Nach dem Pokal ist vor der Liga: 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga, VfB Stuttgart gegen SC Freiburg

Rückblick auf Pokal und...

Samstag, 19. September 2020, 15.30 Uhr *

Mercedes-Benz Arena, Stuttgart *

VfB Stuttgart - SC Freiburg *

DFB-Pokal aus der Retrospektive

 

Treue Leser des SC-Tagebuchs, sprich dieses Blogs, werden sich gewundert haben, warum es kein Vorspiel gab und praktisch nichts zum Mannheim-Spiel zu finden war. Dafür gibt es eine Erklärung, die jeder verstehen müsste: Ich wurde am Montag, 14. September, stolze 60 Jahre alt. Deshalb hatte ich mir im WZO-Verlag von Montag bis Mittwoch freigenommen. Wenn ich so etwas mache, muss ich freilich eine Menge Vorarbeiten erledigen, um meine Mitarbeiter so wenig wie möglich mit meinen Aufgaben zu belasten. Da in der vergangenen Woche auch noch eine Urlaubsvertretung dazu kam, war ein Stück weit „Land unter“ und ich fand einfach keine Muße und Zeit, mich dem Tagebuch zu widmen. Ich tue das mit der Muße eines älteren Herren von 60 Lenzen nun kompakt und rückblickend…

 

Das Fußballspiel

(Mein 981. SC-Livespiel im Radio)

 

Nicht um als Neunmalkluger dazustehen, sondern, weil ich wirklich – entgegen aller Fach- und Tageszeitungen – damit gerechnet hatte, freute ich mich als ich meine Erwartung bei Bekanntwerden der Mannschaftsaufstellung bestätigt sah: Die beiden Südkoreaner, Chang-Hoon Kwon und Wooyeong Jeong, die dem letzten Test gegen Gornik Zabrze so sehr ihren Stempel aufgedrückt hatten, standen in der Startelf. Gegen die Polen hatte das Duo in der A-Elf mitgewirkt, weil Sallai bei der ungarischen Nationalelf weilte und Höler sich kurzfristig verletzt hatte. Dann waren sie so stark aufgetreten, dass ich mit ihrem Startelfeinsatz gerechnet hatte. Und auch in Mannheim machten sie ihre Sache richtig gut. Ein anderer Freiburger Profi wird diesen 13. September wohl als besonders miesen Tag in seiner Chronik vermerken. Mark Flekken sollte erstmals in einem Pflichtspiel als echte Nummer 1 des Sport-Clubs zwischen den Pfosten stehen; nicht als Ersatz, weil ein anderer verletzt war, sondern als Stammtorwart. Und was passiert? Beim Warmschießen stürzt „Flekki“ unglücklich auf seinen Ellenbogen, renkt ihn sich sogar aus und erleidet eine schmerzhafte Bänderverletzung, wie sich später im Krankenhaus herausstellen sollte. Es war die Chance für Benny Uphoff, der durch vorzügliche Leistungen bei Zweitligist Karlsruher SC auf sich aufmerksam gemacht hatte und als „Backup“ für Flekken vom Sport-Club verpflichtet worden war. Uphoff machte seine Sache in Mannheim ausgezeichnet, doch hatten die Verantwortlichen wohl unter anderem den Riesenbock von Benny beim vorletzten Testspiel in St. Gallen im Kopf und die fehlende Erstligaerfahrung. Jedenfalls wurde inzwischen für ein Jahr der deutsche U21-Nationaltorwart Florian Müller von Mainz 05 für ein Jahr ausgeliehen. Wer zum Bundesligastart in Stuttgart zwischen den Pfosten stehen wird, Uphoff oder Müller, weiß ich zur Stunde (Donnerstagvormittag) noch nicht.

Unbeeindruckt von der schweren Verletzung von Flekken noch vor dem Anpfiff, zeigte der SC dem Drittligisten in der ersten Halbzeit des Pokalspiels, wo der Hammer hängt. Drei Alu-Treffer (Grifo, Jeong, Petersen) machen deutlich, dass bis zur Pause schon weit mehr drin war als das hoch verdiente 0:1 für den Bundesligisten, das Shang-Hoon Kwon in der 19. Minute erzielt hatte.

Auch die zweite Halbzeit begann mit zwei, drei Großchancen für den SC, die aber ungenutzt blieben, sodass es genauso kam, wie ich es am Mikrofon von baden.fm befürchtet hatte: Waldhof Mannheim kam zum Ausgleich (Martinovic, 57.), bekam dadurch Rückenwind und plötzlich war in der Partie wieder alles möglich. Wie zwei Jahre zuvor in Cottbus, wo der Sieg erst nach Elfmeterschießen feststand, und letztes Jahr in Magdeburg, wo der SC nach torlosen 90 Minuten in die Verlängerung musste und der inzwischen zu Benfica Lissabon abgewanderte Luca Waldschmidt kurz nach Beginn der „extra-time“ das Tor des Tages erzielte, war es plötzlich eng – gaaanz eng.

Verglichen mit Cottbus und Magdeburg war der SC in Mannheim aber so klar überlegen und hatte so viele klarste Torchancen, dass sich ein Vergleich eigentlich verbietet. Nach dem Ausgleich sollte der SV Waldhof Mannheim vor seinen knapp 400 zahlenden Zuschauern (Corona…) auch keine weitere klare Torchance mehr bekommen. Trotzdem war es natürlich aufregend im Carl-Benz-Stadion. Gut, dass Jonathan Schmid in der 76. Minute die Ruhe und die Übersicht behielt. Im Anschluss an einen abgewehrten Eckball nahm er den Ball vor der Strafraumgrenze gekonnt an, ließ durch eine Körpertäuschung zwei Mannheimer ins Leere grätschen und netzte dann mit einem genial platzierten Flachschuss unten links ein; das 1:2, der Sieg, das Erreichen der zweiten Hauptrunde im DFB-Pokal.

 

Das Nachspiel

Für mich hatte Jonnys Treffer besondere Bedeutung: Es gab keine Verlängerung, was es mir erlaubte, doch noch zu einer vertretbaren Zeit auf meiner eigenen Geburtstagsfeier aufzulaufen – wir wollten „reinfeiern“ – zum anderen sind es jetzt noch 17 Ligaspiele und ein Pokalspiel bis zu meinem 1000. Livespiel als SC-Reporter für baden.fm. Das bedeutet: Der Einzug ins neue Stadion und das Derby-Heimspiel gegen Stuttgart könnte mein Jubiläumsspiel werden – welch ein Datum…

Eine Frage blieb nachdem Pokalspiel freilich noch: Welche Wette hat Vince verloren, dass er kurzfrsitig mit wasserstoffblond gefärbten Haaren aufgelaufen ist???

So Freunde, hier geht es heute Nachmittag weiter mit dem Vorspiel zum Bundesligaauftakt beim VfB – um 13 Uhr ist virtuelle Pressekonferenz mit Christian Streich. Mal gucken, ob er uns verrät, wer im Tor steht und ob er wieder den beiden Südkoreanern vertraut… Wetten, dass er das nicht verrät? Wie weit ist Guus Til und was ist mit einem (oder zwei) neuen Mittelfeldspielern?

In Kürze mehr…

 

Bundesligastart - das Vorspiel

Hört Euch den Mitschnitt der Pressekonferenz an! Ich habe die beiden Fragen nach dem Torwart gestellt, auch die nach der Rolle von Kwong und Jeong ... und habe die erwartete Antwort bekommen. Also keine konkrete. Ich habe auch nicht damit gerechnet, wenn ich ehrlich bin. Christian Streich erklärte aber, dass die Entscheidung für einen der beiden in Frage kommenden Torleute keine Frage für nur ein Spiel, sondern für die nächsten Spiele insgesamt ist. Deshalb wolle er sich hier noch nicht öffentlich äußern, wir Journalisten würden es ja am Samstag sehen und bis dahin könnten wir versuchen, seine Worte zu interpretieren. Wenn ich das für mein Verständnis umsetze, sieht es sehr nach Florian Müller aus - mein Reihenhaus würde ich darauf aber nicht verwetten. Allenfalls wie Vince, meine Haarfarbe.

Bei der Besetzung der vakanten offensivpositionen gab Streich zu bedenken, dass Kwon und Jeong natürlich ernst zu nehmende Konkurrenten haben - womit natürlich Roland Sallai für die rechte Außenbahn und Lucas Höler für die etwas hängende zweite Spitze gemeint sind. Da Höler gegenüber Jeong im Spiel gegen den Ball sicher Vorteile hat, könnte es sein, dass er in einem ersten Bundesligstart die etwas wahrscheinlichere, sicherere Variante ist. Andererseits geben Kwon und Jeong dem SC-Spiel eine solche neue, frische Note, dass ich, wenn es um Prognosen geht, auf die beiden SC-Asiaten setze. Jetzt schaun mer mal...

Yannik Keitel, der in Mannheim mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste, gilt noch als Wackelkandidat. Wenn er in Stuttgart fit ist, gilt er als erster Kandidat für die Position neben Nicolas Höfler auf der Doppelsechs. Alternativen sind Carlo Boukhalfa aus der Regionalligaelf und Amir Abrashi. Gerade im zentralen Mittelfeld will der SC aber noch einmal nachlegen. Auf meine Nachfrage hin kündigte Christian Streich, wenn auch im Konjunktiv. eine zeitnahe Neuverpflichtung an. Gewisse Verfahren und Regeln während der Corona-Pandemie machten einen Einsatz des möglichen Neuzugangs in Stuttgart aber unwahrscheinlich. Auch Guus Til, der sich noch nicht im Mannschaftstraining befindet, ist kein Thema für das Bundesliga-Startspiel.

Über den Gegner, Wiederaufsteiger VfB Stuttgart äußerte sich der Freiburger Trainer sehr positiv: die Mannschaft weise eine gute Mischung aus spielerischer Klasse, Tempo und Wucht auf. Zudem sei nach dem Aufstieg in den Vorbereitungsspielen eine positive Grundstimmung bei den Schwaben auszumachen, die am Samstag voraussichtlich von 8.000 Fans unterstützt werden, was Streich wiederum keine größeren Kopfschmerzen bereitet. Er begrüßt die langsame und schrittweise Rückkehr zur Normalität.

Die Aufregung um den Eilentscheid des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim zum neuen Stadion des SC, die gestzern aufploppte, war bei der Pressekonferenz kein Thema. Wohl auch, weil es zumindest mit dem SC als Erstligist ja allenfalls zwei oder drei Termine in einer langen Saison betrifft. Dann müsste man halt um 18.30 Uhr anfangen statt um 20.30 Uhr. Ich denke aber, dieser Beschluss wird eh bei der Hauptverhandlung gekippt. 

Kurz nach vier am Donnerstagnachmittag: Soeben kam die offizielle Bestätigung: Baptiste Santamaria (25), ein bärenstarker "Sechser" aus der Ligue 1 verstärkt den SC Freiburg. Ich freue mich sehr, denn in verschiedenen Verlautbarungen im Radio, in der Zeitung und in den Netzwerken hatte ich stets darauf gesetzt, dass der Franzose, der in Saint Doulchard bei Bourges groß geworden ist,  . wo ich auch schon mal bei einer sehr attraktiven Brieffreundin zu Gast war...der Königstransfer des SC wird. Meine Hoffnungen, dass Baptiste es werden würde, hingen aber weniger mit seiner Herkunft als mit ein, zwei Videos zusammen, die ich von ihm gesehen habe und von dem Eindruck, dass die französische Presse den sportlichen Verlust seines Ex-Clubs, OSC Angers, als immens betrachtet. Bienvenue à Fribourg!!!

Weiter im Text: Meine persönliche Vorbereitung auf das Auswärtsspiel in Stuttgart sieht wie folgt aus: Morgen in der Frühe habe ich zwei Auftritte in der Morningshow von baden.fm mit jeweils einer kleinen Vorschauf auf das Spiel in Schwaben. Freitagabend ist das Auftaktspiel Bayern gegen Schalke, das nun ja doch ohne Fans stattfindet, natürlich Pflicht. Samstagvormittag  möchte ich dann noch möglichst viel vom Kick der Bad Krozinger D1-Junioren gegen die SG Münstertal anschauen. Ein Vorbereitungsspiel auf die Bezirksligasaison. Die Jungs um meinen Sohn Ben, der beim FCK als Mannschaftskapitän fungiert, sind aufgestiegen und spielen jetzt als einzige Mannschaft des Vereins in der höchstmöglichen Spielklasse ihrer Altersklasse - auch gegen den SC und so :-). In den Testspielen haben sie schon zwei Bezirksligisten souverän besiegt - heute kommt der SC Lahr, am Samstagmorgen dan, wie gesagt, Münstertal, die aber in der Kreisliga kicken (glaube ich). Also, nach dem Jugendkick geht es für den - wie man vermutlich merkt, sehr stolzen Papa von ben - nach Stuttgart.

Ich bin heilfroh, dass es wieder losgeht. Der Rhythmus und der SC haben mir gefehlt. Ich ahne, wie sehr auch die Fans leiden, die nicht dabei sein dürfen, weshalb ich gar nicht so viel jammern will. Ich freue mich einfach für mich, meinen Berufsalltag und meinen Gefühlshaushalt, dass es wieder losgeht. 

Ich übertrage das Spiel VfB Stuttgart gegen SC Freiburg am Samstag ab 15 Uhr live bei baden.fm.

 

Das Fußballspiel 

(Mein 982. SC-Pflichtspiel live am Radio-Mikrofon)

Nach einem Blick auf den Zettel mit der Mannschaftsaufstellung des SC Freiburg in Stuttgart sah ich mich bezogen auf die Besetzung der Torwartposition – Florian Müller – bestätigt. Meine Haarfarbe bleibt also unbefleckt. Vor dem Keeper entdeckte ich fünf Namen von eher defensiv starken Akteuren und fünf offensiv starken Männern. Schnell stieß ich auf den Plan für die taktische Formation, nämlich 4-1-4-1. So kam es dann auch.

Auf dem Spielfeld überließ der SC dem VfB Stuttgart weitgehend die Initiative, wartete auf Fehler der jungen, in einigen Positionen noch unerfahrenen Stuttgarter Mannschaft. Der SC agierte in der Mercedes-Benz-Arena, in der er seit dem ersten Bundesligaaufstieg 1993 bis Samstag erst zweimal gewinnen konnte (1994 mit 0:4 und 2010 mit 0:1) setzte auf schnelles Umschaltspiel und bewies gegen die mäßige Schwaben-Defensive Cleverness und individuelle Klasse. Schon in der achten Spielminute stellte der SC die Zeichen auf Auswärtssieg. Eine geniale Flanke des sehr agilen ungarischen Nationalspielers Roland Sallai fand im Zentrum den sträflich ungedeckten Nils Petersen, der mit dem Kopf zur Stelle war und die mit 8.000 VfB-Fans durchaus laute und lebendige Kulisse erstmals zum Schweigen brachte.

Der SC ließ die Stuttgarter weiter anrennen, doch „irgendwann kann auch mal ein Ball durchrutschen“ befürchtete ich am Mikrofon und sollte Recht behalten, wenn auch nicht in letzter Konsequenz: In der 15. Minute lief der flinke Kongolese Silas Wamangituka von halblinks kommend frei auf Florian Müller zu. Müllers Parade bremste den Schuss des Straßenfußballers aus Kinshasa zwar ab, dennoch rollte das Leder Richtung Netz, bis in allerletzter Sekunde der heranpreschende Dominique Heintz die Kugel von der Linie fetzte.

Der Sport-Club blieb trotz dieses Aufregers in seinen Aktionen cool und effizient. In der 26. Minute präsentierten Vincenzo Grifo und Nils Petersen eine offensichtlich einstudierte Freistoßvariante: Vince schlug den Ball vom rechten Flügel flach in die Mitte, wo Nils den Ball, am ersten Pfosten wartend, per Hackentrick Richtung Tor verlängerte. VfB-Keeper Kobel verhinderte mit einer Glanzparade Petersens Doppelpack, beim Nachschuss von Roland Sallai aus kurzer Distanz lag er freilich machtlos am Boden und sah das 0:2 für den in dieser Phase geradezu abgezockt wirkenden Gast aus dem Schwarzwald.

Stuttgart hatte 63 Prozent Ballbesitz aber bis zur Pause keine weitere Torchance. Beim Halbzeitpfiff gab es auch Pfiffe von den Rängen – Pfiffe für den Aufsteiger, der in seinem ersten Bundesligaspiel nach der Rückkehr gegen einen cleveren Gegner 0:2 hinten lag. So ist halt das Anspruchsdenken in Stuttgart…

Die Entrüstung auf den coronabedingt spärlich besetzten Rängen der riesigen Arena erhielt weiter Nahrung, als der SC kurz nach Wiederanpfiff zum 0:3 einnetzte. Es war ein kluger und durchdachter Angriff in der 48. Minute, praktisch im Gegenzug eines aussichtsreichen Stuttgarter Angriffs, bei dem Florian Müller Endstation für den jungen Roberto Massimo gewesen war. Roland Sallai bediente Lucas Höler, der mit dem Ball am Fuß Richtung Grundlinie ging und einen schulbuchmäßigen Rückpass auf Vincenzo Grifo spielte. Der sympathische und schlitzohrige Deutsch-Italiener aus Pforzheim hatte keine Mühe abzuschließen – die Stuttgarter Abwehrstrategen konnten einmal mehr nur zuschauen, wie clever und abgeklärt die Kollegen aus Freiburg zu Werke gingen. In dieser Phase roch es nach einem sich anbahnenden Debakel für den VfB.

Der SC sah sich mit der 3:0-Führung im fremden Stadion in seiner grundsätzlichen Herangehensweise bestätigt und ließ den VfB weiter munter anrennen.  Castro (51.), Wamangituka (56.) und Klimowicz (58.) tauchten aussichtsreich vor Müllers Kasten auf, konnten den 22-jährigen gebürtigen Saarländer aber nicht überwinden. Auf der anderen Seite fiel fast das 0:4: Lucas Höler war plötzlich aussichtsreich durch, sein Schuss wurde abgeblockt, schien dennoch den Weg ins Tor zu finden, bis Stuttgarts Neuzugang aus Hannover, Waldemar Anton, den Ball kurz vor der Linie erreichte und machtvoll wegschoss. Allerdings traf das Leder den mit zurückgeeilten Roberto Massimo, sodass die Stuttgarter in dieser 63. Minute fast zu einem kuriosen Eigentor gekommen wären.

Die Munition der Gäste war nach einer guten Stunde Spielzeit verschossen und es begann das letzte Drittel des Spiels, das die VfB-Fans wieder mit ihren Stars versöhnte. Stuttgart griff weiter an und verbesserte sich dabei in den fußballerischen Mitteln. So stellte sich Erfolg ein: Ein Traumpass von Didavi erreichte den eingewechselten Kaminski und der machte sein Jokertor zum 1:3 in der 71. Minute. Fortan schnürte der VfB die Freiburger förmlich am eigenen Strafraum ein, holte eine Serie von Eckbällen und traf in der 81.Minute durch Silas Wamangituka zum 2:3. Der SC wankte bedenklich und drohte den Sieg aus den Händen zu geben. Zwei Mal forderten die Stuttgarter Elfmeter: Einmal sprang der Ball Philipp Lienhart von der Brust an den Oberarm – einmal riss Lucas Höler im Strafraum einen Gegenspieler um. Dennoch war es in beiden Fällen richtig, nicht auf Elfmeter zu entscheiden, denn erstens gilt es als entlastend für den „Übeltäter“ wenn der Ball von einem anderen Körperteil an die Hand springt und zweitens gehört die Schulter bzw. der oberste Teil des Oberarms regeltechnisch nicht mehr zur Hand. Beim offensichtlichen Foul von Höler war der Ball vor einem Freistoß noch nicht freigegeben – ein Elfmeter wäre daher ein klarer Regelverstoß gewesen. Nur eine persönliche Strafe, etwa „Gelb“ wäre in Frage gekommen. Da das Umklammern des Gegenspielers aber kein grobes Vergehen ist, hatte Höler Glück, denn es wäre in seinem Fall „Gelb-Rot“ gewesen. Kompliment an Schiedsrichter Benjamin Cortus in Stuttgart und Bibiana Steinhaus im Kölner Keller, dass sie beide Situationen regelkonform eingeschätzt haben. Das war bei Gastspielen von Freiburg in Stuttgart in den Vorjahren nicht immer so…

Der Rest war Florian Müller. Die junge Leihgabe aus Mainz war in der Schlussphase – besonders während der sechsminütigen Nachspielzeit – stets im Fokus und ließ nichts anbrennen. Ein Klasse-Debüt des neuen SC-Torwarts. Als auch ein verdeckter Distanzschuss von Klement in der 95. Minute bravourös pariert wurde, war der dritte Bundesliga-Sieg des SC Freiburg in Stuttgart endlich in trockenen Tüchern.

 

Das Nachspiel

Erster Spieltag, erster Sieg, dann auch noch auswärts und in Stuttgart – eigentlich alles super! Die mir geläufige Leere am Ende einer baden.fm-Bundesligashow in der ich alles gegeben hab, die ungewohnte passive Spielweise (also „nicht schön aber clever“, wie ein Stuttgarter Kollege treffend geurteilt hatte) und die über siebenminütige nervenaufreibende Schlussphase, die ich kommentieren durfte/musste verhinderten Euphorie in meinem Herzen. Ich freute mich total, klar, ging aber schnell zu „business as usual“ über. Da es wegen der Corona-Problematik Pressekonferenzen nur virtuell gibt und meine sonst übliche Aufgabe, Interviews mit Christian Streich und zwei, drei Spielern zu führen, gerade entfällt, packte ich meine sieben Sachen zusammen und trottete zu meinem Auto, das ich im Parkhaus direkt hinter der Haupttribüne hatte parken dürfen. Ich schaltete das Navi ein und gab die Adresse vom Heuboden ein, wo ich zu einem Sommerfest von baden.fm eingeladen war – Hotelübernachtung inklusive, damit man auch etwas trinken konnte. Es wurde ein richtig schöner Abend mit dem gesamten Team, angeführt von Geschäftsführer Christian Noll. Er und die Kollegen überraschten mich zudem mit einem tollen Geschenk zu meinem runden Geburtstag vom vergangenen Montag: Ein Empfänger für UKW, DAB und Internet-Radio mit eingebauten Radiowecker und allen Schikanen. So kann ich jetzt nachts zum Einschlafen mit meiner Frau Yoany über die Funktion Internet-Radio den Sender „Bachata-Radio“ aus ihrer dominikanischen Heimat hören und mich morgens von der baden.fm-Morgenshow wecken lassen. Das vielseitige Gerät steht jetzt nämlich auf meinem Nachttisch. Ganz herzlichen Dank, Ihr lieben Mitleser aus dem Sender!

Zum Abschluss präsentiere ich allen Tagebuch-Lesern noch meine Zeitungskolumne für ReblandKurier (Breisgau / Markgräflerland) und Wochenblatt (Landkreis Lörrach) für die Ausgaben von kommendem Mittwoch:

 

SC INTEAM

Der Start in die neue Saison war für den SC Freiburg und seine Anhänger sehr vielversprechend. Die Mannschaft startete mit zwei Auswärtssiegen: 1:2 beim engagierten Drittligisten Waldhof Mannheim im DFB-Pokal und 2:3 beim ambitionierten und finanziell fürstlich aufgestellten Wiederaufsteiger VfB Stuttgart in der Bundesliga. In der Fehleranalyse für Trainer Christian Streich  sind die Parallelen aus beiden Spielen sicher nicht uninteressant: Nach eindrucksvoller erster Halbzeit und gutem Start in die zweite Hälfte, ließ der SC sowohl in Mannheim als auch in Stuttgart gegen Mitte der zweiten Halbzeit nach und erlaubte den Kontrahenten in beiden Partien, zurück ins Spiel zu kommen und den Ausgang  wider Erwarten noch einmal spannend zu machen. So kam es, dass zwei Spiele, in deren Verlauf es Momente gab, in denen Beobachter keinen Pfifferling mehr auf den Gegner des SC gesetzt hätten, am Ende denkbar knapp zu Ende gingen und den Freiburger Siegen in der Nachbetrachtung das Attribut „glücklich“ angehängt werden musste. Die Ursachenforschung ist längst im Gange.

Personell hat es beim SC kurz vor dem Bundesligastart ungewohnt viel Bewegung gegeben: Da sich der als neue „Nummer eins“ vorgesehene Mark Flekken beim Aufwärmen in Mannheim so schwer am Ellenbogen verletzte, dass ein Ausfall bis tief ins Jahr 2021 zu befürchten ist, wurde der talentierte Torwart Florian Müller von Mainz 05 ausgeliehen. Ein guter Griff, wie Müller in Stuttgart bereits unter Beweis stellen konnte, wo er sein 43. Bundesligaspiel  bestritt. Da Müllers Freundin ohnehin Freiburgerin ist, wird er sich hier schnell akklimatisieren.  Als Rekordtransfer gilt die Verpflichtung des 25-jährigen „Sechsers“ Baptiste Santamaria von OSC Angers.  Der Franzose durfte wegen der  Corona-Regeln im „Sonderspielbetrieb  Bundesliga“ erst nach zwei negativen  Tests erstmals mit seinen neuen Mannschaftskameraden zusammentreffen. So saß der „Königstransfer“ des SC in Stuttgart (noch) neben dem ihn in der Anfangszeit betreuenden Karim Guédé auf der Tribüne. Schon am kommenden Sonntag, 18 Uhr, gegen den VfL Wolfsburg (live bei Sky und baden.fm) wird  der zentrale Mittelfeldstratege vermutlich für den SC auflaufen, steht er doch, aus dem laufenden Spielbetrieb der französischen  „Ligue 1“ kommend, voll im Saft, wie die Fußballer sagen. Santamaria, dem von den OSC-Fans in Angers beeindruckend viele Krokodilstränen hinterher geweint werden, wie die sozialen Netzwerke offenbaren, hat das Zeug, eine echte Verstärkung in der zentralen Achse des Sport-Clubs zu werden. Dass der VfL Wolfsburg ein ganz anderes Kaliber aufweist als Aufsteiger VfB Stuttgart, sollte allerdings jedem klar sein. Am Sonntag muss der SC an seine Grenzen gehen, um (auch) im ersten Heimspiel zu punkten. (Zitatende)

 

Bis demnächst, Freunde...