die beiden neuen Offensiven ins Spiel kommen, „klingelt" es hinter Atubolu. Einen Distanzschuss, den Atubolu wohl gehalten hätte, fälscht der Marokkaner im Sturmzentrum der Griechen kurz vor dem Kasten und eben nicht im Abseits stehend, unhaltbar ab. Da hatte die SC-Abwehr „gepennt“. Ich sag ja, es war ein Fehlerfestival… Bevor es mit 2:2 weiter geht, kommen Weißhaupt und Philipp für Grifo und Sallai, die beiden Freiburger Torschützen, auf den Platz.

Klar machen die Olympiakos-Fans nach dem Ausgleich auf den Rängen „Alarm“, wollen jetzt die komplette Revanche - und ihr Trainer wechselt frische Angreifer ein. Ein wenig mache ich mir Sorgen um den SC, der aber hinten nichts anbrennen lässt und vorne zu seiner dritten Ecke kommt. Doan flankt ins Zentrum - der Ball streicht über verschiedene Scheitel hinweg und landet halbrechts, aber zentral genug bei Philipp, der „aufzieht“, einen Gegenspieler ins Leere springen lässt und dann mit seinem etwas schwächeren linken Fuß abzieht - der Ball landet in der 86. Minute zum 2:3 im Netz. Ich jubele wie entfesselt am Mikrofon... Noch einmal gibt es fünf Minuten Nachspielzeit - ein drittes Mal schafft Olympiakos den Ausgleich aber nicht. Am Ende steht der zweite SC-Sieg in Piräus.Etwas glücklich vielleicht, aber wegen der hohen Effizienz und der Offensivqualität von Sallai und Philipp auch etwas verdient.

 

Das Nachspiel

Nachdem ich zunächst, mit zwei Kollegen (BZ/Kicker) irgendwie im Kabinentrakt des Stadions gelandet bin, wo Sportvorstand Jochen Saier humorvoll erklärt, meine etwas extravagante Hose sei „ein Statement“ und die Jungs von der Presseabteilung uns freundlich den Weg zur Mixedzone erklären, verrate ich meinen Plan, Trainer Streich in der Mixedzone zum obligatorischen Interview zu bitten, da ich mir die PK schenken will, um keinen interessanten. Gesprächspartner aus dem Spielerkreis zu verpassen. Die Torschützen und Gintes, der sehr  stark war, habe ich im Kopf. 

So geschieht es dann auch - allerdings viel später als gedacht. Erst um kurz vor 1 Uhr Ortszeit - kurz vor Mitternacht in Deutschland - kommt Streich als Erster zum Talk. Die Spieler nach und nach erst, als es in Deutschland schon Freitag ist - in Griechenland 1 Uhr durch.

So sitze ich erst gegen halb zwei Uhr nachts wieder auf meinem Platz auf der Pressetribüne, maile die Interviews nach Deutschland und packe endlich meine Übertragungstechnik zusammen. Es wird gegen zwei Uhr Ortszeit gewesen sein, als ich mit BZ-Redakteur David Weigend im Schlepptau auf dem Parkplatz an meinem Mietwagen ankomme, wo Andreas und Jörg schon auf uns warten. Ich hatte David versprochen ihn von Piräus mit nach Athen zu nehmen. Um halb drei sind wir schließlich wieder in unserer Villa auf dem Berg Penteli.

Ich muss aber noch arbeiten… ich schreibe und produziere einen Nachbericht zum Piräus-Spiel für die Morning-Show von Baden.fm. Dann einen Vorbericht für das Frankfurt-Spiel - Beides ist für Freitagmorgen im Programm eingeplant. Um drei Uhr nachts setze ich mich dann endlich zum Entspannen zu den Jungs auf den Balkon, schaue auf das Athener Lichtermeer und trinke ein Glas Wein. Und dann noch eines. Als erster verabschiedet sich Andreas, dann Jörg. „Mach die Balkontür zu, wenn Du zu Dir runtergehst", meint Jörg noch. Die beiden sind hundemüde.

Ich bin nach der Radioshow, den Interviews und alldem noch voller Adrenalin, kann jetzt nicht schlafen. Mit meinem Glas und der angebrochenen Flasche Weißwein steige ich die Außentreppen runter und setze mich vor meinem Appartement an den Pool. Es ist fast schon morgens in Griechenland. Ein, zwei Gläschen trinke ich noch über den Auswärtssieg sinnierend - komme dann auch innerlich langsam runter. So um vier Uhr Ortszeit komme ich ins Bett.

Der SC hat tatsächlich mit 2:3 in Piräus gewonnen. Er hatte gegen ein deutlich stärkeres Olympiakos-Team als letztes Jahr das Spielglück, das ihm in der Bundesliga gegen Dortmund gefehlt hatte. In Summe hat der SC jetzt von sechs Pflichtspielen vier gewonnen, wie "Gintes" im Interview erwähnt hatte. Geil!

 

Zwischen vier und halb fünf schlafe ich ein, wache um 9 Uhr planmäßig auf, denn um 9.30 Uhr ist bei den Jungs oben ein gemeinsames  griechisches Frühstück bestellt. Wir frühstücken allerdings zu zweit. Andreas kränkelt etwas und rührt nichts an. Das Abendessen (Fisch, Muscheln und so) ist ihm nicht bekommen.

Dann heißt es „ciao Nina“ und wir fahren in der Nähe des Athener Airports zu einem Strand. Ein Stündchen und eine kalte Coke Zero später fahren wir zum Flughafen. Und in dieser Sekunde, da ich das hier ins Handy tippe (das iPad hatte keinen "Saft" mehr,  setzen wir in Zürich auf… Schön war‘s in Griechenland und Sonntag geht’s nach Frankfurt…